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Sister, Sister

FanFiction zur TV-Serie "Superman - die Abenteuer von Lois und Clark" (orig. "Lois and Clark - the New Adventures of Superman")

Sister, Sister

Beitragvon Magss » Fr 9. Jul 2010, 08:46

nur ein kleiner One-Shot, eine kleine Spielerei.
Vollkommen ungebatat, ich also komplett Schuld eigene.

Zeit: 2. Staffel, gegen Ende. Eine Variation zum Ende von "Whine, whine, Whine"

Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, verdiene kein Geld damit.




Sister, Sister...

Schon als Lois den Hauseingang betrat, spürte sie diese besondere Stimmung, die ihr immer entgegen schlug, wenn sie ihre Schwester besuchte. In den Gängen hing der schwere Geruch von Pasta mit Soße, Knoblauch, Zwiebeln, Staudensellerie, Oliven, Tomaten, all diese Gemüsesorten, deren intensiver Duft Lois sofort an die toscanische Lebensart denken ließ. Basilikum, Thymian und fast schon konnte sie hören, wie jemand dazu das 'L'amour est un oiseau rebelle' aus Carmen trällerte. In der Ferne hörte sie jemanden Klavier üben, und das gar nicht einmal so schlecht. In dem Gang, in dem sie stand, sah sie schemenhaft einige Fahrräder stehen, nein, nicht einfach Fahrräder, hochmoderne Rennmaschinen, für die jemand wie Lois wahrscheinlich ein Monatsgehalt hätte hinlegen müssen. Aber sie standen im Dunkeln, denn die Deckenleuchte war – wie immer – kaputt.

Bei den Briefkästen fragte sich Lois jedes Mal, ob ihre Schwester wohl jemals Post zugestellt bekam. Es gab in diesem Eingang vier Mietparteien, aber nur drei Briefkästen. Auf zweien waren so viele Namen zu lesen, dass sich Lois sicher war, kein Postbote der Welt hatte die Zeit, sie alle zu studieren. Auf dem Dritten und Letzten standen nur zwei Namen, aber wahrscheinlich hatte sie jemand schon vor Jahren auf die Klebestreifen geschmiert, jedenfalls waren sie schlicht und ergreifend einfach unleserlich. Und auf keinem stand der Name ihrer Schwester.

Lucy hatte einen Teil des obersten Stockwerks, eine ehemalige Fabriketage, gemietet. Sie war nur durch einen Lastenaufzug zu erreichen. Der Preis für die billige Miete war, dass die Bleibe ihrer Schwester keine Zwischenwände hatte, keine wirkliche Küche, ein sehr improvisiertes Bad und so winzige Fenster, dass sie auch bei strahlendstem Wetter das Licht einschalten musste. Aber da es Lucy bisher nicht geschafft hatte, lange genug in einem Job zu bleiben, um die Worte 'geregeltes Einkommen' zu rechtfertigen, war sie mit dieser Lösung sehr gut bedient.

Lois benutze diesen Aufzug nicht gerne. Zum einen erinnerte er sie an einen Käfig, zum anderen machte die Kabine in dem Schacht merkwürdige Schleifgeräusche. Natürlich gab es einen Knopf mit der Aufschrift 'ALARM', aber sie befürchtete, dass den in den letzten 50 Jahren niemand mehr gedrückt hatte, weder in Not, noch zur Probe. Sie traute diesem rumpelnden Stahlkäfig einfach nicht. Aber es gab keinen anderen Weg nach oben.

Doch das Liftungetüm hatte auch heute Erbarmen mit ihr und brachte sie ohne Zwischenfälle ans Ziel. Kaum hatte das Rumpeln aufgehört, hörte sie aus Richtung von Lucys Tür laute Samba-Musik. „Verdammt! Wenn sie eine Party feiert, sollte ich besser nicht stören...“ Lois stand einen Moment da, unfähig zu entscheiden, ob sie wieder gehen sollte oder nicht. Dann entschloss sich aber doch zu klopfen, vorsichtig, leise, ganz zart nur, fast so, als machte sie das nur, um sich selber sagen zu können, sie hätte es ja versucht. Aber noch bevor sich Lois fragen konnte, ob sie einfach, still und leise wieder abziehen konnte, wurde die Tür aufgezogen und sie sah sich Lucy gegenüber stehen.

„Lo! Hast du angerufen? Hab ich einen Termin versäumt?“ Sie hatte ihre Haare hoch gesteckt, trug ein paar gelbe Gummihandschuhe und wirkte leicht gehetzt.

„Nein, nein... ich bin ganz spontan vorbei gekommen – hast du Besuch? Es klingt nach Party?“ Lois' Stimme fühlte sich in ihren eigenen Ohren unsicher an.

„Nein“, ihre jüngere Schwester lachte, „ich bin am Putzen. Mit lauter Musik wird das erträglich und da ich nicht auf Nachbarn achten muss... Komm rein.“ Noch ein Vorteil dieser improvisierten Wohnstätte waren Lucys wenige Nachbarn. Unter ihr gab es eine schwule Männer-WG, die so häufig Party machten, dass sie sich im Gegenzug natürlich niemals beschwerten. Und der andere Mieter auf der oberen Etage war so gut wie nie da. Lucy hatte also absolut freie Hand. „Was führt dich her?“ Trotz ihrer Putzpflicht wirkte Lucy sehr gut gelaunt und locker. Freute sich vielleicht sogar, ihre Schwester zu sehen?

Jedenfalls ging Lois diese Idee durch den Kopf. Aber warum musste sie sie gleich so direkt nach dem Anlass ihres Besuchs fragen? Eigentlich hatte Lois geplant, erst langsam, so nach und nach damit heraus rücken zu wollen. Sie könnte ja wenigstens einen Versuch starten, ein wenig vom Kern abzulenken: „Ach, gar nichts“, tat Lois betont unbeteiligt, „ich dachte nur, wir haben uns schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen...“

Lucy befreite sich von ihren Gummihandschuhen, legte sie beiseite und nahm Lois herzlich in den Arm und doch sagte sie dann gleich: „Lo! Komm mir nicht so. Du quälst dich nur in den Rumpel-Aufzug, wenn es einen konkreten Grund gibt. Also, was ist los?“

Verdammt! Verdammt. Warum kannte ihre Schwester sie auch so gut? Lois zog ihre Jacke mit großer Sorgfalt und sehr bedächtig aus und hängte sie auf den Garderobenständer. Dann schlüpfte sie aus ihren Schuhen und ging langsam in den einen Wohn-Schlaf-Arbeitszimmer-Küchen-Raum. „Ich...“ Sie fragte sich noch kurz, wie lange sie ihrer jüngeren Schwester wohl wirklich etwas vormachen konnte. Gab dann aber schließlich auf, Lucy würde bohren, bis sie jämmerlich zusammenbrach. Sie sah Lucy an und gab sich einen Ruck. „Ich dachte, wir machen mal wieder eine 'Test-Party'...“, sagte Lois so beiläufig wie ihr möglich war, dabei schlug ihr das Herz in Wirklichkeit bis zum Hals.

„Lo!“, entrüstete sich Lucy und winkte ab, „wenn es in meinem langweiligen Leben in den letzten zwei, drei Monaten auch nur die Spur eines Mannes gegeben hätte, der diesen Stress Wert wäre... bitte gerne.“ Lucy hatte inzwischen ihren Zopf geöffnet und fuhr sich durch die Haare. „Aber da war nichts, niemand, niente, nada, nicht der Hauch eines männlichen irgendwas... Ich würde sonst was drum geben, wenn es anders wäre, selbst diesen Stress in Kauf nehmen...“

Lois hatte sich inzwischen von ihrer jüngeren Schwester abgewandt und das Sofa angesteuert. Lucy hatte sie offenbar noch nicht vollkommen verstanden. „Ich...“, stammelte Lois, während sie sich auf das Sofa fallen ließ. Sie versank augenblicklich in den ungefähr tausend Kissen, jedes in einer anderen Farbe und kaum zwei von gleicher Größe. Doch dieses Versinken kam der stahlharten Reporterin entgegen. Und zur seelischen Unterstützung griff sie sich auch noch 'Buddy', Lucys Teddy aus Kindertagen. Er schaute sie aus seinem einen Auge mitfühlend an.

Lucy setzte sich nun zu ihrer Schwester und hatte plötzlich dieses verräterische Funkeln in ihren Augen. „Moment...“, zog sie die Silben in die Länge. Der Ausdruck ihrer Augen wechselte zu einem triumphierenden Ich-weiß-Bescheid-Blick. „Du meinst gar nicht mich! Du[ musst einen Schwangerschaftstest machen. HA!“

Lois zog es vor zu schweigen und vergrub sich noch etwas tiefer in den Kissen.

„LO! Sag mir nicht, du hast mit einem Mann geschlafen?! Mit einem echten Mann?“

„Bräuchte ich sonst einen Schwangerschafts-Test?“, antwortete die Ältere schnippisch. Sie fühlte sich zunehmend unwohler. Aber wenn sie ehrlich zu sich selber war, hatte das weniger mit der Tatsache zu tun, es ihrer Schwester eingestehen zu müssen, sondern eher mit der vernichtenden Möglichkeit eines positiven Ergebnisses. Nicht auszudenken...

Lucy hingegen stand der Sinn in diesem Moment weniger nach Mitgefühl. Sie grinste unverhohlen. „Sagst du mir, wer es ist?“

Darauf konnte Lois nichts anderes, als lakonisch zu antworten: „Nein!“

Lucy stand auf und ging zu ihrem Schrank, öffnete eine Tür und sah hinein. Dann sah sie sich um. „Ich hab aber nicht wirklich etwas zum Trinken da. Ein warmes, australisches Bier, einen klitzekleinen Rest Sambuca und eine halbe Flasche Wodka.“

„Lucy!“, Lois sah sie entsetzt an. „Ich wollte mich nicht betrinken!“

„Wir haben uns immer betrunken zu diesen 'Test-Partys'!“, entgegnete Lucy nicht weniger entrüstet.

„Ja, aber da musstest du den Test machen!“, konterte Lois.

„Ach“, Lucy drehte sich eingeschnappt ab, „und wenn Miss Rühr-mich-nicht-an das machen muss, dann geht das nur nüchtern...“ Sie kam mit leeren Händen zum Sofa zurück und ließ sich in die Kissen fallen, sah Lois aber nicht an, sondern verschränkte die Arme vor der Brust.

Diese Worte trafen Lois. Und doch wollte sie nicht darauf eingehen, und wenn auch nur, um ihr nicht zu zeigen, wie sie diese Worte verletzten. Lois nahm sich eines der größeren Kissen. „Ja, aber...“, stammelte sie, „wenn das Ergebnis wirklich positiv ist, sollte ich doch keinen Alkohol trinken...“ Das wäre doch unverantwortlich.

„Moment!“ Lucy richtete sich auf und sah sie mit großen Augen an. „Du denkst daran, das Kind zu bekommen... ich meine, wenn es denn so sein sollte...?!“

Der Abgrund, der Lois schon die ganzen letzten Tage terrorisierte, drohte sie in diesem Moment zu verschlingen. 'Das Kind' waren die zwei Worte, die sie in diesem Augenblick nicht ertragen konnte. Soweit hatte sie auch noch nicht gedacht. Soweit wollte sie auch gar nicht denken. Konnte sie nicht.

„Lo, sag mir doch einfach einen Namen, wenigstens seinen Vornamen...“, versuchte ihre Schwester sie noch einmal einzuwickeln.

Doch Lois blieb stoisch: „Nein!“

Daraufhin atmete Lucy einmal tief durch. „Okay... fassen wir einmal zusammen: Du willst mir seinen Namen nicht nennen. Was nur bedeuten kann, dass ich ihn kenne.“ Sie stand nun von Sofa auf. Lois sah ihre Schwester erschrocken an. „Na, das ist doch klar. Wenn es ein Henry, William oder Dan wäre, den ich nicht kenne, könntest du es mir sagen. Da du dich aber stur weigerst mir zu sagen, wie er heißt, gibt es nur zwei Möglichkeiten...“ Lucy machte eine spannungsvolle Pause und sah ihre Schwester an. „Entweder du weißt ihn selber nicht, oder ich kenne ihn auch.“ Sie ging wieder zu dem Schrank. „Den namenlosen One-Night-Stand schließe ich aber einfach aus. Ich kenne dich. Und da es in deiner Umgebung nur drei Männer gibt, die ich auch kenne...“, die geöffnete Tür in der Hand, sah Lucy sie mit einem selbstbewussten Blick an. Zu selbstbewusst für Lois' Geschmack. „Ich kenne weder Nachbarn, noch Freunde von dir. Somit bleiben nur Jimmy, Clark und dein Chef!“

'Oh verdammt! Das wird gefährlich! Gefährlich nah!' Aber Lois zog es weiterhin vor, zu diesen Eventualitäten zu schweigen. Sie wusste auch gar nicht, was sie dazu sagen sollte.

Lucy hatte sich nun ein Glas genommen und offenbar für den Wodka entschieden. „Jimmy...? Ich weiß nicht. Der ist süß, aber ich denke für dich zu jung. Und ich glaube, er ist nicht dein Typ. Eher meiner...“, sie grinste während sie die Wodka-Flasche wieder zudrehte. „Und wir konnten noch nie dieselben Männer leiden.“ Sie kam mit dem Glas und der glasklaren Flüssigkeit darin zurück und setzte sich wieder zu Lois. „Dein Chef...? Nicht wirklich. Das würdest du einfach nicht tun. Bleibt also nur Clark!“ Für diesen Gedanken belohnte sich Lucy mit einem kräftigen Schluck des Wodkas. Sie verzog noch nicht einmal das Gesicht dabei. Das hatte sie aber bei Wodka auch noch nie getan. Und noch bevor Lois sich überlegen konnte, wie sie diese allzu klare Beweiskette widerlegen konnte, setzte Lucy noch schnell nach: „Was nebenbei bemerkt mein Wunschkandidat Nummer eins für dich ist. Schon lange!“

Für einen Moment fiel der Starreporterin das Atmen schwer. 'Lois! Streite es ab! Sag ihr einfach, es ist... es ist... wer? Welchen Namen kann ich nehmen? Irgendeinen! Egal! Ein Mister... irgendwer. Verdammt! Warum fällt mir nicht ein einziger männlicher Name ein... nur einer...?!' Lois versuchte sich mit so unbewegter Miene, wie nur möglich, einen Namen einfallen zu lassen. Einen, den sie ihrer Schwester anbieten konnte, der nicht 'Clark' war. Doch ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Warum hatte sie nur noch ein Vakuum in ihrem Kopf?

Lucy balancierte ihr Glas sehr gelassen, während sie sich ganz entspannt zurückfallen ließ. Sie lehnte sich an eines der größten Kissen und sagte dann ganz ruhig: „Aber mal ganz ehrlich, Lo, warum bist du jetzt hier bei mir?“ Und wieder machte sie eine dieser spannungsreichen Pausen. „Warum ist Clark nicht da, um in diesem Moment an deiner Seite zu sein? Ihr seht euch doch schließlich jeden Tag. Außerdem sollten die Männer diesen Stress einfach mal miterleben, dann würden sie vielleicht in bestimmten Situationen den Kopf nicht vollkommen ausschalten.“ Sie zog die Beine auf die Sitzfläche und machte es sich gemütlich. Fast so, als stellte sie sich auf ein längeres Gespräch ein.

Es war erstaunlich, dass sie Lois nicht auslachte, schoss dieser gerade durch den Kopf. Und dass sie inzwischen viel zu langer mit ihrem Widerspruch gezögert hatte, um die offensichtlichste Wahl – Clark – jetzt noch widerlegen zu können. Und weiterhin fragte sie sich, ob Lucy genau diese Situation, genau dieses Alleine-Sein jetzt, wohl auch schon einmal zu viel erlebt hatte.

Lois wog noch für den Bruchteil einer Sekunde die Frage ab, ob sie Lucy doch noch einen anderen Namen präsentieren konnte, einen Mister Nobody. Aber sie verwarf diesen verzweifelten Versuch. Ihre jüngere Schwester hatte eine Art, so lange nach zu bohren, sie würde es doch merken. Was hatte sie doch gleich noch gefragt? Ach ja, warum Clark nicht hier war, hier bei ihr... „Das ist wirklich das Ungewöhnliche an dieser ganzen Situation“, begann Lois unsicher, „wir haben uns tatsächlich seit vier Wochen nicht gesehen...“

Lucy hätte sie auslachen können. Sie für naiv oder verrückt erklären können. Aber erstaunlicherweise tat sie genau das Gegenteil. Sie wirkte behutsam und verständnisvoll, während sie nachfragte: „Ihr habt miteinander geschlafen und euch seitdem nicht mehr gesehen? Arbeitet er nicht mehr beim Planet?“

Noch nicht einmal die Tatsache, dass Lucy Clark so problemlos erraten hatte, feierte sie als Triumph. Lois war sich in diesem Moment nicht einmal sicher, ob sie selbst in einer umgekehrten Situation genauso souverän reagiert hätte. Aber das war im Moment unwichtig. „Doch, doch. Aber es war wie verhext die Tage danach...“ Lucy nickte. Es war wohl offensichtlich, wonach. Obwohl dieses Eingestehen Lois unglaublich schwer fiel, tat es auch gut, endlich zu reden. Sie hatte die letzten Wochen einfach nur jeden Tag damit verbracht, zu verdrängen. Wenn auch weniger das, was passiert war, als mehr die mögliche Folge davon. Langsam fuhr sie fort, wobei das Zittern in ihrer Stimme allmählich nachließ: „Wir hatten uns gestritten, mal wieder. Ich bin dann aber nachts zu ihm, das hab ich schon öfter gemacht. Ich musste ihm sagen, dass ich mich nicht mehr mit Dan treffe.“ Buddys rechter Arm klemmte. Den linken konnte er noch bis über den Kopf strecken. Aber als Lucys bester Freund war Buddy sicher Linkshänder, sodass es also nicht so schlimm für ihn war. „Und ich wollte ihm sagen, was er mir bedeutet. Wir haben uns dann auch wirklich versöhnt. Und geküsst... dann ist es... außer Kontrolle geraten.“ Jetzt an diesen Moment zu denken, bescherte ihr augenblicklich wieder dieses Kribbeln im Magen, das sie auch gespürt hatte, als sie Clark angesehen hatte und ihm immer näher gekommen war. „Versteh mich nicht falsch, ich werfe ihm nichts vor, wir beide haben uns einfach mitreißen lassen. Und dann... am nächsten Morgen...“ Ihr war noch niemals aufgefallen, was für ein wundervolles braunes Auge Buddy hatte, genau wie... „Erst war er auf einem Seminar, dann ich zur Fortbildung, dann hatte ich diese Story in Texas, er war in New Orleans, San Francisco und bei ihm war irgendwas in der Familie...“ Lois drückte Buddy an sich, als könnte er ihr damit die Umarmung geben, die sie vielleicht gerne gehabt hätte. Doch das half auch nicht gegen den Kloß in ihrem Hals, der das Schlucken so schwer machte.

„Und in Texas gibt es keine Telefone?“ Lucy klang noch nicht einmal sarkastisch dabei. Sie unterließ jede Bemerkung über Lois' bisherige Beziehungen, die allesamt chaotisch gewesen waren, die Vorzüge von Versöhnungssex und fragte auch nicht, wer Dan war.

Obwohl die Frage nach den Telefonen in Texas nicht provozierend gestellt war, verspürte Lois noch einmal mehr das Bedürfnis, sich tiefer in die Kissen zu verkriechen. „Ich... Ich hab mich nicht getraut, ihn anzurufen.“ Lois erwartete daraufhin still den Vernichtungsschlag ihre Schwester. Denn das war wirklich das, was ihr so zugesetzt hatte – sie hatte mit Clark geschlafen, was weder gewollt und schon gar nicht geplant gewesen war. Aber in dem Moment, wo sie wieder miteinander sprechen würden, ganz gleich ob persönlich oder am Telefon, hätte sie zu dieser Nacht eine Position einnehmen müssen. Doch welche? Was, wenn sie sich entschuldigte und er womöglich nun viel mehr erwarten würde? Oder umgekehrt...

Sie wusste sehr wohl, warum es überhaupt zu dieser Nacht gekommen war. Es war nicht nur die schlichte körperliche Anziehung zwischen ihnen. Das wäre viel zu simpel und würde weder Clarks Aufrichtigkeit, noch ihrer Verbundenheit zu ihm gerecht werden. Sie hatten in letzter Zeit häufig und auch heftig gestritten. Aber im Grunde genommen hatten sie das nur wegen Mayson und Dan getan. Sie waren beide unsicher, vielleicht verliebt, aber wohl auf jeden Fall eifersüchtig. Doch eifersüchtig war Lois doch nur deswegen, weil ihr Clark so wichtig war, immer wichtiger geworden war. Und aller Wahrscheinlichkeit ging es ihm nicht anders.

Und so waren sie an diesem Abend aufeinander getroffen und waren sich sicher beide bewusst, wie viel sie einander bedeuteten. Wie sehr sich Lois nach einem Kuss von Clark gesehnt hatte, war ihr aber erst klar geworden, als sie seine Lippen gespürt hatte. Von da an hatte sie dann den Kopf verloren. Sich an ihn geklammert, wie eine Ertrinkende

Lucy legte ihr beschützend die Hand auf den Arm und fragte immer noch ohne jede Spur von Schadenfreude: „Vermisst du ihn...?“

Diese Frage hatte sich Lois bisher, bis zu diesem Moment, noch nicht gestellt. Sie traf sie vollkommen unerwartet. Ohne weiter darüber nachzudenken, formten ihre Lippen die Antwort, bevor sie sich diesen Umstand klar machte: „Ja...“

„Meine Liebe, dich hat es ja richtig erwischt... Aber vielleicht hat er ja genau solche Angst davor, dich anzurufen...“ Lucy kam noch etwas näher und drückte Lois ganz fest. „Du solltest mit ihm reden. Nicht mit mir – geh zu ihm!“

Wann war Lucy so erwachsen geworden?

* * *

In diesem einen, kurzen Moment, da sich Lois' Hand zur Faust formte, um an seine Tür zu Klopfen, schossen ihr ungefähr tausend Fragen durch den Kopf: 'Was soll ich sagen? Hallo, lange nicht gesehen...? Warum hast du nicht angerufen? Wie konnte es soweit kommen? Was erwartest du? Was hast du an jenem Abend erwartet? Warum hab ich nicht angerufen? Wovor haben wir beide solche Angst? Wie können wir mit dieser Angst umgehen? Ist in deiner Familie wieder alles in Ordnung?' Aber das Wort Familie gefiel ihr in diesem Augenblick überhaupt nicht.

Das Geräusch des Klopfens erschreckte Lois dann fast. Dabei hätte sie es beinahe nicht gehört, weil ihr Herz so laut hämmerte. 'Mir ist schlecht! Ob das schon...? Nein, nein, nein! Das hat nichts zu sagen, keinen Zusammenhang...', versuchte sie sich selbst zu beruhigen.

Es dauerte eine Ewigkeit. Dann öffnete sich die Tür und Clark stand vor ihr. Innerhalb von ein, zwei Sekunden sah sie auf seinem Gesicht die verschiedensten Regungen, Freude, Überraschung, Entsetzen, Angst... Das war Angst, doch wovor hatte er Angst?

„Lois...“, begann er und es war eher nur ein Stammeln, „ ich... ich hätte dich anrufen sollen, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte und dann war da soviel los, lauter Termine und nie kam ich zur Ruhe und dabei hab ich mich immer gefragt, wie es dir wohl geht, was du denkst, ob du mir böse bist, enttäuscht von mir bist und deswegen wusste ich einfach nicht, was ich machen sollte, weil ich auch gar nicht gewusst hätte, was ich sagen sollte, weil ich einfach solche Panik hatte, dass du mich nie wieder ansehen willst, oder nie wieder mit mir reden würdest... ich meine, das würde ich wohl nicht überleben...“

Clark wirkte verzweifelt während er sprach und er hatte sich dabei noch keinen Zentimeter bewegt. Und mit jeden weiteren Wort, das nur so aus ihm heraus sprudelte, wirkte er noch ein wenig verzweifelter. Er plapperte. Er! War das nicht eigentlich ihr Part?

Doch die Erkenntnis, die Lois schon für ihr eigenes innere Chaos gewonnen hatte, galt wohl auch für Clark – er machte sich nur deswegen so viele Gedanken und hatte so viele Befürchtungen, weil sie ihm wohl nicht ganz unwichtig war. Ja! Das war eine Basis, die Zukunft hatte. Die eine Chance verdiente.

Lois spürte, wie sich ganz langsam ein vorsichtiges Lächeln auf ihre Lippen schlich und trat noch einen Schritt auf ihn zu. Sie legte ihm die Hand auf den Arm um ihn endlich zum Schweigen zu bringen. „Ich denke, wir müssen reden...“

Doch das schien ihn noch nicht zu beruhigen. Sein Blick flog nervös hin und her, während er sagte: „Ich... ich muss dir etwas sagen... bevor...“

„Oh ja, das muss ich auch...“ Sie sprachen miteinander – endlich. Nun konnte es doch nur noch besser werden. Lois glaubte daran. Sie glaubte in diesem Moment an sich – und an ihn. Und mit dieser Sicherheit trat sie ein und schloss die Tür hinter sich.

ENDE

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