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[Ficathon 2011] Tod und Teufel [L&C x HP]

FanFiction zu allen Inkarnationen von Superman, die untereinander oder mit anderen Serien/Filmen/Figuren/etc. gekreuzt werden

[Ficathon 2011] Tod und Teufel [L&C x HP]

Beitragvon Gelis » Do 14. Jul 2011, 19:15

Das zurzeit grassierende Harry-Potter-Fieber hat auch unser Superman Kreativ Forum infiziert.

Bei der Findung unserer diesjährigen verrückten Plotbunnys bin ich auf die Idee gekommen, Superman nach Hogwarts zu schicken.


Disclaimer: Diesmal habe ich nicht nur die Superman-Charaktere von Jerry Siegel, Joe Shuster, DC Comics, Warner Bros. und wem auch immer ausgeliehen sondern ich bediene mich auch bei Joanne K. Rowling und der von ihr erdachten Zauberwelt Harry Potters.
Ich erziele keinen finanziellen Gewinn durch diese Story, aber das Vergnügen beim Ausdenken und Schreiben ist sowieso nicht mit Geld zu bezahlen.



Bevor es losgeht mit 'Superman im Zauberland' möchte ich Magss unbedingt ein ganz dickes „Dankeschön“ für all ihre Mühe sagen. Trotz ihrer knappen Zeit hat sie wieder einmal als Beta-Leserin die Patenschaft für meine Bunny-Story übernommen. Immer wieder hat sie mich herausgefordert, neue Denkanstöße und überaus gute Tipps gegeben. Ich danke ihr sehr dafür! :hug:

Und auch noch ein „Dankeschön“ an KitKaos. Ich hoffe, dass jeder Leser merkt, wie sehr ich mir ihren Ratschlag zu Herzen genommen habe und sparsam mit Adjektiven umgegangen bin. Aber ein paar müssen sein!
;)

Über Eure Feedbacks würde ich mich sehr freuen!
Zuletzt geändert von Gelis am Di 16. Jul 2013, 16:58, insgesamt 6-mal geändert.
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Re: [Ficathon 2011] Tod und Teufel

Beitragvon Gelis » So 31. Jul 2011, 11:31

Und hier beginnt nun die Geschichte von
Tod und Teufel


Der nächtliche Besucher (1/4)

„Poch-poch, Poch-poch!“

Bloß gut, dass ich ein Supergehör mein Eigen nenne. So dringt zwar das leichte Zweiertakt-Klopfen an unserer Haustür als Dröhnen an mein Ohr. Doch für meine Familienmitglieder ist es hoffentlich so leise, dass keines von ihnen aus seinem Schlaf geholt wird. Die Frage stellt sich für mich, wer begehrt zu dieser Stunde Einlass in das Haus Lane-Kent? Was mag er von uns wollen? Es ist erst kurz nach Mitternacht! Eine mehr als unpassende Zeit für einen Besuch, finde ich.

Schon eine Weile liege ich in meinem Bett, doch ich bin überhaupt nicht müde. Meine Augen wollen sich nicht schließen. Eine Straßenlaterne scheint schwach in unser Schlafzimmer hinein. Sie wirft seltsame Figuren und Umrisse an Decke und Wände. Außer Lois` Atemgeräusch neben mir ist weiter nichts zu hören. Kein Auto fährt vorbei, kein Hund bellt. Nur Clark Kent scheint allein auf der Welt wach zu sein!

Warum kann ich nicht schlafen? Weil ich nicht so viel Ruhe brauche wie die erdgebundenen Menschen? Oder weil ich morgen, nein, eigentlich schon heute, Geburtstag habe und mich einfach darauf freue? Schon seit Tagen gibt es Geheimniskrämerei und Getuschel, das sofort verstummt, sobald ich mich in der Nähe zeige. Lois und unser Nachwuchs haben sich bestimmt eine oder mehrere Überraschungen für mich ausgedacht.

Der heutige Tag, an dem ich dreiundvierzig Jahre alt werde, fällt auf einen Samstag. Die ganze Familie Lane-Kent hat frei. Lois und ich lassen die Redaktion links liegen. Lara und Jorelian haben schulfrei. Unsere zwei Großen und die beiden Aprilscherze werden den ganzen Tag ihre Eltern um sich haben. Und wie schön, umgekehrt wird es genau so sein!

Die Nacht dauert noch ein paar Stunden an, doch ich wünsche mir den Morgen herbei. Amseln sollen mir das erste Ständchen bringen. Die Sonne soll die nächtliche Dunkelheit in ein Himmelblau verwandeln. Und ich will sie alle in meinen Armen halten, meine Lois und unsere vier Kinder!

Aber statt Amselgesang höre ich leider etwas ganz anderes. „Poch-poch, Poch-poch!“ Also ist außer mir doch noch jemand wach!

Mich erheben und in meinen Bademantel schlüpfen ist Sekundensache. Aber ich muss erst noch einen Blick auf meine Frau werfen. Ich kann sie bei dem diffusen Licht von draußen gut erkennen. Sie liegt halb auf der Seite, mir zugewandt. Eine Hand hat sie in meine Richtung ausgestreckt, als ob sie sich vergewissern wollte, dass ich auch wirklich neben ihr liege. Ihre Haare bilden eine dunkle Aureole auf dem Kissen. Im Rhythmus ihres Atems hebt und senkt sich die Brust. Hell leuchten Schultern und Arme auf dem blauen Satin. Auch nach fast zwölfeinhalb Jahren Ehe wird es mir bei diesem Anblick ganz warm ums Herz. Vorsichtig decke ich sie zu. Meine Nähe wird ihr gleich fehlen.

„Poch-poch, Poch-poch!“ Schon wieder! Dieses weitere Klopfen lässt mir keinen Raum für liebevolle Gedanken. Ich muss unbedingt zu dem Störenfried. Nichts soll Lois` Schlaf behindern. Lautlos schwebe ich zur Türe, kann sie genau so öffnen und wieder von außen schließen.

Im Flur muss ich doch noch einmal in die Runde lauschen. Zum Glück sind von all unseren Sprösslingen nur ruhige Atemzüge zu hören. Außer diesen und dem Betriebsgeräusch eines Kühlschranks kann ich nichts vernehmen.

Wieder steigt dieses Meer von Liebe in mir hoch. Trotz aller anderslautenden Prognosen und langen Wartezeiten ist unsere Familie durch die Geburt der Zwillinge Jonathan Jerome und Marthe Lois, JJ und Marthi genannt, komplett geworden. Sechs Jahre und acht Monate hat es nach Jorelian gedauert, bis wieder Nachwuchs in unserem Hause zu bejubeln war. Und dann gleich in doppelter Ausfertigung. Dazu noch am ‚Ersten April‘, der vor knapp zwei Jahren auf einen Sonntag fiel. Wenn das keine glückverheißenden Omen sind!

Unsere vier Kinder kommen mir vor wie verschiedene Variationen auf ein Thema. Als wären Lois` und meine äußeren Körpermerkmale immer wieder wie in einem Würfelbecher durcheinander geschüttelt worden. Und viermal gab es ein anderes Ergebnis. Ab und zu frage ich mich sogar, wie ein fünftes aussehen könnte oder würde.

„Poch-poch, Poch-poch!“

Schluss mit diesen Überlegungen. Das Klopfen an der Eingangstüre ist inzwischen sehr aufdringlich und nimmt jetzt meine gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch. Im Superspeed bin ich unten an der Tür und öffne sie verwundert wegen dieser nächtlichen Belästigung.

Meine Verwunderung macht aber noch einen gewaltigen Sprung nach oben, als ich den Ruhestörer betrachte. Ich bekomme meinen Mund nicht mehr zu, mein Kinn sackt nach unten und meine Augen erweitern sich gewiss um das Doppelte. So eine Erscheinung habe ich bisher wirklich noch nie gesehen.

Vor mir steht ein Mann, genau so lang wie dürr. Die Fülle und Farbe seiner Haare und des Bartes, silbern wie Mondschein, lassen auf ein hohes Alter schließen. Helle Augen blitzen mich an. Eine Brille hängt tief auf seinem Riechorgan, für das imposant der treffendste Ausdruck ist. Seine Kopfbedeckung erinnert mich unwillkürlich an die Schultüten unserer beiden Ältesten. Hat er vielleicht auch etwas darin versteckt? Die Frage lasse ich lieber unausgesprochen.

Was er anhat kann ich nur als Gewand bezeichnen. Es ist bodenlang und nachtblau. Um die Taille schlingt sich eine Kordel, die auch seine Haar- und Bartpracht hält. Bemerkenswert sind seine Schuhe, die unter der Robe hervor lugen. Sie sind tatsächlich mit Schnallen verziert.

Mein Blick wandert erstaunt von Spitztüte bis Schnallenschuhe dieses äußerst seltsamen Besuchers und wieder zurück. Der lässt die Musterung geduldig über sich ergehen. Ein leichtes Schmunzeln umgibt dabei seine Lippen. Endlich öffnet er seinen Mund: „Verzeihen Sie bitte diese Störung um die mitternächtliche Stunde! …Mr. Clark Kent?“

„Ja?“ Was will diese Gestalt bloß von mir?

Die macht eine kleine Verbeugung: „Welche Freude, Sie kennenzulernen, Mr. Kent. Ich bin entzückt! Mein Name ist Dumbledore, Albus Dumbledore. Ich bin der Rektor der ‚Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei‘. Wir, das sind die Lehrer, Schüler und Schülerinnen benötigen und erbitten Ihre Hilfe! Erschrecken Sie nicht, ich weiß, wer Sie auch sonst noch sind. Deshalb bin ich ja zu Ihnen gekommen.“ Bei den letzten Worten malt er mit einem spitzen Finger mein Super-S in die Luft. Er lächelt sanft: „Leugnen ist überflüssig, Mr. Kal-El. Wie Sie hören, bin ich über alles informiert.“ Sein Blick scheint wegen dieser Tatsache um Verzeihung zu bitten.

Ich bin perplex! Wie vor den Kopf geschlagen. Täuschen mich meine Augen und Ohren? Worüber soll ich mehr staunen? Dass er behauptet, Professor Albus Dumbledore zu sein? Der Leiter der Schule, in der Harry Potter seine Ausbildung zum Zauberer erhält? Bisher war ich im Glauben, dass es diese Welt nur in der Literatur gäbe! Erdacht und geschrieben von einer Dame namens Joanne K. Rowling.

Oder ist die Tatsache erstaunlicher, dass er mein Alter Ego kennt? Ich bin bis jetzt immer davon überzeugt gewesen, dass mein Geheimnis, bis auf eine bedauerliche Ausnahme, nur in unserer Familie bekannt wäre. Woher bitte weiß es dieser Mann?

Also, den Stier bei den Hörnern nehmen und fragen: „Mr. Dumbledore, gibt es Sie und Hogwarts wirklich in der realen Welt? Ich dachte, nur in der Literatur! Und woher wissen Sie…?“ Diesmal fährt mein Finger den bewussten Buchstaben malend durch die Luft.

Von meinem nächtlichen Besucher kommt kein Ton. Er dreht sich nur um und sichert wie ein Wildtier nach allen Seiten. Das ist deutlich genug. Er hat ja recht, wir sollten aus dem Blickfeld eventueller neugieriger Nachbarn verschwinden und zwar schleunigst. In der Hyperion Avenue bewegt sich um diese Stunde noch nicht einmal ein Katzenschwanz. Die dunklen Fenster an den Häusern sehen wie leere Höhlen aus. Aber überall kann ein Augenpaar hinter ihnen lauern.

Außerdem merke ich erst jetzt, dass es fein regnet, dass es kalt und windig ist. Ein paar Grad weniger und der Regen würde als Schnee vom Himmel fallen. Schließlich haben wir Ende Februar! Der Wind macht sich einen Spaß daraus, die Tropfen hin und her zu jagen. Im Schein der Laternen glitzern sie wie winzige Brillanten. Das sieht zwar schön aus, ist aber viel zu ungemütlich, um draußen herumzustehen.

Einladend trete ich einen Schritt zurück, öffne weit die Haustüre und bitte mit einer Handbewegung um den Eintritt dieses Besuchers, der mir immer merkwürdiger vorkommt. Mit einer freundlichen Kopfneigung tritt Professor Dumbledore in das Haus Lane-Kent ein und entert auch gleich den Wohnraum. Meine offensichtliche Neugier und Verwunderung lassen ihn, wie es den Anschein hat, ziemlich unberührt.

Vorsichtshalber mache ich nur eine Stehlampe an. Auf meine neuerliche Handbewegung nehmen wir gegenüber auf Sesseln Platz. Mein Besuch lässt sich entspannt nieder sinken. Gemütlich drückt er sich an die Rückenlehne.

Mit einem leisen „Pssst!“ lege ich einen Finger auf meinen Mund. In der magischen Welt wird man doch hoffentlich diese Bitte um eine gedämpfte Lautstärke kennen. Man kennt! Der Schulleiter nickt verstehend und weiß auch gleich eine Hilfe.

Er holt aus den Falten seines Gewandes einen kleinen mit einer Feder geschmückten Stock, schwingt ihn unter Gemurmel über unsere Köpfe… und schon sitzen wir unter einer durchsichtigen Kuppel. Sie schirmt auch das Licht ab, denn alles außerhalb dieses Bereiches liegt in gnädigem Dunkel.

Wow! Das ist meine erste Bekanntschaft mit seinem Zauberstab. Hoffentlich ist mir dieser Mann wohlgesonnen. Ich möchte nicht mit einem Schweineschwänzchen oder mit Elefantenohren herumlaufen.

Die Beschaffenheit der Haube macht mich neugierig. Meine Fingerkuppen spüren etwas Hautähnliches, weich und doch fest. Auch ein bohrender Finger kann sie nicht durchdringen. Mein Gegenüber beobachtet amüsiert meine Forschungen.

„Durch diese Hülle, Mr. Kent, dringt kein Laut. Sie brauchen sich also um den Schlaf Ihrer Lieben keine Sorgen machen!“, eröffnet er das von mir gespannt erwartete Gespräch.

„Dafür kann ich nur danken, Mr. Dumbledore! Aber wollen Sie mir nicht den Grund Ihres nächtlichen… Besuches nennen?“ Den ‚nächtlichen Überfall‘ kann ich mir gerade noch verkneifen.

Mein Gast nickt sehr kräftig. Ich befürchte einen Moment, die Schultüte würde von seinem Kopf herunter fallen, aber nein. Wahrscheinlich hat er sie mit einem Zauberspruch fixiert.

„Mr. Kent“, seine hellen Augen funkeln mich oberhalb der halbmondförmigen Gläser an: „Ich komme mit einer großen Bitte zu Ihnen. Aber ich muss etwas zurückgreifen.“

Heiß fällt mir etwas ein! Was bin ich für ein schlechter Gastgeber. „Sorry!“, falle ich ihm aufspringend ins Wort: „Darf ich Ihnen etwas Trinkbares anbieten, Mr. Dumbledore? Wasser, Tee oder ein Glas Wein?“ Seine abwehrende Handbewegung lässt mich meinen Platz wieder einnehmen.

Er schließt einen Moment die Augen und beginnt aufs Neue: „Bevor ich Ihnen den Grund meines Kommens erkläre, möchte ich Ihre vorherige Frage beantworten. Ja, es gibt Hogwarts und die Welt der Magie nicht nur in der Literatur, Mr. Kent. Genauso wie Superman und andere Helden. Wir waren alle zuerst ‚in natura‘ da! Zu einem späteren Zeitpunkt erschienen dann Bücher oder Comics und Filme über uns.“ Ja, und Fernseh-Serien, Musicals, Puppen, Plastik-Figuren, Spiele, Pyjamas, Shirts, Bettwäsche, Handtücher und… und… und!

Die lebendige Romanfigur redet weiter: „Ich nehme doch an, Sie als verantwortungsvoller Vater haben sicher die Harry-Potter-Bücher gelesen, bevor Ihre Kinder sie bekamen?“

Natürlich! Was denkt er sich bloß? Ich werde doch meinem Nachwuchs nicht alles Mögliche und Unmögliche zum Lesen überlassen. Zumal das Lesen eines Buches für mich eine Sache von Sekunden ist. Noch gestern Abend habe ich mir ‚Harry Potter and the Deathly Hallows‘ zu Gemüte geführt und Lois meine Meinung über diese Werke aus der Zauberwelt dargelegt.

So kindergeeignet finde ich nämlich die Geschichten um Harry Potter und seinen Widersacher Lord Voldemort nicht. Da gibt es schon Passagen, in denen man gute Nerven haben muss und die durchaus Albträume bei Kindern hervorrufen können.

Lara, unsere Älteste, die vor vierzehn Tagen elf Jahre alt geworden ist, liest gerade den fünften Band: ‚Harry Potter and the Order of the Phoenix’. Bei dem um knapp zweieinhalb Jahre jüngeren Jorelian sind Lois und ich uns einig geworden, dass er zunächst nur die ersten beiden Bände lesen darf. Vielleicht auch noch den dritten.

Und ganz ehrlich, so wohl ist mir nicht dabei. Aber Jory ist ein Bücherwurm und hat uns mit seinen verbalen und optischen Bitten die Hölle heiß gemacht. Diesen flehentlichen Blicken aus dunklen Schoko-Augen konnten weder Lois noch ich widerstehen. Lois schon gar nicht. Sie behauptet immer, der Junge hätte meine Augen, meinen Blick und mein Lächeln. Das kann ich gar nicht glauben, denn mir ist nicht bewusst, dass ich sooo gucken kann!

Meine Denkpause hat mein Gast richtig interpretiert. Sein faltendurchfurchtes Gesicht geht nickend rauf und runter. Desgleichen die silberglänzende Bart- und Haarflut: „Ja, Sie haben! Dann wissen Sie auch, dass ich in Band sechs zu Tode komme oder gekommen bin. Nun haben uns aber aus aller Welt Tausende und Abertausende Bittbriefe von Kindern erreicht. Der Tenor ist immer derselbe: Dumbledore darf nicht sterben! Auch sämtliche Schüler und Schülerinnen von Hogwarts haben sich diesen Bitten angeschlossen. Sogar der Versuch eines Schulstreiks hat stattgefunden.“

Sehr umständlich greift er in sein unergründliches Gewand und holt eine kleine Flasche heraus. Sorgsam öffnet er sie und nimmt einen kleinen Schluck. Schon ist sie wieder in den Falten verschwunden.

„Ich bin nicht mehr der Jüngste, ich brauche hin und wieder etwas Medizin“, meint er entschuldigend.

Immer wieder streicht er über seinen Bart, als ob er sich dort mit den Fingern Inspiration für die Berichterstattung holen wollte. Vertraulich lächelt er mich an: „Da Sie, Mr. Kent, als Superman auch in unserer Zauberwelt sehr bekannt sind und auch sehr verehrt werden, kamen die Mitglieder des Lehrkörpers auf die Idee, Sie um Hilfe zu bitten. Sie wissen, dass mich die Zerstörung von zwei dieser Horkruxe Voldemorts mein Leben kostet. Ich bin dadurch so schwach geworden, dass ich ganz leicht von Professor Snape getötet werden konnte.“

Professor Dumbledore greift nach meiner Hand und sieht mich bittend an: „Das soll nun dadurch verhindert werden, dass Sie, Mr. Kent, den Ring von Vorlost Gaunt zerschlagen und auch die giftige Flüssigkeit aus dem Becken trinken, in der Slytherins Medaillon liegt. Ihnen als Kryptonier werden diese Dinge nicht schaden können und ich dürfte weiter leben! So könnte ich mich noch viele Jahre um Hogwarts Wohlergehen und das der Schüler und Schülerinnen kümmern.“

Ein sehr angenehmes Gefühl steigt in mir hoch. Ob ich will oder nicht. Nicht nur ‚Muggles‘, also ganz gewöhnliche Menschen, sondern sogar Zauberer und Hexen brauchen meine Hilfe. Doch, ich fühle mich etwas geschmeichelt!

Dieses Gefühl wird noch gesteigert, denn aus einer Tasche seines Gewandes holt er wieder etwas heraus und reicht es mir: „Das soll ich Ihnen übergeben, Mr. Kent. Unserer Bitte soll damit größten Nachdruck verliehen werden!“


Der zweite Teil folgt

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:superman: ~ :superman: ~ :superman:
Zuletzt geändert von Gelis am Fr 12. Aug 2011, 21:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [Ficathon 2011] Tod und Teufel

Beitragvon Gelis » Sa 6. Aug 2011, 11:27

Schockierende Eröffnungen (2/4)

Überrascht und gleichzeitig neugierig greife ich zu. Es ist ein Foto, allerdings ein sehr außergewöhnliches. Ein ungefähr fünfzehnjähriger Junge ist auf ihm zu sehen. Sein Kopf ist mit schwarzen Haaren geziert, die nach allen Seiten abstehen. Die Nase ist spitz und macht einen frechen Eindruck. Auf ihr sitzt eine Brille mit runden Gläsern. Ganz besonders auffallend sind seine Augen, so grün wie Bergseen. Mit ihnen schaut er mich freundlich lächelnd und trotzdem bittend an.

Und unverkennbar, unverwechselbar: Die Narbe auf der Stirn, gezackt wie ein Blitz. Das Besondere an dem Bild? Es lebt, alles bewegt sich. „…Harry Potter!“ Ehrfurchtsvoll schaue ich kurz auf zu meinem Vis-à-vis.

Lebhaft bejaht Dumbledore wieder mit einigen Neigungen von Kopf plus Spitztüte: „Mr. Potter lässt Ihnen seine besten Grüße ausrichten. Er hofft und bittet sehr, dass Sie uns zu Hilfe eilen!“ Leiser fügt er hinzu während ich mich wieder dem Konterfei des Zauberlehrlings widme: „Er ist seinem Vater James wie aus dem Gesicht geschnitten, nur diese wunderschönen Augen sind die seiner Mutter Lily.“ Bebt seine Stimme etwas? Das verwundert mich.

Vorsichtig schaue ich auf und Albus Dumbledore an. Der starrt vollkommen abwesend in weite Fernen und bemerkt meinen Blick überhaupt nicht. Ein Finger klopft nervös auf seinen Oberschenkel. Sonst rührt sich nichts bei ihm. Könnte das tatsächlich sein, dass der uralte Professor auch in Lily Potter, geborene Evans verliebt war oder sogar noch immer ist? Aber wenn ich die Bücher richtig interpretiert habe, war er doch wohl ein bisschen schwul! Na ja, Irren ist menschlich. Das gilt auch für Kryptonier!

Ich hole ihn mit einem vorsichtigen Räuspern in das hier und jetzt zurück. Als ich ihm das Bild zurückreichen will, wehrt er aber ab, was mich erfreut fragen lässt: „Oh, darf ich es behalten?“ Da werden sich aber zwei kleinere Kents vor Begeisterung kugeln!

Der Professor nickt. Trotz des schwachen Lichtes funkeln seine Augen wie zwei Aquamarine. Schimmert vielleicht etwas Feuchtigkeit in ihnen?

Das lebende Bild wandert in die Tasche meines Bademantels: „Oh, vielen Dank!“ Ich bin sehr beeindruckt. Mein Gesicht kann keinesfalls einen intelligenten Eindruck machen, denn Fragen über Fragen rasen durch meinen Kopf. Zuerst das Wichtigste: „Professor, sorry, Sie haben selbst gesagt, dass Sie schon einige Zeit tot sind. Wieso können Sie dann hier sitzen?“

In der Hand des Zauberers liegt plötzlich ein Taschentuch, mit dem er sich umständlich die Nase putzt. Genauso schnell ist es wieder verschwunden.

Anerkennend schaut er mich an: „Ja, Mr. Kent, gute Frage, aber einfach zu beantworten. Sie wissen, im dritten Schuljahr bekam Hermine Granger einen Zeitumkehrer. So war sie in der Lage, an gleichzeitig laufenden Unterrichtsstunden teilzunehmen. Und durch ihn war es möglich, Sirius Black und den Hippogreif Seidenschnabel zu retten, weil Miss Granger und Mr. Potter zwei Stunden in der Zeit zurückgehen konnten.“

Er steht auf und reckt sich. Wieder im Sessel wippt er mit dem Fuß, schnell und ungeduldig. Ist er vielleicht der Meinung, ich müsste jetzt schon wissen, welchem Umstand er seine Auferstehung zu verdanken hat? Denken kann ich es mir in etwa, aber ich will es von ihm hören. Nach Rätselraten steht mir absolut nicht der Sinn.

Er tut mir den Gefallen: „Miss Granger hatte natürlich nur einen Time Turner für wenige Stunden. Aber es ist noch einer für größere Zeitsprünge im Besitz der Zauberschule. Professor McGonagall, die jetzige Leiterin unserer Einrichtung, kam mit dem Gerät aus dieser Gegenwart zurückgereist in die Zeit, bevor ich den Fluch des Ringes auf mich laden konnte. Sie hat mich über den Beschluss des Lehrer-Kollegiums informiert und mich händeringend gebeten, dem zuzustimmen. Nach meiner Einwilligung haben wir den Zeitsprung in die Gegenwart, in dieses Jahr 2009 gemacht.“

Wieder erfolgt eine kleine Trinkprozedur. Er wischt kurz mit dem Handrücken über seinen Mund, bevor er weiter redet: „Nach einer weiteren Besprechung mit allen Lehrern und den ältesten Schülern hat man mich zu Ihnen geschickt, um Ihre Hilfe zu erbitten. Voldemort hat zwar im siebten und letzten Band der Harry-Potter-Reihe den Tod gefunden, aber man ist trotzdem allgemein der Meinung, dass man für die Zukunft der Zauberei-Welt auf meine Mitwirkung nicht verzichten kann! Und man will den Bitten der vielen, vielen Kinder entsprechen! Sie haben so herzerweichend gebeten! Darunter auch ihre Tochter Lara.“

Lara? Meine Lara? Sie liest doch erst… „Moment, Professor, sie liest doch erst den fünften Band! Sie kann doch noch gar nicht wissen, dass Sie sterben!“ …Oder schon gestorben sind!

Leises Kichern meines Gegenübers: „Oh, sorry, jetzt hab ich mich verplappert. Offiziell kann sie es noch nicht wissen, Mr. Kent, aber…!“

So, so! Hat Lois ihr vielleicht schon den nächsten Band gegeben? Oder eine ihrer Freundinnen? Muss ich den strengen Vater herauskehren? Aber das soll für mich im Moment zweitrangig sein.

Jetzt geht es erst einmal um Dumbledores Story! Eins ist mir nämlich gewaltig unklar: „Was passiert mit Ihnen, Professor, wenn ich tatsächlich Ihrem Wunsch nachkomme? Die beiden letzten Bücher sind doch schon geschrieben, gedruckt, verkauft und gelesen? Man kann doch nicht die Vergangenheit ändern, oder?“

Er blickt mich so nachsichtig an wie ein Vater seinen kleinen Sohn, der einfache Dinge nicht begreift: „Mr. Kent, Sie glauben nicht, was alles zwischen Himmel und Erde möglich ist, um mit Shakespeare zu sprechen. …Ääh.“ Er stockt in seinem Redefluss und schaut mich ganz eigenartig an, so neugierig-mitleidig: „…Apropos möglich! Wissen Sie eigentlich, dass Ihre Tochter nach den Sommerferien nach Hogwarts kommt? Hoffentlich hat Ihre Frau Ihnen das bereits erzählt! Lara Ellen Kent ist jetzt elf Jahre alt, dann wird es Zeit für eine kleine Hexe, alles Notwendige bei uns zu lernen.“

Ein Schlag mit einem Dampfhammer auf meinen Kopf könnte keine größere Wirkung haben: „…W...w…ie… b...b…bitte?“, kann ich nur stottern. Das gibt es doch nicht! Meine Älteste eine Hexe? Aber wieso?

Diese Frage muss groß auf meiner Stirne stehen. Sofort beginnt mein Gegenüber mit der Erklärung: „Die Eltern, Mr. Kent, die Eltern! Sie sind doch selbst ein großer Zauberer. Alles, was wir nur unter Mithilfe von Magie, also Zaubersprüchen und Zauberhilfsmitteln können, ist Ihnen in Ihre Raumkapsel gelegt worden. Sie fliegen ohne Besen, Sie halten durch Ihre Kraft alles auf oder spedieren es hinweg. Sie sind unverwundbar, Sie schauen durch Wände, Sie lauschen weit entfernten Gesprächen zu, Sie sind schneller als ein Gedanke! Soll ich noch mehr aufzählen?“ Bei jeder genannten Fähigkeit klopfte er mit der flachen Hand auf Lois` Lieblingskissen.

Seine Worte wirken auf mich wie ein Schockzauber. Stocksteif sitze ich da: „Aber meine Frau kann doch nicht…, sie ist doch keine…!“, wage ich einzuwenden. Vor Verblüffung kann ich noch nicht einmal mehr meine Worte artikulieren.

Dumbledore lacht vergnügt. Bart und Hut hüpfen auf und nieder: „Ihre Frau? Lois Lane? Das wissen Sie nicht? Sie ist doch hier in Metropolis die bekannteste und erfolgreichste Hexe. Denken Sie mal nach, Mr. Kent! Hat sie Sie nicht von dem berühmten ‚ersten Augenblick‘ an be- und verzaubert? Die vielen erfolgreichen Reportagen und Recherchen auch ohne Ihre Hilfe? Damals in so jungen Jahren schon Star-Reporterin? Jedes Jahr für Journalisten-Preise nominiert? Fünf Kerth Awards und ein Pulitzer bekommen? Meinen Sie, das wäre alles mit rechten Dingen zugegangen?“ Es kommt mir so vor, als ob seine Augen immer größer werden. Meine werden es ganz bestimmt.

Während ich vollkommen baff da sitze und ihn mehr als konsterniert anblicke, steht er auf, geht ein paar kurze Schritte hin und her. Zwei Bauklötzchen aus Holz, rot und blau, hebt er auf vom Boden auf. Sorgsam legt er sie nebeneinander auf den Tisch. Überbleibsel vom Turmbau unserer Aprilscherze. Immer noch sprachlos nehme ich jede seiner Bewegungen wahr.

Als er wieder sitzt, fährt er mit der Aufzählung fort: „Was ist mit ihren Taekwondo-Künsten? Wie viele starke Männer hat sie schon auf den Boden geworfen? Denken Sie daran, wie sie Türen öffnen kann, wie sie erfolgreich hinter anderen Menschen her spioniert.“

Er streckt seinen Arm aus und legt entschuldigend die Hand auf meinen Arm. Ist seiner um einiges länger geworden? Doch was er von sich gibt erfordert meine volle Konzentration: „Sorry, Mr. Kent, aber wundert es Sie nicht, wie gut Ihre Frau mit den vier Kindern klar kommt? War sie mit den Zwillingen schon ein einziges Mal überfordert? Und da gäbe es noch so einiges! Allerdings besitzt sie keinen Besen, aber den benötigt sie auch nicht. Sie hat ja Sie!“ Wieder löst sich ein verhaltenes Glucksen aus seiner Kehle.

Meinen Mund bekomme ich vor Staunen nicht mehr zu, mein Kinn ist schon längst auf die Brust abgesunken. Wie hypnotisiert starre ich auf den Besucher. Was bekomme ich da zu hören? Lois, meine Lois, eine Hexe? Absurder Gedanke!

Kein Zauber sondern Amors Pfeil hat mich seinerzeit bei ihrem Anblick getroffen! Bis heute steckt er tief in meinem Herzen.

Und sie hat doch alles, was sie erreicht hat, durch Fleiß, Energie und Willenskraft erworben! Ist sie nicht mit und an ihren Aufgaben gewachsen? Und ihre unglaubliche Seelenstärke habe ich schon immer bewundert!

Eines gilt nach wie vor: Je mehr sie gefordert wird, desto besser wird sie. Ein „Das kann ich nicht!“, gibt es bei ihr so gut wie gar nicht. Kann sein, dass ich diesen Satz ein einziges Mal von ihr gehört habe. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel!

…Trotzdem! Irgendwie klingen Dumbledores Behauptungen auch plausibel. Aus dieser Perspektive habe ich Lois` Erfolge noch nie betrachtet. Wie sollte ich auch jemals auf diese Idee kommen? Doch jetzt darüber nachdenken und mit meinem Besucher streiten? Nein, ich gebe einfach erst einmal meinen innerlichen Widerstand auf und akzeptiere die Tatsache, dass ich eine eventuelle Hexe liebe und mit ihr seit fast zwölfeinhalb Jahren verheiratet bin. Aber auch meine Tochter eine Hexe? Das macht mich fassungslos. Über die drei anderen Kinder will ich erst gar nichts wissen!

Ob in meinem Gesicht wirklich alles zu lesen ist, was mir durch den Kopf schießt? Denn mein Besucher fängt an zu schwärmen: „Mr. Kent, stellen Sie sich vor, wie bravourös Ihre Tochter die Aufgaben beim ‚Trimagischen Turnier‘ hätte lösen können. Das Drachenei hätte sie durch ihre Laufschnelligkeit so schnell holen können. Der Drache hätte sie überhaupt nicht bemerkt!“

Verzückt reibt er sich die Hände: „Sie kann ja so lange die Luft anhalten! Also wäre die Aufgabe unter Wasser auch ein Kinderspiel für sie gewesen. Und der Irrgarten?“ Er pustet abfällig in den Raum hinein. Die Blätter einer Zeitschrift bewegen sich sogar durch diesen Luftzug: „Ppaah! Mit dem Röntgenblick hätte sie jederzeit den richtigen Weg gefunden! Aber leider muss sie noch ein paar Jahre warten, bis sie an den Turnieren teilnehmen darf! Doch dann gibt es unter Garantie einen Sieg für Hogwarts!“ In seiner Vorstellung muss er schon den von Lara gewonnenen Pokal sehen, so begeistert ist sein Gesichtsausdruck.

Verblüfft sitze ich da und höre mir Dumbledores Darlegungen an. Woher weiß er schon wieder, welche von meinen Kräften sich bei Lara entwickeln? Da ist wirklich Magie im Spiel!

Seine Aussagen muss ich ja wohl endlich kommentieren. Kopfschüttelnd über all diese Unglaublichkeiten schaue ich ihn äußerst skeptisch an: „…Das soll ich Ihnen alles glauben? Nein, ich weiß nicht! Überzeugt haben Sie mich nicht, Professor! Ich könnte einige Gegenargumente anbringen!“ Über diese schockierenden Erläuterungen muss ich morgen erst in Ruhe mit Lois reden. Sie wird diese Behauptungen entweder bestätigen oder verneinen. Ihre Antwort wird für mich ausschlaggebend sein!

Aber da war ja noch etwas anderes: „ …Und woher ist Ihnen das von mir bekannt, Mr. Dumbledore? Ich meine…“ Wieder male ich meinen imaginären Buchstaben in die Luft.

Die Fältchen in seinem Gesicht vertiefen sich. Nur zu deutlich kann ich ihm ansehen, dass er sich über meine naive Frage köstlich amüsiert: „Woher, Mr. Kent? Wenn Sie wüssten, in wie vielen Büchern Sie bei uns leben. Ihre ganze Biografie ist dokumentiert. Vergessen Sie nicht, wir Zauberer und unsere Schülerinnen und Schüler haben einen ganz anderen Einblick in das Weltgeschehen als die Muggles. Auch über die Identitäten von Spiderman, Batman und anderen Helden sind wir informiert…!“

Warum kann mich das nicht mehr erschüttern? Aber ob Bruce und Peter darüber begeistert sein würden? Ich glaube nicht! Bei unserem nächsten Treffen muss ich sie und alle anderen darüber informieren.

Weit lehnt der Professor mir seinen hageren Oberkörper entgegen: „Mr. Kent! …Nun…, was antworten Sie? Helfen Sie uns? Entsprechen Sie der Bitte des gesamten Lehrkörpers? Dem Flehen der vielen Kinder? Dürfen wir auf Sie zählen?“

Zaudernd reibe ich meine Hände. Was ist da alles auf mich eingestürmt. Mein Kopf brummt von all diesen Informationen.

Aber sein Anliegen ist doch relativ einfach zu erfüllen. Einen Ring zertrümmern? Gefährliche Flüssigkeit trinken? Pah, das ist doch ein Klacks für einen Mann der Raketen schiebt, Meteore zurück ins Weltall schickt und Bomben verschluckt.

Und der mit einer Hexe verheiratet ist! Und noch mindestens eine davon in der Familie hat. „Natürlich helfe ich, Mr. Dumbledore! Wann werde ich wieder zurück sein können?“ Ich weise diesmal mit dem Finger gegen die Zimmerdecke. Über unseren Köpfen schläft mein ganzes Glück und ich will ganz bestimmt nicht allzu lange wegbleiben.

Wie schafft er es nur, dass seine komische Kopfbedeckung bei seinen Bewegungen oben bleibt? Bloß nicht bei diesem Anblick kichern, sonst ziert er mich doch noch mit Eselsohren. Zauberer und Hut nicken mir zu: „Mr. Kent, Sie werden morgen früh längst wieder zu Hause sein. Aber zu Ihrer Beruhigung lasse ich Ihre Familie ungestört schlafen, bis Sie wieder dieses Haus betreten.“

Er nimmt erst wieder einen kleinen Schluck aus seinem Fläschchen. Wie ich sehen kann, ist er der letzte. Die kleine braune Flasche ist leer.

Nur mit einer rotierenden Handbewegung bittet er mich, meinen Superman-Dress anzuziehen. Zwar wundere ich mich abermals, wie gut er über meine Gepflogenheiten informiert ist, aber ich folge seiner Aufforderung.

Dann liegt sein Stab wie durch Zauberei wieder zwischen seinen Fingern. Durch was denn sonst? Er hebt ihn, murmelt wieder etwas Unverständliches, die Kuppel über unseren Köpfen löst sich in Nichts auf.

So angestrengt ich auch lausche, von meiner Familie sind nur fünffache regelmäßige Atemzüge zu hören. Das ist sehr beruhigend!

Wieder schwingt Professor Albus Dumbledore das Stöckchen mit einer großen Armbewegung. Er murmelt etwas von „Omnis dormius“ und „Superman redirus“ oder so etwas Derartiges. Richtig verstehen kann ich die Formeln trotz meines Supergehörs nicht. Vielleicht hat er auch darüber einen Zauber verhängt.

Er wendet sich mir zu: „Sie können jetzt beruhigt mit mir kommen, Mr. Kent. Hier ist alles in bester Ordnung! Ihre Familie wird fest schlafen, bis Sie wieder da sind. Nichts wird sie aufwecken. Wir können reisen! Gleichzeitig mit der Entfernung nach England werden wir auch fast vier Jahre der Vergangenheit überwinden. Mrs. Rowling hat den sechsten Band zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollendet, sodass wir unbesorgt in das Geschehen eingreifen können.“
Anerkennend lächelt er mir zu: „Was meinen Sie, wie das gut ankommen wird, wenn Superman dem Zauberschüler Harry Potter und mir zu Hilfe eilt. Alle Leser werden hellauf begeistert sein.“ Bewunderung klingt in seiner Stimme. Aber trägt er nicht ein bisschen zu dick auf, dieser Professor?

Von meinen Augen wissbegierig verfolgt legt er die leere kleine Flasche auf den Tisch, berührt sie mit seinem Zauberstab und murmelt dabei „Portus!“ Aus den Büchern weiß ich, dass er sich damit einen Portschlüssel zurecht gezaubert hat.

Dann holt er aus seinem Kragen eine Kette heraus, an der ein Medaillon hängt. Sterne sind in das Metall gestanzt. In der Mitte erkenne ich eine Sanduhr. Aufmerksam dreht er an verschiedenen Knöpfen. Dadurch ertönt ein ratschendes Geräusch wie das Aufziehen einer Uhr. Fest nimmt er meine Hand in die seine, ergreift dann die Flasche… und schon ist das Wohnzimmer der Familie Lane-Kent verschwunden.

Wir sind unterwegs zu unserem Ziel in der Vergangenheit. …Hogwarts, die Schule für Hexerei und Zauberei vor vier Jahren.


Der dritte Teil folgt

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Re: [Ficathon 2011] Tod und Teufel

Beitragvon Gelis » Fr 12. Aug 2011, 21:17

Tod und Teufel (3/4)

Mit einem „Plumps“ landen wir nur Sekunden später auf einer Wiese. So kurz empfinde ich zumindest die Spanne unseres Sprunges durch Raum und Zeit. Stockdunkle Nacht umgibt uns. Weder Mond noch Sterne sind am Himmel zu sehen. Dunkle Wolken jagen über ihn hinweg.

Wind bläst uns mit Stärke sechs um die Ohren. Bloß gut, dass Professor Dumbledore Bart und Haare mit seinem Gürtel befestigt hat, sonst würden sie wie ein Schleier um ihn herum wehen. So wie mein Cape, das lustig im Wind flattert.

Allerdings ist die Luft lau, wenigstens haben wir keinen tiefen Winter. Dem Duft nach Blüten und frischem Grün zufolge, den ich tief einatme, muss es Frühling sein.

Der klagende Ruf einer Eule erklingt ganz in der Nähe: „Buhuu, Buhuu.“ Sie sitzt auf einem großen Baum direkt neben unserem Landeplatz. Denn trotz der Dunkelheit können meine Superaugen vieles erkennen.

Hinter uns liegt ein Wald mit großen Bäumen. Ihre Äste knarren im Wind und bewegen sich, als ob sie mir drohen wollten. Aber ich denke mir einfach, sie würden mir zuwinken. Nach dem Motto: Glas halb voll, nicht halb leer!

Rechts von uns erhebt sich in geringer Entfernung ein riesiger Gebäude-Komplex mit unzähligen Türmen und Türmchen, mit Erkern in den verschiedensten Größen. Es sieht wie ein verwunschenes Schloss aus. Oder wie ein Bauwerk, an dem sich mindestens zehn verrückte Architekten ausgetobt haben. Oder wie ein Gebilde aus den Händen phantasievoller Kleinkinder, denn so etwas Ähnliches haben unsere Zwillinge vor kurzem auch aus ihren Bausteinen errichtet.

Selbst die Quidditch-Arena kann ich ausmachen. Vor ihr schimmert ein großer See wie ein riesiges Auge.

Kein Zweifel! „Hogwarts!“, stelle ich ehrfurchtsvoll fest. Mein Begleiter nickt stumm. Wieder schaut er nach allen Seiten wie ein sicherndes Wildtier. Er lässt meinen Arm nicht los und wendet sich zu meinem Erstaunen der entgegengesetzten Seite der Zauberschule zu. Jetzt erkenne ich ein altes verbautes Haus, auf das er mit mir zusteuert. Durch seine gedrungene Form macht es im Dunklen den Eindruck eines Riesenraubtieres, das zum Sprung ansetzt. Ich kann mir nicht helfen, aber es wirkt sehr bedrohlich auf mich.

Spürte der Zauberer meine Skepsis? Eine Erklärung von ihm zu meiner Beruhigung folgt postwendend: „Sie wissen sicher, dass auf unserer Schule ein besonderer Zauber liegt. Darum müssen wir von dem Haus dort durch einen unterirdischen Geheimgang nach Hogwarts gehen. Und vorher möchte ich Ihnen dort jemand vorstellen, der ganz begierig darauf wartet, Sie zu sehen!“

Schon erlöschen die Warnsignale. Ein etwas geschmeicheltes Lächeln gleitet durch mein Gesicht. Jetzt werde ich sicher Harry Potter, den „Jungen, der überlebte“, kennenlernen. Die Liebe seiner Mutter hatte ihn vor dem tödlichen Fluch Voldemorts geschützt. Und er kommt mir sogar schon entgegen! Wartet nicht, bis ich in der Zauberschule eingetroffen bin.

Einige große Bäume säumen unseren Pfad. Auch auf ihnen sitzen Eulen. Große und kleine, weiße, dunkle und gescheckte. Gelbleuchtend verfolgen uns ihre Augen auf dem ganzen Weg zu dem Haus. Sind denn heute Nacht alle Hogwarts-Briefträger unterwegs? Oder machen sie gar einen nächtlichen Betriebsausflug? Vielleicht sitzen sie auch nur Spalier, um mich hier in Hogwarts zu begrüßen?

An dem Haus angekommen, lässt meine Neugier mir keine Ruhe. Ich muss mich noch einmal zu den Nachtvögeln umdrehen. Welch ein Bild! Mit lautlosen Flügelschlägen erheben sie sich alle von ihren Ästen und streichen in Richtung Hogwarts davon. Oder sind das vielleicht Kundschafter, die Supermans Ankunft beobachten sollten? Mich wundert in dieser Welt der Magie rein gar nichts mehr!

Professor Dumbledore öffnet eine schwere Eingangspforte. Quietschend dreht sie sich in ihren Angeln. Ein muffiger Geruch empfängt uns, als wir das Haus betreten. Mief von mindestens hundert Jahren! Die alte Holztreppe, die wir hinuntergehen, knarrt unter unseren Füßen. Eine dunkle Tür trennt mich nur noch von dem berühmten Jungen. Ob er das jetzt auch denkt? Nur noch eine Tür zwischen mir und Superman? Unsere Schritte müssen laut und deutlich in dem Raum dort zu hören sein.

Voller Freude stelle ich mir vor, wie ich meinen Kindern von diesem Erlebnis erzählen werde. Die Augen von Lara und Jory, staunend und weit aufgerissen, sehe ich richtig vor mir!

Während meiner angenehmen Überlegungen sind wir vor der Tür angelangt. Dumbledore gibt meinen Arm frei und geht einen Schritt vor. Er öffnet die Tür und lässt mich zuerst eintreten. Hinter uns schließt sie sich mit einem hässlichen Knall.

Mein Blick geht in die Runde. Er fällt auf fensterlose Wände, die schmutzige Tapete ist an einigen Stellen abgerissen. Der Raum ist mittelgroß. Er ist spärlich mit einem Tisch, ein paar Stühlen und einem Sessel ausgestattet. Hier riecht es noch muffiger als auf der Treppe. Spinnweben hängen da sogar von der Decke. Staub liegt auf dem Boden, Fußspuren haben darauf ein bizarres Muster hinterlassen.

Diffuses Licht, mit einer grünlichen Färbung, lässt mich zwei Personen erkennen. Eine sitzt von Kopf bis Fuß in einen Umhang gehüllt in dem Sessel, die andere steht mit dem Rücken zu uns hinten an der Wand an einem offenen Kamin. Ein schwaches Feuer brennt in ihm. Die Gestalt dreht sich bei unserem Eintritt noch nicht einmal um. Wie unhöflich!

Doch nach Harry Potter schaue ich vergeblich aus. Es ist kein Junge hier. Dafür etwas anderes…, etwas… Gefährliches, etwas mich Bedrohendes, etwas, dem ich schon eine Zeitlang nicht mehr begegnet bin. Sofort spüre ich die verheerende Wirkung. Meine Knie fangen leicht an zu zittern, Hitzewellen, abgelöst von Kälteschauern rasen durch meinen Körper. Ich will mich umdrehen und wieder rauslaufen, …es geht nicht mehr. Meine Beine streiken. Schmerz, Schwäche, Übelkeit gewinnen in mir die Oberhand. Zweifelsfrei, hier ist irgendwo… Kryptonit. Die Symptome sind eindeutig, diese Gefühle kenne und fürchte ich nur allzu gut!

Wankend und mit Ächzen gelingt mir der eine Schritt zu dem vor mir stehenden Stuhl. Kraftlos lasse ich mich auf ihn niedersinken. Jetzt bemerke ich, dass der grünliche Schimmer seinen Ursprung unter dem Tisch haben muss.

Eine Falle! Ich bin in eine Falle geraten. Diese Erkenntnis trifft mich wie ein Keulenschlag. Also haben mich die Bäume und der Anblick dieses Hauses doch gewarnt. Und ich habe die Hinweise nicht beachtet!

Doch wer hat mir die Falle gestellt und mich hierher gelockt? Und weshalb? Die Antwort erhalte ich umgehend.

Die am Kamin stehende Gestalt dreht sich um und nähert sich mir mit schleichenden Schritten. Höhnisch und triumphierend blitzen Augen. Eine Stimme, triefend vor Zynismus, erklingt mit den Worten: „Da ist ja unser Held in Strumpfhosen, unser Pfadfinder, der einfach nicht begreifen will, wie überflüssig er ist.“

Dieses Sprechorgan kenne ich nur zu gut! Es gehört Tempus, meinem Erzfeind und schlimmsten Widersacher, der aus der Zukunft kommt und der mich immer und immer wieder mit seiner Bösartigkeit in meinem Leben verfolgt hat. Durch meinen Untergang will er das von ihm so sehr gehasste Utopia erst gar nicht entstehen lassen.

Nun blickt er mit einem selbstzufriedenen Grinsen auf mich hinab. Mein Magen fährt Achterbahn. Ausgerechnet Tempus! Denn er weiß genau, wo meine Achillesferse sitzt. Er kennt die einzige Substanz, die mich töten kann. Und hat sie, wie ich deutlichst fühle, auch in seinem Besitz.

Durch welche Teufelei ist er in Harry Potters Zauberwelt gelandet? Bin ich nirgends vor ihm sicher? Immer, wenn ich überhaupt nicht an ihn denke, taucht er auf! Was hat mir dieser Mann aus seinem Hass heraus schon alles angetan!

Zuerst war er in die Vergangenheit gereist, um mich als Baby zu töten!

Lois hat er Jahre später in eine Parallelwelt entführt.

Schon im Mittelalter hat er in einer anderen Inkarnation einen Fluch über uns legen lassen, der bei unserer körperlichen Vereinigung Lois töten sollte.

Als wir schon verheiratet waren, hat er mich überlistet und mich durch ein explodierendes Zeitfenster in einen Zeitstrudel ohne Vergangenheit und Zukunft verbannt.

Und drei Monate darauf hat er es nochmal versucht, diesmal durch einen Komplicen, mich wieder mit Kryptonit zu vernichten. Auf eine ganz bestialische Art und Weise.

Und das ist nur, was mir in diesem Moment so ad hoc einfällt.

Zum Glück war Herbert George Wells jedes Mal dank seiner Zeitmaschine herbei geeilt, um Hilfe zu bringen und uns zu retten. Aber diesmal ist von H.G. Wells nichts zu hören und zu sehen. Es sieht tatsächlich so aus, als ob Tempus heute sein Vorhaben gelingen sollte.

All das rast in diesem Moment durch meinen immer mehr schmerzenden Kopf. Mit beiden Händen umspanne ich meine Schläfen, hinter denen es infernalisch klopft.

Ein Gedanke voller Hoffnung durchzuckt mich: Da ist ja noch Professor Dumbledore. Hilfesuchend drehe ich mich nach ihm um. Aber entsetzt muss ich zuschauen, wie die hagere Gestalt schrumpelt, etwas kleiner wird. Wie die Spitztüte und die silberne Haarpracht verschwinden und fettige Haare daraus werden, die ihm wie ein dunkler Vorhang in sein Gesicht fallen. Wie sich das nachtblaue Gewand in einen Umhang, schwarz und abgetragen, verwandelt. Alles, aber auch alles hat sich gegen mich verschworen.

Mit einem ausdruckslosen Gesicht verbeugt sich der verwandelte Mann formvollendet vor mir: „Verzeihen Sie, Mr. Kent, dass ich Ihnen einen falschen Namen und einen falschen Körper präsentiert habe. Der ‚Vielsaft-Trank‘ machte es mir möglich, die Gestalt Professor Dumbledores anzunehmen… Ich bin Severus Snape, zurzeit Lehrer in Hogwarts. Mein Auftrag lautete, Sie an diesen Ort und in unsere Zeit zu bringen.“

Doch ein Lichtblick? Snape trieb laut Bücher ein Doppelspiel, hielt insgeheim zu Dumbledore. Um seine Tarnung aufrecht zu erhalten, erfüllte er die Befehle seines grausamen Herrn, der ihm vertraute. Und warum agierte Snape so? Ganz einfach! Weil er sein Leben lang Harry Potters Mutter Lily hoffnungslos liebte, die seinerzeit von Voldemort getötet wurde. Darum auch vorhin die Melancholie und die Träne bei der Erwähnung ihrer grünen Augen. Selbst in einer anderen Gestalt hat er seine tiefen Gefühle für diese Frau nicht verbergen können.

Ist das meine allerletzte Chance? Bevor Snape sich von mir abwendet, hauche ich ihm ein „Hilfe“ zu.
Aber er reagiert nicht, sondern schaut zu der verhüllten Gestalt, die am anderen Ende des Raumes in einem Sessel vor dem Kamin sitzt: „Herr, Ihr Auftrag ist erfüllt.“

Ich ahne mehr als ich sie sehen kann, diese bleiche, formlose Fratze unter der hochgezogenen Kapuze. Die Gestalt winkt Snape mit ihrer Hand, blass und knochig wie von einem Skelett, eine „Entfern dich“-Geste zu. Severus Snape verbeugt sich und verlässt den Raum, ohne mich noch einmal anzuschauen. Seine Schritte auf der Holztreppe verhallen schnell. Mit ihnen entschwindet auch mein bisschen Hoffnung.

Trostlosigkeit überfällt mich. Der leibhaftige Tod sitzt mir gegenüber. Lord Voldemort oder Tom Riddle oder ‚Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf‘ ist der Komplice von Tempus. Ja, Tod und Teufel, Voldemort und Tempus! Die beiden haben sich wirklich gesucht und gefunden. Wozu? Um mich zu vernichten! Und ich kann mich nicht wehren. Durch das Kryptonit so hilflos. All meiner Kräfte beraubt!

„Tja, du Super-Superman“, erklingt wieder die zynische Stimme des Mannes aus der Zukunft. Sein Gesicht ist die fleischgewordene Ironie: „Jetzt möchtest du natürlich wissen, wieso, weshalb, warum? Ganz einfach! Ich habe mit Seiner Lordschaft einen Deal vereinbart. Dein Tod gegen den von Harry Potter. Lord Voldemort hilft mir, dich endlich zu erledigen und ich helfe ihm dafür, diesen entsetzlichen Jungen zu beseitigen.“

Er kichert diabolisch vor sich hin und reibt sich stolz und selbstzufrieden seine Hände: „Wenn du gleich tot bist, werde ich durch mein Zeitfenster mit ‚Du-weißt-schon-wem‘ noch weiter in die Vergangenheit reisen. Diese Zeitumkehrer schaffen ja nur ganz wenige Jährchen. Noch bevor Harry gezeugt wird, werden seine Eltern das Zeitliche segnen. Am besten noch als Kinder. Dann wird das Problem ein für alle Mal beseitigt sein. So wie du!“

Diese Gelegenheit lässt er sich nicht nehmen. Er muss noch weiter seinen Triumph auskosten und seinen triefenden Hohn über mich ausschütten: „Superman, du bist ja so durchschaubar. Wie eine Glasscheibe. Dieses Märchen hast du geglaubt? Dumbledore wolltest du retten? Snape muss ja eine tolle Nummer abgezogen haben! Da erzählt dir jemand etwas von Helfen und schon bist du Feuer und Flamme. Alle sollen wieder über deine Heldentaten jubeln! Superman… der Retter und Helfer in jeder Not! Sogar in der Welt der Magie! So eitel bist du!“

Sein grässliches Lachen erfüllt den ganzen Raum und vibriert in meinem Körper wider.

Und weiter schlägt er verbal auf mich ein. Die Genugtuung und die Lust an meiner Niederlage lässt seine Stimme immer schriller werden: „So herrlich manipulieren kann man dich. In deiner Blauäugigkeit glaubst du immer, alle Menschen wären wie du: Ehrlich, edel, voller moralischer Prinzipien! Das Gegenteil ist der Fall! Wann kapierst du das endlich! Aber jetzt ist es sowieso zu spät!“

Er bückt sich, sein Gesicht ist ganz nah bei dem meinen. Seine Worte, durchtränkt von Gehässigkeit, dröhnen in meinen Ohren: „Denn jetzt, du Superman, ist es endgültig aus mit deinem Heldendasein und auch aus mit Utopia! Weil ich mich, wenn du uns verlassen hast, auch um das Super-Kleinzeug kümmern werde! Du wirst niemand mehr beschützen können! Das wird der schönste Tag meines Lebens!“

Nein, nein! Nicht meine Kinder! Verzweifelt versuche ich zu schreien und mich zu bewegen. Doch mein Körper reagiert in keiner Weise mehr auf meine geistigen Befehle. Mit tausend Stricken fühle ich mich gefesselt. Aus meiner Kehle kommt nur noch ein tiefes Ur-Stöhnen. Alle Qual der Welt ist in ihm enthalten.

Jetzt muss Tempus endlich zufrieden sein. Mit einigen schnellen Schritten ist er drüben bei der verhüllten Gestalt, von der ich so gut wie nichts erkennen kann. Nur rötlich glühen mir seine Augen aus der Kapuze entgegen. Der sonst so stolze und arrogante Tempus macht eine kleine Verbeugung: „Mylord, es ist so weit. Ihre Nagini kann sich ihr Nachtmahl holen!“ Wieder dieses hämische Gelächter!

Voldemort beugt sich etwas vor. Aus seinem Mund kommen einige Laute mit vielen ‚sss‘.

Voller Schrecken sehe ich zu, wie ein Schatten anfängt, sich auf dem Boden zu bewegen. Er hat halb unter Voldemorts Sessel und halb unter dem Tisch gelegen. Vorher habe ich ihn bei dieser Beleuchtung und durch die Wirkung des Kryptonits nicht ausmachen können. Er kriecht langsam auf mich zu.

Schaudernd erkenne ich, dass sich der Schatten als eine große, dicke Schlange entpuppt. Sie muss um die vier Meter lang sein. Ihr scheußlicher Kopf pendelt hin und her. In dem Riesenmaul blinken zwei große Giftzähne. Also hat Voldemort gerade Parsel, die Schlangensprache, von sich gegeben.

Immer näher kriecht das Monstrum an mich heran. Die Augen sind nur ganz schmale Schlitze, aus denen es grünlich leuchtet. Die Wirkung des für mich tödlichen Meteorgesteins wird immer stärker. Meine Übelkeit verstärkt sich noch mehr. Nur mit äußerster Anstrengung halte ich mich auf dem Stuhl aufrecht.


Der vierte Teil folgt

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Re: [Ficathon 2011] Tod und Teufel

Beitragvon Gelis » Mi 31. Aug 2011, 21:31

Das große Fragezeichen (4/4)


Kein Wunder, denn als das Scheusal die Augen weit öffnet, schaue ich in reines Kryptonit, in eine grüne Hölle! Augen aus diesem Teufelszeug? Die Antwort ist einfach. Der Herr dieses Ungetüms ist ein Zauberer! Ein Magier der schwarzen Künste. Das war für ihn wohl eine der einfachsten Übungen. Tempus wird ihm mit Freuden die Substanz geliefert haben.

In meinem Gesicht fühle ich heiß die Blicke meiner beiden Kontrahenten, die Blicke von Tod und Teufel. Sie sind zwar eiskalt, aber brennen auf meiner Haut wie Feuer. Mich so zu sehen, hilflos diesem Reptil ausgeliefert, muss besonders für Tempus eine Befriedigung ohnegleichen sein.

Nagini, das Haus- und Schmusetierchen Voldemorts, fängt an zu zischeln. Seltsamerweise verstehe ich plötzlich, was sie sagt. Ich verstehe tatsächlich Parsel! „Sssuperman, …sss issst ausss mit dir! Ausss… ausss!“, raunt sie.

Und kommt stetig näher. Immer näher! Unmöglich, mich zu bewegen. Ich bin gelähmt. Starre wie in Hypnose nur in ihre Augen. Starre in todbringendes Kryptonit! Noch nicht einmal den Blick kann ich abwenden.

Aus eigener Kraft gibt es für mich kein Entrinnen! Wo ist mein Hitzeblick, um die Bestie zu verbrennen? Mein Eisatem, um sie einzufrieren? Der Luftsturm, um sie hinwegzufegen? Nichts… gar nichts! Meine Superkräfte… verschwunden!

Dafür fühle ich Schwäche, die mich bezwingt! Schmerz, der mich peinigt! Fieber, das mich verbrennt! Angst, die mich verzehrt! Nicht um mich, sondern um meine Familie! Und diese Empfindung ist das Allerschlimmste! Panik hat von mir Besitz genommen. Meine Sinne wollen schwinden!

Meine Henkerin hat mich erreicht. Langsam fängt sie an, sich um meinen Körper einschließlich Sitzgelegenheit zu winden. Bei den Beinen fängt sie an. Sie schraubt sich kontinuierlich höher. Die Schlinge wird enger. Der Druck stärker. Das Holz des Stuhls splittert bereits. Verzweifelt versuche ich zu atmen. Luft, ich brauche Luft! Der Kopf dröhnt. Jeden Moment muss er platzen.

Naginis hässlicher Schädel erscheint vor meinen Augen. Ihre gespaltene Zunge gleitet in mein Gesicht. Überall kann ich sie fühlen, auf den Wangen, auf der Stirn, an der Nase, sogar auf den Lippen. Sie hinterlässt eine feuchte Spur. Weit steht das Maul auf. Gleich wird sie ihre Giftzähne in meinen Hals schlagen. In Supermans, durch Kryptonit vollkommen kraftlosen Körper. Welch eine leichte Beute! Wird sie mich anschließend verschlingen? Tempus hat doch irgendetwas von Mahlzeit gesagt!

In Erwartung des Todes schließe ich meine Augen. Meine letzten Gedanken gehören meinen Kindern und ihrer Mutter. Mit der Vorstellung dieser geliebten Gesichter will ich sterben. ‚Lois! Meine Lois…‘!

Etwas Tröstliches durchzuckt mich. Ein kleines Lebensflämmchen flackert noch einmal in mir auf. Vielleicht kann sie unseren Nachwuchs vor Tempus retten. Sie ist so stark! Lois hat diesen Teufel doch schon besiegt! Sie wird wie eine Löwin um die Kinder kämpfen! Ach was, wie eine ganze Elefantenherde! Wenigstens am Ende gibt es für mich eine winzig kleine Hoffnung! Die soll meine letzten Atemzüge begleiten!

Ich kann nicht mehr und gebe meinen Widerstand auf. Spüre meinen Sturz und den Aufprall auf der Erde. Grünlicher Nebel senkt sich über mich. Alles Empfinden verschwindet in ihm. Das muss der Tod sein!

Nein, immer noch nicht! Denn plötzlich zucken hinter meinen geschlossenen Lidern helle Blitze auf, mehrmals knallt es und zwei verschiedene Stimmen zischen und schleudern für mich unverständliche Sprüche oder Flüche heraus. Ich bin zu schwach, um die Augen zu öffnen. Zu schwach um nachzuschauen, was geschieht. Im Grunde genommen interessiert es mich auch nicht mehr. Ich will nur noch schlafen…, schlafen…, schlafen…!

Ein unendlicher Abgrund nimmt mich auf. Gnädige Dunkelheit hüllt mich ein. Ich sehe nichts mehr! Ich höre nichts mehr! Ich spüre nichts mehr! Nagini nicht und auch keine Schmerzen. Ich löse mich einfach auf.

Totenstille! Nur Totenstille! Eine Ewigkeit Totenstille…!

~*~*~*
…Weit, ganz weit in der Ferne höre ich Töne. Sie tropfen klingend in mein Bewusstsein. Seltsamerweise spüre ich auch wieder Naginis Zunge in meinem Gesicht. Dazu ein Gefühl als ob sie an mir knabbert. Normalerweise verschlingen doch Schlangen ihre Opfer!

Die Töne werden immer lauter, kommen immer näher. Ein Gesang von mehreren Stimmen wird daraus:

„Happy birthday to you, happy birthday to you, happy birthday, dear Daddy, happy birthday to you!”

Dear Daddy???

Mühsam reiße ich meine Augen weit auf und traue ihnen nicht so recht. Kann das wahr sein? Verblüfft blicke ich direkt in die lachenden Gesichter unserer fast zweijährigen Zwillinge. Sie haben es sich in meinem Bett und auf meinem Brustkorb gemütlich gemacht. Nebenbei bedecken sie mein Gesicht mit einigen ziemlich feuchten Küsschen. Die kleinen Geschöpfe greifen vierhändig überall hin, zupfen an meinen Haaren, an Nase und Ohren: „Daddy, Bösssdeee, Bösssdeee“, jauchzen sie im Duett. Hört sich wie Parsel an!

Vor meinem Ruhelager stehen Jorelian, Lara und Lois und schmettern fröhlich das Geburtstagslied für mich. Lara, die hübsche, die braunen Haare zu einem dicken Zopf geflochten. Mit Augen so blau wie der tiefe Ozean, ihr kryptonisches Erbe. Jorelian, bei dem ich jetzt eine gewisse Ähnlichkeit mit Harry Potter konstatiere. Die Haare schwarz und strubblig wie bei dem ‚Jungen, der überlebte‘, eine Brille mit runden Gläsern auf einer kecken Nase.

Und Lois, meine Lois, schön und bezaubernd wie eh und je. Die langen Haare fallen ihr weich ins Gesicht. Aus ihren Augen strahlt rehbraune Zärtlichkeit für mich. Welch ein Anblick für einen Mann, der dem Tod so nahe und eigentlich schon gestorben war.

Aber was ist geschehen? Wer hat mich gerettet? Ist mir der echte Professor Dumbledore auf Snapes Bitte hin zu Hilfe geeilt? Vielleicht Harry Potter selbst? Haben die Eulen etwas damit zu tun? Bin ich durch Zauberkraft wieder in mein Bett gelangt? Ist H. G. Wells doch wie durch ein Wunder aufgetaucht und hat meinen Körper zurückgebracht? Oder habe ich das alles tatsächlich nur… geträumt? Fragen über Fragen und keine Antwort!

Mag es sein, wie es will! Ich bin zu Hause, ich bin bei ihnen, bei dem ganzen Glück meines Lebens. Bei meiner Traumfrau und unseren Abkömmlingen. Und alle sind lebendig! Und wie!

Mit je einem Arm drücke ich die beiden Wirbelwinde Marthi und JJ fest an mich. Zwei Schöpfe, ein blonder und ein etwas dunklerer, kitzeln in meinem Gesicht, an meiner Nase. Tief inhaliere ich diesen herrlichen Noch-Baby-Duft und schaue auf den Rest meiner Familie.

Jetzt möchte ich wirklich zaubern können. Noch mehr Arme möchte ich haben, um alle meine Lieben ans Herz drücken zu können. Und als ob die Drei meine Wünsche erahnen, setzen und knien sie sich auf das Bett. Sie rücken ganz nah an mich heran, umarmen und küssen mich. Welch ein Gewirr von Armen. Die Familie Lane-Kent bildet jetzt sicherlich einen ‚Gordische Knoten‘. Kaum komme ich dazu, mich für all diese Glückwünsche zu bedanken.

Nach der Tortur des gerade Erlebten erscheint mir alles wie ein Wunder. Diese stürmischen Zärtlichkeiten empfinde ich als ein großes Geschenk und genieße sie in vollen Zügen. Während ich immer wieder und wieder über die dunklen und helleren Köpfe streiche und meinen Mund auf sie drücke, zuckt ein Gedanke durch meinen Kopf.

Der Professor, ob Dumbledore oder Snape, hat doch den Schlafzauber über das Haus gelegt. Er würde gelöst, wenn ich wieder hier wäre, hat er gesagt. Das muss ich genau wissen: „Lois, wie lange seid Ihr schon wach? Wie habt Ihr geschlafen? Hat dich heute Nacht ein Kind geweckt?“

Meine Frau verneint. Ich spüre ihre Hand liebevoll durch meine Haare gleiten: „Nein, noch nicht lange! Ich bin wach geworden, weil ich dich vorhin von einem Einsatz hab zurück kommen hören. Du landetest im Bett. Wo warst du? Ich habe dich nicht aufstehen hören! Und soviel ich weiß, war keines von den Kindern heute Nacht wach. Wir haben alle prächtig geschlummert.“ Die beiden Großen bestätigen diese Aussage mit heftigem Nicken.

Mit schräg geneigtem Kopf und fragend hochgezogenen Augenbrauen mustert Lois mich kritisch. Sie kennt mich zu gut und sieht mir sicherlich an, wie konsterniert ich bin. Sie teilt mir weiter mit: „Du solltest noch etwas in Ruhe schlafen können, darum haben wir drei uns schnell angezogen. Bei unseren Aprilscherzen habe ich erst mal für trockene Verhältnisse gesorgt“, sie klopft zärtlich auf zwei kleine, gut gepolsterte Hinterteile.

Begeistert rufen zwei Stimmen: „Dssedsse tocken, Massi tocken, Apill-ssesse tocken!“ Die Mutter der beiden Parselmünder kann nur lachend weiter sprechen: „ …Dann wollte ich mit ihnen in die Küche, aber gegen diese geballte Macht konnte ich nichts ausrichten. Auf einmal waren sie blitzschnell bei dir und belagerten dich. Warum fragst du, Clark?“ Diese Frau will aber auch immer alles so genau wissen!

Mein Blick wandert von einem Augenpaar zum anderen. Ganz egal ob braun oder blau, blanke Neugier kommt mir aus ihnen entgegen. Immer noch fassungslos erzähle ich von dem spektakulären Ereignis: „Ich weiß tatsächlich nicht, ob es Traum oder Wirklichkeit war. Vielleicht glaubt Ihr es mir nicht, aber ich bin in Hogwarts gewesen. Stellt euch vor, in Hogwarts! Allerdings nicht in dem Gebäude selbst. Professor Dumbledore wollte meine Hilfe! Doch das stimmte nicht. Und alles war so beklemmend echt!“ Ich bin immer noch verwirrt, verstumme und schüttle ungläubig den Kopf.

Was war das nur gewesen? Ein Albtraum? Hervorgerufen durch die gestrige Lektüre und das Gespräch über die Harry-Potter-Bücher? Aber Lois sagt, sie habe mich vorhin kommen hören. Oder hat sie das auch nur geträumt? Lag ich die ganze Zeit hier neben ihr im Bett?

Jedoch das Erlebte hat sich so unheimlich realistisch für mich angefühlt. Die Angst um meine Familie sitzt mir noch tief im Herzen. Wie auch immer. Ich muss das abschütteln. Wahrscheinlich werde ich die Wahrheit nie ergründen können! Hauptsache, wir sind alle unbeschadet beisammen!

Doch meine kurze Bemerkung hat eine durchschlagende Wirkung. Lara und Jorelian fangen gleichzeitig mit aufgeregten Gesten an zu reden: „Dad, du warst in Hogwarts…? Bei… Harry und Hermine und Ron? Hast du auch Hagrid gesehen? Erzählen, Daddy, bitte, bitte erzählen!“

Die beiden Kurzen schreien wieder dazwischen: „Daddy essähln, essähln!“ Und unterstreichen ihre Forderungen mit Hieben von kleinen Fäusten.

Ich schüttle den Kopf, vertröste alle: „Nein jetzt nicht! Später! Hab ich nicht heute Geburtstag? Ich möchte jetzt mit Euch frühstücken! Bekomme ich auch Geschenke?“ Bestätigendes Kopfnicken von allen Seiten.

Besonders Lara strahlt. Sie hat bestimmt für ihren Dad ein Geburtstagsständchen auf dem Klavier eingeübt. Fast magisch fliegen manchmal ihre Hände über die Tasten. …Magisch? Nein, kein Hexenzauber wie der Professor mir weismachen wollte! Wie ihre Mutter zeichnen Ausdauer, Ehrgeiz und Energie unsere Älteste aus.

Und wenn sie hundertmal eine Hexe wäre, nie würden Lois und ich sie oder eines unserer anderen Kinder in ein Internat geben. Auch nach Hogwarts nicht. Wir wollen sehen und erleben, wie sie wachsen und sich entwickeln, wie sie lernen, wie sie sich verändern. Wir wollen teilhaben an ihrem Leben. Jeden Tag! Und das Wichtigste: Wir wollen auch ein elementarer Teil ihres Lebens sein. Keine Randfiguren!

Durch diese Gedanken kommt mir noch eine andere von Snape-Dumbledores Bemerkungen in den Sinn. Vielleicht würde sie mir die Erziehungsarbeit bei dem Nachwuchs erleichtern. Als Vater kann man doch schließlich nie genug Autorität besitzen.

Bei meinen Worten schaue ich in staunende Gesichter um mich herum: „Aber hört mal, etwas sehr Tolles habe ich erfahren.“ Ich erlaube mir eine wirkungsvolle Pause. Ganz langsam und jedes Wort genießend erzähle ich weiter: „…Professor Dumbledore hat behauptet, dass ich kein Muggle sondern ein groooßer Zauberer wäre!“ Von den Mitgliedern der Hexenzunft sag ich lieber nichts. Auch nichts von diesem Albtraum oder Erlebnis mit Tod und Teufel. Ich muss allein mit Lois darüber reden, bevor ich das Ganze in milderer Form zum Besten geben kann. Oder ich sage den Kindern vorsichtshalber, dass ich mich nicht mehr an so viele Einzelheiten erinnern kann.

Nach dieser Mitteilung zuerst atemlose Stille von allen Seiten. Jorelian, dessen ganze Begeisterung aus seinen dunklen Augen leuchtet, reagiert als erster mit der gespannten Frage: „Wow! Ein richtiger Zauberer? Dann hast du jetzt auch einen Zauberstab? Voll cool, Daddy! Wo ist er? Zeig doch mal!“

„Ssaubess-tab sseigen, Ssaubess-tab sseigen!“, erklingt gleich wieder das doppelte Parsel-Echo unter lebhaftem Hopsen auf meiner Brust.

Oh, Kindermund! Welch eine Assoziation kommt mir in den Sinn! Mit Urgewalt steigt Lachen in mir auf. Ich ersticke es im Keime und verschlucke mich prompt daran. Ein Hustenanfall erschüttert meinen Körper. Nur mit einem Kopfschütteln kann ich die Frage beantworten.

Während ich vor Husten schon keuchen muss, treffen Lois` und meine Blicke aufeinander. Meine Gefährtin vieler leidenschaftlicher Liebesstunden und Mutter meiner Kinder muss tatsächlich übernatürliche Kräfte besitzen. Ihr Grinsen ist mehr als breit und ausgesprochen frivol. Es verrät mir, dass sie genau meine Gedanken lesen kann! Und mir ist sonnenklar, was ich bei unserem nächsten zärtlichen Beisammensein von ihr zu hören bekomme.

Aber sie rettet mich auch mal wieder: „Ihr wisst doch, dass Dad keinen Zauberstab nötig hat!“ Und klopft mir dabei fest auf den Rücken. Resolut steht sie von meinem Bett auf und schnappt sich die Zwillinge. Sie stellt sie auf ihre eigenen Beine und fordert die beiden Großen auf: „So, lasst Dad aufstehen. Wir machen jetzt ein leckeres Geburtstagsfrühstück. Es gibt ganz viele Pfannkuchen! Wer zuerst unten ist!“

Und schon geht unter begeistertem Schreien, Jauchzen und Lois` Händeklatschen die wilde Jagd los. Auf der Treppe hört es sich nach einer Rinder-Stampede an.

Der Hustenanfall ist abgeklungen. Ich muss vor Zufriedenheit ganz tief aufseufzen. Dieses Erlebnis, ob Realität oder Traum, hat mir klar und deutlich vor Augen geführt, wie viel Glück in meinem Leben vorhanden ist. Alle meine früheren Träume von Liebe und Familie haben sich durch diese unglaubliche Frau mehr erfüllt, als ich je zu hoffen wagte.

Und nun wartet sie mit unseren Kindern auf mich. Gespannt auf meinen körperlichen Zustand werfe ich meine Bettdecke zurück. Im Liegen habe ich keine Beeinträchtigungen gespürt. Wie wird es sein, wenn ich aufstehe?

Aber kraftvoll wie immer erhebe ich mich aus dem Bett. Von Schwäche und Kryptonit-Nachwirkungen nicht die Spur. Also doch nur ein Traum?

Ich greife nach meinem Bademantel. Doch bei seinem Anblick durchfährt mich ein elektrischer Schlag. Mir stockt der Atem. Langsam und vorsichtig nähert sich meine Hand etwas bebend dem grauen Velours. Als ob er etwas ganz Gefährliches wäre! Als ob er jeden Moment zuschnappen könnte!

Noch eine Sekunde! Endlich werde ich die Wahrheit wissen! Ist das lebendige Harry-Potter-Bild noch da? Finden es meine Finger in der aufgenähten Tasche…?


E N D E

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