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[Glückskeks 2011] Seine unbekannte Seite

FanFiction zur TV-Serie "Superman - die Abenteuer von Lois und Clark" (orig. "Lois and Clark - the New Adventures of Superman")

[Glückskeks 2011] Seine unbekannte Seite

Beitragvon Gelis » Mo 28. Feb 2011, 18:31

Titel: Seine unbekannte Seite

Autor: Maisie

Glückskeks Nr. 7: Wer den direkten Weg geht, scheitert nicht.

Universum: Immer L&C

FSK: Wie die Serie(?)

Wortanzahl: Erster Teil (3.120)

Kurzzusammenfassung: Die Fortsetzung von „Der Kobold“

Spoilers: keine

A/N: Die Episoden 1.16 „Foundling“ und 3.01 „We have a lot to talk about“ habe ich mit einigen Elementen herangezogen

Disclaimer: Die Figuren haben andere erfunden, diese Story schrieb ich zu meinem eigenen Vergnügen ohne von ihr finanziell zu profitieren.


Seine unbekannte Seite

Auch das Wetter wusste nicht so genau, wie es sein wollte. Genau wie ihre Stimmung. Der Abend war lau, obwohl Wolken über den Himmel zogen. Es sah nach Regen aus, aber der frische Wind war sehr angenehm.

Beim Verlassen des Hauses sog Lois diese Luft tief in sich hinein. Wenn sie ihr Gemüt doch auch so beleben könnte. Das Gefühl, von Clark nicht als vertrauenswürdig anerkannt zu werden, belastete sie mehr, als sie sich selbst eingestehen wollte.

Um ihrem Partner- und Freund-Verhältnis den Anstrich des Normalen zu geben, fragte sie ihn als erstes nach dem Befinden seiner Eltern. Doch, es ginge ihnen gut, berichtete Clark. Die Entführung mit ihren Begleitumständen hatte bei ihnen keine wesentlichen Spuren hinterlassen. Sie freuten sich auf die Romreise, die Jonathan seiner Frau zum Hochzeitstag geschenkt hatte.

Ach, Italien, Rom! Beneidenswert!

Doch ein kurzer Blick in sein Gesicht ließ sie wieder an ihr Problem denken, an ihr ‚Clark ist Superman‘-Problem. Wie konnte er nur so ruhig und unerschütterlich aussehen während in ihr ein Sturm tobte? Während sie neben ihm her stapfte und nur das Klappern ihrer Absätze von den Häusern widerhallte, wurde sie immer wütender.

Sie konnte sich nicht mehr beherrschen und musste ihn zu einer neuen Lüge animieren. Mit belangloser Stimme forderte sie ihn heraus: „ Erzähl mal! Hast du Superman noch gesprochen? Weißt du wie er deine Eltern befreit hat? Konnte er Jason Mazic der Polizei übergeben? Moment, lag da nicht St. Johns Leiche? War das auch Mazic? Ich war ja noch so benommen, als Superman mich aufgetaut und wieder nach Hause gebracht hat. Falls er mir etwas erzählt hat, ist bei mir nichts hängen geblieben.“

Wurde er nicht schon verlegen? Herrlich, dann war er ja doch nicht so unerschütterlich, wie sie geglaubt hatte.

Diesen Schuss hätte sie noch zu gerne abgegeben: ‚Wie hast du meine angebliche Leiche pünktlich zum Flughafen bringen können? Und wo warst du eigentlich, als Superman mich auftaute? Ich habe zwar deine Stimme gehört, dich aber nirgends sehen können‘! Aber das wollte sie ihm dann doch nicht antun!

Nach ihren Fragen legte Clark sofort los, als ob er froh wäre, nicht schweigend neben ihr hergehen zu müssen: „Superman hat mir alles erzählt.“ Und sie hörte eine tolle Geschichte, wie seine Eltern dem kryptonitgeschädigten Helden geholfen hatten und er sie dadurch befreien konnte. Nigel St. John war vergiftet und Mazic der Polizei übergeben worden. Man fand eine Taschenflasche mit dem vergifteten Whisky bei ihm. Er würde wegen Mordes angeklagt werden.

Während Clark erzählte, warf sie immer wieder einen Blick in sein Gesicht. Er war wirklich nicht so ruhig, wie sie zuerst angenommen hatte. Angespannt wirkte er, auch sein schnelles Reden war ein Beweis dafür. Seine Konzentration musste allerdings gewaltig sein, denn er versprach sich nie. Lois passte höllisch auf, doch seine Erzählung handelte immer nur von Superman. Wahrscheinlich hatte er durch seine andauernden Lügen eine Automatik entwickelt und Superman war für ihn auch schon eine dritte Person.

Als Clark fertig war und sie die letzten Meter schweigend zurück legten, bemerkte sie, dass er hin und wieder mit einem seltsamen Gesichtsausdruck zu ihr schaute. Als ob er ihr etwas sagen wollte und ihm ein bisschen der Mut fehlen würde. Ihr fiel auf, dass er angestrengt immer wieder die Zähne zusammenbiss. Ein Hoffnungsschimmer tauchte in ihr auf. Vielleicht wollte er ihr doch endlich von seinem Alter Ego erzählen! Diese Annahme stimmte sie etwas milder, aber nur etwas!

Sie nahm sich fest vor, ihr Wissen um seine zweite Identität noch im Laufe des Abends preiszugeben. Wenn er sich verstellte und sie permanent anlog, wollte sie es ihm nicht gleichtun. Bisher hatte sie ihr ursprüngliches Vorhaben hervorragend ausgeführt. Er schien nichts von ihrer Erkenntnis gemerkt zu haben. Mit ihrer Schauspielkunst war sie sehr zufrieden.

Der Park war erreicht. Dort wo sie ihn betraten, war er menschenleer. Clark legte vorsichtig seinen Arm um ihre Schultern, zärtlich, schützend. Sie konnte nicht anders, sie schmiegte sich hinein und hielt seine Hand mit ihren beiden ganz fest. Ihr Zorn war zwar groß, aber noch größer war das Verlangen nach seiner Nähe, seiner Wärme und seiner Zärtlichkeit.

Er brach das Schweigen mit: „Ich habe nachgedacht.“ Wie aus der Pistole geschossen kam ihr: „Ich auch!“ Und wie! Stundenlang! Wenn er wüsste, was sie dabei herausgefunden hatte!

Aber erst sollte er seine gedanklichen Erleuchtungen zu Tage fördern, die Schonfrist gab sie ihm noch.

Doch mit dem, was dann kam, hätte sie in alle Ewigkeit nicht gerechnet.

Clark verstärkte klein wenig den Druck seines Armes, mit dem er sie umfangen hielt. „Manchmal denkt man, man wäre unsterblich und das gelte auch für die Menschen um einen herum, die man liebt. Und es braucht nur eine Sekunde um zu verstehen, was das für ein Fehler ist. Lois, ich liebe dich und hätte dich heute fast verloren. Dadurch ist mir eines klar geworden.“

Nach dieser Eröffnungsrede bugsierte er sie zu dem Brunnen und drückte sie zum Sitzen auf den Rand nieder. Sie ließ es mit sich geschehen und blickte erstaunt zu ihm hoch.

Der Himmel mischte sich zu allem Überfluss ein und musste diesen Moment mit strömendem Regen, Blitz und Donner segnen.

Im Nu waren sie durchnässt. Doch Clark ließ sich dadurch nicht beirren. Nass wie ein ins Wasser gefallener Hund kniete er sich vor ihr nieder. Er zückte aus seiner Jackentasche ein Kästchen. Der Deckel ging hoch und ein Diamantring funkelte im Schein der Laternen. Er schaut sie durch seine mit Regentropfen übersäte Brille an und stellte ihr tatsachlich die Frage aller Fragen: „Willst du mich heiraten?“

Zuerst starrte sie ihn sprachlos mit geöffnetem Mund an. …Heiraten! Er wollte sie wirklich heiraten! Aber kein Wort von seinem Alter Ego. Das konnte doch nicht wahr sein! Wann gedachte der Herr ihr diese Mitteilung zu machen? In der Hochzeitsnacht, beim ersten Streit oder wenn die Kinder anfingen Möbel zu stemmen?

‚Oh nein, Clark, wenn du es mir nicht sagen willst, dann sage ich es dir‘! Schluss mit der ganzen Verstellung und Täuschung! Ihre Exklusiv-Vorstellung hatte ja nicht lange gedauert. Jetzt wählte sie den direkten Weg!

Bevor er sich wehren konnte nahm sie ihm mit einer entschlossenen Handbewegung einfach die Brille ab: „Wer fragt das? Clark oder …Superman?“ Deutlicher ging es nicht mehr.

Sie hatte nicht an der Richtigkeit ihrer Annahme gezweifelt. Und die war auch vollkommen korrekt, denn sie schaute in Supermans äußerst verblüffte Augen. Sie strich seine nassen Haare zurück, so war es auch seine Frisur. Zweifelsfrei kniete der Held aller Helden vor ihr!

Sein Gesicht wurde von verschiedenen Empfindungen überflutet.

Vorherrschend waren Erstaunen, Bestürzung und Neugier, war da nicht auch ein wenig Sorge? Sorge, wie sie jetzt nach dieser von ihr selbst gefundenen Erkenntnis reagieren würde? Doch was fehlte war Schuldbewusstsein. Das ließ ihren Zorn wieder hochkochen.

Der Regen war schnell gekommen und war genauso schnell wieder vorbei. Aber es war ihm gelungen, sie während dieser kurzen Dauer ordentlich zu durchnässen. Ihr Körper warnte durch ein kräftiges Niesen.

Clark stand auf und zog sie empor. Er machte gar keine Anstalten, sein zweites ‚Ich‘ zu verleugnen. Ohne ein Wort zu sagen, trocknete er mit seinem Hitzeblick ihre Kleidung und ihre Haare. Ja, das tat echt gut! Mit einem kurzen „Danke!“ versuchte sie seinen Blick zu fangen.

Doch seine Augen wichen den ihren aus und irrten in ihrem Gesicht hin und her. Verlegen fragte er sie, während er eingehend ihre Haare musterte: „Lois, seit wann… und …wodurch? Die neue Brille war es?“

Sie war froh, dass sie sich selbst nicht anschauen brauchte. Vor lauter Zorn musste sie sicherlich schrecklich aussehen, denn sie konnte sich nicht mehr beherrschen. Mit aller Gewalt brach es aus ihr heraus: „Ach, das ist es, was dich am meisten interessiert? Wann und wodurch? Ist mein Gemütszustand nicht viel wichtiger? Kannst du im Entferntesten nachfühlen, wie es in mir aussieht?“

Sie konnte nicht mehr weitersprechen, ein dicker Kloß saß in ihrem Hals.

Aus seinen Haaren liefen zwei Tropfen langsam durch sein Gesicht. Sie sahen wie Tränen aus. Seine Stimme jetzt endlich auch im Verein mit seinen Augen flehte um ihr Verständnis: „Lois, glaub mir, ich wollte es dir wirklich immer so gerne sagen. Monate lang habe ich dafür geübt. Aber ich wollte auch, dass du mich liebst, deinen Partner Clark, nicht den Superhelden. Versteh doch bitte! Darum war ich eine Zeitlang nicht in der Lage, dir die Wahrheit zu sagen! Und heute….“

So fest wie sie nur konnte trommelte sie empört mit ihren Fäusten gegen seine Brust: „Ach, und da hast du dich wohl köstlich amüsiert? Diese dumme Lois! Die du zwei Jahre zum Narren gehalten hast! Die du zwei Jahre nach allen Regeln der Kunst belogen hast! Und, …hast du es mir vielleicht heute gesagt? Nein, ich habe es selbst herausgefunden.“ Mit versteinertem Gesicht stand er vor ihr, nur seine Augen lebten.

Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie auf eine Metallwand einschlug. Resignierend ließ sie ihre Arme fallen: „…Aber was mach ich da. Du spürst ja sowieso keinen Schmerz! Man kann dich doch noch nicht einmal ohrfeigen!“ Nein, als Mann aus Stahl fühlte er ihre Schläge nicht, aber dafür taten ihr die Hände weh!

Ihre Nerven hielten der Anspannung einfach nicht mehr stand. Sie hätte sehr viel dafür gegeben, wenn ihr das nicht passiert wäre. Doch es geschah: Tränen stürzten aus ihren Augen. Vor unbändigem Zorn über Clark, noch mehr über sich selbst. Vor Scham und Verlegenheit, vor Macht- und Hilflosigkeit und weil sie ihn trotz allem so sehr liebte.

Clark hatte stocksteif bei ihrem Ausbruch dagestanden. Als die Tränensturzflut begann konnte sie ihn nicht mehr sehen. Dafür spürte sie aber seine Arme, die sie umfingen, an sich zogen und festhielten. Mit einem leisen: „Schschsch!“ wiegte er sie ganz leicht hin und her. Sie fühlte, dass er eigenartigerweise auch schon trocken war. Seine Superwärme musste die Nässe in dieser kurzen Zeit absorbiert haben.

Sie ließ ihren Tränen an seiner Brust einfach freien Lauf. Mit Erleichterung merkte sie, dass dieser Wasserfall ihren ganzen Zorn und die gesamte Wut einschließlich Enttäuschung und Bitterkeit aus ihr hinaus spülte. Sie weinte, bis alles hinaus geflossen war, was ihr das Herz beschwert hatte. Nichts von ihren Ressentiments war mehr da. Nur ihre Liebe zu ihm war übrig geblieben. Als die Tränen versiegten, schnaufte sie tief auf. Wie durch Zauber lag plötzlich ein Taschentuch in ihrer Hand, so konnte sie ihre Nase trocknen.

Clark drückte sein Gesicht in ihr Haar.Sie spürte seinen Atem bis auf die Kopfhaut. Immer noch hielt er sie mit seinen Armen ganz fest. Seine Wärme drang tief in sie hinein, genauso wie seine liebevolle Stimme: „Lois, ich habe mich nicht amüsiert. Du glaubst nicht, wie glücklich ich in dem Moment war, als du heute sagtest, dass du mich liebst. Trotz der widrigen Umstände. Und gewusst hatte ich es auch schon. Du warst bereit, dein Leben für das meiner Eltern aufs Spiel zu setzen. Das war doch Beweis genug. …Komm her.“

Er löste eine Hand von ihrem Rücken, griff leicht unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht sachte in die Höhe. Sein Mund kam immer näher. Ganz zärtlich küsste er ihr die letzten Tränen weg. Es war wie die sanfte Berührung von Schmetterlingsflügeln. Langsam wanderte sein Mund zu ihren erwartungsvollen Lippen. Von ganz allein gingen ihre Arme in die Höhe und legten sich um seinen Nacken.

Ja, das benötigte sie jetzt! Wie eine Verdurstende saugte sie sich an seinen Lippen fest. Die Welt versank um sie. Nichts war mehr wichtig außer diesem überwältigenden Gefühl in seinen Armen, an seinem Mund.

Hundebellen erklang in der Nähe und Schritte waren auf dem aufgeweichten Weg zu hören. Das holte sie wieder auf die Erde zurück. Nicht, dass ihr das etwas ausmachen würde, küssend hier im Park mit ihrem Partner gesehen zu werden. Doch ihr fiel sein Frage von vorhin ein: ‚Willst du mich heiraten‘? Sie war ihm noch eine Antwort schuldig.

Ihm musste wohl der gleiche Gedanke gekommen sein. Langsam lösten sie sich voneinander. Clarks Hand fuhr in seine Jackentasche und zauberte wieder den Ring samt Kästchen hervor. Sehr unsicher mit einem bangen Gesichtsausdruck, der so gar nicht zu einem Superhelden passen wollte, brachte er seine Worte heraus: „Ich wage kaum noch einmal zu fragen, Lois. Es tut mir unendlich leid, dass ich dir so weh getan habe! Das ist wirklich das letzte, was ich möchte! Ich kann mich nur entschuldigen. Rückgängig machen kann ich es nicht.“

Zum Glück hatte sich ihre Stimme gefestigt. So konnte sie in einem ganz normalen Ton antworten: „Clark, ich habe dir heute gesagt, dass ich dich liebe. Daran hat sich nichts geändert. Geändert hat sich, dass du plötzlich ein anderer bist. Ich kannte zwei verschiedene Personen. Jetzt muss ich lernen, dich und …Superman als eine Person zu sehen. Das ist ganz neu für mich und dafür werde ich meine gesamte Kraft brauchen. Zwar gehört dir mein ganzes Herz, aber das macht mich nicht zu deiner Sklavin. Lass mir bitte Zeit!“

Das Kästchen verschwand wieder dahin, wo es hergekommen war. Mit beiden Händen umschloss er ihr Gesicht, sah ihr tief in die Augen. Seine Stimme klang weder beleidigt noch frustriert: „Lois, du hast alle Zeit der Welt. Ich verstehe dich zu gut, diese Erkenntnis muss ein Riesenschock für dich sein. Und glaub mir, du bist und du wirst nie meine Sklavin sein, sondern immer meine Königin! Du befiehlst, ich gehorche! Das ist wirklich mein Ernst!“

Wieder glitten seine Finger leicht durch ihr Gesicht: „ …Und ich werde dir helfen, mich kennenzulernen, wie ich tatsächlich bin. Lass uns gleich damit anfangen!“

Er ließ sie los und trat lächelnd einige Schritte zurück: „Du wirst mir nicht glauben, wie oft ich mir gewünscht habe, das vor deinen Augen zu tun!“ Er fing an sich blitzschnell zu drehen. Während der Rotation erschienen die Farben Rot und Blau in dem Wirbel, dann stand Superman vor ihr.

„Wow!“ Zu einer anderen Äußerung war sie nicht in der Lage. Sie wurde wieder von seinen Armen umschlungen und gehalten, sie legte die ihren nochmals um seinen Hals und schon erhob er sich senkrecht hinauf in den Himmel.

Nach ganz kurzer Zeit durchstießen sie die Wolken. Wie ein weißer Teppich lagen sie zu ihren Füßen.

Hoch über ihnen wölbte sich das nächtliche Firmament bespickt mit unzähligen Sternen. Der volle Mond leuchtete wie ein Lampion.

Wieder konnte Lois nur staunen: „Wow!“

Sie schaute überwältigt in die funkelnde Pracht und hörte seine versonnene Stimme: „Ich kam oft hier herauf... ließ mich einfach treiben. Ich war kein Teil der Erde… kein Teil der Sterne. Nie habe ich gewusst, wohin ich gehöre, …bis ich dich traf!“

Noch inniger zog er sie an sich heran. „Lois, ich bin unsagbar froh, dass du es herausgefunden hast. Keine Lügen, keine Ausreden mehr. Ich darf bei dir einfach ich selber sein.“

Ihre Antwort wurde von ihrem Herzen formuliert: „Ich liebe dich, Clark! Glaub mir, du bist nicht mehr allein!“

Wie im Traum schwebten sie eine Zeitlang unter dem glitzernden Himmelsgewölbe. Zwischen Staunen und Schauen suchten und fanden sich immer wieder ihre Lippen. Lois fühlte sich von allem befreit und losgelöst. Sie wäre am liebsten ein Teil dieses Sternenzeltes geworden.

Clarks Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück: „Liebes, ich bring dich jetzt heim. Du musst schlafen. Das war ein unglaublich schwerer Tag für dich! Morgen am Samstag werde ich dir eine Seite von mir zeigen, die du noch nicht kennst.“

Lois konnte nur nicken. Nachdem diese fürchterliche Anspannung durch ihre Tränenflut gelöst worden war und sie bei Clark so viel Verständnis für ihre Entscheidung gefunden hatte, war es ihr so leicht ums Herz. Ihr Inneres war ganz glatt und ruhig. Der Sturm hatte sich gelegt. Alles war ihr recht und morgen würde er wieder bei ihr sein.

Oh, das ging ja nicht! „Clark, Lucy hatte sich für morgen Mittag angesagt. Wir wollen gemeinsam shoppen gehen und abends will sie mir ihren neuen Freund vorstellen.“

Aber da kam schon die Beruhigung: „Ich dachte mehr an das Frühstück. Ab mittags bin ich auch nicht mehr hier. Ich fliege nach Smallville.“ Er macht mir der Hand eine ‚Take off‘-Bewegung.

Lois freute sich: „Gut, also Frühstück!“ Und war schon riesig gespannt auf die unbekannte Seite des Clark Kent.

Bald standen sie auf ihrem Balkon. Wieder fühlte sie seine streichelnden Finger in ihrem Gesicht. Sie griff ganz schnell zu und hielt sie fest: „Dadurch, Clark, dadurch habe ich es gemerkt. Du hast mich schon oft genug so berührt und heute auch als Superman, bevor du mich eingefroren hast. Dabei ist es mir aufgefallen.“

Er strich über ihre Haare: „Weißt du eigentlich noch, dass ich es dir gestern fast gesagt hätte? Erinnerst du dich? Es ist so viel seit dem geschehen. Ich war doch da um dich zum Frühstück abzuholen. Wir sa…“

Sie unterbrach ihn: „Ja, du wolltest mir etwas Wichtiges sagen. Wir saßen auf dem Sofa! Du hast gesagt ‚ich bin super‘, in dem Moment klingelte das Telefon. Daraufhin hattest du es supereilig zum Friseur zu kommen. Aber Mazic hatte angerufen, wie du mir heute erzählt hast.“

Zerknirscht nickte Clark, sein Schuldbewusstsein war ihm diesmal gut anzumerken: „Ja, es war Mazic, er hatte erfahren, dass ich Superman bin. Hätte ich mir doch die Zeit genommen, um es dir noch zu sagen!“

Lois schaute nachdenklich in den wolkenverhangenen Nachthimmel hinauf. Selbstkritisch meinte sie: „Ich hätte bestimmt nicht anders reagiert. Vielleicht wäre ich nicht ganz so wütend auf dich gewesen oder doch? Wie auch immer, du hast mich zwei Jahre an der Nase herumgeführt.“

Gleich fühlte sie seine Lippen auf dem genannten Gesichtsteil: „Nein, dazu ist sie viel zu entzückend! Gute Nacht, schlaf gut, mein Schatz!“

„Gute Nacht, Clark!“ Ein letzter Kuss und weg war er.

Mit einem ganz anderen Gefühl als sie es beim Aufwachen empfunden hatte, sank sie nach ihrer Abendtoilette ins Bett.

Sie überlegte, wann Clark sich ihr am besten hätte offenbaren sollen. Welcher wäre der richtige Zeitpunkt gewesen? Klar, am Anfang wäre es nicht gegangen. Damals war sie so verliebt in Superman und Clark hätte das nie zu seinen Gunsten ausgenutzt. Das hatte er ja heute deutlich zu verstehen gegeben: Er wollte als Clark geliebt werden!

Sinnend starrte sie in die Dunkelheit ihres Schlafzimmers. Und später? Vielleicht nach seinem angeblichen Tod? Das wäre nicht schlecht gewesen. Vor Freude über seine Auferstehung hätte sie ihm sicher manches verziehen. Später tauchte Daniel Scardino auf. Sollte er da sein Alter Ego in die Waagschale werfen, um Dan auszustechen? Nein, das hätte er nie getan!

Antworten auf ihre ganze Fragerei fand sie auch nicht! Vielleicht war es am besten und richtigsten so wie es gekommen war. Das ganze Grübeln brachte doch nichts. Sie hätte nur intensiver nachdenken müssen, dann wäre sie viel früher darauf gekommen.

Sie stellte sich sein Gesicht vor, nicht Supermans sondern Clarks Gesicht. Dazu das Gefühl, von ihm gehalten zu werden. Leise und zärtlich flüsterte sie seinen Namen und mit seinem Bild vor ihrem inneren Auge war sie bald eingeschlafen.


Der zweite Teil folgt

~*~*~*~*~*~
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Gelis

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Re: [Glückskeks 2011] Seine unbekannte Seite

Beitragvon Gelis » Sa 5. Mär 2011, 19:56

Zweiter Teil

FSK: etwas gewagter

Wortanzahl: Zweiter Teil (3.112)

A/N: Auch an dieser Stelle muss ich wieder meiner Beta-Leserin Magss ein ganz großes Lob für ihre Engelsgeduld, für ihre supermäßigen Tipps und Ratschläge ausssprechen! Und dass sie mich und dadurch auch die Leser ab und zu vor sehr dummen Passagen bewahrt!
Vielen lieben Dank für all Deine Mühe, Magss!!!
:hug:


Seine unbekannte Seite


So richtig entspannt und ausgeruht erwachte Lois aus ihrem traumlosen Schlaf. Zumindest konnte sie sich an keinen erinnern. Die Sonne schien strahlend ins Zimmer und machte es hell und freundlich.

Die sensationellen Begebenheiten des vergangenen Tages kamen ihr sofort in den Sinn. Wow! Clark hatte sie gebeten seine Frau zu werden! Doch sie hatte nicht vorbehaltlos ‚Ja‘ sagen können, denn etwas früher hatte sie von allein seine zweite Identität heraus gefunden. Er war Superman!

Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Eigentlich hätte sie doch darüber unendlich glücklich sein müssen. Doch ihre Liebe zu Clark und ihre schwärmerische Verehrung für Superman waren im Moment zweitrangig. Sein mangelndes Vertrauen und sein Versteckspielen in den vergangenen zwei Jahren taten immer noch weh, obwohl sie am gestrigen Abend durch ihre befreienden Tränen, durch seine Reue und Zärtlichkeit die meisten von ihren Ressentiments verloren hatte. Ein kleiner Stachel stak allerdings immer noch in ihrem Gemüt.

Das Klingeln des Telefons holte sie aus ihren Überlegungen. Das musste Clark sein. Laut seiner Ankündigung sollte sie heute eine unbekannte Seite von ihm kennenlernen.

„Ich wünsche dir einen guten Morgen, Lois. Ist alles okay?“ Seine tiefe warme Stimme klang an ihr Ohr und drang in ihr Herz. Warum musste dieses dumme unberechenbare Ding auch gleich wieder so klopfen?

„Guten Morgen, Clark! Ja, alles in Ordnung!“ War es doch wirklich, oder vielleicht nicht?

„Wann kann ich kommen, wie lange brauchst du noch?“, wollte er wissen, „Frühstück bringe ich mit!“

Sie überlegte ganz schnell, wie viel Zeit sie für die Morgentoilette benötigen würde: „Komm in fünfundvierzig Minuten, dann ist auch der Kaffee fertig!“ Etwas wollte sie zu ihrer gemeinsamen Mahlzeit aber auch beisteuern. Ein Kussgeräusch begleitete seinen Abschiedsgruß: „…Bis gleich, mein Schatz!“ Sofort machte sie sich ans Werk.

Als Clark mit einer Tasche, Croissants und noch mehr Tüten ganz normal über die Treppe eintraf, hatte sie schon den Tisch gedeckt. Der frisch aufgebrühte Kaffee duftete durch den sonnendurchfluteten Raum. Nach einem zarten Begrüßungskuss konnten sie sofort mit dem Essen beginnen.

So schön die gemeinsame Mahlzeit auch war, so richtig genießen konnte Lois sie nicht. Welche unbekannte Seite würde er ihr zeigen? Sie war dermaßen neugierig, dass sie ihr Croissant in einer absoluten Rekordzeit verspeiste. Alles, was er so nebenbei über die gestrigen Begebenheiten in der Redaktion zu berichten wusste, war nur Durchgangsverkehr in ihrem Kopf.

Und zu allem Überfluss schien Clark sich mal wieder herrlich über ihre Ungeduld zu amüsieren. Ihrer Meinung nach aß er mit Absicht so langsam. Er offerierte ihr sogar noch Donuts. Als sie stirnrunzelnd ablehnte, wagte er es außerdem, ihr Vorhaltungen zu machen: „Du wirst immer dünner, Lois. Komm, einen Donut kannst du auch noch vertragen.“

Zähneknirschend kam sie seiner Aufforderung nach. Natürlich schmeckte ihr dieser Donut vor lauter Spannung überhaupt nicht. Und bei passenderer Gelegenheit musste sie ihm unbedingt mal den Unterschied zwischen dünn und schlank beibringen!

Mit innerlichem Jubel begrüßte sie das Ende des Frühstücks. Obwohl Clark ihr beim Aufräumen und Wegpacken half, wurde sie mit ihrer Neugier doch noch gewaltig auf die Folter gespannt. Auch hier hatte sie das unbedingte Gefühl, dass er besonders langsam arbeitete. Für ihre Ungeduld dauerte es viel zu lange, bis endlich alles sauber und ordentlich war.

Doch dann wurde es sehr mysteriös! Erstaunt nahm sie zur Kenntnis, dass er zu den Fenstern ging und damit begann, sorgfältig die Vorhänge zuzuziehen. …Hallo, das war ihr aber sehr suspekt. Sie versuchte, etwas aus seinem Gesicht herauszulesen, doch er trug eine gleichmütige Miene zur Schau. Außerdem blickte er gar nicht zu ihr hin.

Ihr wurde heißer und heißer. Das konnte er doch wohl nicht gemeint haben! Obwohl das auch eine unbekannte Seite von ihm gewesen wäre, sogar eine sehr unbekannte! Außer einigen Küssen war noch nichts zwischen ihnen geschehen.

Als das Zimmer so gut wie möglich verdunkelt war, wandte er sich ihr zu. Lois saß da wie ein hypnotisiertes Kaninchen vor der Schlange. Fast atemlos beobachtete sie jede seiner Bewegungen. Ob er etwas von ihren Befürchtungen ahnte?

Er ließ es sich zumindest nicht anmerken. Mit einer einladenden Handbewegung sagt er ganz ruhig: „Komm, Lois, setz dich hierher.“ Er wies auf die Couch. Zumindest wollte er nicht ins Schlafzimmer. Das war schon ein Hoffnungsschimmer aber keine Beruhigung. Wozu hatte er sonst die Fenster verdunkelt? Offensichtlich wollte er neugierige nachbarschaftliche Blicke unterbinden.

Ganz langsam kam sie seiner Aufforderung nach, ihn immer noch genau im Auge behaltend. Aber entweder war er der grandioseste Schauspieler aller Zeiten oder er merkte nichts von ihrer Besorgnis.

Er holte in aller Ruhe seine Tasche und setzte sich zu ihr auf die Couch. Geheimnisvoll lächelnd brachte er ein größeres Kästchen an das gedämpfte Tageslicht. Es sah aus wie eine kleine Schatzkiste und war mit einem Vorhängeschloss gesichert.

Dann fischte er einen Schlüssel aus seiner Jackentasche und öffnete das Schloss. In Zeitlupe hob er den Deckel und schaute sie erwartungsvoll an.

Lois dachte mit keinem Gedanken mehr an ihre erste Vermutung. Ihr Hals wurde ganz lang und gebannt sah sie zu, wie Clark eine Kugel aus dem Kasten herausholte. Sie passte gerade in seine Hand. Er reichte sie ihr behutsam zu: „Nimm ihn in beide Hände.“

Sie erkannte sofort, was er ihr anreichte. Andächtig nahm sie den Gegenstand entgegen. Das war also der Globus, den Clark seinerzeit aus dem Lager des Büros 3-9 mitgenommen und den Jack später gestohlen hatte. Leider hatte sie ihn damals nur auf zwei Fotos sehen können.

Er war schwer und fast körperwarm. Lois fühlte ein leichtes Pulsieren. Seine Außenhülle war von einer feinen Struktur. Sie erkannte auf seiner Oberfläche die Umrisse der Erdkontinente. Dann änderte sich das Bild und ein anderer, feuerroter Kontinent erschien.

„Clark“, sie wagte vor Ehrfurcht kaum laut zu sprechen, „Clark, ist das…?“ Er nickte ihr zu: „Ja, Lois, das ist Krypton, mein Heimatplanet.“

„Wow!“ Die Geschichte wurde immer faszinierender, denn die Kugel begann zu leuchten. Strahlen gingen von ihr aus und formten sich zu der Gestalt eines Mannes in einem weißen Gewand mit dem Super-S auf der Brust. Auch er war auf einem jener Fotos zu sehen gewesen.

Vorsichtig streckte sie ihren Finger in Richtung des Mannes aus, aber er traf auf keinen Widerstand sondern glitt in die Erscheinung hinein. Erschrocken zog sie ihn zurück als eine Stimme erklang: „Mein Name ist Jor-El! Und du bist Kal-El, mein Sohn! Höre und lerne!“ Eine Frau trat zu ihm und die Gestalt erzählte weiter von Kryptons nahendem Ende und dem verzweifelten Suchen nach einem geeigneten Planeten. Nach einiger Zeit löste sich die Projektion auf, der Globus hörte auf zu leuchten.

Lois war sprachlos. Wie hatte sie sich das damals gewünscht, diesen geheimnisvollen Gegenstand sehen zu können und mehr von ihm zu erfahren. Doch Superman hatte keinerlei Auskunft über ihn gegeben, nachdem er ihn wiedergefunden hatte. Superman? Sie musste sich wirklich noch daran gewöhnen‚ dass es eigentlich Clark war, den sie damit meinte. Und nun …Kal-El! Es gab sogar noch einen dritten im Bunde!

Clark nahm ihr den Globus ab und riss sie dadurch aus ihren Gedanken. Er hielt ihn zwischen seinen Händen ganz fest: „Ich habe herausbekommen, dass er sich durch meine Aura viel schneller wieder auflädt. Das dauert zwar immer noch eine Weile, geht aber doch relativ schnell. So kann man die fünf Projektionen mit Pausen nacheinander sehen.“

Toll, noch viermal würde der längst verstorbene Kryptonier zu seinem Sohn sprechen! Und richtig, während Lois immer noch total beeindruckt auf den Globus starrte, begann er wieder zu leuchten und zu strahlen. Jor-El erschien wiederum.

Er erzählte von der gemeinsamen Forschungsarbeit mit seiner Frau Lara und dass sie hofften, auch bald ein bemanntes Raumschiff ins All senden zu können. Die Zeit würde drängen! Ein Baby war kurz zu sehen, ein so süßes Baby, dass Lois unwillkürlich den Atem anhielt. War das…? Wieder verlor der Globus sein Licht.

Lois wandte sich dem Mann mit den drei Identitäten zu: „Clark, das warst du, ja? Das ist ja unglaublich! Jetzt verstehe ich, warum du damals so verstört gewesen warst, als der Globus verschwunden war. Wenn er in die falschen Hände geraten wäre! Oder war er es?“

Er schaute nachdenklich an ihr vorbei in die Vergangenheit: „Genau weiß ich nicht, wer ihn gehabt hat. Allerdings habe ich eine starke Befürchtung. Und die Ansammlung dieser außergewöhnlichen Stücke, die ich damals in dem bewussten Raum gefunden habe, lässt meiner Meinung nach nur einen Schluss zu.“

Doch bevor sie nachhaken konnte, fing das Leuchten wieder an. Jor-El berichtete diesmal, dass die Kettenreaktion zur Zerstörung Kryptons begonnen hatte. Doch sie hatten auch einen geeigneten Zielplaneten gefunden: Die Erde! Es war deutlich erkennbar, dass auf Krypton starke Beben stattfanden. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis der Planet explodierte. Clarks leiblicher Vater verschwand erneut.

Auf Lois` Wunsch erzählte Clark ihr, wie er die Kugel wiedergefunden hatte. Die aufsehenerregenden Kunstwerke hatte sie inzwischen längst gesehen. Dass in dem Raum in dem sie verborgen waren, auch der Globus unter der Decke geschwebt hatte, das war ihr neu. Und Jack war dort gefangen gehalten worden. Der Kunstsammler wollte unbedingt von ihm die Auskunft erpressen, woher er diesen Gegenstand hatte.

Clark musste seine Erzählung nochmals unterbrechen. Sein Vater erschien zum vierten Mal. Er löste das Rätsel um den geheimnisvollen Globus. In ihm waren der Hyperlichtantrieb und das Navigationssystem enthalten, die das kleine Raumschiff durch das Labyrinth des Hyperraums bringen sollten. Die Aufzeichnungen der letzten Tage Kryptons wurden außerdem in ihm gespeichert, damit Kal-El als Erwachsener von seinen Eltern und seiner Heimat erfahren konnte. Wieder erlosch das Leuchten.

Während Clark erneut diese außergewöhnliche Kugel mit seinen Händen auflud, bekam Lois den Rest der Auffindungsgeschichte zu hören.

Als Superman in dem bewussten Raum erschienen war, konnte er als erstes durch seinen Eis-Atem eine Explosion verhindern. Sonst wären alle Kunstwerke vernichtet worden. Der Globus hatte sich von ganz allein in seine auffangbereite Hand gesenkt. Jack wurde befreit, aber von dem Sammler fehlte jede Spur. Jetzt keimte auch in Lois ein Verdacht auf. Eigentlich konnte nur Lex Luthor in Frage kommen. Auch bei ihm hatte damals ihre Menschenkenntnis total versagt. Fast, aber auch nur fast hätte sie ihn geheiratet. Oh, über diesen Mann wollte sie allerdings nicht so gerne mit Clark reden.

Das brauchte sie auch nicht. Jor-El war wieder da, zum fünften und zum letzten Mal: „Kal-El, wie siehst du aus? Bist du einsam? Was ist aus dir geworden? Wir werden es nie erfahren. Behalte uns in Erinnerung. Gräme dich nicht unseres Todes. Das Schicksal hat es so gewollt!“

Das Baby Kal-El wurde in die Raumkapsel gelegt und auf die lange Reise zur Erde geschickt. Zielort war Kansas in Amerika auf dem Planeten Erde. Bevor das Leuchten der Kugel endgültig erlosch, sah man Krypton in einem riesigen Feuerball untergehen.

„Wow, Wahnsinn!“, flüsterte Lois überwältigt. Clarks Weg hatte ihn von Krypton durch das Weltall hierher geführt. Viele Lichtjahre weit! Hinein in ihr Leben, hinein in ihr Herz!

Fasziniert schaute sie zu, wie er den Globus sorgfältig in die mit Stoff ausgelegte Kiste zurück legte. Mit einem glücklichen Leuchten in seinen Augen griff er nach ihrer Hand: „Kannst du nachempfinden, was das für mich bedeutete und noch bedeutet? Ich bin nicht ausgesetzt worden, Lois, wie ich früher befürchtet habe. Sie haben mich geliebt und gerettet!“

Ein Lächeln zauberte die unwiderstehlichen Lachfalten in sein Gesicht: „Aber kennst du den Mann jetzt etwas besser, der dich gebeten hat, seine Frau zu werden?“

Sehr bewegt und sichtlich mitgenommen hatte Lois ihm zugehört. Ein ganz neues Bild hatte sie von ihm gewinnen dürfen. „Clark, dein Vertrauen bedeutet mir sehr viel. Hättest du es mir nicht eher schenken können? Uns beiden wär eine Menge erspart geblieben. Ich weiß, ich habe auch Fehler gemacht, große Fehler.“

Sie ergriff seine Hände. „Darum bitte ich dich von Herzen, lass uns von jetzt an immer die Wahrheit sagen. Keine Lügen, keine Umschweife mehr. Lass uns immer den geraden Weg nehmen, dann wird sicher alles gut. Du hast damit begonnen, ich werde es dir gleichtun!“

Innig drückte sie seine Finger an ihren Mund und in ihr Gesicht: „Ich liebe dich sehr! Jetzt vielleicht noch mehr als vorher! Aber du musst mir trotzdem noch Zeit lassen. Nicht zum Überlegen, Nachdenken und Prüfen sondern einfach, um mich daran zu gewöhnen, wer und wie du wirklich bist. Je mehr ich von dir erfahre, desto überwältigender ist das alles für mich! Du warst für mich fast ein offenes Buch: Clark, mein Partner und bester Freund. Doch gestern ist plötzlich Superman hinzugekommen und heute noch Kal-El!“

Als Antwort zog er sie an sich. Sie spürte seine Hände in ihrem Haar, seine Lippen auf ihrem Mund. Erst als sie anfing, nach Luft zu schnappen, ließ er sie los.

„Mein Liebes, ich werde geduldig warten, bis du bereit bist!“ Wieder streichelte er mit seiner sanften Geste ihre Wange.

Obwohl er das schon oft getan hatte, empfand sie diese Zärtlichkeit anders als sonst. Der ganze Clark war anders geworden. So souverän, so frei, als ob er eine Maske oder eine Verkleidung abgelegt hätte. Lag es an ihrer neuen Sichtweise oder daran, dass er wirklich, wie er gesagt hatte, endlich er selbst sein durfte?

Nochmals berührte er zärtlich ihr Gesicht, während er sich langsam erhob. Die Schatzkiste verschwand wieder in seiner Tasche. „Clark, wo hast du den Globus aufgehoben?“, musste Miss Neugier unbedingt wissen.

Er war schon auf dem Weg zu den Fenstern als seine Antwort kam: „Das werde ich dir zeigen, wenn du mit mir nach Smallville in meine ‚Festung der Einsamkeit‘ kommst. Aber sie wird nicht mehr so heißen, wenn du in ihr gewesen bist!“

Mit der gleichen Sorgfalt, mit der er die Vorhänge zugezogen hatte, öffnete er sie wieder. Jetzt schämte Lois sich über ihren Verdacht. Ohne die Verdunkelung hätten sie die Lichterscheinungen in dem sonnigen Zimmer gar nicht richtig sehen können. Oder sollte ihre Befürchtung gar ein Wunschtraum gewesen sein? Wie auch immer, bloß gut, dass er davon nichts bemerkt hatte.

Sie musste sich von diesem Gedanken ablenken und stellte ihm daher die Frage: „Lara und Jor-El, deine tatsächlichen Eltern! Sie wären sicherlich sehr stolz auf dich! Clark, vermisst du sie? Und vermisst du Krypton? Es ist doch deine Heimat!“

Clark kam nach erfolgter Tätigkeit zu ihr zurück. Zuerst blickte er überlegend ins Nichts und schüttelte dann den Kopf: „Nein, Lois, ich vermisse weder sie noch Krypton! Ja, es sind meine leiblichen Eltern. Sie haben mir das Leben geschenkt und es mir gerettet, indem sie mich auf die Reise durch das Weltall hierher zur Erde geschickt haben. Ich bin so froh, dass ich etwas von ihnen habe erfahren dürfen. Ich achte und verehre sie und werde sie nie vergessen! Und Krypton? Der Planet ist schon lange zerstört. Das ist alles Vergangenheit!“

Er zog sie von der Couch zu sich empor und lehnte sein Gesicht an das ihre: „Mein Leben vollzieht sich hier auf der Erde! Martha und Jonathan waren und sind die besten Eltern der Welt, die ich von Herzen liebe. Und in dir, Lois, habe ich den Sinn des Ganzen gefunden. Du bist meine Heimat! Wie die Sonne meinem Körper immer wieder neue Energie gibt, so erfüllt deine Liebe meine Seele mit Leben und Kraft.“

Er nahm ihre beiden Hände und presste seine Lippen abwechselnd auf eine von ihnen. Der Blick dabei aus seinen dunklen Augen ließ ihren Puls rasen. Zu einer Antwort war sie nicht in der Lage.

Seine nächsten Worte waren leider nicht so erhebend: „Es wird Zeit, dass ich mich auf den Weg mache. Ich habe Dad versprochen, einen neuen Zaun zu setzen. Mum wird sicher wieder etwas ganz Besonderes für mich gekocht haben. Und deine Lucy kommt auch bald. Wir sehen uns morgen.“ Der Abschiedskuss war lang und zärtlich. Er musste auch bis morgen reichen.

Aber er ging immer noch nicht zur Tür. Noch einmal nahm er ihr Gesicht in seine Hände und suchte ihren Blick: „Aber bevor ich gehe, möchte ich noch eins wissen, Lois. Als ich vorhin die Vorhänge zugezogen habe, hast du mich dermaßen entsetzt angesehen. Was hast du geglaubt, das ich tun werde? Ich habe einen bestimmten Verdacht. Komm, sag die Wahrheit!“

Verlegen schaute sie an ihm vorbei. Wie sollte sie das formulieren? Zum Glück fiel ihr eine Ablenkung ein: „Also hast du es doch gemerkt? Du hast mich doch gar nicht angesehen!“

Er gab leise sein typisches Clark-Lachen von sich: „He, he, he! Hast du vergessen, wer dein Gast ist? Lois, im Bruchteil einer Sekunde kann ich etwas erfassen. Du darfst aber nicht denken, dass ich meine Fähigkeiten missbrauche. Ich habe zum Beispiel noch nie mit meinen Röntgenblick nachgeschaut, welche Dessous du trägst! Und ich hab ganz bestimmt nicht noch tiefer geguckt!“

Sie errötete und schlug ihm lachend ihre Fäuste wieder vor die Brust, aber diesmal nur im Scherz. „Du, das will ich aber auch hoffen!“

Anschließend wurde sie sehr ernst. Hatte sie es nicht selbst gesagt? Gerader Weg! Immer die Wahrheit! Ihre Finger strichen scheu über die Konturen seiner Brust. Doch bei ihren Worten sah sie ihn mutig an: „Clark, ich habe gedacht, …du wolltest, …du würdest, …wir würden. Ach, du weißt schon!“ Sie konnte den Ausdruck seiner Augen nicht mehr ertragen, lehnte ihren Kopf vollkommen verwirrt an seine Schulter und schlang die Arme um seinen Oberkörper.

Was hatte sie nur mit ihren Worten herauf beschworen! Plötzlich knisterte die Luft vor erotischer Spannung um sie beide herum. Seine Hände glitten spürbar über ihren Rücken. Etwas unterhalb der Taille ließ er sie liegen. Er zog ihren Körper ganz dicht an den seinen heran. Was sie von ihm fühlen konnte, brachte sie zum Erschauern. Sein Kopf neigte sich und sein Mund berührte ihre Halsbeuge. Lois erbebte. Eine Gänsehaut nach der anderen jagte in kleinen Wellen über ihren Rücken. Die Beine wollten ihren Dienst versagen. Zum Glück hielt er sie immer noch ganz fest.

Sein Mund wanderte leicht saugend um ihren Hals und Nacken herum. Woher wusste er, wo sie am empfindlichsten war? Bei jeder Berührung zuckte sie zusammen. Kleine elektrische Schläge fuhren von den geküssten Stellen durch sie hindurch. Ihr Körper befand sich in hellem Aufruhr. Jetzt hätte sie gegen das Zuziehen der Vorhänge nicht das Geringste mehr einzuwenden gehabt. Sie stöhnte nur noch: „Clark, was machst du mit mir?“

Sie hörte seine vor Sinnlichkeit tiefe raue Stimme mit kleinen Pausen, in denen sein Mund die Wanderung fortsetzte: „Lois…, wenn du das angenommen hast, kennst du mich… wirklich noch nicht. Glaub mir, weder Clark… noch Superman… noch Kal-El würden aus unserem ‚Ersten Mal‘ ein Fast Food machen!“

Sein Kopf kam langsam hoch und wieder schaute er ihr tief in die Augen. Sein Blick versprach alles und hatte die gleiche Wirkung wie vorher seine Küsse an ihrem Hals: „Im Gegenteil! Wir werden ein Fest-Menü mit mehreren Gängen haben. Ein Gang wird exklusiver und delikater sein als der andere. Und das hier, Honey…“, wieder berührte sein Mund die empfindlichste Stelle ihres Halses: „…Das ist nur ein winziger Vorgeschmack auf das Hors d'œuvre!“


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