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TA-Universum: GOOD HOPE - Der zweite Galaktische Krieg

Alles Geschriebene, was keinem Fandom entspringt, sondern lediglich eurer eigenen Fantasie

TA-Universum: GOOD HOPE - Der zweite Galaktische Krieg

Beitragvon Kai the spy » So 23. Jan 2011, 04:40

Hallo miteinander,
um euch die Wartezeit auf "Star Trek Beyond" zu verkürzen (und weil ich es eh vorhatte), bringe ich hier mal das, was ich in meinem eigenen SF-Universum schon verbrochen habe. Den chronologischen Anfang macht GOOD HOPE, eine Geschichte, die ich vor Jahren in neun Teilen für das Fanzine XUN geschrieben habe. Im Nachhinein sehe ich, dass ich dabei ziemlich viel falsch gemacht habe (zu kurze Kapitel, zu oft Charaktere und Schiffe nach SF-Persönlichkeiten benannt, zu wenig im Voraus geplant, Inkonsistenz bei der Schwerelosigkeit auf den Raumschiffen), aber auch das eine oder andere Richtige. Die Nachfolge-Produktionen aus dem Universum der Terranischen Allianz sind mir deutlich besser gelungen, und gerade der zweite Mehrteiler RAUMSCHIFF CAWDOR wurde von meinen bisherigen Lesern mit Lob überschüttet (und ich erzähle euch das, weil ich voll der Narzist bin). Zwar kann man den späteren Stories auch folgen, ohne diese Jugendsünde gelesen zu haben, aber es hilft, die historischen Ereignisse zu kennen, und einige Charaktere tauchen auch später noch auf. Und bevor ich noch mehr potentielle Leser verschrecke, höre ich jetzt lieber auf.
Disclaimer: Die folgende Geschichte und die darin vorkommenden Figuren und Geschehnisse sind geistiges Eigentum des Autors(mir). Reproduktion nur mit Genehmigung des selbigen(mir) erlaubt.


GOOD HOPE
Der zweite Galaktische Krieg

von Kai Brauns


Teil 1: Der Himmel voller Sterne


Captain William Stewart blickte durch das große Sichtfenster in der Kommandozentrale der GOOD HOPE. Er seufzte, als er den Planeten Proxima II erblickte. Dort unten war eine relativ junge Kolonie der Terranischen Allianz. Noch jünger war jedoch die GOOD HOPE, die erste Raumstation der Space Force. Sie war walzenförmig gebaut und rotierte, um die künstliche Schwerkraft zu gewährleisten. In dieser Hinsicht war der Dienst auf der GOOD HOPE angenehmer als auf einem der vielen Schiffe der Space Force, welche noch nicht über künstliche Schwerkraft verfügten. Allerdings, so wußte Stewart, arbeiteten die Wissenschaftler der TA bereits daran.
Er wandte sich um und trat auf den schmalen Steg, der über eine Ausbuchtung führte, in der mehrere Leute an ihren Terminals arbeiteten.
An jenem Morgen war der Abzug von dreien der fünf Raumschiffe, die sonst um die GOOD HOPE stationiert waren, befohlen worden. Soeben war das letzte, die BRADBURY, abgeflogen. Zurück blieben die RODDENBERRY und die STRACZYNSKI.
Stewart ließ sich auf seinen Sessel in der Mitte der Kommandozentrale fallen. Dieser Sessel lag auch über der Mitte der Einbuchtung. Er befand sich im Zentrum eines Kreuzsteges, der über die Einbuchtung führte.
„Gibt es etwas neues vom Krieg im Orion?“ fragte er gelangweilt.
„Es heißt, die Hildar hätten ein Nest von Widerständlern auf Orion 6 entdeckt,“ rief Lieutenant Christian von ihrem Terminal auf der rechten Seite der Zentrale aus.
„Ich frage mich, was noch nötig ist, um den Senat endlich zum Eingreifen zu bewegen!“
Stewart bedachte die junge Frau mit besorgtem Blick. Die junge Offizierin hatte offensichtlich noch nicht viel Kampferfahrung. Doch Stewart erinnerte sich noch allzu gut an den Galaktischen Krieg. Er erinnerte sich an den Feind, und der Himmel war voller Sterne, und jeder Stern war ein zerstörtes Schiff. Nein, Captain Stewart hatte nicht das Verlangen, erneut in den Krieg zu ziehen.
Im Orion-System herrschte Krieg. Die Hildar von Orion IV waren vor einigen Jahren unter dem Diktator Er’Kar auf Tramaris eingefallen. Systematisch brachte die Hildar, mit Hilfe der Heeldar von Orion VII, die auf ihnen lebenden Iliar um. Er’Kar träumte anscheinend von der großen galaktischen Herrschaft der Hildar. Bisher begrenzte sich der Krieg auf Orion und die Nachbar-systeme Tramaris und Da’Mehr.
Es war der 7. Dezember 2151. Im Proxima-System war alles ruhig. Auf GOOD HOPE war es früher Morgen. Stewart glaubte, dass es ein recht ereignisloser Tag werden würde. Er war gerade auf dem Weg zum Replikator, um sich eine Tasse Kaffee zu replizieren, als der Alarm losging. Hastig lief er zum Sichtfenster. Ein Hyperraumsprungtor erschien aus dem Nichts. Und aus diesem Sprungtor flogen zwei große Kampfschiffe, länglich, mit einem großen Schild an der Vorderseite und einem weiteren über dem Heck. Es waren Schiffe der Heeldar. Er wandte sich um und rief: „Roter Alarm, schickt die Piloten zu den Jägern! Und geben Sie mir einen Kontakt zu unseren Schiffen!“
Die Mannschaft reagierte sofort. Der strategische Offizier gab die Nachricht zu den Piloten, der Kommunikationsoffizier sorgte für eine telepathische Funkverbindung mit den Kommandanten der beiden Zerstörer der Space Force. „Verbindung steht,“ rief er seinem Captain zu.
Stewart strich leicht über seinen Telepathen, der an seiner rechten Schläfe klebte. Die Technologie, die bestimmte Gehirnwellenmuster in Funksignale verwandelte und absendete, war ihnen vor knapp 60 Jahren von den Hildor von Orion 4 überbracht worden. Nun konnte Stewart die angespannten Gesichter der Captains Clark von der RODDENBERRY und Santiago von der STRACZYNSKI sehen, obwohl seine Augen nichts dergleichen erfassten.
„Wir sind auf roten Alarm gegangen,“ sagte Clark. „Unsere Jäger sind bereits auf dem Weg nach draußen.“
„Bei uns sieht es genauso aus,“ berichtete Santiago. „Wir werden den fremden Schiffen nun entgegen fliegen, die RODDENBERRY sollte zurückbleiben. Wenn die Heeldar uns feindlich gesinnt sind, werden wir das merken.“
„In Ordnung,“ antwortete Stewart, ohne wirklich zu sprechen. Seine Gedanken wurden direkt übertragen. „Eröffnen Sie das Feuer nicht als Erster, wir haben nicht die Absicht, uns in den Krieg einzumischen!“
„Verstanden,“ bestätigte Santiago. „Wir versuchen erst, Kontakt zu ihnen herzustellen.“

Draußen in der Nacht jagte die STRACZYNSKI der Gruppe der Heeldar entgegen. Als der Abstand nur noch 2000 Kilometer betrug, fingen die Heeldar an, zu feuern. Aus den Hangars an den Seiten der Schiffe wurden insgesamt 56 Jäger ausgesandt. Die STRACZYNSKI war mit jedem neu-en Schuss von einem Leuchten umgeben, dass ihren Schutzschild andeutete.

„Gegenfeuer,“ rief Santiago seinem strategischen Offizier entgegen. Dieser gab den Befehl weiter an die Kanoniere, die über das Schiff verstreut ihre Laserbatterien auf die feindlichen Schiffe richteten. Energieblitze flogen zwischen den Raumschiffen hin und her.
Santiago beobachtete das gegenseitige Abschlachten mit Angst. Er wußte kaum, was zu tun war, die Terranische Allianz hatte seit dem Galaktischen Krieg nicht mehr an Schlachten teilgenommen. Ihre schlimmsten Feinde waren seit Jahren kleine Piratengruppen. Er krallte sich an den Armlehnen seines Sessels fest. Schließlich fasste er einen Entschluss. „Lenkt das Feuer auf den Heeldar auf Koordinaten 99/4/21! Unsere Jäger sollen uns die feindlichen Flieger vom Hals halten!“ Dann suchte er erneut den telepathischen Kontakt zu den beiden anderen Kommandanten. „Clark, bewegen Sie Ihren Arsch hierher! Wir kümmern uns um den...“

Weiter kam er nicht. Einer der dolchförmigen Jäger der Heeldar hatte sich auf eine Stelle des Schutzschildes konzentriert und hatte schließlich eine Lücke schießen können. Dort war er hindurch geflogen und feuerte nun auf die Außenhülle des Schiffes. Bald kam er nahe an die Brücke der STRACZYNSKI. Er beschleunigte und rammte durch die Schiffshülle. Die Brücke des Zerstörers ging in einer großen Explosion unter. Das Schiff trudelte. Die Steuerung war völlig außer Kontrolle. Das beschädigte Schiff kam einem der beiden heeldarischen Zerstörer gefährlich nahe. Man konnte noch beobachten, wie die Heeldar auszuweichen versuchten. Doch es war zu spät. Die STRACZYNSKI rammte gegen die Außenhülle des feindlichen Schiffes.

„Oh, mein Gott,“ stieß Stewart aus, als er die gigantische Explosion beobachtete. Er wandte sich um, als die Explosion zu hell wurde. Als das Vakuum des Raumes das Flammenmeer gelöscht hatte, sah er wieder zum Sichtfenster hinaus. Das Schiff der Heeldar driftete noch einige Augenblicke. Dort, wo die STRACZYNSKI eingeschlagen war, klaffte nun ein so großes Leck, dass es fast die ganze Seite des Schiffes aufgerissen hatte. Der Reaktor war wohl betroffen, da der Zerstörer nach wenigen Augenblicken von Explosionen geschüttelt wurde, bis schließlich das ganze Schiff vernichtet war.
Die Space Force Jäger schwirrten durch den Raum und holten in ihrer Verzweiflung einige der feindlichen Kleinschiffe vom Feld. Der verbliebene Jäger der Heeldar nahm nun Kurs auf GOOD HOPE.

„Sir, Verstärkung wird erst in vier Stunden eintreffen!“
„Wir haben keine vier Stunden mehr,“ rief Captain Clark.
„Das feindliche Schiff wird bereits in fünf Minuten hier sein!“ Er dachte angestrengt nach. „Verdammt, ich sehe keinen Ausweg!“

Stewart beobachtete das näherkommende Schiff. Die GOOD HOPE war als Raumstation nicht gut genug bewaffnet, um wirklich etwas zum Kampf beitragen zu können. Er wandte sich an Lieutenant Christian. „Evakuieren Sie alle Besatzungsmitglieder, die nicht unbedingt gebraucht werden! Schicken Sie sie nach Proxima II!“
Christian nickte. Stewart sah ihr an, dass sie sich zusammenriss, um nicht in Tränen auszubrechen. Als sie sich abwandte, um den Befehl auszuführen, starrte der Captain ihr einige Augenblicke nach. Telepathisch empfahl er Clark dieselbe Vorgehensweise. Er hatte einen Plan. Doch dieser Plan verlangte Opfer.

Lieutenant Marina Christian beobachtete, wie die Mengen an Crewmen in die Shuttles liefen. Sie selbst würde als letzte einsteigen. Sie biss sich auf die Unterlippe, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Niemand sollte ihr anmerken, wieviel Angst sie hatte.

Die Brücke war anders aufgebaut als die Kommandozentrale der GOOD HOPE. Ganz zu vorderst saßen Steuermann und Navigator, nur wenige Schritte vom Sichtfenster entfernt. Die anderen Terminals befanden sich an den Wänden des kleinen Raumes. In der Mitte saß Captain Clark auf dem Kommandosessel. Er zupfte nervös an den Gurten, mit denen er sich am Sessel festgeschnallt hatte, um nicht in der Schwerelosigkeit einfach davon zu treiben. Captain Clark starrte auf den sich nähernden Zerstörer der Heeldar. Immer wieder gab es Explosionen um das feindliche Schiff herum. So gut wie alle waren Einmannjäger, die meisten davon waren von ihnen.
Er rekapitulierte Stewarts Plan in seinem Kopf. Auch er sah keine andere Möglichkeit.

Endlich waren alle Crewmen in den Shuttles. Nun stieg auch Christian hinzu. Hinter ihr schloss sich das Schott. Sie setzte sich auf den Sitz direkt hinter dem Schott. Sie spürte einen Ruck. Sie waren gestartet. Durch ein Rückfenster konnte sie die Station beobachten. Sie versuchte so sehr sie konnte, doch die Angst und die Trauer waren ihr deutlich anzusehen.

Auch von der RODDENBERRY starteten die Shuttles. Insgesamt 13 der kleinen Raumschiffe flogen mit 154 Menschen an Bord auf Proxima II zu.

„Das feindliche Schiff ist jetzt in Schussweite, Sir,“ meldete der strategische Offizier.
Stewart seufzte. Über seinen Telepathen gab er Clark das Signal.

Die RODDENBERRY setzte sich in Bewegung und begann mit Dauerfeuer auf das feindliche Raumschiff. Plötzlich schob sich der Bugschild nach oben und gab die Sicht auf ein Dutzend Torpedokatapulte frei.
„Oh, mein Gott!“ Clark wurde schwindelig. „Volle Energie auf die vorderen Deflektoren!“
Doch da wurden bereits die Torpedos abgefeuert. Es hagelte Photonentorpedos, und nach nur wenigen waren die Schutzschilde der RODDENBERRY bereits zusammengebrochen. Nun trafen die Torpedos auf die Außenhaut des Schiffes und rissen es nach nur zwei Minuten auseinander.

Stewart starrte auf das explodierende Schiff. Er presste die Lippen zusammen. Du musst dich zusammenreißen, sagte er sich. Dann wandte er sich seinem Kommunikationsoffizier zu und befahl: „Schicken Sie den Heeldar eine Nachricht: Wir kapitulieren! Sie können gefahrlos andocken.“
Lieutenant Patricks, der Kommunikationsoffizier, nickte, wobei ihm der Schock anzusehen war. Trotzdem befolgte er den Befehl.

Das Schild wurde wieder vor den Bug gelassen und der Zerstörer näherte sich der Raumstation.
Die GOOD HOPE senkte die Schutzschilde und zog die Energie aus den Waffensystemen.
Lieutenant Christian beobachtete durch das Rückfenster, wie der Zerstörer in das Dock der großen Raumstation hineinflog. Eine Weile passierte nichts. Die Raumstation wurde immer kleiner. Und plötzlich gab es eine gigantische Detonation. Über die ganze Station verteilt gab es Explosionen, die das große Gebilde am Himmel in ihre Atome zerlegte. Christian ahnte was passiert war. Captain Stewart hatte zum Schein kapituliert und gewartet, bis die Heeldar angedockt waren, um dann den Reaktor zu überlasten. Er hatte die Selbstzerstörung gewählt, um den Feind zu vernichten.
Eine Träne lief Christian über das Gesicht, als sie nach draußen starrte, und der Himmel war voller Sterne.


Teil 2: Aufstellung


Ryan Cartwright lag in seinem Bett. Das Licht war aus, doch er war wach. Erneut blickte er zur Uhr, deren Ziffern rot leuchteten. Es war eigentlich höchste Zeit.
Endlich meldete der Bordcomputer den Kontaktversuch von Anton Sverenson, dem Verteidigungsminister. Cartwright stand auf und warf sich seinen Morgenmantel über den Pyjama. "Licht," sagte er an den Computer gerichtet. Sofort ging die Deckenlampe des Schlafzimmers an. Cartwright straffte den Gürtel des Mantels, nahm den Telepathen von seinem Nachttisch, drückte ihn an seine Schläfe und gab dem Computer Bescheid, dass er für den Kontakt bereit war.
Funksignale wurden an den Telepathen gesandt, welcher sie Gehirnwellen umwandelte und Cartwright weitergab. Vor seinem geistigen Auge sah er Sverenson vor sich stehen.
"Mister President," schien Sverenson zu sagen. "Wir haben gerade eine Nachricht von Proxima II erhalten. GOOD HOPE wurde angegriffen. Sowohl die Station, als auch die Schiffe RODDENBERRY und STRACZYNSKI sind zerstört worden."
Cartwright nickte bedächtig. Dann wandte er sich um, ging zum kunstvoll verzierten Kühlschrank und holte eine Flasche Champagner heraus. Er öffnete sie und schenkte sich ein. Nun wandte er sich mit dem Glas in der Hand wieder Sverenson zu, erhob sein Glas und sagte: "Wir haben gerade den Krieg gewonnen."

Captain Michael Brooks saß in seinem Sessel in der Mitte der Brücke des Space Force Raumschiffträgers DARLTON und beobachtete beiläufig, wie diverse Einmannjäger draußen im All Kampf-übungen durchführten. Sie waren auf Patrouille im Sternensystem Tau Ceti, in der Nähe des Planeten Tau Ceti IV. Die meisten Leute waren mit Sensorenauswertung beschäftigt, aber niemand behelligte den Captain damit. Die Sensoren zeigten selten etwas Ungewöhnliches an. Aber immerhin, vor drei Tagen hatten sie eine kleine Gruppe von Schmugglern erwischt, die illegal Schwefel auf Tau Ceti VI abgebaut und ins Hoheitsgebiet des Philion Imperiums, wo Schwefel selten und auf Grund der halluzinogenen Wirkung auf die im Philion herrschenden Borten sehr begehrt, aber illegal war. Doch seitdem war es wieder ruhig.
Über seinen Telepathen hörte Brooks Musik, um sich zu entspannen. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und seufzte dabei.
"Captain?!"
Brooks horchte auf, schaltete die Musik ab und wandte sich an Lieutenant Nichols, den Kommunikationsoffizier.
"Sir, eine Meldung vom Hauptquartier. Präsident Cartwright wird in einigen Augenblicken über Telepathen eine wichtige Erklärung abgeben."
Brooks verarbeitete die neue Information kurz, dann sagte er: "Geben Sie der Crew Bescheid!"
Er blickte ins Leere, wissend, dass gleich das Bild des Präsidenten vor ihm erscheinen würde.
Doch zuerst sah er noch den Pressesprecher des Präsidenten, der Selbigen ankündigte: "Meine Damen und Herren, Bürger der Terranischen Allianz, es folgt eine Erklärung von Präsident Ryan Ebenezer Cartwright!"
Sofort wurde er mit dem Bild Cartwrights ersetzt. Der Präsident blickte sein Publikum beklommen an. "Liebe Bürger der Terranischen Allianz, der letzte Tag war ein schwarzer Tag für unsere Welten. Am 7. Dezember 2151 wurde die Raumstation GOOD HOPE im Proxima-System von mehreren Schlachtschiffen der Heeldar ohne Provokation angegriffen. Sowohl GOOD HOPE, als auch die beiden anwesenden Space Force-Schiffe RODDENBERRY und STRACZYNSKI wurden bei der Verteidigung der Terranischen Allianz vernichtet. Den mir vorliegenden Zahlen zufolge wurden etwa 3560 Soldaten getötet. Immerhin gelang einer Gruppe von 4081 Männern und Frauen die Flucht nach Proxima II. Wir werden diesen Männern und Frauen an Bord der STRACZYNSKI, der RODDENBERRY und der GOOD HOPE auf ewig Dank schuldig sein. Und wir haben die Pflicht, jene, die uns angriffen zu bekämpfen, und dem Tod dieser Soldaten eine Bedeutung zu geben. Seit Jahren herrscht Krieg im Orion. Seit Jahren blieben wir neutral. Nun wurden wir unfreiwillig Teil in diesem kosmischen Spiel, und nun müssen wir unser Möglichstes tun, um es zu beenden und zu siegen. Der Feind hält uns für schwach, sonst hätte er uns nicht angegriffen. Nun müssen wir beweisen, dass wir nicht schwach sind. Dass wir stark sind. Hiermit erkläre ich den Hildar von Orion IV und den Heeldar von Orion VII offiziell den Krieg. Hiermit ist das Kriegsrecht ausgerufen. Beten wir, dass dieser Krieg schnell und unblutig beendet werden kann." Damit war die Übertragung beendet.
Captain Brooks blickte ungläubig ins Leere.
"Captain," meldete Nichols. "Wir haben Befehl, bei Procyon B Aufstellung zu nehmen und uns dort mit vier anderen Schiffen zu treffen. Wir sollen dort weitere Befehle abwarten."
Brooks atmete tief durch. "Sagen Sie den Jägern da draußen, sie sollen nach Hause kommen!"
"Aye, Sir," antwortete Nichols.
Dann wandte sich Brooks an den Piloten: "Commander Takei, berechnen Sie einen Kurs nach Procyon B!"
"Aye," antwortete der Pilot.
"Nichols, geben Sie Mr. Tucker unten im Maschinenraum Bescheid, dass wir in wenigen Augenblicken ein Sprungtor öffnen müssen!"
"Aye, Captain! Die Jäger sind wieder an Bord."
Captain Brooks starrte durch das große Panoramafenster nach draußen, in die ewige Nacht.
"Kurs berechnet," meldete Takei.
"Sprungtor öffnen," befahl Brooks.
Takei betätigte einige Knöpfe und Regler. Draußen im All öffnete sich ein rötlich strahlendes Tor in den Hyperraum. In menschlichen Augen schien das Sprungtor zu rotieren. "Fertig machen zum Sprung!"
"Fertig, Sir!"
"Jetzt, Takei!"
Die DARLTON steuerte auf das Sprungtor zu und wurde schließlich scheinbar hinein gesogen. In Ordnung, dachte Brooks. Dann stellen wir uns mal aufs Brett.


Teil 3: Motive


Er'Kar saß vor seinem Fenster und blickte hinaus, auf Brallta, die Hauptstadt von Orion IV und somit Zentrum des Neuen Hildarischen Reiches. Es war Nacht. Die Sterne funkelten am Firmament, und im Orbit konnte man diverse Raumwerften ausmachen. Der Führer der Hildar wandte sich vom Fenster weg und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Er blickte auf den Monitor des in den Tisch integrierten Terminals und nahm sowohl die Bilder, als auch die dazugehörigen Düfte in sich auf, welche von den jüngsten Geschehnissen an der Front und den Vernichtungslagern auf den Monden Ja'Pral und Terrok Nor berichteten.
Die Hildar stammten von den Helder, den Bewohnern von Orion Prime ab. Es war viele Jahrtausende her, dass die Helder sich im Gürtel des Orion verbreiteten. Sie ließen sich auf Orion IV, Orion VI und Orion VII nieder. Die dortigen Kolonien entwickelten über die Jahrhunderte Unabhängigkeit und wurden schließlich eigene Reiche. Später bekamen auch Orion XI und XV ihre Unabhängigkeit, jedoch waren sie bis heute keine größeren Mächte und hielten sich aus der galaktischen Politik weitgehend raus. Biologisch waren die Völker der Hildar, der Hildor, der Hilder, der Heldar und der Heeldar noch fast identisch mit den Helder. Sie waren behaart, trugen daher keine Kleidung, wie andere Spezies, stattdessen hatten sie Scham in Bezug auf ihren natürlichen Körpergeruch, welchen sie in der Öffentlichkeit mit künstlichen Duftstoffen übertünchten. Sie waren Carnivoren, und von ihren Raubtiervorfahren hatten sie noch die Reißzähne und Krallen, welche sie selten abschnitten. Lange, kräftige Krallen waren noch immer ein Statussymbol und zeugten von innerer Stärke.
Ein Mensch, dem Er'Kar einst begegnete, hatte ihre Körperform mit einem mythologischen Wesen namens Zentaur verglichen.
Ein Signal ertönte und das Knurren seines Sekretärs ließ Er'Kar wissen, dass der Priester Ne'Don angekommen war. Er'Kar ließ ihn eintreten.
Die Tür glitt zur Seite und der heilige Mann trat ein. Er'Kar erhob sich vom Boden und ging um den Schreibtisch herum. "Gruß, Erhabenheit," knurrte Er'Kar.
"Ich hörte, dass die Terran Alliance angegriffen wurde." Der Priester kam immer schnell zur Sache, was für seinen Berufsstand unüblich war. Er hielt sich nie lang mit Segenfloskeln auf. Aber andererseits war Ne'Don kein Priester der Hauptreligion.
"Die Heeldar haben die Station GOOD HOPE angegriffen und vernichtet," berichtete Er'Kar. "Wie gewollt werden die Menschen nun in den Krieg eingreifen."
Ne'Don blickte den Führer zufrieden an. "Sehr gut," sagte er. "Die Älteren werden zufrieden mit dir sein."

"Guten Abend, Captain Brooks," begrüßte Admiral Benson den Neuankömmling via Telepathen.
"Admiral," entgegnete Brooks. "Wie ist die Lage, Sir?"
"Wir warten noch auf die Raumschiffe Shuster und Finger. Wir werden dann gemeinsam zum Gürtel des Orion aufbrechen. Im Übrigen habe ich noch einen neuen Offizier für Sie, Captain."

"Lieutenant Commander Marina Christian, Sir," meldete sich die junge Frau und versuchte, so gut es in der Schwerelosigkeit möglich war, stramm zu stehen und zu salutieren. "Bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen!"
Brooks musterte seine neue erste Offizierin. "Erlaubnis erteilt! Stehen Sie bequem, Comander!"
Christian lockerte ihre Haltung und trat die Shuttlerampe hinunter. Der Captain machte eine einladende Geste und sie gingen/schwebten nebeneinander her.
"Wie ich hörte, waren Sie bis gestern noch auf der GOOD HOPE stationiert," meinte der Captain. "Darf ich fragen wie es Ihnen geht?"
"Ich habe viele Freunde verloren, Sir," antwortete Christian mit fester Stimme.
"Der Verlust muss Sie schwer treffen, Comander."
Christian sah ihren neuen Kommandanten überrumpelt an. Für einen Moment war ihr der Schmerz ins Gesicht geschrieben, doch sie fing sich sofort wieder. "Wenn Sie nichts dagegen haben, Sir, würde ich gern zuerst mein Quartier aufsuchen! Ich würde nur ungern mein Gepäck mit auf die Brücke nehmen."
Captain Brooks blickte die junge Frau eindringlich an. Er winkte einen jungen Matrosen herbei.
"Sir?!"
"Führen Sie Commander Christian zu Quartier B5," befahl Brooks. An den Commander gewandt sagte er: "Ich werde auf der Brücke auf Sie warten, Commander. Wenn ich es sagen darf, nehmen Sie sich ruhig Zeit."
Comander Christian nickte und folgte dem Matrosen den Korridor entlang.

Es waren nur 15 Minuten vergangen als Christian auf die Brücke kam. Überrascht sah Brooks sie von seinem Kommandosessel aus an. Wieder salutierte der junge Commander. Brooks legte die Sicherheitsgurte ab, die ihn am Sessel hielten, und kam auf Christian zu. "Commander, bevor Sie Ihren Dienst antreten, möchte ich noch einmal mit Ihnen reden!"
Christian schluckte und nickte.
"Takei, Sie haben die Brücke! Sobald die Situation sich ändert, benachrichtigen Sie mich in meinem Bereitschaftsraum!"
"Aye, Sir," meldete der Pilot.
Gemeinsam gingen Brooks und Christian durch eine Tür auf der rechten Backbordseite der Brücke. Dahinter befand sich das Büro des Captains, sein Bereitschaftsraum. Brooks setzte sich hinter den Schreibtisch, schnallte sich am Sessel fest, und lud Christian mit einer Geste ein, auf einem der beiden Gästesessel Platz zu nehmen. Christian setzte sich und schnallte sich ebenfalls fest.
Brooks trommelte mit seinen Fingern auf der Armlehne und beobachtete seinen neuen Offizier. Sie war deutlich nervös. "Sie haben ein ziemlich traumatisches Erlebnis hinter sich, Commander," begann Brooks. "Sie haben Freunde verloren. Wenn ich mich nicht irre, war Captain Stewart ihr Kommandant auf der GOOD HOPE."
"Ja, Sir," bestätigte Christian, wobei sie Augenkontakt vermied und stattdessen ins Leere starrte.
"Ich habe Captain Stewart gekannt, er war ein sehr guter Mann! So wie ich ihn kenne, hat er junge Offiziere wie Sie unter seine Fittiche genommen. Wie würden Sie Ihre Beziehung zu Captain Stewart beschreiben?"
Christian biss sich auf die Unterlippe. "Er war ein sehr guter Captain. Er war für uns alle eine Art Vaterfigur. Naja, für die Senioroffiziere wohl eher ein Kamerad, aber er..." Sie brach ab, als ihre Stimme unsicherer wurde.
Captain Brooks blickte sie einige Momente lang an. "Und Freunde hatten Sie sicher auch einige unter Ihren Kameraden. Ich bezweifle, dass alle von ihnen überlebt haben."
Christian antwortete nicht, sondern starrte weiter ins Leere. Brooks bemerkte, dass ihre Augen feucht wurden.
"Warum sind Sie hier?"
Die junge Frau hob ihren Blick und sah Brooks fragend an. "Sir?!"
"Warum sind Sie hier? Warum sind Sie auf meinem Schiff? Auf irgendeinem Schiff? Warum tragen Sie in diesem Augenblick diese Uniform? Warum sind Sie nicht zu Hause, bei Ihrer Familie? Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Ihnen befohlen hat, sofort weiterzumachen. Erklären Sie es mir, Commander! Warum sind Sie hier?"
Einen Moment war sie still und presste die Lippen zusammen. Dann antwortete sie: "Weil DIE es sind! Weil DIE meine Freunde und Kollegen getötet haben! Und sie sind immer noch da draußen, ohne für diese Tode gebüßt zu haben!" Eine Träne lief über ihr Gesicht.
Brooks blickte sie nachdenklich an.
Plötzlich realisierte Christian, was sie gesagt hatte. Schuldbewusst blickte sie zum Boden.
"Ich schätze, Sie wissen, was Ihr Problem ist."
Sie nickte.
"Wollen Sie immer noch an Bord bleiben?"
Sie blickte auf. "Ja, Sir!"
"Dann schlage ich Ihnen folgendes vor: Sie bleiben bis auf Weiteres an Bord, außer Dienst. Verarbeiten Sie die Geschehnisse. Und wenn Sie glauben, dieses... Problem losgeworden zu sein, können Sie den Dienst antreten."
Commander Christian zeigte ein erleichtertes Lächeln. "Danke, Sir!"
Der Mann lächelte sie freundlich an. "Weggetreten, Commander!"

Ryan Cartwright saß vor seinem Fenster und blickte hinaus, auf Brüssel, die Hauptstadt der Erde und somit Zentrum der Terran Alliance. Es war Nacht. Die Sterne funkelten am Firmament, und im Orbit konnte man diverse Raumwerften ausmachen. Der Präsident der TA wandte sich vom Fenster weg und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Er blickte auf den Monitor des in den Tisch integrierten Terminals und las die Berichte der jüngsten Geschehnissen an der Front und den Vernichtungslagern auf den hildarischen Monden Ja'Pral und Terrok Nor.
Ein Signal ertönte und sein Sekretär ließ Cartwright wissen, dass der Priester Howard Phillips angekommen war. Cartwright ließ ihn eintreten. Die Tür glitt zur Seite und der heilige Mann trat ein. Cartwright erhob sich von seinem Sessel und ging um den Schreibtisch herum. "Guten Abend, Erhabenheit," sagte Cartwright.
"Ich hörte, wir wurden angegriffen."
"Die Heeldar haben GOOD HOPE angegriffen und vernichtet," berichtete Cartwright. "Wie gewollt werden die Menschen nun in den Krieg eingreifen."
Phillips blickte den Präsidenten zufrieden an. "Sehr gut," sagte er. "Die Älteren werden zufrieden mit dir sein."
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Re: TA-Universum: GOOD HOPE - Der zweite Galaktische Krieg

Beitragvon Kai the spy » So 23. Jan 2011, 04:41

Teil 4: Im Mantel der Nacht


Es war der 4. Februar 2153. Kurz vor der Grenze zum Hoheitsgebiet von Orion IV öffnete sich ein Sprungtor. Das Raumschiff der TA Space Force, die DARLTON, sprang in den Normalraum zurück.
"Zurück im Normalraum, Captain," bestätigte Lieutenant Commander Takei.
Captain Brooks saß in seinem Sessel auf der Brücke der DARLTON und blickte zum Sichtfenster hinaus. "Lieutenant Nichols, rufen Sie den Offiziersstab und unseren Gast in den Konferenzraum!"
"Aye, Sir!"

Der "Gast" war Sean Graves, Agent der Special Terran Intelligence. Wie die Offiziere der DARLTON saß er, mit Sitzgurten der Schwerelosigkeit trotzend, an dem langen Tisch im Raum neben der Brücke. Er war Anfang 30, athletisch gebaut und hatte braune Haare, die er nach hinten gekämmt hatte, so dass trotz seiner Jugend Geheimratsecken zu erahnen waren.
Captain Brooks saß an der Spitze des Tisches und blickte nochmal ruhig durch die Runde. "Wir sind nun an den Zielkoordinaten angelangt, die das STI uns übermittelt hat. Lieutenant Nichols, können Sie bestätigen, dass wir im Hyperraum den Funkkontakt nach außen wie befohlen eingestellt haben?"
"Positiv, Sir! Drei Stunden ziellosen Fluges im Hyperraum, dann folgte Kontaktabbruch, woraufhin uns Agent Graves die Koordinaten gab."
"Mister Graves," wandte der Captain sich an den Agenten, "jetzt müssen Sie uns mitteilen, wie es weitergeht!"
Agent Graves musterte die Runde einen Moment, dann begann er: "Wie Sie alle wissen, wurde zu meiner Verfügung ein Jäger der Cloak-Klasse mit an Bord gebracht. Mit diesem Jäger werde ich die DARLTON noch heute verlassen und im getarnten Zustand in das Hoheitsgebiet von Orion IV eindringen. Ihr Auftrag ist, zu einer anderen Stelle zu fliegen und in den Hildarraum einzudringen, um so die Patrouillenschiffe der Hildar auf sich zu ziehen und so von mir abzulenken. Sie werden die Schiffe exakt 20 Minuten ablenken und dann sofort den Rückzug antreten. Dann warten Sie im Nachbarsystem auf meine Rückkehr! Wenn ich in zwei Wochen nicht wieder da bin, ziehen sie ab und melden Ihren Vorgesetzten, dass ich entweder gefangen oder tot bin!"
"Darf man fragen, was Ihre Mission ist?" wollte Commander Christian wissen.
Graves blickte sie eindringlich an. "Meine Mission unterliegt der Geheimhaltung! Alles was ich sagen darf, ist, dass mein Erfolg, beziehungsweise Misserfolg, kriegsentscheidend ist."
"Wie viele Schiffe der Hildar werden wir abwehren müssen?" fragte Lieutenant Commander Dorn, der taktische Offizier.
"Soweit wir wissen, befinden sich zu diesem Zeitpunkt drei Zerstörer der Hildar in Reichweite," antwortete Graves.
"Wir sollen es allein mit drei Zerstörern aufnehmen?" fragte Lieutenant Nichols entsetzt.
"Ich denke, wir sollen sie nicht besiegen, Lieutenant," entgegnete Brooks. "Wir sollen sie nur hinhalten."
"Außerdem sind es Patrouillenschiffe, die werden nicht alle gleichzeitig auftauchen," gab Dorn zu bedenken.
"In Ordnung," meinte Brooks. "Gibt es sonst noch Fragen?"
Niemand meldete sich.
"Dann machen Sie sich zur Ausführung bereit! Weg-getreten!"

Agent Graves hatte seinen Pilotenanzug angezogen und bewegte sich nun durch die große Hangarhalle. Unter den vielen gewöhnlichen Jägern der Kite-Klasse - den Namen verdankten sie ihrer Form, dem geometrischen Drachen - fiel der walzen-förmige Spezialjäger der Cloak-Klasse sehr auf. Die Besonderheit der Cloaks war, dass sie dank Störsignalen und der Kamera/Bildschirmoberfläche sowohl für die Sensoren als auch für das Auge unsichtbar waren. Dies verschlang jedoch eine Menge Energie, weshalb die Cloaks nicht großartig mit Waffen ausgerüstet wurden. Aus diesem Grund waren die Cloaks auch eher für Spionage als für tatsächliche Kampfeinsätze geeignet.
Ein Sichtfenster hatte der Cloak nicht, da der Pilot in dem kleinen Schiff lag und nicht saß. Außerdem war die Kamera/Bildschirmoberfläche auf Sichtfenstern nur sehr aufwendig zu konstruieren. Stattdessen verfolgte der Pilot das Geschehen über die Außenkameras, ansonsten musste er sich auf die Sensoren verlassen.
Graves stieg die Leiter hinauf ins Cockpit und legte sich hin. Er schnallte sich fest, fuhr die Energie hoch und checkte die Systeme. Per Telepathen meldete er sich bei der Brücke: Cloak 9.0.1, bereit zum Start!
Cloak 9.0.1, Sie haben Starterlaubnis! meldete sich Captain Brooks. Viel Erfolg!
Danke, Captain! Ich starte jetzt. Damit fuhr der Antrieb des Cloaks hoch, der Jäger hob vom Boden ab. Das Hangartor wurde geöffnet und der Cloak schoss hinaus ins All, wo Graves sofort auf Tarnmodus schaltete. Ab da war das kleine Raumschiff unsichtbar.

Auf der Brücke wartete Brooks noch einen Moment ab.
"Cloak 9.0.1 ist jetzt getarnt," meldete Lieutenant Commander Dorn.
Brooks registrierte die Meldung mit einem Nicken. "Mister Takei, nehmen Sie Kurs auf die Koordinaten 23.45.98.!"
"Aye, Sir," bestätigte der Steuermann.
"Lieutenant Nicholls, geben Sie Mister Tucker Bescheid, dass wir einen Sekundensprung machen!"
"Aye, Captain," bestätigte Nicholls und nahm sofort Kontakt zum Maschinenraum auf.
Ohne dass es an Bord jemand spüren konnte, setzte sich die DARLTON in Bewegung. Nur die parallelen Bewegungen der Sterne ließ den Captain wissen, dass Takei Kurs aufnahm. "Sprungtor öffnen," befahl Brooks.
Direkt vor ihnen öffnete sich das rot schimmernde Tor in den Hyperraum.
Drei Sekunden später tauchte die DARLTON wieder in den Normalraum zurück. Captain Brooks kratzte sich am Kinn und blickte zu Commander Christian hinüber. Die junge Frau saß angespannt in ihrem Sitz und starrte zum Sichtfenster hinaus. Bisher habe ich, ihr zuliebe, jede Konfrontation vermieden, dachte er. Dies wird ihre erste Kampfsituation seit der Zerstörung der GOOD HOPE. Er konnte nur erahnen, was seine erste Offizierin durchmachte. War sie ihren Rachedurst wirklich los geworden?
Langsam drang der große Raumschiffträger in den Raum des Feindes ein. Nur drei Minuten später tauchte das erste Patrouillenschiff der Hildar ein. Es war etwas kleiner als die DARLTON, ein Scoutschiff.
"Alles auf Gefechtsstation," bellte Brooks. "Raumjäger starten!"
Wie Geschosse rasten die Jäger aus den Hangars. Insgesamt 75 Kites flogen dem gegnerischen Schiff entgegen. Doch auch die Hildar schickten ihre Jäger los. Sofort entbrannte die Schlacht. Plasmastrahlen schossen hin und her. Der Himmel war voller Sterne. Und jeder Stern war ein explodierendes Schiff. Auch die Mutterschiffe tauschten Plasmastrahlen aus.
"Schilde liegen bei 89 Prozent," rief Dorn in die Hektik der Brücke hinein. "Schilde des Feindes verlieren rapide an Energie!"
"Zweites Feindschiff in Reichweite," meldete Christian.
"Feuer weiterhin auf Hildar 1 konzentrieren," befahl Brooks. "Schalten wir erst einen Gegner aus!"
"Schilde der Gegner brechen zusammen!"
Auf diesen Moment hatte Brooks gewartet. "Zielen Sie auf den Hauptreaktor!"
Einige weitere Schüsse und das kleine gegnerische Schiff ging in Flammen auf, die sofort vom Vakuum erstickt wurden.
"Jetzt nehmen wir uns Nummer 2 vor," flüsterte Brooks.
"Sir," meldete Christian, "das dritte Patrouillenschiff ist eingetroffen!"
"Wie lange noch?" fragte er.
"Noch sieben Minuten bis zum Rückzug!"
"Schilde bei 62 Prozent," meldete Dorn.
"Sir," rief Christian, "wir haben bereits die Hälfte unserer Jäger verloren!"
"Wir müssen das hier zu Ende bringen," entgegnete Brooks.
"Schilde des zweiten Schiffes ausgefallen," rief Dorn triumphierend.
"Die Plasmageschütze sollen alles hergeben, was wir haben," bellte Brooks.
Das unter dem konzentrierten Dauerfeuer der DARLTON stehende Schiff der Hildar kam ins Trudeln.
"Sir, die Zeit ist um," rief Lieutenant Nicholls erleichtert.
"Verstanden," gab Brooks zurück. "Geben Sie den Befehl zum Rückzug! Mister Takei, sobald die Jäger an Bord sind bringen Sie uns so schnell wie möglich hier raus!"
"Aye, Sir!"
"Nicholls, Tucker soll sich auf ein neues Sprungtor vorbereiten."
"Alle Jäger an Bord, Captain!"
"Dann nichts wie raus!"
Die DARLTON drehte bei. Dicht vor ihnen öffnete sich das Sprungtor und der Raumschiffträger der Space Force eilte in die Sicherheit des Hyperraums.
Ein kollektives Aufatmen ging durch die Brücke. "Wie viele Jäger sind übrig?" fragte Brooks.
Dorn blickte auf seine Anzeigen. "29 Jäger sind im Hangar, Sir!"
Brooks fluchte leise. 46 Jäger hatten sie verloren. Und ihre Piloten. Er sah zu Commander Christian hinüber. Marina Christian starrte vor sich hin und atmete flach. "Schadensbericht!"
"Keine schweren Schäden," meldete Dorn. "Am Ende lagen unsere Schilde bei 53 Prozent."
Captain Brooks nahm die Information beiläufig auf. Mehr Gedanken machte er sich über Commander Christian.

Marina bewegte sich durch die Schwerelosigkeit im Korridor ihrem Quartier entgegen, als sie die Stimme des Captains hinter sich hörte: "Commander!"
Sie wandte sich um. Der Captain kam auf sie zu blieb vor ihr hängen. "Das war ihr erster Kampfeinsatz seit GOOD HOPE. Ich wollte nur sicher gehen, dass Sie in Ordnung sind?!"
Marina sah zu ihrem Vorgesetzten auf. "Mir geht es gut."
Brooks schürzte die Lippen. "Also gut," sagte er. "Wenn Sie Probleme haben, egal welcher Art,... Sie wissen, dass ich für Sie da bin!"
Marina nickte. "Gute Nacht, Captain," sagte sie.
Brooks suchte in ihren Augen nach irgendeinem Hinweis auf ihr Innenleben. Er fand keinen. "Gute Nacht, Commander." Er beobachtete, wie die junge Offizierin sich auf ihr Quartier zu bewegte und schließlich hinter der Tür verschwand.
Kaum war die Tür geschlossen, atmete Marina tief durch. Zuerst lief eine einzelne Träne über ihre rechte Wange. Dann brach sie heulend zusammen.

Sean Graves starrte auf die Sensoren. Es war noch ein weiter Flug. Der Autopilot war eingeschaltet. Er entspannte sich und schloss die Augen, um zu schlafen. Wenn er erwachte, würde er im Anflug auf Orion IV sein.


Teil 5: Feindliches Gebiet


Sean Graves wurde von einem Piepen geweckt. Er schlug die Augen auf und fand sich im Inneren seines Raumjägers der Cloak-Klasse wieder. Das Piepen war das Wecksignal, dass der Computer geben sollte, sobald der Jäger in die Nähe von Orion IV gelangt war. "Signal abstellen," sagte Graves. Sofort verstummte das Piepen. "Autopilot aus!"
Graves blickte auf die Sensorenanzeige und überprüfte den Navigator. Er war noch zehn Lichtsekunden von Orion IV entfernt. Orion IV. Heimatwelt der Hildar. Dem Feind. Graves stellte Maximalbeschleunigung ein. Sein Flug würde noch knapp sechs Stunden dauern.
Drei Stunden später registrierten die Sensoren einen Zerstörer. Graves schaltete den Sichtschirm ein. Da war er. Etwa 7.000 Kilometer entfernt. Seine Schilde waren unten, die Waffen ungeladen. Graves lief der Schweiß das Gesicht herunter. Jedesmal, wenn er mit einem Cloak an einem feindlichen Schiff vorbeiflog, beschleunigte sich sein Puls. Doch wie immer blieb er auch dieses Mal unentdeckt. Er zog unbehelligt an dem Zerstörer vorbei.
Graves atmete auf.
In den nächsten drei Stunden traf er noch auf einige Schiffe der Hildar, und es wurden immer mehr, je näher er Orion IV kam. Unentdeckt passierte er den Mond Terrok Nor und die planetaren Verteidigungsanlagen. Doch noch konnte er nicht in die Atmosphäre von Orion VI eindringen. Man würde die Reibungshitze, die dabei entstehen würde, als Energiequelle erkennen und ihn entdecken. Außerdem müsste er, um in der Reibungshitze keinen Hitzschlag zu erleiden, den Schutzschild einschalten, wofür wiederum soviel Energie nötig war, dass er die Tarnung durchdringen würde. So blieb Graves erstmal im Orbit, bis nach einigen Minuten - glücklicherweise war der Raumverkehr um Orion VI sehr dicht - ein Frachter in die Atmosphäre eindrang und Graves im Sensorenschatten hinab fliegen konnte.
Als er endlich nur noch einige hundert Meter über der Planetenoberfläche war, schlug er seinen Zielkurs ein. Eine geheime Forschungsanlage in der Wüste Ga Hal.

Agent Graves landete in einer Schlucht etwa 150 Meter von der Forschungsanlage entfernt. Den Cloak versteckte er in einer Höhle, den von Nahem war die Tarnfunktion der Kamera/Bildschirmoberfläche leicht durchschaubar. Graves trug einen Spezialanzug, der jegliche Körpergerüche absorbierte und selbst keinen Eigengeruch hatte. Dies würde ihn vor dem ausgeprägten Geruchsinn der Hildar verbergen. Über dem Kopf trug er eine Maske mit integrierten Sichtlinsen und Sauerstoffgerät. An seinen Gürtel waren Taschen angebracht. Er wartete, bis die Sonne am Horizont unterging, dann machte er sich auf den Weg. Er war froh, dass auch ein Kühlsystem in den Anzug eingearbeitet worden war, sonst wäre er wohl, trotz der späten Stunde und den damit fallenden Temperaturen, aus Erschöpfung umgefallen. In der Wüste herrschten, nach Sonnenuntergang, ganze 48° C.
Er verließ die Schlucht und war nun auf offenem Gelände. Er sah das Forschungsgelände, welches hinter Bewegungsdetektoren auf ihn wartete. Nicht weit hinter den Bewegungsdetektoren befand sich das Hauptgebäude. Er sah sich um und erspähte schließlich den Haupteingang. Drei Wachen standen dort. Wie aus den Berichten bekannt, trugen auch die Hildarsoldaten ständig Telepathen an der Stirn. Ein glücklicher Umstand. Aus seiner Tasche zog Graves ein etwa tennisballgroßes Gerät. Er betätigte einen Schalter an der Seite und ging unbekümmert zum Haupteingang. Unbehelligt ging er an den Wachen vorbei, die ihn gar nicht zu bemerken schienen. Taten sie auch nicht. Nicht mal die Sensoren konnten ihn erfassen. Das Gerät, dass nur zu Geheimdienstzwecken verwendet wurde, war ein auf Telepathentechnologie basierender Gehirnwellenmanipulator mit integriertem Störsender. Sehr energieaufwendig, weswegen er nur über einen kleineren Zeitraum funktionierte. Er musste sich nun beeilen.
Mit schnellem Schritt ging Graves auf das Hauptgebäude zu und trat durch die Tür. Hier war er allein. Er stellte den Gehirnwellenmanipulator ab, ließ den Störsender aber noch eingeschaltet. Nun zog er aus seiner Tasche einen Grundriss, den ein anderer Agent auf einer früheren Mission erbeutet hatte. Nun ging er einen Korridor entlang, bog einmal nach links ab und stieg eine Treppe hinauf. Plötzlich hörte er nicht weit von sich Knurren. Sofort stellte er den GWM wieder ein. Sein Puls beschleunigte sich, als zwei Hildar an ihm vorbeigingen und ihn erwartungsgemäß ignorierten. Als sie hinter einer Ecke verschwunden waren, atmete Graves auf und schaltete den GMW wieder ab. Nun ging er weiter, bis er vor einer Tür stand, dessen Türschild die Translatorfunktion seiner Sichtlinsen als Hauptcomputer übersetzte. Er ging hinein und fand sich in einem kleinen Raum wieder. Eigentlich war es eine große Halle, doch war sie fast komplett mit dem gigantischen Computer gefüllt. Graves ging zum Terminal und rief die Daten ab, die er suchte. Es waren Pläne, von neuartigen Raumschiffen, langen Röhren, Magneten und Asteroiden. Der Spion nahm einen Datenchip aus seiner Tasche, steckte ihn in die Fassung und lud die Daten runter. Als der Download komplett war, steckte Graves den Chip in seine Tasche zurück, ging zur Tür hinaus und machte sich wieder auf den Weg zum Ausgang. Bevor er hinausging, aktivierte er erneut den MWG. Draußen sah zu den Energieaggregaten hinüber. Er machte sich auf den Weg zum Haupteingang, trat unbemerkt hindurch und machte sich auf den Weg zur Schlucht. Dort ging er zur Höhle zurück, stieg in den Cloak und startete das Triebwerk. Im Tarnmodus flog er zum Forschungsgelände zurück. Dort blieb er in der Luft stehen, lud die Plasmakanone, zielte auf die Energieaggregate und feuerte zwei Salven ab. Die Aggregate flogen in die Luft und nahmen das ganze Hauptgebäude mit sich. Nun flog Graves hinauf in den Himmel. Seine Arbeit war getan. Nun musste er nur noch entkommen.


Teil 6: Bis an die Grenze


Niemand hatte ihn bemerkt. Sean Graves atmete auf, als er in den Orbit um Orion IV gelangte und kein Schiff ihn zu bemerken schien. Die Tarnvorrichtung hatte gehalten. Die Vernichtung der Forschungsanlage in der Wüste Ga Hal würde wahrscheinlich für einen Unfall gehalten werden. So wie Graves es beabsichtigt hatte, als er auf die Energieaggregate geschossen hatte. Trotzdem war alles in Alarmbereitschaft. Graves beobachtete über den Sichtschirm, wie Frachter und Yachten von militärischen Schiffen gestoppt wurden. Die Hildar würden wohl auch einen Terrorakt von Untergrundbewegungen oder Agenten der Helder für möglich halten. Aber einen Terraner, einen Menschen, würden sie nicht suchen.
Nun ging das Warten wieder los. Graves wusste, wenn er schon im Orbit in den Hyperraum gehen würde, dann mussten die Hildar das Sprungtor sehen und erkennen, was vor sich ging. Also würde er erneut erst wieder zehn Lichtsekunden von Orion IV weg fliegen, bevor er den Sprung machte.

Bo'Rell stellte sein Nackenfell auf. Vor sechseinhalb Stunden war irgendeine geheime Forschungseinrichtung in Ga Hal vernichtet worden. Es sah zwar wie ein Unfall aus, aber jeder Hildar wusste, dass man immer sicher sein musste. Nun wurden alle zivilen Schiffe durchsucht. Dies war aber nicht Bo'Rells Aufgabe. Er scannte das System nach Allem, was verdächtig schien. Doch was sollte es da schon geben?! Die eigentliche Arbeit war das Durchsuchen der Schiffe.
Da passierte es. Die Sensoren meldeten ein Sprungtor, knappe 3 Millionen Kilometer von Orion IV entfernt. Doch da war kein Schiff. "Captain," brüllte er.
Captain Ge'Dokk wandte sich Bo'Rell zu. "Was ist?"
"Sprungtor bei 10.482.85!"
"Sofort Alarm schlagen," bellte Ge'Dokk. "Kurs auf das Sprungtor nehmen, Waffensysteme laden!"

Alarm, meldete der Bordcomputer per Telepathen. Feindliche Schiffe auf Verfolgungskurs!
Verdammt, dachte Graves. Sie haben das Sprungtor bemerkt. Er überprüfte die Sensoren. Ein Zerstörer der Hildar war ihm in den Hyperraum gefolgt. Verfolgungsjagden waren im Hyperraum unberechenbar, da der Hyperraum sich die physikalischen Gegebenheiten hier anders verhielten, als im Normalraum. Selbst Längenmaße waren hier völlig unbrauchbar. Mal war der Zerstörer ganz dicht hinter ihm, dann wieder weit abgeschlagen. Mal schräg hinter ihm, dann auf einmal vor ihm. Aufgrund der für Wesen aus dem Normalraum nicht nachvollziehbaren physikalischen Gesetze des Hyperraums war es auch sehr unklug, während eines Hyperfluges ein Gefecht auszutragen. Es konnte geschehen, dass man sich selbst traf. Auch konnte die Wirksamkeit eines Treffers variieren. Es war schon vorgekommen, dass ein Schiff voll getroffen wurde und dadurch einen Geschwindigkeitsschub bekam. Daher war Graves im Moment noch sicher. Er musste so nah wie möglich an der Grenze zum Hoheitsgebiet der Terranischen Allianz in den Normalraum zurückkehren. Der Flug allerdings würde noch einige Stunden dauern. Und es war relativ sicher. Also stellte er die Weckfunktion ein und schloss die Augen.

"Sprungtor öffnet sich," meldete Lieutenant Commander Dorn. "Cloak enttarnt sich dicht vor der Grenze!"
Captain Brooks nickte. "Kontakt aufneh..."
"Feindliches Schiff vorraus, Sir," rief Dorn. "Ein hildarianischer Zerstörer!"
"Kampfstationen einnehmen! Roter Alarm!" bellte Brooks. "Schicken Sie die Jäger raus!"

Graves flog so schnell er konnte. Hinter ihm begann der Zerstörer zu feuern. Noch wenige hundert Kilometer, dann war er über die Grenze. Dicht hinter der Grenze erkannte er die DARLTON, welche bereits Raumjäger startete. Der Spion zählte nur 29 Kites.
Es hat beim Ablenkungsmanöver anscheinend schwere Verluste gegeben, kombinierte Graves.

"Der Cloak ist über der Grenze, Captain," meldete Lieutenant Commander Christian.
"Was machen die Hildar?" wollte Brooks wissen.
Die Antwort kam von Dorn: "Feuern weiter auf Graves, aber bleiben hinter der Grenze."
Graves an DARLTON, meldete sich der Agent über Telepathen. Erbitte Landeerlaubnis!
Landeerlaubnis erteilt, antwortete Brooks. "Nicholls, sobald Graves an Bord ist, rufen Sie die Jäger zurück! Ich will hier so schnell wie möglich verschwinden."
"Die Hildar öffnen den Schild," rief Dorn. "Sie laden ihre Torpedorohre!"
Brooks sah zu Christian hinüber. Wie bei GOOD HOPE! Er straffte sich. "Notsprungtor öffnen," befahl er.
"Sir, die Jäger sind noch..."
"Notsprungtor öffnen," wiederholte er mit mehr Nachdruck.
Die DARLTON wendete und projizierte Sprungtor, worin sie nur Augenblicke später verschwand. Die zurückgebliebenen Jäger wurden von den Salven der Hildar vernichtet.

Die Tür zum Bereitschaftsraum öffnete sich und Sean Graves kam herein. Brooks sah auf. "Setzen Sie sich, Agent," sagte der Captain emotionslos.
Graves bewegte sich zu dem Sitz, setzte sich und machte die Gurte fest. "Sie haben einige Jäger zurückgelassen, Captain."
"Die Hildar waren im Begriff, Photonentorpedos einzusetzen. Diese Torpedos haben schon die Schlacht von GOOD HOPE entschieden. Da wir bereits angeschlagen waren, mussten wir fliehen."
Graves nickte. "Ist Ihnen sicher nicht leicht gefallen."
Einen Moment herrschte Schweigen. Dann schlug Brooks ein anderes Thema an: "Darf ich fragen, ob Ihre Mission erfolgreich war?"
"Dürfen Sie," entgegnete Graves. "Und sie war erfolgreich." Er beugte sich vor und zeigte Brooks einen Datenchip, den er zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hielt. "Auf diesem Chip befinden sich Daten, die uns zum Sieg führen werden."
"Was sind das für Daten?"
"Pläne," antwortete Graves. "Die Hildar haben sie entwickelt. Ich habe sie kopiert und die Originale zerstört. Nun sind wir im Vorteil!"
"Eine Waffe?"
"Gut geraten," kommentierte Graves. "Es ist eine Waffe, gegen die Atomsprengkörper alt aussehen. Es ist die Waffe, die alle Kriege beenden wird!"
Brooks atmete tief durch. "Das hat man von Atomsprengkörpern einst auch gesagt."
"Diesmal stimmt es. Diese Waffe ist zu mächtig, als dass sich jemand gegen den Besitzer dieser Waffe stellen würde."
Brooks schüttelte den Kopf. "Wir werden in einigen Stunden auf Proxima II eintreffen. Vielleicht möchten Sie sich noch etwas ausruhen?!"
Graves zögerte. Er nickte und löste die Sitzgurte.

Er'Kar saß an seinem Schreibtisch. Ihm gegenüber saß der Priester Ne'Donn. Der Diktator schnaubte. "Die Menschen sind nun im Besitz der Pläne," brummte er.
"Die Älteren werden erfreut sein," entgegnete Ne'Donn.
"Jedoch erkenne ich den Sinn darin nicht!"
"Glaube mir, die Älteren wissen, was sie tun," versicherte der Priester.
Erneut schnaubte Er'Kar. "Ich will es hoffen! Ich riskiere viel dabei!"
"Alles, was du riskierst," ermahnte Ne'Donn, "hast du den Älteren zu verdanken." Der Priester stand auf. "Ich werde Ihnen von deinen Erfolgen berichten. Sie werden sehr zufrieden mit dir sein!" Nun wandte Ne'Donn sich um und ging hinaus.
Er'Kar war nun allein. Er dachte über alles nach. Und zum ersten Mal kamen ihm Zweifel, dass die Älteren es gut mit ihm meinten.


Teil 7: Der Anfang vom Ende


Captain Brooks starrte durch das Sichtfenster zu dem noch weit entfernten Ziel, dem Planeten Orion IV. Von seiner Position aus war die Heimatwelt der Hildar nur stecknadelkopfgroß. Doch Brooks wusste, dass sich zwischen seinem Schiff, dem Raumschiffträger DARLTON, und Orion IV noch die letzten Reste der hildarischen Flotte waren. Etwa 300 Zerstörer und 500 Scoutschiffe. Es würde eine schwere Schlacht werden.
Neben der DARLTON flogen noch 250 Zerstörer der keilförmigen Gardaus-Klasse, 300 Raumschiffträger der schwertförmigen Excalibur-Klasse, sowie 150 Zerstörer der neuen, kugelförmigen Mercury-Klasse.
Desweiteren waren noch 550 Zerstörer der Helder und 300 Zerstörer der Dilli am Aufmarsch beteiligt.
Es war der 12. Oktober 2156. Dieser Tag, so wusste Brooks, würde in die Geschichte eingehen, als der Tag, an dem die Entscheidungsschlacht des zweiten Galaktischen Krieges stattfinden würde.
„Wann kommen wir in Waffenreichweite?“ wollte Brooks wissen.
Der Steuermann Commander Takei antwortete: „In etwa zehn Minuten!“
Brooks trommelte mit den Fingern auf der Armlehne seines Sessels.
Jedem auf der Brücke, und in der gesamten Flotte, schlug das Herz bis zum Anschlag. Alle hatten in diesem Krieg mehr Gräuel gesehen, als irgendjemand in seinem ganzen Leben sehen sollte, und die meisten hatten es nur dem Glück zu verdanken, bis hierhin überhaupt überlebt zu haben. Selbst jene, die am Anfang des Krieges voller Tatendrang waren, wollten inzwischen nur noch ein Ende des Krieges.
Die Zeit kroch zäh dahin, es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis es endlich zum Beginn der Schlacht kam. Doch nachdem der erste Schuss sein Ziel traf, war es mit dem Warten vorbei.

Yoshiyuki Tomino steuerte seinen Jäger der Kite-Klasse durch ein Gewirr von Laserblitzen, Trümmerstücken von bereits zerstörten Schiffen und den anderen herumrasenden Jägern. Wie wild feuerte er auf alles, was nicht wie ein Schiff der alliierten Kräfte aussah.
Schweiß lief dem jungen Piloten über das Gesicht. Normalerweise war er ein ziemlich guter Kampfpilot, der immer besonnen blieb. Doch bei dieser gigantischen Schlacht gab es zu viele Beteiligte, als dass er alles im Blick behalten konnte. Nun wusste er nicht, wie vielen Attacken er bereits ausgewichen war oder wie viele Gegner er getroffen hatte.

Marina Christian tat ihr bestes, um ruhig und wachsam zu bleiben. Seit der Vernichtung der GOOD HOPE, welche die Terranische Allianz in den Krieg hineingezogen hatte, war die junge Offizierin traumatisiert und kämpfte bei jedem Gefecht um ihre Beherrschung. Würde die Space Force nicht jeden Soldaten brauchen, hätte sie längst ihren Dienst quittieren müssen. Doch mit Hilfe von Captain Brooks hatte sie die letzten Jahre gut durchgestanden, auch weil er sich um möglichst ungefährliche Missionen bemühte, so gut es ging.
Plötzlich wurde die DARLTON heftig durchgeschüttelt. Marina blickte auf die Anzeige und meldete: „Treffer auf Deck 6, Entweichung von Atmosphäre!“
„Sofort abschotten!“ brüllte Brooks unnötigerweise, denn das Abschotten war eine Selbstverständlichkeit.

Tomino geriet an den Rand der Schlacht, wo es etwas ruhiger zu ging. Nun entspannte er sich etwas, denn die Gegner hier konnte er leicht im Blick behalten und hatte die Situation wieder einigermaßen unter Kontrolle. Mit einigen gezielten Schüssen setzte er zwei feindliche Jäger außer Gefecht und machte sich nun an den dritten Feind.
Doch in dem Moment traf ihn eine Salve von der Seite. Aus dem Sensorenschatten eines größeren Zerstörers tauchte ein kleiner, hildarianischer Jäger auf und feuerte unablässig auf Tominos Kite. Schnell machte der junge Pilot einen Schwenk und feuerte zurück, konnte den heranrasenden Feind auch erwischen, doch die letzte Salve des feindlichen Jägers traf den kleinen Kite der Terranischen Allianz an einer empfindlichen Stelle. Tomino reagierte sofort und sprengte sein Cockpit vom Rest des Schiffes weg. Als der Kite explodierte, war das Cockpit bereits außer Reichweite. Zwar hatte Tomino die Zerstörung seines Jägers nun überlebt, doch nun trieb er völlig hilflos, ohne Waffen und manövrierunfähig, durch die größte Schlacht des ganzen Krieges. Ein Querschläger traf das kleine Cockpit und löste eine kleine Explosion im Inneren aus. Tomino konnte die Flammen zwar löschen, doch sein linker Arm hatte schwere Verbrennungen davongetragen. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten, und so griff der junge Pilot nach dem Medikit, um sich eine Dosis Schmerzmittel zu verpassen.
Yoshiyuki Tomino hatte Glück. Er trieb mehrere Stunden durchs All, konnte jedoch von einem Sanitätsschiff geborgen werden. Seinen linken Arm würde er zwar verlieren, doch er würde leben.

Die DARLTON wurde erneut schwer getroffen, diesmal mussten weite Teile der Decks 8 und 9 evakuiert und abgeschottet werden. Captain Brooks machte sich inzwischen schwere Sorgen, denn die Treffer tasteten sich immer näher an den Maschinenraum und dem dort platzierten Antimateriereaktor heran. Zur Vorsicht befahl er alle bis auf die Grundbesatzung zu den Rettungskapseln, damit sie im Notfall schnell in Sicherheit gebracht werden konnten. Als er Marina darüber informierte, dass sie sich ebenfalls zu den Rettungskapseln begeben sollte, stieß er auf Widerstand.
„Ich werde nicht einfach von Bord gehen, Captain,“ sagte sie fest.
„Marina, verdammt, Sie werden hier an Bord momentan nicht gebraucht! Gehen Sie kein unnötiges Risiko ein.“ Als Brooks ihrem Gesichtsausdruck entnahm, dass sie innerlich zu kämpfen hatte und nicht richtig wusste, was sie tun sollte. Er erinnerte sich daran, was Captain Stewart beim Angriff auf die GOOD HOPE getan hatte, und ihm fielen die Parallelen natürlich auf. Auch Stewart hatte den größten Teil der Besatzung von Bord geschickt, allerdings um den Feind in eine Falle zu locken, bei der die GOOD HOPE vernichtet wurde.
Brooks atmete tief durch. „Marina, ich weiß, was Ihnen widerfahren ist, aber darauf kann ich jetzt keine Rücksicht nehmen. So fähig Sie als Offizierin sind, Sie sind hier fehl am Platz. Also werden Sie jetzt zu den Rettungskapseln gehen, oder ich werde Sie dorthin eskortieren lassen!“
Marina zögerte einen Moment, nickte dann und machte sich auf den Weg durch die Schwerelosigkeit.
Zwanzig Minuten später kam der schwere Treffer. Er bohrte sich in den Maschinenraum, der Antimateriereaktor wurde schwer beschädigt und würde in wenigen Minuten explodieren und dabei das ganze Schiff mit sich in die Flammen reißen. Die Rettungskapseln wurden bemannt und gestartet, und Marina beobachtete durch das rückwärtige Sichtfenster, wie die DARLTON immer kleiner wurde. Eine Weile passierte nichts. Und plötzlich gab es eine gewaltige Detonation. Über das ganze Schiff verteilt gab es kleine Explosionen, die das große Gebilde am Himmel in ihre Atome zerlegte. Marina fragte sich, ob Brooks oder die anderen Mitglieder der Brückenbesatzung es rechtzeitig in die Rettungskapseln geschafft hatten. Eine Träne lief ihr über das Gesicht, als sie nach draußen starrte, und der Himmel war voller Sterne.


Teil 8: ... die alle Kriege beenden wird


Lieutenant Ironside blickte seine jungen Schützlinge an. Die kleine Truppe bestand aus den Privats Meyer und Richards, Seargent van Dien und ihm selbst. Noch ein paar Sekunden, dann würde die Luke des Transportshuttles sich öffnen und die Schlacht würde beginnen. Doch für Ironside fühlten sich diese Sekunden wie unerträgliche Stunden an.
Es war der 14. Oktober 2156. Die seit fast zwei Tagen andauernde Raumschlacht über Orion IV war so gut wie beendet, die Alliierten hatten bereits gesiegt. Zwar war es ein Pyrrhussieg mit hohen Verlusten, doch dies war von vornherein klar gewesen. Nun galt es, den Planeten zu erobern und den Diktator Er’Kar und seine Anhänger in Gewahrsam zu nehmen.
Ironside forderte seine drei Untergebenen auf, ihre Ausrüstung ein letztes Mal zu checken. Das war zwar wahrscheinlich unnötig, aber zum Einen ging man immer besser auf Nummer Sicher, und zum Anderen würde es sie etwas beschäftigen.
Schließlich spürten sie einen dumpfen Aufprall, alle hielten sich fest. Gleich darauf, als der Boden wieder relativ ruhig war, schossen die Soldaten aus ihren Sitzen. Das Schott öffnete sich und eine Rampe wurde ausgefahren, welche die Soldaten zügig hinunter eilten.
Der Rauch von Bränden, welche durch die Bombardierung verursacht wurden, verdunkelte den Himmel. Ironside und seine Privats suchten sofort nach einer guten Deckung. Auf dem Weg dorthin mussten sie so manchem Projektil ausweichen. Hinter einer Häuserwand harrten die vier Soldaten aus. Ironside wagte einen vorsichtigen Blick um die Ecke und versuchte ihre Lage abzuschätzen. Sie waren etwa zehn Kilometer vom Ratsgebäude, dem vermutlichen Aufenthaltsort des Diktators Er’Kar, entfernt. Dorthin führte eine lange Avenue, die meisten Gebäude an den Straßenseiten waren mehr oder weniger zerstört. Durch das Bombardement würden sie nicht auf allzu viele Gegner stoßen. Ironside stellte das Zielvisier an seinem Helm auf Infrarotsicht und machte den Schützen, welcher sie beschossen hatte. Er war im Erdgeschoss eines nahen Hauses, dessen obere Stockwerke in alle Winde verstreut waren. Er nahm ein Granatenmagazin von seinem Gürtel und steckte es in sein Gewehr. Nun zielte er auf den feindlichen Schützen und feuerte eine Granate ab. Eine Explosion riss das Gebäude auseinander und verbrannte den Feind.

Er’Kar starrte an die Decke. Ein paar Dutzend Meter und drei Meter Extonstahl von Orion VII über ihm war sein Büro. Aus Sicherheitsgründen hatte er sich in den Bunker unter dem Regierungsgebäude begeben. Dabei deuteten die letzten Meldungen bereits an, dass der Ausgang des Krieges besiegelt war.
Die Tür öffnete sich, und der Priester Ne’Don trat ein. Sofort fing Er’Kar an, zu knurren. „Wo sind die Älteren? Warum kommen sie nicht zu meiner Hilfe?“
Ne’Don verzog den Mund und zeigte bei einem breiten Grinsen die Zähne. „Die Älteren haben dir bereits genug geholfen.“
Er’Kar war fassungslos. „Unsere Feinde haben bereits mit der Invasion begonnen. Mein Volk wird ausgelöscht und diese niederen Kreaturen werden die Galaxis beherrschen. Und ich soll keine Hilfe benötigen?!“
„Alles verläuft genau so wie die Älteren es wünschen.“ Ne’Don wollte sich umdrehen und gehen.
Er’Kar war entsetzt über diese Wendung. „Verrat!“ brüllte er und stürzte sich auf den Priester.

Lieutenant Ironside stand im erstürmten Büro von Er’Kar. Büro war eigentlich nicht der richtige Ausdruck, es war eher ein Saal. Nach zwei Stunden hatten seine drei Untergebenen und ein paar weitere Einheiten es endlicht geschafft, das Regierungsgebäude zu erstürmen. Hier war dann nicht mehr viel Widerstand gewesen. Dennoch hatte man den Diktator nicht auffinden können. Im Moment durchsuchten die Soldaten das Gebäude. Falls Er’Kar noch hier war, würden sie ihn finden.
Gerade als er dies dachte, kam Seargent van Dien herein und salutierte vor ihm.
„Bericht,“ forderte Ironside.
„Wir haben die Leiche von Er’Kar entdeckt, Sir! Sie befindet sich in einem Bunker unter dem Gebäude. Allem Anschein nach Selbstmord.“
Ironside schnaufte. Man hatte eigentlich gehofft, Er’Kar lebend in Gewahrsam nehmen zu können, um ihn vor ein Gericht zu stellen. Zwar gab es bereits mehr als genug hohe Tiere aus dem Terrorregime von Orion IV, die man bereits inhaftiert hatte und die nun auf ihren Prozess warteten. „Nehmen Sie Kontakt mit der Heinlein auf, aber bringen Sie es ihnen schonend bei! Admiral Verhoeven wird nicht gerade begeistert sein.“

Agent Sean Graves saß im Besprechungsraum des Zerstörers SHIVA er kugelförmigen Mercury-Klasse. Es war der 30. November 2156, seit etwas über sechs Wochen war Orion IV besiegt. Nun galt es, den Verbündeten der Hildar, Orion VII, zu bezwingen. Und man hatte sich zur Rache an den Vernichtern der Good Hope etwas besonderes ausgedacht. Graves war vor nicht ganz vier Jahren nach Orion IV gereist und hatte geheime Pläne gestohlen. Die Waffe, die diesen Plänen entstammte, würde die Heeldar dafür büßen lassen, sich mit der Terranischen Allianz anzulegen, und allen anderen Völkern würde sie eine Botschaft vermitteln, niemals denselben Fehler zu machen.
Die Tür öffnete sich und Admiral Refa trat ein. „Wir haben Orion VII erreicht. Die anderen Schiffe halten uns die Heeldar vom Hals. Sie wollten dabei sein, wenn es soweit ist.“
Graves nickte. Langsam stand er auf, immer noch über die Tatsache erstaunt, dass sie auf einem Zerstörer mit künstlicher Schwerkraft waren. Die Wissenschaft der Menschen war eben nicht aufzuhalten. Der Spion atmete tief durch, ging dann um den Tisch herum und folgte dem Admiral durch die Schleuse. Hinter ihr lag die Brücke, einer der wenigen Räume an Bord, welche von der Rotation des Schiffes ausgenommen waren und somit über keine Gravitation verfügten. Er folgte dem Admiral in die Mitte der Brücke, wo sie sich an einem Geländer festhielten, auf dessen anderen Seite es runter ging. Unter ihnen saßen die Offiziere der SHIVA an ihren Terminals. „Kontakt zu SPACE FORCE ONE aufnehmen,“ befahl Refa. „Präsident Cartagia wollte den Befehl unmittelbar geben.“
„Kontakt hergestellt,“ meldete der Kommunikationsoffizier Warren Brown. Graves achtete darauf, auch die Namen der unwichtigsten Offiziere zu kennen. Er hatte es so in seiner Ausbildung gelernt.
Vor dem geistigen Auge aller Männer und Frauen auf der Brücke erschien Sergio Cartagia, Nachfolger von Ryan E. Cartwright im Amt des Präsidenten der TA. „Ich begrüße Sie, meine Damen und Herren,“ eröffnete der Präsident. Graves ahnte, dass Cartagia auch diesmal weit ausholen würde, um einen einfachen Befehl zu geben. Dies war eine Eigenschaft, die man wohl brauchte, um in der Politik Erfolg zu haben. „Ich bin froh, dass diese wichtige Mission von einer Crew solch tapferer und verlässlicher Männer und Frauen ausgeführt wird. Es gibt keine tapfereren Menschen, als jene der Space Force, und Sie gehören zu deren Tapfersten. Ihre Namen werden mit diesem Moment in die Geschichte eingehen, denn nun ist der Triumph der Menschheit gekommen. Öffnen Sie nun die Luken!“
Der entsprechende Offizier, Commander Chen, betätigte einige Knöpfe. Graves konnte vor seinem geistigen Auge sehen, wie sich die große Luke auf der unteren Halbkugel der SHIVA öffnete. Aus den nun offen liegenden Frachträumen schob sich ein langes, walzenförmiges Schiff. Eigentlich war das Schiff ein vergleichsweise winziges Kämmerlein an der Seite der Walze. Die Walze selbst war die Waffe. So komplex der Aufbau auch war, im Grunde war sie nur eine übergroße Railgun. Asteroiden wurden durch künstliche Gravitation angezogen und würden durch die Walze auf ein genaues Ziel treffen. Ein Massebeschleuniger.
„Gravitation ein,“ befahl Cartagia.
Graves beobachtete, wie ein gigantisch anmutender Asteroid an der SHIVA vorbeizog, dem Massebeschleuniger entgegen, durch die Walze und auf die Planetenoberfläche zu. Als er nach wenigen Momenten den kolossalen Einschlag mitansah, beschlich ihn ein wages Gefühl von Reue. Doch er verdrängte das Gefühl sofort wieder. Es waren Heeldar. Sie waren die Aggressoren gewesen, sie hatten die GOOD HOPE angegriffen! Was immer nun geschah, sie verdienten es nicht anders!


Teil 9: Eine neue Hoffnung


Marina Christian blickte für einen Moment zurück.
Nach dem Ende des Krieges hatte sie sich freiwillig zum Dienst auf den besiegten Welten Orion IV und später Orion VII gemeldet. Es war anfangs eine surreale Situation für sie gewesen. Sie hatte in den Hildar und Heeldar stets nur Aggressoren, Feinde gesehen. Unbarmherzige Krieger, die alles Fremde vernichten wollten. Doch als sie dort war, auf den Planeten, in den zerbombten Städten, hatte sie zum ersten Mal die eigentliche Bevölkerung gesehen. Die Hungernden, die Verletzten, und die Trauernden. Der Krieg war diesen Menschen nicht geschenkt worden. Er war ihnen aufgezwungen worden.
Kurz dachte sie an Pe’Fan zurück, eine Latter von drei Kindern. Nachdem Vater und Mutter der Kinder während des Krieges gestorben waren musste sich die Brüterin allein um den Nachwuchs kümmern. Marina war für sie zuständig gewesen. Sie hatte gesehen, wie die Verzweiflung an diesen Wesen nagte. Und die gemischten Gefühle, einerseits von einer schrecklichen, unterdrückenden Macht befreit worden zu sein, andererseits in den Trümmern ihrer Welt zu stehen. Da Marina sich noch um einige weitere hilfsbedürftige Zivilisten hatte kümmern müssen, konnte sie Pe’Fan nicht die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient gehabt hätte. So erklärte sie sich, dass sie die Anzeichen nicht früher bemerkt hatte. Dass sie das Kommende nicht hatte verhindern können.
Nachdem Pe’Fan das zweite Mal nicht zur wöchentlichen Lebensmittelausgabe erschienen war, hatte Christian begonnen, sich Sorgen zu machen. Sie ging zur Wohnung der Latter und ihren Kindern, fand die Wohnungstür verschlossen vor. Nachdem sie mehrmals geduftet hatte und noch immer keine Reaktion von innen kam, zog sie ihre Zentralschlüsselkarte aus der Tasche und öffnete so die Tür. Als sie eintrat, schlug ihr ein mächtiger Gestank von Fäulnis entgegen. Sie ging ein paar Schritte, hielt sich dabei ein Tuch vors Gesicht. Als sie in den Nebenraum trat, setzte ihr Herz einen Schlag aus. In der einen Ecke saßen die drei kleinen Hildar, wie in Trance. Das Fell um ihre Mäuler war mit getrocknetem Blut besudelt. Ihre Augen starrten ins Leere. Christian drehte sich um und sah in die gegenüberliegende Ecke. Und da fand sie den Ursprung des fauligen Gestanks. Ein Haufen aus verwesendem Fleisch, Organen, Fell und Blut. Nachdem Marina die drei Kinder in ein Hospital gebracht hatte, verständigte sie ihre Vorgesetzten. Eine Untersuchungseinheit hatte in der Wohnung einen Duftbrief gefunden. Es war ein Abschiedsbrief von Pe’Fan. Sie hatte sich geopfert, um ihre Kinder zu ernähren.
Das war 2158, anderthalb Jahre nach Kriegsende. Das Leid endete erst später. Inzwischen hatte sich Orion IV wieder etwas stabilisiert, eine neue Regierung war entstanden, und die Ideologie von Er’Kar war weitgehend ausgemerzt.
Und Marina dachte an die aufstrebende Macht der Dilli. Oder des Dilli, so genau ließ sich das bei einem kollektiven Bewusstsein nicht sagen. Jedenfalls war in den letzten Jahren ein Rüstungswettlauf entstanden, denn die Dilli sahen sich von den Massebeschleunigern der Terranischen Allianz bedroht. Sie kopierten die Technik, verbesserten sie teilweise und produzierten ihre eigenen Massebeschleuniger. Die TA zog mit und verbesserte ihre Waffen ebenfalls. Und die Spannungen würden bald außer Kontrolle geraten.
Deshalb war Marina Christian hier.
Es war der 12. Mai 2167. Im Orbit von Proxima II fand die Einweihung statt. Und nun wurde Botschafterin Marina Christian am Rednerpult erwartet.
Marina stand auf und ging gemächlichen Schrittes zum Rednerpult. Sie wandte sich dem Publikum zu, versammelten Vertretern der wichtigsten Mächte der Galaxis. Die Helder, die Hildar, die Hildor, Heeldar, Heldar, und die Hilder. Die Vertreter des Philion-Imperiums, die Borten. Und schließlich die Dilli. Und über viele Journalisten mit Telepathen verfolgte die ganze Galaxis dieses Schauspiel.
Die Botschafterin holte tief Luft. „Ich kämpfte im zweiten Galaktischen Krieg. So wie viele von Ihnen. Ich habe das Leid gesehen, sowohl auf der einen, wie auf der anderen Seite. Ich habe viele Kameraden verloren, zwei Kommandanten, die mir sehr viel bedeutet haben. Was wir im Krieg oft verdrängen ist, dass nicht nur uns Leid geschieht, sondern dass auch wir Leid zufügen. Soldaten befolgen Befehle, Zivilisten geraten ohne eigenes Zutun in den Wirbel der Gewalt. Es scheint, wir hatten vergessen, was Krieg wirklich bedeutet. Ich weiss noch, wie sehr ich als junge Frau in den Krieg ziehen wollte. Weil ich nicht wusste, was Krieg bedeutet. Krieg bedeutet Tod. Krieg bedeutet Leid. Und Krieg wird immer Unschuldige treffen. Deshalb muss der Frieden bewahrt werden. Doch um den Frieden zu bewahren, müssen wir den Frieden schaffen. Wir müssen für Verständigung unter den Mächten der Galaxis sorgen. Wir müssen alle aufeinander achten, damit nicht noch einmal ein Volk benutzt wird, um anderen Völkern zu schaden. Wir müssen darauf achten, dass keinem Volk Unrecht geschieht. Und wir müssen allen intelligenten Wesen der Galaxis vermitteln, dass Leben und Freiheit die wichtigsten Güter in diesem Universum sind. Wir müssen allen intelligenten Wesen der Galaxis vermitteln, dass Krieg nicht erstrebenswert ist, das Gewalt stets nur die letzte Lösung sein kann, und niemals eine gute. Dafür sind wir hier. Die Vereinten Planeten werden hier, in dieser Raumstation dafür sorgen, dass sich die Völker untereinander verständigen, und das Frieden bewahrt wird. Gemeinsam schufen die Völker der Terranischen Allianz und des Orion-Systems, selbst jene von Orion IV und VII, diese Raumstation GOOD HOPE II, diesen Ring um den Planeten Proxima II. Hier werden wir für Diplomatie, Verständnis und Einigung eintreten, in neuer, guter Hoffnung.“

Ein Anfang.
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