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Böses Erwachen

BeitragVerfasst: Fr 5. Aug 2011, 08:22
von Magss
Und noch eine „ältere“ FF von mir. Erstmals gepostet am 26.10.07

Es gibt im Laufe der 2. Staffel etwas, das ich total spannend finde. Lois reagiert auf das Werben von Dan Scardino und Mayson Drake becircst auf sehr offensichtliche Weise Clark. Eine unglaublich spannungsgeladene Situation. Nur in den tatsächlichen Folgen lösen sich die beiden sehr interessanten Charaktere ab. Scardino taucht auf, nachdem Mayson tot ist. Aber was wäre gewesen, wenn beide zur selben Zeit um Lois und Clark gebuhlt hätten? Wenn beide eine Alternative gehabt hätten?

Eine mögliche Antwort darauf könnte so aussehen.

Zeitpunkt: 2. Staffel, so etwa Folge 2.14, 2.15 oder 2.16

Inhalt: Lois ist am zweifeln, sie kann sich nicht entscheiden zwischen Dan Scardino und Clark. Der eine zeigt seine Zuneigung ganz offen, aber ist er der Richtige? Der andere verschwindet dauernd und scheint persönlichen Gesprächen aus dem Weg zu gehen.

Und Clark? Er ist fasziniert von der offenen und ehrlichen Art von Mayson Drake, aber Mayson kann Superman nicht leiden. Ganz im Gegensatz zu Lois, aber Lois scheint für Clark gerade nicht so viel übrig zu haben.
Und dann gibt es eine verhängnisvolle Nacht...

Auch diese Geschichte habe ich mit den beiden Super-Betas Lara Joelle Kent und KitKaos geschrieben und dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei beiden ganz herzlich und aufrichtig bedanken. Ihr beide habt mir einfach unglaublich geholfen - DANKE!

Disclaimer: Die Serie "Superman - die Abenteuer von Lois & Clark", Clark Kent, Lois Lane, Daily Planet, Metropolis, Krypton – all das gehört nicht mir und die Charaktere auch nicht, sondern denen, die die Idee hatten, Jerry Siegel, Joe Shuster oder DC-Comics, um nur einige zu nennen. Nur die Idee für diese Geschichte ist meine. Ich schreibe nur für mich, und verdiene kein Geld damit.

Über Kommentare (und damit meine ich wirklich positive wie negative) würde ich mich natürlich riesig freuen.





Böses Erwachen


Verpflichtungen

Lois und Clark bestiegen den Fahrstuhl des Daily Planet, der sie in die Redaktion brachte. Lois lachte während sie versuchte sehr ernst zu klingen. "Clark, ich bitte dich, diese Preiserhöhung für diesen läppischen Kaffee, der noch nicht mal schmeckt, ist einfach völlig überzogen."

Clark schüttelte den Kopf darüber dass sich seine Partnerin so über diese Preiserhöhung für ihren morgendlichen Coffee-to-go aufregen konnte. Aber auch er lachte, als er sagte: "Lois, es ist doch wirklich nicht so schlimm. Wir beide verdienen wirklich genug, um uns den Kaffee auch noch nach dieser Erhöhung leisten zu können. Und vergiss nicht, er reicht dir deinen persönlichen Kaffee immer schon entgegen, bevor du auch nur guten Morgen sagst."

Die Fahrstuhltüren öffneten sich und die beiden betraten die Redaktion. "Nein Clark, das ist eine Sache des Prinzips. Ich denke ernsthaft darüber nach, meinen Kaffee zukünft..." Doch Lois sprach ihren Satz nicht zu Ende. Schon von hier aus sah sie auf ihrem Schreibtisch wieder ein neues... Geschenk von Dan Scardino, eines dieser sehr innovativen. Und wie immer verschlug es ihr die Sprache.

Clark folgte ihrem Blick und grinste. Ihm entschlüpfte gerade ein: "Hmpfgr..."

Doch Lois sah ihn drohend an, während sie langsam auf ihren Schreibtisch zuging. "Sag ja nichts! Du verstehst doch nichts von... solcher... Kunst." Sie merkte selber, dass sie nicht sehr überzeugend klang, aber was sollte sie tun? Sie konnte doch Clark gegenüber nicht eingestehen, dass sie die meisten Geschenke von Dan nicht leiden konnte. Entweder weil sie scheußlich waren, oder weil sie sie nicht verstand, so sie denn überhaupt zu verstehen waren.

Heute hatte er ihr ein... Gebilde geschickt, irgendwie war es eine sehr vereinfachte Form des indischen Gottes Shiva, mit dem Kopf einer weiblichen Barbie-Puppe, der in seinen acht Armen Dinge hielt, die in Lois' Augen keinen Sinn machten, wie ein Teil einer Computerplatine, ein Gummibärchen, ein Freundschaftsring aus einem Kaugummiautomaten, ein kleiner Kaktus aus Plastik, eine Sonnenbrille und einen Autoschlüssel. Denn zwei seiner Hände waren leer. Lois fragte sich kurz, ob er schon etwas verloren hatte, oder ob die zwei leeren Hände einen Sinn hatten. Hatte denn der Rest einen Sinn? Und was wollte Dan ihr damit sagen?

Aber Clark gegenüber musste sie so tun, als verstünde sie die Geschenke von Dan und als freute sie sich sogar darüber. Sie wollte einfach nicht, dass er merkte, dass sie diese Seite an Dan, wenn sie ganz ehrlich war, auch nicht leiden konnte. "Dan hat eine ganz eigene Sicht der Dinge und der Welt im allgemeinen..."

"Und im besonderen von dir, wenn er dich mit solchen Scheußlichkeiten beehrt." Nach dieser Bemerkung ging Clark vorsichtshalber in Deckung.

Lois schob Clark weiter in Richtung seines Schreibtisches und wollte das Gespräch damit beenden. Manchmal beneidete sie Clark um so eine Verehrerin wie Mayson Drake, sie zeigte ihre Gefühle zwar so deutlich, dass die ganze Stadt bereits wusste, dass sie ihr Herz an Clark verloren hatte, aber sie brachte ihm niemals peinliche Geschenke mit. Trotz dieser und noch einiger weiterer sympathischen Seiten an Mayson wusste Lois, dass sie sie nicht leiden konnte. Und was Clark anging, sie war sich nicht sicher, ob er Mayson wirklich gerne mochte, oder ob er es nur nicht fertig brachte Mayson einen Korb zu geben. Hin und wieder wenn Mayson in der Redaktion auftauchte, lachte der eine oder andere der Kollegen. Aber konnte es nicht sogar sein, dass Mayson das sehr wohl merkte und trotzdem kam, einfach nur, um Clark nah zu sein. Konnte einen die Liebe dazu bringen sich bewusst lächerlich zu machen? Könnte es sein, dass Clark für Mayson das selbe empfand? Aber Lois wollte jetzt nicht weiter über Mayson Drake nachdenken.

Und was sollte sie mit all den Geschenken von Dan machen? Sie fand sie doch selber scheußlich. Vielleicht musste sie mit Dan darüber reden. Sie musste ihm einfach klar machen, dass er ihr keine Geschenke zu machen brauchte. Dann würde auch Clark endlich aufhören zu sticheln. Und sie würde sich nicht verpflichtet fühlen, sich dafür auch noch zu bedanken.


Verwirrungen

Dies war irgendwie ein merkwürdiger Tag. Im Nachhinein betrachtet lief der ganze Tag schon irgendwie schräg. Den ganzen Vormittag über war die Stimmung zwischen Lois und Clark irgendwie angespannt. Aber auch Clark selber war lange nicht mehr so locker und entspannt, seit dieser... dieser Agent Scardino, dieser 'nennen Sie mich Dan'... aufgetaucht war. Clark konnte wirklich nicht verstehen, was Lois an ihm fand, er war ein Blender, ein Angeber und immer dieses blöde Grinsen, was wahrscheinlich ein Lächeln sein sollte. Sicher dachte Scardino, dass es nett aussehen würde, dabei war es einfach nur lächerlich. Und dann diese überflüssigen und albernen Geschenke. Selbst Lois waren sie peinlich, das merkte Clark ganz deutlich, aber sie konnte es nicht so recht zugeben.

Eigentlich hatte Lois wirklich einen guten Geschmack, obwohl Clark sich eingestehen musste, dass er niemals einen Mann kennen gelernt hatte, den Lois soweit an sich heran ließ, bis auf Lex Luthor und das war ja nun auch nicht gerade ein Zeichen guten Geschmacks. Aber warum ausgerechnet dieser Scardino? Das verstand er wirklich nicht. An diesem Mann war so gar nichts Nettes, obwohl er schon irgendwie nett war, aber auf eine unangenehme Art und Weise. Und er war auch nicht attraktiv. Gut, er sah ja nicht schlecht aus, fand Clark, aber nun ganz bestimmt auch nicht gut. Also was fand Lois nur an Scardino? Dieses Problem versuchte Clark schon seit Tagen zu lösen, bisher ohne Erfolg.

Gegen Mittag kam Mayson Drake in die Redaktion und lud Clark dann zum Mittagessen ein. Er wollte gerade ablehnen, er war sich seiner Gefühle Mayson gegenüber überhaupt nicht im Klaren. Aber Lois kam ihm zuvor und sagte: "Geht ruhig, es ist okay. Ich bleibe hier und bin da, wenn James endlich anruft." Lois und Clark warteten auf den Rückruf eines Informanten. Was blieb ihm anderes übrig, als 'ja' zu sagen? Es sah fast so aus, als würde Lois ihn in diese Verabredung mit Mayson treiben - warum nur? Was bezweckte sie damit? Wollte sie, dass sie sich aus dem Weg gingen? Oder ob es nur Zufall war?

Mayson war über diese Entwicklung jedenfalls offensichtlich sehr froh. Zuversichtlich lächelte sie Clark an und selbst für Lois hatte sie ein freundliches Lächeln parat. Sie versuchte Clark schon seit Tagen immer mal wieder zu einer Verabredung zu überreden.

Das Essen war sehr nett, er mochte Mason, soviel war klar. Nur, wie sehr mochte er sie, war es mehr als nur mögen? War dies eine Beziehung mit Zukunft? Mehr Chance auf eine Zukunft, als die Sache mit Lois? Und - wollte er das wirklich?

Fragen über Fragen, auf die Clark keine Antwort hatte.

Irgendwann sagte Mayson zu ihm: "Clark, das ist nicht einfach für mich, aber ich glaube die Art und Weise wie ich mich an dich ranschmeiße, macht deutlich, dass ich gewisse Gefühle für dich habe..." Erwartungsvoll sah sie Clark an, der jedoch nichts sagte. "Jetzt warte ich eigentlich darauf, dass du sagst, ich empfinde das gleiche für dich, Mayson."

Eigentlich fand Clark das sehr erfrischend. Im Gegensatz zu Lois war sie sich über ihre Gefühle im Klaren und machte auch keinen Hehl daraus. Aber da Clark sich über seine Gefühle für Mayson nicht im Klaren war, konnte er mit der doch sehr offenen Art von Mayson jetzt gerade nichts anfangen. Trotz allem war das die Offenbarung, vor der er sich immer gefürchtet hatte. Wenn sie jetzt weitersprach, musste er irgendetwas darauf antworten - aber was? 'Ich dich nicht' würde Mayson verletzen und war auch nicht wirklich wahr. Aber 'ich dich auch' stimmte auch nicht unbedingt.

Und es gab da noch das Problem Superman. Mayson konnte Superman nicht leiden, es war fast so, als verachtete sie ihn, aber Superman war ein Teil von Clark. "Mayson, so leicht ist das alles nicht."

"Wenn es Lois ist, dann sag es doch."

Am liebsten hätte er auf diese Frage nicht geantwortet, aber Clark wusste, dass Mayson fairer Weise eine Antwort verdient hatte. "Ich kann dich gut leiden und ich kann Lois gut leiden."

Das war sicher nicht die Antwort, die sie erwartet hatte, aber sie fasste all ihren Mut zusammen und fing gerade an zu sagen: "Clark... ich..."

Clark wünschte sich weit weg, sehr weit weg. Da hörte er entfernt eine Sirene und dankte dem Himmel, Superman wurde gebraucht.

Auch wenn er wusste, dass seine Ausreden hin und wieder etwas dünn klangen, dieser Hilferuf gab ihm die Möglichkeit, jetzt sofort aufzubrechen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, wenigstens vor sich selber.

Während er seine Ausrede stammelte, "Mayson, es tut mir leid, es tut mir so leid, aber das ist jetzt wirklich wichtig. Wir reden später weiter...." war er auch schon weg.

Die Sirene kam aus dem Süden Metropolis'. Aber er hörte noch, wie Mayson ihren begonnen Satz beende, als er schon außer Hörweite war. Ihr "Ich liebe dich." konnte er noch deutlich hören und es bestätigte augenblicklich all seine Verdachtsmomente.

Jetzt war er diesem Geständnis entkommen, aber Mayson würde es wieder sagen, soviel war sicher. Er hatte sicher nicht immer das Glück, dass Superman gebraucht wurde.

Vielleicht sollte er, um etwas Durchblick in sein eigenes Gefühlschaos zu bringen, auch noch mal mit Lois sprechen, um herauszufinden, ob ihre Beziehung wirklich ohne jede Hoffnung war und was sie wirklich von Dan wollte.

Die Sirene gehörte zu einem Feuerwehreinsatz, der ihn wirklich den ganzen Nachmittag beschäftigte. Erst nach ein paar Stunden waren alle Verletzten versorgt und das Feuer eingedämmt.

Langsam flog Clark jetzt in der Dunkelheit über Metropolis. Er wollte zu Lois, wollte mit ihr reden... aber nicht als Superman und was wollte er sagen? Er konnte sich nicht wirklich durchringen, auf dem kürzesten Weg zu ihr zu fliegen. Was, wenn sie ihm sagte, dass sie Scardino lieber mochte als Clark? Wie würde er das verkraften?

Aber so sehr er sich auch bemühte möglichst langsam zu fliegen, irgendwann war er doch vor dem schon so oft aufgesuchten Fenster von Lois' Apartment. Clark zögerte zu klopfen, als er plötzlich merkwürdige Geräusche aus dem Apartment von Lois hörte. Es klang wie ein Stöhnen. Oh nein, Lois war in Schwierigkeiten - mal wieder!

Clark war schon drauf und dran, ihr Fenster zu stürmen und ihr - schon wieder - rettend zur Seite zu eilen, als er kurz seinen Röntgenblick nutzte, um zu sehen, womit er es denn zu tun hatte.

Doch das, was er dann sah, ließ ihn an allem zweifeln, ganz besonders an Lois' Geschmack! Sie brauchte ganz sicher keine Hilfe, bei dem, was sie gerade tat!

Genauso wenig wollte sie Clark jetzt wohl in ihrem Apartment haben.

Sie war im Bett mit Scardino und was die beiden da taten, war ziemlich eindeutig.

Clark konnte es einfach nicht glauben und merkte ganz entfernt noch, wie er langsam an Höhe verlor.

Völlig fassungslos und durcheinander flog er dann etwas unkoordiniert nach Hause. Er hatte viel mehr gesehen als er sollte und ganz sicher auch viel mehr als er wollte. Und er konnte dieses Bild nicht mehr aus seinem Kopf bekommen.

Vollkommen verstört zu Hause angekommen, musste Clark erst mal versuchen einen klaren Kopf zu bekommen und ging duschen. Doch so kalt er das Wasser auch stellte, konnte es nicht die Bilder vertreiben, die er vor Augen hatte. Clark führte einen inneren Monolog: "Lois, warum? Warum ausgerechnet Scardino? Ist er wirklich der Richtige für dich? Glaubst du, dass du mit ihm glücklich wirst?" Und er fragte sich, ob er es irgendwie hätte verhindern können.

Immer wieder schüttelte er vor Abscheu und Unverständnis den Kopf und wusste nicht wohin mit seinen Gefühlen, als es plötzlich klopfte. 'Lois' war sein erster Gedanke. Wer würde sonst so spät bei ihm vorbei kommen? Aber die hatte er vor noch nicht mal einer halben Stunden in einer leidenschaftlichen Umarmung und weit mehr mit Scardino gesehen.

Schon bevor er die Tür öffnete, sah er, dass es Mayson war, die dort stand. Clark war völlig hin und her gerissen, auf der einen Seite, wollte er jetzt niemanden sehen, auf der anderen Seite... wenn Lois ihn schon verletzte, dann würde sie noch sehen können, wohin sie ihn damit trieb... Da war ihm Maysons später Besuch nur recht, Lois würde noch erleben, was sie davon hatte...

"Clark, es tut mir leid, es ist wirklich schon spät... aber ich habe noch Licht bei dir gesehen... und ich dachte, wir könnten noch mal über diese Akten sprechen..." Clark wurde das Gefühl nicht los, dass das nur einen Ausrede war, während Mayson, um die Ernsthaftigkeit ihres Anliegen zu beteuern, ihm die Akten entgegenhielt.

Von was für Akten sprach sie da bloß? Clark konnte sich nicht konzentrieren, immer noch hatte er diese Bilder vor Augen. "Ähm... Kein Problem Mayson, komm doch rein. Ich zieh mir nur gerade etwas an." Clark fiel wenigstens noch auf, dass er mit nacktem Oberkörper die Tür geöffnet hatte.

Aber Mayson ließ ihren Blick seinen Oberkörper hinunter wandern und es war nicht zu übersehen, dass ihr wirklich gefiel, was sie sah. "Oh nein Clark, kein Problem, es ist auch wirklich sehr warm hier. Also wirklich sehr, sehr warm, schon fast heiß. Also ich werde das hier auch ausziehen." Noch bevor Clark irgendetwas entgegnen konnte, legte sie ihr Jackett ab und stand nun in einem Top mit dünnen Trägern vor ihm.

Clark bat sie, auf dem Sofa Platz zu nehmen. Sie diskutierten eine ganze Weile die Akten, die sie mitgebracht hatte. Gerade, als Clark meinte, jetzt sei seine Konzentration wieder auf einem Normalniveau angelangt, sagte Mayson zu ihm: "Clark, heute Mittag... als du weg musstest, da wollte ich gerade etwas sagen... etwas sehr Wichtiges..." jetzt sah sie ihm tief in die Augen, "Ich wollte dir das schon ganz lange sagen. Es ist wirklich wichtig, jedenfalls für mich..."

Clark wusste augenblicklich, jetzt gab es keine Ausweichmöglichkeit mehr, aber wollte er ausweichen? Heute Mittag war er froh, weg zu müssen, aber da hatte er noch nicht gesehen, was er am Abend in Lois' Apartment gesehen hatte. Und jetzt? Jetzt bewunderte er diese Frau dafür, dass sie so eindeutig fühlte und so eindeutig zu ihren Gefühlen stand. Und diese Gefühle waren für ihn. Also, was sollte er jetzt tun?

Ohne weiter nachzudenken, legte er seinen Arm um Maysons Schulter, neigte ihr Gesicht mit der anderen Hand noch ein wenig dem seinen zu und küsste sie ganz zart und vorsichtig. Doch so vorsichtig, wie dieser Kuss begann, so leidenschaftlich und ungebändigt wurde er bald darauf.


Überraschungen

Lois erwachte und wusste augenblicklich, dass sie nicht wirklich ausgeschlafen war. Obwohl ihr die Helligkeit sagte, dass es bereits Tag war, schloss sie ihre empfindlichen Augen sofort wieder. Ihr Nacken schmerzte. Sie wollte noch wenigstens für ein paar Minuten versuchen eine entspannte Lage zu finden, als sie merkte, dass sie auf etwas Hartem lag, härter wenigstens als ihr Kopfkissen, aber was auch immer es war, es ließ sich nicht wegschieben. Außerdem hatte sie eindeutig viel zu viel von dem süßen Wein getrunken. Ihr Kopf dröhnte, als würde da jemand mit einer Schlagbohrer arbeiten und sie hatte einen furchtbaren Geschmack im Mund. Aber sollte sie jetzt einen Blick riskieren, um zu sehen, was da 'hartes' in ihrem Bett lag? Doch dazu müsste sie ihre Augen wieder öffnen. Vielleicht sollte sie erst mal tasten, das viele Licht würde ihren Augen bestimmt nicht gut bekommen. Was auch immer es war, was da in ihrem Bett lag, es hatte Haare! Wieso hatte sie eine Katze in ihrem Bett? Sie konnte Haustiere im Bett nicht leiden! Außerdem, wie kam eine Katze in ihr Apartment? Hatte sie wirklich so viel Wein getrunken? Eine Stimme in ihrem Kopf sagte 'ja und noch einiges mehr', also sollte sie jetzt endlich die Augen öffnen? Todesmutig öffnete sie erst ein Auge und dann das andere und sah... in ein Augenpaar! Diese Katze hatte sehr große Augen! So groß wie die Augen eines Menschen. Genau genommen sahen diese Augen aus wie die Augen von Dan! Es gab eine Katze mit großen Augen, die aussahen wie die Augen von Dan?

Von einem Moment zum anderen war ihr klar, was sie da vor sich sah. Es waren natürlich nicht die Augen einer Katze, es waren Dans Augen! Und logischerweise war der Rest von Dan auch da. In ihrem Bett! Das war Dan in ihrem Bett! Und er sah sie an. Lois schloss erst mal ganz schnell ihre Augen wieder. So gewann sie Zeit. Oh nein! Das war der wahr gewordene Albtraum! Am Morgen in die Augen eines Mannes zu blicken, der nicht wirklich hier sein sollte. Was war passiert? Langsam erinnerte sie sich. Es war alles passiert. Sie hatte mit Dan geschlafen! Wollte sie das? Irgendwann im Laufe des Abends sicher, sie konnte sich nur noch sehr dunkel daran erinnern.

Dan war gekommen und hatte Wein mitgebracht. Diesmal nur Wein und keine blödsinnigen Geschenke, alleine das hatte sie schon gerührt. Sie hatte sich über Clark geärgert, eigentlich den ganzen Tag über, wie so oft in letzter Zeit. Er wollte mit Mayson zum Mittagessen gehen und tauchte den ganzen Tag nicht mehr auf. Das kam in letzter Zeit immer öfter vor, dass sie sich über Clark ärgerte, nicht dass er mit Mayson zum Essen ging. Und dann wollte sie Clark anrufen und ihn fragen, ob er eigentlich eine Vorstellung davon hatte, dass es Menschen gab, die sich Sorgen um ihm machten. Aber er war - wie immer - nicht da. Und irgendwann am Abend kam Dan und brachte diesen süßen, süffigen Wein mit und dann... ja dann war es irgendwie passiert. Sie konnte sich noch nicht mal beschweren, dass Dan sie bedrängt hatte, ganz und gar nicht. Eher hatte sie Dan bedrängt. Ja, wenn sie sich recht erinnerte hatte sie ihn verführt, das traf den Ablauf des Abends schon eher. Nicht dass sie Dan lange bezirzen musste, aber sie hatte den Anfang gemacht. Es war alles ihre eigene Schuld - nein, es war alles nur Clarks Schuld!

Aber was machte sie jetzt in dieser Situation mit Dan? Sie wollte nicht, dass er hier war. Sie wollte nicht, dass er die Nacht hier gewesen war. Oh nein, es gab kaum etwas Schlimmeres als nach einer leichtfertigen Nacht morgens neben jemandem aufzuwachen, der eigentlich nicht da sein sollte. Jetzt wünschte sie sich eine von Clarks blödsinnigen Ausreden, mit denen er immer verschwand.

Aber erst mal musste sie wach werden. Lois ging mit geschlossenen Augen ins Bad, so vermied sie es, Dan noch einmal ansehen zu müssen. Dann sehr viel kaltes Wasser ins Gesicht. Nachdem sich ihre Haut soweit abgekühlt hatte, dass es schon fast brannte, wurde sie auch langsam etwas wacher. Sie versuchte sich jetzt daran zu erinnern, ob es eigentlich eine gute Nacht gewesen war. Doch darüber war sie sich nicht wirklich sicher, sie hatte kein 'sensationell' in ihrer Erinnerung, zwar auch kein 'ganz schlecht', aber eben auch kein 'richtig gut'... Aber was machte sie bloß mit Dan? Ob er ihr den Gefallen tat und inzwischen ihr Apartment verlassen hatte? Sicher nicht, er war so glücklich über die Wendung in ihrer Beziehung, wie er ihr immer wieder versichert hatte. Am liebsten würde sie sich einfach wegschleichen, aber sie passte nicht durch das Fenster in ihrem Bad. Der einziger 'Fluchtweg' führte durch ihr Schlafzimmer, vorbei an Dan. Außerdem, wie würde es aussehen, wenn sie sich aus ihrer eigenen Wohnung wegschleichen würde?

Mit ihrem dicken Frotteebademantel bekleidet fühlte sie sich schon viel besser und ging dann zu ihm ins Schlafzimmer. Dan lag dort, in ihrem Bett, ein Zipfel der Bettdecke bedeckte gerade mal das Nötigste. Er hatte seinen Kopf entspannt auf den Arm gestützt und lächelte sie erwartungsfroh an.

Es half nichts, sie musste ihm sagen, dass er gehen musste. Zögerlich sagte sie zu ihm: "Dan... es tut mir leid. Ich weiß, wie das hier aussieht, aber es war ein Fehler. Es hätte gar nicht passieren dürfen. Und... es wäre mir wirklich sehr angenehm, wenn du jetzt gehen würdest." Was konnte sie sonst noch sagen?

Dans Lächeln war jetzt natürlich verschwunden. "Lois, ich hatte schon fast befürchtet, dass du mich vor die Tür setzt nach dieser Nacht..." Er war inzwischen aufgestanden und suchte seine Kleidungsstücke zusammen, die wirklich im ganzen Zimmer verstreut waren. "... Aber, denke mal darüber nach, dass ich dich nicht überredet habe..." Er zog sich ohne jeden Widerstand an. "Ganz und gar nicht. Und du hast so gehandelt, weil es da eine Seite in dir gibt, die das wollte..." Er ging zur Tür und öffnete sie.

Was sollte sie dazu sagen? Nichts! Er hatte recht. Aber das konnte sie ihm doch nicht sagen. Auf der anderen Seite konnte sie Dan ja auch nicht sagen, dass sie mit ihm geschlafen hatte, um Clark eins auszuwischen. Also schwieg sie lieber und atmete erst erleichtert durch, nachdem sie ihre Tür hinter ihm geschlossen hatte.

"Oh Lois Lane, was hast du dir nur wieder dabei gedacht? Immer wieder machst du alles kaputt. Du bist einfach nicht beziehungsfähig, gib's doch zu. Das hast du so falsch gemacht, wie man es nur falsch machen kann. Warum machst du nur immer solche eklatanten Fehler? Als wenn es nicht schon kompliziert genug ist. Ha, ich weiß es, es kommt nur daher, weil Clark immer verschwindet. Alles nur, weil du nicht weißt, woran du bist bei Clark." Unter der Dusche wurde ihr Kopf ein wenig klarer, was ihr das Denken etwas erleichterte. "Eines ist mal sicher: Clark ist schuld. Noch nie hast du so eine komplizierte Beziehung zu einem Mann gehabt wie zu Clark. Die Beziehung zu Dan ist da doch viel einfacher, bei ihm kannst du dir sicher sein, was er will: Er will dich." Ohne wirklich zu merken, was sie auswählte, suchte Lois sich ein paar Sachen aus ihrem Kleiderschrank zusammen. "Und was machst du? Du gehst mit ihm ins Bett und machst dadurch alles kaputt. Und alles nur, weil Clark immer wegrennt. Immer wenn es wichtig ist, oder wenn es persönlich ist, läuft er weg. Mit Erklärungen, die zum Himmel schreien. Warum nur tischt er dir diese unglaublichen Ausreden auf? Es können nur Ausreden sein. Aber was macht er denn nur statt dessen? Nichts! Oder gibt es da doch etwas, was er dir verheimlicht? Also kann es doch nur bedeuten, dass er dir aus dem Weg geht." Mechanisch zog sie sich an, legte etwas Make-up auf und fuhr fort in ihrem Monolog. "Und Lois Lane, wenn er dir aus dem Weg geht, schlag ihn dir aus dem Kopf. Richte deine Augen doch lieber auf jemanden wie Dan. Der steht zu seinen Gefühlen, sie scheinen so offen und aufrichtig zu sein. Kannst du denn nicht versuchen, ihn zu mögen?" Lois hielt inne, als sie sich ihren Mantel anziehen wollte. "Könnte ich Dan jemals so mögen wie ich Clark mag?" fragte sie sich niedergeschlagen. "Nein", sagte sie leise zu sich selber, "Dan ist ganz nett, irgendwie süß, doch Clark ist mein bester Freund. Aber..." jetzt fasste Lois neuen Mut, "vielleicht können wir das ja doch noch klären. Ich muss einfach versuchen, mit Clark zu reden. Glücklicherweise weiß er nicht, was heute Nacht passiert ist und er wird es nie erfahren. Er darf es nicht erfahren. Wenn ich nur nicht solche Kopfschmerzen hätte..."

Und so verließ Lois, inzwischen vollständig angezogen, ihr Apartment, in dem festen Glauben, dass ihre Beziehung mit Clark noch eine Chance hatte.

Erst auf dem Weg in die Redaktion, wurde Lois klar, dass Clark sie heute morgen nicht abgeholt hatte, um mit ihr gemeinsam zum Planet zu gehen.


Peinlichkeiten

Als Clark das Redaktionsbüro betrat, war Lois schon da. Es kam selten vor, dass sie vor ihm eintraf, einfach weil er sie meistens abholte. Sie tranken auf dem Weg in den Planet den ersten Kaffee zusammen und begannen den Tag so mit einer netten, manchmal belanglosen Plauderei. Aber Clark liebte dieses Ritual.

Doch heute war alles anders. Seit gestern Abend war einfach nichts mehr so wie vorher. Es waren zwei Dinge passiert, die einfach alles auf den Kopf gestellt hatten. Zum einen hatte Clark gesehen, wie nah sich Lois und Scardino wirklich waren. Zum anderen hatte ihn genau diese Einsicht in eine Liaison mit Mayson getrieben, von der er wirklich in diesem Moment nicht genau wusste, ob er zu seinem Tun vom gestrigen Abend heute noch stand.

Für ihn war es eher ein böses Erwachen.

Seit Mayson heute morgen seine Wohnung mit einem seligen Lächeln auf den Lippen verlassen hatte, gingen ihm immer wieder die selben Fragen durch den Kopf: War das, was da heute Nacht passiert war, wirklich das, was er wollte? Wie konnte es nur soweit kommen? Warum gab es zwischen Lois und ihm nur noch Streit? Warum hatte er nicht nein gesagt? War es fair Mayson gegenüber? Warum nur hatte Lois mit Dan geschlafen? Warum nur hatte er mit Mayson geschlafen?

Doch ganz gleich, was aus Mayson und ihm wurde, er wollte Lois auf keinen Fall im Wege stehen. Wenn sie mit Scardino glücklich werden konnte, so wollte er sie nicht daran hindern.

Aber er konnte Lois nicht in die Augen sehen. Clark hatte sich ganz fest vorgenommen, Lois gegenüber ganz normal und fair zu reagieren. Aber jetzt ging er an ihr vorbei zu seinem Schreibtisch und konnte sie nicht mal ansehen. Und er hatte nur ein äußerst knappes "Morgen" für sie übrig. Aber er dachte nur: 'Lois, warum?' Clark konnte die Bilder, die er gestern in ihrem Apartment gesehen hatte, einfach nicht vergessen. Lois wollte gerade irgendetwas zu ihm sagen, als ihr Telefon klingelte. Clark dankte dem Himmel für diesen Anruf. Das gab ihm die Zeit, mit Perry zu sprechen, ihn zu bitten, dass Lois und er eine Zeit lang getrennt arbeiten sollten. Vielleicht nur kurzfristig, vielleicht auch für immer - wer wusste das schon.

Clark war noch nie aufgefallen, wie lang der Weg von seinem Schreibtisch zu dem Büro seines Chefredakteurs wirklich war. Nur noch ein paar Meter und er wusste immer noch nicht, wie er dieses Gespräch beginnen sollte. 'Chef, ich will nicht mehr mit Lois zusammenarbeiten'. Nein, von wollen konnte eigentlich keine Rede sein. 'Lane und Kent sollten für eine gewisse Zeit vielleicht mal eigene Wege gehen'. Was hieß schon 'eine gewisse Zeit'? Konnte es je wieder so werden, wie es einmal war? 'Chef, es ist etwas passiert...' Aber Clark wusste auch genau, so gerne er Lois die Schuld geben würde, das was er letzte Nacht gemacht hatte, war nicht besser als das, was sie gemacht hatte. Es stand ihm nicht zu, ein Urteil zu fällen.

Und dann erreichte er die Tür zum Büro von Perry White viel eher, als er es wollte, aber es gab einfach keine andere Lösung. Perry hob nur kurz den Blick. Clark fürchtete, dass er einen Eindruck vermittelte, der es seinem Chef unmöglich machen würde für ein Gespräch zur Verfügung zu stehen. Und erwartungsgemäß forderte Perry ihn auf einzutreten und die Tür zu schließen. "Nun, Clark..."

"Chef... ich weiß nicht genau, wie ich das jetzt sagen soll. Ich kann im Moment nicht mit Lois zusammen arbeiten..." Sollte er seinem Chef noch mehr sagen? Aber er konnte doch nicht... "Es geht einfach nicht."

Perry nickte mit ernster Miene, fragte aber nichts. "Clark, ich bin von deiner Bitte alles andere als begeistert. Ich halte nichts davon, aber ich werde euch heute mal getrennt arbeiten lassen. Und morgen sehen wir dann weiter."

"Chef, ich weiß nicht. Aber ich kann mir gerade nicht vorstellen, dass morgen irgendetwas anders sein sollte."

"Clark, jetzt hör mir gefälligst mal zu. Ich habe bisher immer gedacht, ihr beide seid Profis. Und wenn ich das auch weiterhin denken soll, dann zeigt ihr beiden mir am besten, dass ihr eure Probleme lösen könnt. Oder... willst du mir sagen, worum es geht und dazu die Meinung eines alten Rock'n'Rollers hören?"

Clark schüttelte resigniert den Kopf.

"Ist es dieser Dan?"

Clark antwortete nicht, sah Perry jetzt aber an und dieser wusste sofort, was Clarks Blick zu bedeuten hatte.

"Oh Clark, du willst sie dir wirklich wegschnappen lassen von diesem Agent Scardino? Wenn du nämlich noch lange wartest, ist er schneller als du."

Clark musste sich konzentrieren, dass ihm die Stimme nicht versagte. "Oh Chef, es ist noch viel schlimmer..." Aber er wollte und konnte jetzt nicht weiter darüber reden, stand auf und verließ das Büro seines Chefredakteurs ohne ein weiteres Wort.

Während der folgenden Morgenbesprechung teilte Perry seine Mitarbeiter den anstehenden Storys zu. Als er dann Clark bat, den Gerichtsprozess um Jeff Parker zu besuchen und darüber zu berichten und Lois bat, sich um den Bestechungsskandal in der Molkerei zu kümmern, sah sie so aus, als verstünde sie die Welt nicht mehr. Und sie verstand sie auch wirklich nicht.

Lois war offensichtlich sehr überrascht über Perrys Personalplanung. Clark war sich sicher, dass sie enttäuscht war, aber sie sagte nichts. Doch Clark wusste genau, dass es wirklich keine gute Idee gewesen wäre, wenn sie den ganzen Tag zusammen verbracht hätten. Clark hätte sich sicher nicht auf seine Arbeit konzentrieren können. Aber wie sollte er in Zukunft mit ihr umgehen? Würde er jemals wieder mit Lois ganz normal und entspannt zusammen arbeiten können? Diese Frage und besonders die Worte 'jemals wieder' versetzten ihm einen Stich in der Magengegend.

Sollte er nicht einfach versuchen, sich auf das zu konzentrieren, was er letzte Nacht mit Mayson begonnen hatte. Mayson war sehr glücklich über den Verlauf der Nacht. Sie war die Aktive gewesen, diejenige, die genau das tat, was sie tun wollte. Clark war sich überhaupt nicht sicher gewesen.

Doch jetzt riss ihn Lois aus seinen Gedanken. Clark und sie saßen immer noch im Konferenzraum, aber sonst war niemand mehr da. Er hatte nicht bemerkt, dass die anderen den Konferenzraum nach der Morgenbesprechung verlassen hatten.

Lois wedelte vor seinen Augen mit ihrer Hand herum. Wie lange machte sie das wohl schon? "Erde an Clark. Wo bist du? So verträumt habe ich dich ja lange nicht erlebt. Was ist los mit dir?"

Lois versuchte einen fröhlichen Ton anzuschlagen, aber Clark meinte in ihrer Stimme eine leichte Unsicherheit herauszuhören. Hatte sie nicht auch einen leicht beschleunigten Puls? Unsicherheit und Lois, wie passte das denn jetzt zusammen? "Ich... Ach, nun ja, ich habe gerade an etwas gedacht."

Lois blickte ihn erwartungsvoll an. "An was?"

Diese Direktheit, die Clark bei Lois immer als erfrischend empfunden hatte, brachte ihn jetzt in Verlegenheit. Was sollte er nur antworten? Ich habe mit Mayson geschlafen und das nur, weil ich völlig geschockt war, dass ich dich mit Scardino gesehen habe. Wohl kaum. Das wäre zwar die Wahrheit, aber das konnte er wirklich nicht sagen. Stimmte es denn eigentlich, dass er nur deswegen mit Mayson geschlafen hatte? Hatte er sich da in etwas hinein manövriert, wo er jetzt schwer wieder rauskam? Aber war Mayson für ihn nur ein Mittel zum Zweck? Das wäre wirklich nicht fair. Wie auch immer, Lois wartete noch immer auf eine Antwort. Sie vergaß eine einmal gestellt Frage so schnell nicht.

Clark stammelte: "Ach Lois, nun ja, nicht so wichtig. Ich muss an meinen Fall..." Etwas besseres fiel ihm einfach nicht ein, seine Ausreden für Superman waren ja manchmal auch etwas dünn, aber in diesem Moment wollte ihm gar nichts einfallen. Doch Lois Reaktion überraschte ihn dann sehr.

"Clark, wenn es etwas gibt... du weißt, dass du mit mir reden kannst. Jederzeit."

Und er würde so gerne reden, mit irgendjemandem, aber als letztes auf dieser Welt mit Lois! Clark wusste sich jetzt nicht weiter zu helfen und stand einfach nur noch auf und verließ den Konferenzraum. Er ging direkt zu seinem Schreibtisch, nahm seine Jacke und verließ die Redaktion. Er wusste, dass sein Handeln Lois gegenüber wirklich nicht fair war, aber er konnte jetzt nicht mit ihr reden. Hoffentlich würde diese Berichterstattung ihn ein wenig ablenken und hoffentlich war Lois weg, wenn er wieder kam.


Missverständnisse

Lois glaubte ihren Augen nicht zu trauen, statt einer Antwort bekam sie von Clark nichts, absolut nichts. Wie immer, wenn ihre Gespräche persönlich wurden, ging er. Und diesmal bekam sie noch nicht mal eine von seinen merkwürdigen Ausreden. Viel schlimmer noch, er ließ sie einfach dort stehen und ging ohne noch ein weiteres Wort für sie übrig zu haben. Sie hatte so gehofft, dass sie mit ihm reden konnte. Na, der konnte was erleben, wenn er sich wieder blicken ließ! Sie würde ihm am liebsten... Aber konnte sie ihn nicht vielleicht auch ein ganz klein wenig verstehen? Die Stimmung zwischen ihnen beiden war in den letzten Wochen schon etwas angespannt. Und dann war Dan aufgetaucht und es war nicht gerade besser geworden. Aber war es denn ein Wunder, dass sie sich von Dan angezogen fühlte? Clark verschwand ständig und ging ihr aus dem Weg, wann immer sie etwas Persönliches besprachen. Und Dan? Dan war einfach immer da, er stand zu seinem Wort, er hielt seine Verabredungen ein, er zeigte seine Gefühle und stand dazu.

Inzwischen waren ihre Erinnerungen an die letzte Nacht auch wieder völlig vorhanden, obwohl sie sie gerne wieder verdrängt hätte. Aber eines war sicher: Genau diese Klarheit in Dans Handlungen hatte sie dahin geführt, wo sie dann nun einmal gelandet waren. Aber war Dan der Mann, den sie sich für ihre Zukunft erträumte? Mit dem sie sich eine Zukunft vorstellen konnte? Oder war er nicht nur der Nebenbuhler, mit dem sie Clark eins auswischen konnte? Genau genommen war es Clark, von dem sie sich diese Klarheit immer wünschte. Sicher, Dan war irgendwie aufregend. Wenn Dan eine Eissorte wäre, wäre er Walnuss-Splitter und Clark... Clark wäre nur Schokolade. Walnuss-Splitter ist wirklich sehr aufregend, aber was wäre ihr Leben ohne Schokolade? Wo sie doch ein Chocoholic war.

Aber wie sollten sie das alles klären, wenn sie nicht miteinander reden würden? Wenn sich heute keine Gelegenheit mehr ergeben würde, dann würde sie zu Clark in seine Wohnung gehen, um mit ihm zu reden. Sie musste einfach mit ihm reden.

Ein paar Stunden später stürmte Lois ungeduldig in Perrys Büro. Dass Perry zu dem Zeitpunkt noch am telefonieren war, störte sie dabei wenig. Auch seinen bösen Blick ignorierte Lois geflissentlich. "Perry, ich warte jetzt seit Stunden darauf, dass Clark hier wieder auftaucht. Er wird sich ja wohl nicht so lange an dieser Gerichtsreportage aufhalten. Wahrscheinlich ist er ja sowieso wieder dorthin verschwunden, wo er immer hin verwindet, wenn er nicht auffindbar ist - wie eigentlich immer..."

Perry hatte den Telefonhörer inzwischen an seine Schulter gedrückt und fragte Lois scheinbar gelassen, aber mit diesem unterschwelligen Groll: "Lois, vielleicht ist es ja nicht so deutlich zu erkennen, aber ich telefoniere..."

Ohne eine Spur von peinlich berührt sein, antwortete Lois gelassen: "Oh, das ist kein Problem, es stört mich nicht. Aber nur kurz zu meiner Frage: Wo ist Clark?"

Jetzt sah Perry aber doch etwas böse entsetzt aus. Aber was sollte sie denn machen? Sie wollte nur ganz kurz diese eine klitzekleine Frage beantwortet haben. Das dauerte doch nun wirklich nicht so lange. Er sollte ja nicht auf die Idee kommen Benimm-Regeln mit ihr diskutieren zu wollen. Eine kurze Antwort und sie war schon wieder weg. Perry schüttelte kurz den Kopf als focht er einen inneren Dialog aus und sah sie dann direkt an.

"Lois, warum? Was willst du den eigentlich von Clark?" Schließlich hatte Clark ihn morgens noch darum gebeten mit etwas Abstand zu Lois arbeiten zu können.

"Nun ja, die Zeugenaussage von der Gerichtsverhandlung, ich muss wissen, was Jeff Parker vor Gericht ausgesagt hat. Es spielt in meine Bestechungsrecherche um die Molkerei mit rein."

Perry ließ seinen Blick zur Decke gleiten und dachte nur: Oh Elvis! Clark hatte ihn gebeten, dass Lois und er an getrennten Fällen arbeiten könnten und er teilte ihnen doch tatsächlich die zwei Fälle zu, die sich im Laufe des Tages überschnitten! Einfach wunderbar, oder war es Schicksal?

"Nun, er wollte eigentlich in ein paar Minuten hier sein. Dann könnte ihr das besprechen."

Lois sah ihren Chef zufrieden an, na also, ging doch.

Und dann könnte sie endlich mit ihm reden.

Aus den paar Minuten wurde eine Stunde, aber als es draußen schon begann dunkel zu werden, erschien Clark in den Redaktionsräumen des Daily Planet.

Verdrehte er etwa die Augen, als er sah, dass Lois auch noch dort war?

Egal, ohne Umschweife ging Lois auf ihn zu. "Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr hierher. Wo warst du so lange? Doch wohl kaum im Gericht - oder?" Und sie biss sich gleich auf die Zunge, nachdem sie das gesagt hatte. Der Tonfall in ihrer Stimme war viel härter, als sie das eigentlich wollte. Sie wollte doch mit ihm reden, wollte sich verständnisvoll zeigen.

Den Blick, den Clark Lois daraufhin zukommen ließ, konnte sie überhaupt nicht einschätzen. Und er sagte nichts. Er schwieg einfach. Und dann wandte er die Augen von ihr ab und gab ihr das Manuskript seines Artikels. "Hier, das wirst du für den Molkereiartikel brauchen. Jeff Parker steckt in dem Betrug auch mit drin. Das hat er vor Gericht ausgesagt."

"Danke." Aber Lois sah nur flüchtig auf seine Aufzeichnungen. Was ging nur in Clark vor? Irgendwas war da passiert, irgendetwas Dramatisches. Lois versuchte einen lockeren Tonfall anzuschlagen. "Sag mal Clark, was ist eigentlich los mit dir? Ist irgendwas passiert?" Clarks ganze Mimik und Körperhaltung war völlig verschlossen, ohne eine erkennbare Reaktion sah er nur auf den Bleistift, mit dem er die ganze Zeit spielte.

Plötzlich hatte Lois eine Idee. "Ist irgendetwas mit dir... und Mayson Drake?" Noch während sie die Worte aussprach dachte sie 'was soll da schon sein? Clark ist viel zu schüchtern, um da irgendetwas zu machen...' Aber der Blick, den sie jetzt von Clark erntete sprach Bände. Da war so ein 'Ertappt' in seinem Blick. Auch wurde er tatsächlich etwas rot. Lois konnte es nicht glauben. Doch was war passiert?

Aber wie schon am Morgen stand Clark jetzt ohne ein weiteres Wort und ohne sie noch einmal anzusehen auf und ging aus dem Konferenzraum. Lois war immer noch viel zu erschrocken und sprachlos, um zu reagieren. Was hatte das bloß zu bedeuten? Was war passiert? Und was fiel ihm ein, sie schon wieder hier stehen zu lassen wie bestellt und nicht abgeholt.

***

Etwas später saß Lois auf dem Sofa in ihrem Apartment, stand aber gleich wieder auf und ging herum, dann setzte sie sich wieder hin. Immer wieder gingen ihr die gleichen Fragen durch den Kopf, was war bloß los mit Clark? Warum redete er nicht mehr mit ihr? Gerade jetzt, wo sie ihn braucht, wo sie mit ihm reden wollte, wo sie mit ihm reden musste. Und dann dieses unbestimmte Gefühl, dass er ihr etwas verheimlichte. Es fühlte sich fast so an, als hätte er ein riesiges Geheimnis. Aber was sollte Clark schon für ein Geheimnis haben? Jemand wie Clark hatte einfach keine Geheimnisse. Natürlich hing es mit seinem ständigen Verschwinden zusammen. Clark war einfach nicht die Sorte Mensch, die sich große Sorgen darum machte in der Videothek keine Strafgebühren zu zahlen, also was machte er nur immer, wenn er ständig mit diesen blödsinnigen Erklärungen verschwand?

Was sollte sie tun? Clark anrufen, zu ihm gehen? Nein. Dan anrufen, zu ihm gehen? Nein! Wenn sie doch nur einen richtig guten Freund hätte. Wenn es doch nur irgendjemand in ihrer Familie gäbe, dem sie sich anvertrauen könnte. Soll sie sich aus dem Fenster stürzen, um Superman herbeizurufen? Nein.


Offenbarungen

Auf seinem Weg nach Hause fühlt Clark etwas, dass er noch nie in seinem Leben erlebt hat. Jeder Schritt fiel ihm schwer, er hatte fast das Gefühl, als würde ihm die Kraft fehlen einen Schritt vor den anderen zu setzen. Dieses Gefühl von Niedergeschlagenheit kannte er, der er immer vor Kraft und Energie nur so strotzte, bisher nur von Kryptonit. Aber jetzt war es anders und es war fast schlimmer als Kryptonit. Bei Kryptonit hatte er etwas, was er bekämpfen konnte. Aber in seiner jetzigen Situation gab es keinen Feind, den er ausfindet machen und vernichten konnte. Diesmal trug er den Feind in sich. Und dieser Feind war die Ursache dafür, dass er es kaum noch ertragen konnte sich im Spiegel anzublicken. Er hasste es Lois anzulügen, aber er konnte ihr auch nicht die Wahrheit sagen. Also sagte er einfach nichts, aber damit verletzte er sie, das wusste er.

Dieses Gefühl wurde nicht besser, als er zu Hause angekommen war und sah dass auf seinem Anrufbeantworter sieben Nachrichten waren. Es hatte fast Angst davor den Knopf zum Abspielen der Nachrichten zu drücken. Er hatte das sichere Gefühl, dass es Mayson war. Sie hatte ihn morgens mit diesem seligen Gesichtsausdruck verlassen und ihm gesagt, dass sie unglaublich glücklich sei. Und Clark, der schon im Moment des Aufwachens wusste, dass das alles irgendwie falsch war, traute sich nicht sie zu enttäuschen. Darum sagte er lieber gar nichts und lächelte nur verlegen. Genau wie Lois gegenüber, nur dass er ihr gegenüber noch nicht mal mehr lächelte.

Und sein Gefühl trügte ihn nicht. Alle Nachrichten waren von Mayson. "Guten Morgen Clark, ich wollte dir einfach nur guten Morgen sagen."

"Doch ich wollte dir noch etwas sagen, ich bin wirklich sehr, sehr glücklich."

"Oh je Clark, ich könnte jedes Mal, wenn ich alleine in meinem Büro bin, bei dir anrufen. Und ich würde dir so gerne so viel sagen, aber das Wichtigste ist: Danke, ich möchte dir danke sagen, für eine wunderbare Nacht. Und... ich muss jetzt aufhören."

"Clark, ich bin es noch mal, ich wollte dir noch sagen, dass ich... dich liebe, auch wenn ich dir das schon ein paar Mal gesagt habe letzte Nacht. Aber kann man das zu oft sagen? Bis später."

"Clark, ich erreiche dich leider nicht, weder zu Hause noch im Planet noch auf deinem Handy. Werden wir uns heute Abend wieder sehen? Bitte ruf mich doch zurück."

"Vielleicht bist du ja sehr beschäftigt. Also ich hätte so ab acht Uhr sicher Zeit. Ich versuche dich dann noch mal zu erreichen. Bis dann."

"Hm, du bist immer noch nicht da. Ich versuche es einfach später noch mal, vielleicht seh ich ja auch einfach mal kurz bei dir vorbei."

Re: Böses Erwachen

BeitragVerfasst: Fr 5. Aug 2011, 08:24
von Magss
Das war das Stichwort. In Supergeschwindigkeit rotierte Clark in sein Superman-Outfit und verließ augenblicklich seine Wohnung durchs Fenster. Auf keinen Fall konnte er es ertragen, Mayson jetzt zu sehen. Irgendwann würde er mit ihr sprechen müssen, aber in diesem Moment hatte er nicht die Kraft dazu.

Er flog erst mal sehr schnell und sehr hoch, besann sich aber bald darauf, dass wenn er mitbekommen wollte, was in der Stadt passierte, dass er etwas tiefer fliegen musste. Das war doch noch immer die beste Ablenkung für Clark, wenn Superman gebraucht wurde. Aber Superman wurde in dieser Nacht eigentlich nicht wirklich gebraucht. Es gab kaum etwas für ihn zu tun. Zwei leichte Verkehrsunfälle, eine entlaufene Katze, ein Paddelboot, das sich vom Steg losgelöst hatte und ein Wasserrohrbruch in einer Schokoladenfabrik.

All das war nicht geeignet, um ihn vor den immer wiederkehrenden Bildern abzulenken. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als zu denken und die Bilder vor seinem inneren Auge zu sehen und wieder zu denken und wieder zu versuchen die Bilder zu verdrängen.

Irgendwann wurde ihm klar: die Tatsache, dass er so unglaublich geschockt war von Lois Verhalten, zeigte nur zu deutlich, was er für Lois wirklich empfand. Und nicht für Mayson. Aber er hatte mit Mayson geschlafen und damit bei ihr Hoffnungen geweckt. Doch die Sache mit Mayson hatte keine Zukunft, das wusste er jetzt. Zum einen liebte er sie nicht, er mochte sie, aber er liebte sie nicht so, wie er Lois liebte, schon immer geliebt hatte. Und auch Mayson hatte es verdient, dass sie aufrichtig geliebt wurde. Zum anderen konnte Mayson Superman nicht leiden. Aber Superman war ein Teil von ihm. Doch Lois hatte er womöglich für immer verloren. Wenn er doch nur mit irgendjemandem reden könnte. Aber seine Universal-Hilfe, seine Eltern kamen jetzt überhaupt nicht in Frage. Er konnte seinen Eltern nicht gegenübertreten und ihnen sagen, dass er mit Mayson geschlafen hatte, ohne es wirklich zu wollen und eigentlich nur um Lois zu verletzen. Vielleicht... Perry? Er muss sich irgendjemandem offenbaren.

Bevor Clark an das Küchenfenster von Perry White klopfte, hatte er mit seinem Röntgenblick bereits gesehen, dass Perry schon wach war und bereits dabei war, sich sein Frühstück zuzubereiten. Und er war alleine in seiner Küche, das war gut so. Alice White war wirklich eine sehr nette Person, aber Clark wollte doch lieber mit Perry alleine sprechen.

Nach dem Klopfen öffnete Perry die Tür und ließ Clark herein, er fragte noch nicht mal, was ihm einfiele morgens um sechs Uhr bei ihm aufzutauchen. Perry schien zu spüren, dass es hier ein gewichtiges Problem gab.

Als Perry Clark einen Kaffee reichte, hatten die beiden in stiller Übereinkunft immer noch kein Wort gesprochen. Perry nahm sich selbst einen Kaffee, setzte sich Clark gegenüber und sah ihn an. "Und? Was ist passiert?"

"Chef, es tut mir leid, dass ich hier so reinplatze...", doch Perry winkte nur ab, "aber ich bekomme keinen klaren Gedanken mehr zustande... Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll... Ich habe etwas gesehen, etwas, was ich nicht erwartet habe, wirklich nicht. Und dann... dann habe ich etwas getan, was ich auch nicht erwartet hätte. Aber es ist passiert. Und jetzt habe ich damit bei jemand anderem Erwartungen geweckt, aber ich kann diese Erwartungen nicht erfüllen, auf keinen Fall. Und jetzt weiß ich nicht mehr, was ich machen soll..."

"Nun Clark, das sind nicht gerade sehr umfassende Informationen, aber mehr will ich sicher gar nicht wissen. Ich reime mir das eine oder andere zusammen. Aber... ganz gleich, was passiert ist und auch wenn es ein Fehler war, oder besonders dann: steh offen dazu, sei ehrlich, versuche es zu klären. Als erstes mit Mayson Drake - ich nehme doch an, es geht um sie - bevor sie sich noch mehr Hoffnungen macht. Und dann musst du das mit Lois klären - ich nehme an, sie ist die andere Seite, die, bei der du irgendwas gesehen hast - was ich gar nicht wissen will. Rede offen mit ihnen, sonst verlierst du sie beide." Dann klopfte er seinem Reporter auf die Schulter.

Perry hatte recht, er musste reden, offen und ehrlich, das wurde ihm klar, während er das Haus von Perry White wieder verließ. Aber mit Mayson zu sprechen war eine Sache. Mit Lois zu sprechen eine ganz andere Sache.

Ohne es wirklich zu merken war Clark zu Lois' Apartment geflogen, er hatte inzwischen wieder in das Superman-Outfit gewechselt. Vielleicht war das nicht mal die allerschlechteste Idee. Er könnte mit Lois reden, als Superman. Als Superman konnte er ihr auch eher in die Augen schauen. Superman war mehr als nur das Kostüm, diese ganze Person gab ihm die Möglichkeit seine Gefühle zu verstecken. Als Superman war er distanzierter, hatte so eine ganz andere Körperhaltung und in diesem Moment half ihm das. Obwohl er sich ehrlicherweise eingestehen musste, dass er auch wieder gerne wissen wollte, ob Scardino diese Nacht bei Lois verbracht hatte. Aber egal, diesen Gedanken drängte er jetzt beiseite und klopfte an Lois' Fenster.

Lois öffnete ihr Fenster und blickte ihn überrascht an. Sie machte sich gerade fertig um zum Planet zu gehen. Clark ließ seinen Blick neugierig durch ihr Apartment wandern und sah, dass sie alleine war. Erleichtert atmete er aus. Scardino war nicht hier, aber war er da gewesen? Er könnte schon gegangen sein. Das half Clark jetzt nicht wirklich weiter.

Lois war offensichtlich sehr erfreut Superman zu sehen und bat ihn herein. "Superman, so früh am Morgen, was kann ich für dich tun?"

"Lois, ich muss dich etwas fragen..." Er stand immer noch neben dem Fenster, aber das tat er meistens, wenn er sie besuchte. "Könntest du dir vorstellen, jemandem einen Fehler zu verzeihen, wenn dieser Jemand es wirklich bereut?" Ah, das war zu direkt, außerdem würde Lois wissen wollen, um wen es ging und um was für eine Art von Fehler. Sie war niemand, die ein Versprechen gab, ohne zu wissen, worum es überhaupt ging. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr.

Doch zu seiner Überraschung strahlte Lois ihn an und sagte ohne zu zögern: "Ja, natürlich. Ich meine, wenn dieser Jemand es wirklich bereut. Es kann doch mal sein, dass man einen Fehler macht. Man muss auch in der Lage sein, zu verzeihen."

Diese Worte waren Balsam für Clarks Seele und er merkte deutlich, wie er sich entspannte. In diesem Moment merkte er überhaupt erst, wie verspannt er die ganze Zeit gewesen war. Doch jetzt musste er aufpassen. Bevor Lois anfing weiter zu bohren und ihn ausfragen würde wer und was, sollte er möglichst schnell verschwinden. Es gab Situationen, da konnte er Lois' Fragetaktik nicht widerstehen, jedenfalls nicht als Clark. Und er war sich nicht sicher wie gut er die Trennung seiner beiden Charaktere jetzt hinbekäme. "Lois, ich danke dir. Irgendwann werde ich es dir erklären, aber jetzt muss ich leider weg..."

Bevor Lois noch protestieren konnte, verließ er mit dem bekannten 'Wusch' ihr Apartment.

Jetzt gab es nur noch die Frage, ob er auch verzeihen konnte.


Kümmernisse

Perry wandte sich gedankenverloren seinem Frühstück zu. So verwirrt, so vollkommen neben sich hatte er Clark noch nie erlebt. Und Lois ging es nicht viel besser, da war er sich sicher. Sie ließ ihre Gefühle zur Zeit nicht so deutlich zu Tage treten, aber er hatte auf jeden Fall gestern das Gefühl, sie bewegte sich auf einem Vulkan, der kurz vor seinem Mega-Ausbruch stand.

Schon mehr als einmal hatte er sich gefragt, ob es damals die richtige Entscheidung gewesen war, Lane und Kent zu kreieren, sie zusammen zu bringen, sie zu zwingen sich zu arrangieren, sie dazu zu bringen sich zusammen zu raufen. Aber als Reporterteam waren sie einfach unschlagbar. Sie ergänzten sich auf so unglaubliche Art und Weise. Zusammen waren sie besser, als alles was Perry je durch seine Redaktion hatte gehen sehen. Und auch persönlich passten sie einfach perfekt zusammen. Nicht umsonst war Clark der einzige, der Lois jemals im Griff hatte. Der es lange genug mit ihr ausgehalten hatte, um sie wirklich kennen zu lernen. Und zwar so gut, dass er sie wahrscheinlich besser kannte, als sie sich selber. Und nicht umsonst hatten Lois' Fähigkeiten und ihre Kompetenz aus ihm einen richtig guten und selbstbewussten Reporter gemacht. Perry wusste von Anfang an, dass dieses Potential in ihm steckte, aber sie hat den Stahl geschmiedet - und das perfekt.

Und was das Persönliche anging, nun Perry war sich sicher, wenn er am Spielfeldrand stehen würde, um sie zu beobachten, würde er gegen alle Wahrscheinlichkeiten hoffen, dass Mutter Natur den beiden wohlgesonnen war. Dass Amors Pfeil sie treffen möge und ihre Herzen verzauberte, dass vierblättrige Kleeblätter überall sprossen, wo immer sie auch langgehen würden. Jeder mit einer intakten Gehirnhälfte konnte sehen, dass die beiden waren wie Kerosin und Feuer, TNT und Feuerzeug, zwei Züge, die aufeinander zurasten...

Nur warum sahen die beiden das nicht?

Es tat ihm in der Seele weh. Lois und Clark waren weit mehr als einfach nur ein paar Angestellte in seiner Redaktion. Sie waren ihm ans Herz gewachsen.

Er hoffte, dass die beiden den Weg zueinander finden würden. Er hoffte das für die beiden - wirklich, aber auch für seine Redaktion. Würden sie diese Krise, in der sie gerade steckten, nicht überwinden, würde er sicher einen der beiden verlieren. Da war sich Perry ganz sicher. Das wäre ein herber Verlust, ganz gleich, wen es treffen würde. Er musste einen Weg finden, dass die beiden miteinander sprachen. Das war doch der Anfang von allem.


Vertuschungen

Lois war nach der Frage von Superman ganz durcheinander. Nachdem er fortgeflogen war, stand sie noch eine ganze Weile dort an ihrem Fenster und grübelte über das gesagte nach. Hatte auch Superman irgendwelche Beziehungsprobleme - nein, das konnte nicht sein. Oder fragte er womöglich für Clark, sie waren immerhin Freunde. Und wie gute Freunde waren die beiden wohl? Kannte Superman Clarks Geheimnis? Immer wieder kam sie auf die Frage um Clarks Geheimnis zurück, immer wieder fragte sie sich, warum verschwand er ständig und wohin?

Irgendwie hatten die Männer in ihrem Leben alle etwas Blödsinniges an sich, der eine machte blödsinnige Geschenke, der andere bot ihr blödsinnige Erklärungen für sein Verschwinden und der dritte stellte ihr blödsinnige Fragen. Ob sie dieses Rätsel jemals lösen würde.

Sie musste einfach mit jemanden reden. Aber mit wem? In ihrer Familie gab es da niemanden. Ihre Mutter konnte sie vergessen, die war meist so mit sich selbst beschäftigt, dass sie nicht mitbekam, dass man Probleme hatte. Ihr Vater war so in seine Forschung verstrickt, dass sie sich schon oft gefragt hatte, ob er überhaupt fähig war so etwas wie Empathie zu empfinden. Und Lucy, ihre Schwester? Wenn es einen Menschen auf dieser Welt gab, der noch mehr Probleme mit Männern hatte, als sie selbst, dann war das Lucy. Nicht verwunderlich, Lucy hatte die gleichen, beziehungsgestörten Eltern. Die ganze Zeit spukte ihr eine Idee im Kopf herum, aber sie verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Das konnte sie einfach nicht machen. Aber das wäre der einzige Mensch, dem sie sich anvertrauen könnte - aber nein, das ging nun wirklich nicht! Aber wer sonst? Sie musste mit irgendjemandem reden, sonst würde sie irgendwann platzen, oder den Verstand verlieren. Und nach langem Hin und Her gibt sie dem ersten Impuls nach und rief Martha Kent an.

"Lois! Na das ist ja mal eine Überraschung. Was kann ich für dich tun? Ist etwas mit Clark?"

Oh nein, was sollte sie auf diese Frage antworten? 'Es ist alles in Ordnung mit Clark' passte jetzt nicht so gut. "Martha, es geht... um mich. Ich brauche einen Rat und meine Mutter erreiche ich gerade nicht. Also... es geht um eine Freundin von mir und die hat ein echtes Problem. Mit einem Mann, oder eher mit zwei, in gewisser Hinsicht sogar... nein, nein, mit zwei Männern und sie steht irgendwie dazwischen."

"Ah ja. Dann erzähl mir doch mal ein wenig was von deiner Freundin. Ich höre zu."

Lois holte noch einmal tief Luft, jetzt gab es kein Zurück mehr. "Also, da ist dieser eine Mann und den kennt sie schon ganz lange und mit der Zeit sind sie immer bessere Freunde geworden, aber dieser Mann, ich weiß nicht, hat vielleicht Angst vor Nähe. Immer wenn es persönlich wird, also die Gespräche zwischen meiner Freundin und diesem Mann, dann läuft er weg. Und dann gibt es da diesen anderen Mann, der ist erst kürzlich aufgetaucht. Ein wirklich süßer Typ und auch wirklich nett und er steht zu sein Gefühlen. Jedenfalls, um es kurz zu machen, mit diesem Mann hat meine Freundin sich nun zu etwas hinreißen lassen, was... nicht richtig war. Aber jetzt weiß sie, wem ihr Herz gehört..."

"...Dem ersten Mann? Der, der schon so lange Zeit da ist und der immer wegläuft?"

"Ja. Aber er redet nicht mehr mit ihr. Wie soll sie ihn jetzt erreichen?"

"Oh Lois. Ich sehe, es ist kompliziert. Aber lass mal sehen. Auch wenn ich selber nie in einer Dreiecks-Beziehung gesteckt habe, würde ich deiner Freundin raten, dass Offenheit und Ehrlichkeit immer noch der beste Weg ist. Wenn diese Freundin von dir jetzt weiß, wem ihre Gefühle gehören, dann muss sie ihm das sagen. Aber sie muss auch zu dem stehen, was sie getan hat, mit diesem anderen Mann."

"Du meinst, sie sollte ihm sagen, was passiert ist?"

"Ja Lois, das denke ich. Oder würdest du wollen, dass jemand eine Beziehung auf eine Lüge aufbaut?"

"Nein, natürlich nicht. Aber das wird nicht leicht für sie. Aber ich danke dir Martha."

Doch noch während sie den Hörer auflegte, wusste sie, das konnte sie nicht. Sie konnte unmöglich Clark gegenübertreten, wenn er je wieder mit ihr reden würde und ihm sagen, dass sie die Nacht mit Dan verbracht hatte. Aber Offenheit und Ehrlichkeit hieß auch, dass sie Dan gegenüber ehrlich sein musste. Sie musste ihm sagen, dass die Nacht mit ihm nur ein Ausrutscher war, einer der niemals hätte passieren dürfen.


Einsichten

Martha legte den Hörer auf und sah Jonathan, der gerade zur Tür herein kam, nachdenklich an. Auf den fragenden Blick von ihrem Mann erzählte sie ihm, dass Lois angerufen hatte. "Und ganz ehrlich, ich glaube es ist noch viel schlimmer, als es sich anhört. Ich habe das Gefühl, das was zwischen Lois und Dan - so heißt er, glaube ich - passiert ist, ist weit mehr als ein harmloser Kuss gewesen."

"Du meinst... Martha, das glaube ich nicht. Das kann ich mir bei Lois wirklich nicht vorstellen."

"Oh Jonathan, du hättest den verzweifelten Ton in ihrer Stimme hören sollen. Sie sprach ja die ganze Zeit von ihrer Freundin, aber natürlich meinte sie sich selbst. Da bin ich mir ganz sicher. Und weißt du, was mir noch Sorgen macht?"

Jonathan schüttelte den Kopf. "Aber du wirst es mir gleich sagen."

"Auch unser Sohn hat sich schon seit Tagen nicht mehr gemeldet. Was ist, wenn er irgendetwas mitbekommen hat, du weißt, wie gut er sehen kann. Und auch er steht im Moment irgendwie zwischen zwei Frauen. Da ist diese Staatsanwältin Mayson Drake und auf der anderen Seite ist Lois. Jonathan, wie lange glauben wir beide schon, dass Lois und Clark zusammen gehören?"

"Martha, eigentlich doch schon vom allerersten Moment an."

"Ja genau. Aber in diesem Augenblick könnte es sein, dass beide in eine andere Richtung getrieben werden. Wo doch jeder sehen kann, dass sie zusammen gehören", Martha atmete einmal tief durch, "ob sie in ihr Verderben laufen, oder ihre Erfüllung erleben - ich weiß es nicht."

"Gut Martha, du packst, ich bestelle die Tickets."

"Nein Jonathan, wir werden nicht fliegen. Clark hat uns nicht gerufen. Vielleicht will er nicht mit uns reden. Vielleicht gibt es auch bei ihm etwas, was ihm peinlich ist. Vielleicht sehe ich aber auch Gespenster. Und Lois? Sie sprach immer nur von ihrer Freundin. Nein ich fürchte uns bleibt nichts anderes über als abzuwarten und zu hoffen, dass sie beide eine Entscheidung des Herzens treffen. Wenn sie es beide schaffen, auf ihr Herz zu hören, wird es die richtige Entscheidung sein."


Spannungen

Es war der zweite Morgen, an dem Clark die Redaktion des Daily Planet ohne Lois an seiner Seite betrat. Auch heute wurde ihm dieser Umstand schmerzlich bewusst. Aber er bekam gar nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Kaum hatte er den Fahrstuhl verlassen, da sah ihn Perry aus seinem Büro heraus mit einem strengen Blick an und bat ihn zu sich. Diese ernste Miene verhieß nichts Gutes, aber natürlich folgte er der Aufforderung seines Chefs. Und gleich darauf zeigte Perry mit dem Finger auf Lois und bat auch sie unmissverständlich in sein Büro.

Lois und Clark nahmen dann im Büro ihres Chefredakteurs Platz, aber sie wählten die Plätze in dem kleinen Büro so, dass sie möglichst weit voneinander entfernt saßen.

Perry sah die beiden immer noch mit diesem strengen Blick an. "Nun, ich will gleich zur Sache kommen. Es gibt Probleme, das ist offensichtlich. Irgendwas ist da los bei euch beiden. Und ich will es auch gar nicht so genau wissen. Aber wir dürfen etwas Wichtiges auch nicht aus den Augen verlieren: Wir haben hier - verdammt noch mal - eine Zeitung herauszubringen. Und deswegen brauche ich meine beiden besten Reporter auch an dieser wirklich brisanten Geschichte. Wie ihr das hinkriegt, ist eure Sache. Aber ihr seid Profis und zwar aus der höchsten Liga. Also findet einen Weg. Hier sind die Unterlagen, seht euch das an und dann an die Arbeit."

Clark glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, mit Lois gemeinsam an einem Fall, er war sich alles andere als sicher, dass er das konnte. Nein, er war sich sicher, dass das nicht gutgehen konnte. Sicher, Lois hatte ihm gesagt, dass sie sich vorstellen könnte zu verzeihen, aber sie wusste nicht worum es ging. Inzwischen glaubte er, ihre Antwort wäre anders ausgefallen, wenn sie gewusst hätte, worum es ging. Irgendwie hatte er das Gefühl, er befände sich auf einem Fass Dynamit in einem Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch stand. Und er selbst, würde er denn verzeihen können - er wusste es nicht. Das würde ein harter Tag, ein langer und sehr harter Tag werden.

Während sie beide zurück an ihre Schreibtische gingen hatte Clark das Gefühl, dass auch Lois mit dieser Situation alles andere als glücklich war. Aber sie versuchte sich jetzt offensichtlich auf die Unterlagen zu konzentrieren, die Perry ihnen gegeben hatte. Lois teilte den Stapel einfach in zwei Hälften und gab Clark eine davon. Dann machten sie sich erst mal ganz geflissentlich ans Lesen.

Was Perry ihnen an Unterlagen gegeben hatte war nicht sehr viel und entsprechend schnell durchgesehen. Es ging um die Entführung der Ehefrau eines Millionärs und eine gescheiterte Lösegeldübergabe. Das ganze war vor sechs Wochen passiert, seitdem hatte die Polizei versucht die entführte Frau zu finden, doch alle Spuren verliefen im Sande, so dass die Akte jetzt geschlossen werden sollte, weil sich die Entführer seit der missglückten Geldübergabe nicht mehr gemeldet hatten. Doch es gab auch Stimmen, die behaupteten, der Ehemann selber könnte dahinterstecken um seine finanzielle Situation aufzubessern. Würde seine Frau irgendwann für tot erklärt, bekäme er die Versicherungssumme von zehn Millionen Dollar.

Sie berichteten sich dann gegenseitig was sie gelesen hatten, Zeitungsartikel, Aktennotizen, Polizeiprotokolle und Mitschnitte aus dem Fernsehen. Aber Clark wurde das Gefühl nicht los, dass Lois unter einer unglaublichen Anspannung stand, genau wie er selber. Immer vermieden sie es, sich anzusehen, oder sich direkt anzusprechen. Ihr ganzes Verhalten bestand nur aus Vermeiden und sich aus dem Weg gehen. Wie lange würde das gut gehen? Doch trotz der eisigen und angespannten Atmosphäre schafften sie es, die Fakten des Fall sehr konzentriert aufzuarbeiten. Nach etwa einer weiteren Stunde keimte in Clark schon fast die Hoffnung auf, dass sie diesen Fall doch irgendwie hinbekommen könnten. Nicht dass sie inzwischen eine entspannte Situation hatten, aber es fühlte sich nicht mehr ganz so gefährlich an.

Dann stand Clark auf, um sich noch einen Kaffee zu holen.

Lois hob den Kopf und das erste Mal an diesem Vormittag sah sie ihm direkt in die Augen. Dann reicht sie Clark auch ihren Kaffeebecher, es zeigte sich fast ein Lächeln auf ihren Lippen und sie sagte zu ihm: "Wärst du wohl so nett und würdest mir auch einen Kaffee mitbringen? Du weißt ja, wie immer."

Clark spürte, wie auch seine Lippen sich ganz von selbst zu einem Lächeln formten. Ein wenig Entspannung machte sich breit. Und Zuversicht. Würden sie endlich beginnen endlich wieder normal miteinander zu reden? Sollte das bedeuten, dass vielleicht doch noch alles gut werden könnte?

Doch kaum war er an der Kaffeemaschine angelangt, hörte er eine Sirene und verfluchte augenblicklich sein Supergehör und sein 'Alter Ego' Superman. Er wollte jetzt nicht weg, aber es könnte um Leben und Tod gehen. Also was sollte er tun? Das, was er immer tat, er ging. Er stellte die beiden Kaffeebecher ab und sagte: "Oh nein, mein Frisör... Ich muss diesen Termin unbedingt klären. Ich bin wirklich gleich wieder da...", dann der Griff an den Hemdkragen und weg war er.

Immer noch innerlich fluchend kam er an der Unglücksstelle an, es ging um einen Verkehrsunfall. Im ersten Moment sah es recht schlimm aus, da waren drei Fahrzeuge ineinander gefahren und es gab Verletzte. Aber genau genommen hatte er die Situation nach ein paar Minuten bereits unter Kontrolle. Nachdem er alle Verletzten ins Krankenhaus gebracht hatte und die Fahrzeuge von der Kreuzung geräumt hatte, ging er zu einem der Polizisten und sagte nur: "Officer, Sie haben ja jetzt alles im Griff. Ich muss weiter." Nur schnell weg hier.

Der Polizist lächelte, tippte sich mit dem Finger an die Mütze und sagte: "Ja klar Superman - und danke."

Clark flog so schnell er konnte zurück in die Redaktion. Hoffentlich war Lois nicht sauer. Aber es war irgendwie noch viel schlimmer, sie war gar nicht da.

Hilflos blickte er sich um, dann kam ihm Jimmy entgegen.

"Jimmy, wo ist Lois?"

"Oh Clark, in deiner Haut möchte ich jetzt nicht stecken. Sie faselte irgendwas von Konditorei, Eiscafé oder irgendeine Bar und... sie machte auf mich den Eindruck, dass sie richtig sauer ist. Wie gesagt - in deiner Haut möchte ich nicht stecken."

Oh nein! Er war doch kaum eine halbe Stunde weg. Und jetzt musste er sie suchen. Und er würde sie finden - ganz sicher.


Geständnisse

Lois schloss die Tür ihres Apartment auf und feuerte ihre Jacke und ihre Tasche in irgendeine Ecke. Dann setzte sie sich auf ihr Sofa, stand aber sofort wieder auf und ging zum Kühlschrank. Aber sie hatte kein Eis mehr da. Wutschnaubend schlug sie die Kühlschranktür wieder zu. Sie wusste, dass sie kein Schokoeis mehr da hatte, deswegen war ihr erster Impuls, als sie den Planet verlassen hatte auch das Eiscafé an der Ecke gewesen. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie in ihrer derzeitigen Stimmungslage 'gesellschaftsfähig' war. Sie war sooo wütend! Er hatte es wieder getan, wie immer. Die ganze Zeit bemühten sie sich beide wieder ins Gespräch zu kommen. Die Stimmung heute morgen mit Clark war angespannt, eisig, gefährlich und unsicher. Aber sie versuchten irgendwie klar zu kommen. Konzentrierten sich auf den Fall, die Fakten, waren beide ganz sachlich. Und dann wich sie einen Millimeter von dem Fall ab, das Persönlichste was sie heute zu ihm gesagt hatte war ihre Bitte gewesen, er möge ihr einen Kaffee mitbringen. Und selbst das ging schon nicht mehr! Er verschwand - wie immer!

So ging es nicht mehr weiter! Einer von ihnen musste jetzt etwas unternehmen, den Daily Planet verlassen, die Stadt verlassen, das Land verlassen, einen anderen Beruf ergreifen, irgendetwas. Nur das, was sie heute morgen versucht hatten, ging nicht gut und sie durften es nie wieder machen. Es war zu Ende.

Resigniert ließ sich Lois wieder auf ihr Sofa sinken. In diesem Moment lastete die ganze Welt auf ihren Schultern. War es zu Ende? War es wirklich zu Ende? Die Konsequenz dieser Worte war niederschmetternd. Aber was konnte sie tun? Die Stadt verlassen? Konnte sie das wirklich tun? Alles zurücklassen? Den Planet, Perry und Jimmy? Aber wenn sie bliebe, würde es immer so weitergehen und am Ende würde sie den Verstand verlieren. Und das war selbst Clark nicht wert. Doch wo sollte sie hin? Lucy lebte gerade in LA und hatte scheinbar eine sehr gute Phase und Aufmunterung konnte sie nun wirklich gebrauchen. LA? Warum nicht. Zeitungen gab es auch an der Westküste. Wahrscheinlich sollte sie sogar versuchen ganz ohne Männer auszukommen. Bisher hatte sie noch jede Männergeschichte in ein unglaubliches Chaos gestürzt, wobei diese Geschichte mit Clark... und Dan irgendwie den Gipfel darstellte. Sie musste einfach versuchen alleine zurecht zu kommen. Dann konnte sie wenigstens sicher sein, mit wem sie es zu tun hatte - nur mit sich selbst. Und war es nicht letztlich so, dass sie selbst der einzige Mensch war, auf den sie sich wirklich verlassen konnte?

Dann klopfte es an ihrer Tür. Oh nein, sie wollte jetzt niemanden sehen. Wer konnte das auch schon sein? Clark? Den wollte sie jetzt auf keinen Fall sehen. Dan? Den konnte sie jetzt nicht sehen. Da gab es immer noch die Aussprache mit ihm, aber nicht jetzt. Die Kraft hatte sie nicht. Und sonst? Wer könnte es sonst sein?

Aber Lois größtes Problem war ihre Neugierde - würde Clark es wagen? Oder wer sonst wollte etwas von ihr? Also stand sie doch auf und öffnete die Tür.

Es war Clark. Sie hätte nicht öffnen sollen, drehte sich aber wortlos um und ließ ihn herein. So konnte sie wenigstens ihre Wut an ihm auslassen.

"Lois, warum bist du weg? Ich bin nur für ein paar Minuten..."

"Ja Clark, für ein paar Minuten, für Stunden, für ganze Tage bist du manchmal weg. So wie du es immer tust. Immer verschwindest du. Und deswegen funktioniert das auch nicht mit uns beiden, deswegen wird es niemals funktionieren!" Wenigstens waren sie gleich beim Thema. Lois hatte sich in Rage geredet, sie wurde immer lauter. Und in ihren Augen funkelte die Wut. "Und deswegen will ich auch nicht mehr mit dir zusammen arbeiten."

Sie hatte es gesagt, sie hatte es wirklich gesagt. Jetzt war es raus.

Doch Clark war inzwischen genauso wütend. "So, du willst nicht mehr mit mir arbeiten. Ich bin also der Einzige, der Probleme macht - ja? Du selber bist immer nur nett und freundlich und hilfsbereit und partnerschaftlich - und zu Dan warst du dann gleich so partnerschaftlich, dass du mit ihm ins Bett gehen musstest."

Er hatte es gesagt, er hatte es wirklich gesagt. Jetzt war es raus. Clark sah aus, als wäre er selber erschrocken über seine eigenen Worte.

Und dann - eisige Stille. Eine Stille, die man greifen konnte. Sekunden, die sich wie Stunden anfühlten.

Lois wusste nicht wo sie hinblicken sollte, nur Clark nicht ansehen, aber woher, verdammt noch mal... "Woher weißt du das?" Es war kaum mehr als ein Flüstern.

Clark blickte sie hilflos an, so als wüsste er nicht, was er sagen sollte.

Auch Clarks Stimme war jetzt eher nur noch ein Flüstern. "Von... Superman."

Das war ja nun wirklich das Unglaublichste, was überhaupt passieren konnte. Schlimm genug, dass dieser Superheld, den sie einst so verehrt hatte, herumflog und anderen Leuten hinterher spionierte, er erzählte auch noch weiter, was er auf seinen nächtlichen Streifzügen durch die Nacht so alles sah. Na, der konnte was erleben, wenn sie ihn wieder traf! Es tat ihr gut, sich über Superman aufzuregen, so musste sie nicht weiter über sich selber nachdenken und darüber, was Clark gerade zu ihr gesagt hatte. Schlimm genug, dass es diese Verfehlung in ihrem Leben gab, noch schlimmer, dass Clark davon wusste und dass auch noch von Superman. Doch bevor sich Lois noch weiter echauffierte wurde sie sich plötzlich bewusst, worüber sie sich eigentlich gerade so aufregte. Natürlich war es nicht in Ordnung, dass Superman Clark erzählte, was er gesehen hatte. Aber sie wollte doch offener und ehrlicher sein. Und letztlich war doch nur zur Sprache gekommen, was sie sowieso irgendwann eingestehen musste. Auch, oder gerade weil es ihr so schwer fiel, das vor sich selbst einzugestehen.

Es war nicht leicht für sie, Lois war nie besonders gut darin, ihre Fehler einzugestehen.
"Ja, es stimmt", nervös ging sie jetzt ein wenig auf und ab. Nur Clark nicht ansehen, "ich habe mit Dan geschlafen. Aber das war... ein Fehler. Es hätte nicht passieren dürfen." Sie war in diesen Moment bereit ihre Seele zu öffnen. Es fühlte sich an, als sei sie an dem Punkt ohne Umkehr, sie musste jetzt einfach ehrlich sein und alles gestehen. Wenn sie es jetzt nicht tat, würde sie es nie wieder tun. "Und weißt du was? Ich bereue es... Du kannst jetzt ruhig auftrumpfen und mich verurteilen."

"Oh Lois", auch Clarks Stimme hatte alles an Kraft verloren, "da gibt es nichts um aufzutrumpfen. Das was... das was ich getan habe, ist nicht besser." Lois sah ihn fragend an. Und dann sagte er genauso tonlos: "Ich habe mit Mayson geschlafen."

"Du hast was?" Lois Stimme überschlug sich geradezu. "Mit Mayson Drake?" Als wenn es noch eine weitere Mayson gab, die in Frage kam. "Clark, das ist... Ich fasse es nicht. Das hätte ich nie von dir gedacht. Ich kann dir gar nicht sagen, wie enttäuscht... Moment", Lois hielt inne, sie war gerade dabei sich wieder in Rage zu reden. Aber in diesem Augenblick wurde ihr die Lächerlichkeit ihrer eigenen Worte bewusst, "Das was du gemacht hast, ist nicht besser oder schlechter, als das, was ich gemacht habe. Clark, wie konnte es nur soweit kommen?"

"Du meinst, wir sollen versuche das 'Warum' zu klären?"

"Ja Clark, das sollten wir versuchen. Und ich fange an." Lois wollte damit zeigen, dass sie wirklich bereit war, sich ihm zu offenbaren. Sie war sich bewusst, dass sie sich damit so verletzlich machte wie noch nie in ihrem Leben, so verletzlich wie sie es überhaupt nicht ausstehen konnte. Aber wenn sie jetzt nicht die Wahrheit sagte, würde sie sich nie wieder im Spiegel anblicken können. "Ich habe es getan, weil ich mich über dich geärgert habe, weil du immer verschwindest, kaum dass unsere Gespräche persönlich werden. Immer wenn ich dir ein Stück entgegenkam, hast du dich zurückgezogen und bist verschwunden. Und das tut weh. Warum tust du das?"

Clark atmete einmal tief durch. "Okay Lois, das ist auch für mich nicht einfach, aber jetzt hilft nur noch Ehrlichkeit", aber er sah sie nicht an bei diesen Worten, "ich hätte dir das schon längst sagen sollen, aber... es ist nicht so einfach. Genau genommen ist es sogar sehr kompliziert..."

Lois war sich klar, sie waren an dem Point-of-no-return, aber wenn er seine Erklärung noch lange heraus zögerte, würde sie noch den Verstand verlieren. "Clark! Was ist es? Sag es einfach."

"Ich zeig es dir lieber."

Clark stand langsam auf. Er stand jetzt in der Mitte ihres Zimmers. Dann nahm er seine Brille ab und reichte sie Lois. Er verschränkte seine Arme, senkte seinen Kopf ein klein wenig und dann... begann er zu rotieren. Innerhalb von nur zwei Sekunden drehte er sich so schnell, dass nur mehr seine Konturen zu erkennen waren, die jetzt die Farbe wechselten. Und zwar in Rot-Blau mit einer Spur Gelb. Dann kam er langsam wieder zum Stillstand.

Lois versuchte zu verstehen, was sie da gerade gesehen hatte. "Superman! Wo ist Clark? Du bist... das kann nicht sein. Du bist... Clark? Und du hast mich angelogen, die ganze Zeit über, du hast mich an der Nase herumgeführt. Du hast mich glauben lassen, du seist zwei Personen..."

"Lois, bitte hör mir zu. Am Anfang konnte ich es dir nicht sagen, da kannten wir uns noch nicht so gut. Aber dann wurden wir Freunde, wir kamen uns immer näher und es wurde richtig kompliziert..."

"Warum wurde es dadurch komplizierter?"

"Nun, je näher wir uns kamen, desto schwieriger wurde es, dir etwas zu erzählen, was ich die ganze Zeit schon hätte sagen können. Je mehr Zeit verging, desto öfter habe ich dich angelogen. Ich habe es gehasst das zu tun. Aber es gab da ein höheres Ziel - meine und auch deine Sicherheit."

Was sollte sie dagegen sagen, dass er um ihre Sicherheit besorgt war. Nichts - es war rücksichtsvoll, es war fürsorglich und doch... "Du hast gelogen, immer und immer wider!" Lois zeigte ihre Verärgerung jetzt ganz offen. "Wie soll ich dir je wieder vertrauen?" Doch noch während sie die Worte aussprach, wurde ihr die Absurdität dieser Frage bewusst. Hatten sie nicht beide das Vertrauen des anderen verletzt? Sie, indem sie sich in diesen 'Ausrutscher' mit Dan treiben ließ und er, indem er als Reaktion darauf genau den gleichen Fehler machte. Dann wurde sie sich plötzlich der Brille bewusst, die sie die ganze Zeit schon in der Hand hielt und um den peinlichen Moment zu überspielen sagte sie: "Ich kann nicht glauben, dass ich mich nur von so einer Brille habe täuschen lassen. Dabei ist die Ähnlichkeit nicht zu übersehen. Die dunklen Haare, deine Stimme, deine Augen..."

"Lois, die Menschen sehen das, was sie sehen wollen. Ich fand es eine gute Idee damals, die Brille, das Cape... Diese Verkleidung gab mir die Möglichkeit als Superman den Menschen zu helfen und als Clark ständig in deiner Nähe zu sein. Ich habe doch nie damit gerechnet - zu hoffen gewagt, dass wir drei uns so nah kommen würden."

"Ich glaube, ich verstehe langsam. Aber ich habe dir als Clark von Superman vorgeschwärmt, während ich dich als Provinztölpel bezeichnet habe. Es ist wirklich sehr kompliziert. Clark, kannst du mir jemals verzeihen, was ich alles zu dir gesagt habe? Wie ich dich behandelt habe? Jetzt erscheint mir das alles so lächerlich." Dass Lois in diesem Moment um Verzeihung bat, zeigte ihre Verletzlichkeit aber auch ihre Bereitschaft zur Ehrlichkeit.

"Ich denke, wir haben beide eine ganze Menge zu verzeihen."

Clark hatte recht, Lois dachte jetzt daran, worum es in diesem Gespräch noch vor ein paar Minuten ging. Doch an Dan und Mayson wollte sie jetzt nicht denken, da waren sie ja auch irgendwie quitt. "Das heißt, du hast gar keine Angst vor persönlichen Gesprächen, du hast dann irgendwas gehört."

"Ja. Und wenn ich etwas höre, geht es oftmals um jede Sekunde, keine Zeit für lange Erklärungen oder gute Ausreden. Und glaube mir, ich scheue mich nicht davor, dass wir beide ganz offen zueinander sind. Ich wünsche mir das sogar und das schon seit dem Tag, an dem ich dich zum ersten Mal in Perrys Büro sah. Ich habe dich gesehen und es war um mich geschehen. Und du? Du hast nur den strahlenden Helden gesehen. Du hast mir sogar einmal gesagt, dass du mich auch lieben würdest, wenn ich keine Superkräfte hätte. Aber Clark hast du nicht beachtet. Dabei wollte ich immer nur, dass du Clark siehst, wenn du mich ansiehst, nicht Superman. Superman ist das, was ich tun kann, Clark ist das, was ich bin."

Lois senkte den Blick. "Clark, ich habe mich benommen, wie ein Idiot."

Er trat jetzt etwas näher zu Lois und hob ihr Gesicht wieder an um ihr in die Augen zu schauen. "Aber ich doch auch."

"Ja stimmt. Clark, wir beide haben uns von unseren Gefühlen in das Bett eines anderen treiben lassen, das ist doch wirklich unverzeihlich. Ich bin nur froh, dass wir beide den gleichen Fehler gemacht haben. Es wäre nicht auszudenken, wenn nur einer von uns so dumm gewesen wäre, aber Clark das darf niemals wieder passieren. Wirklich niemals."

"Das wird auch nie wieder passieren. Wir müssen einfach nur ehrlich zueinander sein." Mit diesen Worten streckte Clark ihr seine Hand entgegen, die Lois auch vorsichtig annahm. Clark lächelte. Sie ließ sich von ihm auch nur zu gerne in seine Arme ziehen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, in den Armen von Superman und dann doch mit Clark zu reden. Zärtlich ließ sie ihre Hand über sein 'S' gleiten. Und in diesem Moment wusste sie aus tiefstem Herzen, dass sie genau das richtige tat und dass sie genau an dem Ort war, wo sie sein wollte. Ihre Lippen fanden sich endlich zu einem nicht enden wollenden Kuss. Beide legten sie in diesen Kuss all die Zuversicht und all ihr neues Vertrauen.

Als Lois die Augen wieder öffnete und in seine Augen, seine schokoladenbraunen Augen schaute, sagte sie zu ihm: "Anfangs habe ich davon geträumt, Superman so zu küssen. Dann habe ich mehr und mehr davon geträumt, dass Clark mich so küsst. Aber es musste erst dieser andere Mensch auftauchen, damit ich erkennen konnte, was ich wirklich wollte. Und als Dank dafür bekomme ich Clark und Superman. Clark, meinst du wir haben eine Chance?"

"Wenn wir bereit sind, aus dem, was die letzten Tage passiert ist, etwas zu lernen. Dann haben wir die Chance, dass so etwas nie wieder passiert."

Lois lächelte ihn zuversichtlich an. "Clark, dass was die letzten Tage passiert ist, darf nie wieder passieren, das überlebe ich nicht noch einmal." Zärtlich ließ sie ihre Finger noch einmal über sein 'S' gleiten. "Aber ich denke, wir haben beide unsere Lektion gelernt. Offen und ehrlich heißen die Zauberworte."

"Ja..." Was Clark darauf antworten wollte, würde sie nie erfahren, denn sie verschloss seine Lippen lieber ganz schnell wieder mit den ihren und verlor sich in dem Gefühl, das sich jetzt in ihr ausbreitete. Oh welch ein Gefühl - würde es doch nur ewig andauern...

Scheinbar nach einer Ewigkeit löste sich Lois wieder von Clark und sah ihn mit einem seligen Lächeln an. "Clark, weißt du, worüber ich wirklich froh bin?"

Er schüttelte nur langsam den Kopf. Beim Blick in ihre Augen konnte er sowieso nicht klar denken.

Lois sprach weiter: "Dass niemand von unseren... unglaublichen Entgleisungen weiß."

Jetzt fuhr sich Clark etwas peinlich berührt durch die Haare. "Nun ja, da sind natürlich Dan und Mayson... Und... ich habe in meiner Verzweiflung mit Perry gesprochen. Der sagte zwar immer 'mehr will ich gar nicht wissen', aber irgendwie fürchte ich, der weiß mehr, als er zugibt..."

Lois blickte zu Boden und räusperte sich. "Ähm, na dann kann ich ja auch zugeben, dass ich mit jemandem gesprochen habe. Ich...", Lois kaute nervös auf ihrer Unterlippe, "Ich weiß jetzt nur nicht so genau, wie ich dir sagen soll, wem ich mein Herz ausgeschüttet habe."

"Sag's einfach. Offen und ehrlich, weißt du noch?"

Lois zögerte, doch dann sagte sie: "Deine Mutter... ich habe deine Mutter angerufen."

Er sah Lois entsetzt an. "Was? Meine Mutter?"

"Oh Clark, ich habe das sehr geschickt gemacht. Ich habe ihr natürlich nicht gesagt, dass es um mich geht, sondern um eine Freundin..."

"Lois, versuch nie meiner Mutter etwas vorzumachen. Und wenn du es noch so geschickt formulierst, sie weiß Bescheid, ganz sicher. Meine Mutter hat für so etwas eine Antenne. Das wird sicher eine interessante Begegnung, wenn wir uns das nächste Mal sehen."

"Du meinst, sie weiß was los ist? Aber natürlich nur meine Seite."

Clark lächelte sie an. "Da würde ich lieber keinen Cent drauf wetten... Aber vielleicht sollten wir die Vergangenheit ruhen lassen, weniger reden und uns auf den Augenblick konzentrieren... Und zwar auf diesen Augenblick." Mit diesen Worten schloss Clark Lois noch ein wenig fester in seine Arme und küsste zart ihre Stirn, ihre Nasenspitze und ihre Lippen...

Während sich beide in dem Gefühl verloren, einander wieder gefunden zu haben, wussten sie, dass sie auf ihrem gemeinsamen Weg den richtigen Schritt gemacht hatten.


Einige Wochen später...

Mayson Drake saß in ihrem Büro und ging die Akte des nächsten Falles durch. Es ging um ein Disziplinarverfahren gegen einen Beamten der Drogenfahndung. Dieser Beamte hatte zugegebenermaßen recht beachtliche Erfolge zu verzeichnen, aber er hielt sich nicht gerne an geltende Regeln. Daher diese Anhörung heute.

Dann trat dieser Beamte ein. Er war für einen Beamten der ermittelnden Behörden recht unkonventionell gekleidet, Jeans und ein buntes Hemd, das er über der Hose trug. Und dann versuchte er die Staatsanwältin mit einem gewinnenden Lächeln zu bezirzen.

"Nun, Mr. Scardino, lassen sie uns in dieser inoffiziellen Anhörung versuchen, die Fakten ein wenig zu klären."

"Bitte, nennen Sie mich doch 'Dan'..."


ENDE