Seite 1 von 1

Geheimnisvolle Insel - komplett

BeitragVerfasst: Sa 28. Mai 2011, 12:03
von Magss
Ich habe ja schon kaum noch gedacht, dass ich es fertig bekomme, aber es ist vollbracht. Also, meine FF spielt so etwa am Ende der 2. Staffel, irgendwo nach dem Date. Und es beginnt auf einer Insel – aber welch Überraschung, das sagt ja bereits der Titel. Es sind 11 Teile, ich werde etwa alle 3 Tage einen Teil posten.

Als Beta stand unermüdlich und wie immer, mit geballter Kompetenz und unendlich wertvollen Ratschlägen, KitKaos an meiner Seite. Danke, danke, danke. Und noch eins: Danke!

Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.

Über Kommentare (und damit meine ich wirklich positive wie negative) würde ich mich natürlich riesig freuen.






Geheimnisvolle Insel

Bittere Kälte. Heulender Wind. Unweit kreischten einige Möwen – und eine eisige Kälte.

Das war das erste, was Lois bewusst wahrnahm nachdem sie ihre Augen aufgeschlagen hatte. Es war so kalt. Sie schüttelte ihren Kopf um diesen Schleier zu vertreiben, aber er blieb. In unmittelbarer Nähe war Meeresbrandung zu hören, sonst war alles still. Doch das Deutlichste, das Lois klar wahrnehmen konnte, war diese Kälte. Ihre Füße fühlten sich eiskalt an. Ihre Hände waren so verfroren, dass sie sie nicht bewegen konnte. Ihr war so kalt, dass sie noch nicht einmal mehr zitterte. Darüber war sie lange hinaus. Verzweifelt schlang sie die Arme um ihren Oberkörper, versuchte ihren Mantel noch dichter zu schließen, obwohl ihr klar war, dass das kaum helfen würde.

Erst als sie sich aufrappelte, noch ein wenig wackelig auf den Beinen, sah sie sich um und versuchte zu verstehen, wo sie überhaupt gelandet war. Eine Wiese, strohig und verblasst, gleich neben einem steinigen Strand; kurz dahinter sah sie einige Tannen und Kiefern, die von kleinem, fast verkrüppeltem Wuchs waren. Hier und dort ragte ein schroffer Felsen heraus, der mit gelblichen Flechten bewachsen war. Die sonstige Vegetation war karg und wirkte un-freundlich. Mehr war von ihrem derzeitigen Standpunkt aus nicht zu erkennen.

Neben der Kälte machte Lois sich am meisten Sorgen darüber, dass sie nicht die geringste Vorstellung hatte, wo sie war, wie sie dort hin geraten war und warum sie sich an nichts erin-nern konnte. Die letzten Minuten, oder vielleicht Stunden, lagen im Nebel. Das Letzte, woran sie sich klar erinnern konnte, war, wie sie den Planet am Ende des Tages verlassen hatte. Es war ein langer und arbeitsreicher, aber erfolgreicher Tag gewesen, dessen einziger Wermutstropfen gewesen war, dass Clark die Rückgabe eines Videos mal wieder wichtiger zu sein schien als den Arbeitstag mit ein paar netten, wenn auch belanglosen Worten ausklingen zu lassen. Das ärgerte Lois zwar immer wieder, weil sie es nicht verstand, aber sie hatte schon lange beschlossen, sich von ihm nicht die Laune verderben zu lassen.

Lois hatte ihren Wagen aus der Tiefgarage des Planets gefahren, war damit bis vor ihre Tür gefahren und hatte sogar überraschender Weise einen Parkplatz gefunden. Doch dann wurde ihre Erinnerung nebulös. Etwas Textiles, ein Lappen vielleicht, mit einem extrem unan-genehmen, stechenden Geruch an ihrer Nase und ein punktueller Schmerz an ihrem Oberarm war alles, woran sie sich noch erinnern konnte. Hatte jemand sie betäubt? Mit Chloroform vielleicht? Wer? Warum hatte sie ihn nicht vorher bemerkt? Hatte sie eigentlich ihr Auto abge-schlossen? Und der Schmerz im Oberarm – eine Spritze womöglich? Sie fuhr sich mit der Hand unwillkürlich über die Stelle, an der sie den Stich gespürt hatte und musste feststellen, dass ihr Oberarm sich anfühlte, als hätte sie dort einen riesigen blauen Fleck. Nachsehen wollte sie nicht, dazu hätte sie sich ausziehen müssen.

Das Mysteriöse daran war, dass diese Erinnerung dem Abend zuzuordnen war, dem Ende des Tages und damit der Dunkelheit. Doch jetzt war es taghell, wenn es auch diesig und ein wenig wolkenverhangen war. Es mussten also doch eher mehrere Stunden vergangen sein.

Lois sah sich um, diese Küste hatte sie ganz sicher noch nie in ihrem Leben gesehen.

Instinktiv zog sie ihr Handy aus der Tasche und sah die Anzeige auf dem Display: Kein Netz. „Verdammt!“

Aber auch wenn ihre Umgebung wirklich nichts Bekanntes oder Einladendes an sich hatte, sie musste einfach herausfinden, wo sie war und was hier los war.

Kaum war Lois in den Schutz der Bäume getreten, verlor der Wind wenigstens etwas von seiner beißenden Kälte. Es gab keinen Weg und auch sonst keine Anzeichen, dass die Zivilisation bereits Bekanntschaft mit diesem Flecken Erde gemacht hatte. Nachdem sie etwa hundert Meter gelaufen war, kam sie auf eine Lichtung. Noch immer wies nichts auf Menschen hin, die Lois etwas erklären konnten oder ihr vielleicht sogar helfen würden. Doch nun konnte sie er-kennen, dass das Gelände sachte auf einen Hügel anstieg. „Ja! Das ist gut. Überblick ist jetzt genau das, was ich brauche.“ So versuchte sie sich selbst Mut zu machen, doch es war kaum zu verhehlen, dass sie wirklich verzweifelt war. Selbst wenn sie jemanden antreffen würde, wer sagte ihr, dass es nicht diejenigen waren, die sie hierher verschleppt hatten? Aber sie konnte ja schließlich nicht hier bleiben und einfach abwarten. Also lief sie weiter bergan.

Ihr Weg war nicht gerade, immer wieder versperrten ihr Felsen oder wilde Brombeer-sträucher den Durchgang. Auch ließ sie sich auch nicht davon aufhalten, dass ihr bester Kaschmirmantel sich immer wieder in den feinen Dornen verfing; in Wirklichkeit war sie froh, ihn angezogen zu haben, begann er sie ganz langsam ein wenig zu wärmen, nun, da sie sich bewegte.

Lois versuchte alle sich aufdrängenden Fragen zu ignorieren – die Frage, was sie tun sollte, wenn sie jemanden sah, genauso wie die Frage, was sie tun konnte, wenn sie niemanden fand – und einfach immer weiter zu laufen. Immer weiter zwischen Bäumen hindurch, die nicht sehr dicht standen. Das war fast merkwürdig, jeder Park in Metropolis war dichter bewachsen.

Noch immer hörte sie nichts außer den Wind in den Bäumen und hier und dort einen Vogel zwitschern. Konnte es sein, dass sie weit von jeglicher Zivilisation entfernt war? Aber was hatte es für einen Sinn, dass irgendjemand sie entführte und dann in dieser gottverlassenen Wildnis aussetzte?

Die Steigung nahm noch einmal zu und die Vegetation dünnte sich weiter aus. Nun konnte sie deutlich erkennen, dass der anfangs sachte ansteigende Hügel langsam zu einem steinigen Berg wurde. Aber weiterhin war kein Weg, keine Straße zu erkennen, also blieb ihr nichts an-deres übrig als immer höher zu steigen. Immer in der Hoffnung, dass sie sich nicht am Beginn einer Bergkette befand, wo nach jedem Berg ein noch höherer wartete. Nirgendwo in der Nähe Metropolis gab es so eine Felsformation, da war sich Lois einfach sicher. Wie weit konnte sie von ihrer Heimatstadt entfernt sein? Immerhin konnte sie sich für den Zeitraum von fast 24 Stunden an nichts erinnern. Wirklich nichts...? Sie fühlte eine Binde auf ihren Augen, die ihr die Sicht nahm... und ihre Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Lois besah sich ihre Handgelenke und musste feststellen, dass sie kleine Abschürfungen und Rötungen zeigten. Es konnte also durchaus sein, dass dieses unklare Bild ihr tatsächlich zeigte, was passiert war.

Doch Lois' Aufmerksamkeit wurde nun wieder ganz vom Hier und Jetzt in Anspruch ge-nommen. Der Berg, den sie inzwischen erklommen hatte, führte sie auf eine Art Plateau. Glücklicherweise hatte sie sich am Morgen nicht für ihre Pumps entschieden, obwohl sie ja zu dem Zeitpunkt noch nicht gewusst haben konnte, dass sie einen Berg erklimmen musste. Ihre Schuhe waren flach, hatten sogar ein wenig Profil, so dass sie ganz guten Halt hatte.

Dieses Plateau bot ihr einen guten Überblick. Hinter ihr konnte sie nun den steinigen Strand erkennen, an dem sie zu sich gekommen war, jedoch nur noch als dünnen Streifen. Von dort aus gesehen rechts wurde die Küste immer felsiger, es war geradezu eine schroffe Steilküste, an der sich die Brandung austobte. Geradezu stieg der Berg noch weiter an und wurde immer steiler. Diesen Berg würde sie nicht mehr so einfach erklimmen können, nicht mit ihren Stadtschuhen, mochten sie auch noch so flach sein. Aber vielleicht könnte sie links oder rechts an dem Berg vorbei sehen um einen Überblick zu bekommen. Nach links hin sah die Küste wesentlich milder aus, von dieser Höhe aus schätzte Lois es sogar so ein, dass es dort wirklichen Strand geben könnte. Aber sie beschloss, systematisch vorzugehen und als erstes rechts an dem Berg vorbei zu schauen.

Doch alles, was sie kurz darauf zu sehen bekam, war nur die Fortführung der felsigen Küs-tenlinie. Bis zur Küste sah sie nichts als Wald, etwas üppiger bewachsen als der Teil, von dem aus sie gestartet war, aber eben doch nur Bäume und wieder Bäume. Keine Anzeichen einer Siedlung, einer Straße oder vielleicht eines Strommastens in der Ferne.

Also musste sie auf die andere Seite des Plateaus, um zu sehen, was an der anderen Seite des Berges lag. Hier auf der Anhöhe herrschte wieder ein kräftiger Wind, doch das störte sie inzwischen nicht mehr, hatte sie sich doch gut aufgewärmt. Nach ein paar Minuten kam sie an das entgegengesetzte Ende ihrer Aussichtsplattform. Mit klopfendem Herzen suchten ihre Au-gen alles ab, in der festen Überzeugung, dass sich nun eine Lösung offenbaren würde – musste. Und tatsächlich konnte sie von dieser Stelle aus so um den Berg herum sehen, dass sie einen guten Überblick bekam. Doch so sehr sie ihre Augen anstrengte, sie sah wieder nur eine Küstenlinie, die sich immer weiter nach oben zog, und am Ende ihres Sichtfeldes knickte sie nach rechts, um sich mit der Küstenlinie zu verbünden, die sie von der anderen Seite aus schon gesehen hatte. Alles in allem war das Gelände wohl also nur an die drei bis vier Meilen lang. Davor war das Gebiet mehr oder weniger dicht mit Bäumen bewachsen und dahinter gab es nur noch Wasser. Wasser und noch einmal Wasser – und das bis an den Rand der Unendlichkeit.

„Oh verdammt! Eine Insel... Eine Insel, mit nichts als Bäumen drauf...“, flüsterte sie entsetzt zu sich selbst. Lois spürte, wie sich ihre Kehle unwillkürlich zuschnürte. „Eine Insel! Und keine Menschenseele weit und breit!“ Sie spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten. „Wer, verdammt noch mal, macht so etwas?“ Und warum?

Ihr kam Jules Vernes 'Geheimnisvolle Insel' in den Sinn und sie fragte sich, ob es hier auch mysteriöse Lichter geben würde. Und ob diese Insel auch einen Kapitän Nemo beherbergen würde?

Lois ließ sich kraftlos auf einen umgestürzten Baumstumpf sinken und hätte am liebsten geschrien. Doch wer hätte es gehört? Wer... aber ja doch! Warum, hatte sie nicht früher daran gedacht? Lois stand wieder auf, nun wieder beflügelt von Elan, überzeugt, dass sich ihr Problem gleich lösen würde. Sie legte ihre Hände als eine Art Trichter an den Mund, holte einmal tief Luft und rief aus vollem Hals: „HILFE! Superman! Hilfe!“ Gespannt wartete sie einen Moment. Wie lange könnte er wohl brauchen, auch wenn er wirklich sehr weit entfernt war? Hatte er nicht einmal in einem Interview behauptet, die Erde innerhalb einer Sekunde umrunden zu können? Aber wie weit reichte sein Supergehör? Vielleicht war er ja auch beschäftigt... „HILFE! Superman! Hilfe!“ Wieder ließ sie ihren Blick in alle Himmelsrichtungen fliegen. Fragte sich, an welchem Teil des Horizonts sie das Blau seines Anzugs als erstes erblicken würde. Fast schon konnte sie seine warmen Hände auf ihrer Haut spüren, wenn er sie auf den Arm nehmen und nach Hause fliegen würde. Endlich nach Hause... „SUPERMAN! Hilfe, Superman!“ Wie oft könnte sie noch rufen, ohne dass es allzu ungeduldig klang?

Doch ein paar Minuten und noch einige Rufe später musste sie sich eingestehen, dass ihre Erwartungen enttäuscht worden waren und sie bestenfalls heiser werden würde. „Er wird sehr beschäftigt sein...“, flüsterte sie niedergeschlagen. Was sollte es auch sonst für einen Grund für sein Nichterscheinen geben?

Weiter wollte Lois nicht darüber nachdenken und ließ ihre Argusaugen noch einmal über alles gleiten, was sie vor ein paar Minuten nur flüchtig abgesucht hatte. Die Sonne neigte sich bereits tiefer und in vielleicht einer Stunde würde die Dämmerung einsetzten und sie würde gar nichts mehr erkennen können. „Wo soll ich die Nacht verbringen...?“, schoss es ihr durch den Kopf. Diese ganze Sache begann ihr zunehmend unheimlich zu werden.

Sie fragte sich, was sie nun tun sollte, wen oder was sie suchen sollte. Einfach das Unterste nach oben kehren, diese Insel absuchen nach allem, was ihr weiter helfen könnte. Das felsige Gelände auf der rechten Seite erschien ihr recht unwegsam; sie würde ihre Erkundungen als erstes auf die linke Küstenlinie lenken. Noch einmal stellte sie enttäuscht fest, dass wirklich nicht die Spur eines Weges, einer Straße oder wenigstens eines schmalen Pfades zu erkennen war, obwohl... plötzlich meinte sie in dem vertrockneten Grün, kurz vor dem vermeintlichen Strand etwas Kastenförmiges, Rechteckiges zu erkennen. Farblich kaum von der Umgebung zu unterscheiden. Vielleicht wollte sie auch nur etwas erkennen, damit sie etwas tun konnte. Aber, wenn es keine Täuschung war, konnte das durchaus eine Hütte, ein Verschlag oder vielleicht auch nur eine Kiste sein. Ganz gleich, es war es wert, untersucht zu werden. Also machte Lois sich mit klopfendem Herzen auf den Weg.

Nun hatte sie ein Ziel vor Augen. Das führte dazu, dass sie die Anhöhe möglichst schnell verließ. Sie kam auf den losen Geröll immer mal wieder ins Rutschen, doch sie behielt jedes Mal die Balance. Sie fragte sich noch, ob es vielleicht besser wäre, nicht so einen Lärm zu machen, einer Lawine gleich den Berg herunter zu stürzen, doch dann erinnerte sie sich an ihre lauten Hilferufe. Sollte hier jemand sein, so hatte sie bereits alles getan, um auf sich aufmerksam zu machen. Ganz gleich, ob das nun klug gewesen war oder eher nicht, es war geschehen.

Den Berg hinunter ging es natürlich sehr viel schneller als hinauf. So war Lois kurze Zeit später schon ganz in der Nähe dessen, was ihre Neugierde geweckt hatte. Als das 'Objekt' viel-leicht noch 100m entfernt war, ließ sie das Laufen und ging in ein vorsichtiges Anschleichen über. Sie konnte nichts Ungewöhnliches hören und beobachtete noch einmal genau die nahe Umgebung. Sie konnte nicht genau erkennen, was es denn nun war, aber dort hinter den dich-ten Büschen war etwas, das war sicher. Im schlimmsten Fall war es nichts anderes als eine Art kleines Gebäude, das einen rein technischen Zweck erfüllte. Wie eine Wetterstation oder eine Relaisstation für Leitungen, die durch den Atlantik gezogen waren.

Das Dach war eher grau und es hatte Wände, deren Grau nur eine Nuance heller waren. Aber es war eine Art Hütte, da war sich Lois immer sicherer, je näher sie heran kam. Sie begann einen Bogen zu laufen und konnte nun feststellen, dass es sogar ein Fenster hatte. Und die Wände schienen aus Metall zu sein. Am ehesten erinnerte es Lois an einen Container, wie sie gerne auf Baustellen standen, gestapelt oder auch alleine stehend, in denen Büros oder was auch immer untergebracht waren. Und wenn dieser Container nicht bereits von Robinson annektiert war, könnte er ihr in der herannahenden Nacht durchaus sehr gelegen kommen. Wenn sie denn hinein kam.

Ja, es war ein Container. An der Seite, die zur Küste sah, gab es eine Tür und ein weiteres Fenster. Doch noch immer wies nichts auf einen Bewohner hin. Was mochte in dieser Hütte, in diesem Baucontainer sein? Das Herz schlug Lois bis zum Hals. Sie sah sich kurz um und be-waffnete sich mit einem handlichen, faustgroßen Stein und ging mit schleichendem Schritt Richtung Fenster. Erst wollte sie mal einen Blick riskieren, bevor sie ihr Leben aufs Spiel setzte und die Türklinke ausprobierte.

Das Glas des Fensters war von einer gleichmäßigen Schicht Staub und Salz überzogen, doch sie konnte wenigstens schemenhaft erkennen, dass im Inneren zwei Sitzgelegenheiten an einem kleinen Tisch zu finden waren, weiter gab es Schränke und eine Art Pritsche. Fast erinnerte dies an einen Wohnwagen. Ihr war klar, dass diese Container mit jeder denkbaren Ausstattung zu haben waren, aber dieser graue Container an diesem Ort wirkte auf Lois geradezu ideal für 'Lois Robinson Lane'. Und das Beste war, dass dieser Hüttencontainer nicht bereits besetzt schien. Das kam ihr schon so ideal vor, dass es eigentlich nur eine Falle sein konnte.

Fortsetzung folgt

Re: Geheimnisvolle Insel 2/11

BeitragVerfasst: Di 31. Mai 2011, 07:56
von Magss
Teil 2



Lois umschloss den Stein in ihrer Hand noch etwas fester und ging zur Tür, legte vorsichtig die Hand auf die Klinke und versuchte ihr laut pochendes Herz zu ignorieren. Mit einem Ruck riss sie die Tür auf und war fast überrascht, dass sie sich wirklich öffnen ließ. Sie hielt vorsichtshalber den Atem an, wartete einen Moment – und als nichts geschah, kein „WER DA?!“ oder „VERLASSEN SIE MEINEN GRUND UND BODEN! SONST PUSTE ICH IHREN SCHÄDEL WEG!“ steckte sie ihren Kopf zur Tür herein.

Der Eindruck, dass diese wenigen Quadratmeter geradezu ideal waren, um Lois ihr Dasein zu erleichtern, bestätigte sich noch einmal. Als wartete dieser Raum schon eine Weile auf sie, war alles mit einer ganz leichten Staubschicht überzogen. Auch deutete nichts auf einen Besitzer hin, keine Kleidung oder persönlichen Dinge, stattdessen fand sie hinter den Schranktüren Nahrung in Dosen, wie sie die Army verwendete, und Wasser in Kunststoffkanistern. Sie würde hier sicher ein paar Wochen aushalten können, ohne ernsthaft in Gefahr zu geraten.

„Was hat das alles zu bedeuten? VERDAMMT NOCHMAL! Ich versteh gar nichts!“ Jemand hatte sie auf diese Insel verschleppt, wollte sie aber offenbar gut versorgt wissen, doch wozu das alles? „Entführung – Lösegeld?“, fragte sie sich nun. Aber wer würde für sie eine Summe zahlen, die im Verhältnis zu diesem Aufwand stand. Denn ihre Entführer hatten sich wirklich sehr viel Mühe gegeben. Wer sollte erpresst werden? Ihre Eltern? Wohl kaum. Nicht, dass ihnen Lois' Schicksal nichts bedeutete, aber sie verfügten wohl kaum über die nötigen Mittel, um Lois auszulösen. Perry – der Planet? Hm... auch wenn dies ganz sicher eine der angesehensten Zeitungen des Landes war, sie bewegte sich auch ständig am Rande des finanziellen Ruins. Und Perry fühlte sich ihr sicher sehr verbunden, aber was würde er zahlen... können? Also wer? Clark...? Ach Clark. Perry hatte einmal behauptet, er würde für sie über das Wasser gehen und dabei wahrscheinlich ertrinken, aber Geld hatte Clark ja nun auch nicht wirklich. Warum also war sie entführt worden? Das gab doch alles keinen Sinn.

Lois sah nun von innen aus dem Fenster. Der Standort der Hütte war gut gewählt, sie konnte bis an den Strand sehen. Sollte dieses unbewohnte Eiland auf einer Schiffsroute liegen, hatte sie sogar die Chance das zu sehen, da ging es ihr wohl besser als Robinson. Es war wirklich ein Sandstrand, so wie sie es von der Anhöhe aus vermutete hatte – und jetzt, wo sie alles ein wenig genauer betrachtete, hatte sie... nein, das konnte nicht sein... ihr stockte der Atem... das war von dort oben natürlich nicht zu sehen gewesen – dort lag etwas am Strand, vielleicht ein Jemand...

Lois griff sich eilig wieder den faustgroßen Stein, ihre einzige Waffe. Sie stürmte aus dem Wohnwagencontainer und lief in Richtung Strand. Das Gelände hier war flach und so kam sie anfangs gut voran. Hier wuchsen keine Bäume, doch je weiter sie zum Strand kam, desto mehr bestand der Bewuchs aus Sträuchern. Und die meisten von ihnen so dornig, so dass sie nun ständig daran hängen blieb, doch davon ließ sich Lois nicht aufhalten. Aber wie beim Annähern an den grauen Container, wurde sie auch diesmal kurz vor Erreichen ihres Ziels langsamer und besah sich noch einmal alles genauer. Ihr Eindruck hatte sie nicht getäuscht – dort lag ein Mann. Er war groß und kräftig, hatte dunkles Haar. Er lag auf dem Bauch und hatte das Gesicht abgewandt. Reglos lag er dort. Lois war sich nicht klar, ob das gut oder schlecht war, schließlich wusste sie nicht, wer es war. Aber... seine Kontur, die Größe, diese dunklen, kurzen Haare – noch traute sie sich nicht zu hoffen, doch dieser Fremde sah aus wie Clark. Konnte das sein?

Wenn sie hier war, konnte Clark genauso gut hier sein. Auch entführt. Aber warum bewegte er sich nicht? Das beunruhigte sie wirklich. Ihr Herz pochte so stark, dass sie kaum noch atmen konnte. Wie eine Katze schlich sie sich immer näher an den Mann heran. Er trug einen dunklen Leder-Blouson, genauso einen, wie Clark ihn hatte. Als sie nur noch zwei Meter entfernt war, sah sie seine Brille im Sand liegen.

Nun hielt sie nichts mehr, sie stürzte zu ihm, kniete sich neben ihn und tastete ihn ab, obwohl das sicher wenig Sinn machte. „CLARK! Clark... was ist mit dir?“ Ihre Hand ging zu seinem Hals, seine Haut fühlte sich kalt an und sie war sich nicht sicher, ob das was sie fühlte wirklich ein Puls war. Sie zog an seiner Schulter, versuchte ihn mit aller Kraft herum zu drehen, damit sie ihn ansehen konnte. Und sie hatte das Gefühl, als würde er ihr helfen, als schob er nach, ließ sich auf den Rücken drehen, als wäre er nicht ganz so bewegungsunfähig wie sie zuerst gedacht hatte. „Clark, kannst du mich hören? Sag doch etwas. Was ist mit dir? Clark...!“, brach es ängstlich aus ihr heraus. Sie hörte das Zittern in ihrer eigenen Stimme.

Doch plötzlich... „Lois...“, es war nur ein Krächzen, ein Flüstern, fast vom Wind verschluckt, aber er hatte etwas gesagt, er lebte!

„Clark, ganz ruhig. Alles wird gut. Kannst du mir sagen, ob du Schmerzen hast? Soll ich et-was tun? Clark... bitte!“, flehte sie. Auf der einen Seite war Lois so unglaublich froh, dass sich dieser Jemand als ihr Partner herausgestellt hatte, auf der anderen Seite hatte sie ihn noch nie in so einem Zustand gesehen. Noch nie – außer nach dem Schuss von Dillinger. Als er leblos zusammen gesunken war, nachdem er sich zwischen sie und den Lauf des Revolvers geschoben hatte. Die Waffe, die auf sie gerichtet gewesen war. Damals hatte sie geglaubt, sie hätte ihn für immer verloren. Und auch wenn sie das Wunder bis heute noch nicht wirklich verstanden hatte, in diesem Augenblick durchlebte sie dieselbe Angst. Nein, es war mehr als Angst, es war eine lähmende Panik.

Er hatte die Augen noch geschlossen, aber wieder verließen einige krächzende Laute seine Lippen: „Wasser... Durst...“

Wasser! In dem Container gab es Wasser. „Okay. Okay. Ich bringe dir Wasser. Bleib hier, ich bin gleich wieder da...“ Diese Bemerkung war sicher völlig unsinnig und überflüssig. Er machte wirklich nicht den Eindruck, als hätte er vor davonzulaufen. Lois lief so schnell sie konnte wieder zu dem Container, achtete weder auf das dornige Gestrüpp noch die Unebenheiten im Boden, die sie stolpern ließen. Sie nahm sich einen der Wasserkanister und einen Becher, sie probierte das Wasser sogar noch kurz, aber es war wirklich Wasser. Kurz darauf flößte sie Clark etwas davon ein. Er nahm immer mal wieder einen Schluck und eine gefühlte Ewigkeit später schlug er die Augen auf - endlich. Erst das war der Moment, wo wenigstens ein ganz klein wenig der Anspannung von ihr abfiel.

„Lois... was machst du hier? Wo sind wir...?“ Seine Stimme klang immer noch nicht gut, aber doch schon wesentlich lebendiger als noch vor wenigen Minuten.

Sie stütze seinen Kopf und gab ihm noch einmal etwas zu trinken. „Ich habe nicht die ge-ringste Ahnung... tut mir leid.“ Und das tat es wirklich, sie hätte das selbst gerne gewusst. Doch es hatte schließlich keinen Sinn ihn zu belügen.

Clark versuchte sich umständlich in eine sitzende Position aufzurichten, was ihm aber nur mit ihrer Hilfe gelang. Dann blickte er sich um. Seine Haut fühlte sich kalt an. Aber selbst das wunderte Lois nicht; sie erinnerte sich daran, wie sie sich beim Aufwachen gefühlt hatte. „Da oben ist eine Hütte, da ist es viel wärmer. Meinst du, du schaffst es bis dort hin?“ Sie zeigte in Richtung des mysteriösen Containers und sein Blick folgte ihrem ausgestreckten Finger. Sie musste ihn aus der Kälte bringen, er musste wieder zu Kräften kommen.

Es dauerte eine schiere Unendlichkeit Clark durch das dornige Gestrüpp zu manövrieren, sie mussten ja nun auch wieder bergan laufen. Währenddessen erzählte Lois ihm von ihren Erkundungen und den dabei gemachten Entdeckungen. Ihr Kollege ließ alle ihre Schilderungen unkommentiert, als müsste er alle Konzentration darauf verwenden einen Fuß vor den anderen zu setzen. Er sagte erst wieder ein Wort, als er in dem Container auf einer der Sitzbänke Platz genommen hatte. Kraftlos und mit kleinen Schweißperlen auf der Stirn sprach er die Frage aus, die ihr auch schon die ganze Zeit durch den Kopf ging: „Eine Insel? Wer hat uns hierher gebracht – und warum?“

Ja, warum? Lois sah es als ihre Aufgabe, ihn aufzumuntern, ganz besonders weil es sehr offensichtlich war, dass es ihr sehr viel besser ging als ihm. „Das... ist die Eine-Million-Dollar-Frage“, versuchte sie möglichst unbekümmert zu wirken. Aber da gab es noch etwas, das ihr unter den Nägeln brannte: „Clark, wie geht es dir? Was ist mit dir?“ Sie hatte ihn noch niemals zuvor so gesehen, er war so blass. Seinen Augen fehlte jegliches Leuchten, das er eigentlich immer zeigte, auch wenn er gerade einen 15-Stunden-Arbeitstag hinter sich hatte. Und seine Körperhaltung sagte ihr, dass er sich kaum aufrecht halten konnte. Sie machte sich wirklich Sorgen um ihn.

Clark stützte sein Gesicht in seine Hände und untermauerte diesen Eindruck noch weiter. „Ich weiß es nicht“, antwortet er schleppend. „Ich habe soetwas noch nie gehabt. Ich fühle mich... einfach nur schwach. Vielleicht ist das so, wenn man krank ist...“ Er wirkte so müde und niedergeschlagen dabei.

Lois zog ihre Stirn in Falten und fragte sich, ob er nun auch noch Fieber bekam. Was sonst konnte die Bemerkung 'Vielleicht ist das so, wenn man krank ist...' bedeuten? Gerade so, als hätte er so einen Zustand noch nie erlebt.

Sie schlug ihm möglichst unbekümmert vor heute einfach nur noch etwas zu essen und dann ein wenig zu schlafen. „Vielleicht sieht morgen alles ganz anders aus“, versuchte sie ihren Kollegen aufzumuntern und ihm Mut zu machen. Einen Mut, den sie selber nicht empfand. Sie hatte das Gefühl, er sei um Jahre gealtert. Er musste einfach schlafen.

Ihr 'Abendessen' bestand aus Corned Beef, weißen Bohnen in einer undefinierbaren blass-roten Soße, alles kalt natürlich, und schlichtem Wasser. Es schmeckte grässlich, machte aber satt und Clark schien es sowieso egal zu sein. Er löffelte alles, was sie ihm vorsetzte, still in sich hinein. Gerade diese Gleichgültigkeit an Clark beunruhigte Lois wirklich. Hoffentlich würde es ihm morgen besser gehen.

Erst nach dem Essen besah sich Lois die Pritsche im entgegengesetzten Teil ihres Contai-ners. Hier war durchaus Platz für zwei Personen und es gab zwei Armee-Schlafsäcke. Auch das war auffallend perfekt für sie beide. Doch sie hatte beschlossen, sich darüber erst am nächsten Tag wieder Gedanken zu machen. Jetzt wollte sie einfach nur, dass Clark ein paar Stunden Schlaf bekam, damit es ihm möglichst bald besser ging. Selbst eine einfache Grippe könnte hier, wo sie ganz auf sich gestellt waren, ja bereits zu einem riesigen Problem werden. Lois beorderte Clark in den einen Schlafsack, verriegelte dann die Tür und machte sich selbst fertig für die Nacht. Mantel, Jackett, ihre Hose und die Schuhe zog sie aus und krabbelte in den zweiten Schlafsack, auch wenn der ein wenig muffig roch. Es waren diese dicken Schlafsäcke, sie würde nicht frieren. Aber sicher auch nicht schlafen können. Hoffentlich würde sich morgen wenigstens eines ihrer zahllosen Probleme aufklären.

Nur ein paar Minuten später hatte Lois den Schlafsack soweit aufgewärmt, dass sie lang-sam begann sich ein wenig zu entspannen. Doch dann hörte sie in der Stille ein Geräusch, das sie überhaupt nicht einordnen konnte: ein hochfrequentes Klappern, es war leise, gerade eben nur zu vernehmen, aber einmal gehört, konnte sie es nicht mehr ignorieren. „Clark, was ist das für ein Geräusch?“, flüsterte sie in die schwarze Nacht.

Er schien sich ein wenig zu bewegen, vielleicht hatte er ihr ja nur seinen Kopf zugedreht. „Das... sind meine Zähne. Tut mir leid...“

„Deine Zähne?!“, rief Lois entsetzt. Er fror in seinem dicken Schlafsack so sehr, dass seine Zähne aufeinander schlugen? Lois konnte sich nicht erinnern, dass Clark jemals gefroren hatte. Er trug doch sogar noch sein Sweatshirt und fror trotzdem. Sie musste etwas tun, er durfte hier einfach nicht krank werden. Nicht, wenn sie nicht wussten, wie und wann sie von dieser verdammten Insel herunter kamen! Es ging nicht anders. Besondere Situationen erforderten besondere Maßnahmen. „Okay, ich helfe dir. Ich wärme dich. Wir ziehen die beiden Schlafsäcke zusammen. Steh auf!“ Sie kroch aus ihrem Schlafsack wieder heraus.

Clark ließ all das erstaunlich gleichmütig mit sich geschehen, er kam aus seinem Schlafsack, zitterte zwar für einen Moment noch etwas stärker, als er in der Kälte stand, damit Lois die beiden Reißverschlüsse zusammen bringen konnte. Doch dann schlüpfte er wieder hinein und drehte sich auf die Seite, zeigte ihr seinen Rücken. Aber so selbstbewusst, wie sie ihm gerade noch Anweisungen gegeben hatte, merkte Lois dann, dass sie schlagartig sehr unsicher wurde – wie nah sollte sie ihm kommen? Sie wollte ihn wärmen, damit er nicht mehr frieren musste, nicht krank werden würde – klar. Aber es war nun mal nicht irgendeine Kollegin aus der Redaktion, oder ihre Schwester, es war Clark. 'Ach, Lois! Es. Ist. Clark!', versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Wenn es einen Menschen gab, mit dem sie so umgehen konnte, dann war es Clark. Er war einfach nicht die Sorte Mann, der das vollkommen falsch verstehen würde oder mehr in diese Aktion hinein interpretieren würde als sie sich gedacht und gesagt hatte. Und Clark würde dasselbe für sie tun. Also schmiegte sie sich vorsichtig an seinen Rücken, legte ihm eine Hand an die Taille, aber nur eben gerade.

Clark war eiskalt und zitterte am ganzen Körper. Das ängstigte Lois. Was konnte sie mit ihm machen, wenn er richtig krank wurde, fieberte? Oh, verdammte Insel. Verdammte Entführung. Verdammte Sache, worum es hier auch immer ging!

Es dauerte länger als sie gebraucht hatte, um nur ihren eigenen Schlafsack aufzuwärmen. Hätte sie mit Clark auf der Eisbahn gestanden und vorgehabt ihm nur die Hände wärmen zu wollen, würde sie sie aneinander reiben, ihre Hände an seinen – doch das war in dieser Lage einfach undenkbar. Aber nach einiger Zeit bemerkte sie, dass es langsam wärmer wurde, dass Clark langsam immer wärmer wurde. Und sich zusehends entspannte. Das Zittern ließ nach, das Zähneklappern verstummte und noch ein wenig später hörte sie an seinem gleichmäßigen Atmen, dass er eingeschlafen war. Offenbar war er vollkommen erschöpft.

Sein Einschlafen beruhigte sie, seine offenkundige Erschöpfung eher nicht. Aber vielleicht ging es ihm nach ein paar Stunden Schlaf ja besser. Doch Lois selbst konnte noch lange nicht einschlafen. Tausend Sorgen und Fragen gingen ihr durch den Kopf, außerdem rüttelte der Wind an ihrem metallenen Unterschlupf. Die Dunkelheit hatte sich wie ein dicker Teppich auf alles gelegt, was ihre Verunsicherung weiter verstärkte.

Aber das war nicht alles, was sie vom Schlafen abhielt. Sie lag an seinen Rücken geschmiegt, ihre Hand tastete eben gerade die Muskeln unter seinem Hemd und sie spürte seinen Herzschlag. Lois genoss es einfach, ihm so nah zu sein. Natürlich war sie auch froh, dass sie ihm hatte helfen können. Aber obwohl sie diejenige war, die fit war, die den Überblick hatte und die Kommandos gegeben hatte, gab er ihr auf eine unerklärliche Weise Kraft. Einfach nur durch seine bloße Anwesenheit. Das war verrückt, soviel war ihr auch klar. Er war krank, es ging ihm alles andere als gut, er fühlte sich schwach und sie? Sie berauschte sich an seinem männlichen Duft und dachte Wer-weiß-was. Fühlte, wie sich sein Brustkorb ganz leicht hob und senkte. Hörte seinen Atem. Vielleicht war es ja nur die tiefschwarze Nacht, die sie all diese Dinge so deutlich wahrnehmen ließ, aber sie bedauerte insgeheim ihre Hand so still liegen lassen zu müssen.

Das war wirklich erstaunlich, es war sicher schon Jahre her, dass sie solch ein Bedürfnis, solch ein mächtiges Verlangen gespürt hatte. Aus Vorsicht und schlichter Angst noch einmal verletzt zu werden hatte sich Lois lieber hinter ihrem Eispanzer versteckt. Sie erinnerte sich genau, „Verlieb' dich nicht in mich, Farmboy! Ich hab für soetwas keine Zeit“, hatte sie zu Clark gesagt. Und nun war sie es, die vor Herzklopfen keinen Schlaf fand. Herzklopfen und diesem Verlangen ihn zu berühren...

'Oh, Lois! Reiß dich zusammen!', ermahnte sie sich still. Doch ganz gleich, wie sehr sie sich bemühte die Spannung dieses Augenblicks zu ignorieren oder sie sich vornahm alle Fantasien aus ihrem Geist zu verbannen, sie fühlte sich in seiner Gegenwart zunehmend wohler. Kribbeliger, aber eben auch wohler dabei.

Und wenn sie ehrlich zu sich selber war, dann war das wahrlich nichts Neues, dieser Zustand hatte von Tag zu Tag zugenommen, wurde einfach immer mehr. Es war etwas, das sich ganz unmerklich in ihr Leben geschlichen hatte. Ein Date und ein einziger Kuss reichten offenbar bereits aus, sie vollkommen den Kopf verlieren zu lassen. Sie war auf dem besten Wege, sich in ihren Partner zu verlieben. In Kent, den Provinzschreiber aus Kansas, den grünen Jungen, den Farmerssohn – in den Mann mit den gütigsten Augen dieser Welt. Oder war das längst ge-schehen? Ihr eigenes Herz raste, obwohl sie sich diese Frage nur in Gedanken stellte und sie auch ganz schnell wieder beiseite schob.

Fortsetzung folgt…

Re: Geheimnisvolle Insel 3/11

BeitragVerfasst: Fr 3. Jun 2011, 06:50
von Magss
diesmal ohne Silbentrennung... :oops:
Ich arbeite ja jetzt mit der 2010er Office-Version und die scheint die Trennstriche mitzukopieren. Das hat vorher noch kein Textprogramm gemacht. Weswegen ich darauf auch gar nicht geschaut habe.



Teil 3



Aus dem Augenwinkel sah sie Clarks Kopfschütteln. Er öffnete auch bereits seinen Mund, aber bevor er auch nur ein einziges Wort sagen konnte, ließ Lois ihre Worte auf ihn nieder prasseln: „Komm mir nicht wieder mir 'er wird nicht kommen – ich weiß das.' Superman wird uns hier raus holen! Das weiß ich! Was sollen wir denn auch anderes tun, als auf jemanden zu hoffen, der fliegen kann?“, fragte sie rhetorisch. „Es gibt kein Boot, nicht das kleinste. Kein Werkzeug, um eines zu bauen. Kein Funk, kein Telefon. Und nicht, dass es nicht auch irgendwie was Romantisches hat, mit dir, ganz alleine auf einer einsamen Insel – es ist kalt hier und ich hasse Corned Beef!“

Sie hätte noch so viel mehr sagen wollen. Dass sie sich unglaubliche Sorgen um ihn machte, dass sie wirklich froh war, dass ausgerechnet er der andere Mensch auf dieser Insel war, dass sie eigentlich gar nicht streiten wollte, aber aus einem Grund, den sie nicht ergründen konnte, wollte ihr Mund diese Worte nicht heraus lassen. Stattdessen stand sie mit geballten Fäusten dort.

Clark lächelte, was sie nun vollkommen unpassend fand, aber er antwortete in immer noch ruhigem Ton: „Ich habe noch etwas anderes als Fleisch und Bohnen in Dosen entdeckt, eingelegte Früchte, die schmecken gar nicht mal so schlecht. Und... vielleicht sollten wir einfach mal eine Weile nicht von Superman sprechen.“

Das schien ein Friedensangebot zu sein. Jedenfalls beschloss Lois, es als solches zu werten. Damit konnte sie leben. Sie würde ihn rufen, ihren Retter, immer wieder, aber sie würden nicht mehr über ihn reden. „Okay“, lenkte Lois ein, „wo sind die Früchte?“ Obst war schließlich viel besser als Corned Beef und bis jetzt hatte sie noch nichts gefrühstückt.

Es war in der Tat viel besser, alles war sehr viel besser. Die Stunden bis zur Abenddämmerung schafften sie es wirklich ohne ein weiteres böses Wort. Doch Lois wusste immer noch nicht, was mit Clark los war. Es saß fast die ganze Zeit auf diesem Stein vor dem Metallcontainer und er war immer noch sehr blass. Schmerzen hatte er nicht, sagte er jedenfalls. Obwohl sich Lois nicht wirklich sicher war, ob er ihr die Wahrheit sagte. Es war ja sehr gut möglich, dass er seinen Zustand herunter spielte. Denn auch, wenn sie immer wieder nachfragte, sagte er, es ginge ihm gut. Aber es saß einfach nur dort, gerade so, als hätte er nicht die Kraft, sich auf den Beinen zu halten.

Dieser Eindruck verstärke sich mit dem Aufkommen der Dämmerung. Die Sonne verschwand langsam hinter der Horizontlinie, bereitete sich selbst einen farbenfrohen Abgang, eine geradezu leuchtende Symphonie, aber mit jeder Minute wurde es kälter. Lois zog ihren Mantel wieder enger um sich und schlug den Kragen hoch, damit der Wind ihr nicht um den Hals strich. Doch kaum war die Sonne nicht mehr zu sehen, begann Clark wieder zu frösteln. Er versuchte das noch einen Moment zu vertuschen, aber sie sah es ganz deutlich. Lois verstand das nicht, seine Lederjacke war gefüttert, sie musste eigentlich genauso warm sein wie ihr Mantel. Und doch zitterte er wie Espenlaub. Schlotterte, klapperte schließlich wieder mit den Zähnen. Es war, als hätte er keine Energie in sich.

Sie musste etwas tun, er musste aus der Kälte heraus. Doch wie sollte sie beginnen? Ein Satz wie: 'Lass uns ins Bett gehen', kam nun gar nicht in Frage, nicht in ihrer Situation. Doch er musste hier weg, in diesen Metallverschlag, der ihnen auch in der letzten Nacht schon den notwendigen Schutz geliefert hatte – und in den dicken Schlafsack. Lois räusperte sich. „Clark – krabble doch einfach in den Schlafsack. Und wenn du dann immer noch frieren solltest, helfe ich dir wieder.“ Lois fand, dass sie das sehr souverän geäußert hatte. Beiläufig und vollkommen entspannt. Er würde ganz sicher nicht auf die Idee kommen, dass sie im Stillen fast darum betete, dass ihm wieder genauso kalt sein würde wie am gestrigen Abend, dass er wieder ihre Hilfe in Anspruch nehmen müsste.

Sie war froh gewesen, ihm helfen zu können. Sie war wirklich froh, dass er trotz seines unglaublichen Zitterns keine Grippe oder Lungenentzündung bekommen hatte. Aber sie war auch froh gewesen, sich so dicht an ihn kuscheln zu können. Sie war froh gewesen, seine Nähe spüren zu dürfen. Und sie hatte diesen Rausch an Gefühlen genossen. Dieses schmerzlich süße Auf und Ab, das sie mehr durcheinander brachte als sie sich hatte träumen lassen und das sie doch nicht missen wollte.

Es fiel ihr nicht gerade leicht, sich das einzugestehen. Aber solange sie das nur im Stillen tat, konnte sie ganz gut damit leben.

Clark hingegen schien so von seiner Unpässlichkeit eingenommen zu sein, dass er offenbar gar nicht auf die Idee kam, Lois könnte es um etwas anderes gehen als die pure Hilfsbereitschaft. Jedenfalls zeigte er mit keiner noch so kleinen Reaktion, dass ihm diesbezüglich etwas in den Sinn kam. Und es hätte ihm ja nun wirklich alles Mögliche einfallen können, aber Clark Kent war eben ein anständiger Kerl. Vielleicht eine Spur zu anst... 'Oh, Lois! Beherrsche dich!'

Das Zittern hielt an. Genauso wie am Abend zuvor schaffte er es nicht, seinen Schlafsack aufzuwärmen. Sie half ihm wieder, schmiegte sich vorsichtig an ihn und half ihm damit gegen die Kälte. Und Lois durchlebte eine weitere Nacht ihrer Gefühlsachterbahnfahrt und eine weitere Nacht, in der sie kaum ein Auge zu bekam. Clark hingegen schien keine Probleme zu haben Schlaf zu finden. Ob seine Schwäche der Grund war oder ob ihn die ganze Situation wirklich so ungerührt ließ, darüber wollte Lois gar nicht erst nachdenken. Eines war schlimmer als das andere. Aber er überstand eine weitere Nacht ohne Fieber zu bekommen und schlief offenbar tief und fest. Konnte sich offenbar fallen lassen in einen erholsamen Schlaf. Das war gut so.

Ihre Gedanken trieben unterdessen zu der Frage, was sie statt einfach nur still da zu liegen gerne tun würde, wie er reagieren würde. Ob er überrascht sein würde und was für eine Art von Liebhaber Clark wohl wäre. Sicher wäre er erst einmal zurückhaltend, vielleicht sogar schüchtern. Dass sie den ersten Schritt tun würde, darüber war sich Lois in ihrer Fantasiewelt eigentlich sehr sicher. Jedes Mal, wenn sie sich solch eine Situation vorgestellt hatte, war es so gewesen.

~ * ~ * ~

Lois trieben, genau wie am Vortag, die ersten Sonnenstrahlen aus ihrem warmen Schlafsack. Sie begann langsam zu spüren, dass sie bereits die zweite Nacht zu wenig geschlafen hatte, ihre Knochen fühlten sich schwer an und ihre Augen brannten. So wollte sie in der frischen Morgenluft versuchen, wenigstens einen klaren Kopf zu bekommen.

Vielleicht sollte sie in Sachen Frische und Kühle sogar noch einen Schritt weiter gehen. Sie entschloss sich für ein ganz bestimmtes Ziel und ging zu dem kleinen Bach, den sie schon am ersten Tag entdeckt hatte. Er hatte etwas von einem Gebirgsbach, auch wenn der Berg hier auf der Insel nicht wirklich hoch war. Doch der Bach schien wirklich klares Wasser zu führen. Und Lois hatte das dringende Bedürfnis sich zu waschen.

Doch schon als sie den ersten Fuß in das leicht fließende Wasser streckte, war ihr klar, dass dieser Bach alles von einem Gebirgsbach hatte – er war glasklar, aber auch eiskalt. Das Wasser auf ihrer Haut ließ ihr den Atem stocken. Doch es gab keine Alternative, eine Dusche gab es nicht in ihrem Metallcontainer, also musste sie da einfach durch.

Als sie sich ein paar Minuten später wieder anzog, hatte sie das Gefühl, ihre Haut sei zu einer Eisschicht gefroren und wenn sie sich allzu hastig bewegte, würde sie von ihr abplatzen. Der eisige Wind tat ein übriges und prickelte wie kleine Steinchen auf der Haut. Doch kaum hatte sie sich wieder ein paar Minuten bewegt, wärmte sie wieder auf, das kalte Wasser hatte ihren Kreislauf mächtig angeregt.

So erfrischt machte sie sich auf nach Clark zu sehen. Sie mussten einfach gemeinsam überlegen, was sie tun konnten. Schließlich hatten sie beide wohl nicht vor, hier auf dieser Insel einfach nur herum zu sitzen, bis jemand kam, um sie abzuholen. Ganz gleich, ob dies nun ein zufälliger Vorbeifahrender oder ihre Entführer höchst persönlich wären. Lois konnte es überhaupt nicht leiden, einfach nur abzuwarten und sonst nichts zu tun. Sie war es gewohnt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Erst als sie wieder an ihrem mysteriösen nächtlichen Unterschlupf ankam, hatte sie ein Auge dafür, dass sie an diesem Morgen von einer wundervoll freundlichen Sonne begleitet wurden. Der Wind blies nach wie vor kräftig, aber der Himmel war bis auf einige wenige Wetterwölkchen von einem einladenden Blau. Bis zum diesem Zeitpunkt hatte sie noch gar nicht auf das Wetter geachtet; sie war einfach nur erleichtert, dass sich Clarks Zustand nicht verschlimmert hatte, nicht doch noch zu einer Lungenentzündung ausgedehnt hatte. Sein Befinden war, wie undurchsichtig es auch immer sein mochte, wenigstens stabil. Auch heute morgen beim Aufstehen hatte Lois ihm die Stirn gefühlt und glücklicherweise immer noch nicht das gefürchtete Fieber feststellen müssen.

Ihr nächstes Problem war, dass sie auf dieser geheimnisvollen Insel immer noch keine Menschenseele angetroffen hatten. Aber da war schließlich die Frage, ob das eher von Vorteil wäre oder von Nachteil. Sie mussten davon ausgehen, dass ihre Entführer keine netten Zeitgenossen waren. Sie hatten offenbar die Mittel solche weitreichenden Pläne umzusetzen. Auch wenn es für Lois immer noch keinen Sinn machte, warum diese Leute sie hierher verschleppt hatten. Was sie aber auch in der Frage nach dem 'Wer' nicht ein Stück weiter brachte. Aber darüber auch nur nachzudenken ohne ein Minimum an Recherchemöglichkeiten, war einfach ein unüberwindbares Problem. Kein Telefon, kein Computer und nicht die Spur einer Idee, was gerade in der Welt passierte. Das machte sie verrückt!

Lois kam bei dem Container an und Clark begrüßte sie dort sogleich mit der Frage, wo sie gewesen war. Hatte er das nicht auch gestern gefragt? Für ihn hatte es offenbar etwas Irritierendes, wenn er beim Aufwachen immer alleine war.

„Ich war bei dem kleinen Bach. Mich waschen.“ Lois beobachtete Clark genau, sah er besser aus als gestern?

Er kam ihr von der Tür her entgegen und sie war einfach froh zu sehen, dass er sich auf seinen Beinen halten konnte. Denn dass ihn das sehr viel mehr Kraft kostete als sonst, sah sie sehr wohl. Aber Lois traute sich auch noch nicht, sein Auf-den-eigenen-Beinen-stehen schon als den großen Fortschritt zu werten. Hatten seine Augen nicht vielleicht sogar einen grünlichen Schimmer heute Morgen? „Oh, waschen. Das wäre eine gute Idee...“, sagte er mit dünner Stimme. Versuchte ein Lächeln.

Sie wollte ihn aufbauen, lachte. „Ich warne dich: Das Wasser ist eiskalt.“ Ob sie ihn eine so weite Strecke alleine laufen lassen sollte? Besser nicht. „Wenn du möchtest, kann ich dich gerne dorthin begleiten.“

Clark nickte. Und sie machten sich auch gleich darauf auf den Weg. Lois führte ihn genau an diejenige flache Stelle, die sie kurz zuvor schon für sich auserkoren hatte. Dann ließ sie ihn alleine dort. Lois blickte ihm noch einen Moment nach und sah dann, dass durchaus alleine zurechtkam. Dann suchte sie sich eine Stelle, wo sie auf ihn warten konnte. Nach einer Weile hörte sie wie er ein paarmal scharf die Luft zwischen den Zähnen einsog. Oh ja. Eiskalt hatte sie Clark ja gesagt. Und sie lächelte über seine Tapferkeit.

Unterdessen hatte sich Lois an einen Baum gelehnt und sah in Richtung Meer. Sie musste gerade an diese geschäftstüchtigen Leute denken, die ihren Opfern in unglaublich überteuerten Selbsterfahrungsgruppen einreden wollten, dass sie nur ganz fest an das denken müssten, was sie sich wünschten, und schon würden sich ihre Wünsche erfüllen. Wenn Lois sich also nun ganz fest vorstellte, ein Schiff am Horizont zu sehen...?

Anfangs hörte sie ganz deutlich, wie er sich in dem Wasser bewegte, wie das eiskalte Nass gegen seinen Körper klatschte. Doch plötzlich wurde es still. Lois wartete und horchte genau in seine Richtung. Fragte sich, ob sie sich umdrehen sollte, um nachzusehen. Ob sie sich umdrehen dürfte. Er würde sich doch melden, wenn es ihm nicht gutgehen sollte. Sie konnte ihn schließlich nicht dabei beobachten, wie er sich wusch. Aber… konnte er das wirklich einschätzen? Was, wenn er gefallen war? Nicht mehr dort war? Vorsichtig drehte sie sich um und lugte um den Baum herum. Direkt vor ihr stand ein Busch, der ihr die Sicht versperrte. Sie drückte seine Zweige achtsam auseinander und dann sah sie Clark. Seine Haut. Ihr Blick fiel von seitwärts auf seinen perfekten Oberkörper, ihre Augen wanderten seine Oberarme hinauf. Langsam und genüsslich. Sie hatte ihn schon einmal so gesehen und auch damals war ihr die Spucke weg geblieben. Genau wie jetzt. Warum versteckte er das bloß immer unter einem Anzug? Oh ja, er sah wirklich fantastisch aus. Diese Wespentaille, aber weiter kam sie nicht. Da war noch ein weiterer Busch. Vielleicht konnte sie den auch… Lois! Lass es einfach sein! Bevor du noch anfängst zu sabbern! Erschrocken zog sie ihre Hand zurück. Verbarg sich wieder hinter ihren Baum. Versteckte sich. Wäre am liebsten in die Erde gekrabbelt. Hatte Clark bemerkt, was sie getan hatte? Was sollte sie sagen? Würde sie ihn nicht umgekehrt in die Hölle schicken?

Lois versuchte sich wieder auf die Horizontlinie zu konzentrieren als würde sie mit aller Kraft Seekrankheit bekämpfen wollen. Sie ärgerte sich über ihr Verhalten, über ihr Herzklopfen und über diese verdammte Insel. Dann doch lieber Blau in Blau. Kaltes blaues Wasser und ferner blauer Himmel. Blau in Blau. Und dieser Punkt, an dem beide Blautöne zu verschwimmen schienen. Wenn doch nur ihr Herz nicht so aufgeregt schlagen würde. Mit aller Kraft sah sie auf diese Linie. Und? Es half, sie beruhigte sich. Atmete wieder ganz normal. Blau in Blau.

Ein Schrei! Clark schmerzverzerrt. Riss sie abrupt aus ihren Gedanken. Lois drehte sich augenblicklich um, wieder um, hektisch, sprungbereit, ihm sofort helfend zur Seite zu stehen, und versuchte erst einmal zu erfassen, was überhaupt passiert war.

Fortsetzung folgt…

Re: Geheimnisvolle Insel 1/11

BeitragVerfasst: Mo 6. Jun 2011, 07:27
von Magss
Teil 4


Er musste gestürzt sein, jedenfalls lag Clark, nur wenige Meter entfernt von ihr, auf dem Rücken, ruderte aufgebracht mit den Armen und stöhnte herzerweichend.

„Clark! Was ist passiert?“, fragte sie besorgt, während sie zu ihm stürmte.

„Mein Rücken“, stieß er gepresst hervor, „Ich bin... auf irgendwas gefallen...“ Dabei versuchte er offenbar seinen Rücken im Schulterbereich zu ertasten. „Oh, verdammt, tut das weh!“

Oh nein! Die unmittelbare Gefahr einer Lungenentzündung hatte er überstanden und nun brach er sich vor ihren Augen das Genick?! Sein Anblick verursachte ihr selbst Schmerzen. Halb sitzend, halb liegend quälte er sich. Lois sprang an seine Seite und versuchte zu ertasten, ob an seiner Schulter etwas Ungewöhnliches war, wobei sie noch keine Vorstellung hatte, was das sein sollte. „Wo?! Wo hast du dir weh getan?“, stieß sie ungeduldig hervor. Wenigstens war kein Blut zu sehen. Wie schlimm konnte es also schon sein?

Clark hatte sich wieder aufgesetzt, stöhnte immer noch aus zusammengepressten Zähnen und führte immer wieder beide Hände in Richtung seines Rückens. Mal über die Schulter, mal unterhalb seiner Achseln, doch er schien die Stelle nicht berühren zu können.

Lois kannte dieses Phänomen, es gab da diese eine kleine Stelle zwischen den Schulterblättern, die kaum ein Mensch an sich selbst erreichen konnte. Doch das schien genau der Bereich zu sein, der ihn so quälte. Und genau diesen Punkt berührte sie mit ihrem Zeigefinger. „Hier?“

Er antwortete mit einem gequältem Stöhnen. Oh ja, sie hatte die Stelle gefunden. Vielleicht hatte er sich einen Stein oder Baumstumpf dort hinein gerammt. Obwohl ihr sein Verhalten doch fast ein wenig übertrieben vorkam, für diesen verhältnismäßig kleinen Sturz. Trotzdem fragte sie sich, ob er sich auch wirklich nicht ernsthaft verletzt hatte? Konnte er sich am Rückgrat verletzt haben, gebrochen womöglich?

Aber so kam sie nicht weiter, sie musste das sehen: „Clark, zieh dich aus! Ich seh mir das an!“, forderte sie ihn im Befehlston auf. Wie gerne hätte sie ihm diesen Satz in einer ganz anderen Situation gesagt, zwang sich aber sofort, jeden weiteren abtrünnigen Gedanken in dieser Richtung zu unterlassen.

Wie schon an den Abenden zuvor folgte er ihren Anweisungen ohne jede Gegenwehr oder Diskussion und zog sich umständlich seine dicke Lederjacke, das Sweatshirt und sein Hemd aus. Seinen Oberkörper, diesen Oberkörper, registrierte Lois diesmal nur noch aus dem Augenwinkel, denn sie entdeckte sofort die Stelle, die ihn malträtierte: Kein Blut und kaum größer als ein paar Zentimeter, entdeckte sie genau zwischen seinen Schulterblättern eine feine Rötung und eine... „Clark“, Lois fuhr ganz vorsichtig mit dem Finger über eine Kruste aus getrocknetem Blut, „es ist genau hier, genau dort, wo du diese kleine Wunde hast...“

Clark drehte sich abrupt zu ihr um. „Kleine was?!“ Er sah verwirrt aus.

„Nun ja, diese Wunde eben.“ Sie wusste nicht, wie sie es anders ausdrücken sollte. Und sie konnte nicht einschätzen, wie sehr es ihn unter diesen Umständen störte, über diesen winzigen Makel zu sprechen.

Er sah sie entsetzt an. „Lois, ich habe keine Wunde!“, sagte er sehr bestimmt.

Was regte ihn daran nur so auf? „Ach komm schon, sie ist wirklich nur winzig...“ und im Moment recht stark gerötet, setzte sie in Gedanken hinzu. Sie fragte sich gerade, warum ihr nie aufgefallen war, welchen Stellenwert ihr Partner einem perfekten, seinem perfekten Körper, einräumte. Erst das unsinnige Sonnen und nun diese überflüssige Diskussion um diese klitzekleine Wunde, die wahrscheinlich nicht mal eine Narbe geben würde. Das war eine Seite an Clark, die ihr nicht so angenehm war und die sie nie zuvor bemerkt hatte.

Doch Clark saß nun dort und schüttelte seinen Kopf. Als nächstes begann er auch noch unzusammenhängendes Zeug zu faseln: „JETZT... verstehe ich, was sie getan haben... es ist da drin... unter der Haut... und ich komme nicht dran...“ Diese Worte sprach er eher gedankenversunken, wie zu sich selbst. Versuchte dabei immer wieder vergeblich seine Hände in Richtung der Stelle zu bewegen.

Doch dann drehte er sich abrupt zu Lois um, sah sie direkt an und legte ihr seine Hände auf die Schultern. Seine Augen flehten sie an. „Lois! Du musst mir helfen. Ich...“ beschwor er sie. Er ließ seinen Blick zum Himmel fliegen, als erhoffte er sich von dort Hilfe. „Aber wie erkläre ich dir das?“ Über diese Verzweiflung schien er fast seine Schmerzen vergessen zu haben.

„Natürlich helfe ich dir. Habe ich doch schon die ganze Zeit getan...“, versuchte sie seine Unsicherheit zu beseitigen. Aber was machte das alles für einen Sinn?

„Ja, das tust du. Was ich auch wirklich sehr zu schätzen weiß, aber... wo fange ich nur an? Ich hätte es dir schon längst erklären müssen“, auf Lois wirkte er verzweifelt. Und er sah sie eindringlich an. „Ich... habe etwas unter der Haut. SIE! Also unsere Entführer, so denke ich mir das, müssen es mir unter die Haut implantiert haben.“ Er sprach immer aufgeregter. Für einen Moment sah es sogar so aus, als hätte diese Idee einen viel höheren Stellenwert als seine Verletzung. Lois bemerkte, wie sie ihn wohl sehr ungläubig ansehen musste. Sie hatte keine Vorstellung, worauf er hinaus wollte. „Doch! Überleg doch mal!“, intervenierte er. „Diese Schwäche von mir, dieses Fehlen jeglicher Kraft, Gehör, Geruch, so, wie ich es wirklich noch nie erlebt habe...“

Natürlich, seine körperlichen Symptome waren ausgesprochen merkwürdig. Verständlich, dass er auf den Gedanken kam, jemand hätte ihm etwas eingepflanzt, wobei sie bis zu diesem Moment keine Ahnung gehabt hatte, dass zum Beispiel auch sein Geruchssinn betroffen war. Aber... „Clark! Was?! Was hast du unter deiner Haut?“, warf sie ihm ihren nächsten Gedanken an den Kopf. Sich immer noch fragend, wohin diese Diskussion führen sollte.

Er sah sie noch einen Moment an, wirkte unsicher, zögerte, wog offenbar einen Aspekt gegen den anderen ab. Was gab es da nur zu überlegen? Sein Blick flog nervös in verschiedene Richtungen. Offenbar gingen ihm tausend Gedanken durch den Kopf. Doch dann schien er eine Entscheidung gefällt zu haben. Bedächtig atmete er tief ein und aus.

Er sah sie immer noch nicht an, doch dann sagte er leise und ehrfürchtig: „Kryptonit.“

Es war weniger als ein Flüstern, fast nur der Hauch eines Wortes, dieses einen Wortes. Und doch hatte Lois es ganz genau verstanden: Kryptonit. Er hatte Kryptonit gesagt. Aber, was machte das für einen Sinn? Warum sollte ihr Clark sagen wollen, dass Kryptonit ein Problem für ihn darstellen könnte? Was wollte er ihr damit sagen? Dass er gerne so wäre wie Superman? Um ihr vielleicht sogar näher zu sein? Hoffte er damit eine Aufmerksamkeit von ihr zu erhalten, die sie in seinen Augen nur dem fliegenden Helden zuteil werden ließ?

Die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich. Dass Clark einfach nur eifersüchtig war, hatte etwas Befremdliches. Außerdem würde ihr Clark diese Schwäche ja wohl kaum nur vorgetäuscht haben. Doch wenn sie – hypothetisch – davon ausging, dass er wirklich so schwach war wie er immer behauptet hatte, wenn sie weiterhin in Betracht zog, dass Clark behauptete, dieser Zustand ginge auf Kryptonit zurück... Was sagte er ihr also damit? Dass er selbst... Alles in ihr sträubte sich gegen diese These und Lois konnte nur noch ganz flach atmen – nur ein einziger Mann auf dieser Welt reagierte empfindlich auf Kryptonit... Nur einer...

Die Wut war ein bösartiges Tier in ihrem Inneren, mit Klauen und feurigen Augen – dieses Tier, dieses Monster und das Gefühl, dass die Lüge sie in die Tiefe zog, schmerzte. Ihr Magen verkrampfte sich so sehr, dass es weh tat. Sie war nicht bereit, diesen Gedanken, diesen unsinnigen, unglaublichen, diesen unausweichlichen Gedanken wirklich zuzulassen – ihn tatsächlich zu denken.

Er... er sagte ihr damit, dass – dass er selbst Superman war.

Nicht mehr und nicht weniger.

Ihre Faust schien fast ein eigenständiges Wesen zu sein, das nichts mehr wollte als ihm direkt und mit voller Wucht ins Gesicht zu fahren. Doch er saß hier, hielt ihrem Blick stand und seine Augen zeigten ihr so viel Reue wie sie es noch nie bei ihm gesehen hatte. Und er war verletzt. Also bändigte sie das Zucken in ihrer Hand.

Clark Kent – ihr Kollege aus der Redaktion, ihr Partner aus Kansas, ihr bester Freund aus Smallville – er sollte wirklich Superman sein?!

Aber wie abwegig war dieser Gedanke wirklich? Seit sie Kent auf dieser Insel entdeckt hatte, war von Superman nichts zu sehen gewesen – genauso wie er es ihr prophezeit hatte. Und seit sie Superman das erste Mal in Metropolis erblickt hatte, war Kent ihr Kollege beim Planet – welch ein Zufall. Und seit sie diese beiden Männer kannte, hatte sie sie wirklich niemals zusammen gesehen – obwohl sie doch angeblich Freunde waren. Und dann waren sie sich auch noch so ähnlich, dieselben Augen, die dunklen Haare, dieser Körper – wie sich Lois genau in diesem Moment schlagartig klar machte. Ihr Herz schlug ihr mit einem Mal bis zum Hals. Wie hatte sie das nur übersehen können...?

Clark sah sie immer noch an, wartete auf eine Reaktion von ihr, zeigte ihr mit seinem Blick, dass er sich ihrem Urteil, und möge es auch noch so vernichtend sein, stellen würde. Aber gleichzeitig sah sie die Hoffnung in ihm keimen, die Möglichkeit, die darin lag. „Lois, ich... ich habe dir nicht die Wahrheit sagen können, aber ich habe es gehasst dich anzulügen... immer diese Ausreden erfinden zu müssen. Aber denk doch mal daran, was ich tun könnte, wenn es wahr wäre...“

Lois hatte es fast vollkommen die Sprache verschlagen. Aber nur fast: „Fliegen... Fliehen...“ Diese zwei Worte waren kaum mehr als ein hilfloses Krächzen. Aber natürlich hatte er Recht. Wenn seine Behauptung wahr wäre, würden sie einfach davon fliegen können, wenn nicht... „Aber du kannst nicht fliegen mit dem Kryptonit“, gab sie sich kurz dieser irrsinnigen Idee hin.

Sein Blick hellte sich auf. Ihm war sicher nicht klar, dass sie ihn nur deswegen nicht gleich hier auf der Stelle umbrachte, weil er ihre Fluchtmöglichkeit darstellte – und weil sie einfach nur fassungslos war. Fassungslos und wütend.

Noch wusste Lois nicht genau, wo sie ihr analytisches Denken und ihre flammende Wut hinführen würde. Diese theoretische und mehr als fragwürdige Möglichkeit war nicht der einzige Grund, warum sie ihm nicht endlich die Ohrfeige verpasste, die er verdient hatte. Es war sein Blick – die Verzweiflung von Monaten sprach daraus. Außerdem wollte sie ihm in diesem Moment glauben. Sie meinte in seinen Augen sehen zu können, wie schwer es ihm gefallen war ihr all diese Lügen zu präsentieren. Sie wollte ihm so gerne wieder vertrauen. Sie brauchte dieses Vertrauen, wie ihr schmerzlich bewusst wurde. Er war in den vergangenen Monaten zum einzigen sicheren Eckpfeiler in ihrem Leben geworden; Lex, der Scherzbold, ihr Vater, der verlorene Kerth, selbst der Planet war explodiert. Sie wollte einfach an Clark glauben.

„Nein, solange das Kryptonit in meinem Körper ist, kann ich uns hier nicht herausfliegen“, beantwortete er ihren Einwurf. Ob es ein Zufall war, dass er noch einmal darauf hinwies, dass er nicht nur selber fliehen könnte, sondern sie mitnehmen würde?

„Aber wie...?“ begann Lois und doch bekam sie augenblicklich viel mehr als nur eine vage Vorstellung von seiner Antwort. 'Lois, du musst mir helfen', waren seine Worte gewesen. Sie hatte das schon einmal getan, damals, als Arianna Carlin ihn mit einer Kryptonit-Kugel angeschossen hatte. Aber damals hatte sie nicht den geringsten Zweifel gehabt, dass es wirklich Superman war, der da verletzt lag. Heute war es Clark, der behauptete Superman zu sein. Er konnte es ja logischerweise nicht beweisen; Kraft, Schweben, Schnelligkeit, all diese Kräfte hatte er schließlich verloren – sagte er. Wenn der Mann, dem sie gerade in die Augen sah und dem sie einfach glauben wollte, denn jemals außergewöhnliche Kräfte gehabt hatte.

'Lois, du musst mir helfen.' Damals hatte sie ihm die Kugel mit einem Brieföffner entfernt. Was konnte sie denn hier...? Und was, wenn Clark Kent einfach nur größenwahnsinnig, ein begnadeter Lügner und wer wusste, was noch, war? Leider hatte sie die Vergangenheit gelehrt, dass sie eine unerklärliche Schwäche für Psychopathen hatte. Aber was könnte sein Antrieb sein? Eifersucht? Anlass hätte sie ihm genug gegeben. Doch das war nicht Clarks Art. Sie konnte sich doch nicht so täuschen – nicht schon wieder...

„Du...“, begann er zögerlich, „hast du irgendwas dabei, das als Messer taugt?“

Das Wort Messer gefiel Lois aufgrund der Richtung dieses Gesprächs überhaupt nicht. Er würde sie genau um das bitten, wovor sie sich fürchtete. Sah sie an und wartete. Es war in diesem Moment so still, als würde selbst der Wind den Atem anhalten.

Clark fuhr fort: „Du musst es mir herausschneiden.“ Das war keine Anweisung, es war mehr eine Bitte. Sich der Situation bewusst, brachte er sie fast ängstlich hervor.

Sie suchte also ihre Taschen durch und beförderte alles zutage, was sie in ihren Taschen fand: Papiere, Adressbuch, Taschentücher, Schlüssel, all das würde ihr nicht weiterhelfen, aber dann fand sie ihr Schweizer Armee-Messer mit seinen allerlei Zubehörteilen. Herausschneiden! Schneiden! Sie sollte mit ihrem Messer einen Schnitt in seine Haut machen und ihn... operieren! Bei dieser Vorstellung rebellierte ihr Magen und ihr Hals zog sich so fest zu, dass ihr das Schlucken schwer fiel.

Wenn er denn wirklich Superman war, würde ihm das helfen, sich selbst zu regenerieren und sie konnten endlich von dieser verdammten Insel weg und herausfinden, was überhaupt vorging. Wenn er aber doch nur Clark mit einem Wahrnehmungsproblem war, würde sie ihn mit so einer Aktion ganz sicher umbringen.

Lois erinnerte sich an die Hexenprozesse des Mittelalters, wo der Inquisitor eine Frau, die der Hexerei angeklagt war, gefesselt ins Wasser werfen ließ. Überlebte sie, war sie als Hexe überführt und wurde verbrannt. Starb sie, war ihre Unschuld bewiesen, nur war sie dann leider tot. Sie konnte immer nur verlieren. Genau dieses Gefühl hatte Lois in diesem Moment auch. War er wirklich Superman, bewies er nachträglich, dass er vom ersten Tag an gelogen hatte. War er einfach nur Clark, war er verrückt, wäre er kein vorsätzlicher Lügner, sondern krank. Aber sicher würde er so einen Eingriff, ohne jeglichen hygienischen Standard und so geschwächt wie er sowieso schon war kaum überleben.

Wo wäre sein Vorteil? Clark war kein Märtyrer. Um Mitleid ging es ihm sicher nicht, das war nicht seine Art. Dann fiel ihr plötzlich ein, mit welcher Hartnäckigkeit er in der Sonne sitzen geblieben war. Superman erhielt seine Kraft von der gelben Sonne. Es war ihm niemals um seinen Teint gegangen, er hatte versucht sich zu regenerieren. Also war er wirklich Superman? Dann sollte sie tun, worum er sie bat. Und wenn nicht...?

Clark sah sie beschwörend an. „Lois, was kann ich nur tun, um dich zu überzeugen?“ Er machte eine kurze Pause, dann schien ihm ein Gedanke zu kommen: „Erinnerst du dich, an die ersten Worte, die du zu Superman gesagt hast?“ Doch er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern sprach gleich weiter: „Hey, was sind Sie denn für ein Irrer!“, ahmte er ihre Worte nach. Er lächelte bei dieser Erinnerung. „Oder was du gesagt hast, als du Superman den ersten Kuss gegeben hast? Auf dem Rollfeld... Du hattest noch einen kurzen Moment Skrupel, aber die hast du sehr schnell beiseite geschoben... Superman, du bist nicht du selbst. Ach, was soll's.

Oh ja, an diese Begebenheit erinnert, schoss ihr doch tatsächlich eine Spur von Röte auf die Wangen. Aber... „Er könnte dir das alles erzählt haben“, warf sie skeptisch ein.

Clark sah sie fast mitleidig an. „Wort für Wort...?“

Nein, verdammt, das war in der Tat unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher war es da schon, dass er hier und jetzt die Wahrheit sagte. Außerdem, alle von Clarks Ausreden wurden doch immer gefolgt von dem Auftauchen Supermans. Das ergab einen Sinn. Diese sich immer stärker aufdrängende Wahrheit schnürte ihr zwar den Magen zu, aber sie hatte das Gefühl plötzlich alles sehr klar zu sehen. Wahrscheinlich hatte er in solchen Situationen etwas gehört oder gesehen gehabt, bei dem seine Hilfe benötigt worden war. Er hatte sie angelogen, um zu helfen – verdammt, sogar das hatte er getan, um etwas Gutes zu tun. Er war der Held der Nation und sie? Sie war wütend auf ihn.

Oh ja, wütend. Aber sie wollte ihm auch helfen. Nein, sie musste sogar. Sicher würde es ihm sogar schlechter gehen, je länger sie warteten. Lois schluckte schwer, und statt einer Antwort, auf die er immer noch wartete, gab sie ihm das Klappmesser mit zittrigen Händen. Seine Miene hellte sich auf. Auch wenn sein Lächeln wenig überzeugend wirkte.

Clark nahm das Messer, klappte es auf und prüfte die Schärfe der Klinge mit dem Daumen. „Das sollte gehen“, sagte er und die Worte lagen schwer in der Luft. Lois war sich nicht wirklich sicher, was er in diesem Moment fühlte, er wirkte ernst, aber beinahe gelassen, seine Stimme war fast so fest wie immer. Doch das konnte kaum sein, würde es auch eher wieder ein Hinweis darauf sein, dass er doch wahnsinnig war. Wahrscheinlich konzentrierte er sich, jegliche Unsicherheit zu verbergen.

Fortsetzung folgt…

Re: Geheimnisvolle Insel 5/11

BeitragVerfasst: Do 9. Jun 2011, 19:14
von Magss
Teil 5

Nur wenige Minuten später fragte sich Lois, wie sie ihren Magen unter Kontrolle halten konnte und ihre zitternden Hände. Sie hatte Clark, in einem Anflug von Wahnsinn, so kam es ihr vor, zugesagt, ihm zu helfen. Sie hatte ihm versprochen mit ihrem Messer einen Schnitt in seine Haut zu machen, zu sehen...? Ja, was...? Er würde bluten, da würde sie gar nichts sehen können. Und dann, was dann? Fühlen, ob sie etwas unter seiner Haut spürte? Es würde ja wohl kaum von selber heraus springen. Nach der Kugel von Arianne Carlin hatte er kaum geblutet. Aber damals war er der Wirkung des Kryptonits nicht so lange ausgesetzt gewesen.

Wenn sie sich doch nur absolut sicher sein könnte das Richtige zu tun, dann würde es ihr besser gehen. 'Versuch einfach nicht so viel zu denken, Lois!'

Sie waren inzwischen wieder bei dem Metall-Container angelangt. Clark hatte sich einen kräftigen Baumstamm gesucht und seine Arme darum geschlungen. Es sei wichtig, dass er still sitzen bliebe, hatte er gesagt.

Auf die Frage, wann sie 'den Eingriff' vornehmen sollte, hatte er nur gleichmütig geantwortet, dass es keinen Grund gab auf etwas zu warten.

Lois versuchte einfach ihren Magen zu ignorieren. Ihr war trotz des Windes inzwischen so heiß, dass sie Mantel und ihren Pullover ausgezogen hatte. Nur im Hemd konnte sie sich auch besser bewegen und doch hatte sie das Gefühl, es wäre der kalte Angstschweiß, der ihr auf der Stirn stand. Clark hatte ihr noch eine Kiste aus dem Inneren des Containers geholt, auf die sie sich setzen konnte, so dass sie sich ganz entspannt auf ihre Aufgabe konzentrieren konnte.

Er setzte sich also vor sie hin, umschlang diesen Baumstamm, damit er seinen Körper möglichst ruhig halten konnte und präsentierte ihr seinen Rücken.

Direkt vor sich sah sie diese Wunde, ein verkrusteter Schnitt, umgeben von einer Rötung. Vielleicht sogar eine Spur grünlicher Schimmer. Grün?! Begann die Wunde zu eitern oder kam das von dem Kryptonit? Das war ihr bisher noch gar nicht aufgefallen. Das würde ja bedeuten... Atmen! Nicht ablenken lassen! Lois befahl sich selbst mehrmals tief durchzuatmen. Sie versuchte alles aus ihrer Umgebung zu verdrängen, schloss die Augen und es gelang ihr nach ein paar konzentrierter Atemzüge: Der Wind verschwand, das Kreischen der Möwen, der Duft des Meeres. Alles verschwand. Stille – Leere. Sogar Leichtigkeit. Diese Art der Konzentration hatte sie beim Tae-Kwon-Do gelernt. Atmen, den Blick fokussieren, alles ausblenden. Bis es nur noch diese kleine, gerötete Stelle an seinem Rücken gab und die Klinge. Es gab nur noch diese beiden Dinge – und das Ziel.

Sehr sicher und mit erstaunlich ruhigen Fingern setzte sie den Schnitt. Sofort begann die Wunde zu bluten, doch Lois schnitt unbeirrt weiter. Sie spürte etwas Warmes, Klebriges auf ihren Fingern. Nicht darüber nachdenken, mach einfach weiter! Sehen konnte sie in der Tat nichts. Lois schloss ihre Augen wieder und konzentrierte sich nur noch auf ihren Tastsinn. 'Es schadet ihm, nimmt ihm seine Kraft, macht ihn krank. Du musst es finden! Musst es finden! Musst es finden!', versuchte sie sich zu motivieren. Sie versuchte die Frage, was sie tastete, zu ignorieren. Schickte ihre Finger still auf diese Reise in gänzlich unbekanntes Terrain. Da! Etwas Hartes, Fremdes – raus damit! Lois versuchte zuzugreifen, es zwischen ihre Fingerspitzen zu bekommen. Also noch einmal alle Konzentration aufbieten und versuchen dieses Etwas heraus zu ziehen.

Eine Ewigkeit später, so erschien es ihr, öffnete sie ihre Augen und blickte auf ihre Finger. Ein kleines Plättchen, kaum einen Zentimeter im Durchmesser mit einem grünlich leuchtenden Punkt in der Mitte – Kryptonit! Sie hatte es geschafft – und er hatte Recht gehabt. „Clark! Ich hab's!“, rief sie euphorisch aus. Erst dann bemerkte sie das Blut an ihren Händen. Und um den leuchtend grünlichen Punkt herum. Augenblicklich zog sich ihr Magen noch einmal zusammen. Sie musste schlucken. Kalter Schweiß trat ihr auf die Stirn.

Alle Geräusche waren plötzlich wieder da, gerade so, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, der Wind, die Möwen und über allem Clarks Stöhnen. Hatte er es zurück gehalten oder hatte sie es wirklich nicht gehört?

„Bring es weg... Bitte!“, hörte sie ein kraftlosen Krächzen von ihm.

Ja natürlich. Es war Kryptonit, es musste fort von ihm. Durfte nicht in seiner Nähe sein. Lois sprang auf und lief ohne nachzudenken bis zum Meer. So schnell sie ihre Beine trugen. Erst in diesem Moment spürte sie die Aufregung, ihren Herzschlag und das Zittern ihrer Hände, es brach geradezu über sie herein. Ob das weit genug entfernt war? Sie holte weit aus und warf dieses Teil, dieses klitzekleine Etwas ins Meer. Das Blut – ihre Hände waren voller Blut. Das Meerwasser färbte sich rot, doch die Farbe wurde mit jeder Welle dünner, bis es kaum noch zu sehen war. Als ihre Hände wieder sauber waren, beruhigte sich Lois' Magen auch langsam.

Sofort rannte sie zurück zu ihrem Domizil, achtete nicht auf die Äste, die ihr ins Gesicht schlugen. Was war mit ihm, wie ging es ihm? Wie lange würde es ihm noch so schlecht gehen? Wie lange wirkte das Kryptonit nach? Und hatte sie wirklich alles entfernt? Er hatte doch überlebt, schoss es ihr durch den Kopf. Er musste überlebt haben!

Clark saß nicht mehr an den Baum gelehnt, er hatte nun auf der Kiste Platz genommen, auf der sie gerade noch gesessen hatte. Er saß aufrecht dort, sah ihr entgegen und war noch ein wenig blass. Aber seine ganze Körperhaltung, seine Miene, sein Blick strahlte Kraft und Zufriedenheit aus. Er hatte die Arme auf seinen Knien liegen, wie ein Zen-Mönch. Atmete die Luft tief ein und schien in sich zu ruhen, Kraft zu tanken. Es war erstaunlich; das Bild des Elends war verschwunden und der stets zuversichtliche und optimistische Clark war zurück. Er atmete genüsslich ein und aus, als hätte ihm bisher jemand auf der Brust gesessen und hätte ihn endlich wieder frei gegeben. Clark lächelte ganz beseelt.

„Clark! Wie geht es dir?“, war das erste, was Lois in den Sinn kam. Obwohl diese Frage bei dem Bild, das er ihr gab, fast überflüssig war. „Was spürst du? Hast du noch Schmerzen? Was kann ich noch tun? Sag doch endlich was!“ Vor lauter Aufregung ließ sie ihren Partner gar nicht zu Wort kommen. Und da er ihr ja nicht antwortete, musste sie sich selber überzeugen, es mit eigenen Augen sehen. Die Hände auf seinen Schultern, wandte sie sich seinem Rücken zu. Suchte die Stelle, der eben noch ihre volle Konzentration gegolten hatte.

Was sie dann zu sehen bekam, grenzte an ein Wunder, das auch wenn sie es bereits einmal beobachtet hatte, unglaublich faszinierend war. Genau wie damals, als Arianne Carlin ihn angeschossen hatte, schloss sich die Wunde direkt vor ihren Augen. Es wirkte wie ein Zeitraffer einer perfekten Heilung. Selbst die Kruste aus abgetrocknetem Blut war verschwunden. Keine Rötung, keine Schwellung mehr. Wie um sich zu überzeugen, fuhr Lois vorsichtig mit dem Finger darüber. Seine Haut war glatt und fühlte sich normal an. Nach wenigen Augenblicken sah sie aus, als wäre nie etwas Ungewöhnliches gewesen. Es war unglaublich und mystisch und – ernüchternd. Clark hatte nicht gelogen – er war wirklich Superman. Und er hatte eben doch gelogen – und zwar von dem Tage an, als er ihr das erste Mal als Superman gegenüber getreten war.

Der Mann, der ihr schon so oft das Leben gerettet hatte, war niemand anderes als Clark Kent, ihr Kollege, ihr Partner.

Es war merkwürdig, Lois hatte ihre Hände immer noch auf seinen Schultern, seinem Rücken liegen, als sie eine angenehme Wärme auf seiner Haut spürte, er schien wieder Energie zu haben. Oh verdammt Clark; was sie sah, machte sie glücklich und auch wütend, sie wollte ihn am liebsten schlagen und umarmen zugleich. Für all die Lügen. Vom allerersten Tage an. Aber wie fair war sie denn zu ihm gewesen? Gerade am Anfang ihrer Zusammenarbeit. Was hatte sie ihm vorgeschwärmt von Superman und ihn – Clark – gleichzeitig doch niemals als Mann wahrgenommen. Schon gar nicht als Mann, für den sie Gefühle haben könnte. Erst in den letzten Wochen hatte sich dieses Kribbeln ganz vorsichtig entwickelt.

Das Bedürfnis ihn zu schlagen wurde mächtiger. Lois trat an seine Seite, sie wollte in seine Augen sehen und stellte sich dann ihm direkt gegenüber, immer noch ihre Hände auf seinen Schultern. Ein Zucken, ihm ins Gesicht zu fahren, durchfuhr ihre Hand. Sie sah ihm tief in die Augen. In diese schokoladig-warmen Augen. Verlor sich praktisch an der Schwelle seiner Seele. Dieser Blick, diese Wärme, diese Offenheit – Lois spürte nur noch, wie etwas dahinschmolz wie Eis in der Sonne.

Ohne weiter nachzudenken, beugte sie sich vor und ihre Lippen suchten die seinen. Sie hielt sich an seinen Schultern fest, zog ihn noch näher. Das war es, was sie tun wollte, die ganze Zeit. Auch wenn sie das erst in diesem Moment wusste. Nicht mehr loslassen. Es fühlte sich gut und richtig an. Hatte etwas von 'angekommen sein'.

Da gab es soviel Danke zu sagen, so viel unausgesprochene Entschuldigungen, um die sie ihn bitten sollte, und sie war einfach froh, dass er hier bei ihr war, dass es ihm besser ging, dass sie eine Chance hatten.

Clark hatte einen kurzen Moment den Atem angehalten, gezögert, offenbar nicht gewusst, wie ihm geschah. Aber nur ganz kurz und dann kam er ihr entgegen. Seine Lippen sagten ihr ohne Worte, dass dieser Augenblick etwas Besonderes war. Es berührte sie, er berührte sie. 'Verdammt, Lois! Du wolltest ihn schlagen...!', versuchte sie ihr Hirn wieder zur Vernunft zu bringen. Vergebens. Es fühlte sich so gut an. So gut, dass sie einfach nicht genug bekommen konnte. Sie wollte diesen Moment auf keinen Fall vorbei gehen lassen.

Nachdem sich die Erde wieder zu drehen begonnen hatte, Lois wieder den Boden unter ihren Füßen spürte, beruhigte sich ihr wild schlagendes Herz, wenn auch nur ganz allmählich. Clark und sie schauten sich eine Weile einfach nur an, abwartend und ein wenig skeptisch, beide. Bis Clark schließlich das unerträgliche Schweigen brach: „Danke...“, sagte er vorsichtig.

„Versuch besser nicht herauszufinden, ob ich es wieder tun würde...“, antwortete sie, ohne recht darüber nachzudenken. Für einen Augenblick fragte Lois sich, ob er eigentlich diese improvisierte Operation gemeint hatte oder den Kuss. Sie war sich sicher, dass Clarks Dank der medizinischen Notfallhilfe gegolten hatte. Genau darauf hatte jedenfalls ihre brüske Reaktion abgezielt, doch sofort ging ihr der innere Zwiespalt auf, in dem sie steckte. 'Verdammt, Lois! Vergiss deinen Zynismus! Nur einmal! Dieser Kuss hat sich richtig und gut angefühlt.'

„Du bist sauer auf mich“, sagte er und war offensichtlich sehr niedergeschlagen über ihre harschen Worte, „weil ich dich angelogen habe – und du hast jedes Recht dazu...“

„Clark!“, unterbrach sie ihn hastig, bevor er sich noch mehr genötigt sah, sich zu erklären. Wo war nur der Zauber hin, der sie gerade noch gefangen gehalten hatte? Sie wollte doch gar nicht streiten. „Ich... ich mache das manchmal. Ich sage so Sachen, um Distanz zu schaffen...“, versuchte sie sich zu rechtfertigen. Das hatte sie noch niemals jemandem gesagt. Es war ihr selbst kaum wirklich klar, aber sie wusste es instinktiv. Doch wenn sie diesen Moment verstreichen lassen würde, käme er nie wieder. Also sollte sie versuchen sich zu beruhigen und einfach nur die Wahrheit sagen. Es fiel ihr schwer sich zu offenbaren, die richtigen Worte zu finden, aber Lois wusste tief drinnen genau, dass sie es einfach musste. Also sprach sie betont weich und vorsichtig weiter: „Dabei will ich doch nur wissen, ob es dir wirklich wieder gut geht.“

Oh nein, jetzt hatte sie ihm doch viel mehr gesagt als vielleicht gut war. Zu viel gezeigt von dem, was in ihr vorging, von ihrer Sorge, ihrem Mitgefühl. Was, wenn er sich nun über sie lustig machen würde? Wenn er ihr sagen würde, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte? Dass er gehen würde, jetzt, wo er sie nicht mehr brauchte. Sie hatte ihn geküsst, ohne zu wissen, was er in ihnen beiden sah. Sie sollte doch besser ein sichereres Thema wählen. Da gab es schließlich noch andere Gefühle. „Und um das deutlich zu sagen“, brach es nun aus ihr heraus, „ich bin sauer – und das mit Recht! Du hast gelogen! Immer wieder!“ Bei diesen Worten sah sie ihn mit allem Vorwurf, den sie in einen Blick legen konnte, an.

Und sie sah die Wirkung ihrer Worte auf seinem Gesicht – er litt. Er sah sie nicht an, war ein wenig in sich zusammen gesunken und wirkte fast wieder so kraftlos wie noch vor dem besagten Schnitt.

Das wollte sie doch auch nicht. Lois war sich nicht sicher, welches Empfinden bei ihr nun gerade die Oberhand hatte und so sprach sie lieber schnell weiter: „Aber... aber mir ist auch klar, dass ich es dir auch nicht immer leicht gemacht habe. Ich hätte nur einfach nie gedacht, dass...“, sie stockte und Clark hob seinen Blick, „dass Superman lügen würde – mich anlügen würde.“ Es war das erste Mal, dass sie Clark so ansprach. Wenn auch noch zögerlich, aber sie begann offenbar langsam diese Tatsache zu akzeptieren. Die Tatsache, dass Clark Superman war. Der Gott in einem Cape, der begnadete Lügner, der Außerirdische, die Sensation schlechthin, vielleicht sogar die Chance ihres Lebens – es war Clark-Grünschnabel-Kent aus Smallville.

„Lois, als ich damit angefangen habe, dir etwas anderes zu erzählen als die wirkliche Wahrheit, da wusste ich doch nicht, wo sich das hin entwickeln würde... mit uns beiden...“, versuchte Clark Land für sich gut zu machen. „Obwohl ich es mir immer gewünscht habe.“ Sie sah ihn fragend an, entgegnete aber nichts. So sprach Clark weiter, wenn auch ein wenig zögerlich: „Ich bin verliebt...“ Verliebt!? Er hatte tatsächlich verliebt gesagt. Diese Worte trafen Lois – die Schmetterlinge in ihrem Bauch formierten sich augenblicklich um gleich darauf ihr Herz mit einem Looping zu attackieren. Diese Offenheit überraschte sie. Clark fuhr immer noch ein wenig unsicher fort: „...was ungefähr zwei Minuten, nachdem ich dich das erste Mal gesehen habe, passiert ist...“

Lois sprang unvermittelt auf, lief ungeduldig herum und schnitt ihm das Wort ab: „Versuch gar nicht erst, mich einzuwickeln!“ Und biss sich doch augenblicklich auf die Zunge. Sofort spürte sie wieder diesen Konflikt sich abzugrenzen und lenkte schnell ein: „Entschuldige. Aber ich mache es schon wieder. Eigentlich weiß ich, was ich will...“ Er hatte gesagt verliebt! Verliebt! Ihr Magen fühlte sich an, als gehörte er nicht zu ihrem Körper.

Clark stand auch auf und ging auf sie zu. Er hob eine Augenbraue, beobachtete sie einen Moment, legte ihr dann seinen Finger unter das Kinn und zwang sie auf sanfte Art, ihn anzusehen. „Und das wäre was...?“

Seine Stimme berührte sie. Sein Blick berührte sie. Aus seinen Augen sprach Ehrlichkeit. Und im Grunde genommen war das genau jene Eigenschaft, die sie am ehesten mit Clark assoziierte: Ehrlichkeit.

Wenn da nur nicht diese eine verdammte Lüge gewesen wäre. Eine Lüge, die er ihr auf der einen Seite tagtäglich präsentiert hatte und die sie auf der anderen Seite sogar nachvollziehen konnte. Wer war Lois Lane denn, als sie beide gezwungen worden waren zusammen zu arbeiten? Eine ehrgeizige, erfolgreiche, mehrfach prämierte und hart arbeitende Enthüllungsreporterin. Stahlharte Einzelkämpferin. Mad Dog Lane eben. Von der einige sagten, sie würde über Leichen gehen für eine gute Story. Nun, das war sicher übertrieben, aber Lois hatte sich niemals bemüht, dieses Gerücht zu widerlegen. Warum hätte er, ein Außerirdischer, der mit Abstand stärkste Bewohner dieses Planeten, jemand, der fliegen konnte, die Story ihres Lebens also, ihr trauen sollen? Zudem war Lois sich ganz sicher, dass wirklich niemand den Zwiespalt nachempfinden konnte, in dem er sich Zeit seines Lebens befunden hatte und heute noch befand. Er hatte immer nur dazu gehören wollen und war doch so anders.

Und in einer recht versteckten Ecke ihres Bewusstseins gab es eine Erkenntnis, die schon seit einer Ewigkeit unumstößlich vorhanden war, die sich Lois aber kaum wagte, sich selbst gegenüber einzugestehen. Aber sie drängte sich nun mit aller Macht an die Oberfläche. Diese Erkenntnis wurde mit jeder Minute mächtiger und klarer: Wenn sie ihm nur verzeihen könnte, würde sich wirklich jedes einzelne Problem ihres Lebens wie von selbst auflösen. Clark wäre ihr Partner, ihr bester Freund. Er wäre der Mann, mit dem sie ausgehen könnte. Der Mensch, der sie wirklich immer so akzeptiert hatte, wie sie war, er wäre einfach weiterhin an ihrer Seite, wäre für sie da. Das war fast zu einfach...

Für diesen Mann musste sie noch nicht einmal ihren Traumprinzen aufgeben – er war der Traumprinz. Doch dieser Gedanke war schwer zu greifen.

Und sie wäre nicht länger alleine – gerade zu diesem Gedanken bereiteten die Düsen-Schmetterlinge einen neuen Angriff vor. Alles war möglich, wenn sie ihm nur verzeihen könnte.

Und... wenn das doch nur so einfach wäre.

* * *

Fortsetzung folgt…

Re: Geheimnisvolle Insel 6/11

BeitragVerfasst: So 12. Jun 2011, 17:50
von Magss
Teil 6

Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass Lois sich unbehaglich fühlte, während sie mit Superman flog. Wenn es auch nur eine Spur von Unbehagen war.

Vielleicht lag es ja daran, dass die Arme, die sie hielten, die von Clark waren? Also fragte sie sich, ob sie für das Gefühl absoluter Sicherheit diesen blauen Anzug brauchte. Nein, das sicher nicht, aber ihr Bild von Clark war fest umrissen gewesen, bis zu diesem Moment, an dem er wirklich alles auf den Kopf gestellt hatte. Er war der Gutmütige, der Loyale, ihr bester Freund, gerade dabei, ihr Herz zu erobern. Der, für den sie sogar bereit gewesen war, die größte Liebe ihres Lebens aufzugeben. Was für eine Ironie des Schicksals, dass das nun nicht mehr nötig wäre. Bei diesem Gedanken musste Lois lächeln.

Aber es ging bei dieser Betrachtung nicht nur um das schlichte Aufrechnen von Pro und Contra. Sofort war da auch gleich ein anderer Gedanke: Auch Clark war ein Mann, der sie getäuscht hatte – offenbar das Karma ihres Lebens. Wenn er es auch für ein höheres Ziel getan hatte. Aber er hatte sie belogen, genau wie jeder andere Mann vor ihm.

Sie würde sicher noch einige Zeit brauchen, bis sie ihm das vollständig verzeihen konnte, aber Lois spürte bereits jetzt, dass sie es tun würde, dass sie es wollte. Und nur die Vorstellung davon hinterließ bereits ein gutes Gefühl, ein wunderbar aufregendes Kribbeln. Sie würde ihm vergeben. Nicht sofort, nicht heute. Dafür hatte sie sich emotional viel zu lange aufgerieben. Etwas würde er noch zappeln müssen, vielleicht sogar Monate, aber dann...

Sie vertraute ihm. Es gab niemanden, dem sie mehr vertraute. Trotz dieser Lüge. Seltsamerweise fühlte sich das weniger nach Widerspruch an als es das womöglich sollte.

Denn selbst hier oder gerade in dieser vollkommenen Dunkelheit vertraute sie ihm. Kein Mondlicht begleitete ihren Heimflug. Es gab nichts außer seinen Armen und das Lächeln, in das sie blickte.

Das Wetter zeigte sich bedeckt, noch nicht einmal ein einziger Stern strahlte am Himmel. Die Nachtluft war schneidend kalt und unangenehm. So wie manche Novembernacht, kurz bevor der erste Schnee fiel. Sie waren sich schnell über ihr grobes Ziel einig geworden. Die Nacht sollte sie schützen, für den Fall, dass sie doch beobachtet wurden. Denn irgendjemand, den sie noch nicht greifen konnten, wollte sie unbedingt aus ihrer Stadt heraus haben – also mussten sie genau dort hin – nach Metropolis. Nur so würden sie endlich herausfinden können, wer dieser jemand war.

Der Wind zerrte an Lois' Haaren. Erstaunlicherweise fror sie nicht. Clark schien eine natürliche Wärme auszustrahlen, die selbst sie einhüllte. Es war so unglaublich. Es gab noch so viel zu entdecken.

Und obwohl sie ja wirklich schon oft mit Superman geflogen war, war es heute einfach anders. Lois wusste, dass sie diesem Gefühl erst in einiger Zeit Herr werden würde, jedenfalls nicht in dieser Nacht. „Was meinst du, wo sollen wir als erstes hinfliegen?“ Wahrscheinlich war es nicht hilfreich, aber ganz bestimmt sicherer, sich mit einer emotional vollkommen unverfänglichen Frage abzulenken.

Clark lächelte sie auf eine selbstsichere Art an, die sie so bisher nur von Superman kannte. „Das hab ich mich auch schon gefragt“, vielleicht war er einfach nur froh, dass Lois endlich das Schweigen gebrochen hatte, „den Planet sollten wir wohl besser meiden...“

Lois lächelte zurück, seine Zuversicht steckte sie an, wie sie das eigentlich immer getan hatte. Es ging ihr auch schon viel besser. Metropolis, der Daily Planet, sie bewegte sich auf bekanntem Terrain, eine Untersuchung, sie hatten einen Fall zu klären, das war gut. „Ganz genau. Wer uns auch immer aus der Stadt heraus haben wollte, würde uns dort sicher als erstes erwarten. Dann verbietet sich aber auch deine und meine Wohnung...“ Das schränkte ihre Möglichkeiten bereits ein. Sie mussten an Informationen kommen, schnell und uneingeschränkt.

„Stimmt. Ich schätze, wir werden gegen ein Uhr nachts in Metropolis sein. Um die Zeit sollten wir Perry zu Hause antreffen. Wie wäre das?“ Ihr Partner, der sie gerade auf Händen trug, mit ihr durch die Luft flog, sah sie voller Erwartung an.

Perry White! Das war geradezu genial. Ihn hatte sicher niemand im Visier, so hoffte Lois wenigstens und er hatte selbst von seinem Haus aus die kompletten Zugriffsrechte auf die Datenbanken des Planets. „Sehr gut, Clark! Das ist eine gute Idee.“ Sie konnte es kaum erwarten, dort anzukommen und verstärkte den Griff um seinen Hals noch ein klein wenig. Das war zwar nicht wirklich notwendig, aber es fühlte sich gut an. Nicht mehr ganz so fremd, wie zu beginn ihres Fluges.

Der Chefredakteur des Daily Planets öffnete seine Tür, als wollte er sie aus der Verankerung reißen. Sicher hatte er sich nach dem Klingeln vorgenommen, denjenigen vollkommen zu demontieren, der es gewagt hatte, ihn zu so nachtschlafender Zeit zu stören. Er wirkte sehr privat ohne Anzugjacke und Krawatte. Ganz entgegen seiner Stimme, die eines Chefredakteurs absolut würdig war: „WER wagt es...?“, donnerte es durch die Nacht. Doch dann verstummte er augenblicklich. Starrte Lois und Clark nur eine Sekunde an. Sah mit hektischem Blick hinter sie auf die Straße. Schaute kurz nach rechts und links. Zog sie beide wortlos in seine Wohnung. Schloss seine Tür. Verriegelte sie von innen.

Er trat ein paar Schritte den Flur entlang und schob seine beiden Reporter unmissverständlich vor sich her, erst danach schien er seine Stimme wieder zu finden: „Wo – bei allen Hits von Elvis – habt ihr gesteckt?!“ Hier im Licht konnte Lois erkennen, dass er dunkle Augenringe hatte und müde wirkte. Gerade so, als hätte er sich in den letzten Tagen sehr viele Sorgen gemacht. Galt das ihnen oder gab es da noch mehr?

Am liebsten hätte ihm Lois ja mit einer Gegenfrage geantwortet, auch sie hatten schließlich viele offene Fragen, aber sie hatte Verständnis dafür, dass ihr Chef erst einmal erfahren wollte, wo sie denn gewesen waren. „Nun, das ist eine längere Geschichte, Chief, deswegen nur ein paar kurze Fakten: Wir waren auf einer Insel kurz vor Neufundland. Ohne jede Möglichkeit mit der Zivilisation Kontakt aufzunehmen. Kein Telefon, nichts, kein Mensch weit und breit. Und keine Ahnung, wer uns dorthin verschleppt hat. Wir mussten ausharren, bis Superman uns gerettet hat.“ Auf diese Lösung war Lois insofern stolz, als sie ja wirklich der Wahrheit entsprach.

Perry starrte sie erschrocken an. „Superman?! Er ist wieder da?“

Ja, natürlich. Superman hatte sich die gesamte Zeit ihrer Entführung nirgendwo sehen lassen, logischerweise nicht. Aber das konnte sie ihrem Chef so nicht sagen. „Ja... er hat uns da heraus geholt.“ Weiter wollte sie dieses Thema im Moment nicht vertiefen. Die Tatsache, dass eben dieser Superman in Wahrheit ihr langjähriger Kollege war, der sogar hin und wieder etwas schwächlich daherkam – was für ein Schauspieler Clark doch gewesen war – jedenfalls wollte sie darüber lieber nicht nachdenken. Sie schwankte immer noch zwischen einfachem Verzeihen und dem Mega-Vulkanausbruch. „Aber sagen Sie uns, was ist in den vier Tagen passiert, seit wir beide nicht mehr hier waren?“

Perry schien sich zu verschlucken. „VIER Tage?!“ Und dann, als das Atmen wieder etwas besser funktionierte: „Eine komplette Woche seid ihr nicht mehr im Planet gewesen! Heute sind es genau sieben Tage!“ Er sagte das in einem Ton, der endlich eine Erklärung haben wollte – unnachgiebig – chefmäßig.

Nun war es an Lois, sich zu verschlucken. „SIEBEN Tage? Sieben?! Eine ganze Woche...?“ Ihr stockte der Atem. Und auch Clark murmelte die Zahl sieben vor sich hin und das Wort Woche. Lois konnte es nicht leiden, einen Filmriss zu haben. Ihr fehlten drei Tage, drei komplette Tage! Drei Tage, von denen sie nicht wusste, was passiert war.

Clark schien ebenso geschockt, doch er sagte erst einmal nichts weiter. An seinen hektischen Blicken konnte sie aber sehen, dass es hinter seiner Stirn arbeitete. Drei Tage waren wohl genug Zeit gewesen Superman in eine Falle zu locken, ihn unschädlich und wehrlos zu machen. Ganz sicher hatte ihren Gegnern dabei dieser verdammte grüne Stein seines verdammten Heimatplaneten geholfen. Doch dann schien ihr Partner seine Stimme wieder gefunden zu haben, auch wenn sie brüchig klang: „Gibt es in dieser Zeit noch andere Vermisste?“

Obwohl noch rein gar nichts geklärt war, begann ihr Chef offenbar etwas ruhiger zu werden. „Soweit ich weiß, nicht.“ Vielleicht besänftigte ihn bereits die Tatsache, dass sie Fragen stellten – das war schließlich schon immer ihre Stärke gewesen. „Keine anderen Reporter, Medien-Menschen oder sonstwie Prominenten. Ich bin mir aber auch nicht ganz sicher, ob es irgendjemand in diesem vollkommenen Chaos für nötig erachtete hätte, darüber zu schreiben.“

Genau, Fragen stellen, sie mussten unendlich viele Fragen stellen: „Was zum Teufel für ein Chaos?!“, brach es aus Lois heraus.

Perry ließ sich langsam in den Sessel fallen, der hinter ihm stand. „Wir stehen praktisch an der Schwelle der vollkommenen Vernichtung dieses Planeten...“ Diese Worte schienen ihn sehr viel Kraft zu kosten.

Verdammt! Vor sieben Tagen war die Welt noch in Ordnung gewesen.

„Wer... gegen wen?“, fragte Clark, wobei er genauso entsetzt wirkte, wie Lois sich fühlte.

Der Chefredakteur des Daily Planets erschien plötzlich älter. „Frag lieber, wer nicht.“

Auch Clarks Stimme glich nur noch einem Krächzen. „Bitte...?!“

„Keiner hat eine Erklärung dafür“, begann der Chief langsam, „aber alle haben sie genug scharfe Waffen, um die Erde mehrmals in die Luft zu jagen – und sie beteuern stündlich, dass sie es tun werden, China, Pakistan, Indien, Naher Osten, Chile, Mexiko, die Philippinen, Bhutan...“

„BHUTAN?!“, stieß Lois unkontrolliert und sicher viel zu laut hervor, „Ein Staat voller Mönche will die Erde vernichten? Das nenn' ich Vollkommenheit!“ Auch Lois ließ sich in einen der Sessel fallen. „Wie kann sich die Situation in sieben Tagen so zuspitzen?“

„Perry, ich möchte nicht unhöflich erscheinen“, auch Clark hatte inzwischen auf dem Sofa Platz genommen, aber er blieb an der Kante sitzen, als wollte er schnell wieder aufspringen können, „aber bevor wir die politischen Einzelheiten von so vielen unterschiedlichen Krisenherden aufklären... das ist ja sicher nicht in wenigen Sätzen erklärt... Wir haben seit sieben Tagen weder etwas Vernünftiges gegessen, noch getrunken...“, bat er mit einem um Verzeihung bittenden Blick.

Lois konnte ob der Prioritäten ihres Partners nicht glauben, was sie da hörte. Aber Perry schien mit diesem Ansinnen keine Probleme zu haben, stand auf und ließ sie in dem Fernsehzimmer alleine. Nachdem die Tür zugefallen war, flüsterte Lois ihrem Partner ihr grollendes Entsetzen zu: „Clark?! Häppchen? Bist du noch...?“

Doch diesmal ließ er sie nicht aussprechen. Er antwortete genauso leise aber sehr bestimmt: „Lois, ich wollte kurz mit dir alleine sprechen. Denkst du nicht, dass, wer auch immer hinter dieser Entführung steht, uns beide aus der Stadt heraus haben wollte?“ Das war wirklich eine interessante Frage. „Und mit uns beide meine ich Lois Lane und Superman... oder Lois Lane und…“

Diese Andeutung traf Lois. Oder vielleicht doch Lois Lane und Clark Kent? Konnte es vielleicht sogar möglich sein, dass ihr Widersacher sehr genau wusste, dass er mit ihnen beiden doch auch alle drei festgesetzt hatte? Dass Clark Superman war? Lois lief ein kalter Schauer den Rücken herunter. Ihr Flüstern wurde noch eine Spur leiser: „Clark, wenn das so ist, haben wir es mit jemandem zu tun, der weiß, dass du...“ Was die Möglichkeiten wohl beträchtlich einschränkte, aber auch gleich um einiges gefährlicher machte.

„Genau das denke ich auch...“, diese bedächtigen Worte ihres Partners konnte Lois fast nur noch an seinen Lippen ablesen.

Immer noch flüsternd antwortete Lois: „Was wird er mit dieser Information machen?“ Was würde es für Clark bedeuten, wenn die Welt es wüsste?

Mehr Zeit bekamen sie nicht. Perry kam zurück und brachte auf einem Tablett ein kaltes Nachtmahl mit: Roggenbrot, ein alter Käse, der aussah, als hätte er seit Monaten in einer Höhle gelegen, ein Stück Brie, blaue Trauben, scharfer Senf, ein Glas mit Pickles und für jeden ein kühles Bier.

Lois griff zu und genehmigte sich diesen Genuss, Trauben, Brie – butterweich auf der Zunge – doch dann, nach kaum mehr als zwei Sekunden schaltete sich wie von selbst der Mad-Dog-Lane-Modus ein und sie fragte mit vollem Mund: „Chief, was für einen Grund gibt es für diese Vernichtung?“

Perry White schüttelte seinen Kopf. „Das ist das Erstaunliche, es gibt nicht einen Grund, es gibt tausende...“ Auch er griff nach dem Glas Pickles. „Die Experten diskutieren alles denkbar, aber noch weiß niemand, wer in dieser Geschichte der Gewinner sein könnte. Weder weiß man, wer an den Waffen verdient. Noch wo sie herstammen. Noch, wie es danach hier aussieht…“

Clark wirkte vollkommen in seine Gedanken versunken, während er fragte: „Das ist merkwürdig. Ist es vielleicht denkbar, dass hinter all dem nicht eine Ansammlung von unendlichen vielen Zufällen steckt, sondern eine alles lenkende... Macht?“

„Eine Art Knotenpunkt? Gibt es eine Organisation, oder vielleicht jemand einzelnes, der all das ausgelöst haben könnte?“, führte Lois Clarks Gedanken fort. Obwohl sie sich auch sofort nach dem Sinn fragte. Danach, wer ein Interesse an der Vernichtung nur um der bloßen Vernichtung willen haben würde.

Perry schüttelte schwerfällig den Kopf. „Die Geheimdienste der großen Nationen arbeiten alle zusammen. Was zeigt, dass sie auch keine Erklärung haben. Keine lang geplante und groß angelegte Aktion eines Rüstungskonzerns. Oder der psychopathische Einzeltäter, der die Welt beherrschen will. Oder jemand, der sich als Retter aufspielt, wenn ihm alle Staaten dafür einen Überlebenszoll zahlen oder ihm eine universelle Macht zusprechen, oder was auch immer. Das Unfassbare ist, dass niemand weiß, woher diese Waffen stammen. Nichts von langer Hand vorbereitetes. Sie waren plötzlich da. Fast so, als kämen sie aus einer anderen Welt...“

Lois und Clark sahen sich an. Ihren sonst so bodenständigen Chefredakteur solch eine fabulöse Formulierung aussprechen zu hören, hatte fast etwas Mystisches. Es war Lois unheimlich.

„Aber ich bin wirklich froh, dass es euch beiden gut geht...“, doch mehr als ein halbherziges Lächeln brachte ihr Chef dabei nicht zustande, während er mit einem Knacken in eine Gewürzgurke biss. „...und dass ihr wieder mitspielt. Also – was nun? Was können wir tun? Was braucht ihr? Wen soll ich anrufen?“ Diese Frage schien ihn mehr aufzubauen. Das und die Hoffnung, dass Lane und Kent diesen Fall sicher auch wieder lösen würde.

Das Vertrauen ihres Chefredakteurs ehrte Lois, auch wenn sie kurz das Gefühl hatte, unter dieser Last zu ersticken. Aber sie hatten die Welt in den letzten Monaten schon vor so manchen Psychopathen gerettet – allen voran Lex Luthor. Doch diesen Namen nur zu denken, verursachte ihr bereits Gänsehaut und so sie schob sie den Gedanken schnell beiseite. Dann fiel ihr auf, dass sie ja bisher immer gedacht hatte, diese Taten alle zu dritt bewältigt zu haben; welch ein Irrglaube. Sie seufzte innerlich.

„Jimmy...“, sagte Clark nur kurz, die Frage des Chefs aufgreifend. Und Perry schaute fragend zwischen ihnen beiden hin und her.

„Er... kann Dinge mit Computern anstellen, die Sie gar nicht wissen wollen, Chief...“, sprang Lois schnell ein.

„...die aber jetzt sehr hilfreich sein könnten“, vervollständigte Clark den Satz. Für einen kurzen Moment machte sich Lois bewusst, wie viel ihr diese Art von Dialog mit Clark bedeutete.

Perry nickte und ging zum Telefon. Er übernahm augenblicklich die Aufgabe ihren jungen Kollegen mitten in der Nacht aus dem Bett zu holen. Der würde sich sicher bedanken, aber vielleicht war er ja auch froh, sie beide wieder zu sehen – eine Woche...

Fortsetzung folgt…

Re: Geheimnisvolle Insel 1/11

BeitragVerfasst: Mi 15. Jun 2011, 08:17
von Magss
Teil 7

Mit einem Auge auf ihren Chef sagte Clark sehr bedacht: „Und ich werde Superman kontaktieren.“ Lois fragte sich, wie oft sie diese Worte in der Vergangenheit von ihm schon gehört hatte und schüttelte innerlich den Kopf. Sie war so blind gewesen. „Ich werde ihn bitten, sich ein wenig umzusehen. Sowie Jimmy hier ist, versucht bitte, so viele der Raketenstandpunkte herauszufinden wie möglich. Das ist erst einmal das Wichtigste. Reichweite und Verzögerung nach dem Auslösen könnte auch hilfreich sein.“ Es war erstaunlich, dass Lois nie aufgefallen war, wie Clark das Wort Superman aussprach. Er sagte es ohne jede Bewunderung, eher hörte es sich in ihren Ohren wie eine Pflichterfüllung an. Eine Aufgabe, die erledigt werden musste.

Mit den letzten Worten hatte sich Clark bereits in Richtung Tür aufgemacht. Lois wurde mit einem Mal klar, dass sie in der Vergangenheit in so einer Situation immer recht gelassen gewesen war. Doch nun wusste sie, dass ihr gutmütiger Kollege und Partner, dass es Kent aus Kansas war, der in wenigen Augenblicken in die Luft aufsteigen und – mal wieder – alles tun würde, um die Welt zu retten. Und dass er sehr oft ganz alleine da oben war.

Einem spontanen Impuls folgend stand sie auf, trat auf Clark zu und gab ihm einen flüchtigen, schüchternen Kuss auf die Lippen. „Pass auf dich auf! Okay?“ Für den Bruchteil einer Sekunde versank sie darin, spürte nichts anderes als diese zarte Berührung. Glühend, verwirrend. Und dieses Gefühl änderte sich schneller als es Antworten geben konnte. Sie merkte nur noch, dass sie den Kuss schneller abbrach als sie ihn begonnen hatte.

Clarks gerade noch recht finsterer Blick hellte sich auf. „Versprochen. Aber Lois... Du auch! Bleib bitte hier, bis ich zurück bin. Okay?“ Sie nickte darauf nur kurz und dann war er auch schon fort.

Lois sah noch eine Weile in Gedanken auf den Punkt, an dem ihr Partner gerade noch gestanden hatte. Fuhr sich mit der Zunge noch einmal kurz über die Lippen, um dieses Brennen noch einen Moment auszukosten.

Erst die Stimme ihres Chefs holte sie wieder in die Realität zurück. Machte ihr schlagartig klar, dass sich ihr Magen gerade zu einem riesigen Knäuel verknotete. „Aha...! Auf dieser Insel scheint ja allerhand passiert zu sein...“, betonte er jedes Wort. Dann grinste er vielsagend und offenbar nicht unzufrieden.

Eine ungewollte Röte schoss Lois in die Wangen. Verdammt! Sie hatte für einen Augenblick die Kontrolle verloren, nicht an Perry gedacht. Offenbar an gar nichts gedacht. Und so hatte Clark einen Kuss bekommen, auf den er sich sonstwas einbilden konnte, und der Chief eine vollendete Tatsache, die offenbar so viel mehr war als sie sich eingestehen wollte. Verdammt!

Lois mochte es nicht, so spontan und unkontrolliert ihre innersten Gefühle zu zeigen, ganz besonders, wenn sie sich noch nicht einmal selbst darüber im Klaren war. Außerdem wollte sie doch Kent zerfleischen, eigentlich. Ihn fragen, warum er diese Sache so lange verheimlicht hatte und endlich herausfinden, warum sie wirklich niemals hinter seine Maske gesehen hatte. 'Lois, du willst wirklich Reporterin sein? Enthüllungs-Reporterin?' Was sollte sie nur mit ihm tun?

Perry wollte offensichtlich eine Antwort von ihr, er ließ sie immer noch nicht aus den Augen, und dieses erwartungsvolle Glitzern darin beunruhigte sie. „Ich... wir... also...“ Im Grunde genommen... Sie fragte sich, was das denn nun bitte ihren Chef anging. Sie waren sogar vor dieser Insel-Entführung schon ausgegangen. Ganz kurz davor. Warum war er also so unnachgiebig? Auf der anderen Seite, wenn das mit Clark wirklich etwas Ernstes werden würde, also ernster als in diesem Moment, kontinuierlicher, ehrlicher, würde sie es in der Redaktion kaum verheimlichen können. Ganz besonders, wenn sie dazu neigte, ihre Gefühle wie auf der Stirn eintätowiert vor sich her zu tragen.

Perry White kam auf sie zu und legte ihr auf seine sehr sympathische und väterliche Weise seinen Arm um die Schultern. „Ach, Lois, ich bin doch froh. Ich sehe das schon eine ganze Weile. Und wenn ihr das jetzt endlich hinbekommt – ist es doch gut so...“

Er sah das? WAS?! Lois musste den Drang, ihre Stirn mit ihrer Hand zu verdecken, unterdrücken. Hilfe noch einmal, sie musste aus dieser Nummer raus! Am besten, ganz schnell das Thema wechseln, ablenken, etwas anderes... wer wusste, was sie sonst noch sagen würde.

„Perry, ich... bevor Clark wieder hier ist und Jimmy hier auftaucht..., meinen Sie, ich könnte in der Zwischenzeit mal Ihre Dusche benutzen?“ Vielleicht würde ihr das helfen, einen klaren Kopf zu bekommen. Aber dann? Sie konnte danach doch unmöglich dieselben Kleider wieder anziehen, die sie schon seit einer Woche trug. Den Chief um etwas zu bitten, schien ihr auch kein guter Gedanke. „Und... ich rufe einfach mal schnell meine Schwester an, und frag sie, ob sie mir eine Jeans bringt – ist das okay?“

Der Chefredakteur nickte nur kurz, aber mit einem verräterisch vielsagenden Blick und gab ihr wortlos das Telefon.

Während Lois versuchte das Gefühl in ihrem Magen zu ignorieren und die Nummer ihrer Schwester eintippte, betete sie still, dass Lucy überhaupt in der Stadt war; dass sie gerade in ihrem Apartment war; dass sie alleine war, dass sie Zeit hatte; dass sie das Telefon überhaupt hören würde; und dass sie dann sogar noch an den Apparat gehen würde.

Lois zählte die Freizeichen, vier... fünf... Dann hatten die Götter ein Einsehen, Lucy meldete sich. Sie stellte kaum eine überflüssige Frage, ließ sich nur Perrys Adresse geben und sagte zu, sich sofort auf den Weg zu machen. Doch das konnte sie sich wohl nicht verkneifen: „Irgendwann will ich aber eine Erklärung, eine schlüssige, warum ich dir mitten in der Nacht einen kompletten Satz Kleidung vorbeibringen muss...!“ So wie sie das Wort betonte, hatte Lois eine grobe Vorstellung, was sich im Kopf ihrer Schwester gerade abspielte. Aber Hauptsache, sie hatte etwas zum Anziehen.

Nur wenig später prasselte das heiße Wasser auf Lois' Kopf, hüllte sie in seine wohlige Wärme ein und begann langsam sie zu entspannen. Aber die erhoffte Klarheit in dieses Wirrwarr aus Gedanken, Gefühlen und Übersprungshandlungen brachte es nicht gerade. Sie beobachtete den aufsteigenden Wasserdampf, folgte den nebelartigen Gebilden bis an die Decke und fragte sich doch allen Ernstes, wie es wohl wäre, nicht alleine zu duschen... eine Hand auf der bloßen Haut...

'Lois! Reiß dich zusammen!', schalt sie sich selber. Fragte sich aber gleichzeitig, ob ihre Entführer nicht nur Clark etwas unter die Haut gepflanzt hatten, etwas, das auch ihr Verhalten veränderte... vielleicht sollte sie danach suchen... oder war sie einfach nur...

„Ich bekomme zwölf Dollar für das Taxi von dir!“ Die Forderung ihrer jüngeren Schwester riss Lois aus den Gedanken und bewahrte sie vor einer Antwort.

Sie stellte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Lucy grinste von einem Ohr zum anderen. Warum mussten zur Zeit nur alle grinsen? Hatte sie doch etwas auf ihrer Stirn stehen?

Doch Lucy tat ihr gleich noch einmal den Gefallen, sie aus ihren Gedanken zu befreien. Mit einem schelmischen Grinsen fragte sie: „Also – du stehst nackt unter der Dusche deines Chefs, brauchst Klamotten, und zwar eine komplette Garnitur! Kannst nicht selber in dein Apartment – bin gespannt, was du mir als Erklärung auftischst...!“ Mit diesen Worten reichte sie Lois ihr mitgebrachtes Paket herüber.

In ein großes Badetuch geschlungen, nahm Lois das in Augenschein, was Lucy mitgebracht hatte: Schwarze Jeans, ein schwarzer Pullover, passende Unterwäsche und Socken, schwarze Turnschuhe. „Sag mal, glaubst du ich bin Robie die Katze und will heute Nacht noch auf einen Juwelen-Raubzug?“, fragte sie ihre jüngere Schwester anklagend.

Lucy schien enttäuscht. „Du hast nur gesagt unauffällig... Was weiß ich, was du vorhast. Ich hab gedacht, vielleicht musst du dich verstecken, deswegen hab ich extra keine Neonfarben eingepackt.“ Sie schien eingeschnappt.

„Nein, nein! Ist schon gut, du hast sehr gut ausgewählt“, versuchte es Lois versöhnlich. „Danke“, setzte sie schnell nach. Das schien zu helfen. Ihre jüngere Schwester war gleich viel entspannter. „Und bevor deine Fantasie mit dir durchgeht, wir wurden entführt. Waren ein paar Tage auf einer unbewohnten Insel und dort hatte ich einfach keine Kleidung zum Wechseln. Der Chef war einfach unsere erste Anlaufadresse hier in Metropolis – deswegen stehe ich unter seiner Dusche. Nichts weiter!“

„Wer ist wir?“

Lois rollte mit den Augen und fragte sich noch kurz, warum ihre Schwester nicht wie jeder normale Mensch fragen konnte, warum sie nicht zur Polizei gegangen waren oder wer sie entführt hatte oder warum. Sie ahnte, in welche Richtung dieses Gespräch nun gehen würde und wusste einfach nicht, wie sie das verhindern sollte. „Wir...“, stammelte sie noch kurz, suchte nach einem Ausweg, gab sich dann aber geschlagen. „Der andere Entführte ist Clark...“, versuchte sie seinen Namen so beiläufig wie möglich klingen zu lassen, während sie sich abtrocknete.

„Ach!...“ Lucys Blick war geradezu grausam triumphierend. „Mit deinem Kollegen Clark...“ betonte sie jede Silbe, „auf einer Insel... ganz alleine...“

„Luce!“, versuchte sie es streng. „Schalte einfach jeden schmutzigen Gedanken ab! Kein Tropenparadies mit weißem Traumstrand und Palmen, Neu-Fund-Land! Weißt du, wo das ist?! Es ist eiskalt dort.“ Dass sie Clark mehrere Nächte mit ihrem Körper gewärmt hatte, damit er sich keine Lungenentzündung holte, verschwieg sie. Genauso wie das, was sie dabei so durcheinander und um den Schlaf gebracht hatte. Nie würde ein Mensch von ihr erfahren, was sich in ihrem Kopf abgespielt hatte. Von wegen eiskalt...

Lois hatte sich vollständig angezogen und genoss das Gefühl der frischen Wäsche, dann versuchte sie ihre Haare etwas zu bändigen. Stück für Stück fühlte sie sich dem Menschsein immer näher.

Lucy griff in ihre Handtasche und reichte ihrer Schwester einen Double-Fudge-Crunch-Bar. Ein Anblick, der Lois augenblicklich ein überglückliches Lächeln entlockte. Das war wirklich goldig. Dafür bekam sie von Lois einen Kuss auf die Wange. Auswickeln, Einatmen und den Zucker-Flash genießen. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel – oh ja, langsam ging es und sie fühlte sich wirklich wieder wie ein Mensch. Bereit für das, was vor ihr lag, straffte sie ihre Schultern und verließ das Bad.

Genau in dem Moment, in dem sie sich mit ihrer Schwester im Schlepptau zu Perry gesellte, tauchte Jimmy auf. Erst sah ihr junger Kollege den Chef müde an und dann fiel sein Blick auf Lois. Er brauchte zwei, drei Sekunden, bis sein Verstand aufholte, dann weiteten sich seine Augen und er drängte sich an Perry vorbei zu Lois. Nahm sie überraschenderweise herzlich in den Arm. „LOIS!...“, trat dann aber schnell einen Schritt zurück, als hätte er sich verbrannt und tat vorsichtshalber gar nichts mehr. Wahrscheinlich dachte er, er wäre zu weit gegangen, dabei war seine Reaktion wirklich sympathisch. Armer Jimmy, da hatte sein eigenes Verhalten ihn selbst so ins Aus manövriert, dass er sich kaum noch traute Lucy zu begrüßen. Dabei fielen ihm fast die Augen aus dem Kopf, als er Lois‘ jüngere Schwester sah.

Lois wusste, dass die beiden ein- oder vielleicht auch zweimal ausgegangen waren. Aber dann hatte Lucy ihn nie wieder erwähnt. Sie glaubte nicht, dass sich ihr Kollege daneben benommen hätte, das hätte Lucy ihr erzählt. Aber damals war sie ganz froh darüber gewesen, dass sich die Beziehung der beiden nicht entwickelt hatte. Dass Jimmy mit ihrer Schwester ausging, mochte ja noch gehen, aber wie kompliziert hätte es werden können, wenn die beiden nach einer halbernsten Geschichte nicht mehr ausgegangen wären? Vielleicht waren es derzeit ja auch einfach nur zu wenige Funken gewesen, ganz im Gegensatz zu diesem Augenblick, wie Lois nun amüsiert feststellte. Beide versuchten derartig angestrengt, sich nicht anzusehen, dass es einfach unübersehbar war. Oder lag es an dem Fernsehzimmer des Chefs? Schließlich hatte sie sich an diesem Abend über mangelnde Funken auch nicht zu beklagen.

Jimmy wusste wohl wirklich nicht, wie er sich den beiden Lanes gegenüber verhalten sollte. Lucy betrachtete sehr eingehend Perrys Bücherregal, kehrte ihnen den Rücken zu. Aber so traute sich wenigstens Jimmy Lucy anzusehen, wenn auch nur verstohlen. Er sah ein paarmal zwischen den Schwestern hin und her, bis offenbar die Planet-Seite in ihm zu siegen schien. „Lois, du bist wieder da? Und CK? Wo wart ihr? Ist Superman auch wieder da? Was ist denn bloß los?“ Und ganz leise setzt er noch hinzu: „Hallo Lucy.“

Die antwortete nur mit einem gemurmelten „Hi“. Lois konnte auch in ihrer Rückenansicht sehen, dass ihre Ohren ziemlich rot angelaufen waren.

Lois gab ihrem jungen Kollegen daraufhin eine ähnlich kurze Zusammenfassung, wie sie vor wenigen Minuten noch ihre Schwester erhalten hatte. Sie endete mit den Worten: „Nach dem wenigen, was wir von Perry über den Verlauf der letzten Woche im Rest der Welt wissen, glauben wir allerdings, dass unsere Entführung und diese Krise zusammenhängen. Clark ist bei Superman. Der will versuchen mehr über die Raketen heraus zu finden... irgendwo müssen wir ja schließlich anfangen zu recherchieren.“

Während es sich Lucy in einem der bequemen Sessel anfing gemütlich zu machen, schien Jimmy langsam wacher zu werden. Mit einem Funkeln in den Augen begann er zu erzählen: „Ihr meint wirklich...? Das ist interessant. Ich habe nämlich in der Zwischenzeit auch etwas herum geschnüffelt...“, auf Lois' offenbar überrascht wirkenden Blick setzte er schnell hinzu: „Ich wusste doch nicht, wann ihr wieder kommt. Jedenfalls wollte ich vorbereitet sein, hab' mich immer wieder gefragt, was ihr mir wohl für Aufträge gegeben hättet – jedenfalls sind mir dabei ein paar Dinge aufgefallen... Aber verdammt, wenn ich an meine Datenbank käme, könnte ich es dir zeigen.“

„Hm...“ Lois ließ ihren Blick durchs Zimmer schweifen und blieb dann an ihrem Chef hängen.

Der brauchte nur einen kurzen Moment, bis er verstand, worauf seine Star-Reporterin hinaus wollte. „Aber ja.“ Und schaltete den Computer an, der neben einem großen, behäbigen Schreibtisch stand. Während auf dem Bildschirm die ersten Zeichen sichtbar wurden, fragte sich Lois, was diese Präsenz von Perrys Arbeit, vom Daily Planet im gemeinsamen Fernsehzimmer wohl für einen Einfluss auf die Ehe der beiden hatte. Gerüchteweise nicht den besten – immerhin war Alice auch jetzt nicht hier.

Kaum dass Jimmy dann an dem Computer saß, fiel Lois auf, dass er in seinem Element war. Seine Hände flogen geschickt über die Tasten und er bewegte sich unglaublich sicher und flink zwischen den Dateien hin und her, wechselten Verzeichnisse ohne auf den Schirm zu sehen und selbst seine Beschreibung dessen, was er suchte, wirkte selbstbewusster: „Genau!“ sagte er ohne aufzusehen. „Am Tag eures Verschwindens, am Mittwoch, gab es auch gleich die erste Pressekonferenz. Fast zeitgleich erzählten Indien und Pakistan der Weltöffentlichkeit, dass sie den jeweils anderen vernichten könnten und würden...“

Jimmy sprang immer noch in den Datenbanken des Planet-Hauptrechners herum, während Perry einwarf: „Anfangs dachten alle, das wäre eine dieser politisch motivierten Drohgebärden. Bis sie beide zum Beweis Bilder von den Abschussrampen und Waffenarsenalen zeigten. Von da an wurden sie plötzlich sehr ernst genommen.“

Nun meldete sich wieder Jimmy zu Wort: „Hier! Dies ist die pakistanische Pressekonferenz.“ Er kreiste einen Mann, der abseits stand, mit der Maus rot ein. „Und hier!“, stolz öffnete er ein weiteres Foto. Wieder zog er um einen Mann, der etwas außerhalb des Geschehens stand, einen roten Kreis.

Fortsetzung folgt…

Re: Geheimnisvolle Insel 1/11

BeitragVerfasst: Sa 18. Jun 2011, 21:01
von Magss
Teil 8

Perry White und seine Starreporterin gingen etwas näher an den Bildschirm heran. Der eingekreiste Mann war weiß, westlich gekleidet, unauffällig, hatte braunes Haar und obwohl er Lois durchaus bekannt vorkam, wusste sie beim besten Willen nicht, wer das war. Was erstaunlich war bei ihrem Gedächtnis für Gesichter. Aber es war auf allen drei Bildern derselbe Mann. „Wer ist das?“, murmelte sie überrascht über ihre eigene Unwissenheit.

Perry klopfte ihrem jungen Kollegen auf die Schulter. „Nur drei Stunden später war die Pressekonferenz der Chinesen – er wird doch wohl kaum auch dort gewesen sein?“ Aber es war weniger eine Frage, eher eine befürchtete Feststellung. Und es zeigte Lois, dass Jimmy seine Erkenntnisse bisher niemandem mitgeteilt hatte.

Der hatte nun wirklich Oberwasser und zauberte das nächste Foto auf den Bildschirm. „Oh doch, er ist wieder da.“ Die Maus kratzte leise, während er den nächsten roten Kreis zog. Es war zweifelsfrei derselbe Mann.

Lois fragte sich neben dem Wer auch, wie der hatte so schnell dorthin gelangen können. „Jimmy, hast du irgendeinen Namen?“

Ihr Kollege schnaufte. „Ich habe mehrere. Innerhalb der nächsten Stunden kamen schließlich noch Chile, Palästina und der Sudan dazu.“ Er öffnete eine weitere Datei, diesmal eine Textdatei. „Also bin ich nach dem Ausschlussprinzip vorgegangen und habe jeden Amtsträger zugeordnet und habe nun – leider – mehrere Namen: Momento, Allure, Epoca, Velocidat, Tiempo.“

Lois starrte diese Aufzählung an und wusste für einen Augenblick überhaupt nicht, was ihr das alles sagen sollte. Da meldete sich ihre Schwester zu Wort, die Lois für einen kurzen Augenblick schon beinahe vergessen hatte: „Das sind alles Variationen des Wortes Zeit oder Tempo ...“

Sie sah Lucy überrascht an. Diese Idee war absurd. Aber bezüglich der Wortverwandschaften nicht zu widerlegen. Außerdem rührte sie etwas an in Lois. Es war ein Gedanke, ein Zusammenhang, wie ein Wort, das einem auf der Zunge lag, oder der Traum, der morgens im Aufwachen verschwand wie ein Nebelschleier, aber sie konnte es nicht fassen. Jeder Versuch es festzuhalten misslang, endete im Nichts. Bis ein zartes Klopfen an der Tür sie aus dem Versuch befreite, dieses gesuchte Wort, diesen flüchtigen Gedanken fassen zu können.

Wer zum Teufel, kam um diese Zeit? Es war inzwischen kurz nach zwei Uhr. Bis Lois sich fragte, ob es wohl Clark sein könnte, was sich nur Augenblicke später bestätigte.

Er hatte sich umgezogen, trug nun eine dunkle Jeans und ein dunkelblaues Sweatshirt. 'Ach, er darf in seine Wohnung – und ich nicht!', schoss es Lois durch den Kopf, doch sie sagte nichts, während Jimmy 'CK' erfreut begrüßte.

Lois spürte einen leichten Groll, während sie Clark sehr betont fragte, was denn Superman herausgefunden hatte, schluckte ihre Stimmung aber hinunter. Um wie viel einfacher wäre diese Nacht für sie gewesen, wenn sie ihre Schwester aus dieser Sache hätte heraus halten können, wenn sie kurz in ihr Apartment gedurft hätte und eigene Kleidung auf dem Leib trüge.

Clark nahm dankbar den Kaffee, den Perry ihm wortlos reichte, während er dann ohne eine Spur von Skrupel erzählte: „Superman sagte mir, er ist in jedes der Länder geflogen, die der Chief uns genannt hat. Er hat die Waffen gesehen, sie sind scharf.“

„Kann er sie entschärfen?“, platzte Jimmy dazwischen.

„Er sagt ja. Aber auch Superman kann nicht an zehn Orten gleichzeitig sein“, log er vollkommen ungerührt weiter.

Für einen Moment ließ sich Lois von den Waffen, die innerhalb weniger Tage aus dem Nichts aufgetaucht waren, ablenken und fragte sich, wie viele Lügen sie wohl in den letzten zwei Jahren von Clark zu hören bekommen hatte. Wie oft er von Superman erzählt hatte, als sei dies sein bester Freund und ständiger Begleiter. Als sei es eine andere Person. Die zurückgebrachten Videos hatte sie ja schon lange als solche angesehen, aber Clark hatte eben auch immer so getan, als müsste er erst kompliziert Kontakt herstellen zu dem fliegenden Helden, oder als hätte er sich ein Interview mit ihm mühsam erkämpft. Alles gelogen – und sie hatte es nicht bemerkt. Das nahm ihr die Luft. Aber sie bemerkte auch, wie sie ein wenig zwischen Bewunderung und Neid, Zorn und Neugierde hin und her schwankte.

Um sich von diesem ernüchternden Gedanken abzulenken, konzentrierte sie sich wieder auf das Gespräch im Raum.

Lucy war mithilfe eines altmodischen Globus, in dem die Glühlampe kaputt war, dabei, Clark einen Weg um die Erde heraus zu suchen, den er wiederum Superman nahe legen sollte. Dabei sollte er möglichst wenig Zeit verlieren, indem der stählerne Held möglichst gerade Flugbahnen flog. Keine Haken schlug, sondern lieber die Erde in mehreren Kreisbahnen umflog ohne lange Zeit zu verlieren durch einen Richtungswechsel. Clark und sie meinten beide, so könnte er alle Abschussrampen anfliegen und wenn der Erste merkte, dass seine nicht mehr funktionierten, hätte er bereits die letzten ausgeschaltet. Das hofften sie jedenfalls.

Clark folgte noch einmal Lucys vorgeschlagenem Weg mit dem Finger. „Das sollte funktionieren.“

Währenddessen ließ Lois Jimmy einen Blick zukommen, mit dem sie ihn aufforderte, sich nicht von den beiden ablenken zu lassen. „Jimmy, ich weiß nicht, welche Personalnetze du nach diesen Namen, die du schon hast, bereits durchkämmt hast, aber such noch mal! Lass bitte nichts unversucht.“ Sie mussten einfach mehr über diesen Unbekannten heraus finden. Er war der Schlüssel, da war sich Lois sicher.

Als hätte ihr junger Kollege nur auf eine Initialzündung gewartet, legte er ohne Widerspruch und sofort los. „Okay“ und haute wieder in die Tasten.

„Was mich am meisten beunruhigt“, wandte sich nun der Chef an Lois, „ist, dass dieser mysteriöse Kerl offenbar überall gleichzeitig zu sein scheint. Ich meine, wie macht er das?“

„Ich habe das Gefühl“, ließ sie ihren Gedanken freien Lauf, „dass wir es hier mit jemandem zu tun haben, von dem wir bisher nur die Spitze des Eisbergs sehen.“

„Chief, ich brauch dann mal Ihr Passwort...“, unterbrach Jimmy sie.

Lois schwirrte der Kopf und sie holte sich auch einen Kaffee. Perry hatte glücklicherweise seine Mega-Thermoskanne gefüllt. Die Kanne für lange Nächte – und genau so eine hatten sie vor sich, da war sich Lois sicher. Aber was bedeutete ein wenig Überspannung und Müdigkeit, wenn die Welt am Abgrund stand?

Plötzlich spürte sie Clark in ihrem Rücken. „Hier ist Milch und Zucker.“ Clark trat neben sie und sprach dann so leise, dass nur sie ihn verstehen konnte, während er aus ihrem schwarzen Kaffee einen perfekten machte: „Ich muss dann auch wieder los. Das wird viel Arbeit für mich.“ Lois fühlte sich hin und her gerissen. Neben dem weltbesten Lügner war Clark eben auch der rücksichtsvollste Mensch, den sie kannte.

Ihr Blick glitt an seinem Sweatshirt hinunter. Und so fragte sie ihn genauso leise: „Wo hast du die Sachen her?“, bereit ihn verbal aufzuspießen, dafür, dass er gegen ihre Abmachung doch in seine Wohnung gegangen war um sich umzuziehen.

Er flüsterte daraufhin nur: „Kansas, meine Eltern. Ich dachte, sie sollten wissen, dass ich noch da bin.“

Verdammt, wieder einmal bewies er, wie sehr er sich um andere sorgte. Immer. Sich sogar an ihre Abmachung, nicht in seine Wohnung gegangen zu sein, gehalten hatte. Und schaffte es damit, dass sie sich für ihren Groll schämte. Sie wusste, dass Clark häufig mir Martha und Jonathan Kent telefonierte. Ihr eigenes Verschwinden war hingegen wahrscheinlich nur von ihren Kollegen bemerkt worden. Ausweichend fragte sie: „Wirst du es schaffen?“ und merkte, wie sich ihr Ärger im Duft des Kaffees langsam verflüchtigte.

„Ich werde mein Bestes geben.“ Klar. Was auch sonst? Machte er das nicht immer? Und mit einem Lächeln setzte er hinzu: „Du riechst anders...“

Immer noch flüsternd antwortete sie ihm: „Was erwartest du? Es ist das Duschgel des Chefs! Ich habe schließlich hier duschen müssen! Aber wer weiß, vielleicht bringt es mir ja etwas mehr Autorität...“ Sie versuchte die brennende Wut von gerade eben noch wieder zu erwecken und einen bösen Blick zustande zu bekommen, wusste aber, dass sie scheiterte.

„Lois! Du bist für mich immer die größte Autorität gewesen – immer.“ Dabei sah er sie direkt an, als wollte er sie mit seinem Blick erweichen. Was ihm nicht gelang, also nicht wirklich, oder wenn, dann nur ein ganz kleines bisschen.

„Ach... deswegen hast du mich zwei Jahre lang belogen...?“ Die Worte schlüpften ihr über die Lippen und doch wusste sie im selben Moment, dass sein Blick seine volle Wirkung erzielt hatte. Aber verdammt nochmal, sie hatte sich vorgenommen, ihn leiden zu lassen, ihn zu ignorieren oder sonstwie in die Knie zu zwingen. Doch er würde gleich gehen. Wieder einmal losziehen, um die Welt zu retten. Alleine. Und immerhin kannte sie nun die Wahrheit. Vielleicht sollte sie ihm eine Chance geben. Auf jeden Fall aber sollte sie sich nicht wieder überrumpeln lassen, nicht von ihm und schon gar nicht von sich selbst. Nein, diesmal würde sie es ganz bewusst tun.

Lois stellte ihren Kaffeebecher in einer fließenden Bewegung auf den Tisch, schloss ihre Arme um seinen Nacken und zog sich immer näher an ihn heran. Sie küsste ihn kurz aber innig. Verlor sich für einen Augenblick, der nur ihr gehörte, in seiner Nähe. Genoss den Salto in ihrem Bauch. Gerade als sie seine Hände auf ihrem Rücken spürte, löste sie sich wieder von ihm, als sollte dies nur das Versprechen auf seine Wiederkehr sein und flüsterte: „Pass auf dich auf!“ Erstaunlicherweise fühlte es sich sehr gut an ihm so nah zu sein, noch seine Lippen schmeckend, seine warmen Hände auf ihrem Rücken.

Als ein hauchzartes Klicken von Jimmys Maus sich brutal in ihre Wirklichkeit drängte und sie augenblicklich in die Realität zurück holte. Das Herz rutsche ihr in die Hose, schlug wild. Sie drehte sich langsam um und starrte in drei Gesichter, die sie beide voller Spannung und mit diesem, heute schon so oft gesehenen, Grinsen ansahen. Ihre Hand fuhr von selbst durch ihre Haare, als könnte der Sitz ihrer Frisur die Situation retten, oder ganz schnell in etwas ganz anderes verwandeln. Was natürlich Blödsinn war. Die drei sahen aus, als wüssten sie ganz genau, was sie gerade beobachtet hatten.

Lois sah gerade noch, wie ihr Partner die Schultern zuckte, während auch er ein Grinsen auf den Lippen hatte. Doch seines war von ganz anderer Natur als das ihrer drei Zuschauer, beseelt, beflügelt, ja glücklich wirkte er. Und offenbar hatte Clark beschlossen noch etwas offensiver zu sein, die drei völlig zu ignorieren und sie mit seinem flüchtigen Küsschen auf die Wange und einem: „Du auch“ ganz gelassen um Vorsicht zu bitten. Er tat geradezu, als wären sie bereits seit Ewigkeiten ein Paar. Und dann war er auch schon weg. Was ein merkwürdiges Gefühl von Leere bei Lois hervorrief.

Ganz langsam wandte sich Lois nun wieder ihren Beobachtern zu, die drei sahen sie immer noch voller Erwartung an. Eine quälende Minute lang. Doch bevor auch nur einer es wagen würde eine einzige Frage zu stellen oder eine Bemerkung zu machen oder die Situation lächerlich zu machen, ging Mad Dog Lane lieber gleich zum Angriff über: „Also! Wir müssen herausfinden, wer dieser Mann ist! Das hat oberste Priorität. Jimmy, was ist mit den Geheimdiensten? Sonst bist du doch ständig in deren Computern – also! Perry, diese Waffen müssen doch irgendwo herkommen. Sie können doch bestimmt etliche Leute anrufen, die dazu eine Meinung haben, Gegner, Konkurrenten, Handelspartner, Finanziers – also! Und Lucy, du philosophierst doch sonst auch über alles und jeden und jedes denkbare Gesellschaftskonstrukt. Mach dir bitte einmal Gedanken darüber, was der Sinn dieser Aktion sein könnte! Also!“

Erschrocken wie die Kaninchen, eingeschüchtert vom Blick der Kobra, stieben die drei auseinander und jeder einzelne begann augenblicklich zu erfüllen, was Mad Dog Lane gerade gefordert hatte, sogar Perry. Es musste sich doch herausfinden lassen, was dahinter steckte und wer – verdammt noch mal!

Eine Stunde später bestätigte sich unter dem angeregten Gemurmel von Perry am Telefon der im Raum stehende Verdacht, dass alle Namen, die Jimmy so mühevoll ermittelt hatte, falsch sein mussten. Es gab diesen Mann nicht. Jede noch so aussichtsreiche Spur verlor sich binnen weniger Augenblicke im Nichts. Er bewegte sich auf dem politischen Parkett der gesamten Welt und war doch ein absoluter Niemand.

Lois fühlte sich unendlich müde und ließ sich entsprechend entkräftet auf ein Sofa sinken. Sie versuchte sich zu vergraben, zu verstecken. Wie sollte sie die Welt retten, wenn sie nicht den geringsten Verdacht hatte, wer ihr Gegner war? Was er vorhatte? Und wo er herkam? Hatte Clark das Entschärfen der Bomben geschafft? Ging es ihm gut? Musste oder konnte sie etwas für ihn tun? Was sollte sie als nächstes machen?

Aber sie wollte jetzt nicht an Clark denken. Sie hatte sich doch selbst versprochen ihn umzubringen, wenn sie ihn wiedersah. Doch während sich ihr Hirn jede einzelne Foltermaßnahme sehr bildlich vorstellen konnte, ihr dabei wirklich Genugtuung brachte, braute sich eine Etage tiefer eine Meuterei zusammen. Die Wut verflog, war schon jetzt kaum noch spürbar.

„Was wäre eigentlich...“ durchdrang Jimmys unsichere Stimme Lois' inneren Kampf um Umsturz und Machterhalt. Oh, Hilfe, wenn ihr junger Kollege so begann, brachte er meist eine vollkommen abwegige Idee zutage.

Doch etwas musste ihn urplötzlich gebremst haben. Je länger Lois ihn ansah, endlich auf die Darlegung dieses unsinnigen Gedanken blicken wollte, umso kleiner wurde ihr gemeinsamer Freund scheinbar. Unverständlich, sie tat nichts anderes als ihn anzusehen. „Also... was?!“, stieß sie ärgerlich hervor.

Der junge Mann wich noch ein Stück zurück. Lucy richtete sich daraufhin in ihrem Sessel ein wenig auf, gerade so, als wollte sie ihm unterstützend zur Seite stehen. Lächerlich! „Nun sag schon!“ Langsam wurde Lois ungeduldig.

„Ich dachte...“ stammelte er, „nun ja, er sich ja wohl die Länder nicht zufällig ausgesucht haben. Das waren zumeist Orte, die eh nicht gerade vor Stabilität strotzten. Was mir aber aufgefallen ist, die Vorgehensweise danach ist immer gleich, die Informationen sind immer sehr schnell und sehr gut verbreitet worden. Geradezu bereitwillig. Sofort Pressekonferenzen. Kamerateams an den Abschussrampen. Es sieht fast aus, als ginge es genau um die Information, um die Erkenntnis. Er muss gut informiert sein, beziehungsweise verbreitet das Wissen sehr professionell. Vielleicht hat er etwas mit Medien, Zeitungen zu tun...“

Zeitung, Zeitung... Dieses eine Wort wirkte einen Moment länger, klang in ihrem Kopf nach und öffnete eine Schleuse bei Lois. Aber ja! Das verbindende Element zwischen dem Weltgeschehen und ihrem ganz persönlichen Erleben: Superman!

Superman war Clark. Clark arbeitete beim Planet. Daily Planet gleich Informations-Knoten-Punkt. Und mit genau dieser Information konnte dieser... dieser... dieses Phantom ein Land nach dem nächsten in seinen perfiden Plan verführen, dessen Sinn sie langsam zu ahnen begann. Was, wenn es schlicht um die Vernichtung der Welt Supermans ginge...? Aber immerhin bestand die Möglichkeit, dass dieses Phantom wusste, dass Clarks Zweitidentität Superman war. Was würde er mit dieser Information tun?

Lois war zwar froh, Supermans Geheimnis zu kennen. Ohne dieses Elementarteilchen hätte sie diese Kausalkette gar nicht bilden können. Egal, darüber konnte sie sich auch später freuen. Aber die mögliche Aufdeckung von Clarks Geheimnis beunruhigte sie. Und beunruhigte sie zugleich, wenn es darum ging, dass jemand anderes dieses Geheimnis nun auch kannte – und auch nutzen konnte. Doch jetzt ging es erst einmal um etwas ganz anderes. „Gut, Jimmy!“ Der richtete sich daraufhin gleich ein wenig auf, zeigte nun auch wieder sein typisch jungenhaftes Lächeln und selbst Lucy zog sich aus ihrer Drohhaltung wieder zurück, „das ist ein sehr guter Gedanke.“ Obwohl sein Blick zeigte, dass er von seiner eigenen Eingebung lange nicht so überzeugt war. „Und genau da werden wir jetzt auch hingehen!“ Das baute sie wieder auf.

Ach, fantastisch, das waren die Momente, für die Lois ihren Beruf mehr als alles andere auf der Welt liebte. Wenn eine Idee sich formierte, sich eine Richtung abzuzeichnen begann. Wenn sie wusste, wo dieser Weg hinführen würde. Augenblicklich war jede Spur von Müdigkeit, die sie jemals gespürt hatte, verschwunden. Ihr Puls beschleunigte sich, Adrenalin überall in ihrem Körper, alle Neuronen in Höchstform und jeder Muskel zum Sprung bereit. Erst an der Tür fiel ihr auf, dass die anderen immer noch in ihren Sesseln saßen und sie ansahen. „Worauf wartet ihr?“

„Lois, wohin? Zu welcher Zeitung?“ Lucy sah aus, als würde sie ganz leicht am Verstand ihrer Schwester zweifeln.

„Zum Planet, wohin sonst?“

Daraufhin schaltete sich der Chief ein, auch er schien noch nicht ganz überzeugt: „Lois, weil es für uns der Nabel der Welt ist, muss es das nicht für andere sein.“

Ach verdammt, die Verbindung zwischen Clark und Superman konnte sie ihnen natürlich nicht erklären. Langsam bekam sie eine Vorstellung in was für einer Misere sich ihr Partner all die Monate befunden hatte. Also wie erklärte sie das? „Sagen wir einfach... Intuition?“

Lucy stand langsam auf und kam auf ihre ältere Schwester zu, schien aber auf Streit aus zu sein, ihre Körperhaltung, ihr Blick, alles an ihr wollte Lois herausfordern. Genauso hatte sie immer ausgesehen, wenn sie sich als Teenies gestritten hatten. „Also ehrlich, Lo, Zeitung als Informations-Quelle kann ich ja noch nachvollziehen, aber warum der Daily Planet? Es gibt viele bedeutende Zeitungen an der Ostküste. Sollten wir uns nicht vielleicht aufteilen?“

Lois lächelte ganz leicht und tat es dann ihrer Schwester gleich, wuchs etwas und baute sich vor dieser auf, verschränkte Arme vor der Brust. „Wow, Lucy! Dieses Phantom hat es geschafft verschiedene Nationen soweit mit Waffen zu versorgen, dass jede einzelne die Erde mehrmals vernichten kann. Er bewegt sich durch Raum und Zeit, vollkommen unbemerkt von allen politischen Beobachtern. Und du willst dich ihm alleine stellen. Wow!“

Perry White lenkte daraufhin ein. „Ich denke auch, wir sollten vielleicht lieber zusammen bleiben.“ Ob er allerdings das Argument der Bedrohung anerkannte oder eher Lois' Gefühl folgte, konnte sie leider nicht einschätzen, da sie ihn nicht ansehen konnte. Sie musste immer noch versuchen Lucy per Blick in die Knie zu zwingen.

* * *

Fortsetzung folgt…

Re: Geheimnisvolle Insel 1/11

BeitragVerfasst: Di 21. Jun 2011, 07:16
von Magss
Teil 9

Schon auf dem Weg zur Main Street bekam Lois dann eine viel genauere Vorstellung der Ereignisse der letzten Tage: Zerbrochene Schaufenster, vernagelte Türen, brennende Autos, kaum ein Mensch auf der Straße und über allem ein beißender Brandgeruch. Polizei und Feuerwehr ließen durch ihr Dauerheulen der Sirenen klar erkennen, dass sie vollkommen überfordert waren. Ordnungshüter genauso wie die Armee versuchten sich offenbar nur selber zu retten.

Perry steuerte seinen Wagen souverän durch das Chaos. „Der Ausnahmezustand begann, als die ersten Nachrichten durchsickerten, dass die politische Situation wirklich sehr instabil war. Einer Millionenstadt den Weltuntergang zu prophezeien ist der Anfang vom Ende.“

Obwohl Lois wirklich der absoluten Überzeugung war, dass die Menschen, jeder Mensch, ein Recht auf Informationen hatte, gute wie schlechte Nachrichten, fragte sie dennoch: „Hat niemand versucht, es geheim zu halten?“ Und sei es auch nur, um die innere Ordnung einigermaßen aufrecht zu erhalten und keine Menschenleben zu gefährden.

Der Wagen fuhr gerade im Zick-Zack über eine Kreuzung, weil einige ausgebrannte Wracks die gerade Durchfahrt versperrten. Die Ampel zeigte nur ein permanent gelbes Blinklicht. „Versucht wohl schon... Aber bei allem, was wir jetzt wissen, würde ich sagen, dass unser Phantom diese Informationen gezielt verbreitet hat um Panik zu säen.“

Sie fuhren gerade an einem ausgeplünderten Waffengeschäft vorbei, als Jimmy sich von der Rückbank meldete: „Sollten wir nicht vielleicht Revolver haben?“ Er klang dabei, als säße ihm die Angst im Nacken.

Doch Lois wollte auf keinen Fall Zeit verlieren. „Dieser Kerl hat die halbe Welt mit Waffen ausgerüstet, die aus dem Nichts stammen. Da hilft uns eine Magnum auch nicht weiter.“

Dann tauchte unvermittelt der Planet vor ihnen auf. Das gesamte Gebäude einfach dunkel, die Fenster finster, stumme Zeugen wie die leeren Augenhöhlen in einem Totenschädel. Statt vertrauter Geschäftigkeit nur eine anklagende Stummheit. Einfach nur ein riesiges, dunkles Gebäude, kantig und bedrohlich wirkend. Die Beklemmung verschlug Lois fast die Sprache. Der Planet schlief doch nie. Hatte noch nie still gestanden. „Seit wann wird nicht mehr gedruckt?“ hauchte sie fassungslos.

„Oh, es wird gedruckt“, erklärte der Chefradakteur, „kleine Auflagen, manchmal nur Flugblätter – wenn wir Papier haben. Wenn unsere Mitarbeiter bis hierher durchkommen. Wenn wir Strom haben.“

Perry diese Worte sprechen zu hören, tat Lois fast körperlich weh. Sie war sich sicher, dass gerade er alles gab, dass wenigstens diese paar Zeilen erschienen. Er hatte bereits mehr als einmal bewiesen, dass diese Zeitung sein Leben war. Er brachte sie unter allen nur denkbaren Umständen heraus, mit Strom oder ohne. Sah es als seine höchste Pflicht an, die Menschen zu informieren, die Wahrheit zu schreiben. Und das alles war innerhalb nur einer Woche zusammen gebrochen. So wenig Zeit hatte ausgereicht. Sie mussten einfach alles daran setzen, dieses Rätsel zu lösen.

Das Tor der Tiefgarage des Daily Planet öffneten sich und das Gemäuer schluckte Perrys Wagen samt Insassen in seine bedrohliche Dunkelheit, still und unheimlich. Im ersten Moment spürte Lois eine Gänsehaut im Nacken, die sich über ihre Arme immer weiter ausbreitete. Kurz darauf dann mit einem Mal eine unglaubliche Last auf ihren Schultern lagern. Was, wenn sie falsch lag? Was, wenn sie in eine Falle tappten? Wenn sie zu viert gar nichts ausrichten konnten? Clark nichts ausrichten konnte, alleine da draußen? Sie alle sich auf einem fürchterlichen Holzweg befanden? Sie nicht nur ihre Zeit verschwendeten, sondern Lois alle mit ihrer Intuition in Gefahr brachte?

Aber diese Gedanken musste sie um jeden Preis vertreiben, sie führten ja doch zu nichts. Zumal sich die anderen wahrscheinlich auf sie verließen. Also, Lois, jeden Anflug von Angst ignorieren! Zweifel vertreiben! Müdigkeit nicht beachten! Und schalte dein Gehirn auf Hochtouren – das werden wir brauchen! Sie atmete noch einmal tief durch und versuchte sich innerlich aufzurichten während sie die Beifahrertür öffnete.

Die Tiefgarage des Planets lag im Halbdunkeln, nur dürftig durch die Notbeleuchtung erhellt. Außer Perrys Wagen war wirklich kein weiteres Fahrzeug hier geparkt. Lois konnte sich nicht erinnern, die Garage jemals so leer vorgefunden zu haben. Und nie war es ihr so kalt hier vorgekommen. Es erschien ihr so unwirklich und fremd. Diese Zeitung ruhte normalerweise nie, Redaktion, Druck, Vertrieb oder Verwaltung arbeiteten zwar nicht zwingend gleichzeitig, aber irgendeine Abteilung war eigentlich immer besetzt.

Auch die anderen stiegen aus dem Wagen, langsam und sehr umsichtig, als erwarteten sie hier ein unbezähmbares Monster. Die zuschlagenden Türen kamen ihr unnatürlich laut vor, obwohl alle sie ganz vorsichtig schlossen. Einzig der Chief hatte eine gewisse Ruhe. Während er seinen Wagen verschloss, murmelte er: „Hoffentlich ist er noch da, wenn wir wiederkommen.“

Der Gedanke ‚Hoffentlich kommen wir wieder‘, hing unausgesprochen in der Luft.

Alle blickten Lois an. Klar, sie hatte bis hierher den Ton angegeben, also erwarteten sie, dass sie auch weiterhin wusste, was der nächste Schritt sein musste. Sie gab sich einen Ruck. „Aufzug oder Treppe? Ich denke, wir sollten eher die Treppe nehmen.“ Natürlich hatte sie vorher gar nicht über diese Frage nachgedacht. Aber wenn sich wirklich jemand in diesem Gebäude versteckt hatte, würde der Aufzug viel zu viel Aufmerksamkeit erregen. Das Treppenhaus lag in der hintersten Ecke der Tiefgarage, war es doch eigentlich nur für Notfälle, wie einen Brand, gedacht.

Lucy plapperte ihre angestaute Angst heraus: „Diese Tür? Wirklich diese Tür da?! Ich weiß ja nicht. Wenn da nun jemand dahintersteht? Da könnte sich eine ganze Armee hinter verstecken. Mit gezückten Waffen oder wer weiß noch Schlimmeres. Und wir? Wir tappen seelenruhig in deren Falle…“

Lois versuchte ihren souveränsten Ton zu mobilisieren: „Ich möchte nur einfach vermeiden durch allzu viel Lärm früher als nötig auf uns aufmerksam zu machen.“ Sie glaubte auch nicht, dass sie Gefahr liefen erschossen zu werden. Gegen wen sie hier auch immer gerade ins Feld zogen, wenn er oder sie es gewollt hätten, hätten sie doch schon lange die Möglichkeit dazu gehabt. Außerdem glaubte Lois nicht, dass es darum ging. Dieses Phantom hatte sich schon auf der Insel alle Mühe gegeben, sie am Leben zu halten.

Jimmy legte sein Ohr an die Stahltür und horchte einen Moment. Auf sein: „Ich höre absolut nichts“, forderte Lois ihn auf, die Tür zu öffnen.

Er drückte die Klinke hinunter und zog die Tür einen Spalt weit auf. Einen unendlich langen Moment, gefühlte Stunden, in denen sie alle den Atem anhielten, passierte gar nichts. Bis sich Lois der ungesund wirkenden, orangenen Notbeleuchtung des Treppenhauses bewusst wurde, die nun ihren Schein in die Garage warf. Es war niemand hinter dieser Tür.

Dann erst atmete sie wieder. „Los, kommt. Und leise!“, flüsterte Lois und ging voran. Die anderen folgten. Doch dann stand die nächste Frage im Raum, nach oben oder unten? „Perry“, wandte sie sich leise an ihren Chef, „Sie kennen das Gebäude am besten. Wo würden Sie sich verstecken?“

Der Chief rückte näher zu ihr auf. „Das Dach hat einige Winkel und Nischen. Es war in den Achtzehn-Achtziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts üblich, so zu bauen. Aber auch unter der Tiefgarage gibt es meines Wissens nach einen Raum, in dem sich früher die Heizung und der Stromgenerator befunden haben. Hat, glaube ich, auch einen Zugang zum U-Bahn-System.“

Ja! Das war es. Nicht einzusehen aber mit Fluchtmöglichkeit – und einem guten Einblick ins Planet-Gebäude. „Okay. Wir gehen nach unten!“ Plötzlich verschwand die Unsicherheit und Lois spürte dieses Kribbeln, hatte das Gefühl, einer Fährte auf der Spur zu sein, als würde sie einen Geruch aufnehmen. Vielleicht sogar schon ganz dicht an einer Lösung zu sein.

Sie ging um die Treppe, die sie nach oben geführt hätte, herum und gleich wurde es noch einmal dunkler. Aber auch hier funktionierte die Notbeleuchtung, auch wenn sie mit ihrem fahlen Licht den Eindruck erweckte, sie stammte noch von den Erbauern persönlich. Der Boden war dreckig, sandig und das Treppengeländer rostig. Die Stufen, die sie immer weiter in den Schlund des Gebäudes führten, wirkten brüchig. Ein schleimig-modriger Geruch umfing sie und eine gespenstische Stille. Alles mahnte sie, umzudrehen.

Lois verfluchte sich dafür, jemals in einem Kino gewesen zu sein. Warum musste sie gerade hier an eine Mischung aus Norman Bates und den Schleimmonstern aus Ghostbusters denken? Auch die Tatsache, dass sich ihre Augen immer mehr an die Dunkelheit adaptierten, verfluchte sie fast. Schwarze Schatten, Geisterbilder in Orange an den Wänden und nicht genau zu wissen, worauf sie trat, machte es nicht leichter. Jeder Schritt ließ sie an das Knirschen berstender Chitinpanzern von Millionen Mistkäfern denken. Verdammter Mumien-Film. Aber sie ließ sich nicht ablenken und führte die anderen drei, die ihr mehr zögerlich als überzeugt folgten, immer tiefer. Bis sie wieder an eine Stahltür kam. Doch war sie verschlossen? Wie es zu erwarten gewesen wäre?

Während sie die Luft anhielt und versuchte ihr eigenes Herz zu überreden, gerade jetzt viel ruhiger zu schlagen, drückte sie die Klinke hinunter. Äußerst sachte und ganz langsam.

Sekunden wurden zu Stunden. Da! Das Schloss klickte auf. Gab den Weg frei. Ihr Herz blieb fast stehen.

Das Licht wechselte nun in einen leichten Blauton, aber immer noch war es eine sehr spärliche Beleuchtung. Sie waren am tiefsten Punkt des Treppenhauses angelangt. Die Treppe, die gleich danach folgte und sie noch weiter in die Tiefe führen würde, war aus Metall, wirkte fast wie eine Leiter. Unter der Decke verliefen viele Rohre und Kabel, all das ließ einen eher an den Maschinenraum eines alten Ozeanriesen wie der Titanic denken als an den Keller eines Hauses mitten in der Stadt.

Doch während sie vor der gerade passierten Stahltür von einer bedrückenden Stille umgeben gewesen waren, mischen sich hier nun Geräusche in das unheimliche Licht. Nicht genau zuzuordnen im ersten Moment, ihre Quelle war sicher noch weit entfernt, aber je länger sich Lois darauf konzentrierte, desto deutlicher wurden sie. Neben Klopfen und Summen, das einfach von einer Maschine herrühren konnte, meinte sie Stimmen zu hören: mehrere Stimmen, die durcheinander sprachen. Vielleicht sogar in unterschiedlichen Sprachen. Was sollte das…? Ah, vielleicht von Monitoren, Fernsehern? Der Gedanke hatte etwas Tröstliches, bedeutete er doch, dass sie sich nicht unweigerlich einer ganzen Armada von Gegnern gegenüber sehen mussten. Vor einem Monitor konnte ein einzelner Mensch sitzen. Oder sogar niemand.

Lois wollte gerade den nächsten Schritt in Richtung der ersten Stufe in die Tiefe machen, als Jimmy sie an den Schultern zurückhielt. Für eine Sekunde löste seine Berührung fast einen Herzinfarkt bei ihr aus. Aber dann erkannte sie in dem spärlichen Licht, dass er auf eine Platte im Boden direkt vor der ersten Stufe zeigte und mit dem Finger bedeutete, sie solle besser nicht darauf treten. Vielleicht vermutete er eine Art Bewegungsmelder.

Also machte sie einen großen Schritt darüber und ging dann weiter abwärts, Sprosse für Sprosse. Die anderen folgten, erst Jimmy, dann Lucy und als letztes der Chief. Es war erstaunlich, sie alle vier bewegten sich praktisch geräuschlos. Das beruhigte Lois ein wenig, obwohl ihr in Wahrheit das Herz bis zum Hals schlug.

Mit jedem Meter nach unten wurde das Licht etwas heller, was es ihnen erheblich leichter machte. Nach ein paar Stufen kamen sie in einen langen Gang ohne jede Tür oder Durchgang. Einfach nur ein langer Tunnel. Wände aus grobem Putz und immer mehr von diesen Rohren unter der Decke. Aus manchen von ihnen leckte etwas heraus, was Lois aber gar nicht genauer wissen wollte.

Die fernen Stimmen wurden allmählich lauter, differenzierter, männliche und weibliche. Auch meinte Lois hin und wieder das Wort Superman herauszuhören, doch immer mit einem anderen Akzent versehen. Auch das sprach für Fernsehmonitore und zwar mehrere. Das alles stärkte in ihr das Gefühl, dass sie von ihrer Intuition doch nicht getäuscht worden war und sie sich vielleicht tatsächlich immer weiter auf die Schaltzentrale des Phantoms zubewegten.

Bis sie dann wirklich an einen Durchgang kamen und Lois sich vorsichtig traute um die Ecke zu sehen. Sie fragte sich unter einem infernalen Herzklopfen, was sie hier vorzufinden erwartete. Ein Gegner, oder viele? Je weniger, umso besser. Psychopath? Aller Wahrscheinlichkeit nach, ja. Bewaffnet oder so selbstgefällig, dass er das als nicht nötig erachtet? Es war beides denkbar.

Dann gab sie sich einen Ruck und blickte um die Ecke.

Fortsetzung folgt…

Re: Geheimnisvolle Insel 1/10

BeitragVerfasst: Fr 24. Jun 2011, 08:39
von Magss
Teil 10

Das Bild, das sich ihr darbot, überraschte sie. Ein einzelner Mann saß an einer Art Schaltpult. Vor ihm in der Tat kleine Fernsehmonitore, wie sie es vermutet hatte. Der Mann saß mit dem Rücken zu ihnen und schaltete bei den sechs Monitoren immer wieder zwischen verschiedenen Darstellungen hin und her. Es waren Nachrichten. Verschiedene in unterschiedlichen Sprachen. Ihrem Inhalt war nicht ganz einfach zu folgen, da der Mann immer wieder mal in eine andere Darstellung umschwenkte. Aus den englischsprachigen Bruchstücken konnte Lois nur schließen, dass es um Kriegserklärungen ging. Und dass Superman wohl den absoluten Ernstfall verhindert hatte oder immer noch verhinderte. Und immer wieder verhinderte. Offenbar hatten die beteiligten Nationen ihre Drohung wahr gemacht und wollten zünden. Aber genau das schien nicht zu funktionieren.

Der Mann, vielleicht von mittlerem Alter und dunklen Haaren, kam Lois entfernt bekannt vor, aber vielleicht lag das nur daran, dass er sehr durchschnittlich wirkte. Er fühlte sich offenbar vollkommen sicher, sprach halb gelassen und halb amüsiert vor sich in: „Superman, du Kakerlake, wie du auch immer aus deinem dunklen Kellerloch heraus gekommen bist, damit hast du dann doch nicht gerechnet…“ Er gab ein dreckiges Lachen von sich. „Eine Anlage entschärft, einmal um die Welt geflogen und – haha – schon sind sie alle wieder intakt. Das hättest du nicht gedacht, nicht wahr?“ Wieder und wieder schaltete er zwischen den Monitoren hin und her, verfolgte offenbar so Clarks Weg. „Aber verdammt, du bist doch schneller als ich gedacht hatte, um sie wirklich wieder hochfahren und zünden zu können…“ Noch einmal eine andere Sendung. „Also machen wir beide immer weiter – du entschärfst, ich baue sie wieder auf. Interessant wird nur, wem zuerst die Kraft ausgeht. Ich sitze hier ganz entspannt und du fliegst ein ums andere Mal um die Welt.“ Er lachte wieder. Auch dieses Lachen kam Lois entfernt bekannt vor, aber es war wie eine Erinnerung, die sie nicht greifen konnte.

Selbst seine Stimme löste dieses Erinnerungsgefühlt bei ihr aus. Doch Lois versuchte ihre Aufmerksam auf etwas anderes zu lenken, versuchte abzuschätzen, wie stark ihr Gegner war. Wie sportlich, wie schnell. Ob er auch eine Kampfsportart beherrschte. Und wenn ja, wie gut. Er war schlank und durchaus kräftig gebaut. Aber etwas in ihr, etwas wie eine innere Stimme, sagte ihr, dass er seinen Körper nicht wirklich sehr effektiv einsetzen konnte. Wieder sah sie eine Filmsequenz in ihrem Kopfkino: Eine Frau, die sich gegen einen Mann, der diesem hier ums Verwechseln glich, im Kampf stellte. Sie schlug ihn. Er versuchte auch sie zu schlagen, aber sie wich aus. Schnell und geschmeidig. Und seine Schläge waren… „Wissen Sie was? Sie schlagen zu wie ein Mädchen!“ Sie lachte zufrieden und ließ ihn am Boden liegen, verblüfft und halb bewusstlos. Was war das nur für ein Film gewesen? Normalerweise vergaß Lois nie den Titel eines Films. Doch das war in diesem Moment nicht so wichtig.

Sie brauchten einen Plan. Denn ewig konnte Clark diesen Kampf ganz sicher nicht führen. Auch, wenn er dabei immer wieder an der Sonne vorbeiflog um sich zu regenerieren. Lois hatte noch keine wirkliche Vorstellung, wie dieser Mann es schaffte, die gerade entschärften Anlagen binnen Sekunden wieder aufzubauen. Er war ja schließlich nicht vor Ort, er saß hier. Aber irgendetwas tat er schließlich. Und ganz gleich, was es war, sie mussten ihn daran hindern.

Mit ihren Mitstreitern konnte sie sich nur nonverbal verständigen. Hoffentlich funktionierte das… bitte, bitte!

Lois zeigte den anderen dreien mit ihren Händen, dass sie losgehen und diesen Mann festsetzen würde. Mit dem Hals-Knebler sollte das gehen. Was hatte ihr Tae-Kwon-Do-Lehrer immer gesagt? Wende ihn nur an, wenn du jemanden wirklich nicht leiden kannst. Er ist nicht ganz ungefährlich. Genau das Richtige also. Jimmy bedeutete sie, sich dann um die technische Anlage zu kümmern. Wie auch immer dieses Phantom die Abschussanlagen wieder aufbaute, sie mussten ihn davon abbringen. Und seine technische Anlage lahm zu legen, könnte sicher schon einmal ein Anfang sein.

Ihr sich gerade bildendes Magengeschwür ignorierend und bevor Lois noch Angst vor ihrer eigenen Zivilcourage bekommen konnte, ging sie auch schon los. Genauso leise wie bisher. Katzengleich schlich sie sich an. Bis sie die Haare des Mannes in seinem Nacken erkennen konnte. Dann griff sie blitzartig zu. Den rechten Arm von rückwärts um seinen Hals geschlungen. Ihre rechte Hand zur Stabilisierung in die Beuge ihres linken Arms gedrückt und dann den linken Arm anziehen. Auch als Frau bekam sie so ein Maximum an Kraft mobilisiert. Und Stabilität. Sie wusste genau, wovor ihr Lehrer sie gewarnt hatte.

Denn das bekam das Phantom nun zu spüren. Ihm blieb die Luft weg. Er begann zu strampeln. Undeutliche Laute heraus zu gurgeln, zu würgen. Ruderte mit den Armen. Bekam aber keine wirkliche Chance, ihr gefährlich zu werden. Sie wusste genau, das unkoordinierte Rudern brachte ihm gar nichts. Und bald, sehr bald würde ihn die Kraft verlassen.

Lois hörte die anderen um sich herum, hörte ihre Schritte. Aber sie konzentrierte sich ganz auf den Kerl, der langsam in seiner Abwehr nachließ. Urplötzlich zuckte er merklich zusammen und spuckte noch einige erbärmliche Laute aus. Lucy stand genau vor ihm und hatte offenbar ihr Knie zum Einsatz gebracht. Und zwar auf den Punkt. Sie lächelte.

Erst jetzt sah Lois sich um, Jimmy tippte bereits wie wild in die Tasten dieser Steueranlage. Er fluchte gelegentlich, arbeitete aber sehr konzentriert. Perry kam kurz darauf mit einem Kabel an, dass er unter dem Schaltpult hervorgezogen hatte und begann ihren Widersacher mit Lucys Hilfe zu fesseln.

Doch erst als dieser fest verschnürt war und wie ein Sack Kartoffeln am Boden lag, traute sich Lois wieder durchzuatmen. Bisher war ihr nicht einmal aufgefallen, dass sie sich kaum getraut hatte Luft zu holen. Ihr taten die Arme weh, aber das war egal.

„Jimmy, hast du etwas?“, fragte sie ihren Kollegen.

Ohne sich umzusehen, grummelte der nur: „Hm, weiß nicht…“ Lucy gesellte sich zu ihm und sah ihm über die Schulter. Stellte sich wirklich ganz dicht hinter ihn. Legte ihm sogar ihre Hand auf die Schulter. Woraufhin Jimmy ein wenig zu wachsen schien, er arbeitete aber unbeirrt weiter.

Das bescherte Lois ein flüchtiges Lächeln, am besten sollte sie die beiden eine Weile nicht stören. Und während sich Lois noch immer über die Arme strich um die Muskeln wieder zu entspannen, sagte Perry:

„Er hat etwas auf der Haut kleben.“ Was der Chief dem immer noch am Boden Liegendem nun aber abnahm. Er reichte Lois ein Metallplättchen von der Größe einer Münze.

Das Phantom krächzte daraufhin: „NEIN!“

Fast gleichzeitig rief Lucy ganz aufgeregt: „DA! Die Lampen gehen aus.“ Dabei zeigte sie auf eine Leiste mit mehreren Lampen, die gerade noch grün geleuchtet hatten.

Der Mann am Boden röchelte so sehr, dass Lois sich schon fragte, ob sie ihm nicht doch den Kehlkopf gebrochen hatte. Aber er brachte mühsam doch noch ein paar Worte heraus: „So… reißt doch die Verbindung… ab.“

Perry White ging nun unbeeindruckt auch zu dem Tisch mit den Monitoren und beobachtete, was sich dort tat. Nach einem kurzen Moment sagte er immer noch konzentriert die Fernsehschirme im Blick: „Schaut. Jetzt kann Superman die Systeme entschärfen. Sie bauen sich nicht wieder neu auf.“

„Woran sehen Sie das?“, fragte Lucy und nahm Lois damit die Worte aus dem Mund.

Doch statt des Chiefs meldete sich Jimmy zu Wort: „Er hat aber Recht. Hier, diese Zahlen sind die aktiven Systeme.“ Er zeigte mit der für ihn so typischen verspielten Begeisterung auf einen Schirm, der keine Nachrichtensendung, sondern bloße Zahlenreihen abbildete. „Bis eben sind die Zahlen immer sofort wieder nach oben geschnellt, kaum dass Superman weg war. Doch nun bleiben die Werte unten, nachdem Superman einmal dort gewesen ist.“

Auch Lois war zu den anderen getreten und schaute auf den gerade erwähnten Monitor. Sie verstand nicht ganz genau, woran Jimmy das erkennen wollte, sie sah nur Zahlen, betete aber im Stillen, dass dem wirklich so war. Clark konnte sicher einmal eine Pause gebrauchen. Er flog schon seit Stunden um die Erde, immer wieder. Aber mit seinem ständigen Entschärfen hatte er diesen Kerl beschäftigt und ihnen so die Chance eingeräumt, ihn zu übertölpeln. Das war Team-Work.

Sie alle waren sehr entspannt. Lachten. Kommentierten jedes „Es stoppt!“ der Nachrichtenticker mit Jubel. Diskutierten ihren Erfolg. In diesem Begeisterungssturm drehte sich Lois herum, machte sich plötzlich bewusst, dass sie schon eine Weile niemanden mehr gurgeln gehört hatte. Und da traf sie dann endgültig der Schlag. „Er ist weg!“

Entsetzt lief sie zu der Stelle, wo eben gerade noch der geknebelte Kartoffelsack gelegen hatte. Den Perry an Armen und Beinen gefesselt hatte. Wie konnte er sich bewegen? Verschwinden. Machte sich sofort den Vorwurf, dass ihn niemand beobachtet hatte. Oh verdammt!

„Wie?“ und „Wo?“ waren dann auch die einzigen Kommentare. Sie waren fassungslos. Jimmy und Lucy liefen herum und suchten den Raum ab, in der Hoffnung, ihn doch noch zu finden. Aber er schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Genau wie vor ein paar Tagen schon. Genau wie seit dem Zeitpunkt, als er das erste Mal aufgetaucht war. Genau wie immer. Wie bewegte sich dieser Mann nur von A nach B?

Dann hörten sie plötzlich Schritte.

Aus der Richtung, aus der auch sie hierher gefunden hatten.

Schritte von einem Menschen, sie kamen näher.

Lois stand einfach nur dort wie gelähmt und fragte sich, wie schlimm es denn nun war, dass dieser Mann, von dem sie noch nicht einmal seinen Namen erfahren hatten, gerade wieder fort war. Und fragte sich, wessen Schritte sie hörten. Und fragte sich, was sie tun konnte.

Dieser Augenblick quälte sich unendlich langsam dahin, wollte einfach nicht vergehen.

Auch Perry, Lucy und Jimmy standen einfach nur still da und warteten, als wusste einfach niemand, was nun am besten zu tun wäre.

Bis ein lautes „Lois!“ die Stille durchbrach. Und glücklicherweise war es eine vertraute Stimme, es war Clark, der ihren Namen rief.

„Wir sind hier“, beeilte sich Lois zu antworten. Atmete endlich aus und entspannte sich augenblicklich. Fragte sich aber auch sofort, ob er ihren Standort nicht schon längst gesehen hatte. Er war ja schließlich der, der durch Wände sehen konnte.

Clark bog um die Ecke und Lois sah ihm an, dass er müde war, blass. Die anderen hingegen begrüßten ihn begeistert, erzählten, was sie alles heraus gefunden hatten, fragten, ob er schon wüsste, dass Superman es wohl offenbar geschafft hatte. Dass die Krise gebannt war. Selbst wenn es noch eine Weile dauern dürfte, bis die politischen Wellen irritierter Staatsoberhäupter geglättet wären.

„Ja, das hat mir Superman berichtet“, war seine kurzangebundene Antwort darauf.

Oh, mit welcher Leichtigkeit er diese Lüge von sich gab. Lois erschauderte bei dieser Einsicht. Und wie viele dieser Lügen Lois so oder so ähnlich schon gehört hatte. Sie ärgerte sich über sich selbst, über ihre Blindheit und Ignoranz.

Fragte sich aber auch gleichzeitig, ob es denn nicht passend wäre, wenn sie sich vielleicht mit einem Kuss begrüßten. Hatte er sich doch auch so von ihr verabschiedet. Lois wunderte sich über diesen Gedanken und versuchte die Achterbahnfahrt ihres Magens zu ignorieren.

Sie brachten sich gegenseitig auf den Informationsstand, sprachen oftmals alle durcheinander und bekamen nur langsam einen chronologischen Ablauf der Ereignisse zusammen. Doch nach und nach fügten sich die Puzzle-Steinchen zusammen.

Clark erzählte von Supermans Eindrücken – immer in der dritten Person! – rund um den Erdball. Die Route, die er mit Lucy ausgearbeitet hatte, war gut, aber kaum dass er alle in Frage kommenden Abschussrampen einmal aufgesucht hatte, musste er beim nächsten Darüberfliegen feststellen, dass sie wieder scharf waren. Wie von Geisterhand.

„Superman hat diesen Unbekannten gesehen“, erzählte Clark mit einer Stimme, der zumindest Lois eine leichte Abgeschlagenheit anmerken konnte. „Er war immer vor Ort. Aber es war nicht nur einer, sondern mehrere, sahen aber alle gleich aus. Wie… Klone.“

„Klone?!“, fragten Lucy und Jimmy aus einem Mund.

„Aber, Clark, er ist weg. Wir hatten ihn. Er war doch hier. Gefesselt und verschnürt. Aber dann war er plötzlich weg“, machte sich Lois ihrer Verärgerung darüber Luft.

Perry mischte sich ein: „Er hatte etwas auf der Haut kleben, am Hals. Lois, wo…?“ Er sah seine Reporterin an und sie reichte dem Chief daraufhin dieses münzenartige Gebilde. „Ah ja. Sieh dir das an.“

Clark nahm dieses Metallstückchen und betrachtete es genauer. Schob seine Brille dabei ein kleines Stück nach unten. Lois war klar, dass Superman diesen besonderen Blick, seinen Röntgenblick oder diesen Vergrößerungsmodus hatte. Und sie hatte Clark schon so oft bei diesem Vorgehen beobachtet, aber natürlich war ihr nie in den Sinn gekommen, was Clark dabei alles sehen konnte. Wie sollte sie auch?

„Da ist etwas geschrieben… Made in Cleveland ® 2148, 2188 J.W. SPEAR & SONS PLC.“

Lucy fragte skeptisch: „Wo steht etwas? Ich seh‘ da gar nichts.“

Bei Lois siegte die Neugierde über ihren Ärger. „Was sollen die Zahlen bedeuten?“ Sie standen alle um dieses kleine Stück Metall herum, als erwarteten sie sich daraus alle Antworten.

Ihr Chef antwortete ganz sachlich: „Normalerweise steht direkt nach dem Copyright-Zeichen das Jahr, in dem das Patent dafür angemeldet wird…“

Das wusste Lois auch. „Aber das würde ja bedeuten…“

„Ja genau, das denke ich auch…“ Clark sah sie an. „Dieses Teil stammt aus der Zukunft.“

„Es würde einiges erklären, nicht wahr?“, warf Jimmy mit einem Grinsen ein. „Auch, dass der Typ so einfach verschwinden konnte, oder?“

In Lucys Frage schwang dann komplettes Unverständnis mit: „Zukunft…?! Du meinst, der Typ ist ein Zeit-Reisender?!“

„Was, wenn es einfach nur darum ging, die Welt von Superman zu zerstören?“, fragte Lois gedankenversunken. Sie wusste, dass diese These vollkommen absurd klingen musste. Der Eindruck, diesen Mann schon einmal gesehen zu haben, paarte sich mit dem Gefühl, ihn auch schon einmal besiegt zu haben. Vielleicht in einer noch bizarreren Situation als dieser. Erklären konnte sie das nicht, es war immer noch, wie der Name, der ihr auf der Zunge lag.

Und was, wenn sie darüber nichts schreiben konnte? In diesem Moment fühlte Lois eine bleierne Müdigkeit in ihren Knochen. „Ich mag nicht mehr. Ich bekomme auch keinen klaren Gedanken mehr zusammen. Wir haben die Welt gerettet, warum auch immer. Das sollte doch wohl reichen, oder? Für heute. Clark, würdest du mich bitte nach Hause bringen? Halt! Die Welt ist nicht im dritten Weltkrieg versunken – darüber können wir schreiben. Nein, darüber müssen wir…“

Alle sahen sie an und verdrehten die Augen, als wollten sie sagen, dass Lois aufhören sollte zu plappern. Nur Clark kam ihr noch ein Stück näher. Und er lächelte. Flüsterte ihr ein „Den hat Clark schon geschrieben“ ins Ohr. Und plötzlich spürte sie seine Lippen. Warm, weich und mit einer elektrisierenden Energie, die sie bis in die Fingerspitzen wahrnahm. Bemerkte, wie sie sein Atem kitzelte. Gänsehaut und Kribbeln im Magen, aber all das fühlte sich unglaublich gut an. Endlich bekam sie den Kuss, den sie schon vor einer Ewigkeit erwartet hatte.

Sie hatte das Gefühl, diesen merkwürdigen Kerl nicht das letzte Mal gesehen zu haben. Aber das konnte warten. Jetzt und in diesem Moment waren andere Dinge wichtig (wann war das so wichtig geworden?) und sie erwiderte Clarks Kuss.

Diesmal störte es sie überhaupt nicht, dass alle es sahen.

ENDE

(sorry übrigens, ich habe mich verzählt…, es sind nur 10 Teile)




Ich denke, ich muss meinen Disclaimer mal etwas erweitern, denn ich habe in dieser FF sehr viele Filme erwähnt. Die Anleihe für den Titel habe ich bei Jules Vernes Verfilmung „Geheimnisvolle Insel“ gemacht. Sir Alfred Hitchcocks „Über den Dächern von Nizza“ und „Psycho“ finden sich in Robie der Katze und in dem Bild des Messermörders wider. “Ghostbuster“ brachte mir das Schleimmonster. Aus „Die Mumie“ habe ich das Bild des Laufens auf den Mistkäfern entliehen.