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[Glückskeks 2011] Der Kobold

FanFiction zur TV-Serie "Superman - die Abenteuer von Lois und Clark" (orig. "Lois and Clark - the New Adventures of Superman")

[Glückskeks 2011] Der Kobold

Beitragvon Gelis » Sa 5. Feb 2011, 15:55

Titel: Der Kobold

Autor: Maisie

Glückskeks Nr. 2: Drei Dinge machen den Meister: Wissen, Können und Willen

Universum: Natürlich L&C (Ein anderes kann ich nicht!)

FSK: Wie die Serie(?)

Wortanzahl: (3.460)

Kurzzusammenfassung:
Eine der schönsten Episoden ist für mich 2.22 „And the Answer is…“.
Ihr wisst alle: Lois wird von Superman gegen Ende der Epi erst eingefroren und etwas später wieder aufgetaut. Die Handlung geht kurz ohne sie weiter. Sie erscheint erst wieder ganz zum Schluss bei dem abendlichen Spaziergang im Park, der mit Clarks Heiratsantrag endet.
Was hat sie in der Zwischenzeit getan? Ich habe versucht, diesem weißen Fleck durch meine Geschichte Farbe und Form zu geben.

Spoilers: keine

A/N: Die Zeitabläufe habe ich mir ein wenig passend gemacht.
Magss, meiner Super-Beta sage ich meinen allerherzlichsten Dank!
Wie immer hat sie meine Story durch tolle Tipps und gute Ratschläge bereichert.


Disclaimer: Die Figuren haben andere erfunden, diese Story schrieb ich zu meinem eigenen Vergnügen ohne von ihr finanziell zu profitieren.



Der Kobold

In jeder einzelnen Zelle ihres Körpers fühlte sie die Kälte. Entsetzt stellte sie fest, dass sie in einem Eisblock gefangen war. Durch die glasige Hülle konnte sie nur verzerrt die Außenwelt sehen. Ihre Augen irrten umher. Da standen Martha und Jonathan, Clarks Eltern, mit seltsam entstellten Gesichtern. Sie wollte ihnen zuwinken, doch ihre Hand ließ sich nicht bewegen.

Etwas Blau-Rotes war zu erkennen. Mühsam fixierte sie ihre Augen auf diesen Punkt. Blau-Rot? Ja, es war Superman! Aber auch sein Gesicht schien einer Karikatur entsprungen zu sein.

Und Clark musste auch anwesend sein. Aber trotzdem sie mit ihren Blicken alles absuchte, konnte sie ihn nicht entdecken. Dafür hörte sie immer wieder seine Stimme: „Lois, komm zurück zu mir! Atme! Lebe! Komm zurück zu mir!“

Ja, sie wollte zu Clark! Endlich gehorchten ihr die Arme wieder. Sie fing an, mit aller Kraft auf das Eis einzuschlagen: „Clark, ich will zu Clark!“

Zum Glück erwachte sie durch ihre wilden Bewegungen aus diesem eisigen Albtraum. Fast wäre sie aus dem Bett gefallen. Ganz am Rand konnte sie sich noch so eben vor dem Sturz fangen. Ihre Bettdecke lag bereits auf dem Boden. Sie holte sie ganz schnell zu sich herauf und zog sie bis zur Nasenspitze hoch. Ja, das war schon viel angenehmer und wärmer. Ganz fest presste sie sich an das Laken und in ihr Kissen. Der Traum verfolgte sie noch. In ihm war etwas sehr Merkwürdiges vorgefallen. Aber was?

Ein kühler Wind wehte durch das Fenster herein. Dämmerung erfüllte den Raum. War die Nacht schon wieder vorbei? Doch der Blick zur Uhr zeigte ihr, dass es abends und nicht morgens war. Auch das fand sie seltsam. Seit wann schlief sie denn schon um diese Zeit?

Zum Glück lichtete sich langsam der Nebel in ihrem Kopf. Die Erinnerung war wieder da! Was war das nur für ein Tag gewesen!

Etwas ganz Elementares musste geschehen sein! Denn ein Gedankensplitter schwirrte wie ein Kobold in ihrem Kopf herum und irritierte sie ungemein. Aber er ließ sich einfach nicht fassen. Immer wenn sie ihn greifen wollte, war er wieder verschwunden!

Was war passiert? Was konnte das nur gewesen sein? Sie fing an, in ihrem Gedächtnis die Ereignisse der letzten Stunden wie einen Film ablaufen zu lassen. Diese wichtige Begebenheit würde ihr sicherlich dabei wieder einfallen.

Alles hatte damit begonnen, dass sie Clark in der letzten Nacht bei einem Einbruch in das Juweliergeschäft ‚Mazic‘ beobachtet hatte. Wie entsetzt war sie gewesen! Bisher hatte sie geglaubt, ihren Partner zu kennen, hielt ihn für den anständigsten Menschen unter der Sonne. Aber das?

Als sie ihn vollkommen konsterniert zur Rede stellte, bekam sie zu ihrer größten Bestürzung von ihm zu hören: „Meine Mum und Dad wurden gekidnappt!“

Sie waren als Druckmittel gegen ihn eingesetzt worden. Bei seiner Weigerung, den Raub auszuführen, wollte der Entführer sie töten.

Aus diesem Grund war Clark seiner Forderung nachgekommen.

So erfuhr sie auch, dass die erzwungene Kommunikation mit dem Verbrecher der Grund dafür gewesen war, dass er gestern zweimal ihr privates, dringend erforderliches Gespräch abgebrochen hatte. Also waren es kein Friseurbesuch und keine Diskussion über Müllcontainer gewesen, wie er behauptet und sie angenommen hatte.

Der Kobold in ihrem Kopf hüpfte wild umher …und war verschwunden!

Natürlich hatte sie sich, nachdem sie den Grund für Clarks Davonlaufen erfahren hatte, wegen ihrer wütenden Reaktion ungemein geschämt.

Doch etwas Enttäuschung fühlte sie immer noch: „Clark, du hättest es mir doch sofort sagen können! Warum hast du mir nicht vertraut?“ Die Wände ihres Schlafzimmers wussten leider auch keine Antwort. Sie warfen nur ihre niedergeschlagene Stimme zurück.

Obwohl Clark die geraubten Diamanten abgeliefert hatte, wurden seine Eltern nicht freigelassen. Es sah ganz so aus, als ob seine Dienste mit dieser Bedrohung noch weiter erzwungen werden sollten.

Eines fand sie jedoch im Nachhinein sehr merkwürdig! Warum hatte sich der Kidnapper ausgerechnet Clark für diesen Job ausgesucht? Er war ihrer Meinung nach der letzte, der für etwas Ungesetzliches in Frage käme.

Der Kobold schaute sie kopfschüttelnd an, tippte zweimal gegen seine Stirn …und war verschwunden!

Aber da war wieder einmal klar zu erkennen, wie viel kriminelle Energie in jedem Menschen steckte. Unter dem Druck, den die Entführung und Todesandrohung seiner Eltern auf ihn ausübte, war auch dieser gesetzestreue Mann zu allem fähig.

Nachdem sie diese desolate Tatsache von der Entführung seiner Eltern von ihm erfahren hatte, half sie ihm selbstverständlich bei den Ermittlungen. Sie lieferte ihm sogar ein falsches Alibi bei Sergeant Zimack vom Metropolis Police Department. Denn eine geheime Kamera hatte ihn vor dem Geschäft gefilmt. Aber gemeinsam war es ihnen gelungen, den Beamten davon zu überzeugen, dass Clark es gar nicht gewesen sein konnte.

In Erinnerung musste sie unwillkürlich vor sich hin kichern. Denn auf Zimacks Frage, wo Clark zur fraglichen Zeit gewesen wäre, hatte sie ganz unbefangen und unschuldig geantwortet: „Oh, um diese Zeit war er bei mir!“ Sein fettes Grinsen sagte überdeutlich aus, was er sich dabei vorstellte.

Ganz egal, sollte der Mann doch ruhig glauben, dass das Team Lane-Kent nicht nur seine Tage sondern auch seine Nächte miteinander verbringen würde. Das Wichtigste war gewesen, dass er ihnen wertvolle Informationen hatte besorgen können. Clark versprach ihm dafür, dass Superman bei der Suche nach dem Einbrecher helfen würde.

Dieser kleine Kobold grinste sie unverschämt an …und war verschwunden!

In ihrem Zimmer war die Dämmerung in Dunkelheit übergegangen. Lois schaltete die Lampe an ihrem Bett ein. Wenn doch auch in ihrem Kopf ein Licht angehen würde! Sie musste kurz aus ihrem Bett heraus um die Vorhänge zuzuziehen. Ganz schnell war sie wieder in ihrer Schlafstätte und kuschelte sich hinein. Wie war es weitergegangen?

Gemeinsam waren sie dann durch ihre Recherchen dem Verbrecher-Duo auf die Schliche gekommen. Sie konnten die Kidnapper klar identifizieren. Es waren Jason Mazic, Bruder des Juwelierladen-Besitzers und Nigel St. John, ein alter Bekannter noch aus Lex Luthors Zeiten, der immer für eine Schandtat zu haben war. Um Clarks Eltern nicht zu gefährden, durften sie jedoch die Polizei nicht einschalten.

Doch dann kam der große Paukenschlag: Weil sie ihnen so gefährlich nahegekommen waren, verlangten die beiden Verbrecher am heutigen Mittag von Clark, Lois zu töten und ihre Leiche innerhalb von dreißig Minuten zum alten Flughafen vor der Stadt zu bringen.

Ihr Leben gegen das seiner Eltern!

Obwohl ihr inzwischen warm geworden war, bekam sie eine dicke Gänsehaut, als sie daran zurückdachte.

Wie verzweifelt war Clark gewesen! Durch die Qual, die er empfand und die sie nachvollziehen konnte, war ihr eines sehr deutlich bewusst geworden. Sie hatte es immer verdrängt, hatte es nie hoch kommen lassen. Doch heute wurde es offensichtlich. Sie hatte es nicht mehr vor sich selbst verheimlichen können.

So sagte sie es in die Stille ihre Zimmers hinein: „Clark, ich liebe dich!“ Ein Meer von Zärtlichkeit brandete in ihr hoch. Einen Moment lang schloss sie die Augen, lauschte dem Klang ihrer Worte nach. Sie hatte wirklich lange gebraucht, um es sich einzugestehen.

Sofort nach Supermans Auftauchen hier in Metropolis hatte sie sich in ihn verliebt. Doch je länger sie mit Clark zusammen arbeitete, desto mehr war ihr bewusst geworden, dass ihr Gefühl für den Mann aus Stahl eigentlich mehr Anbetung war, grenzenlose Bewunderung. Er stand so weit über ihnen allen, so unerreichbar weit.

Clark dagegen war auf Augenhöhe, er war jederzeit für sie da. Und er hatte ihr begreiflich gemacht, dass das Leben nicht nur aus Head- und Deadlines bestand. Die Zusammenarbeit mit ihm hatte ihr Gelegenheit gegeben, ihn richtig kennen und schätzen zu lernen. Ohne dass sie es gewollt und gemerkt hatte, war Liebe daraus geworden. Und jetzt konnte und wollte sie diesem Gefühl nicht mehr ausweichen.

Sie starrte hinauf zu der Zimmerdecke. Clarks Not hatte sie nicht mit ansehen können und ihm helfen müssen. Und wenn dabei sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt wurde. Alles, aber auch alles hätte sie für ihn getan!

Ihr war die Idee gekommen, sich von Superman einfrieren zu lassen, damit Clark so ihre Leiche vorweisen könnte. Sie hatte oft genug miterlebt, wie dieser Superheld von seinem eisigen Atem Gebrauch gemacht hatte. Durch seinen Hitzeblick wäre es ihm im Gegenzug möglich, sie wieder ins Leben zurück zu rufen.

Sie hatte ihren Partner gebeten, Superman zu diesem Zweck in ihre Wohnung zu schicken.

Der Kobold drehte mehrere Purzelbäume …und war verschwunden!

Clark hatte sich zuerst geweigert, aber sie war so konsequent gewesen, dass er einverstanden sein musste. Ein überraschender inniger Kuss von ihr hatte wohl den letzten Widerstand gebrochen.

Auch Superman hatte die Möglichkeit ihres Todes abgeschreckt. Doch es gelang ihr, auch ihn zu überreden und er hatte ihren Plan ausgeführt.

Der Kobold streckte ihr frech die Zunge heraus …und war verschwunden!

Angestrengt runzelte sie ihre Stirn. Sie setzte sich auf und starrte in das Licht der Lampe. Eigenartig, was ließ sie an dieser Stelle so stutzig werden? Was war dabei geschehen?

Der Kobold lachte sie lauthals aus …und war verschwunden!

Wie auch immer! Ihre Grübelei half nichts, es fiel ihr einfach nicht ein! Sie schmiegte sich wieder in ihr gemütliches Bett.

Die Übeltäter ließen sich von ihrem angeblichen Tod täuschen. Sie schauderte etwas in Erinnerung. Deshalb hatte sie bestimmt auch diesen eisigen Traum gehabt, weil ihr noch der Kälteschock im Körper saß.

Durch diesen Trick ging letztendlich alles gut aus! Bevor Superman sie wieder auftaute, hatte er schon Clarks Eltern befreien können. In dem Raum hatte sie den toten Nigel St. John gesehen. Also war er bei seinem Verbrechen selbst zu Tode gekommen. Und Jason Mazic? Bestimmt hatte Superman ihn später gestellt und der Polizei übergeben.

Denn das Wichtigste für ihn musste gewesen sein, sie nach dieser Eis-Tortur schnell heim zu fliegen.

Sie konnte sich noch daran erinnern, dass er sie ins Bett gelegt und fest zugedeckt hatte. War Clark auch hinzu gekommen? Dann hatte sie sein Erscheinen vor Erschöpfung nicht registrieren können. Wer von den beiden hatte ihr Gesicht gestreichelt, als sie schon fast eingeschlafen war und dabei gesagt: „Schlaf, Lois, ruh dich aus! Heute Abend schaue ich noch nach dir!“? Ihrer Meinung nach waren es Clarks sanfte Hand und seine zärtliche Stimme gewesen!

Der Kobold blinzelte wieder um die Ecke und machte ihr eine lange Nase …und war verschwunden!

Langsam fuhr ihre Hand über ihre rechte Wange. Was irritierte sie so an dieser Bewegung und diesem Empfinden? Ihre Gedanken kreisten und kreisten. Wie oft hatte Clark sie schon so gestreichelt!

Clark und auch …Superman. Noch vor ein paar Stunden! Bevor er sie mit seinem eisigen Atem einfror.

Sie hatte in Erwartung des Kälteschocks schon die Augen geschlossen. Dann spürte sie seine Hand an ihrer Wange. Es hätte genauso gut Clarks Berührung sein können. Die gleichen weichen Hände, die gleiche zarte Geste, das gleiche wohlige Gefühl!

Der Kobold war ganz nah, sie sah sein blau-rotes Mäntelchen …und diesmal war er nicht verschwunden! Im Gegenteil! Er kam immer näher!

Ja! Das war es, was sie die ganze Zeit so irritiert hatte!

Clarks Streicheln – Superman’s Streicheln! Nicht das gleiche! Dasselbe!
Clark – Superman! Superman – Clark!

Sie hatte den Kobold gefangen!

„Clark ist Superman!” Sie rief es laut heraus und schoss im Bett empor. Riesengroß stand die Wahrheit plötzlich vor ihr! Ja, natürlich. Aber sicher! Die beiden waren ein und dieselbe Person!

Warum um Himmelswillen war ihr das nicht schon eher eingefallen? Es war doch so offensichtlich! Sie musste es erkannt haben, bevor sie in den Kälteschlaf gefallen war. Nur ein Gedankenfragment war durch diese außerordentliche Belastung des Einfrierens in ihrer Erinnerung verblieben.

Deshalb war diese Erkenntnis als Kobold in ihrem Kopf herumgetobt. Ha, jetzt war alles sonnenklar!

Sie stöhnte vor sich hin: „Clark ist Superman! Oh Himmel, ich bin wirklich die Dummheit in Person. Lois Lane, die Enthüllungsreporterin! Dass ich nicht lache! Galaktisch einfältig bin ich!“

Hey, wo hatte sie denn den Ausdruck her? Der kam ihr aber sehr bekannt vor! Wann und wo, bitteschön, hatte sie den schon einmal gehört?

Wie auch immer! Sie ließ sich zurück ins Bett fallen. Ihr Gemüt war aufgewühlt wie der Hob`s River bei Windstärke zehn: „Clark ist Superman!“

Zuerst war Clark und kurze Zeit später auch Superman in Metropolis aufgetaucht. Hatte sie die beiden jemals zusammengesehen? Nein! …Doch! Ein einziges Mal! Vor kurzem, nachdem Diana Stride in ihrer Fernsehsendung verkündet hatte, Clark Kent wäre Superman. Um diese Aussage zu widerlegen hatte er eine Pressekonferenz gegeben. Und Superman war ziemlich kurz etwas oberhalb von ihm zu sehen gewesen.

Sie schüttelte fassungslos ihren Kopf: „Clark Kent, mit welch einem üblen Trick hast du dich da aus der Affäre gezogen? Diana Stride hatte ja so recht!“

Alles, aber auch alles lag auf einmal klar und deutlich vor ihr. Das Puzzle war zusammengefügt. Kein Teilchen war übriggeblieben.

Empfindungen überwältigten sie. Es war von allem etwas. Zuerst waren es Wut, Zorn, Enttäuschung, dann Traurigkeit, ein wenig Bitterkeit. Warum hatte er es ihr nicht gesagt? War sie in seinen Augen nicht vertrauenswürdig? Sie waren doch beste Freunde, sogar mehr als das!

Scham und Verlegenheit kamen hinzu. Wie hatte sie Clark in der ersten Zeit von Superman vorgeschwärmt! Hatte Superman sogar gefragt, ob es denn keine Hoffnung für sie beide geben würde. Hatte behauptet, dass sie ihn auch lieben würde, wenn er ein ganz normaler Mann wäre! Und kurz vorher hatte sie Clarks Liebeserklärung einfach hinweg gewischt. Da war Superman der normale Mann!

Sie steckte auch noch ihren Kopf unter die Decke und rollte sich seitlich zusammen. Vor Beschämung gepaart mit Zorn vor allem auf sich selbst hämmerte sie mit ihrer Faust auf die Matratze ein. Oh, war das peinlich. Könnte sie sich doch bis in alle Ewigkeit hier im Bett verkriechen!

Aber das ging ja nicht! Er wollte doch gleich noch kommen!

Als Clark? Als Superman? Sie wusste es nicht. Sollte er sie hier im Bett vorfinden? Nein, auf keinen Fall!

„Ich muss mich anziehen!“ Mit einem Satz war sie aus dem Bett. „Beeilung, Lois Lane, ab ins Bad!“

Und doch, zwischen Unterwäsche, Hosenanzug und Make-up begann wie ein kleines Licht etwas Freude in ihr aufzuleuchten. Freude darüber, dass nichts mehr unklar war. Für alles, was ihr an ihrem Partner und bestem Freund in diesen zwei Jahren schleierhaft gewesen war, gab es eine plausible Erklärung.

Alle ihre Fragen wurden hiermit beantwortet, alle Unklarheiten beseitigt. Vor allen Dingen sein dauerndes Verschwinden mit unglaubwürdigen Begründungen. Was hatte er sich nicht alles als Ausrede einfallen lassen! Über alle diese lächerlichen Lügen wollte sie jetzt wirklich nicht nachdenken!

Seine manchmal stundenlangen Abwesenheiten waren endlich geklärt. Während sie innerlich auf ihn geschimpft hatte und wütend auf ihn war, hatte er irgendwo auf dem Globus Menschenleben gerettet und geholfen, wo es ihm immer möglich war.

Klar war jetzt auch, warum Superman eigenartigerweise immer zur Stelle gewesen war, um ihr das Leben zu retten. Und warum Clark ihn heute sofort in ihre Wohnung hatte schicken können.

Und all diese vielen anderen seltsamen Begebenheiten!

Wie war das noch gewesen?

So wie sie heute, hatte jeder, der etwas von Superman wollte, Clark nur zu bitten brauchen, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Superman erschien pünktlich! „Warum wohl? Er hat die Nachricht an sich selber weiter gegeben.“

Die Sache mit Dragonettis Safe! Als sie eine Nacht lang Geiseln waren. Clark hatte immer zur Vorsicht und Passivität gemahnt. „Warum wohl? Weil Superman ja die ganze Zeit anwesend war!“ Alle hatten Clark für einen ausgemachten Feigling gehalten. Dabei hatte er nur auf eine Gelegenheit zum Eingreifen gewartet. Die dann auch gekommen war.

Clark hatte das Gedächtnis verloren. „Warum wohl? Weil er als Superman mit dem Meteor kollidiert war!“ Auch hier hatte er sein Leben aufs Spiel gesetzt!

Clark war für zwei Tage einfach verschwunden. „Warum wohl? Weil er als Superman geblendet und dadurch blind und hilflos war!“ Und sie hatte zuerst voller Eifersucht angenommen, Clark wäre mit Mayson Drake in ein Liebes-Wochenende in die Berge gefahren. Sie schüttelte sich: „Grrrr!“

Superman war vor kurzem so gleichgültig und teilnahmslos geworden. Perrys Entführung interessierte ihn nicht im Geringsten. Clark zeigte die gleichen Symptome. „Warum wohl? Weil das rote Kryptonit Superman und dadurch auch Clark psychisch geschädigt hatte!“ Und Dr. Friskin hatte die Ursache bei ihr gesehen.

Und das Schlimmste: Sein Tod! Wie hatte sie gelitten, als er angeblich von dem geklonten Dillinger erschossen wurde. „Dabei hast du nur den toten Mann gespielt! Du Schuft! Was für ein geniales Märchen hast du dir ausgedacht, um mir deine Auferstehung plausibel zu machen!“ Fast hätte sie ihre Haarbürste bei diesen Worten empört in Stücke gehauen.

Ihre gedanklich gestellten Fragen hatte sie sich selbst beantwortet. Laut und wütend. Wütend auf Clark und noch wütender auf sich selbst.

Denn wenn sie ganz ehrlich zu sich selber war, musste sie sich eingestehen, dass von Anfang an Situationen dagewesen waren, die sie stutzig gemacht hatten. Aber weil sie so arrogant, überheblich und snobistisch gewesen war, hatte sie keinen Gedanken logisch zu Ende gedacht. Als Farmjunge hatte sie ihn angesehen, als Land- und Weichei! Dass er das nicht war, hatte er ihr auch als Clark in den zwei Jahren reichlich bewiesen. Wo war ihre so oft herausgestellte Menschenkenntnis geblieben? Oh, es war zum Haare raufen!

Sie hätte noch so viele passende Ereignisse aufzählen können. Und für jede Absonderlichkeit gab es die einfache logische Erklärung: Er war nicht nur Clark sondern auch Superman! Und alles fügte sich zusammen!

Ja, und darum musste er auch die Juwelen rauben! Für Superman war das ein Kinderspiel! Durch unerfindliche Umstände musste Jason Mazic und sein Komplice von seiner zweiten Identität erfahren haben. Und um ihn in Schach zu halten, hatten sie seine Eltern entführt. Auch diese Frage war beantwortet. So einfach war alles, so logisch!

Und wie hätte er auch als der normale Reporter Clark Kent sie innerhalb von 30 Minuten töten und zum alten Flughafen außerhalb der Stadt bringen können? Hätte er sich vielleicht mit ihrer Leiche ein Taxi nehmen sollen? Warum hatte sie das nicht schon eher stutzig gemacht? Sie knirschte mit den Zähnen vor Entsetzen über ihre Einfalt. Als Superman war das für ihn natürlich ganz einfach gewesen!

Ganz heiß fiel ihr die andere Begebenheit von heute ein. Bevor sie von Superman eingefroren wurde, hatte sie ihn gebeten: „Wenn etwas Schreckliches passieren sollte, sag Clark, dass ich ihn liebe!“

„Das weiß er schon“, war seine Antwort gewesen. „Na klar, ich habe es dir ja selbst gesagt!“, fauchte sie den unschuldigen Spiegel an.

Oh nein, nein! Sie schlug die Hände vor das Gesicht. Wie bitte sollte sie jetzt damit umgehen? Warten, bis er endlich die Wahrheit gestehen würde? Oder sollte sie ihm ihre Erkenntnis einfach entgegen schleudern?

Oh, das musste sie später klären. Jetzt konnte sie nicht so intensiv, wie sie es gerne getan hätte, darüber nachdenken.

Denn da war er schon und kündigte sich durch ein Klopfen an der Tür und einen Ruf an: „Lois, ich bin es!“ Tür? Also Clark! Superman nahm ja für gewöhnlich das Fenster.

Sie lauschte der Stimme nach. Als Superman sprach er ein wenig forscher, kraftvoller und tiefer, mit einem bestimmenden Unterton, dem man erst gar nicht zu widersprechen wagte. Wieso war ihr nicht früher aufgefallen, wie ähnlich sich die beiden Stimmen waren? Und nicht nur die Stimmen!

Halt! Ihr Traum! Im Unterbewusstsein musste für sie schon alles klar gewesen sein. Sie hatte ihn als Superman gesehen und als Clark gehört. Als sie dann wach geworden war, hatte sie lange für diese Erkenntnis benötigt.

Sie öffnete die Tür. Da stand er vor ihr, dieser …dieser elende Heuchler, dieser vollendete Lügner, dieser Ausnahme-Schauspieler! Einen Oscar müsste er für diese Meisterleistung bekommen.

Frechheit, jetzt sah er sie auch noch mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und Besorgnis an und erkundigte sich nach ihrem Befinden: „Lois, wie fühlst du dich, ist alles in Ordnung?“

‚Warte, Clark Kent, ich kann mich auch verstellen‘, zuckte es durch ihren Kopf. ‚Ich weiß, wie es geht, du hast es mir zwei Jahre lang vorgemacht. Glaub mir, ich kann es, ich kann es sogar sehr gut! Du wirst ganz bestimmt nicht merken, dass ich dein wohlgehütetes Geheimnis um dein Alter Ego herausgefunden habe‘!

„Lois,ist alles ok?“ Er wartete auf eine Antwort! „Danke, Clark, ja, alles bestens! Lass uns doch etwas im Park spazieren gehen, die frische Luft wird mir gut tun.“ Prima, ihrer honigsüßen Stimme war nichts anzumerken.

„Geht es dir auch wirklich gut, Lois? Schaffst du das?“ Dazu dieser sanfte Bambi-Blick aus seinen Schoko-Augen! Beides müsste verboten werden!

Am liebsten hätte sie ihm schnippisch geantwortet, er könne sie ja als Superman heimfliegen, wenn es ihr zu viel werden würde. Ha, sein überraschtes Gesicht hätte sie für vieles entschädigt.

Oh nein, jetzt noch nicht! Noch wollte sie ihm nichts verraten! Ihre Stunde, oder besser, ihre Minute würde kommen! Mit dem allergrößten Vergnügen würde sie ihm dann ihr Wissen um seine Super-Ohren schlagen.

Aber vorher wollte sie noch unbedingt ihre Meisterleistung in Verstellung und Schauspielerei abliefern, so wie er in den letzten zwei Jahren! Genau wie seine würde auch ihre Exklusiv-Vorstellung für ihn eines Oscars würdig sein! Auf in den Park!

Ein anderer Kobold fing an, in ihrem Kopf herumzutanzen. Er hatte aber ein glückstrahlendes Gesicht!

Superman war Clark!

:superman:
:superman:


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