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Rollenspiel

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Rollenspiel

Beitragvon Magss » Fr 15. Jan 2010, 20:17

So, ihr Lieben, viele fleißige Mäuschen haben es wieder zusammen getragen, unser Rollenspiel. Hier kommt also alles bisher geschriebene... viel Spaß!



Perry

Clark kommt mal wieder viel zu spät! Ich habe doch neun Uhr gesagt!

„Lois“ setzte ich an und wand mich an die einzige Person die im Raum war. Der leere Stuhl neben ihr, verärgerte mich nur noch mehr und ich fing wütend an Lois einen neuen Auftrag zu geben: „Du und Clark, werdet euch um 12.45 Uhr mit einer Frau namens Mary McDatch im Park treffen. Sie ist eine Zeugin die gesehen haben will, wie ein paar Männer Schießübungen veranstaltet haben. Außerdem hat sie etwas von einer Verschlüsselten Zahlenkombination gesagt, die einer der Männer verloren haben soll. Ich will das ihr der Sache nachgeht, sollte sich das ganze als Müll herausstellen habe ich noch einen anderen Fall für dich- Herr Gott, wo bleibt Clark?“ Wütend stand ich auf und drehte mich um.

Clark und Lois waren meine zwei besten Reporter, doch dass Clark immer so spät kam, war mehr als ärgerlich.

Vielleicht sollte ich Lois den Fall übergeben. Doch ich entschied mich dagegen. Clark kam vielleicht immer zu spät, mit einer lächerlichen Ausrede auf den Lippen, doch er ist und bleibt der beste Reporter den ich Lois zur Seite stellen konnte.

Als ich mich wieder umdrehte, saß Lois noch immer im Raum. „Na los...“ donnerte ich, und ruderte mit den Armen, zum Zeichen das sie gehen sollte...


Lois

Lois hob ihre Arme abwehrend, um Perry zu zeigen, dass er nicht mehr sagen musste. „Ist schon gut, Chief. Ich bin schon weg“, rief sie ihrem Chefredakteur schnell zu. 'Bevor er jetzt noch richtig wütend wird, sollte ich den Konferenzraum verlassen', dachte sie bei sich, nahm erst ihre Notizen und dann ihre Beine in die Hand.

Perry hatte aber durchaus Recht, dass Clark nicht da war, mal wieder nicht da war, das war... was bildete er sich eigentlich ein? Sie merkte gerade noch, wie sich die Wut von Perry White immer mehr auf sie übertrug.

Erst mal brauchte sie einen Kaffee und dann würde sie versuchen heraus zu finden, was ihr der Computer über Mary McDatch berichten konnte.

Auf dem Weg zu ihrem Schreibtisch lief ihr Jimmy über den Weg. Er trug Perrys kostbarstes Stück – die Elvis-Uhr – mit einem ausgesprochenen mürrischen Gesichtsausdruck vor sich her. „Sag Jimmy, du weißt nicht zufällig, wo Clark ist?“ Er zuckte daraufhin nur mit seinen Schultern. „Und? Wichtige Sonderaufgabe?“, fragte sie ihn mit einem ironischen Grinsen.

„Ja“, antwortete er ihr sarkastisch, „die Batterien sind alle...“ Er ging hastig weiter.

Armer Jimmy. Wie jeder andere auch, der beim Planet klein angefangen hatte, träumte er von der großen Karriere. Doch Perry ließ ihn nur Handlangerarbeiten machen. Manchmal dachte sie, dass Perry Jimmy ein wenig zu hart rannahm.

Lois tippte den Namen 'Mary McDatch' in ihre Tastatur. Die Suchmaschine bräuchte sicher einen kleinen Moment, so konnte sie wenigstens diesen Kaffee genießen. Gestern hatte sie sich ungefähr zehn Becher eingeschenkt aber nicht einen davon konnte sie trinken. Ständig hatte sie einen Informanten oder jemanden den sie interviewen wollte am Telefon. Alles musste immer jetzt sofort, augenblicklich, auf der Stelle, umgehend oder am besten schon gestern geschehen sein.

Heute war es glücklicherweise etwas ruhiger. Dafür war Clark nicht da. Es interessierte sie wirklich brennend, was der immer so wichtiges zu tun hat... Ach ja, da haben wir sie ja schon... Mary McDatch, 36 Jahre alt, verheiratet, Mutter von zwei Kindern, einem Jungen und ein Mädchen. Nun, so gehörte es sich ja schließlich auch... Hausfrau. Wohnhaft in der Wisteria Lane, oh Himmel hilf, eines von dieses makellosen und geleckten Vorstadtvierteln. Sie schüttelte ein wenig angewidert den Kopf. Alles, was diese Frau darstellte, war der Inbegriff von Langeweile – in ihren Augen. Die Suchmaschine hatte sie auch nur gefunden, weil ihr Ehemann, Steven McDatch, 38 Jahre alt, seines Zeichens Zahnarzt, gelegentlich einen Artikel in einer Fachzeitschrift veröffentlicht hatte. Über seine Frau gab es sonst nichts zu berichten, keine Polizeiakte, keine Vorstrafen, keine Anklage wegen Prostitution, um sich das Studium zu finanzieren - schade. Wahrscheinlich hing sie, gelangweilt und frustriert über ihr kleinbürgerliches Leben, den ganzen Tag am Fenster und sah Gespenster.

'Nun, das wird ja ein spannendes Interview werden. Männer, die Schießübungen machen... verschlüsselte Zahlenkombination... wenn da mal nicht jemand zu viele Krimis im Fernsehen gesehen hat...'

Lois sah auf ihre Uhr. Perry hatte gesagt, um 12:45 Uhr hätten sie diesen Termin im Park mit dieser frustrierten Hausfrau. Das war in genau eine Stunde. Solange würden sie annähernd auch brauchen, bei dem Verkehr. Das hieß, Clark sollte genau jetzt - in diesem Moment hier im Planet auftauchen.

Gelassen sah sie Richtung Fahrstuhl, der Linke kam gerade nach oben. Er hielt. Es ertönte das typische 'Ping', die Türen öffneten sich...


Clark Kent

Clark trat ein wenig gehetzt aus dem Fahrstuhl in die Redaktion des Daily Planet, rückte noch rasch seine Krawatte gerade - und spürte bereits Lois' Blick auf ihm. 'Oh boy,' schoss es ihm unwillkürlich durch den Kopf. Sie schien bereits auf ihn zu lauern. Einen Moment lang überlegte er, ob er nicht wieder umdrehen sollte...

... Entschied sich dann jedoch für ein freundliches Lächeln und ein Winken in ihre Richtung.

Schließlich war er sowieso schon viel zu spät, aber er hatte es einfach nicht früher geschafft. Nicht dass er an diesem Morgen nicht schon dreimal auf dem Weg zum Planet - und einmal sogar bereits im Aufzug nach oben - gewesen wäre. Aber es war immer wieder etwas dazwischen gekommen. Ein auf dem Highway ins Schleudern gekommener Lastwagen - eine ganze Ladung Tiefkühl-Brokkoli, die sich zu all dem Blechschaden noch über etwa 400 Meter in beiden Fahrtrichtungen verteilt hatte. Ein in Seenot geratenes Kreuzfahrtschiff vor der Küste Haitis. Ein Großbrand in einem chinesischen Sweatshop.

Und der Tag hatte eigentlich gerade erst angefangen. Zumindest hier in Metropolis...

Mit einem kurzen Kontrollblick in Richtung von Perrys Büro trat er an Lois' Schreibtisch und schenkte ihr ein freundliches Lächeln. "Guten Morgen, Partner. Was hab ich verpasst?"


Chloe

Noch bevor Lois antworten konnte, kam Chloe aus dem Kopierraum und hielt die Zettel in der Hand, die sie für ihre Recherche kopiert hatte.

“Nur Perry’s schlechte Laune.” sagte sie kleinlaut im Vorbeigehen und stolzierte schnell weiter zu ihrem Tisch. ‘Nur nicht wieder in seinen Augen versinken!’ dachte sie noch als sie sich hinter Ihrem Computer verkroch.

Ihr Platz gegenüber war leer, dabei wünschte sie sich nichts sehnlichster als auch einen Partner an Ihrer Seite wie Clark Kent.

Sie strich sich ihre kurzen blonden Haare hinter die Ohren. Auch sie würde an seiner Seite schließlich eine gute Figur abgeben, sie war klein, schlank und ihre blauen Augen würden einen schönen Kontrast zu seinem dunklen Teint bilden.

Chloe war noch immer dabei herauszufinden, warum es in der letzten Nacht in ganz Metropolis einen Stromausfall gegeben hatte. Um 21 Uhr waren plötzlich alle Lichter aus gewesen.

Telefone, Internet, alles aus. Lediglich die Mobiltelefone funktionierten noch. Kaum waren alle Lichter aus gewesen, klingelten die Mobiltelefone.

Was war passiert? Mussten sie mit einem Anschlag rechnen? Oder war es wirklich nur ein normaler Stromausfall?

Die Bewohner von Metropolis mussten mit allem rechnen. Nur nichts normalem. Auch Chloes Handy hatte geklingelt. Zuerst war es Lois gewesen. Sie hatte wissen wollen, ob Chloe schon wüsste was passiert sei. Der nächste Anrufer war Clark gewesen. Genau das Gleiche. ‘Ich bin zwar eine Art Hackerin, wenn es um so was ging, aber ich bin auch nur ein Mensch.’ beherrschte sie sich noch im Ton.

Als sie hinter dem Monitor ihres Computers hervorschaute, sah sie Clark, der noch immer am Schreibtisch von Lois stand.

‘Denk nicht mal daran Chloe, er liebt nicht dich. Lois ist seine Angebetete.’

Und somit verkroch sie sich wieder hinter ihrem PC, biss sich auf ihre Lippen und tippte in die Tastatur.

Satteliten Bilder zeichneten sich auf ihrem Bildschirm ab. Diese zeigten diverse Aufnahmen aus Metropolis in den letzten 24 Stunden. Bilder von den Kraftwerken und Stromversorgern.

Und etwas außerhalb der City gab es tatsächlich eine Veränderung.

“Es sieht aus wie eine Explosion”, murmelte sie vor sich hin.

Sie lies alles stehen und liegen, schnappte sich ihren Mantel von der Garderobe und eilte zum Fahrstuhl.

'Bing!' machte es, die Fahrstuhltür öffnete sich und Perry stand ihr mit einem fragenden Blick gegenüber.

„Ich... ich muss da schnell etwas überprüfen, Mr. White. Vom Stromausfall, sie wissen schon!"


Perry

Perry nickte: „Wenn du einen Partner brauchst, sag Bescheid“ Ohne eine Antwort abzuwarten lief er weiter. Er hatte Chloe Sullivan nur rein aus Höflichkeit einen Partner angeboten. Eigentlich wollte er das sie den Artikel alleine schrieb. Warum auch nicht, viel herum kommen würde bei dieser Sache sowieso nicht!

Und er hoffte das er sie durch diese Bemerkung an ihrem Stolz gekratzt hatte und sie von ganz alleine den Artikel ohne Hilfe schaffen wollte. Mit einem Seiten Blick zu Lois, registrierte er das Clark endlich da war.

Aber das minderte seine Laune keineswegs. Ganz im gegen Teil!

Völlig in Gedanken versunken lief er zu seinem Büro, übersah dabei eine Mitarbeiterin, die mit einem fertigen Artikel neben ihm auftauchte und schloss ihr die Bürotüre vor der Nase zu. Im Büro war er aber keineswegs alleine. Jimmy wartete mit der Elvis-Uhr.

„Und...“ fragte Perry als er sich auf seinem Sessel niederließ und gleich etwas bessere Laune bekam.

„Sie ist fertig!“ sagte dieser. Perry musterte den jungen Jimmy. Es war nicht zu übersehen das Jimmy fast noch schlechtere Laune hatte als er selbst.

„Gut,“ sagte Perry und sah auf den Papierkram auf seinem Schreibtisch. Ein paar fertiger Artikel und eine Nachricht, von einem Entgegengenommenem Anruf.

Seine Frau... Perry sah schnell wieder auf und sagte: „Hier ist eine Liste von Dingen die besorgt werden müssen.“ Er reichte Jimmy die Liste, die schon seit etwa drei Tagen in seiner Schreibtischschublade lag. „Ich will das du in einer Stunde wieder da bist und kein einziges Teil auf der Liste darf fehlen, Junge!“ ermahnte er Jimmy mit einem ernsten Blick.

Jimmy überflog den Zettel: 50 neu Bleistifte, 15 neu Anspitzer, neue Farbe für die Drucker- Maschine, 2 neue Computerbildschirme, 7 neue Schreibtischlampen und die 30 neuen Plakate für die neue Firmen- Werbung die bei der Druckerfirma Mss Flock vorlagen.

Noch beim lesen, klappte ihm die Kinnladen herunter, empört sah er auf und wollte etwas zu seiner Rettung sagen, doch Perry kam ihm zuvor. „Nimm Andrew Khateley mit!“

„Sie meinen Whateley...“ sagte Jimmy in einem Anflug von Übermut, der durch seine Wut über die Lächerlichen Aufträge nur noch verstärkt wurde. Perry warf ihm einen raschen Blick zu, abschätzend wie weit er bei Jimmy noch gehen konnte! Da Jimmy jedoch schon bei seinem flüchtigem Blick zusammen zuckte und ihn nervös ansah stand Parry auf stützte sich mit seinen Fäuste auf dem Schreibtisch ab und sagte „Nimm ihn mit und sei in einer Stunde wieder da!!!“

Jimmy nickte stumm und drehte sich um: „Und sag Lois und Clark das ich sie heute Nachmittag sehen will!!!“

Als Jimmy das Büro verlassen hatte, lehnte sich Perry in seinen Sessel. Wäre Jimmy wütender gewesen und hätte ihm wütend ins Gesicht sehen können, hätte er nie so weit gehen können. Im Gegenteil, er hätte ihm dann noch die Telefonnummern der Filmen gegen, die ihm das ganze Zeug auch geliefert hätten. So aber lies er den Jungen durch die Gegend fahren mit Andrew als „Helfer“.

Perry grinste, er wusste durch aus das man das alles nicht in einer Stunde schaffte.

Doch nach einer weile dachte er wieder mürrisch über die halbe Stunde, die er in der Chiefetage verbracht hatte, nach.

Wenn nicht bald ein guter Artikel für die Abendausgabe geliefert wurde, sah er richtig alt aus. Chloes Fall war nicht besonders viel versprechend und auch Lois und Clark arbeiteten nicht gerade an einem Pulitzer Favoriten.

Wo waren die ganzen Verbrechen wenn man sie brauchte???


Lois

'Er besaß doch wirklich die Unverfrorenheit, mit... mit... mit so einem unschuldigen, lammfrommen Lächeln hier aufzutauchen.' Lois seufzte verächtlich. Sie würde niemals verstehen, wie Clark immer wieder damit durchkam. Nie war er da, wenn sie ihn brauchte. Er verbrachte kaum eine Stunde pro Tag an seinem Schreibtisch, aber seine Artikel reichte er immer pünktlich und fehlerfrei ab. Wann schrieb er die bloß? Egal, das würde sie heute wohl nicht herausfinden – noch nicht...

Lois kippte hastig ihren letzten Schluck Kaffee herunter, wer wusste schon, wann sie wieder die Zeit finden würde, einen zu trinken. Offensichtlich wollte sich Clark gerade auf eine Ecke ihres Schreibtisches setzen. Das könnte er natürlich völlig vergessen. Noch bevor sein verlängerter Rücken das Holz ihres Tisches auch nur berührt hatte, warf sie ihm einen angriffslustigen Blick zu und fuhr ihn an: „Denk nicht mal dran. Dafür ist keine Zeit.“ Lois griff sich ihre Notizen. „Wir müssen sofort los, wenn es noch rechtzeitig schaffen wollen.“ Sie nahm ihren Mantel vom Haken und wollte sich ihn über die Schulter werfen. Das ging jedoch gar nicht, weil ihr Partner ihn bereithielt. Sie brauchte nur noch in die Ärmel zu schlüpfen. Wollte er sich damit einschmeicheln? „Hier, sieh dir das an.“ Sie gab ihm auf dem Weg zum Fahrstuhl ihre Notizen. Es waren zwei Seiten, die eine, die sie sich in Perrys Büro gemacht hatte und die zweite, die das Ergebnis ihrer Recherche zeigte.

Das 'Ping' ertönte und Lois betrat den Fahrstuhl. Clark folgte ihr. Wortlos, aber das lag einfach nur daran, dass Lois ihm gar keine Möglichkeit gab, auch nur ein einziges Wort zur sagen. „Wir treffen diese Frau, Mary McDatch im Centennial Park.“ Der Fahrstuhl fuhr abwärts, nachdem Lois den Knopf für die Tiefgarage gedrückt hatte. „Sie hat irgendetwas gesehen, Männer, die Schießübungen gemacht haben. Einer der Männer soll dann noch einen Zettel verloren haben mit einer Zahlenkombination... Ich bin mir noch nicht wirklich sicher, wo Perry da eine Story sieht...“

Clark wollte offensichtlich etwas sagen, er öffnete den Mund, doch Lois schien nicht gewillt zu sein ihm zuzuhören. Sie hatte einfach keine Lust, eine Ausrede dafür zu hören, dass er erst mittags im Planet auftauchte und sie die ganze Recherche alleine machen musste. Also sprach sie einfach unaufhörlich weiter. „Aber mich fragt ja auch niemand. Der Chief gibt einen Auftrag und wir laufen los. Hoffentlich stellt sich nicht raus, dass wir einen ganzen Arbeitstag vergeuden, um heraus zu finden, dass wir den Hirngespinsten einer frustrierten Hausfrau nachgejagt sind...“

Inzwischen waren sie in der Tiefgarage und bei Lois' Wagen angekommen. „Und? Willst du fahren?“, fragte sie ihn gelassen. Sie hatte Clark noch nie ans Steuer ihres Wagens gelassen, aber er war doch schließlich ihr Partner.


Clark

Clark wusste nicht ganz, wohin er sich zuerst wenden sollte. Er schien viel verpasst zu haben - gut, aber wen wunderte das, das hier war schließlich der Daily Planet und nicht die Borneo-Gazette.

Zuerst war Chloe möglichst rasch an ihm vorbei gezogen. Bildete er sich das ein oder wirkte sie etwas bedrückt? Doch da stürmte sie auch schon wieder aus der Redaktion. Vielleicht sollte er sie später, wenn sie wieder hier war, in einer ruhigen Minute, einfach mal drauf ansprechen? Auch wenn er schon ahnen konnte, dass das wohl leider nicht passieren würde, schließlich hatte er leider selten ruhige Minuten - aber wen wunderte das, er hatte schließlich zwei Identitäten zu jonglieren.

Dann hatte er plötzlich von Lois die kalte Schulter bekommen. Er musste wirklich ziemlich spät dran sein heute, dass sie ihn so mit Blicken töten wollte. Oh boy. Er hatte ihr doch gar nichts getan, sich lediglich gemütlich an ihren Schreibtisch gelehnt um die Zusammenfassung dessen, was er verpasst hatte, zu bekommen.

Als sie ihm daraufhin ein giftiges 'Denk nicht mal dran,' schenkte, stand er wie vom Blitz gerührt wieder gerade da, Hab-acht-Stellung, und sah sie kurz fragend an, bekam jedoch nicht einmal die kleinste Gelegenheit etwas zu sagen. Er hätte Lois doch einen der leckeren Kaffees, die sie so gern mochte, mitbringen sollen - vielleicht hätte sie das milder gestimmt... Stattdessen machte Lois sich ganz offensichtlich fertig zum Gehen. Mit Hilfe von ein wenig Super-Speed hoffte Clark doch noch ein paar Punkte bei ihr gutmachen zu können, indem er ihr, hilfsbereit wie er war, ihren Mantel hielt. Auch wenn die Würdigung praktisch nonexistent ausfiel - aber wen wunderte das, das war schließlich Lois Lane, mit der er da zusammenarbeitete.

Bei diesem letzten Gedanken huschte ein kleines Grinsen über sein Gesicht.

Auf dem Weg zum Fahrstuhl überflog er die Notizen, die er von Lois kurzerhand in die Hand gedrückt bekommen hatte, lief dabei beinahe gegen einen anderen Schreibtisch. Er entschuldigte sich und wollte eigentlich Lois fragen, wer denn diese Frau nun eigentlich war, die sie da treffen sollten und ob das wirklich alles war, was Perry für sie gehabt hatte, aber Lois schien ihn nicht zu Wort kommen lassen zu wollen. Er wollte sich bei ihr entschuldigen, dass er sie die Besprechung heute Früh alleine hatte bestreiten lassen, aber Lois redete bereits weiter.

Mit einem leisen Seufzen beschränkte er sich aufs Zuhören und ließ seinen Blick noch einmal über die spärlichen Notizen wandern. Schießübungen und eine Zahlenkombination... wollten diese Männer eine Bank knacken? Wieso setzte Perry dann Lane&Kent darauf an und nicht die Polizei? Also zu banal... Was wusste der Chief, was er ihnen nicht - oder noch nicht - sagte? Und ob das vielleicht sogar etwas mit dem Stromausfall letzte Nacht zu tun hatte? Aber wäre das nicht ein ziemlicher Schuss ins Blaue?

Verwirrt blickte er auf, als Lois ihn schließlich mit ihrer Frage, ob er fahren wollte, aus seinen Gedanken riss. Und trotz superschneller Auffassungsgabe brauchte er einen Moment, bis er registrierte, was sie da gefragt hatte. Sie hatte ihn noch nie fahren lassen. War das etwa Lois' Art zu sagen, dass sie die Waffen ruhen lassen und ihn wieder wie ihren Partner behandeln wollte? Noch etwas zögernd nickte er. "Ähm... okay." Was konnte er auch anderes tun, wenn Lois ihm schon so etwas anbot.

Er nahm die Autoschlüssel entgegen, rückte sich Fahrersitz und Spiegel zurecht und überlegte einen Moment, ob er nicht noch ganz gewissenhaft Lichter und Bremsen durchtesten sollte, bevor er losfuhr - entschied sich dann jedoch dagegen. Schließlich war einerseits die Zeit knapp, andererseits würde Lois ihn dafür wahrscheinlich gleich wieder aussteigen lassen. Wenigstens achtete er gewissenhaft darauf, dass Lois sich auch anschnallte, bevor er den Motor startete und losfuhr in Richtung Centennial Park.

Die Fahr verlief ereignislos, doch kaum hatte er das Auto geparkt und den Zündschlüssel abgezogen, als sein Supergehör Schüsse wahrnahm. Verdammt!

"I-ich bin kurz Kleingeld für die Parkuhr wechseln." Hastig gab er Lois die Autoschlüssel zurück und war auch schon auf dem Weg.


Chloe

Was sagte Perry da eben? Ich sollte Bescheid geben, falls ich einen Partner brauchte?

“Danke Perry, ist nicht nötig!” sie konnte selbst kaum glauben, dass sie diesen Satz gerade laut gesagt hatte. Denn genau das wünschte sie sich doch.

Der Fahrstuhl blieb in jeder Etage stehen. Warum gerade jetzt mussten so viele mit einmal mit dem Lift fahren. Jetzt wo sie es doch eilig hatte. Als sie die roten Zahlen der Anzeige des Liftes ansah, ging ihr der Blick von Clark durch den Kopf.

‘Seine Augen, wie sie leuchteten, wenn er sie anschaute. Und wie er dabei seine Augenbrauen hochzog. Nein so kann es nicht weiter gehen, ich muss mit ihm reden, wenn ich wieder da bin. Er weiß, wie es um meine Gefühle steht.” dachte sie sich. Sie war nicht alleine im Fahrstuhl. Links und rechts von Ihr drängelten die Leute.

Sie musste herausfinden, was Clark über sie dachte. Und ob Lois etwas wusste oder ahnte.

Endlich, der Fahrstuhl hielt im Erdgeschoss.

Chloe drängelte sich an den Menschen vorbei “Entschuldigung, darf ich mal? Danke! Entschuldigung” sagte sie gehetzt.

Es war kurz nach Mittag und die Straßen von Metropolis waren voll. Jetzt mit dem eigenen Auto zu fahren würde nicht viel nützen.

Chloe winkte sich ein Taxi zu sich heran, schaute durch das Fenster der Beifahreseite und fragte den Fahrer, wie lange er bis zum Kraftwerk außerhalb der Stadt brauchen würde.
“Bei dem Verkehr? Sicher 20, 25 Minuten!” antwortete er genervt.

Sie setzte sich hinten herein, knallte die Tür zu und der Fahrer fuhr los.

Nach 20 Minuten Fahrzeit lies sich Chloe etwas weiter entfernt vor dem Kraftwerk absetzen. Sie drückte dem Fahrer 25 Doller in die Hand und schloss die Tür.

Von weitem sah sie die riesigen Essen, die unheimlich viel Rauch ausspuckten.

Schornsteine, Rauch, schlechte Luft, stinkende Abgase, diese vollkommen technisierte Welt in der der Mensch wie eine kleine Ameise wirkt.

Sie näherte sich nur vorsichtig dem Kraftwerk. Es sah von weitem nicht aus, als hätte es hier vor kurzem eine Explosion gegeben.

Steckte vielleicht Lex Luthor dahinter, der das Kraftwerk hatte wieder her richten lassen, um etwas zu verbergen? Er war ja bekannt dafür, das er vieles unter den Tisch kehren ließ, um seine Machenschaften zu verbergen.

Als sie vor dem riesigen Zaun stand, womit das Kraftwerk umgeben war, schaute sie sich um. Keine Kameras, keine Wachen.

Aber wie kam sie in das Kraftwerk, ohne dass sie bemerkt werden würde?

Aber Chloe wäre nicht Chloe, wenn ihr kein Plan einfallen würde.

Sie hatte immer eine Lösung parat, auch wenn sie dazu manchmal Hilfe benötigte.

Aber Perry würde ihr doch nicht wirklich einen Partner an die Seite stellen wollen. Oder doch?

Aber im Notfall hatte sie ja auch noch Clarks Handynummer, womit sie ihn erreichen konnte, wenn er nicht gerade mal wieder als Superman unterwegs war, um Menschen zu retten.

Seit sie von Clarks Geheimnis wusste, war es etwas leichter für sie zu verstehen, wenn er mal nicht an sein Handy ging.

Chloe ging um das Kraftwerk herum und sah, das einige Lastwagen das Gelände durch den hinteren Ausgang verließen.

“Wenn die da rauskommen, komm ich auch da rein” überlegte sie sich.

Und kaum hatte sie den Gedanken ausgesprochen, stand sie auch schon an dem hinteren Ausgang, als sie ein Klopfen auf ihrer Schulter bemerkte..


Lois

Lois hatte sich ihre Schlüssel von Clark gegriffen und starrte ungläubig, ja fassungslos auf den nun leeren Fahrersitz.

Wäre jemand da gewesen, der ihr zuhören würde, dann hätte ihm Lois am liebsten alle Verwünschungen dieser Welt an den Kopf geschleudert. Da war sie Clark gerade mal ein Stück entgegen gekommen, sie hatte ihm immerhin ihr Auto anvertraut, und schon machte er wieder so eine Sache, die sie langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb. Die Parkuhr an dem Parkplatz, an dem Clark angehalten hatte, hatte noch Geld für eine halbe Stunde. Das sollte doch reichen um diese Frau zu befragen.

Egal. Zum hundertsten Male in diesen Tagen, befahl sie sich selbst, sich nicht mehr über Clark aufzuregen. Wenn er meinte, er müsste für Nichts und Widernichts Wechselgeld dabei haben – bitte. Sein Problem. Sie würde in diesen Park gehen und diese Frau hier treffen. Sie würde ihren Job machen. Wenigstens einer von ihnen beiden sollte das tun.

Im ersten Moment stapfte sie einfach nur wütend vor sich hin, nachdem sie ihren Wagen verschlossen hatte. Es war kaum jemand hier. Das war eher erstaunlich. Der Park wurde gerne von den Menschen aus den umliegenden Büros genutzt, um hier die Mittagspause zu verbringen. Doch plötzlich erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. Vor sich sah sie eine weite Rasenfläche, im Hintergrund das Denkmal, an dem sie sich treffen sollten. Dort war auch eine Frau, aber sie stand nicht dort, wie erwartet, sondern lag am Boden. Es hatte sich jemand über sie gebeugt, jemand der... Es war das typische rot-blaue Outfit, es war Superman!

Ja! Sofort schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Es freute Lois unglaublich, dass sie auch Superman hier im Park traf. Aber dass er sich über die Frau am Boden beugte, beängstigte sie. Es hatte sicher nichts Gutes zu bedeuten. Waren sie zu spät gekommen? Lois nahm ihre Beine in die Hand und lief schnell zu den beiden.

Nur wenige Augenblicke später war sie am Ort des Geschehens angekommen. Augenblicklich wurde ihr klar, dies war ein Tatort. Die Frau am Boden hatte rötliches, schulterlanges Haar, war schlank und hatte eine ausgesprochen sportliche Figur, die in modischen Jeans und einer taillierten, blauen Jacke steckte. Sie sah wesentlich jünger aus als Mitte 30. Doch der Ausdruck in ihrem Gesicht ließ Lois erzittern. Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihr Mund wirkte merkwürdig schief. Ihr Ausdruck zeigte Schock, Angst und Panik. Lois merkte, wie ihre Beine zu zittern begannen. Der leere, leblose Ausdruck in den Augen dieser Frau, zusammen mit der Stelle am Brustbein, wo ihr Blut langsam das Blau ihrer Jacke schwarz färbte, sagte Lois, dass sie zu spät gekommen waren.

Supermans Kopfschütteln bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen.

Lois merkte, wie ihr schlecht wurde. Ganz gleich, was sie als Reporterin schon alles gesehen hatte, was sie glaubte alles verkraften zu können, die Leiche eines Menschen bewegte sie mehr als ihr lieb war.

Sie sah Superman hilfesuchend an und fragte ihn: „Was hast du gesehen?“


Clark:

Noch während Clark sich umwandte, seine Hand bereits am Krawattenknoten, sah er bereits die Fassungslosigkeit und die Wut in Lois' Augen. Und im Sprint auf eine ruhige, dunkle Ecke zu, in der er in sein Alter-Ego schlüpfen könnte, hallte ihm Lois' ärgelich erhöhter Herzschlag in den Ohren.

Sein Herz wurde ihm schwer. Er hasste es, sie einfach so stehen zu lassen, hatte es immer gehasst. Er konnte sie verstehen - an ihrer Stelle wäre er genauso irritiert und wütend. Die einfachste Möglichkeit wäre, Lois einfach zu sagen, dass er Superman war. Doch das konnte er nicht. Nicht mehr. Noch nicht. Wie auch immer.

Er wusste, was passieren würde, wenn er Lois von seinem Geheimnis erzählen würde, schließlich hatte er das alles schon einmal durchgemacht. Diese kurze Zeit mit ihr war die schönste in seinem Leben gewesen. Und doch hatte es nicht lange gehalten... Manchmal wünschte er sich, Lois würde sich ebenfalls daran erinnern. Inzwischen hatte er es geschafft, sich Lois gegenüber wieder normal verhalten zu können. Und doch gab es immer wieder Momente, in denen sich sein Herz anfühlte, als würde es von einer eisigen Faust zusammengepresst, bis es zersprang...

Clark schüttelte leicht den Kopf um diese Gedanken zu verscheuchen. Es gab wichtigeres zu tun als Trübsal zu blasen! Er hatte Schüsse gehört, Eile war geboten! Und kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, sah er auch schon beim Denkmal jemanden liegen. Eine Frau, daneben eine abgefeuerte Waffe. Clark konnte Blut riechen und betete, dass er nicht zu spät kam. Angestrengt lauschte er auf einen Herzschlag, einen Puls, irgendwas! Doch da war nur ein schwaches Flattern, das mit jedem Augenblick noch schwächer wurde. Die Zeit drängte, jede Sekunde zählte. Er beugte sich über die Frau, versuchte zu sehen, wo die Kugel war, die Blutung zu stoppen, sie zurück ins Leben zu holen... Doch während er sich noch einredete, er könnte sie retten, wusste er bereits, dass er dieser unbekanten jungen Frau nicht mehr helfen konnte. Ein tiefes, trauriges Seufzen entrang sich seiner Kehle.

Als er aufsah, fand er sich plötzlich Lois gegenüber, die fragend von der toten Frau zu ihm sah. Er brachte nur ein Kopfschütteln zustande. Egal wie viele Menschen er schon hatte sterben sehen, es war jedes Mal aufs Neue hart, es verpasste ihm jedes Mal einen schmerzhaften Stich ins Herz.

Als Lois ihn fragte, was er gesehen hätte, ließ er sich Zeit. Er schloss der Frau die panisch weit aufgerissenen Augen und stand auf. In bester Superman-Manier antwortete er, "Leider nicht allzu viel. Wer auch immer es getan hat, war bereits weg, als ich hier angekommen bin. Die Waffe-" Dabei deutete er auf das Ding, das nach wie vor neben der Frau im Gras lag und ihn auszulachen schien. "-ist noch warm, aber daraus wurde nur ein Schuss abgefeuert. Gehört habe ich drei."


Chloe:

Chloe drehte sich langsam um. In ihrem Gesicht zeichnete sich, durch die weit aufgerissenen Augen, Panik ab.
Bevor sie erkennen konnte, wer sie da erwischt hatte, erhallte eine männliche tiefe Stimme.
“ Was suchen sie hier?” fragte er so einschüchternd, dass selbst Chloe ins Stottern kam.

“I.. i.. ich...” stotterte Chloe, als sie in die Augen eines Bullen von einem Kerl sah.

“Ich bin nur zufällig hier vorbei gekommen. Wissen Sie, ich interessiere mich für Kraftwerke. “ suchte sie eine Ausrede, die sie sich selbst nie glauben würde.

“Und was ist da drin? “ Der große, kräftige Mann riss Chloe ihre Umhängetasche grob von der Schulter und wühlte darin rum, bis er ihren Presseausweis fand. Ein provokantes Grinsen zeichnete sich auf seinen Lippen ab.

“Sie interessieren sich also für die Kraftwerke.” fragte er spöttisch.

Im gleichen Moment drehte sich Chloe um, nahm ihre Beine in die Hand, verzichtet auf ihr Hab und Gut zugunsten ihrer Haut, und rannte los. Sie wusste, dass sie in höchster Gefahr wäre, wenn er sie erwischen würde.

Nach wenigen Metern Marathon hörte sie einen lauten Pfiff hinter sich.

Sie drehte sich im Rennen um, um zu sehen, was los war, wunderte sich noch, dass sie nicht verfolgt wurde. Damit hatte sie noch am ehesten gerechnet .

Noch ehe sie sich versah, wurde ihr Rennen plötzlich durch einen harten Aufprall gestoppt.
Sie ging auf den Boden nieder und wurde ohnmächtig.

Das erste, was Chloe wieder klar erkennen konnte, war die Lampe an der Decke. Sie flimmerte nur, kaum geeignet den Raum auszuleuchten. Chloe lag auf einem kalten, harten Steinboden und ihr war kalt. Trotz des schlechten Lichtes nahm sie nun langsam ihre Umgebung wahr, ein leerer Raum, grob verputzte Wände. Sie setzte sich auf, verfluchte sich aber sofort dafür, stechende Kopfschmerzen erinnerten sie daran, dass sie mit etwas harten zusammen gestoßen war. An ihren Handgelenken verspürte sie kalte Handschellen. Ihre Hände waren hinter Ihrem Rücken gefesselt.

In einer Ecke hörte sie zwei Stimmen. Die eine kam ihr sehr bekannt vor.

Lex Luthor!

Um herauszubekommen, was die beiden Männer da tuschelten, stellte sie sich weiterhin ohnmächtig.

“ Hast du herausgefunden, was sie wollte? “ fragte er mit erhöhter, beherrschenden Stimme.

“ Nicht wirklich. Sie meinte, sie interessiere sich für die Kraftwerke, aber ich glaube sie ist hier wegen der Explosion. “ antwortete der Mann mit dem Stiernacken.

“Gut, behalte sie im Auge. Sie darf uns nicht entkommen, bis ich alles geregelt habe. Wenn sie hier rauskommt, kann sie sich an nichts mehr erinnern. Dann laufen wir keine Gefahr mehr. “

“Okay Boss. “

“Hast du die Frau im Park getroffen? “ , wechselte Lex Luthor nun das Thema.

„Ja, Boss, mitten ins Herz“, antwortete der Handlanger Luthors mit einem dreckigen Lachen, bei dem es Chloe heiß den Rücken herunter lief. „Um sie müssen wir uns keine Sorgen mehr machen.“

Kurz darauf verspürte Chloe einen leichten Lufthauch an ihrem Hals. Sie hielt aus Angst die Luft an.
Die Tür quietschte und Stille fuhr ein.

Vorsichtig wagte sie sich, ihren Kopf zu heben, um zu sehen, ob sie alleine war.
“Schau an, wer ist denn da wieder unter uns?” hörte sie wieder die Männerstimme.

“Was haben sie mit mir vor? Wo bin ich hier?” fragte Chloe verunsichert.

“So neugierig, Mrs. Sullivan? Sie sind Reporterin. Finden Sie heraus, was wir von Ihnen wollen. Aber eines verspreche ich Ihnen, morgen können Sie sich nicht mehr daran erinnern, wer Sie sind, oder was Sie sind. “ sagte er wieder mit dem dreckigen Lachen.

Mit diesen Worten machte er das flackernde Licht aus und verschloss die schwere, eiserne Tür von Außen.

“Ganz ruhig Chloe. Du hast dich bis jetzt aus jeder Misere retten können. Du wirst jetzt nicht in Panik verfallen und wie eine Furie schreien.“ sagte sie mit panikverzerrter Stimme.

> > Schreien. Schreien. Das ist doch aber eine super Idee. Chloe. Warum bist du denn nicht früher darauf gekommen? Das ist jetzt genau das Richtige ! Ich hoffe du nimmst es mir jetzt nicht übel, aber ich brauche dich jetzt. Hier. Dringend!

“CLARK! CLARK! HILFE! ICH BRAUCHE DICH HIER!“


Perry:

Er saß in seinem Büro, die schwüle Hitze und das stetige Geräusch seines Computer machten ihn wahnsinnig. Das einsame warten in seinem Büro- das selbst nach jahrelanger Übung, noch immer unerträglich war - dauerte schon seit fünf ein halb Stunden an. Weder Chloe noch

Clark oder Lois hatten sich gemeldet. Sein, trotz der Hitze, wacher Verstand sagte ihm das die 6 Stunden Mindestgrenze für seine Gedulde, die er sich vor ein paar Jahren gesetzt hatte, wenn er einen seiner Reporter los schickte, in dieses Fall zu hoch angesetzt war.

Lois und Clark waren schon vor 3 Stunden überfällig gewesen, bei ihnen hatte er sich jedoch daran gewöhnt, dass er Regeln und Gewohnheiten ab und zu umstoßen musste, um mit den beiden agilen und sehr selbständigem jungen Reportern Schritt zu halten.

Er hatte genügend Vertrauen zu den beiden aufgebaut um ihnen eine Frist von 4 verspäteten Stunden zu gewähren.

Das war sehr waghalsig, denn falls ihnen doch etwas schlimmen zugestoßen war, konnte er nicht von sich behaupten alles getan zu haben um sie zu finden und wenn nötig aus einer gefährlichen Situation raus zu holen.

Doch: Sein Vertrauen reichte um dieses Wagnis einzugehen!

Aber er machte sich schreckliche Vorwurfe weil er Chloe hatte allein gehen lassen.

Er hatte es für eine raffinierte Taktik gehalten ihr die alleinige Verantwortung für diese Story zu übertragen, doch nun wünschte er sich, er hätte ihr einen Partner gegeben. Auch hatte er sie beim Fortgehen nicht gefragt wohin sie ging, das allein war ein grober Anfänger Fehler gewesen.

Das schreckliche Gefühl der Unzulänglichkeit machte ihn so fertig, dass er aufstehen musste um in seinem Büro auf und ab zu gehen. Dazu blieben ihm nur 4 Schritte von dem Bücherregal bis zu der Wand mit den Elvis Fotos und der Komode. Doch diese 4 Schritte reichten um seiner inneren Nervosität Luft zu machen. Angestrengt dachte er nach was zu tun war.

Nach Chloe zu suchen machte keinen Sinn, außer er konnte ihren Gedankengang, der sie zum Aufbruch am Morgen gebracht hatte, nachvollziehen. Lois und Clark waren in den Park gegangen. Wo er nach ihnen suchen, oder die Suche beginnen musste, wusste er also. Doch wollte er sich zuerst um Chloe kümmern. Aber wie sollte man das anstellen? Viel schneller und einfacher war es Lois und Clark zu finden!

Tief in Gedanken versunken merkte er gar nicht, wie eine ganze halbe Stunden verstrich in der er in seinem Büro auf und ab wanderte. Als er sich jedoch der fortgeschrittenen Zeit vergegenwärtigte, faste er endlich einen Endschluss. Er nahm sein Telefon zur Hand und wählte Lois Nummer, das hatte er vor zwei Stunden schon einmal versucht, doch sie hatte ihr Handy wohl aus gehabt. Clark war wie immer nicht zu erreichen! In der Hoffnung das es jetzt an war lauschte er in den Hörer...


Clark:

Clark wollte gerade einen Schritt auf Lois zugehen - er bemerkte ihren Blick, der immer wieder zu der toten Frau wanderte. Auch wenn sie gerne die toughe Journalistin gab, wusste er als ihr Partner doch, dass sie mit dem Tod so extrem unmittelbar eher selten in Berührung kam und sie das auch nach wie vor entsprechend mitnahm (Dafür liebte er sie, nicht nur für das feurige Energiebündel, das sie war, sondern ganz besonders auch für ihre verletzlicheren Seiten, die sie nur selten überhaupt jemanden sehen ließ...). Und so wollte er ihr Sicherheit geben - er war Superman, er vermittelte den Menschen Sicherheit, Hoffnung, dass alles gut werden würde...

Doch bevor er noch etwas tun konnte, hörte er etwas. Einen Hilfeschrei.

"Chloe..." entfuhr es ihm unwillkürliches und sofort hoffte er, Lois hatte es nicht gehört. Es war kaum mehr als ein Flüstern gewesen...

Einen Moment musterte er Lois noch, versuchte in ihrer Reaktion zu lesen, als er sich an sie wandte, "Lois, ich muss weg. Jemand braucht Hilfe." Für einen Augenblick streckte er alle seinen Sinne aus, suchte den Park und die Umgebung ab, konnte aber außer ein paar alten Frauen mit ihren Enkeln am Ententeich und einem Pärchen hinter den Büschen - bei dem er sich hastig und peinlich berührt wieder abwendete - nichts entdecken. "Wer auch immer das hier getan hat, ist nicht mehr hier, dir droht also keine Gefahr," versicherte er Lois noch.

Und dann war er auch schon in der Luft. Auf dem Weg. Chloe war in ernsten Schwierigkeiten, sonst würde sie ihn nicht rufen, das wusste Clark. Sie hatte panisch geklungen. Er hoffte nur, es ging ihr gut.

Heute Morgen hatte er nur am Rande mitbekommen, dass sie an dem Stromausfall der letzten Nacht arbeitete - und so hatte es ihn dann auch nicht wirklich gewundert, dass er in Richtung des Kraftwerks flog. Die Straßen tief unter ihm wurden leerer, der typische Stadtverkehr wurde zu vereinzelten Autos, zu einem einsamen schwarzen Lieferwagen und schließlich war die Zufahrtsstraße unter ihm ganz leer. Das Kraftwerk war nicht mehr weit. Auch wenn das Gebäude, aus dem Chloes Hilferuf gekommen war, nicht direkt auf dem Kraftwerksgelände lag...

Aus der Luft versuchte er einen Blick in das Innere zu erhaschen, doch scheinbar enthielt die Bausubstanz mehr Blei als seinem Röntgenblick lieb war. Eine Art durchsichtiges Rauschen stellte sich ein, das seine Augen schmerzte.

Also konzentrierte er sein Supergehör auf Chloes rasenden Herzschlag, ortete sie so. Doch er nahm auch noch ein paar weitere Stimmen wahr... Nun gut, er würde mit diesen Kidnappern schon umzugehen wissen!

Erste Priorität allerdings war es, Chloe in Sicherheit zu bringen – diese Typen klangen, als hätten sie Waffen - und er selbst mochte ja unverwundbar sein, aber Chloe war es nicht! Er lauschte noch einmal...

... und bevor er sich versah, hatte er die fensterlose Wand zu Chloes Zelle durchbrochen und eilte zu ihr. "Geht's dir gut?" fragte er besorgt, noch während er ihr die Handschellen abmachte. Er wusste, den Krach musste jemand gehört haben, es war also Eile geboten... Außerdem... Nein, das konnte nicht sein, oder? Er konnte förmlich spüren, wie sich die feinen Härchen auf seinen Armen und in seinem Nacken aufstellten und sich kleine, unscheinbare Schweißperlen dazwischen bildeten...

Kryptonit!

Und als nun auch noch die Tür zur Zelle aufging, spürte er, wie seine Beine unter ihm nachgaben...


Lois:

Lois fühlte sich wie in einem Gefühlskarussell, da war zu einen diese Angst, sie stand immer noch neben dieser Leiche. Sie war noch viel zu jung um zu sterben. Was hatte sie bloß gesehen? Wahrscheinlich hatte sie ihre Nase in eine Sache gesteckt, die eindeutig eine Nummer zu groß für sie war. Bei diesem Gedanken schüttelte Lois ihren Kopf. Dann war da auch Unsicherheit zu spüren. Superman hatte gesagt die Täter seinen nicht mehr vor Ort, aber konnte er sich nicht auch einmal irren? So schnell, wie er mal wieder davonfliegen musste. Er könnte etwas übersehen haben. Sie sah sich noch einmal um, das machte sie nun aber schon zum hundertsten Mal und konnte tatsächlich weder etwas auffälliges sehen noch hören. Vielleicht hatte Superman ja Recht und die Täter waren längst auf und davon. Ja, ganz sicher hatte Superman Recht, er hatte doch eigentlich immer Recht. Aber bei dem Gedanken an ihn mischte sich gleich das nächste Gefühl in ihr Bewusstsein – Enttäuschung. Warum musste er nur immer so schnell gehen? Warum hatte er nie Zeit für sie? Nun gut, in ihrer Vorstellung würde sie nicht unbedingt neben einer Leiche mit ihm sprechen wollen. Aber es gab da ein Gefühl in ihr, das sie nicht so recht fassen konnte. Es war lange nicht mehr nur diese schwärmerische Verliebtheit, mit dem sie ihm zuerst begegnet war, da war noch viel mehr...

Wenn sie dieses Gefühl doch bloß endlich besser greifen könnte. Es war wie eine verschwommene Erinnerung im Nebel, oder in einem Traum... sie und er... alleine... und sie waren sich ganz nah... so nah, wie sich zwei Menschen nur sein konnten... doch wo? Wann? Und warum war es vorbei...?

Das größte Problem mit diesem Gefühl, diesem diffusen Bild vor ihrem inneren Auge war, es war weit mehr als ein Wunschtraum, eine pure Vorstellung, es fühlte sich, als hätte sie etwas erlebt, aber verdrängt. Ihre Hand auf seiner Brust... ohne den Anzug... aber nein, das konnte nicht sein oder? Aber wenn doch, wo? Wann? Und warum war es vorbei?

„Oh verdammt, Lois Lane, reiß dich gefälligst zusammen!“, rief sie sich selbst zur Ordnung. „Du stehst hier im Centenniell-Park neben einer Leiche. Die Täter sind irgendwo, wahrscheinlich nicht mal so weit weg... Aber genau... vielleicht beobachten sie mich, vielleicht auch nicht. Aber es ist wohl besser, wenn auch ich verschwinde. Hm? Diese Frau, Mary McDatch kann mir gar nichts mehr sagen... Ich sollte mir doch einfach mal ansehen, wie sie gelebt hat... Damit geh ich doch kein unnötiges Risiko ein, ich mach einfach meine Arbeit...“

Mary machte es ihr leicht, der Inhalt ihrer Handtasche war bei dem Sturz herausgefallen, unter anderem auch ihr Führerschein, auf dem ihre Adresse stand. Ja, Wunderbar!

Doch genau in dem Moment, in dem sie diesen gefassten Entschluss in die Tat umsetzen wollte, klingelte ihr Handy – immer im unpassendsten Moment – vielleicht war es ja ihr Partner, der sich auf der Suche nach Kleingeld verlaufen hatte... Lois merkte, wie sie der Gedanke an Clark gleich wieder in Rage brachte. Sie sollte einfach nicht so viel über ihn nachdenken. „Lois Lane“, meldete sie sich kurz angebunden.

„Lois, wo stecken Sie?! Oder ihr Partner? Keiner von euch ist zu erreichen?“ Oh, verdammt, die Laune von Perry schien nicht die beste zu sein.

„Chief... alles bestens. Ich... wir haben alles im Griff...“ Sie konnte ihm doch nicht am Telefon mitteilen, dass diese Frau, die sie hier treffen sollten, leider ein paar Minuten zu früh gestorben war. Dass sie hier neben ihrer Leiche stand – und das auch noch alleine. Genausowenig wollte sie ihm mitteilen, dass sie sich die häusliche Unterkunft der nun sehr stillen Informantin einmal ansehen wollte – auch alleine. Sie wusste genau, was ihr Chef dazu sagen würde: Warten Sie auf die Polizei – damit die Spur dann ganz kalt war. Oder: Warten Sie auf Clark – Pah! Auf den zu warten, das war... das war... Lois merkte gerade, wie sie zum wiederholten Male sehr, sehr wütend wurde. Oh nein. „Chef, wirklich alles bestens. Ich muss jetzt Schluss machen. Ich melde mich, sowie es etwas Neues gibt.“

Während sie das Telefon vom Ohr nahm um den roten Knopf zu drücken hörte sie noch sein eindringliches: „LOIS!“, doch dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Das würde sie später wieder gerade biegen. Nun müsste sie Spuren suchen...


Chloe:

Chloe konnte gar nicht so schnell reagieren, wie das Geschehen um sie herum passierte. In dem Moment, als Clark ihr die Handschellen löste und sie nach ihrem Wohlergehen fragte, knarrte auch schon die Tür zur ihrer Zelle.

Clark brach augenblicklich zusammen und blieb schmerz verzerrt auf dem Boden liegen.

In der Eile schaute sich Chloe um, wo das Kryptonit sein könnte, welches Clark so schwach werden lies. Oder brachten die Kidnapper das eben erst mit hinein? Sie hatten sicher den Lärm gehört und glaubten wohl, es könnte nur Superman sein.

Sie fand in einer dunklen Ecke ein liegen gebliebenes Stück Rohr, etwa armlang – und es lag gut in der Hand. Ja, damit fühlte sie sich gleich viel sicherer. Warum es hier lag, wollte Chloe nicht wissen. Sie war nur froh, das jemand es da hat liegen gelassen hat.

Chloe umfasste das kalte Metall noch etwas fester und stellte sich genau hinter die Tür. Die Verbrecher würden erst Superman auf dem Boden sehen und dann erst den leeren Stuhl.
In der einen Sekunde musste sie zuschlagen und hoffen, das es nur einer war.
Die Tür ging weiter auf und das Licht wurde angemacht. Sie hörte nur einen Mann der sagte: “Na wen haben wir denn da? Sup...”

In diesem Moment kam Chloe hinter der Tür hervor und schlug mit aller Kraft mit dem Rohr zu. Der riesige Mann ging zu Boden und gab kein Ton mehr von sich. Schnell vergewisserte sich Chloe noch, dass der Mann noch lebte und sie ihn nicht umgebracht hatte. Sie hatte schließlich mit einer gewissen Kraft zugehauen. Sie sah, wie ein Stück Kryptonit vom dem Mann wegrollte, das Clark schwach machte.

Sie nahm es und warf es aus der Tür hinaus. Das musste wenigstens etwas helfen.

“Clark. Geht es dir gut? Wir müssen uns beeilen. Ich weiß nicht, wie lange der noch so liegen bleib!” , sprach sie beschwörend auf ihren Kollegen ein.

Offenbar ging es ihm wenigstens ein wenig besser, er setzte sich auf und versuchte auf die Beine zu kommen. Dankbar sah er sie an. Chloe griff Clark stützend unter die Arme und half ihm, an das Tageslicht zu kommen, wo Clark sich wieder erholen konnte.

“Danke, das du so schnell gekommen bist. Ich weiß nicht, was die noch mit mir angestellt hätten.”

Clark schien sich wieder erholt zu haben. Ein leises “Danke” kam über seine Lippen.
Als Chloe und Clark sich so nah gegenüberstanden, schaute sie in seine wunderschönen Augen. Doch so gerne sie auch in diesen azurblauen Seen versinken wollte, weiche Knie konnte sie sich gerade gar nicht leisten.
“Genug Danksagungen. Wir sind hier erst einmal fertig. Würdest du mich bitte mitnehmen und mich beim Planet absetzen?” , versuchte sie ihre Gefühle zu überspielen.

Und kaum, dass sie sich versah, lag Chloe in seinen starken Armen. Er flog sie zurück zum Planet und setzte Chloe unter dem rieseigen Globus des Planets ab. So dass sie sicher ins Gebäude gelang. Zu viele Gefahren war nun auch sie ausgesetzt.
Kaum hatte Chloe den Boden mit ihren Füßen berührt, sah sie in Clarks Augen einen Blick, als hätte er etwas vergessen.

“Lois” entfuhr es ihm leise.

Mit einer kleinen Entschuldigung, das er nicht länger bleiben konnte, hob er wieder ab und lies Chloe allein.
Sie sah ihm nach.
Dass Lois' Name aus seinem Mund kam und die Tatsache, dass er ihr zur Hilfe eilen wollte, versetzte Ihr einen Stich ins Herz, aber das bekam er schon nicht mehr mit. Würde er sie jemals wahrnehmen? Würde er jemals erkennen, was sie für ihn empfand?
Die Welt ist groß genug für die Bedürfnisse aller. Aber zu klein für die Gier einzelner.
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Re: Rollenspiel

Beitragvon Magss » Fr 15. Jan 2010, 20:20

Lois:

Lois sah sich Auge in Auge mit einem Monster von einem Hund. Ein Riese von Baskerville. Ein Ungeheuer mit fletschenden Zähnen, jeder einzelne von der Größe eines Fingers. Pure Muskeln, ungebändigte Kraft. Das Ungeheuer knurrte. Nicht wirklich laut, doch das machte es gleich noch furchteinflößender.

Es war kaum eine halbe Stunde nach ihrem Aufbruch im Park, als Lois sich selbst für ihren spontanen Einfall verfluchte. Warum musste sie auch immer sofort alles in die Tat umsetzen? Warum musste sie immer springen, bevor sie die Tiefe des Wassers geprüft hatte?

Die Idee, die Wohnstätte von Mary Daitch aufzusuchen schien so plausibel. Wenn die Polizei im Park fertig wäre, würden sie hier her kommen. Sie würden das Wohnhaus dieser armen Frau untersuchen. Das bedeutet mindestens für Stunden: Keine Presse. Wenn sie denn überhaupt noch ins Haus käme. Ja, und wenn sie dann überhaupt herein gelassen würden, dann wäre einfach nichts mehr da. Alles Interessante war dann mitgenommen von der Spurensicherung. Alles andere war durcheinander und ließ keinen wirklichen Schluss mehr zu auf die Person, die hier einmal gelebt hatte.

Dabei wollte sie ja gar nichts mitnehmen... nur schauen... meistens jedenfalls... oder vielleicht manchmal... Eigentlich nahm sie immer etwas mit. Aber auch sie, die hart arbeitenden Journalisten, musste schließlich ihre Arbeit machen. Spuren führten zum Täter, zur Tat, zum Motiv, zu allen Dingen, die wichtig waren. Und Beweise mussten hart erarbeitet werden – das war ihre Devise.

Sie war also auf schnellstem Wege zu der Adresse von Mary Daitch gefahren. Clark hatte sie nirgendwo mehr auftreiben können. Er hatte sich wahrscheinlich verlaufen. Oder ihm fiel mal wieder ein, dass er noch dringend zum Zahnarzt musste oder zu... was auch immer. Der Mann musste eigentlich ein körperliches Wrack sein, so oft wie er zum Arzt rannte. Aber egal, Clark sollte, außer dass er sie praktisch täglich in den Wahnsinn trieb, im Moment nicht ihr Problem sein.

Mary Daitch wohnte, wie sie es vermutet hatte, in einer netten, kleinen, ordentlichen, gepflegten, freundlichen Wohngegend. Lauter kleine Eigenheime in kultivierten Gärten. Vorstadtidylle. Das Haus mit der Nummer 123 lag ein wenig von der Straße zurück. Zwei große Bäume standen davor und versperrten die Sicht. Es schien niemand da zu sein, das Haus wirkte verlassen – kein Geräusch aus der Küche, keine Bewegung einer Gardine – einfach nichts. Totenstill, so wie Mary Daitch selbst.

Im hinteren Teil des Gartens gab es eine Art Garage. Sie schien aber heute für etwas anderes genutzt zu werden, die Einfahrt dahin war so bepflanzt, dass hier kein Auto mehr hindurch kam. Das Haus war sicher schon an die zwanzig Jahre alt und hatte noch diese einfachen Schiebefenster. Da herein zu kommen, sollte kein Problem sein.

Das Gartentor war verschlossen. Ein Blick links, ein Blick rechts, Lois war ganz alleine in dieser Straße. Also kletterte sie beherzt über das Gartentor und betrat den Garten. Er war gepflegt, kein Laub auf dem Boden, kein Unkraut und der Rasen hatte genau die richtige Länge. Sie ging leise, aber doch zügig hinter das Haus, so dass sie von der Straße aus nicht mehr zu sehen war. Und dann – ohne jede Warnung...

Diese Bestie – so groß, praktisch Auge in Auge.

Lois verstand nicht all zu viel von Hunden, aber sie hatte das Gefühl, mit dem hier war nicht zu spaßen. Mit schlottrigen Knien und einem Zittern in der Stimme, tat sie das einzig logische: „Hilfe... Hilfe. HILFE SUPERMAN!“


Clark:

Als Clark nun wieder in der Luft war, gingen ihm Tausend Dinge durch den Kopf.

Er war froh, so schnell wieder von Chloe wegekommen zu sein. In diesem Fall. Und trotz schlechten Gewissens dafür. Aber er hatte sich wirklich sehr zusammenreißen müssen, ihr nicht zu zeigen, wie geschwächt er immer noch von der kurzen Begegnung mit Kryptonit war. Beinahe hätte er es nicht geschafft mit ihr in den Armen abzuheben, sie in Sicherheit zu bringen. Das Gefühl der Hilflosigkeit, das ihn in solchen Momenten schlichtweg überrollte, war etwas sehr Erschreckendes und... etwas sehr Erniedrigendes. Er wusste, er konnte Chloe vertrauen - und das tat er auch, mit seinem Leben, wenn es sein musste - aber es gab einfach bestimmte Dinge, die sie nicht zu wissen brauchte. Die niemand zu wissen brauchte!

Andererseits wäre er gerne noch länger bei Chloe geblieben. Hätte sie gerne noch gefragt, wie sie in diese missliche Lage gekommen war und ob sie eine Ahnung hatte, mit wem sie es zu tun hatten - schließlich war Kryptonit nichts Alltägliches... Und er hätte gerne noch gesehen, ob es ihr wirklich gut ging. Körperlich war sie in Ordnung, da hatte er sich versichert. Aber sonst... Sie hatte einen dieser seltsamen Gesichtsausdrücke gehabt, bevor er sie zurück zum Planet, in Sicherheit, geflogen hatte. Und heute Morgen in der Redaktion war sie auch schon irgendwie ein wenig seltsam gewesen...

Aber Lois hatte ihn gerufen. Steckte schon wieder in Schwierigkeiten und brauchte seine Hilfe. Diese Frau liebäugelte nicht nur mit der Gefahr, nein, sie machte ihr eine große Schüssel ihrer himmlischen Mousse au Chocolat als Geschenk und klopfte erbarmungslos an ihre Tür... Der Hilferuf war längst nicht mehr aus dem Centennial Park gekommen, sondern aus der Richtung einer der besseren Wohngegenden etwas weiter außerhalb. Clark konnte bereits ahnen, was sie dort verloren hatte und schüttelte innerlich den Kopf. Hätte sie als Augenzeugin nicht im Centennial Park auf die Polizei warten können?

Hatte sie nicht im Centennial Park auf Clark warten können? Okay, er war wirklich eine ganze Weile nicht mehr aufgetaucht, dafür, dass er ja eigentlich nur Kleingeld hatte holen wollen, aber dass sie ihn dort gleich zurück ließ... Wie konnte sie Menschen nur so behandeln, wenn er doch genau wusste, dass Lois auch anders konnte, wenn sie wollte. Als Superman sah er sie oft genug auch von ihrer besten Seite... Und hin und wieder fragte er sich wirklich, wie viel er sich als Clark wirklich gefallen lassen wollte oder nicht. Dass er nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte, war oberste Maxime, keine Frage - erst recht, nachdem irgendwo tief in Lois' Unterbewusstsein auch sicher noch ihr Wissen um ihn schlummerte; da sollte er sich dann doch besser keinen Fehler erlauben. Schlafende Hunde...

Beziehungsweise, ein Hund - ein riesiges Tier, mehr wütender Stier als Hund, minus der Hörner (und der zusätzlichen Mägen), dafür mit gefletschten Reißzähnen. Und eine verängstigte Lois. Das Bild, das sich Clark bot, als er mit hoher Geschwindigkeit immer näher kam, hatte etwas Surreales.

Einen Augenblick überlegte er, wie er die Sachen angehen konnte. Eigentlich hatte er in seinem momentanen Zustand kein großes Bedürfnis danach, Lois wirklich gegenüberzutreten. Er fühlte sich von dem Kryptonit immer noch bis ins Mark erschüttert, auch wenn die Wirkung zum Glück inzwischen allergrößtenteils nachgelassen hatte....

Also bremste er seinen Flug nur minimal ab und griff sich den Hund. Das Tier schien im ersten Moment verwirrt, warum es plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen hatte, und fing dann kläglich an zu jaulen - anscheinend war es nicht schwindelfrei. Clark konnte das nur recht sein - mitten im Flug mit einem bissigen Hund zu ringen, fehlte ihm gerade noch... Rasch flog er das nächste Tierheim an, von dem er dank eines kürzlich geschriebenen Artikels wusste, dass der Hund gut behandelt würde, und gab ihn dort in Pflege. Selbst nehmen konnte er ihn nicht, seine Ma hatte bereits Shelby auf der Farm, und im Haus seines toten Frauchens bleiben konnte er auch nicht. Das war also für alle die denkbar beste Lösung.

Sobald Clark das Tierheim wieder verlassen hatte, atmete er erst einmal tief durch. Was nunm wie sollte er jetzt am besten vorgehen? Als Superman wollte er Lois gerade nicht begegnen und sie schwebte jetzt, da der Wachhund weg war, auch nicht mehr in Gefahr. Clark allerdings hatte Lois nicht mitgeteilt, wohin sie gefahren war - was sie anging, irrte er wahrscheinlich immer noch auf der Suche nach Kleingeld durch den Centennial Park. Sie würde ihn wahrscheinlich umbringen, weil er einfach so verschwunden war. Aber das war Clark immer noch die vorzuziehende Alternative. Hinter seiner Brille, hinter Clark Kent, Reporter und Tollpatsch vom Dienst beim Daily Planet, konnte er sich immerhin zu einem gewissen Grad verstecken, fühlte er sich weniger durchschaubar... Er wollte nicht - jedenfalls erst einmal nicht -, dass sie zu viel über ihn nachdachte, dass sie von dem Kryptonit erfuhr, dass sie ihn durchschaute...

Vielleicht war es für den Moment gar nicht so schlecht, dass Clark offiziell nicht wusste, wo Lois war. Außerdem hatte er noch einige Fragen an Chloe. Er erhob sich erneut in die Luft und flog also zurück zum Daily Planet, wechselte unbeobachtet von Primärfarben in seinen schlecht sitzenden Tweed-Anzug und betrat die Redaktion zum zweiten Mal an diesem Tag, mit der festen Absicht, diesmal ein wenig länger dort zu verweilen.

Clark entdeckte Chloe an ihrem Schreibtisch und hielt auch sofort auf sie zu, als gerade ihr Handy klingelte. Unwillkürlich schaltete sich sein Supergehör ein; schließlich war Chloe gerade hochgradig gefährlichen Entführern entkommen, die wer-weiß-was über sie wissen konnten. Er hatte besser ein Auge auf sie, auch wenn er hoffte, dass sie hier einigermaßen sicher war. Am anderen Ende der Leitung war Lois, die Chloes Hilfe brauchte.

"Ich flieg dich hin," meinte er nur mit einem knappen Lächeln, als sie aufgelegt hatte. Er würde mitkommen - als Clark - und sich einfach erst mal im Hintergrund halten...


Chloe:

“Das war Lois. Sie braucht wohl meine Hilfe.” brauste Chloe aufgebracht los.

In Clarks Gesichtsausdruck sah sie, das er bereits Bescheid wusste. “Seit wann hörst du meine Telefonate ab?” sprach sie gerade laut genug, dass nur Clark es hören konnte.
Sie verließen zusammen den Planet auf die normale Weise. Sie nahmen sich den Fahrstuhl und gingen in eine Gasse direkt hinter dem Daily Planet, wo kein anderer sich hinverlaufen würde. Da standen drei Mülltonnen von der Stadt Metropolis, die schon lange nicht mehr geleert wurden. Es stank nach einem Gemisch von Hundekot, Urin und dem Müll.

Chloe fragte sich immer wieder, wie Clark das nur aushalten konnte. Sicher hielt er für diese Sekunden, die er brauchte, um sich in Superman zu verwandeln, die Luft an. Oder er nahm dieses Geruch gar nicht mehr wahr.
Binnen Sekunden war Clark nicht länger Clark. Nun stand er als Superman Chloe gegenüber.
Es faszinierte Chloe immer wieder, wie schnell er aus seiner Alltagskleidung in seinen Superman-Outfit rotierte.

In Clarks Armen fühlte sich Chloe sichtlich wohl und sie genoss jede Sekunde. Sie wollte Clark nicht loslassen. Ihrer Meinung nach verbrachte sie viel zu wenig Zeit in seinen Armen. Umso mehr tat es ihr leid, als sie gelandet waren. Vor Ihnen stand ein großes Haus. Dieses hatte einen beeindruckenden Zaun, Löwen auf den Eingangspfosten präsentierten sich und machten einen erschreckenden Eindruck.

“Wow!” sprachen Chloe und Clark im gleichen Augenblick. Dann schauten sie sich an und über Chloes Gesicht spiegelte sich ein leichtes Grinsen. “Lass und reingehen und unserer Lois helfen.” sagte Chloe entschlossen und mit einem leicht genervtem Ton.
Clark folgte ihr ohne ein Wort zu sagen.

In der großen Wohnstube angekommen, fanden sie Lois, die gerade dabei war, sich in diversen Unterlagen in antiken Schränken durchzuwühlen.

“Hallo” begrüßte Chloe sie aus Höflichkeit.

Lois sah sichtlich erschrocken aus, sie hatte wohl nicht so schnell mit Chloe und auch Clark gerechnet.

“Was suchst du da?” wollte Chloe wissen und konnte sich die Antwort schon denken, als sie den offenen Laptop sah.

Bevor Lois antworten konnte, beantwortete sie sich selbst die Frage.

“Ich sehe es schon. Passwortgeschützt.” murmelte Chloe etwas verärgert. Chloe bekam das Gefühl, das man sie nur beachtete und brauchte, wenn es um Computer und andere Technik ging.

‘Wenn Frau Lois Lane mal wieder nicht weiter weiß, war ich gerade gut genug. Aber sonst bemerkt mich keiner der Beiden!’ spukte es in Chloes Kopf. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie schüttelte ihren Kopf, um ihre Gedanken abzuschütteln.

“Das wird aber eine Weile dauern. Meint ihr nicht, wir sollten den Laptop mitnehmen und von hier verschwinden, bevor uns hier einer erwischt?” sagte Chloe mit leicht zittriger Stimme.
Sie sah Clark an, der sie auch nur ansah, als würde Chloe da etwas vergessen.

“Was?” fragte sie nervös.

Im gleichen Augenblick drehte sich auch Lois vom Schank zu ihr um und schaute sie verdutzt an.

Als sie beide Chloe so ansahen, kam sie sich wieder einmal wie das fünfte Rad am Wagen vor und sah verlegen auf den Bildschirm.

“Schon gut!” brachte sie leise heraus und drehte sich wieder dem Laptop zu.

Aus ihrer Tasche holte sie einen USB Stick, den sie immer dabei hatte. Der half Ihr, das Passwort schneller zu knacken. Die Software auf diesen Stick hatte ihr schön öfter geholfen und auch schon einmal das Leben gerettet.

Lois war nun nicht mehr mit dem Suchen des Passwortes beschäftigt, lieber schaute sie Chloe über die Schulter. Chloe bemerkte das es Lois nicht entging nicht, wie schnell Chloe ihre Finger über ihre Tastatur schweben lies.

“Hast du irgendeinen Hinweis gefunden? Irgendeinen Namen oder eine Zahl?” fragte Chloe leise.

Sie bemerkte nur Lois’ Kopfschütteln im Augenwinkel und tippte fleißig weiter.

Draußen wurde es dunkel und nur noch der Schein des Laptops erhellte die Wohnstube.
Kein Wort wurde während der ganzen Zeit gesprochen.


Jimmy:

Die Stunde, in der Jimmy in der Redaktion des Planet hätte zurück sein sollen, war schon seit Stunden vorbei. In ihm hatte sich inzwischen der leichte Unmut vom Vormittag in ausgewachsene Wut, gepaart mit Ohnmacht, verwandelt. Wie konnte Perry wieder so mit ihm umspringen? Warum ließ er sich das immer wieder gefallen?

Die von Perry gewünschten Bleistifte und Spitzer zu besorgen war ja kein Problem. Auch wenn es Perrys Spezialbleistifte waren. Jimmy wusste inzwischen, welche es sein sollten und wo sie zu finden waren. Auch die Druckerfarbe war im gleichen Bürogeschäft schon vorbestellt. Aber von Schreibtischlampen und Computerbildschirmen für den Planet hatten die dort nichts gehört. Andrew Whateley, der von Perry als „Hilfe“ mitgeschickt worden war, hatte sich insofern als Hilfe erwiesen, dass er immerhin einen vollgetankten Wagen besaß, mit dem sie nun von einem potentiellen Lieferanten zum nächsten fahren konnten. Die Schreibtischlampen hatten sie schließlich in einem schwedischen Möbeldiscounter am Stadtrand günstig gefunden. Denn, wenn Jimmy zu teuer eingekauft hätte, hätte er wieder ein Elvis-Donnerwetter von Perry White zu hören bekommen. Und das, wo Johnny Cash doch viel eher Jimmy's Geschmack war!

Nach dem x-ten Anruf bei Claire Kinnley, die eigentlich für die Einkäufe des Planet verantwortlich war, hatte Jimmy endlich heraus gefunden bei welchem Computerladen die Bildschirme bereit standen. Natürlich mussten sie dafür wieder quer durch die Stadt ans andere Ende. Immer wieder hatte Jimmy dabei den Schatten von Superman auf dem Boden vorbeihuschen sehen, wenn dieser über die Stadt flog. Einmal meinte Jimmy, in seinen Armen Chloe erkannt zu haben. Aber an diese Art von Einbildung hatte Jimmy sich gewöhnt. Schließlich war er schon seit ihrem ersten gemeinsamen Tag beim Planet scharf auf sie. Und sie
hatten ja auch mal... Aber Chloe schien sich nicht daran zu erinnern. Jimmy seufzte.

„Der Verkehr ist um diese Zeit echt schrecklich.“

„Äh, ja.“ Jimmys Antwort war etwas zu enthusiastisch. Doch Andrew brauchte einfach nicht zu wissen, über was Jimmy gerade nachgedacht hatte. Inzwischen befanden sich die beiden wieder auf dem Weg in Richtung Zentrum. Da kam ein weiterer Anruf von Claire.

„Hey Jimmy. Ich konnte Perry jetzt endlich noch die Adresse von Mss Flock entlocken. Das ist die Firma, bei der die Plakate zum Abholen bereit liegen.“

„Super!“

„Ihr müsst in die Green Avenue. Die ist südlich am Centennial Park. Das Gebäude hat die Nummer 135 und die Firma ist im 4. Stock.“

„Danke! Du bist ein Engel!“ Während Jimmy das Gespräch unterbrach sagte er zu Andrew: „Lass' mich hier am Centennial Park raus. Ich gehe schnell zu Fuß zur Druckerfirma. Du kannst den Rest ja schon zum Planet bringen. Aber lass' dir beim Ausladen vom Hausmeister helfen!
Und vergiss' nicht dir von Claire eine Quittung geben zu lassen!“

Bevor Andrew eines seiner vielen Bedenken äußern konnte, war Jimmy schon ausgestiegen und Andrew musste weiter fahren, um nicht den Verkehr zu behindern.

Jimmy atmete durch. Ein flotter Gang durch den Park würde ihm die nötige Luft verschaffen um den restlichen Tag genug Energie für seine Zuarbeiten für Perry und die „richtigen“ Redakteure zu haben. Für Clark, Lois und Chloe machte er das ja gern, die wussten seine Hilfe auch zu schätzen. Aber die anderen Kollegen...

Als Jimmy sich dem Denkmal in der Mitte des Parks näherte, war dort ein großes Polizei-Aufgebot und ein Rettungswagen mit Notarzt. Sofort nahm er die immer bereite Kamera in Anschlag und pirschte sich an. Leider konnte man außer einem mit einer schwarzen Folie abgedeckten Körper nicht viel erkennen. „Keine Presse! - Ach Jimmy, du bist das. Tut mir Leid, aber du solltest wirklich keine Fotos machen!“ Der Officer, der Jimmy die Sicht versperrte war Dean Langster, Jimmys Großcousin mütterlicherseits.

„Was ist hier los Dean?“

Bild


Lois & Clark:

Lois stand in diesem Wohnzimmer und fühlte sich einfach nur unwohl. Der Raum war furchtbar bieder eingerichtet und sie konnte es nicht leiden, auf Chloe angewiesen zu sein. Sie konnte es nicht leiden, auf überhaupt jemanden angewiesen zu sein, aber Chloe... Zwischen ihr und Clark gab es manchmal so eine unerklärliche, nicht wirklich fassbare Vertrautheit. Aber sie wollte einfach nicht darüber nachdenken, ob sie womöglich eifersüchtig war. Auf die Computer-Maus... und Clark... Oh nein!

Sie wollte nicht über Chloe nachdenken, aber wenn sie über Clark und sich nachdachte... überkam sie immer wieder das Gefühl, dass es zwischen ihnen etwas gegeben hatte. Als wenn sie eine Vergangenheit hätten, die nicht mehr wahr war. Aber was sollte das schon sein? Lächerlich.

'Lois! Was fantasierst du dir da zusammen?'

Außerdem entzog er sich doch jeder kleinen Annäherung, die sie je unternommen hatte, immer verschwand er... Genau wie vorhin, fiel es ihr gerade wieder ein.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah bewusst auf Chloes Rücken, während sie so unbeteiligt, wie nur möglich fragte: „Und? Wo hast du Kleingeld organisiert, in Boston?“

Clark schrak aus seiner eingehenden Durchleuchtung der oberen Stockwerke per Röntgenblick auf. „Äh... Lois, ich... Du warst plötzlich weg, als ich wieder gekommen bin!“ Er versuchte seine Worte vorwurfsvoll klingen zu lassen; sie kamen jedoch eher kleinlaut heraus...

Nachdem er Chloe noch erklärt hatte, dass er sie jetzt nicht mehr so einfach aus dem Auge lassen würde, nach ihrer Entführung, waren sie also aufgebrochen, um Lois zu helfen. Und während Chloe sich um den Computer kümmerte, hatte Clark Zeit, um das Haus ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Bis jetzt hatte er jedoch nichts Außergewöhnliches finden können.

Er warf noch einen unsicheren Seitenblick zu Chloe, bevor er sich Lois nun ganz zuwandte. „Was ist denn eigentlich passiert? Ich... hab nur zufällig von Chloe erfahren, dass meine Partnerin hier ist.“

Lois schenkte Clark kaum mehr als einen kurzen Blick. Erst studierte er mit einer Hingabe, die sie fast in den Wahnsinn trieb, die Deckenverkleidung – weiße Dekor-Styroporplatten – um ihr gleich darauf diesen patentierten Hundeblick zu präsentieren. „Ach! Jetzt fällt dir wieder ein, dass wir Partner sind?“ Sie drehte sich noch ein Stück von ihm weg und grummelte aus zusammen gebissenen Zähnen: „Einer von uns muss ja für Beweise sorgen...“, dass sie das so leise sagte, dass er es wohl kaum würde hören können, war ihr sogar egal.

Clark ignorierte geflissentlich diesen zweiten Teil ihrer kleinen Rede – es war leise genug gewesen, dass er es ohne sein Supergehör wahrscheinlich sowieso nicht gehört hätte. Sollte Lois doch denken, dass Clark Kent ein unzuverlässiger, unfähiger Blindfisch ohne Orientierungssinn war! Bei dem Gedanken versetzte es ihm zwar einen gehörigen Stich ins Herz, aber hatte er es nicht genau so gewollt?! Je weniger Lois von ihm hielt, desto sicherer war seine Verkleidung ihr gegenüber, desto sicherer war auch ihrer beider Seelenfrieden... Erst wenn sie ihm eines Tages sein Stottern nicht mehr abnahm, steckte er wirklich in der Sch...

Clark räusperte sich leise und sah Lois beschwörend an. „W-wir sind doch noch Partner... oder, Lois?...“ Seine Augenbrauen wanderten fragend und besorgt nach oben. „D-du warst doch nicht etwa in G-Gefahr, oder?...“

Gefahr?! Gefahr?! „Ach... du... ich...“ Dieses Stottern würde sie noch einmal in den Wahnsinn treiben. Warum konnte sie nicht einfach akzeptieren, dass ihr Partner gerade einmal ihr Partner war – mehr nicht! Sie waren Lane und Kent. Das Erfolgsteam. Reichte das nicht?

NEIN! Das reichte nicht. Da war etwas zwischen ihnen... doch sie konnte es nicht fassen. Immer wenn er nicht gerade verschwunden war, immer wenn er sich nicht gerade stotternd aus der Affäre redete, immer wenn sie nicht so unmenschlich wütend auf ihn war, dann... Es kam ihr so vor, als verhüllte ein dicker, weißer Nebel etwas... ja was? Etwas, das wichtig war. Etwas Großes. Etwas, das sie einmal sehr berührt hatte...

Lois schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter, sie wusste nicht, worüber sie sich mehr ärgern sollte, über das Gefühlschaos, das er in ihr auslöste, oder schlicht und ergreifend über ihn, den unzuverlässigsten, blindesten und überflüssigsten... „Keine Sorge, wenigstens Superman ist da, wenn ich ihn brauche.“ Sie atmete gleichmäßig durch die Nase, um nicht zu explodieren.

Eher aus Gewohnheit purzelte ihm ein gemurmeltes „Der schon wieder,“ von der Zunge. Dass Clark nicht das Herz hatte, diese Worte, ihre üblichen Neckereien, zurückzuhalten oder zurückzunehmen, überraschte ihn dabei selbst ein wenig.

Er räusperte sich kurz. „T-tut mir leid, dass ich nicht da war...“ Er schlug betroffen die Augen nieder. „Obwohl du auch auf mich hättest w-warten können...“ Er wollte ja schließlich für sie da sein, auch wenn es ihn irgendwann sicher noch in den Wahnsinn trieb.

Plötzlich wurde sich Lois der Tatsache bewusst, dass auch Chloe noch in dem Raum saß, und so derartig konzentriert in die Tasten haute, dass vollkommen klar war, sie sog jedes Wort auf, das zwischen Clark und ihr hin und her flog. Also flüsterte Lois nun ganz leise. Dass auch Clark sie nun nicht mehr hören konnte, war ihr egal. Er war ihr in diesem Moment einfach nur noch egal. Vollkommen gleichgültig... „Ja, das hättest du wohl gerne! Wenn ich auf dich warten würde, wären wir alle jetzt noch im Planet und ich würde noch auf meinen Kaffee warten. Und diese Eifersucht gegenüber Superman ist einfach nur kindisch. ER ist wenigstens immer da, wenn ich ihn brauche! AUF IHN kann ich mich einfach immer verlassen! Und du... du bist einfach das komplette Gegenteil von Verlässlich! Rennst immer weg... verläufst dich wahrscheinlich sogar in deiner eigenen Wohnung und hast nicht die Spur Held an dir...“

Lois biss sich auf die Lippen. Es war verletzend, was sie da so vor sich hin faselte. Gut, dass sie es nur geflüstert hatte. Aber er war auch immer so...! Er reizte sie zu solchen Ausbrüchen, wenn auch in diesem Moment praktisch ungesagt, weil nur leise geflüstert.

Autsch! Clark musste sich extrem zusammen reißen, jetzt nicht das Falsche zu tun, nicht das Falsche zu sagen – nicht erneut alles auffliegen zu lassen... Manchmal fragte er sich wirklich, ob Lois mit Absicht so verletzend war. Ob sie wusste, WIE verletzend sie mit solchen Worten eigentlich war. Ob sie ihn vielleicht sogar testen, aus der Reserve locken wollte... Er schüttelte innerlich den Kopf – nein, er würde sich ruhig verhalten, so schwer es ihm in diesem Moment auch fiel. Es war besser so. Unkomplizierter für Lois.

Und nicht zum ersten Mal überlegte er, ob er nicht doch zu Perry gehen und ihn bitten sollte, diese Partnerschaft aufzulösen. Nur dass er dann wahrscheinlich nach Gründen gefragt werden würde – die er nicht wirklich nennen konnte...

„Ich-ich schau mal, ob oben n-noch irgendwelche Spuren zu finden sind,“ meinte er so nur still und setzte sich mit einem leise Seufzen in Bewegung.

Lois blieb die Luft weg. Sie stand da und konnte es nicht fassen! Er hatte wirklich die Unverfrorenheit – und ging! Schon wieder! Es war so symptomatisch für Clark, kaum waren sie sich näher und wenn es auch im Streit war, da ging er. Ging und ließ sie stehen.

Sie hätte am liebsten geschnauft, laut aufgeschrieen, oder ihm eine saftige Ohrfeige verpasst. Aber Clark nahm ihr jede Möglichkeit, sich Luft zu machen – er ging einfach. 'Na warte, Clark Kent! Komm du noch einmal in deinem Leben zu mir und bitte mich, dich zu begleiten... zu etwas, was dir persönlich wichtig ist...!' Doch dieser Gedanke blieb Lois unerklärlicherweise im Halse stecken. Es war ihr, als hätte es so eine Situation schon einmal gegeben... Vor ihrem inneren Auge sah sie ein Bild, verschwommen, Clark, der sanft ihre Wange streichelte... Eine Handlung, die sie tief berührte... zu tief.

'Nein! Unmöglich! Idiotisch. Und vollkommen abwegig!', schob sie diese Halluzination beiseite.

Clark war gerade dabei diesen Raum zu verlassen, Lois versuchte mit aller Gewalt ihre Wut zu bändigen und diese Bilder zu verscheuchen und wand sich nun ganz sachlich und beherrscht an Chloe: „Und, hast du etwas gefunden?“ Ihre Stimme zitterte. Hoffentlich hatte Chloe nicht allzu viel von dieser ganzen Vorstellung mitbekommen.

Chloe schüttelte nur ihren Kopf ohne Lois anzusehen. Das war ihr auch sehr recht, sie wollte nicht noch im Ausdruck ihrer Kollegin sehen, dass sie sich gerade völlig lächerlich gemacht hatte. Chloes Finger flogen immer noch in rasender Geschwindigkeit, wie Lois neidvoll eingestehen musste, über die Tasten. „Okay, ich rufe Jimmy an, vielleicht kann der noch irgendetwas herausfinden, was uns hier weiter hilft...“ Sie zückte ihr Handy und begann seine Nummer beim Planet einzugeben. Doch das Display zeigte ihr für den Empfang keine Balken. „Kein Netz – diese verdammtem Fertigbau-Betonklötze...!“, und sie ging nach draußen.


Lois:

Die Luft tat ihr gut, ein leichte Briese schlich ihr um die Beine und gab ihr wenigstens ein wenig Kühle. Aber Lois hatte das Gefühl ihr Kopf rauchte. Wahrscheinlich kamen ihr kleine tiefdunkelgraue Qualmwolken aus den Ohren. Jedenfalls fühlte sie sich so.

Warum konnte dieser Mann noch nicht einmal streiten?!

Sie hätte ihn liebend gerne angeschrien, sich Luft gemacht. Oder gehört, wie ihre Hand dieses klatschende Geräusch auf seiner Wange hervorrief. Oh Hilfe! Sie wollte ihn anbrüllen und ihn schlagen! Wozu trieb sie dieser Kerl nur?!

Das Handy immer noch in der linken Hand, begann sie nun in ihrer Handtasche zu wühlen. Wo waren sie nur wieder...?

Nein! Nein! Sie würde doch nicht wegen Clark-Prozinztölpel-Kent die Fassung verlieren. Das könnte ihm so passen – pah! Auf keinen Fall!

Sie ließ ihre Handtasche also wieder in Ruhe und sah sich noch einmal um. Sie war im hinteren Teil des Gartens, von der Straße war sie nicht zu sehen. Es roch nach feuchten Hundehaaren. Aber glücklicherweise war das Monster ja nicht mehr da.

Sie sah an dem Haus hoch. Auf dem Dach der Familie McDaich sah sie eine Ansammlung von Antennen, die die EPRAD neidisch gemacht hatte. Hobby-Funker? Handy-Fetischisten? Eine multilinguale Familie, die Radioprogramme in 127 Sprachen empfangen wollte? Oder... Geheimdienst? Jaa-aahhh. Das würde auch zu dem übermäßig verschlüsselten Rechner passen. Aber wer von beiden? Mister McDaisch oder Mary? Und warum hatte sie Perry aufgesucht? Wollte sie vielleicht aussteigen? Immerhin hatte sie zwei Kinder? Wie kam nur der Kontakt zustande von Mary McDaich zu Perry? War Mr. McDaich vielleicht einfach nur Perrys Zahnarzt?

Hmmm, dieser Fall fing an, ihr zu gefallen. Da waren so viele Rätsel zu lösen, das gefiel ihr. Aber die Freude dauerte nur einen kurzen Moment an, sie warf einen Blick durch das Fenster ins innere des Hauses. Clark hatte gerade wieder seine Brille auf der Nase nach oben geschoben, eine Geste, die sie auch in den Wahnsinn trieb. War er nun kurzsichtig oder nicht? Warum musste er dann immer alles ohne die Brillengläser betrachten? Mit Vorliebe Wände oder geschlossene Schränke? Lois war sich aber auch sicher, dass sie inzwischen an einem Punkt war, an dem Clark machen konnte, was er wollte, es würde sie alles aufregen.

Nun begann er mit Chloe zu reden. Lois ging noch einen Schritt näher ans Fenster, verstand jedoch kein Wort. Die beiden sprachen ganz entspannt und so... so vertraut miteinander. Die Wut, diese böse böse, gelbe, ätzende Wut brach gerade wieder aus. Sie war... nein... doch... sie war wirklich... NEIN! Doch, verdammt... sie war eifersüchtig.

Warum sprach Clark nicht mit ihr? Warum konnte sie nicht mehr miteinander reden? Warum kam er nicht mehr zu ihr? Sie waren doch Freunde. Waren sie das noch?

Nun war es vorbei! Es ging nicht mehr. Auf keinen Fall. Lois hatte sich dem ganzen Tag schon zusammen gerissen. Aber jetzt war Schluss! Sie drehte sich vom Fenster ab, durchwühlte ihre Handtasche, als hinge ihr Leben davon ab. Wo sind sie nur wieder? Da! Endlich. Sie nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel. Zündete das Feuerzeug und zog tief durch. Während sie den Rauch ausblies, merkte sie die Kreislaufwirkung – es war ihre erste heute. Dann setzte die beruhigende Wirkung ein. Noch ein Zug und sie wurde noch etwas ruhiger. Sie wusste, Clark konnte es nicht leiden, wenn sie rauchte. Noch ein Grund mehr, es zu tun. Selbst Superman redete ihr da immer mal wieder ins Gewissen.

Ach zum Teufel mit den ganzen Männern!

Sie nahm ihr Handy, hier draußen war Empfang hervorragend. Noch einmal tippte sie Jimmys Handynummer und wartete. Nachdem er sich gemeldet hatte, war sie bereits wieder voll konzentriert auf 'ihren Fall'.

„Jimmy, wo bist du? Was hast du für mich?“


Chloe und Clark

Während Clark relativ hastig die Treppe hinauf ging, um sich im oberen Stockwerk umzusehen, hatte er sein Gehör auf Lois und Chloe – okay, vor allem auf Lois – gerichtet. Dass sie nach wie vor wütend war, konnte er problemlos erkennen. Und er hasste sich dafür, dass er es hatte so weit kommen lassen. Dabei hatte es doch bis heute Morgen wieder so gut funktioniert und er hatte zumindest ansatzweise mit ihr wieder so reden und umgehen können wie früher...

Es war besser so, es war besser so, es war besser so, Lois' Seelenfrieden war wichtiger als sein eigener... Sein ganz persönliches Mantra.

Er seufzte leise, als er die Tür hinter Lois knallen hörte. Vielleicht sollte er doch Chloe mal erzählen, was eigentlich los war – schließlich war sie seine beste Freundin. Und sie hatte ja gerade eben auch alles mitbekommen, da verdiente sie die Wahrheit, oder?... Ja, das würde er tun. Und zwar gleich jetzt. Lois wäre erst einmal eine Weile draußen, die Chance könnte er nutzen.

Hastig durchleuchtete er noch einmal das obere Stockwerk und fand noch ein ganzes Waffenarsenal, auf strategische Punkte verteilt, machte sich dann jedoch auch gleich schon wieder auf den Weg nach unten. Sah noch einmal kurz nach Lois, die immer noch draußen beschäftigt war. Gut. Und ging dann zu Chloe, die immer noch mit dem Computer beschäftigt zu sein schien.

Er räusperte sich leise. „Ähm, Chloe, hättest du kurz...? Kann ich dich mal...?“ Plötzlich schien das gar keine so gute Idee mehr zu sein. Nervös wippte Clark von einem Fuß auf den anderen.

Chloe’s Finger flogen noch immer über die Tastatur. Sie wusste nicht recht, wie sie nun reagieren sollte. So einen Streit zwischen den Starreportern hatte sie noch nicht mitbekommen.

Sollte sie so tun, als hätte sie sich so konzentriert, das sie nichts mitbekommen hatte oder sollte sie Clark nun gezielt darauf ansprechen ?

Sie entschloss sich, Clark nicht länger so stammeln zu lassen und ergriff die Initiative.
Sie lies Ihre Finger auf der Tastatur ruhen und schaute zu Clark auf.

“Clark, egal, was zwischen dir und Lois vorgeht. Ich bin deine beste Freundin. Und ich werd auch immer für dich da sein. Du kannst mit mir über alles reden. Ich weiß, wie es die im Moment geht und kann dich aber auch Lois verstehen.” Chloe ging ein paar auf Schritte auf Clark zu. “Wenn es etwas gibt, womit ich dir helfen kann, dann sag es mir. Ich werde tun, was ich kann!”

Chloe schaute Clark an und konnte in dem Moment nur erahnen, was jetzt folgen würde.

Clark war dankbar für Chloes kleine Ansprache. Er wusste, er könnte ihr vertrauen – trotzdem kostete es ihn mehr Überwindung als gedacht, jetzt wo der Moment gekommen war.

Er atmete einmal tief durch. Zweimal. Nahm all seinen Mut zusammen. Chloe in die Augen sehen konnte er trotzdem nicht. „Loisundichwarenzusammenabersieweißnichtsmehr­davon,“ sprach er hastig die Worte, bevor er es sich doch noch anders überlegte. Sein Blick war nach wie vor auf seine Schuhe gerichtet.

„Hab ich das eben richtig verstanden?“ sagte Chloe überrascht. Sie wusste in diesem Moment nicht recht, was sie von dieser Aussage halten sollte. Zu sehr drehte sich eben alles um diesen einen Satz Lois und ich waren einmal zusammen. Chloe versuchte Fassung zu bewahren und stotterte langsam weiter: „Du und Lois, ihr wart einmal zusammen und sie weiß nichts mehr davon? Das musst du mir aber einmal erklären. Ich meine, ich habe schon viel gehört, und...“ nun flüsterte Chloe, um die neugierigen Ohren nicht Futter zu geben, „ seit du mit deinem Raumschiff in Smallville gelandet bist, ist schon eine Menge passiert und es gibt auch jede Menge Meteoriedenfreaks hier, aber so etwas absurdes hab ich noch nie gehört.“

Mit einem leichten Grinsen fügte sie noch ein „Oder gibt es da noch ein Geheimnis, von dem ich noch nichts weiß?“ hinzu.

Nun stand Chloe von ihrem Stuhl auf, der aus morschem Holz war und jeden Moment zusammenbrechen schien. Er knarrte leise. Sie ging zu Clark, nahm sein Kinn in Ihre Hand und schaute ihn bittend um eine Antwort an.

Clark nickte nur auf Chloes Fragen und musste schwer schlucken, als sie plötzlich sein Kinn nahm und ihn so zwang, sie direkt anzusehen. Er war alles andere als stolz auf das, was er getan hatte...

„Ich... das...“ setzte er an, brach wieder ab und setzte erneut an. Es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. „Vor ein paar Monaten, na ja, da waren Lois und ich doch wegen einer Story an den Niagara-Fällen... und... meine Tarnung ist aufgeflogen...“ Erneut versuchte Clark, Chloes Blick auszuweichen. Sollte er ihr sagen, dass er Lois mit nach Smallville genommen hatte (Er hatte wirklich Glück gehabt, dass seine Eltern nicht zu Hause gewesen waren)? Er entschied sich dagegen.

Noch einmal atmete Clark tief durch und wrang seine Hände bei der schmerzenden Erinnerung. „Irgendjemand hat Wind von uns bekommen. Lois ist entführt worden. Wegen mir... Das... Wenn ihr was passiert wäre... Also hab ich ihre Erinnerung gelöscht.“

„Ihre Erinnerung gelöscht?! Nun hilf mir mal bitte auf die Sprünge. Du kannst mit deinen Augen Kerzen anzünden, kannst durch Wände sehen, rennst wie eine Kanonenkugel und schneller und hörst tausend mal besser als ein Hund. Und nun willst du mir auch noch sagen, du könntest Erinnerungen löschen?“

Chloe war sichtlich überrascht und konnte nicht glauben, was sie da eben hörte.

„Und wie machst du es?“ Chloe konnte ihre Neugier nicht unterdrücken und vor Clark brauchte sie auch keine Geheimnisse zu haben. Er kannte sie, sie kannte Ihn.

Kannst du es mir zeigen, wie du das machst? Kann ich mich dann auch an nichts mehr erinnern? Oder kannst du es sogar zeitlich eingrenzen, wie viel du ihr löschst?“ plapperte sie nur so vor sich hin. Es gab wieder etwas, was Chloe noch nicht über ihren Traummann wusste und wollte nun alles bis auf das kleinste Detail wissen.

Ihre Gedanken flogen weiter und so stellte sie gleich noch mehr Fragen.

„Und du hast Ihre Erinnerungen nur gelöscht, damit sie diesen Entführern nichts sagen konnte? Aber wie?“

Nun schaute sie Clark direkt in die Augen und bei genauem Hinsehen konnte man ein winziges Lächeln erkennen.

Mit offenem Mund stand er da. Damit hatte Clark nicht wirklich gerechnet – Chloe war... neugierig? Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen, erreichte seine Augen allerdings nicht ganz. Immer die Reporterin – wieso waren es Momente wie dieser, in denen Clark feststellen durfte, wie sehr sich die beiden Cousinen doch ähnelten?

Nur um im nächsten Moment wieder an all die Punkte erinnert zu werden, in denen die beiden sich unterschieden. Chloe war seine beste Freundin und er wusste, er konnte ihr vertrauen, ganz und gar offen mit ihr reden und zwar wirklich über alles – selbst über solch bizarre Dinge wie eine Gedächnislöschung...

Als sie ihm so praktisch ein Loch in den Bauch fragte, kam er erst dazu zu antworten, als die letzte Frage gestellt war. Er erwiderte ihr Lächeln und nickte zum Zeichen, dass er ihr alle Fragen beantworten würde, nahm einen tiefen Atemzug und legte los: „Dass ich das kann, hab ich selber nicht gewusst, bis es passiert ist, um ehrlich zu sein,“ begann er verlegen. „Und ich weiß auch nicht, ob ich das nochmal könnte...“

Er hatte das Bedürfnis, im Raum auf und ab zu gehen, während er erzählte. Seine Hände hatte er tief in seinen Hosentaschen vergraben. „Aber, Chloe, die... die haben Lois gefoltert!“ Er sah sie eindringlich an. Bei der Erinnerung zog sich ihm selbst jetzt noch innerlich alles zusammen. „Ich habe mir so gewünscht, dass sie das vergessen könnte. Dass ich das alles ungeschehen machen könnte...“ Damit Lois ihren Seelenfrieden wiederfinden könnte, so hatte er es sich immer und immer wieder vor sich selbst wiederholt. „Und plötzlich war es ein Abschiedskuss und...“ Er zuckte hilflos die Schultern. „...und Lois wusste von nichts mehr. Und es ist besser so...“

Chloe war leicht geknickt. Sie wusste zwar, das sie hier waren, um über ihn und Lois zu reden, sondern um ihren Job zu machen. Sie wusste aber auch, dass sie noch alles von Clark erfahren würde und schob ihre privaten Gedanken, was seine Geheimnisse anging, beiseite. Das könnte er ihr ein andermal erzählen. Vorausgesetzt, Chloe würde Clark noch einmal für sich alleine haben. Was mit Lois sehr schwer war.

„Und weißt du auch, was sie alles vergessen hat? Ich meine, das du Superman bist und was da alles passierte, hat sie anscheinend vergessen. Aber hat sie auch noch mehr vergessen? Muss ich mir um irgendwas Sorgen machen? Clark, hier geht es um meine Cousine. Mein eigen Fleisch und Blut. Bitte, sag mir alles, was du weißt.“

Mit dem letzten Satz verstummte Chloes Stimmte. Sorgniserregend um ihre Lois drehte sie sich zur Tür, wo sie den Raum verlassen hatte!

Clarks Hände hatten sich inzwischen unwillkürlich zu Fäusten geballt und seine Augen brannten, als er Chloes Blick folgte. Und er wusste, Lois war im Garten. Konnte ihren Herzschlag in seinen Ohren donnern hören.

Um den Kloß in seinem Hals herum versuchte er Chloe ermutigend zuzulächeln, sie zu beruhigen. „Mach dir bitte keine Sorgen, Chloe... Ich denke nicht, dass Lois mehr als die Ereignisse dieser paar Tage vergessen hat.“ Jedenfalls hoffte Clark das; sie hatte zumindest ihn nie gefragt, was in diesem Zeitraum passiert war.

Und er nahm Chloe sanft in den Arm – um sie, aber auch um sich selbst zu beruhigen...

„Nur bitte sag ihr nichts, okay?“ flüsterte er.

„Okay. Ich verspreche es dir,“ schluckte Chloe und versuchte sich selbst ins Gewissen zu reden. Ob sie dieses Versprechen halten konnte?

Chloe, du hast es Clark versprochen. Du verlierst nie ein Wort darüber! Das kannst du Lois und Clark nicht antun! Chloe zwang sich zu diesen Gedanken.

Da bemerkte Sie, dass Clark am ganzen Körper zitterte. Sie nahm Clark fester in den Arm um ihm ihre Nähe zu vermitteln. Ich bin für dich da, Clark. Ich bin für dich da. Sie wollte ihn nicht loslassen. Wollte warten, bis er den ersten Schritt machte.

Es schienen Minuten zu vergehen, die Stille wurde fast schon unheimlich.

Chloe bemerkte, dass Clarks Zittern nachließ. Ob er sich jetzt beruhigt hat und wieder zu Lois geht? Bitte Clark, geh nicht!

„Danke!“ brachte er nur mit Mühe heraus und hielt Chloe noch ein wenig fester im Arm.

Er war ihr einfach nur dankbar, so dankbar – dafür, dass sie immer für ihn da war. Clark war selbst erstaunt, wie verdammt gut es ihm tat, mit jemandem über die Zeit mit Lois zu reden. Mit jemandem dieses dunkle Geheimnis teilen zu können, von dem nicht einmal seine Eltern wussten...

„Was würde ich nur ohne dich tun, Chloe?“ Er löste sich langsam von ihr und schenkte ihr sein dankbarstes Lächeln.

Chloe löste sich nur ungern von Clark. Seine Nähe gab ihr immer das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

„Ohne deine Chloe würdest du wohl nicht hier stehen, sondern selbst am Computer sitzen und versuchen, das Passwort zu knacken,“ kicherte Chloe, um sich von dem Emotionen, die in ihr aufloderten, abzulenken.

„Ich geh wieder an die Arbeit. Bevor Lois wieder kommt und uns missversteht, was die Position angeht.“ Chloe trennte sich von Clarks Händen, die sie zärtlich streichelte.

Sie kehrte Clark den Rücken zu und wischte sich heimlich die Träne weg, die ihr die Wange hinunter lief.


Clark musste bei Chloes Worten unwillkürlich nicken. „Stimmt wohl,“ stimmte er in Chloes Kichern ein, verstummte jedoch sofort wieder, als sie Lois erwähnte und sich aus der Umarmung zu lösen begann.

Einen langen Augenblick stand er nur da – ein wenig verloren, unentschlossen, schuldbewusst auf seiner Unterlippe kauend.

Er hatte sich wirklich gerade gefragt, ob nicht alles so viel einfacher wäre, wenn er mit Chloe – Chloe, die ihn verstand, die ihn so kannte und akzeptierte, wie er wirklich war – zusammen wäre. Nicht nur als beste Freunde... Im nächsten Augenblick jedoch verfluchte er sich selbst für diesen Gedanken. Man konnte sich nicht aussuchen, wen man liebte – und so sehr er Chloe mochte und achtete, so sehr wusste Clark aber auch, dass er sein Herz bereits unwiederbringlich an Lois verloren hatte...

Mit einem strengen Räuspern rief er sich selbst zur Ordnung, bevor er noch im Selbstmitleid versank. Und die Maske war wieder intakt – Clark Kent, wie ihn die Welt kannte, immer freundlich, immer gut gelaunt, war wieder da...

„Ich schau nochmal nach oben. Irgendwas ist hier faul...“
Die Welt ist groß genug für die Bedürfnisse aller. Aber zu klein für die Gier einzelner.
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Magss

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Re: Rollenspiel

Beitragvon Magss » Fr 15. Jan 2010, 20:21

Jimmy

Leise, so dass sein Boss es nicht mitbekam, informierte Dean seinen Großcousin: „Hier liegt eine erschossene Frau. Nach dem ersten Eindruck ist sie zwischen 12.30 Uhr und 13 Uhr gestorben.“ Jimmy wurde kreidebleich. Lois und Clark hätten um diese Zeit hier sein müssen! Atemlos fragte er: „Es ist aber nicht Lois Lane?“

Beruhigend hob Dean die Hände: „Nein, dann hätte ich das gleich gesagt. Den Papieren nach ist ihr Name Mary MacDatch. Sagt dir das was?“

„Das ist die Frau, die Lois und Clark hätten treffen sollen. Aber, da sie nicht hier sind war das Treffen vielleicht schon vorbei, oder sie sind gar nicht gekommen, weil sie vorher was anderes entdeckt haben. Ich hab gesehen, dass Superman heute schon ziemlich beschäftigt war. Vielleicht jagen sie dem hinterher.“ Jimmy war erleichtert. Lois war nicht die Leiche und sie war nicht hier, also ging es ihr hoffentlich gut. Aber wo war sie dann?

„ Dann sollten wir vielleicht unsere Ermittlungen besonders gründlich machen. So wie ich Lois Lane kenne, hat die hier bestimmt Spuren verwischt. Andererseits, haben sie und C.K. ja schon öfters wichtige Hinweise entdeckt. Da könntet ihr vom Planet vielleicht helfen!“ Der lauernde Unterton in Deans Stimme war nicht zu überhören.

Es war nicht Lois' Stil Termine mit Informanten sausen zu lassen. Und Clark hätte sie nie vom Tatort gehen lassen, wenn er es mitbekommen hätte. Wo also waren die beiden Starreporter des Daily Planet? Für den Moment musste dann eben Jimmy hier alle Informationen sammeln, die er bekommen konnte. Schließlich war dieser Fall dazu prädestiniert, dass im Planet darüber und über die Hintergründe berichtet wurde. Mary MacDatch, war, makaber ausgedrückt, die Leiche des Daily Planet.

Entschlossen und Deans Bitte ignorierend, fragte Jimmy weiter: „Was kannst du mir noch sagen? Könnte es ein Raubüberfall sein?“

Dean wusste, dass er eigentlich nichts sagen sollte. Dennoch wollte er seinem Verwandten und damit den Ermittlungen durch das Duo Lane/Kent helfen. Ruhig und sachlich antwortete er also: „Eher nicht. Der Inhalt ihrer Tasche ist zwar verstreut, aber das könnte auch beim Umfallen passiert sein. Außerdem lag neben ihr eine abgefeuerte Waffe. Ein kleiner Revolver. Der Einschussstelle nach könnte sie sowohl aus der Nähe, als auch aus der Ferne erschossen worden sein. Allerdings spricht ein Streifschuss am Denkmal eher für einen Fernschuss. Genaueres können die uns dann aus der Pathologie sagen. Da müsstet ihr vom Planet eure anderen Kontakte anfragen.“

„Langster!“ Dean wurde vom Ruf seines Chefs unterbrochen und machte im Weggehen Jimmy noch ein Zeichen, dass er ihn anrufen würde, sobald er mehr erfahren konnte. Jimmy nickte und schoss dann doch noch ein Foto vom Tatort, aber so, dass man von der Leiche nicht besonders viel sehen konnte. Schließlich hatte er verstanden, dass man bei aller Sensationslust sich doch an ein paar ethische Grundsätze zu halten hatte. In weitem Bogen umrundete er das Denkmal und den Tatort um auf der anderen Seite seinen Weg fortzusetzen. Dabei beobachtete er alles genau.

Gerade als er in den Weg zur Green Avenue einbiegen wollte, fiel sein Blick auf etwas auf dem Boden. Er bückte sich und hob es auf. Es war eine Kugel. An einer Seite leicht deformiert, aber immer noch erkennbar. Das muss die Kugel sein, die an der Statue entlang gestreift ist und Mary MacDatch verfehlt hat. Oder sie stammt aus Marys Waffe. Das wäre dann weniger gut für uns. Aber wenn nicht, dann hätten wir vielleicht eine Spur.

Schnell steckte Jimmy seinen Fund, mit leichtem Unbehagen, in die Jackentasche. Immerhin entwendete er hier ein Beweisstück, aber er würde es ja der Polizei übergeben, nachdem er es hatte untersuchen lassen. S.T.A.R. Labs waren schnell und zuverlässig. Da würde er bis zum Abend, spätestens am frühen Morgen ein Ergebnis bekommen und konnte dann die Kugel am folgenden Tag im Metro PD abgeben.

Schnell setzte er seinen Weg fort um den letzten Auftrag von Perrys Liste zu erledigen. An der gesuchten Adresse angekommen, schickte ihn ein freundlicher Pförtner mit grauem Haar nach oben.

Während er den Aufzug in den 4.Stock zu MSS Flock hinauf fuhr - er musste ja noch die Plakate abholen - ging Jimmy in Gedanken die Liste durch, wen er nun noch alles anrufen musste um mehr über den Tod von Mary MacDatch und ihr vorhergegangenes Leben zu erfahren.

Auf dem Rückweg machte er dann doch gleich den Abstecher zu S.T.A.R. Labs um dort die Kugel abzugeben.

Wenig später hatte es Jimmy endlich wieder in die Redaktion des Planet geschafft. Zum Glück war Perry gerade am Telefon beschäftigt, so dass Jimmy wortlos die Plakate in das Büro des Chefredakteurs stellen und sich hinter den Computer und ans Telefon klemmen konnte.

Während sich langsam die gewünschte Suchmaske auf dem Computerbildschirm aufbaute, nahm Jimmy den Telefonhörer zur Hand um in der Pathologie den ersten Anruf zu tätigen. Wohl wissend, dass dort noch keine Ergebnisse zu bekommen waren, wollte Jimmy gleich bei Jordan Cavenor, der neuen Pathologin, anmelden, dass der Planet an allen Informationen über Mary MacDatch interessiert war. Jordan, die Jimmy bei Deans 10-jährigem Dienstjubiläum getroffen hatte, gab mürrisch ihr Wort, da sie mit Journalisten keine guten Erfahrungen gemacht hatte. Aber Jimmy beruhigte sie, indem er ihr schon gleich erzählte, was er von seinem Cousin vor Ort erfahren hatte. Und so versprach Jordan, dass sie Jimmy anrufen würde, sobald sie etwas wusste. Doch er musste ihr im Gegenzug versprechen ihr oder Dean alle relevanten Informationen zukommen zu lassen, die die Reporter des Planet finden konnten. Und vor die Polizei den Fall nicht abgeschlossen hatte, durfte auch nichts internes gedruckt werden.

Während des Telefongesprächs hatte Jimmy in der Suchmaske seines Computers, die er speziell für seine Recherchen für den Planet programmiert hatte, den Namen Mary MacDatch eingegeben und machte sich nun daran die Trefferliste anzuschauen.

„ Hausfrau, ... 36, ... mit Zahnarzt, ... 38, ... 2 Kinder, ... Wisteria Lane, ... aha, das ist doch mal was!“ Jimmy murmelte leise die wichtigsten Fakten vor sich hin und hackte sich in die interessanten Netze. „Sie hatte schon mehrere Namensänderungen. Warum das denn? Und alle von Pablo Grimaldo, einem ehemaligen NIA-Mitarbeiter bestätigt. Das riecht doch faul.“

Und schon griff Jimmy zum Telefonhörer um seinen Vater anzurufen. Auch wenn sich die beiden nicht oft sahen oder hörten, konnte Jimmy immer auf seinen Vater zählen, der noch immer beim NIA arbeitete. Wer, wenn nicht er, konnte da eine Hilfe sein?

Nach kurzem Klingeln meldete sich Agent Jack Olsen mit missgelaunter Stimme: „Jimmy, ich stell dich kurz auf eine andere Leitung!“

Nach einem Knacken und Rauschen hörte Jimmy wieder die Stimme seines Vaters: „Also, was gibt's?“

„Hi, Dad!“, legte Jimmy enthusiastisch los. „Mir ist aufgefallen, dass es schon wieder ewig her ist, dass wir das letzte Mal zusammen essen waren.“

„Jimmy, muss das sein? Du weißt doch, dass ich viel beschäftigt bin!“

Jimmy ignorierte den unwilligen Tonfall seines Vaters und sprach munter weiter: „Komm schon, Dad! Es gibt da etwas worüber ich gerne in Ruhe mit dir reden würde. Können wir uns nicht heute Abend bei >Giovanni's< treffen?“

Wissend, dass sein Sohn wohl dringend Hilfe brauchte, willigte Jack Olsen ein: „Also gut. Aber sei pünktlich um sieben da. Ich will nicht wieder warten. Und Superman ist keine Entschuldigung!“

„Ja, Dad. Vielen Dank! - Sag mal, wann hast du eigentlich das letzte Mal von Pablo Grimaldo gehört? Das war doch mal ein Kollege von dir.“

„Pablo Grimaldo? Das ist lange her. Wie kommst du denn auf den?“, fragte Jack Olsen überrascht.

„Ach, ich bin bei Recherchen auf seinen Namen gestoßen. Und dachte du könntest vielleicht etwas wissen. Und wo wir gerade bei Namen sind: Sagt dir Melanie Dubois etwas? Oder Mary MacDatch?“ Jimmy gab seinen Worten einen Hauch von Unbedeutsamkeit, gerade genug um das Interesse seines Vaters zu wecken.

„ Melanie Dubois?“ Jack horchte auf. „Ja, der Name sagt mit etwas. Aber Mary MacDatch sagt mir nichts. Sollte es das?“

„Sie wurde heute im Centennial Park erschossen. Und ich denke, dass sie und Melanie Dubois die gleiche Person sind.“

„Mein Sohn, ich denke wir sollten besser heute Abend über solche Theorien reden.“ Schnell fiel Jack seinem Sohn ins Wort. „Damit kannst du uns beide in Teufels Küche bringen!“

„Ich weiß. Bis heute Abend, Dad!“

Beim Auflegen konnte sich Jimmy ein Grinsen nicht verkneifen. Er wusste, dass sein Vater angebissen hatte und bis zum Abend alles sammeln würde, was er über Mary MacDatch, beziehungsweise Melanie Dubois, wie sie bei ihrer Geburt genannt wurde, und Pablo Grimaldo in Erfahrung bringen konnte.

Gerade als Jimmy sich wieder seinem Computer zuwenden wollte, klingelte sein Handy. Auf dem Display blinkte 'Lois Lane'. Jimmy atmete tief durch und nahm das Gespräch an.


Lois

'Jimmy, wo bist du? Und was hast du für mich?', das waren ihre Fragen an ihren Kollegen gewesen. Und wie es seine Art war, gab er ihr eine genaue Zusammenfassung aller Fakten. Detailliert, aber trotzdem kurz und prägnant: Er sei auch im Park gewesen, hätte die Leiche von ihrer Informantin gesehen und Dean Langster arbeitete an den Ermittlungen. Und er hätte dort ein Projektil gefunden. Das sich inzwischen aber schon zur Untersuchung bei den S.T.A.R. Labs befände...

Langster war sehr gut. Das Verhältnis zwischen Dean und Jimmy konnte sehr hilfreich sein. Ein Beweisstück vom Tatort zu entfernen – alle Achtung Jimmy, dachte Lois bei sich. Während sie ihm zuhörte, wand sich Lois noch mal zu dem Fenster und versuchte zu sehen, was da drinnen vor sich ging. Umarmten sich Chloe und Clark da gerade? Aber ja, das war eine Umarmung. Das traf sie wie ein Blitz. Was dachte sich Chloe dabei? Und was Clark? Er war ihr Partner! Ihr Freund... Ihr...

Lois ließ ihr Handy sinken. Ja, verdammt nochmal, das war ja vielleicht sogar schon das Problem, was war denn Clark für sie? Warum, verflucht nochmal, berührte sie sein Verhalten so sehr. Warum konnte sie nicht einfach sagen: Gut, dann eben nicht? Es war ja nun wirklich nicht das erste Mal in ihrem Leben, dass sie auf einen Mann traf, dessen Erwarten von ihren völlig abwichen. Die normalste Reaktion in so einem Fall war zu sagen, okay, dann eben nicht. Aber warum konnte sie das bei Clark nicht? Warum konnte sie ihn nicht aus ihrem Kopf bekommen?

Die Umarmung der Beiden machte aber doch einen eher freundschaftlichen Eindruck, wie Lois dann beruhigt feststellte. Chloe klopfte ihm beruhigend auf den Rücken. Entweder hatte ihre Cousine eine ziemlich schräge Vorstellung von Romantik, oder sie versuchte ihm nur ein wenig zur Seite zu stehen, ihm ein Freund zu sein. Aber hatte Clark das nötig? Sie hatten gerade miteinander gesprochen... versucht zu streiten. Er hätte doch sagen können, was ihm auf der Seele lag. Warum musste er damit zu Chloe laufen? Warum konnte er nicht mit ihr reden? Was war da zwischen den beiden? Lois merkte, wie ihr ein dicker Kloß den Hals zuschnürte.

'Jetzt fang bloß nicht an zu heulen, Lane!', drohte sie sich selber.

Plötzlich hörte sie eine Stimme aus ihrem Handy. Sie hatte es immer noch in der Hand und Jimmy erklärte ihr immer noch seine Theorien. Sie schluckte einmal, zweimal schwer. „Du... Jimmy, ich... der Empfang war gerade ganz schlecht“, hoffentlich hörte er das Zittern in ihrer Stimme nicht, „nur Knistern, aber jetzt hör ich dich wieder.“ Sie musste sich einfach auf den Fall konzentrieren. Ja, genau, der Fall! Mit einer deutlich festeren Stimme fuhr sie fort: „Kannst du noch mal sagen, was du nach S.T.A.R. Labs gesagt hast?“

„Das hast du alles nicht gehört? Umphf... Okay, also nochmal... Mary McDaitch hat schon mehrfach ihren Namen gewechselt. Bei ihrer Geburt hieß sie Melanie Dubois.“

Das war wirklich sehr interessant. Welcher Mensch wechselt seinen Namen? Doch nur jemand, der seine Spuren verwischen will... muss... Also doch Geheimdienst. Lois Aufmerksamkeit war nun ganz und gar bei ihrem jüngeren Kollegen. Sie lauschte nur der Stimme in ihrem Handy, hörte nichts anderes.

Das Geräusch, das sie aufschrecken ließ, schien aus ihrem Kopf zu kommen. Es klang, wie wenn zwei Holzteile mit großer Wucht aufeinander schlugen. So ein dumpfes Klatschen, nur sehr laut. Dann spürte sie einen Schmerz, als würde ihr etwas den Schädel zertrümmern... dieser Schmerz fuhr ihr augenblicklich vom Kopf bis in die Zehenspitzen... ihr wurde übel, alle Kraft schien aus ihren Beinen zu weichen... und dann wurde es dunkel um sie.


Perry und Jimmy

Perry White legte wütend den Hörer beiseite und schnaufte verächtlich. Diese verdammte Chefetage... die hatten doch keine Ahnung wie man eine Redaktion richtig zu leiten hatte.

Bei den kleinsten Problemen suchten die nach einem Schuldigen. Diese Waschlappen, dachte Perry halb belustigt, halb im Zorn. Doch dann verging ihm das gehässige Grinsen wieder.

Deprimiert lies er seinen Blick durch das Büro schweifen. Alles was er mochte und schätzte war hier zu finden. Dies war sein Zuhause und jetzt, nur weil mal eine kleine Krise vor der Türe stand, drohte man ihm damit ausziehen zu müssen.

Eine Bomben-Story musste her! Und zwar gleich. Lange verweilte sein Blick
auf den Plakaten die Jimmy wohl, während seines Telefonats, unbemerkt ins Büro gebracht hatte. Diese verdammten Plakate. Sie sahen hässlich aus und waren der letzte Hilferuf des Planet. Zum Glück war nicht er, Perry, auf diesen Plakaten zu sehen, sondern seine Top Reporter Lane und Kent. Perry hasste es wenn er sich überall auf Plakaten schief lächeln sah. Doch begeistert davon, dass Reporter auf Plakaten zu sehen waren, war er auch nicht. Vielleicht würde er die Plakate ablehnen.

Aber leider war das auch ein eindeutiger Wink von seinen Chefs. Man wollte ihn langsam aber sicher beiseite schieben.

Perry stand auf und verließ sein Büro um sich Kaffee zu holen. Er konnte sich nun einmal keine Story aus den Rippen schneiden und eine erfinden konnte er ja auch nicht.

Diese Krise würde vorüber gehen, genau wie alle anderen.

Als er sich vom Kaffeeautomaten umdrehte entdeckte er Jimmy, der anscheinend sehr konzentriert an seinem Tisch saß. Der Junge schaffte es doch immer wieder hinter seinem Rücken an irgendwelchen Storys zu arbeiten. Meistens arbeitete er für Lois oder Clark. Aber dass der Junge so eifrig am arbeiten war, konnte nur positiv gedeutet werden. Entweder er hatte selbst etwas entdeckt, oder, was viel wahrscheinlicher war, Lois oder Clark hatte ihn auf etwas angesetzt.

„Jimmy,“ schrie er und verdrängte den Gedanken Jimmy für seinen Arbeitseifer zu loben.

Jimmy sah auf als Perry auf ihn zu marschierte und fragte: „Wo zum Teufel stecken Lois, Clark und Sullivan? Ich brauche eine Story!!!!“

Gerade als Perrys Frage erklang hörte Jimmy am Telefon ein seltsames Geräusch.

„Lois? Lois!“ Panik machte sich in ihm breit und die Aufregung war deutlich in seiner Stimme zu hören. „Chef, ich hatte gerade Lois am Telefon aber da muss was passiert sein!“

Jimmy sprach wieder in den Hörer. „Lois! Kannst du mich hören?!?“

Als Antwort ertönte ein Piepen. Jemand hatte das Gespräch beendet. Während Jimmy auswendig Chloes Handynummer wählte, informierte er den Chefredakteur des Daily Planet:
„Chloe hat sich an den Stromausfall gemacht. Lois und Clark wollten Mary MacDatch treffen, aber die wurde erschossen. Jetzt sind alle drei in MacDaitchs Haus und suchen da nach Infos. Aber etwas ist mit Lois passiert. Unser Telefonat wurde unterbrochen nachdem ich ein dumpfes Geräusch gehört hab, wie ein Schlag. Sie sind also mitten IN einer Story!“

Und beschwörend fügte er in den Telefonhörer hinzu:

„Chloe, geh' doch endlich ran! Da stimmt was nicht!“


Chloe

Chloe, die sich eben aus der Umarmung von Clark gelöst hatte und versuchte, sich die Tränen zu unterdrücken erschrak bei dem Geräusch, das von außen ertönte.

“Was war das?” fragte sie erschrocken Clark. Aber als sie sich umdrehte stand Clark schon nicht mehr an dem Platz, wo er eben noch gestanden hatte.

Die Tür, aus der Lois vor wenigen Minuten gestürmt war, schwang noch nach. Lois!
Chloe stürmte Clark so schnell nach, wie es ihre Beine erlaubten.

Aber als sie draußen ankam, waren Lois und Clark schon nicht mehr da. Es lag nur noch Clarks Jackett da. Der Ärmel war blutig.

Sofort griff Chloe zum Telefon und versuchte Clark zu erreichen.
Es hätte Chloe klar sein müssen, sie jetzt nur die Clarks Mailbox erreichte. Aber es war offensichtlich Lois, die verletzt war, nicht sie, versuchte sich Chloe wenigstens ein wenig zu beruhigen.

Sie sprach Clark eine Nachricht auf die Mailbox und hoffte darauf, dass er sich gleich meldete, wenn Lois versorgt war.

Sie nahm das Jackett von Clark an sich, ging wieder an den Computer, wo sie eben noch mit ihrem Kollegen gestanden hatte und versuchte sich wieder auf das zu konzentrieren, weswegen sie gekommen war.

Nachdem sie das Passwort geknackt hatte, bekam sie Einsicht auf den gesamten Inhalt des Computers. Chloe atmete einmal tief durch und zeigte ein kleines Lächeln, das niemand sah. 'Ja! Du verfluchter kleiner Computer! Ich wusste doch, dass ich dich klein kriege.' Es war ein gutes Gefühl. E-Mails, Bilder, Notizen.
Chloe nahm ihren Speicherstick und kopierte sich einfach alles, was sie finden konnte.

Nachdem der Computer alles auf Chloes Stick übertragen hatte, verstaute sie ihren Stick in ihrer Tasche. Jetzt hatte Chloe Zeit, sich noch etwas umzusehen.
Chloe blieb vor einem Bild stehen, wo eine Frau mit ihrer Familie abgebildet war.
Das musste wohl die getötete Frau sein. Mit ihrer Familie.

Chloe sah sich noch einmal in dem Wohnhaus von Mary McDaitch um und hatte plötzlich das Gefühl, sie wollte nur noch raus hier. Alles erschien ihr so bedrückend, feindlich und eng. Schnell nahm sie ihre Tasche, verließ mit raschen Schritten das Haus und trat wieder in den Garten, wo sie eben noch nach Lois gesucht hatte. Doch statt ihrer Cousine sah sie nun, dass an einem Baum, nur wenige Meter von der Stelle, wo sie Clarks Jackett gerade gefunden hatte, ein gefesselter Mann lag. Jemand hatte ihn mit dem Gartenschlauch gefesselt. Mit einem Gartenschlauch! Das war eindeutig Clarks Handschrift – so etwas machte nur er!


Lois

Lois hatte das Gefühl, sie würde fallen. In einem dunklen, nachtschwarzen Raum, tiefer und immer tiefer. Bodenlos. Sie fiel ohne etwas sehen oder fühlen zu können. Gab es diesen Raum wirklich? Lois riss ihre Augen auf, jedenfalls glaubte sie das, aber es blieb tiefste Nacht.

Doch dann, ohne dass sie eine Veränderung ihres freien Falls gespürt hatte, befand sie sich in einer Art Schwebezustand. Ruhig und sanft gehalten. Noch immer war alles dunkel. Lois tastete ihre Umgebung ab, doch da war nur – nichts. Sie hing in einem schwarzen Loch, in einem leeren Raum Es war warm und was auch immer sie umgab, da war nichts Bedrohliches. Wo war sie nur? Lois wollte sich bewegen, doch das unfassbare Nichts hielt sie fest...

Aber sie musste sich über gar nichts Sorgen machen. Diese Erkenntnis kam aus den tiefsten Tiefen ihres Bewusstseins. Sie war mit sich und ihrem Geist im Einklang. Alles war gut.

Plötzlich sah sie einen Lichtpunkt in der Ferne, winzig und undeutlich. Verschwommen gab es da etwas, das sie nicht erkennen konnte, kaum mehr als ein zartes Flackern. Der Lichtpunkt kam näher. Das Etwas nahm langsam Gestalt an, als hätte jemand den Fokus an der Kamera richtig eingestellt, es war eine Szene, die Lois von Außen betrachtete. Da waren zwei Personen, und die eine Person war sie selbst. Sie betrachtete sich selbst und es kam ihr so merkwürdig 'normal' vor, das zu tun. Sie war, ja, wo war das? Ein Hotelzimmer? Ja, es sah wie eines dieser Zimmer einer Touristenhochburgen aus. Und die andere Person? Es war ein Mann, groß, breitschultrig und mit einem leicht unsicheren Lächelt betrat er die Szene und murmelte: „Diese Niagara-Fälle sind schon wirklich beeindruckend...“ Es war Clark. Er blieb abrupt stehen, rückte sich seine Brille zurecht und sah Lois – die Lois in der Hotel-Szene – unsicher an. „Was? Was ist?“

Aus einem nicht erklärbaren Grund wusste Lois, was die Lois in der Hotel-Szene in diesem Moment dachte. 'Ich brauche einen Beweis – und ja, ich werde es tun. Jetzt!' Und mit aller Ruhe dieser Welt zog sie aus ihrer Handtasche einen Revolver, zielte auf Clark, entsicherte den Abzug und drückte ab. PENG!

Ihr Tun dauerte kaum sechs, sieben Sekunden. Und Clark? Er sah sie an, erschrocken, dann entsetzt, schockiert – doch er machte nichts. Sagte nichts, wich nicht aus, sah Lois einfach nur an, sah die Kugel auf sich zufliegen – hob kurz seine Hand und fing die Kugel auf. Ja! Er war schließlich der Mann aus Stahl – genau das hatte sie beweisen wollen. Sie wusste es. Auf dem Gesicht der bewaffneten Lois sah Lois den höchst zufriedenen Ausdruck des Triumphs. Clark Kent war Superman! Und sie hatte es heraus gefunden. Lois Lane hatte ihn durchschaut. Ja!

Während der Clark aus der Hotel-Szene mit einem betreten Lächeln versuchte die Situation zu entspannen „Dir ist aber klar, dass Clark Kent jetzt tot wäre, wenn du dich getäuscht hättest...“, dachte Lois beim Beobachten dieser Szene: 'Aber natürlich! Das macht Sinn, Clark ist Superman!' Ihr wurde ein wenig schwindelig bei dem Gedanken, aber plötzlich gab alles einen Sinn, sein ständiges verschwinden, sein Ausweichen, die Ähnlichkeit zwischen den beiden... warum hatte sie das niemals bemerkt? 'Oh Lois! Du bist so blind gewesen!'

Lois schüttelte über ihre Dummheit den Kopf, doch kaum konzentrierte sie sich wieder auf das Geschehen der beiden, als sie bestürzt feststellen musste, dass es einen Szenenwechsel gegeben hatte. Wie in einem Film befand sie sich nun in einer ganz anderen Szene, die Protagonisten waren dieselben, Lois und Clark, doch das Geschehen war so vollkommen anders, Lois und Clark, die sich liebten, Lois und Superman in Leidenschaft vereint, Lois und Clark, die nur Augen füreinander hatten, Lois und Superman glücklich...

Lois schloss die Augen. Dieses Bild traf sie ganz tief, berührte ihr Herz auf eine nie gekannte Weise. Es wärmte sie und doch brannte es. Die Emotionen drohten sie fort zu reißen. Das alles konnte... es durfte... nein... und doch wusste sie, dass dies kein Traum war.

Das Licht war aus, wieder nichts als tiefschwarze Nacht um sie herum – und sie fiel wieder tiefer. Tiefer und tiefer...


Clark

Clark hatte noch keine zwei Schritte getan, als er das dumpfe Klatschen hörte.

LOIS!

Er wusste nicht, was passiert war. Doch er wusste, es war aus Lois' Richtung gekommen. Es war aus Lois' Richtung gekommen und es hatte nicht gut geklungen. Weder das Geräusch selbst noch die Stille danach... Clark spürte, wie sich in ihm alles verkrampfte.

Mit übermenschlicher Geschwindigkeit war er im Garten und an Lois' Seite. Oh mein Gott! Hastig ließ er seinen Blick über ihren Körper wandern. Und entdeckte die Wunde an ihrem Hinterkopf. Irgendetwas hatte sie dort getroffen, keine Frage.

Er kniete neben ihr und nahm sie vorsichtig in seine Arme. „Lois? Lois, kannst du mich hören?“ fragte er eindringlich, versuchte seine aufsteigende Panik in Schach zu halten. Das war alles seine Schuld, das war ihm klar. Er hätte Lois nicht so wütend gehen lassen dürfen. Sie wussten schließlich immer noch nicht, womit sie es hier zu tun hatten. Eine Frau war offensichtlich kaltblütig ermordet worden, allein dieser Umstand sollte sie schon vorsichtiger sein lassen!...

Mit einem leisen Seufzen sah er sich um. Er wusste, Lois' Wunde musste versorgt werden. Wenn seine Partnerin nicht bald wieder zu Bewusstsein kam, musste sie wirklich dringend in ein Krankenhaus... Erneut wurde es Clark eng um die Brust. Chloe war noch im Haus! Er konnte jetzt nicht einfach mit Lois losfliegen, wenn wer auch immer ihr diese Wunde verpasst hatte noch hier war.

Dort hinten, ums Haus herum, meinte Clark ein Geräusch zu hören. Er ließ Lois nur ungern allein, aber es wäre auch nur für ein paar Sekunden. Er legte sie vorsichtig ins weiche Gras, zog sich in Windeseile sein Jackett aus, um es gegen die immer noch blutende Wunde zu drücken, und umrundete die Hausecke. Die Hecke war dicht genug, um in diesen wenigen Millisekunden Weg erneut vom schlecht sitzenden Tweed in sein ikonisches Blau und Rot zu wechseln.

Der Mann, dem er sich plötzlich gegenüber fand, überraschte ihn tatsächlich mit einem Karate-Hieb. Allerdings nur für einen Augenblick. Clark wusste, er hatte keine Zeit zu verlieren. In Sekundenschnelle war der Angreifer überwältigt und mit dem Erstbesten – einem Gartenschlauch – gefesselt. Der würde erst mal keinen Schaden mehr anrichten...

Zurück bei Lois, versuchte Clark noch einmal sie anzusprechen. Als er jedoch sah, dass sie ihn nicht hörte, hob er sie behutsam auf und flog mit ihr zum nächsten Krankenhaus. Metropolis General. So schnell er konnte. Er hatte keine Zeit zu verlieren! Wie lange war Lois inzwischen bewusstlos? Clark kam es vor wie eine Ewigkeit...

Als er Lois in die fähigen Hände des Krankenhaus-Personals übergab, wäre er am liebsten sofort hinterher. Doch war er weder ihr Angehöriger noch Arzt und wusste, er würde nur im Weg umgehen...

Chloe! Hoffentlich war ihr nichts passiert, während er weg war. Wer wusste schon, wer noch alles an Mary McDatchs Haus interessiert wäre. Sie musste da weg, sofort.

Er hatte auf dem Weg hierher einmal die Vibration seines Handys wahrgenommen... Noch im Flug zurück bestätigte ihm ein Blick, dass der Anruf wirklich von Chloe gewesen war. Die Nachricht auf seiner Mailbox ließ allerdings nicht vermuten, dass ihr etwas passiert war.

Und dieser Eindruck bestätigte sich auch, als er Chloe heil und wohlbehalten vor dem Haus der McDatchs fand. Hastig erklärte er ihr, was passiert war und dass er Lois ins Krankenhaus geflogen hatte. Er wollte auch gleich wieder dorthin zurück – er wollte einfach bei Lois sein, wenn sie wieder zu Bewusstsein kam. „Soll ich dich vorher in der Redaktion absetzen? Oder kommst du mit?“


Clark – Perry – Jimmy – Chloe

Im Gehen wählte Clark die Nummer des Planet - Perry wunderte sich sicher schon, warum Lois nichts von sich hatte hören lassen. Clark für seinen Teil sah diesem Gespräch zwar ganz und gar nicht positiv entgegen - er wollte zu Lois, jetzt sofort, zudem war ihr Chef heute Morgen nicht unbedingt guter Laune gewesen und Clark war unbestrittenermaßen zu spät gewesen -, aber das wäre sicher für alle Beteiligten das Beste...

Es klingelte einmal, zweimal...

Perry sah Jimmy fragend an, während dieser einen erneuten Anrufversuch bei Chloe machte. Da hörte er, wie in seinem Büro das Telefon klingelte. Falls es wieder die Chefetage war, und davon ging er aus, konnte die ruhig warten. Doch als er das Telefon schon zum 5. mal klingeln hörte, trieben ihn seine Schuldgefühle dazu, doch ran zu gehen.

Er gab Jimmy ein Zeichen und verschwand in sein Büro. Wenn es nicht verdammt wichtig war, würde der Anrufer ein Heftiges Donnerwetter von Perry zu hören bekommen, das war sicher! Er legte sich die richtigen Worte sogar schon zurecht, als er zum Schreibtisch stapfte. Perry hob ab und knurrte: „JA?“

Beinahe hätte Clark schon wieder aufgelegt, als er doch noch die Stimme seines Chefredakteurs am anderen Ende hörte. Und sie klang nicht wirklich erfreut – aber was hatte er erwartet... Unwillkürlich zuckte er bei Perrys scharfem Ton zusammen.

„Ch-Chef, hier ist Clark.“ Das Stottern musste er diesmal nicht einmal vorgeben.

„Clark!“ platze es aus Perry heraus „Wo zum Teufel steckst du?“ Er war erleichtert, dass er endlich mit jemandem „da draußen“ sprach. Aber seinen Groll darüber, dass er so lange darauf hatte warten müssen, versuchte er erst gar nicht zu verbergen.

Clark räusperte sich. „Ähm... Chloe und ich sind... wir sind gerade vom McDatch-Haus los und... C-Chef, Lois ist im Krankenhaus und w-wir......... TAXI!“

Perry hob reflexartig die Hand um Clark zum Schweigen zu bringen: „Moment mal. Lois ist im Krankenhaus...Was ist passiert? Geht es ihr gut? Wo steckt Chloe jetzt?... Und wo bist du?...“ sprudelte es aus ihm heraus „...Clark?“ fragte er als er eine Autotüre zuknallen hörte.

Da hatte ihnen doch glatt jemand das Taxi vor der Nase weggeschnappt! "Ich bin hier, Perry," versicherte er hastig auf die Nachfrage seines Chefs.

Eigentlich hatte er vorgehabt, auf der Taxifahrt wenigstens einen kleinen Artikel über die Ermordung von Mary McDatch zu schreiben und über die Sicherheit im Park für die Bürger - eher die menschliche Seite des Ganzen, um die Leute ein wenig die Augen offen halten zu lassen. Was sie nun von dem, was sie inzwischen vermuteten und hoffentlich auch bald beweisen konnten, schreiben sollten und wollten, müsste er sowieso erst mit Lois und Chloe besprechen. Aber eben einen kleinen Artikel, um Perry etwas bringen zu können. Umsonst hatte der Planet ihn ja schließlich nicht angestellt... Aber gut, irgendwie würde er die Deadline für die nächste Morgenausgabe schon noch schaffen...

"Chloe ist bei mir... und wir, wir sind auf dem Weg in die Redaktion... Lois ist... Sie hat einen Schlag auf den Kopf bekommen. Pla-Platzwunde. Hoffentlich nichts zu Ernstes," setzte er rasch hinzu, während er nun mit Chloe die nächste dunkle Seitengasse suchte, um von dort aus auf dem Luftweg den Planet zu erreichen.

Perry runzelte die Stirn. Chloe war bei Clark? Er wurde nicht ganz schlau aus diesen Informationen. Am liebsten hätte er von Clark rede und Antwort verlangt. Doch er wusste, das er von Clark nur gute Informationen erhielt, wenn er vor ihm stand. Am Telefon, unter Stress, brachte es nichts ihn aus zu quetschen. Doch Lois machte ihm Sorgen, diesbezüglich konnte er nicht auf die Informationen warten. Nur mit Mühe unterdrückte er die vielen Fragen die sich ihm auf drängten: „ähm...“ er merkte erschrocken, dass er seine Hand immer noch wie zur Abwehr vor sich hielt und wechselte das Telefon in die besagte Hand: „Gut... sobald ihr hier seit, will ich ein paar Erklärungen hören!“ sagte er und bemühte sich dabei, ganz wie ein Chef zu klingen, wusste aber, dass die Sorgen die ihn bewegten raus zu hören waren! Er räusperte sich und sagte schroff: „Und Clark. Sie sollten gut sein!“

Clark nickte abwesend, während er sich noch einmal umsah, ob sie auch niemand bemerkte, als ihm bewusst wurde, was er tat. Sein Chef konnte ein Nicken nicht hören, so gut war kaum ein menschliches Ohr... „N-Natürlich Perry,“ versuchte es Clark in beschwichtigendem Ton. Er hätte Perry gerne gesagt, dass Lois sicher wieder in Ordnung käme und er sich keine Sorgen machen brauchte – schließlich wusste Clark ja auch, dass Lois für ihn fast schon wie eine Tochter war. Doch er wusste auch, dass sein Chef so etwas nicht hören wollte. „Wir sind schon... unterwegs. Bis gleich.“

Damit legte er auf, wechselte in den anderen Anzug und hob mit Chloe in den Armen ab.

~*~

Während Jimmy weiterhin abwechselnd auf Chloes und Lois' Mailbox landete beobachtete er wie sein Chef mit grimmiger Mine telefonierte und dann missgelaunt den Hörer auf die Gabel legte. Er kam an die Bürotür und rief barsch in die Redaktion:
„Olsen! Lane ist im Krankenhaus und Kent und Sullivan sind auf dem Weg hierher.“

„Okay, Chef!“

Jimmy wusste aus Erfahrung, dass es zu nichts führen würde jetzt weiter zu fragen. Er musste einfach warten bis seine beiden Kollegen kamen. Da er ihre Ankunft aber keinesfalls verpassen wollte, gab er den unausgesprochenen Auftrag seines Chefs „Besorg' Blumen für Lois!“ an Jack weiter, der als einer der jüngsten Mitarbeiter am Ende der 'Befehlskette' im Planet stand.

Scheinbar endlos zogen sich die Minuten und Jimmy vertrieb sich die Zeit mit weiteren Recherchen über Mary MacDatch. Doch er war zu unkonzentriert um sich erfolgreich in weitere Datenbanken zu hacken, den mit einem Auge hielt er immer den Aufzug im Blick.

Endlich kündigte ein 'Pling' den Aufzug an, dem Chloe und Clark entstiegen. Schnellen Schritts ging Jimmy auf die beiden befreundeten Kollegen zu und rief ihnen entgegen:
„Da seid ihr ja! Was ist passiert? Ich hab mit Lois telefoniert und plötzlich war sie weg. Und dich,“ er blickte Chloe an und ein leicht vorwurfsvoller Unterton schlich sich ein. „hab ich dann versucht auf dem Handy zu erreichen, aber es war entweder belegt oder die Mailbox!“

Chloe und Clark wechselten einen schnellen Blick und die blonde Reporterin berichtete kurz und bündig: „Wir waren im Haus von Mary MacDatchs. Lois ging wegen einem privaten Problem nach draußen und kurze Zeit später hörten wir einen dumpfen Schlag. Als wir raus kamen, hat Superman Lois schon ins Krankenhaus gebracht und ihren Angreifer mit einem Gartenschlauch gefesselt. Superman hat uns dann hier abgeliefert und jetzt will Clark möglichst schnell zu Lois und ich will mich an die Daten aus Marys Computer machen, die ich auf meinem Stick gespeichert habe.“

Dabei wedelte sie mit dem USB-Stick, den sie immer bei sich trug.

„Dann lass' uns mal sehen, was du uns mitgebracht hast.“ Voller Elan strebte Jimmy mit seiner liebsten Kollegin ihrem Rechner zu. Über die Schulter rief er noch zu Clark:

„Sag' Lois einen lieben Gruß und gute Besserung!“

~*~

An Chloes Arbeitsplatz angekommen steckte sie den Speicherstift in einen USB-Anschluss und entledigte sich im Hinsetzen ihrer Jacke. Jimmy, ganz Gentleman, half ihr dabei und konnte kaum still sein. Denn dass sie da an etwas Großem waren, war ihm klar, seit er Marys Spur mit den Namenswechseln gefunden hatte.

„Jetzt bin ich echt gespannt, was da alles drauf ist! Hoffentlich nicht nur Kochrezepte. Aber bei ihrer Vorgeschichte glaub' ich das kaum.“

„Vorgeschichte?“ Überrascht schaute Chloe ihren jungen Kollegen an.

„Du weißt da eben mehr als ich, stimmts? Los raus mit der Sprache!“

Schnell antwortete Jimmy eifrig:

„Ich bin doch im Centennial Park an Marys Leiche vorbei gekommen und hab mich sofort an die Recherche gemacht, als ich wieder hier war. Mit meiner besonderen Software, die ich mir organisiert hab, hab ich heraus gefunden, dass sie bei ihrer Geburt Melanie Dubois hieß und schon mehrere Namensänderungen hatte. Dabei hatte ein Ex-Kollege von meinem Vater die Finger im Spiel. Ich treffe mich um sieben mit ihm, also meinem Vater. Mal sehen was er mir über die beiden sagen kann.“

„Jimmy Olsen, du überraschst mich immer wieder.“ lächelte Chloe zufrieden.

Stolz grinsend nahm Jimmy den bewundernden Unterton in Chloes Worten wahr und zog sich seinen Schreibtischstuhl heran um nun mit der eigentlichen Arbeit zu beginnen.

Nach einem kurzen Blick auf die Datenmenge, die Chloe vom Stick auf ihre Festplatte kopierte, schlug Jimmy vor:
„Wollen wir uns die Daten teilen? Du schiebst mir einen Teil über das interne Netz auf meinen Rechner. Dann können wir parallel arbeiten und finden vielleicht schneller etwas.“

Mit einem nicken klickte Chloe ein paar Mal und schon hörte Jimmy, dass auf seinem Rechner neue Daten waren. Er stieß sich mit den Füßen am Boden ab und rollte mit seinem Stuhl über den Gang zu seinem Computer um sich in den Daten zu vertiefen.

Chloe hatte ihm die gesammelten E-Mails und den Terminkalender von Mary MacDatch zur Durchsicht gegeben. Also ließ er die Nachrichten erst einmal nach Absender sortieren. Dabei bekam er einen Überblick mit wem die angebliche Hausfrau Kontakt pflegte. Und was Jimmy da an Adressen und Namen entdeckte, ließ ihn an dem Beruf „Hausfrau“, den Mary angeblich ausübte, stark zweifeln.

Einige E-Mail-Adressen konnte Jimmy, von seinem Wissen über Geheimdienste profitierend, das er bei seinem Vater ab geschaut hatte, recht eindeutig Geheimagenten zuordnen. Denn diese Adressen waren alle nach einem bestimmten Muster aufgebaut. Besonders häufig tauchte da der Name >Midlife Dentist's< als Absender auf. Also öffnete Jimmy als erstes eine Mail von dieser Adresse. Doch was ihm da angezeigt wurde, ließ ihn erst einmal tief durch atmen.

Unter „Memo an mich“ stand da eine lange Liste mit Namen denen meistens andere Namen zugeordnet waren. In manchen von diesen Namen erkannte Jimmy Kollegen und ehemalige Kollegen seines Vaters, so stand zum Beispiel neben Pablo Grimaldo der Name >Light Feather<. Die Namen >Mr. P's dog<, mit einem Fragezeichen versehen, >MacGuyver<, neben dem der militärische Dienstgrad Lieutenant General zu lesen war, und >C.C. Babcock<, mit dem Piktogramm für 'männlich' versehen, fielen Jimmy besonders ins Auge.

Mit einem Blick in den inzwischen im Hintergrund geöffneten Terminkalender sah der junge Fotograf, dass dort einige der Namen von der eben gelesenen Liste miteinander verbunden und zum Teil sogar E-Mails verlinkt waren.

„Ohje! Wo sind wir denn da rein geraten?“ murmelte Jimmy vor sich hin und pfiff leise durch die Zähne. Dabei fiel sein Blick auf einen Eintrag, der immer wieder an unterschiedlichen Tagen auftauchte. „Meeting C.C. Babcock mit El.El.“ stand da im Wechsel mit „Fon C.C. Babcock mit El.El.“

Das müssen ja zwei wichtige Menschen sein. Oder der Fall an dem sie arbeiten ist, war, für Mary wichtig.

Aus seinen Gedanken heraus wandte sich Jimmy an Chloe:
„Ich hab da ein paar interessante Dinge gefunden, aber ich denke das wird eine Nachtschicht bis wir hier alles entschlüsselt und durchschaut haben. Wie sieht's bei dir aus?“

„Dito. Ich hol uns eine Pizza und ne Coke. Oder lieber einen Kaffee? Ach was, ich hol uns beides. Das wird eine lange Nacht!“
Die Welt ist groß genug für die Bedürfnisse aller. Aber zu klein für die Gier einzelner.
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Re: Rollenspiel

Beitragvon C_K_unlimited » Sa 30. Jan 2010, 23:49

Irgendwo in Metropolis

In einem schwach beleuchteten Büro an einem Mahagoni-Schreibtisch saß ein Mann. Er wählte eine Nummer um über die gesicherte Leitung einen bestimmten Partner anzurufen.

„Hallo?“ Die Stimme am anderen Ende wurde durch einen Stimmenmodulator verzerrt, aber sie war dennoch als männlich zu erkennen.

„C.C. Babcock? Hier ist El.El.“ Auch die Stimme des Mannes am Mahagoni-Schreibtisch wurde verzerrt durch die Leitung geschickt. Dennoch schaffte er es einen bestimmten Ton zu treffen, der dem Gegenüber klar machte, dass Scherze oder Betrugsversuche fehl am Platz wären.

„El.El., ich habe ihren Anruf schon erwartet. Ich vermute Sie wissen von dem plötzlichen Tod von der 'Frau Doktor', deren Identität als 'Mary MacDatch' nun, da sie tot ist, kein Geheimnis mehr ist.“ Der Angerufene klang nicht überrascht sondern eher geschäftsmäßig. Vielleicht war eine Spur von Bedauern in der Stimme, aber das konnte auch am Stimmenmodulator liegen.

„Ja, ich habe von dem tragischen Fall gehört. Am hellichten Tag im Centennial Park zu sterben ist schon traurig.“ El.El.s Stimme klang glitschig wie ein Aal. Es war klar, dass er ganz genau wusste warum die Frau gestorben war. Verbindlich fuhr er fort: „Ich hoffe ja, dass Sie Ihren Teil der Vereinbarung auch gehalten haben.“

Am anderen Ende räusperte man sich verlegen um dann vorsichtig fort zu fahren: „Wir waren in ihrem Haus und haben alle Spuren beseitigt, bevor die Polizei dort war.“

„Wo ist dann der Haken?“ Der lauernde Unterton war selbst in der verzerrten Stimme zu erkennen.

„Nun. Es gibt viele, die an die Informationen wollen.“ Ob Verschleierung hier die richtige Taktik war? C.C. Babcock schien sich ein Herz zu fassen und brachte schnell hervor: „Vor uns war schon jemand im Haus. Der Computer wurde gehackt und unser erster Mann hat dort eine Frau nieder geschlagen bevor er selbst von Superman überwältigt wurde. Wir sind gerade dran heraus zu bekommen von wo der Hacker Zugriff hatte und welche Signatur noch von ihm drauf ist. Damit können wir ihn finden und eliminieren.“

Der Mann am Mahagoni-Schreibtisch knirschte zwischen den Zähnen hervor: „Superman! Du kommst mir doch immer in die Quere!“ Deutlicher und mit drohendem Unterton sprach er in den Höher: „Ihre Organisation tut gut daran den oder die Hacker zu fassen bevor die Daten durchschaut werden. Ich will nicht noch einmal hinter Ihnen aufräumen!“

„Nein, Sir. Das wird nicht wieder vorkommen, dass wir von Ihnen Hilfe dieser Art brauchen.“ C.C. Babcock gab sich offensichtlich Mühe zuversichtlich zu klingen.

Mit einem noch immer drohenden „Enttäuschen Sie mich nicht!“ beendete der Mann am Mahagoni-Schreibtisch das Telefonat und wandte sich seinem Computer zu, auf dessen Bildschirm komplizierte, technische Pläne zu sehen waren. Dabei zündete er sich eine edle Zigarre an und zog genüsslich daran. Im Raum war fortan nur noch die Lüftung des Computers und ab und an das Knistern der Havanna zu hören, wenn der Mann am Schreibtisch daran zog.
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Re: Rollenspiel

Beitragvon KitKaos » Do 4. Feb 2010, 16:00

Clark und Lois

Perry hatte bereits seinen Mantel gepackt, wurde jedoch von einem dringenden Anruf aus der Chef-Etage zurück an seinen Schreibtisch gefesselt – und es sah nicht aus, als wäre es eine Sache, die in fünf Minuten geklärt werden könnte. Chloe und Jimmy waren bereits tief in die McDatch-Daten versunken und schienen ihre Umwelt schon gar nicht mehr wahrzunehmen.

Clark sah sich kurz um – es sah so aus, als wäre er in diesem Moment der einzige, der zu Lois ins Krankenhaus auf dem Weg war... Bei dem Gedanken an Lois verkrampfte es ihm innerlich alles – hätte er doch vorhin nur besser aufgepasst, dann wäre Lois nicht zum Rauchen nach draußen, dann wäre das alles nicht passiert...

Er trat in den Aufzug und drückte den Knopf für das Dach. Gerade als sich die Aufzugtüren vor ihm schlossen, sah er noch Jack mit einem riesigen Blumenstrauß im Arm auf ihn zu rennen. Doch die Türen waren schon geschlossen und so leid es Clark für den Jungen tat, aber er hatte es wirklich eilig. Durch die Wände konnte er noch Jacks gemurmelte Flüche hören.

Sobald der Aufzug sich in Bewegung setzte, entledigte Clark sich des altbackenen Tweeds, verstaute hastig alles und stieg mit wachsender Geschwindigkeit dem Himmel über Metropolis entgegen. Ein Knall hinter ihm deutete an, dass er bereits die Schallmauer durchbrochen hatte.

Nur wenige Sekunden später betrat Clark Kent eiligen Schritts Metropolis General Hospital und erkundigte sich, auf welcher Station er Lois Lane finden konnte.

Wenn es etwas gab, das Lois wirklich verabscheute, so waren es Ärzte. Sie sprachen in absolut unverständlichem Kauderwelsch, um sich klug hervor zu tun und freuten sich insgeheim, dass niemand sie verstand. Gut, dieser junge Assistenzarzt hier hatte ihr eigentlich jede seiner Diagnosen gut verständlich erklärt. Er neigte nur ein wenig zum Dramatisieren. Gerade versuchte er Lois davon zu überzeugen – seiner Meinung nach hatte sie ein Schädel-Hirn-Trauma ersten Grades, oder in verständlichen Worten eine Gehirnerschütterung – unbedingt im Krankenhaus zu bleiben – und im Bett.

„Hören Sie mir einfach zu, Dr. Blackley“, fuhr sie ihn in einem Ton an, der eigentlich keine Widerrede zuließ, „Sie wollen, dass ich bleibe, aber Sie können mich nicht zwingen...“ Lois schwang ihre Beine aus dem Bett, und sah für einen Moment Sterne vor ihren Augen aufblitzen. Aber das hatte nichts zu bedeuten. Gar nichts.

Es führte sie aber zu dem nächsten elementaren Umstand, den sie überhaupt nicht leiden konnte – Flügelhemdchen. Diese... diese Ersatz-Kleidungsstücke, die ihr in dieser ohnehin vollkommen überflüssigen Diskussion genau den Respekt raubte, den sie gerne zum Ausdruck gebracht hätte. Sie brauchte beide Hände, um die verdammten offenen Enden geschlossen zu halten, damit sie wenigstens einen Rest an Würde behielt. Das war nicht sehr beeindruckend. All das führte sie im Ergebnis zu dem Punkt, dass sie schlicht und ergreifend Krankenhäuser nicht ausstehen konnte.

Der Arzt wirkte aufgebracht und schüttelte seinen Kopf, wobei seine dichten schwarzen Locken lustig hin und her wippten. „Miss Lane, ich bitte Sie doch nur...“

Doch Lois ließ ihn nicht zu Wort kommen. Es war auch ohnehin alles gesagt und so fiel sie ihm energisch ins Wort: „Ja, ja, ich weiß. Sie wollen, dass ich hier untätig rumliege, während mir jemand da draußen MEINE Story klaut. Oh nein! Nicht mit mir!“ Sie kam mit ihren nackten Füßen auf den kalten Boden und stellte dabei fest, dass sich ihre Beine wie Wackelpudding anfühlten. Sie brauchte dringend einen Kaffee.

„Nur zur Beobachtung. Wir wollen doch nur ausschließen...“ Blackley wurde lauter. Doch auch diesen Satz konnte er nicht bis zum Ende sprechen.

Lois wurde langsam aber sicher wirklich ungeduldig. „ICH MUSS DA RAUS! Und ich werde gehen! Sie haben keinerlei Recht mich hier festzuhalten – gegen meinen Willen. Außerdem geht es mir gut. Das habe ich Ihnen nun schon tausendmal erklärt. Ich habe Ihre Empfehlung gehört und zur Kenntnis genommen...“ und gerade als sie sich fragte, ob sie es wirklich riskieren konnte, den Weg bis zu dem Schrank in der Ecke zu gehen, in dem sie ihre Kleidung vermutete, öffnete sich die Tür zu ihrem Zimmer und ihr Partner schaute mit seinem typischen Dackelblick um die Ecke. 'Dem Himmel sei Dank – Unterstützung!' Nun konnte es nur noch eine Sache von Minuten sein, bis sie endlich dieses Krankenhaus verlassen konnte, notfalls an seinem Arm.

Als Clark vorsichtig an Lois' Zimmertür klopfte, öffnete und hinein lugte, war er bereits im Bilde. Für sein empfindliches Gehör war Lois' aufbrausende Stimme auch kaum zu überhören gewesen, selbst wenn er gewollt hätte. Ein wenig hatte es ihn beruhigt, seine Partnerin so zu hören – wenn sie in Streit-Laune war, konnte es ihr gar nicht so schlecht gehen! Und als er sie nun sah, fiel ihm wirklich ein Stein vom Herzen, auch wenn Lois noch recht blass wirkte...

„Ähm, h-hallo, Lois. Stör ich? Wie geht's dir? S-Solltest du nicht im Bett sein?“ fragte er vorsichtig, während er die Tür hinter sich schloss.

„Ach, willst du dich mit diesem Arzt dort verbünden?“, fragte Lois ihren Partner provokant, aber sie ließ ihm keine Zeit auf diese rein rhetorische Frage zu antworten. Sie hatte ja schon noch einen Streit auszufechten, aber nicht jetzt, nicht in diesem Moment und nicht hier in diesem Krankenzimmer. Jetzt galt es erst einmal nur, hier heraus zu kommen und dabei musste Clark ihr helfen. Es fiel ihr nicht leicht das einzugestehen, aber sie würde ihn sogar brauchen. Ihr Kreislauf war in der Tat ein wenig angeschlagen und wenn dieser Doc das mitbekam, würde er wahrscheinlich sonst was für einen Aufstand machen. Also lenkte sie ein wenig ein: „Clark, es tut mir leid, ich wollte dich nicht so anfahren – ich bin froh, dass du hier bist.“ Das stimmte sogar. Die Krankenschwester hatte ihr mitgeteilt, dass Superman sie hier bewusstlos im Krankenhaus abgeliefert hatte. Bis jetzt wusste sie schließlich nicht, ob sie die einzige war, die etwas auf den Kopf bekommen hatte und wie es den anderen ging. „Hättest du die Güte, mich in den Planet zu begleiten?“, fragte sie ihn zuckersüß. Aber sie sprach schnell weiter, sie wollte Clark gar keine Gelegenheit geben, auch nur ein Wort zu sagen. Bei seiner übervorsichtigen Art käme er wahrscheinlich auf die Idee, ihr genau das ausreden zu wollen. Sie wandte sich nun an den Arzt, der sie bis hierher nur stumm beobachtet hatte; sie sprach freundlich, wie sie selbst fand, aber bestimmt: „Doc, geben Sie mir dieses Formular, dass ich auf eigenen Willen, aus freien Stücken und im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte...“

„... gegen ärztlichen Rat...“, warf Dr. Blackley in diese ganz kurze Redepause.

„Ja, meinetwegen auch gegen ärztlichen Rat. Ich unterschreibe das und dann sind Sie mich los.“ Sie nahm das Stück Papier, das Blackley ihr reichte, unterschrieb es, ohne noch einen Blick darauf zu werfen und schenkte ihm dann einen Blick, der sehr unmissverständlich sagte, dass er gehen könnte. Was er auch tat, kopfschüttelnd.

Clark konnte ein kleines Seufzen nicht unterdrücken, als er dem Arzt hinterher sah.

Er haderte noch mit sich, ob er nicht doch ein wenig seiner Superman-Tonlage anwenden sollte, um Lois zur Vernunft zu bringen. Mehrmals hatte er versucht, etwas einzuwerfen, Lois zu antworten – doch Lois hatte bereits jedes Mal unbeirrt weiter geredet.

Dass sie insbesondere deshalb so nett war, weil sie davon ausging, dass ihr Partner dann alles täte, was sie sich in ihren Dickschädel setzte – das war Clark relativ klar. Nur, ob er mitspielen wollte, wusste er noch nicht. Einerseits hatte sie eine Gehirnerschütterung, damit war nicht zu spaßen! Andererseits wusste Clark, dass er sich auf dünnem Eis bewegte, was sein Geheimnis anging...

Gerade hatte er sich innerlich dazu durchgerungen, alle Vorsicht in den Wind zu schießen – Lois' Gesundheit war schließlich wichtiger! - und setzte an...

Aber Lois war schneller. „Dem Himmel sei Dank, das wäre erledigt. Endlich können wir uns daran machen, herauszufinden, was in der Wisteria Lane passiert ist. Also...“ Sie ging zu dem Schrank und fand, ganz wie sie es erwartet hatte, ihre Kleidung. „Dreh dich um“, forderte sie Clark unnachgiebig auf, „ich will mich anziehen. Dann bin ich auch endlich dieses lästige Flügelhemdchen los!“

Natürlich kam Clark ihrer Aufforderung nach, versuchte zur gegenüberliegenden Wand gewendet, Lois zur Vernunft zu bringen – kam jedoch erneut schlicht und ergreifend nicht zu Wort.

Und während sie sich anzog, sprudelten weitere Fragen nur so aus Lois heraus. „Also, habt ihr noch etwas herausgefunden? Ich nehme doch mal an, Chloe ist auch wohlauf. Gibt es schon etwas von dem Laptop zu berichten? Chloe wird den bestimmt knacken können, da bin ich mir sicher. In soetwas ist sie einfach einsame spitze. Zu toppen vielleicht höchstens von Jimmy... nicht auszudenken, was passiert, wenn die beiden sich gemeinsam da dran setzten.“ Clark sah sie ein wenig überrascht an, als sie sich nur kurz darauf bei ihm einhakte. „Okay, gehen wir. Du, ich muss dir übrigens noch etwas erzählen. Während ich bewusstlos war, habe ich so einen unglaublichen Traum gehabt, du glaubst es einfach nicht. Ich habe geträumt, dass du Superman bist...“ und kicherte dabei.

Clark hielt bei diesen Worten unwillkürlich inne.

Sie weiß es...?

Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, einen Augenblick in Lois' Gesicht zu lesen. Konnte aber über das gerade Gesagte hinaus nichts entdecken. „Mensch, Lois, w-was du immer träumst.“ Er versuchte seine Stimme leicht und amüsiert klingen zu lassen, schüttelte ungläubig-gutmütig den Kopf.

Wurde im nächsten Augenblick aber gleich schon wieder ernst. Das war vielleicht sein Chance Lois zu überreden, doch hier zu bleiben und wenigstens einmal auf ihre Gesundheit zu schauen. „Das muss ja ein ganz schöner Schlag auf den Kopf gewesen sein. B-bist du sicher, dass du in Ordnung bist?“ Er sah Lois besorgt an. „Lois, mit... mit einer Gehirnerschütterung sollte man wirklich nicht spaßen...“ Ein kleines, nur ein klitzekleines Bisschen von der entschlossenen und autoritären Stimmlage Supermans legte er in diese letzten Worte.

„Schon okay. Es geht mir gut. Und das war nur ein Traum – ein flüchtiges Bild – mehr nicht.“ Clark schien die Erwähnung dieses Traums ein wenig zu verwirren. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde sie meinen, er hätte erschrocken ausgesehen und dann hörte er sich so ernst an. Doch das reizte sie gleich noch ein wenig mehr und sie beschloss, ihn ein wenig zu ärgern. Amüsiert fuhr sie fort: „Jaaa, und du hast mich, also du als Superman, hast mich mitgenommen in deine... es war so eine Art Festung im Eis. Wie in der Arktis, nur eben nicht kalt... und dort haben wir...“ NEIN! Lois! Das doch nicht! Ihr gefror augenblicklich das Grinsen. „... unwichtig“, tat sie ihre Schilderung hastig ab, „es war nur eine Vision. Wie sollten ein Taxi nehmen...“

Bei der Erwähnung ihrer Zeit in der Festung der Einsamkeit wäre Clark beinahe über seine eigenen Füße gestolpert, so kalt erwischt hatte Lois ihn damit. Hastig rappelte er sich wieder auf und lächelte peinlich berührt der älteren Krankenschwester zu, die ihnen auf dem Gang entgegen kam und nur den Kopf schüttelte. Sah überall hin, nur nicht Lois an in diesem einen Augenblick.

Er konnte spüren, wie sich eine leichte Röte in seine Wangen schlich bei der Erinnerung an das, was sie in dieser viel zu kurzen Zeit zusammen getan hatten... Clark räusperte sich verlegen und war froh um den Themenwechsel. Nur zu gern stimmte er Lois zu. „Gute Idee. Lass uns ein Taxi nehmen. Die anderen warten sicher schon...“
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Re: Rollenspiel

Beitragvon Tigertante » Di 16. Feb 2010, 19:41

Noch bevor die von Chloe bestellte Pizza kam, waren die beiden Computergenies wieder in ihrer Arbeit vertieft. Für Jimmy schrumpfte die Welt bis auf den Computer vor ihm zusammen. Das prickelnde Gefühl, das durch Chloes Anwesenheit immer wieder durch seinen Körper huschte, war wie Adrenalin in seinem Blut.


Jedes mal, wenn er kurz aus den Tiefen des Bildschirms vor ihm auftauchte und einen Blick neben sich warf, wurde ihm wieder bewusst, wer da eigentlich mit ihm arbeitete. Er hörte kaum noch wie die Kollegen, die um ihn herum wuselten und hektisch an ihren Artikeln feilten um sie noch vor Redaktionsschluss zu schaffen. Auch die Flüche der Redakteure, wenn eine Seite nicht gestaltbar war oder ein Bild fehlte blieben ungehört. Er wusste nur eines: Er musste mit Chloe zusammen so viele Informationen wie möglich aus den kopierten Daten sammeln. Doch gerade der Umstand, dass es Chloe war, mit der er arbeitete, verwirrte ihn immer wieder und er musste seine Arbeit unterbrechen.

Das Klappern ihrer Tastatur und ihre tiefen Atemzüge und gemurmelten Kommentare, wenn es nicht so ging wie sie hoffte, drangen wie Wellen immer wieder in sein Bewusstsein und jagten ihm wohlige Schauer über den Rücken, bevor er seine Gefühle mühsam verdrängend wieder in die Zahlenkolonnen eintauchte um den nächsten Code zu knacken.

Die Daten, die er noch von Mary MacDatchs Computer hatte, waren noch besser geschützt und machten noch weniger Sinn. Zumindest so lange er die Verschlüsselung nicht entziffert hatte.

Als wieder einmal ein Laut seiner Kollegin den jungen Reporter aufschauen ließ fiel sein Blick auf die große Uhr in der Redaktion: 18:55 Uhr

„Scheiße!“ entfuhr es ihm und hektisch begann er die Daten zu sichern und ein paar herumliegende Ausdrucke zusammen zu sammeln.

Verwundert blickte nun auch Chloe auf und fragte: „Was ist mit dir los? Hat dich eine Biene gestochen?“

Mit gehetztem Gesichtsausdruck und seine Jacke über sich werfend gab Jimmy knapp zurück: „19 Uhr Essen Dad. Nicht zu spät...“

„Okay.. geh du ruhig, Ich bleib hier und mach hier weiter“ rief Chloe Jimmy noch hinterher.

Doch Jimmy war schon in Richtung der Aufzüge verschwunden.

~*~

Als Jimmy um 19.12Uhr in neuer persönlicher Bestzeit die Strecke vom Planet zu >Giovanni's< hinter sich gebracht hatte, fand er den Tisch, an dem sein Vater in der Regel saß, leer vor.

Enttäuscht und wütend auf sich selbst ging Jimmy dennoch hinein um bei Giovanni, dem Besitzer des Ristorante nach zu fragen, ob sein Vater hier war.

„Si, si. Tuo Papa war hier. Hat gesessen an seine Tische und gegesse Grissini. Wie immer. Aber weile du nit gekommen, isse wieder gegangen.“ meinte er mit seinem italienischen Akzent.
Giovanni hatte einen leicht beleidigten Unterton, den er nicht verbergen konnte, obwohl er genau wusste, dass Jack Olsen einen Job hatte, der ihn sehr in Anspruch nahm.

„Es tut mir Leid, dass er heute gegangen ist, ohne bei dir zu essen. Und leider kann ich auch nicht lange bleiben. Aber ich würde dir gerne ein paar Grissini abkaufen.“

Bevor Giovanni antworten konnte, drückte Jimmy dem Wirt einen Schein in die Hand und nahm mit einem „Bis bald!“ die letzten Grissini, die sein Vater im Glas auf dem Tisch übrig gelassen hatte.

Hinter sich hörte er noch ein überraschtes „Ciao!“ bevor er um die nächste Ecke verschwand. Dort hielt er an und fühlte an allen Packungen. Es musste irgendwo eine Botschaft von seinem Vater versteckt sein. Sie hatten dieses Spiel schon seit seiner Kindheit gespielt und Jimmy wusste, dass sein Vater jetzt, da es darauf ankam, nicht aufhören würde ihm kleine Nachrichten zu zustecken.

Da, dieser verpackte Gebäckstängel fühlte sich anders an als die anderen. Vorsichtig öffnete Jimmy die Verpackung und zog ein immer länger werdendes Stück Papier heraus. Als er es genauer betrachtete, sah er, dass es sich dabei ebenfalls um Verpackungsmaterial eines Grissino handelte, doch zwischen Zutaten und Mindeshaltbarkeitsdatum entdeckte er schwach die Schrift seines Vaters. 'Konnte nicht warten! Computer haben Augen!'.

Dieser Spruch konnte ein Tipp sein oder eine Warnung. Doch verschickte Jack Olsen Tipps versteckt und geheim? Eher nicht.

Dies musste eine Warnung sein. Doch vor was oder wem wollte Agent Jack Olsen warnen? Unruhe beschlich Jimmy. Er musste so schnell wie möglich zurück in die Redaktion. Dort konnte er immer noch nach weiteren Nachrichten seines Vaters forschen. Er ließ also die Grissini in seine Umhängetasche gleiten und nahm möglichst unauffällig wieder den Weg zum Plane zurück, den er gekommen war.
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Re: Rollenspiel

Beitragvon KitKaos » Fr 12. Mär 2010, 22:58

Lois & Clark

Lois zeigte wortlos auf die Reihe gelber Taxen, die vor dem Krankenhaus-Haupteingang aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur nur darauf zu warten schienen, ihnen zu Diensten zu sein.

Wortlos war sie, weil sie sich praktisch noch immer auf die Zunge biss. Ganz gleich, wie sie dieses 'Bild' ihres kurzen, bewusstlosen Zustandes Clark gegenüber genannt hatte, Traum, Vision, Trugbild, Illusion, egal, sie konnte ihm doch nicht einfach so erzählen, dass er in ihrem Hirngespinst mit ihr geschlafen hatte.

Zu fantasieren, Clark könnte fliegen, er, dem offenbar nicht einmal seine Füße gehorchten – lächerlich. Ihm zu berichten, dass sie genau das in ihrer Einbildung gesehen hatte, war eine Sache. Ihn jedoch an diesem bewussten anderen Tagtraum teilhaben zu lassen – undenkbar.

Doch seit dieses Bild vor ihrem inneren Auge Gestalt angenommen hatte, wie ein Schiff, das lautlos im Nebel aufgetaucht war, fragte sie sich die ganze Zeit, ob es denn nun eigentlich in die Kategorie Albtraum oder Wunschtraum gehörte? Denn eigentlich...

Clark riss sie aus ihren Gedanken, als er ihr die hintere Tür des ersten Taxis öffnete, das in der Reihe stand. Während sie einstieg und er um den Wagen herum lief, um zur anderen Tür zu gelangen, warf ihr der Fahrer, ein dunkelhäutiger, junger Mann, der gelangweilt einen Kaugummi kaute, nur einen kurzen Blick im Rückspiegel zu.

„Wisteria Lane“, sagte Lois dem Fahrer, während Clark, der gerade neben ihr Platz genommen hatte, sie ansah.

WAS?!?! Clark starrte Lois inzwischen regelrecht an, der Sicherheitsgurt auf halbem Wege vergessen. Er hatte sich wirklich nicht verhört. „Lois, das...“ Seine Stimme überschlug sich beinahe. Er räusperte sich und fuhr ruhiger, so überlegt er konnte fort: „Wir sollten wirklich besser zum Planet zurück. Du bist verletzt. Jimmy und Chloe haben inzwischen sicher auch die Daten fertig. Du solltest dich erst mal ein wenig erholen...“

Er wandte sich zum Taxifahrer. „Zum Daily Planet, bitte.“

Lois fragte sich gerade, wer denn nun etwas auf den Kopf bekommen hatte. Und so erklärte sie ihrem Partner ganz ruhig, was doch eigentlich ganz offensichtlich sein sollte: „Clark, wo, glaubst du, werden wir die Spur von Mary und ihrer Familie aufnehmen können? Wo werden wir denjenigen finden, der glaubt, er könnte anderen einfach etwas auf den Schädel hauen? Und, hattest du nicht gesagt, Jimmy und Chloe sind im Planet? Die beiden werden die Computer schon nach allem durchforsten. Was sollen wir also auch dort?“

Doch auf keine ihrer Fragen erwartete sie wirklich eine Antwort, ganz besonders da es ja doch vollkommen außer Zweifel stand, was zu tun war. Sie wandte sich also nochmals an den Taxifahrer und gab ihrer Stimme noch etwas mehr Gewicht. „In die Wisteria Lane. Und bitte schnell!“ Dabei versuchte sie ihm mit ihren Blick zu sagen, dass er diese Anordnung befolgen konnte – sofort.

Clark war drauf und dran, Lois zu widersprechen – ließ es aber im letzten Moment dann doch bleiben. Mit einem resignierenden Seufzer lehnte er sich zurück und ergab sich in sein Schicksal.

Eigentlich konnte er wirklich froh sein, dass Lois nicht allein, auf eigene Faust, zurück in die Wisteria Lane schlich, ohne ihm etwas zu sagen. So konnte er wenigstens ein Auge auf sie haben – und das würde er, verdammt nochmal!

Er schwor sich, seine Partnerin so schnell nicht mehr aus den Augen zu lassen, egal wie heftig sie protestieren mochte... Auch wenn Lois momentan sehr fit wirkte – er machte sich immer noch Vorwürfe, dass es überhaupt soweit hatte kommen können. Dass ihr überhaupt etwas passiert war. Dass er es nicht hatte verhindern können, weil er sich zu sehr von seinen Ängsten hatte leiten lassen. Nur weil...

Sein Zeigefinger schob mit einer fahrigen Bewegung die Brille auf seiner Nase nach oben und er wandte sich verlegen und auch ein wenig den Erinnerungen hinterher trauernd von Lois ab, starrte aus dem Fenster, während das Taxi durch die Straßenschluchten in Richtung Vorstadt manövrierte. Eigentlich hatte Clark gedacht, er hätte endlich seine Emotionen unter Kontrolle gebracht, es endlich geschafft, sich Lois gegenüber wieder normal zu verhalten, ganz so wie früher... Und nicht zum ersten Mal ging ihm der Gedanke durch den Kopf, ob er nicht doch nach dieser Story kündigen oder zumindest Perry um eine Versetzung bitten sollte...

Im ersten Moment hatte auch Lois sich zufrieden in den Sitz fallen lassen, zufrieden damit, dieses Wortgefecht – vollkommen zurecht – gewonnen zu haben. Doch dann missfiel ihr sein niedergeschlagenes Schweigen. Sie hatten solche kleinen Gefechte schon hundertmal durchfochten, doch noch nie hatte Clark den Eindruck auf sie gemacht, ein schlechter Verlierer zu sein. Ganz besonders, da er oft genug verloren hatte gegen sie.

Was ging ihm bloß durch seinen Kopf? Dieser Blick, die pure Resignation und... und eine Traurigkeit, wie sie sie bei Clark noch nie gesehen hatte. Obwohl... mit einem Mal glaubte sie diesen Blick, diesen Ausdruck von Abschied schon einmal in seinem Gesicht gesehen zu haben.

'Lois, das ist Quatsch! Clark hat dich niemals verlassen!', versuchte sie sich selbst zur Vernunft zu bringen. Doch diese 'Vision' keimte so plötzlich und so stark in ihr auf, als wäre das einmal eine sehr schmerzliche Erinnerung gewesen.

Doch aus dem Gedanken: 'Wann soll das denn bitte gewesen sein?' riss sie ihr Blick durch die Windschutzscheibe ihres Taxis. Das war bereits die Wisteria Lane, doch ganz im Gegensatz zu dem Eindruck, der sich ihnen noch vor wenigen Stunden präsentiert hatte, das typisch geordnete und ruhige Leben der feingeputzten Vorstadt, sahen sie nun ein gänzlich anderes Bild...

Bereits seit ein paar Blocks hatte Clark sie gehört – die Feuerwehr-Sirenen. Mehrere. Ein Brand, nicht weit vom Haus der Familie McDatch. Doch um diese Uhrzeit war noch kaum jemand aus dem Büro zuhause, steckten die meisten noch im Berufsverkehr der Metropoliser Innenstadt fest. Niemand hatte um Hilfe geschrien; nichts, was die Feuerwehr nicht unter Kontrolle hatte. Und so war er im Taxi geblieben – zwar wie auf Kohlen, aber er war im Taxi geblieben und hatte gehofft, dass der Brand nichts mit ihrem Fall zu tun hätte...

Die Straße war abgesperrt worden und sie mussten anhalten. Überall roch es verbrannt – nach Mensch? Nein, zum Glück nicht.

Trotzdem sollten sie besser keine Zeit verlieren! Ein weiterer Feuerwehrwagen fuhr laut heulend und hupend an ihnen vorbei.

Der Taxifahrer fuhr an den Straßenrand, hielt dort und drehte sich, die Hand ausgestreckt, zu seinen Fahrgästen um. „Sorry, Lady,“ meinte er nur gedehnt und kaute weiter unbeeindruckt Kaugummi.

Lois ließ sich von dieser Coolness jedoch nur einen ganz kurzen Moment ablenken 'Taxifahrer eben', dachte sie bei sich, warf einen Blick auf seinen Taxameter und gab ihm den passenden Schein.

Noch im Aussteigen fischte sie aus ihrer linken Manteltasche ihren Presseausweis und heftete ihn sich ans Revers. Sie ließ ihren Blick kurz umher wandern, mehrere Feuerwehreinsatzfahrzeuge, Polizei, Krankenwagen und unzählige Menschen. Helfer, Retter und einige wenige Schaulustige. Wo die nur immer so schnell herkamen? Sie hatten ihre neugierigen Augen auf das Haus der McDatchs gerichtet, oder auf das, was davon übrig geblieben war. Die Feuerwehrmänner waren bereits dabei Werkzeuge, Leitern und Schläuche zusammen zu räumen. Der ehemals so gepflegte Garten war von einer schwarzgrauen Schicht Matsch überzogen, die ganze Straße entlang waren noch die Spuren des nun schwarz eingefärbten Wassers zu sehen.

Kaum standen sie und Clark auf dem Bürgersteig, der in diesem Augenblick gar nicht mehr so aufgeräumt wirkte, als sie Clark ein Zeichen zu ihrer Rechten gab. Dort sah sie Inspektor George McCartney, ein fähiger Mann, der aus unerfindlichen Gründen mit Lois bisher noch in jedem gemeinsamen Fall aneinander geraten war. Deswegen schickte sie auch Clark zu ihm.

Und weil sie in der Gruppe links von ihnen Paul Harrison entdeckt hatte. Er war der Hauptermittler der Feuerwehr und hatte in der Vergangenheit immer einen untrüglichen Instinkt gezeigt, wenn es um die Brandursache ging. Denn genau so jemanden würden sie hier brauchen – einen Experten für Brandstiftung. Das Haus von Mary McDatch sah aus, als wäre es bis auf die Grundmauern herunter gebrannt, nur noch ein rußüberzogenes Gerippe der ehemaligen Vorstadtidylle. Spuren würden sie hier keine mehr finden. Einzig die vielfältigen Antennen auf dem Dach waren als stumme Zeugen ihres Verdachts verblieben.

„Und, Paul, Brandstiftung – oder?“ Lois drängte sich in die Gruppe von Männern, mit denen Paul Harrison im Gespräch war und wollte von ihm eigentlich die Bestätigung dieses mehr als offensichtlichen Verdachts.

Doch den Gefallen tat Harrison ihr nicht. „Hi, Lois. Ich freue mich auch, dich zu sehen.“ Diese Worte ließ er mit einem selbstbewussten Lächeln einen Moment wirken, bevor er ihr antwortete: „Nein, tut mir leid. Für Brandstiftung gibt es aus momentaner Sicht keinen Hinweis. Eine schadhafte Gasleitung – ich tippe auf einen Unfall...“

Noch während er auf Inspektor McCartney zu trat, konnte Clark nicht anders als zu hören, wie Lois anfing im Schäker-Ton mit Harrison zu reden. Zusammen mit der Kakophonie aus Funksprüchen, gebrüllten Anweisungen, knisterndem Gebälk, dem Zischen diverser kleiner Schwelbrände, die noch nicht gelöscht waren, dem Hupen und Schimpfen an den Absperrungen um die Wisteria Lane und dem scharfzüngigen Gemurmel der Schaulustigen war es das beste Rezept für Kopfweh. Und genau das drohte sich momentan bei Clark anzubahnen – er war wohl auch noch nicht wieder komplett fit; nach dem heutigen Tag aber auch kein Wunder!

Clark schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Versuchte, den schweren Geruch nach nassem Rauch, der seine Sinne bombardierte, zu ignorieren. Versuchte sämtliche Eindrücke, die auf seine überempfindlichen Sinne einstürmten auszuschließen. Versuchte, sich nur auf seine Fragen für den Inspektor zu konzentrieren – er war Reporter, verdammt nochmal, er war hier, um Antworten zu bekommen!

Inspektor McCartney war ein hagerer Mann mittleren Alters mit dunklen Haaren und durchdringenden grauen Augen, und das Klischee eines französischen Polizeiinspektors – mit der Ausnahme, dass er weder französische Vorfahren hatte noch jemals in Frankreich gewesen war. McCartney trug unter seinem Trenchcoat ein eher leger gehaltenes weißes Hemd ohne Krawatte, dazu Hosenträger. Clark hatte den Inspektor noch nie ohne Zigarette im Mundwinkel gesehen.

„Ah, Kent, wusste ich doch, dass Sie bei sowas nicht weit sein können,“ knurrte er und spätestens jetzt hätte jeder noch so zufällige Zuhörer gewusst, dass McCartney schottische Wurzeln hatte. „Aber ich denke, selbst für Schmierfinken wie Sie ist hier nicht viel zu holen. Keine Verletzten, keine Toten. Nicht mal Anzeichen von Brandstiftung...“

Ein kalter Schauer lief Clark bei diesen Worten den Rücken hinunter. Keine Brandstiftung... Aber es konnte kein Zufall sein – sie schienen es hier wirklich mit Profis zu tun zu haben.

Das war eine Warnung, da war er sich fast sicher.

Ob diese Leute wussten, wer sie waren? Chloe und Jimmy waren noch im Planet – Lois und Clark mussten zurück in die Redaktion, so bald wie möglich!

Clark ließ sich von Inspektor McCartney noch in aller Kürze die Eckdaten des Brands sowie eine Zusage geben, dass er jederzeit für weitere Fragen direkt zu ihm durchgestellt würde, und bedankte sich. Hastig ließ er seinen Röntgenblick noch einmal über die Überreste des McDatch-Hauses wandern und ging hinüber zu Lois.

„Lois, kann ich dich kurz sprechen?“ Er versuchte alle Dringlichkeit, die er nur aufbringen konnte, in seine Worte zu legen.

„Clark!“, unterbrach sie ihn hastig. „Kein Hinweis auf Brandstiftung! Jedenfalls meint das Harrison.“ Sie sah ihren Partner einen Moment lang an und versuchte zu ergründen, was er sich, hinter seiner in Falten liegenden Stirn, dachte. „Ich glaube wir haben da mitten in ein riesiges, mächtiges Hornissennest gegriffen.“ Lois wurde sich klar, dass ihr Magen ihr deutlich sagte, dass sie Angst hatte. Und sie mochte dieses Gefühl nicht.
"I am Clark Kent. I need to be Clark. I'd go crazy if I'd have to be Superman all the time."

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Re: Rollenspiel

Beitragvon C_K_unlimited » Di 16. Mär 2010, 17:32

Chloe und Jimmy

Chloe saß noch immer an Ihrem Computer und durchsuchte die Daten, die sie gefunden hatte. Jimmy war noch nicht lange weg als sie auf eine merkwürdige Zahlenkombination stieß.
`21 8 - 18 12 - 14 15 - 18 9 - 10 21 - 12. 20 15` “Was sollen diese Zahlen bedeuten?” murmelte Chloe leise vor sich hin.
Sie nahm einen Zettel und einen Stift in die Hand. Schnell notierte sie sich die Zahlen.

Im Internet schlug sie nach, ob es vielleicht eine Telefonnummer sein könnte.
Fehlanzeige.
Chloe ging alle Möglichkeiten durch und war so in Gedanken versunken, das sie nicht einmal mehr bemerkte, das sich Jimmy wieder neben sie setzte und sie munter ansprach.

„Hi, Chloe!“

“Oh man Jimmy! Musst du mich so erschrecken?” zischte Chloe unbeabsichtigt.
“Wieso bist du schon wieder da? Bist du nicht mit deinem Vater verabredet?”

„Ja schon. Aber ich hab ihn verpasst.“ Jimmy war eindeutig zerknirscht, fuhr dann aber wieder enthusiastischer fort:
„Er hat mir aber in den Grissini eine Nachricht da gelassen. Er sagt 'Computer haben Augen'. Das ist bestimmt 'ne Warnung, dass wir vorsichtig sein müssen. Mehr konnte ich noch nicht finden, weil ich schnell wieder bei dir sein wollte und im Gehen kann man so schlecht lesen. Und? Hast du was gefunden?“

Jimmy schaute dabei kurz von seinem Handy auf, auf dem er herum tippte.


„Ja ich habe hier viel Unnützes gefunden, was uns aber nicht wirklich weiterbringt. Und - ich habe das hier.“ Chloe reichte Ihm den Zettel mit den Zahlen rüber.
Noch etwas in Gedanken versunken, hörte sie Jimmys Wörter nur schallend.
„Was dein Vater hinterließ eine Nachricht IM Grissini? Ganz schön einfallsreich. Genau wie - du!“ In diesem Moment trafen sich Chloe´s und Jimmy´s Blicke.

„Oh - ähm“ stotterte Chloe und schüttelte irritiert den Kopf. „Ich habe schon etwas recherchiert, die Zahlen sind definitiv keine Telefonnummern. Und ich habe absolut keine Ahnung, was es noch sein könnte. Hast du vielleicht eine Idee?“

„Hmm. Mal sehen.“ Jimmy betrachtete den Zettel mit der Zahlenkombination nachdenklich. „Nein, Uhrzeiten können es auch keine sein. Dafür fehlt bei einigen eine Ziffer. Auch Jahreszahlen sind unwahrscheinlich. 218, 1812 und das alles, ist doch schon recht lange her.“
Er drehte den Zettel in seinen Händen hin und her, als könnten die Zahlen dadurch eine Antwort geben.

„Könnten sich dahinter Adressen verbergen? Oder wie wäre es mit einem Namen? Wenn jede Zahl, oder Ziffer einem Buchstaben im Alphabet entspricht, würde das dann einen Namen ergeben? Versuch' das doch mal. Ich schaue derweil, ob ich in den Grissini-Packungen noch was finde. Mein Dad arbeitet schließlich beim Geheimdienst, da muss doch noch mehr da sein!“ In den letzten Sätzen schwang Zuversicht und Jimmy gab den Zettel wieder seiner Kollegin. Dann kramte er in seiner Tasche nach dem italienischen Gebäck um die Verpackungen nach weiteren Botschaften zu untersuchen.


Chloe nahm den Zettel entgegen, holte sich einen Blanko Block und machte sich an die Arbeit.
„Oh man das dauert doch Stunden, bis ich alle Möglichkeiten durch haben“ murmelte Chloe vor sich hin und schaute zu Jimmy rüber, in der Hoffnung, er habe den Satz nicht gehört.
21 8 - 18 12 - 14 15 - 18 9 - 10 21 - 12. 20 15
Diese Zahlen ergeben:
„EC DH - HG BC - AB I... Okay, nun haben wir ein Problem. Die Null. Für was steht die Null in einem Alphabet?! Soll sie das >O< darstellen? Okay. Ich mach erst einmal weiter und nehme mir die Null später vor. Vielleicht ergibt das alles einen Sinn, wenn ich damit fertig bin. okay wo war ich.
U H - R L - N O - R I - J U - L. T O“
Nachdem Chloe alle Zahlen in Buchstaben niedergeschrieben hatte versuchte sie zu entziffern was da geschrieben stand. Was das Buchstabenwirrwarr ihr sagen wollte.

Chloe griff nach einer Schere und wollte eben das Blatt Papier in kleine Teile schneiden, als Jimmy erschrocken hochsah:
„Chloe was machst du da?“
„Keine Sorge Jimmy. Ich gehe nur alle Möglichkeiten durch. Ich schneide jetzt die einzelnen Buchstaben aus und lege sie mir zurecht. Wie ein Puzzle. Verstehst du?“
kicherte Chloe kopfschüttelnd.

Als Chloe alle Buchstaben ausgeschnitten hatte, schob sie alles unnötig liegende auf ihrem Schreibtisch zur Seite und schaffte sich so ihren Platz.
Sie legte sich alle Buchstaben vor sich hin und platzierte sie der Reihe nach.
Sie rutschte alle Buchstaben alle einmal nebeneinander. Bis...
„Oh mein Gott. Jimmy.. Schau dir an, was die Zahlen bedeuten! Was hat das alles zu bedeuten? Wir müssen Lois und Clark sofort informieren. Sie müssen sich selbst ein Bild davon machen. Vielleicht wissen sie, was das zu bedeuten hat.

„Hmm? Moment!“ Abwesend blickte Jimmy kurz auf und fummelte weiter an einer Grissini-Packung herum bis er einen zusammengerollten Zettel in der Hand hielt, der sich mit dem Gebäck darin befunden hatte. Seine Aufmerksamkeit nun ganz seiner Kollegin zuwendend, rollte er mit seinem Stuhl an ihren Schreibtisch.

„Was hast du denn da?“ Neugier war deutlich in Jimmys Stimme hörbar. Dann fiel sein Blick auf die Buchstaben auf Chloes Tischplatte und er schluckte einmal leer.

Mit kratziger Stimme fuhr er fort: „Ohweh, wenn DER etwas damit zu tun hat, dann sitzen wir wirklich in der Sch...- im Schlamassel.“

Unsicher, wie Chloe auf seine Selbstzensur reagieren würde, schaute er sie von der Seite an, konnte sich aber nicht entscheiden ob ihre Züge bedeuteten, dass sie sich über ihn lustig machte, oder ob die leicht geröteten Wangen von der Aufregung der Recherche stammten. Daher schaute er schnell wieder auf den Zettel in seinen Händen, auf dem in der Geheimschrift seines Vaters stand: „Bäumchen wechsle dich: erkannt. Übergelaufener Schmierfink: erkannt. Gefahr für neugierige Fotografen: erkannt?“

Chloe, auf Jimmys Zettel aufmerksam geworden, nahm ihm das Papier aus der Hand und schaute ihn verständnislos an: „Das kann ja keiner lesen. Was soll denn das?“

Nun selbst errötend erklärte Jimmy: „Das ist eine Geheimschrift von meinem Vater. Auf diesem Zettel teilt er mir mit, dass Mary McDatch wirklich als Melanie Dubois zur Welt kam, wie ich es geahnt hab und er sagt mir auch, dass sein Kollege, oder besser Ex-Kollege, Pablo Grimaldo, in der gleichen Organisation arbeitet, in der McDatch war.“

Leise, fast murmelnd, fügte er noch hinzu: „Und er warnt nochmal, dass wir in großer Gefahr sind und uns zurück nehmen sollen.“

Mit glühenden Ohren hob er den Kopf und schaute Chloe offen in die blaugrünen Augen, deren Blick ihm einen Stich versetzte. Nein, er fühlte sich in genau diesem Moment unwohl in seiner Haut. Gleichzeitig wünschte er sich, dass der Augenblick nicht vorbei gehen würde.

Warum schaffte es Chloe nur immer wieder ihn so aus der Fassung zu bringen? Er war doch sonst nicht so unsicher.
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In einem unterirdischen Raum voller Computer

Beitragvon C_K_unlimited » Fr 26. Mär 2010, 18:47

A/N: Bevor Kitkaos jetzt ihren Tisch vollends zerkratzt, will ich sie und euch anderen Leser mal wieder mit einem neuen Teil erfreuen. :) (Also ich hoffe, dass es euch allen eine Lesefreude ist. Wenn nicht, dann gebt bitte im FDK-Thread Bescheid, dafür ist der nämlich da. ;) )



In einem unterirdischen Raum voller Computer


Ein in schwarzer Hose und weißem Hemd gekleideter Geheimagent saß in seine Arbeit vertieft an einer Computertastatur. Vor ihm waren mehrere große Flachbildschirme neben- und übereinander, die die hellste Lichtquelle im düsteren Raum bildeten. Auf den Bildschirmen waren viele Fenster geöffnet zwischen denen der Agent mit der Maus hin und her wechselte um hier und da neue Befehle einzugeben, die dann durch grüne Schrift auf schwarzem Hintergrund sichtbar ausgeführt wurden. Doch die Zahlen- und Buchstabenreihen huschten so schnell über den Bildschirm, dass kein menschliches Auge ihnen folgen konnte und der Spion wartete, ungeduldig mit einem silbernen Feuerzeug spielend, auf jedes Ergebnis seiner Eingaben. Mehrere Server wurden dabei durchsucht auf der Suche nach einer bestimmten Datensignatur.

Ein sich öffnendes Fenster lenkte den Computerspezialisten von seiner Tätigkeit ab. Es war ein ankommendes Videogespräch. Ein grimmig drein blickender, grauhaariger Mann eröffnete kurz angebunden das Gespräch:
„Carmichael, was gibt es Neues?“

Erstaunt blickte ihn Carmichael an und erwiderte freundlich, aber bestimmt:
„ Lieutenant General McNeill, schön sie zu sehen. Ich bin gerade auf der Suche wer die sensiblen Daten von Agent McDatch zu öffnen versucht. Sobald er dies auf einem Rechner mit Internetverbindung tut, was in der heutigen Zeit sehr wahrscheinlich ist, wird ein Signal an unsere Server übermittelt. Wir werden das Signal orten und sofort die Daten sowie denjenigen, der sie öffnet in Gewahrsam nehmen.“

„Gut. Aber das sollte möglichst schnell und ohne Aufregung passieren.“ McNeills Ton blieb distanziert und förmlich.

„Natürlich, Lieutenant General. Das Team steht schon bereit.“ Auch Carmichael schlug einen förmlichen Ton an, wusste er nur zu gut, welch großes Risiko die Entschlüsselung der Daten für den Geheimdienst barg. Außerdem fürchtete er, dass auch und gerade für ihn persönlich eine Gefahr von den Daten ausging.

Mit einem Nicken und einem kurzen „Ich zähle auf sie!“ beendete McNeill die Unterhaltung und Charles Carmichael wandte sich wieder seiner Arbeit zu.

Da! Endlich blinkte ein Fenster auf. Die Signatur war gefunden und lokalisiert. Carmichael setzte sein Headset auf und kontaktierte die bereit stehende Einsatztruppe:
„Es ist soweit. Wir haben sie. Ich sende euch die Adresse in diesem Augenblick. Beschlagnahmt die Datenträger und bringt alle Verdächtigen, aber mit möglichst wenig Aufsehen!“

Auf dieses Kommando verließen 3 schwarze SUVs mit einer Mannschaft von schwarz gekleideten Geheimagenten eine Tiefgarage und reihten sich in den Verkehr ein um möglichst schnell ihr gemeinsames Ziel zu erreichen.
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Re: Rollenspiel

Beitragvon KitKaos » So 20. Jun 2010, 09:18

Clark und Lois

Ein Hornissennest. Keine Brandstiftung... Es konnte nur eine Warnung sein. Wieso sonst sollte ausgerechnet das McDatch-Haus abbrennen, und ausgerechnet an diesem Tag?! Aber wer konnte dahinter stecken? Wo waren sie da hinein gerutscht? – Eine Frau tot. Lois verletzt. Hochkomplex verschlüsselte Daten, der Computer zerstört. Ein Haus voller High-End-Kommunikation und Waffen, abgebrannt und leer geräumt... Aber wer konnte dahinter stecken? Wo waren sie da hinein gerutscht?

Clarks Gedanken drehten sich im Kreis, immer um die gleichen Fragen, während er Lois die Taxi-Tür aufhielt. Er hoffte inständig, dass in der Redaktion alles in Ordnung war...

Lois hasste Clarks Stottern. Wie konnte ein Mann am Computer so begnadet mit Worten umgehen und beim Sprechen seine Zunge nicht unter Kontrolle bringen? Aber noch mehr als sein Stottern, hasste Lois sein Schweigen – wie jetzt. Auf der Stirn eine steile Falte, in seinen Augen das blanke Entsetzen – genau wie jetzt.

„Clark, einen Penny für deine Gedanken“, versuchte sie dieses drückende Stillschweigen zu überspielen und biss sich doch gleich auf die Zunge. Was sollte sie ihm sagen, wenn er ihr dieselbe Frage stellen würde? Oh nein – bloß nicht!

Seit diesem verdammten Schlag auf den Kopf gab es da nämlich diese eine, ständig wiederkehrende Vision... sie hatte mit Superman geschlafen – der ja in ihrem Universum in Wirklichkeit Clark war. Was hatten die Ärzte ihr bloß für halluzinogene Drogen gegeben? Und was wollte ihr Hirn ihr mitteilen, wenn es Clark und den Mann aus Stahl zu einer Person machte?

„Sag mal, Clark“, begann sie ohne recht zu wissen, wo sie hin wollte, „wenn es in Supermans Leben eine Frau gäbe, die er wirklich begehren würde, der er sogar seinen persönlichen Rückzugspunkt... so etwas wie eine Festung der Einsamkeit zeigen würde.“ Wie war sie nur auf diesen Namen gekommen? „Würde er dir, seinem besten Freund, davon erzählen? Aber...“, unterbrach sie schnell ihren eigenen Redefluss und lenkte ein. Bei diesem Thema schlugen so viele Schmetterlinge in ihrem Bauch Purzelbäume, dass ihr fast schwindelig wurde, „vielleicht sollten wir uns auf den McDatch-Fall konzentrieren. Was hältst du von diesem Brand, der angeblich keine Brandstiftung sein soll?“

Was fantasierte sie sich da bloß wieder zusammen? Und vielleicht sollte sie ihren Partner nicht ganz so viel an ihrer Innenwelt teilhaben lassen.

Clark beobachtete, wie Lois in das Taxi stieg, bevor er selbst einstieg. Er wollte sich gerade anschnallen, als ihm bei Lois' Worten mit einem lautstarken Surren der Sicherheitsgurt aus der Hand rutschte. Er schluckte hastig den erneuten Kloß hinunter, rückte nervös seine Brille zurecht und überlegte, ob er es wagen sollte Lois anzusehen.

„W-Was? Wie... wie kommst du denn jetzt d-darauf...?“ Er musterte ein dünnes Lächeln, das eigentlich Verwirrung ausdrücken sollte.

Doch da hatte Lois bereits weiter geredet und war zum Thema ihres Falles zurückgekehrt. Würde er jetzt noch einmal das vorangegangene Thema aufgreifen, schöpfte Lois sicher Verdacht. Okay, wenn sie das nicht sowieso schon tat. Mit einem Mal war dieses Taxi eindeutig zu eng. Clark sollte besser herausfinden, wie viel Lois wusste oder ahnte... Aber wollte er das überhaupt?

Der Brand. Auf den Fall konzentrieren, Kent! Auf den Fall konzentrieren! Er zuckte die Schultern. „Ich... Ich weiß nicht Lois, aber ich denke nicht, dass das alles ein Zufall ist. Die ganzen versteckten Waffen waren auch weg – nicht verbrannt, sondern weg... Keine Ahnung, wo wir da hineingeraten sind, aber wir sollten sehr vorsichtig sein, wenn du mich fragst. Das sind Profis.“

„Ach, Clark, du immer...“ Warum konnte er nicht ein ganz klein wenig wie der Clark in ihrer Fantasie sein, der hatte nicht gezögert. Jedenfalls nicht ab einem bestimmten Punkt. 'Oh, Lois!' Nun wünschte sie sich bereits ihren Fantasie-Clark herbei. Der, den sie in ihrer Innenwelt zu Superman gemacht hatte. Und der, mit dem sie in genau dieser Halluzination geschl... Sie schüttelte innerlich ihren Kopf. Versuchte diesen Gedanken – gerade diesen Gedanken zu verdrängen. Was war bloß mit ihr los?

Ihr Taxi bog auf die 27. Straße und stand augenblicklich in einem Stau.

„Immer bist du so übervorsichtig...“, sprach sie abwesend weiter, ohne auf ihre Worte zu achten. „Sei doch einfach mal etwas spontaner, du kannst das, ich weiß das, hab das doch schon erlebt, damals in diesem...“ 'HALT! Lois! Was sagst du denn da?! Jetzt fängst du auch schon an, dieses Bild in deinem Kopf für real zu halten!' Glücklicherweise hatte sie das Wort 'Baumhaus' nicht mehr ausgesprochen. Was ging ihr nur im Kopf herum? Warum konnte sie dieses verdammte Bild nicht verscheuchen, eliminieren, ignorieren?

Ihr Taxifahrer wählte den Weg über die Lower Bridge, direkt unter der U-Bahn-Linie 6. Das war zwar weiter, würde sie bei diesem zähfließenden Verkehr aber sicher schneller ans Ziel bringen.

Wahrscheinlich hatte Clark nie ein Baumhaus gehabt. Aber er war auf einer Farm aufgewachsen. Okay, sie sollte besser das Thema wechseln. Wo waren sie doch gleich? Bei dem Fall, dem Brand, der keine Brandstiftung sein sollte. Pah, keine Brandstiftung. Sollte hier der Zufall gerade in dem Moment zuschlagen, wo sie kurz davor waren überhaupt eine Ahnung davon zu bekommen, worum es überhaupt ging. Das wäre ja lächerlich. Genau das wollte sie Clark gerade sagen, als er zu sprechen begann...

„Ei-einer von uns... muss doch schließlich vorsichtig sein. D-du begibst dich in genug Gefahr für u... uns alle zusammen,“ brachte Clark mit Mühe heraus – diesmal darauf bedacht, auch in sein übliches zögerliches Stottern zurück zu fallen. Baumhaus... Zum Glück schien Lois momentan so weit weg und in Gedanken zu sein, dass sie seinen groben Schnitzer von gerade vorhin nicht bemerkt hatte. Clark jedoch...

Seine Gedanken rasten. Ihm wurde die kleine Fahrgastzelle des Taxis eindeutig zu eng...

Baumhaus... Lois hatte das Wort nicht aussprechen müssen, damit Clark wusste, was sie hatte sagen wollen. Sein Baumhaus, die 'Festung der Einsamkeit', wie er es damals als Jugendlicher getauft hatte. Die erste von zweien, ihm persönlich jedoch die nähere, bedeutendere. Er hatte das Baumhaus Lois damals gezeigt, natürlich...

Konnte das ein Zufall sein? Clark wurde heiß und kalt bei dem Gedanken, dass Lois es wusste...

„Hey, Mister! Lady!“ kam es mit einem Mal vom Fahrersitz. „Haben Sie Freunde in dem schwarzen Sedan hinter uns?“ Der Taxifahrer deutete lässig über seine Schulter.

Lois drehte sich soweit nach hinten, wie es ihr Sicherheitsgurt zuließ. Genau wie Clark. Der Sedan hinter ihnen hielt einen ganz normalen Sicherheitsabstand und fuhr einfach hinter ihnen her. Glaubte der Taxifahrer sie würden verfolgt?

Ihr Taxi bog nach rechts ab, der schwarze Wagen hinter ihnen auch. Der Taxifahrer wechselte die Spur, genau wie die schwarze Limousine hinter ihnen. Zufall? Die Frontscheibe des folgenden Fahrzeugs war verspiegelt, undurchsichtig, wirkte genauso schwarz wie der Lack. Zufall?

Wenn ihnen jemand folgen würde, war das ausgesprochen beunruhigend. Es würde bedeuten, dass sie jemandem auf die Füße getreten waren, dass sie zu dicht dran waren. Dabei hatten sie doch noch gar keine Vorstellung, worum es denn ging bei dieser Sache, dem Fall, Mary MacDatch und diesem Brand. Aber wussten das die anderen?

Noch einmal nach links, dann nach rechts in die Main Street. Wieder folgte ihnen der schwarze Wagen mit dem immer selben Abstand. Dann sagte ihr Taxifahrer auch schon nüchtern: „Daily Planet. Macht 17 Dollar 50,“ und hielt das Taxi.

Nun wechselte der Sedan auf die mittlere Fahrspur, beschleunigte und fuhr am Planet vorbei. Auch die Seitenscheiben waren verspiegelt. War er ihnen denn nun doch nicht gefolgt?

Clark zahlte, während Lois nicht schnell genug in den Fahrstuhl kommen konnte, in die Redaktion, an ihren Schreibtisch, um dieses Kennzeichen zu recherchieren. Um endlich mal eine Idee zu bekommen, womit sie es zu tun hatten.

Als Clark zu ihr aufschloss, wartete Lois bereits mit verschränkten Armen und ungeduldig wippendem Fuß am Aufzug. Und auch er konnte es kaum abwarten, in die Redaktion zu kommen – in eine vertraute, eine zumindest in seinem Kopf sichere Umgebung. Sein Schreibtisch mehrere Meter von Lois' weg. Die kurze Pause und den Abstand von Lois, als er den Taxifahrer bezahlt hatte, hatte er beinahe genossen. Sollte er deshalb nicht ein schlechtes Gewissen haben?...

Er schüttelte innerlich den Kopf und versuchte, zurück zum Fall zu finden. Hoffentlich hatten Jimmy und Chloe etwas gefunden... Hoffentlich waren Jimmy und Chloe nicht auf dumme Ideen gekommen! Hoffentlich ging es ihnen gut... Zumindest waren sie noch in der Redaktion, das teilte ihm sein Supergehör mit.

Jetzt musste er nur noch die Aufzugfahrt mit Lois überleben... Die Türen öffneten sich und gaben die kleine – viel zu kleine – Kabine frei. Clark ließ Lois vor sich einsteigen, zögerte noch einen Moment, folgte ihr jedoch dann.

Die Luft war zum Schneiden. Clark traute sich kaum zu atmen. Irgendwas musste er tun, um Lois aus ihren Gedanken zu holen – sie zum Reden bringen, lockeren Smalltalk machen, alles nur nicht diese schreiende Stille...

„W-worüber denkst du nach, Lois?“ Bitte lass es den Brand sein! Oder den Sedan!...

Lois schien aus ihrer Nachdenklichkeit aufzutauchen. „Ich habe gerade daran gedacht, wenn du wirklich Superman wärst, hättest du irgendetwas tun müssen, damit ich vergesse, dass wir miteinander... Egal, was auch immer, wenn du das getan hättest, würde ich dich umbringen.“

Clark war froh, als sich in genau diesem Moment die Fahrstuhltüren öffneten.
"I am Clark Kent. I need to be Clark. I'd go crazy if I'd have to be Superman all the time."

"Creativity is the residue of time wasted." (Albert Einstein)

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Re: Rollenspiel

Beitragvon C_K_unlimited » Mo 20. Sep 2010, 20:03

Clark und Jimmy

Das 'Pling' des Fahrstuhls riss Jimmy aus den Tiefen von Chloes Augen und voller Erleichterung, sah er mit Lois Lane und Clark Kent zwei seiner liebsten Kollegen die Redaktion betreten. Er stand auf und eilte ihnen entgegen.

„Clark! Lois! Müsstest du nicht noch im Krankenhaus sein? Ist ja auch egal. Wie geht es dir? Hast du die Blumen bekommen? - Wir haben hier übrigens einige Sachen 'rausgefunden in der Zwischenzeit.“

Clark war froh – es schien nicht so, als wäre in ihrer Abwesenheit hier etwas passiert. Zum Glück! Er hob beschwichtigend die Arme, versuchte sich auf das unmittelbare Geschehen um ihn herum zu konzentrieren. „Langsam, Jim... Das... Lois hat sich selbst entlassen und dann waren wir nochmal beim Haus der McDatchs. Aber da gab es ein Feuer. Angeblich keine Brandstiftung...“

„Huh? Na, das ist ja klar. Lois Lane haut so leicht nichts um. Was?“ lachte der junge Photograph und mit einem stolzen Seitenblick auf Chloe fügte er hinzu:
„Wir waren auch nicht untätig. Kommt mal mit.“

Mit diesen Worten führte er die Kollegen zu Chloes Schreibtisch, auf dem noch immer die Buchstaben-Schnipsel lagen, die Chloe zusammen gepuzzlet hatte.

Clark versuchte die Stille, in die Lois sich neben ihm hüllte, zu ignorieren. Nicht darüber nachzudenken. Er folgte Jimmy zu Chloes Schreibtisch... und seine Augen wurden größer und größer, als er sah, welchen Namen die Schnipsel zeigten.

Er atmete einmal tief durch, seine Gedanken sich in seinem Kopf überschlagend. Wenn wirklich Luthor in der ganzen Sache mit drin steckte, machte er sich wirklich Sorgen. Um Lois, um Chloe, um Jimmy, um ganz Metropolis... Was wollte dieser Wahnsinnige diesmal? Was plante er? Wie konnte Clark die Menschen, die ihm am Herzen lagen, schützen?...

„War das im Computer?“ wandte er sich schließlich an Jimmy.

Da klinkte sich Chloe ein:
„Ja. Naja, es war ein Zahlencode, den ich dazu übersetzt habt. Schau das waren die Ausgangszahlen.“
Und damit reichte sie Clark den Zettel, auf dem sie den ursprünglichen Code und ihre ersten Übersetzungsversuche notiert hatte.

Jimmy setzte gleich aufgeregt nach:
„Und ich hab von meinem Vater ein paar Informationen bestätigt bekommen. Mary McDatch hieß eigentlich Melanie Dubois und ein Ex-Kollege von meinem Dad arbeitet in der gleichen Organisation wie sie. - Leider hab ich ihn verpasst und nicht mehr Infos bekommen. Aber wir kämpfen uns weiter durch die Daten.“

Den Schluss seines Redeflusses sagte Jimmy nicht mehr ganz so aufgeregt. Es ärgerte ihn immer noch sehr, dass er seinen Vater und seine Freunde enttäuscht hatte, weil er mal wieder nicht auf die Zeit geachtet hatte.

„Danke, Chloe!“ Clark überflog rasch Chloes Zettel, während er Jimmy lauschte. Nickte gedankenverloren. In seinem Kopf wollte sich immer noch kein Bild ergeben... Moment, der Geheimdienst? Oder zumindest eine Geheim-Organisation? Das würde zumindest die Waffen im McDatch-Haus erklären... Aber wieso Luthor? Er war kein Team-Player, da war Clark sich sicher... Wer hielt also die Fäden in der Hand – und wer wäre ihm in dieser Position lieber, ungefährlicher? – und was war das große Ziel? Verdammt...

Er sah auf, als er Jimmys Ton bemerkte. Legte dem Jüngeren eine Hand auf die Schulter. „Mach dir nichts draus, Jim. Es gibt sicher bald noch eine Chance, mit deinem Dad zu reden und ihm alles zu erklären... Habt ihr diesen Ex-Kollegen schon versucht zu erreichen? Vielleicht weiß er, was Mary McDatch getan haben könnte? Aber was hat bloß Luthor mit einer toten Ex-Agentin zu tun...?“

Und an Chloe gewandt meinte er noch, „In den Daten ist bisher auch kein Hinweis darauf zu finden?“

„Naja, so verschlüsselt wie das alles ist, hab ich noch nicht so viel. Außerdem war Jimmy zwischendurch nicht da und allein kommt man nur langsam voran.“
Die kleine Spitze gegen den Photographen konnte sie sich einfach nicht verkneifen. Doch sie bereute es sofort, als sie dessen hochrote Ohren sah und bat mit ihren Augen um Entschuldigung.

Erklärend fügte sie noch hinzu:
„Wir hatten ja auch mal überlegt ob die Zahlen hier Uhrzeiten oder Längen- und Breitengrade sein könnten. Aber mit der Übersetzung in Buchstaben sind wir am weitesten gekommen.“

Jimmy, der sich inzwischen wieder gesammelt hatte, gab noch ein weiteres Informationsbruchstück hinzu:
„In meinem Datenteil war noch eine Liste mit Codenamen und im Terminkalender hatte sie einige seltsame Treffen und Konferenzen notiert. Die hatte ich auch mal ausgedruckt. Moment.“

Er wandte sich um und wurstelte ein wenig auf seinem Schreibtisch herum bis er die gesuchten Papiere gefunden hatte und gab sie dann an Clark weiter, der ungewöhnlich stillen Lois einen Blick zuwerfend.

„Es sieht schon sehr nach Geheimdienst oder Unter- oder Nebenorganisation des Geheimdiensts aus. Dazu kommt noch, dass auf dieser Liste einige Militärdienstgrade haben und mein Dad hat mehrmals eine Warnung ausgesprochen. Er sieht also mehr, kann aber nicht darüber reden.“
Erwartungsvoll schaute Jimmy von Lois zu Clark. Die beiden hätten bestimmt noch mehr Ideen und Quellen, die man einbeziehen konnte.

Auch Clark sah zu Lois. Das sprichwörtliche Hornissennest... „Was meinst du, Lois?“ Sie antwortete nicht sofort, schien immer noch in Gedanken. Clark würde wieder etwas nervöser. „L-Lois? Alles in Ordnung?“
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Re: Rollenspiel

Beitragvon Magss » Di 21. Sep 2010, 18:35

Lois


Lois sah den beiden Männern zu, wie sich gegenseitig die Informationen schilderten. Begeistert wie Spielkinder – Jungs eben.

Clark gestikulierte und Jimmy fragte nach Blumen. Typisch Jimmy, doch sie hörte nur noch mit halben Ohr zu, ihre Gedanken gingen mal wieder auf Wanderschaft. Mary McDatch, das Feuer, Geheimdienst und dann zeigte Chloes Bastelarbeit den Namen Luthor. Doch in diesem Moment fehlte ihr einfach die Kraft für eine weitere Runde gegen Lex Luthor. In ihrem Unterbewusstsein arbeitete etwas. Etwas, das sich offenbar mit aller Macht an die Oberfläche drängen wollte. Und Lois hatte keine Vorstellung, ob es sie vernichten würde oder ihr helfen wollte. Denn obwohl dieses Empfinden inzwischen allgegenwärtig war, hatte sie unablässig das Gefühl, sie wäre im Kino. Vor oder hinter der Leinwand oder mittendrin. Es war überall. Der Film lief in einer Endlosschlaufe. Doch sie hatte sich so lange darauf konzentriert, den Ton zu überhören, dass sie in der Tat kein Wort verstand. Ebenso die Bilder, die etwas in ihr anrührten, das doch nichts mit ihr zu tun hatten. Auf eine vollkommen unverständliche Weise spielte Clark in ihrem Kopf eine viel bedeutsamere Rolle als ihr lieb war.

Ach Clark. Clark Kent, der Farmboy aus Kansas, er war ihr Partner und nach und nach zu ihrem Freund geworden. Zugegebenermaßen zu ihrem besten Freund. War zu einem der wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden, dem Wichtigsten vielleicht. Schlimm genug. Aber was erlaubte er sich in ihren Fantasien aufzutauchen? Und waren diese Wahnvorstellungen nun Erinnerungen oder zukunftsbezogene Tagträume?

'Also, Lois, bitte! Du träumst davon, mit Clark...? Nein!'

Entschlossen schüttelte sie den Kopf, wenn auch nur innerlich.

Melanie Debois, Codenamen, Termine, Konferenzen, Jimmys Vater? Der war doch bei der NIA...? Vielleicht hatte Mary/Melanie aussteigen wollen und sich deswegen an Perry gewandt. Doch Aussteigen aus der Branche war schon immer sehr gefährlich. Und jetzt hing der Planet mit drin und sie. Das war wirklich ein Hornissennest...

Aber Erinnerungen...? Das war einfach unmöglich, undenkbar. Konnte nicht sein, durfte nicht sein.

Lois, sei doch mal vernünftig! Was müsste er tun, damit du so ein Erlebnis vergisst?

Der Film wurde wieder bunter, lauter, die Bilder größer, ergreifender. Die Kamera zoomte sich immer näher heran. Zwei Gesichter, immer näher. Weiter aufeinander zu, wie zum großen Finale. Sie spürte das Kribbeln, erst in ihrem Magen, dann breitete es sich auf ihrem Körper aus. Hinterließ diese Gänsehaut. Herzklopfen. Flacher Atem. Doch dies würde kein Happy End geben. Das wusste sie genau.

Lois glaubte fast seine Lippen auf ihren zu spüren, warm und doch schmerzlich, als sie Clarks Worte wie durch eine dicke, zähe Nebelwand erreichten: „L-Lois, alles in Ordnung?

In Ordnung? Nein! Nichts war in Ordnung. Sie sah Clark an. Ihren Kollegen. Ihren besten Freund. Sah ihm in seine Augen. Hielt seinem Blick stand. Und plötzlich – als öffnete sich eine riesige, meterdicke Stahltür und gab den Blick frei. Da wusste sie es: Das – war – keine – Fantasie – gewesen!

Es war so einfach und doch traf sie diese Erkenntnis wie ein Donner. Zog ihr den Boden unter den Füßen weg, schnürte ihr den Brustkorb zu. Ließ sie in ein tiefes, dunkles Loch fallen. Ganz allein. Er hatte es getan. Genau das. Sie geküsst – und damit alles Erlebte ins Reich des Vergessens geschickt.

Lois zitterte. 'CLARK KENT, gnade dir Gott, wenn ich dich zwischen die Finger bekomme!' Am liebsten würde sie ihn hier und jetzt, auf der Stelle...

Doch das 'Pling' des Fahrstuhls, zusammen mit dem zeitgleichen Aufspringen der Türen zum Treppenhaus ließ sie zusammenfahren und zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Wie Clark, Jimmy und Chloe blickte sie genau dorthin. Nur einen Sekundenbruchteil später zersprangen Fenster hinter ihnen. Glassplitter flogen durch den Raum. Dann flog die Tür zum Geräteraum auf...
Die Welt ist groß genug für die Bedürfnisse aller. Aber zu klein für die Gier einzelner.
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Re: Rollenspiel

Beitragvon C_K_unlimited » So 3. Okt 2010, 11:42

Ich will euch nicht so lange hängen lassen. Nicht, dass noch jemand abstürtzt. ;)
Viel Spaß!



Jimmy


Noch während alle auf eine Antwort von Lois warteten brach plötzlich die Hölle los. Das sonst so verheißungsvolle 'Pling' des Aufzugs wurde begleitet vom rüden Öffnen der Türen zu den Treppenhäusern, gefolgt vom Klirren der springenden Fensterscheiben.

Erschrocken zog Jimmy seine Schultern ein, als wolle er sich in sich selbst verstecken. Panisch schaute er um sich und erkannte nichts, da mit einem Mal auch die Lichter in der Redaktion verloschen. Einem Impuls folgend griff er hinter sich und betätigte die Klinke, die er dort zu fassen bekam.

So oft hatte er sich vorgestellt in diesem Raum zu verschwinden, dass sein Körper auf Autopilot genau die richtigen Bewegungen machte. Allerdings war in seinen Fantasien immer heller Tag, die Redaktion voll mit Kollegen und in der Regel Chloe in seinen Armen. Eine kleine Ähnlichkeit hatte diese Situation mit seinen Fantasien dennoch. Als sich die Tür hinter ihm schloss, fühlte Jimmy Erleichterung, auch wenn sie lange nicht so intensiv war, wie erhofft.

Kaum war er in der Abstellkammer, es konnte nur Bruchteile von Sekunden her sein, seit die Fenster zerbrochen waren, hörte er von draußen viele Füße hektisch über den Boden huschen. Er hörte einen erstickten Schrei von Chloe und sein wild schlagendes Herz zog sich zusammen. Weitere würgende Geräusche, dumpfes Poltern, und immer wieder Schritte, näher kommend und in der Ferne drangen durch die dünne Wand.

Immer wieder schnellte sein Herzschlag in die Höhe, kaum, dass es sich minimal beruhigt hatte. Wenn das so weiter ging, konnten die Gestalten vor der Tür noch das 'Ba-bamm' hören. Erneut polterte etwas ganz in der Nähe.

Er musste hier weg. Das Überlebenstraining, das Jimmy so oft mit seinem Vater durchgespielt hatte, schaltete sich ein. Doch kaum hatte er den ersten klaren Gedanken gefasst, rüttelte jemand an der Tür. Hastig warf der Rotschopf sich dagegen und den Riegel ins Schloss.

„Öffnen Sie die Tür!“

Schweiß bildete sich auf Jimmys Stirn, seiner Oberlippe und an den Handflächen. Er musste sofort weg. Sich in Luft auflösen...

Luft. Das war es! Während weiter an der Tür gerüttelt wurde, schwang sich der junge Fotograf auf einen Tisch, von dem er wusste, dass er immer da stand. Vorsichtig setzte er den rechten Fuß auf ein Regalbrett und zog sich nach oben. Mit den Zehen des linken Fuß suchte er Halt auf dem nächsten Regal. Dabei schloss er die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Er durfte sich nicht ablenken lassen.

Doch nun hörte der Agentensohn einige Geräusche, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließen. Er konnte das Scharren und Knirschen nicht genau zuordnen, doch er spürte instinktiv, dass es nichts Gutes bedeuteten. Noch fester kniff er die Augen zusammen und betete stumm, dass er entkommen möge. Er streckte sich, richtet seine recht kurze Gestalt so weit auf wie möglich und tastet mit den Fingerspitzen an der Decke entlang. Wo war nur dieser blödsinnige Lüftungsschacht, wenn man ihn brauchte?

Zitternd hörte er wie draußen Lois etwas zu sagen versuchte. Ein klatschendes Geräusch, wie eine Ohrfeige, ließ sie verstummen und erneutes Rumoren erhob sich.

Endlich ertastete er das geriffelte Rechteck, das mit acht Plastikschrauben seinen Weg in die Freiheit versperrte, so hoffte er wenigstens. Hektisch begann er an der ersten Ecke eine Schraube zu lösen, es ging erstaunlich gut. Die nächste klemmte und brauchte mehr Überredung. Ungeduldig nahm der junge Fotograf auch die andere Hand zu Hilfe, um gleichzeitig eine weitere Schraube zu lösen. Und während er sich mit den Beinen zwischen den Regalen im Gleichgewicht hielt, gab eine Schraube den Widerstand auf und die andere brach gleich ganz ab.

In diesem Moment zerriss ein Schuss die Dunkelheit.

Jimmy wäre fast von seiner improvisierten Leiter gepurzelt. Gerade konnte er sich noch mit den Ellbogen auf den jeweils obersten Reihen der dort gestapelten Kisten und Kartons abstützen. Dennoch flatterte und klapperte so einiges nach unten. Wieder wurde frenetisch an der Tür gerüttelt und das Herz unseres Ausbrechers rutsche in die Kiekehlen.

Mühsam rappelte er sich wieder hoch und begann erneut an den Schrauben zu fingern. Doch er musste erst wieder dieses Rechteck an der Decke finden. Als seine Finger endlich wieder die Schraubköpfe zu greifen hatten und er seine Arbeit fortsetzen konnte, fiel erneut ein Schuss. Ja, er vervielfachte sich sogar und mit Entsetzen registrierte Jimmy, dass es nicht weit von ihm entfernt klackerte.

Die schossen doch wohl nicht etwa auf ihn?!

Nun flogen seine Finger nur so um die restlichen Schrauben um sie zu lockern. Mit der nächsten Salve riss der Rotschopf am Plastikgitter. Die Angst verlieh im die Kraft den Schacht zu öffnen. Ein kaum merkbarer Lichtschein zeigte ihm den Weg, der noch von einem träge kreisenden Ventilator versperrt wurde.

Wieder knallte es draußen und die Kugeln fielen ganz eindeutig näher zu Boden. Das Klackern und Rollen, das sie auf den Dielen verursachten, wäre in einer anderen Situation sicher lustig gewesen. Doch nun erzeugte es blanken Horror in Jimmy. Auf dem einen Regal tastend fand er eine vergessene Feile, mit der er den Ventilator von seinen Flügeln befreite und aus seiner Halterung hob. Da er offensichtlich eh schon entdeckt war, sorgte er sich auch nicht mehr um Geräusche, die er verursachen konnte und ließ einfach alles zu Boden fallen.

Und tatsächlich, kaum hatte er freien Weg, wurde von draußen eine weitere wütende Salve abgefeuert, die Jimmy nach oben trieb. Als er seine Beine nach zog spürte er einen stechenden Schmerz. Doch die Angst trieb ihn weiter und hektisch krabbelte er durch den Lüftungsschacht in eine Richtung, in der er wusste, dass es nach unten ging.

Endlich machte es sich bezahlt, dass Perry ihn so oft als Laufburschen missbraucht hatte! Die vielen Male, bei denen er dem Hausmeister bei Reparaturen, auch in den Lüftungen, zur Hand gegangen war und das Umschichten und Digitalisieren der Archive hatten ihm zu einem inneren Bauplan des Gebäudes verholfen. Dadurch konnte er sich nun relativ sicher und schnell voran bewegen.

Dennoch fühlte es sich an wie eine Ewigkeit, bis er das große Rohr erreichte, das ihn ein Stockwerk tiefer bringen würde. Vorsichtig tastete er nach den zu Reparaturarbeiten eingelassenen Tritten. Für einen Moment hing er wie ein Welpe im Maul seiner Mutter, doch dann hatten seine Füße wieder Halt und er konnte sicher Stück für Stück absteigen.

Unten hießen ihn ein paar Leuchtdioden willkommen, die ihn zum nächsten Knotenpunkt leiteten. Immer wieder musste er Mulden ausweichen, in denen brüchige Ventilatoren die Luft in die darunter liegenden Räume fächerten. Einmal rechts, zweimal links abbiegen und drei lange Gänge später war der Gejagte endlich am Ziel, eine seitliche Luke, die in die Zweitkammer des Hausmeisters führte. Hier war der Ventilator schon längst entfernt worden, da er bei den unzähligen Reinigungs- und Reparatureinstiegen nur lästig geworden war. Mit einem herzhaften Schubs gaben auch hier die nachlässig befestigten Schrauben nach und Jimmy war seiner Freiheit einen Schritt näher. Gewissenhaft versetzte er die Luke wieder in ihren 'Normalzustand' und ließ sich dann auf einen klapprigen, staubigen Drehstuhl fallen, der hier ein tristes Dasein fristete.

Hier in relativer Sicherheit konnte er nun endlich darüber nachdenken, was eigentlich passiert war. Dabei brachte die Erkenntnis welcher Situation er gerade entkommen war und in welcher Gefahr seine Freunde schwebten den jungen Fotografen zum Zittern. Bis in den Magen flatterte alles. Sogar seine Zähne klapperten für einen Moment. Um sich zu beruhigen zog er die Beine an sich und als er dabei an seine Knöchel fasste, durchzuckte ihn erneut ein heftiger Schmerz. Die Finger seiner linken Hand begannen zu kleben und als er sie genauer untersuchte, erkannte er den Geruch von Blut. Offensichtlich hatte ihn die letzte Salve doch noch erwischt.

Doch dann hörte er die Stimme seines Vaters:
„Analysiere die Situation! Was ist passiert? Wo bist du? Wer befindet sich wo? Kannst du dich allein befreien? Ist vielleicht schon Hilfe auf dem Weg?“

Wie oft hatten sie es als Spiel wiederholt, was für sein Vater und dessen Kollegen das Überleben bedeuten konnte. Also rappelte er sich auf und versuchte die Fragen zu beantworten. Eine nach der anderen.

Was war passiert? - Ja, was eigentlich? Er wollte es im Moment nicht wirklich wissen.

Wer befand sich wo? - Chloe, Clark und Lois waren in der Redaktion, auf der anderen Seite des Gebäudes, einen Stock über ihm. Dort, und vermutlich auf dem gesamten Stockwerk, im schlimmsten Fall sogar im ganzen Gebäude, waren – ja wer eigentlich? - Geheimdienstagenten? Wer auch immer es war, sie hatten seine Freunde in ihrer Gewalt.

Konnte er sich allein befreien? - Nun, bis hier war er schon gekommen, doch würde er es noch weiter schaffen? Ein Pochen in seinem linken Bein, knapp über dem Knöchel sagte ihm, dass er besser blieb, wo er war. Doch wie sollte er von hier aus seinen Freunden helfen?

Oder war schon Hilfe auf dem Weg? - Eher nicht. Es war Samstagabend und die Geschäftigkeit des Nachmittags hatte sich gelegt. Alle Journalisten und Redakteure waren entweder unterwegs um die diversen Veranstaltungen zu besuchen, über die sie berichten sollten, oder zuhause um ihr Wochenende zu genießen. Die 'Notbesetzung', Chloe, Clark und er selbst, befand sich in einer misslichen Lage.

'Denk, Jimmy! Denk! Es hängt alles an dir!' tonlos formten seine Lippen diesen Gedanken. Doch für einen Moment war er wie gelähmt. Wie sollte er, Jimmy Olsen, seine Freunde befreien? Er war doch nicht Superman!
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Re: Rollenspiel

Beitragvon KitKaos » Mo 22. Nov 2010, 21:16

Hat lang genug gedauert und ist dafür eigentlich recht kurz - entschuldige mich schon im Voraus... ^^'


Clark

Es passierte alles unglaublich schnell. Unglaublich präzise und durchgeplant.

Gerade hatte Clark noch auf Lois' Antwort gewartet, die Emotionen über ihre Züge spielen sehen – als um sie herum Chaos ausgebrochen war. Das Pling des sich öffnenden Fahrstuhls war in dem Poltern von Schritten, dem Klicken von Abzügen, dem metallischen Klirren von Waffen, dem Scheppern und Klirren der Fenster untergegangen.

Und doch wusste Clark, dass wer immer sie auch waren, sie praktisch keinen Lärm machten. Niemand sollte mitbekommen, dass sie hier waren. In der plötzlichen Dunkelheit erkannte er dunkel gekleidete Gestalten, die Gesichter vermummt, der Ausdruck in ihren Augen hart und konzentriert, allesamt Waffen im Anschlag, auf sie gerichtet.

Er schluckte schwer, überlegte fieberhaft. Jimmy war in den Abstellraum entkommen – Clark würde ihn im Zweifelsfall decken, dass sein jüngerer Kollege entkommen konnte. Wie viel Lois und Chloe neben ihm in der dunklen Redaktion erkannten, wusste er nicht. Bei den Unbekannten erkannte er Nachtsichtbrillen.

Und noch etwas erkannte er – ein kleines, verdächtiges Zittern in seinen Knien. Ein einzelner Schweißtropfen, der sich auf seiner Stirn gebildet hatte... Wussten diese Leute, mit wem sie es zu tun hatten – oder wollten sie kein Risiko eingehen und waren einfach nur gut vorbereitet?...

Langsam hob er seine Arme über den Kopf, spürte den kalten Lauf einer Maschinenpistole an der Schläfe. Ein Seitenblick zu Chloe und Lois bestätigte ihm, dass sie in derselben Situation waren. Und er betete, dass Lois nichts Unüberlegtes täte... Könnte er schneller sein als die Kugeln?... Eine kalte Angst packte ihn.

Doch die sich aufstellenden Härchen in seinem Nacken stammten nicht allein daher. Er spürte, wie sein Atem langsam aber sicher schwerer und schwerer ging. Der Tag hatte seine Spuren hinterlassen – so kurz aufeinanderfolgend zweimal Kryptonit ausgesetzt zu werden, nahm ihn mehr mit als ihm lieb war. Sein Herz raste, seine Augen brannten, seine Knie begannen zu zittern, unter seinem eigenen Gewicht nachzugeben...

Er hörte die dunklen Gestalten untereinander kommunizieren – doch die Silben machten keinen Sinn, hörten sich beinahe willkürlich zusammen gestückelt an, ohne erkennbaren Anfang oder Ende. Welche Sprache konnte das sein? Ein wenig erinnerte es Clark an Japanisch, Malaysisch, Griechisch, irgendein spanisches Creole? Harte Silben, kaum stimmhafte Konsonanten, schnell, zielgerichtet... War es überhaupt eine Sprache? Oder war es eine Art Code? Wenn er sich nur besser konzentrieren könnte...

Doch mit jedem verstreichenden Augenblick nahm seine Konzentration ab, nahm das weiße Rauschen in seinem Kopf zu...

Schüsse! Nein! Clark stolperte. Wurde von kräftigen Armen gestützt, grob wieder in eine stehende Position befördert.

Irgendwo am Rande seiner Wahrnehmung bekam er noch mit, dass Jimmy entkommen war – und ein kleines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Jetzt hoffte er nur, Jim war vernünftig genug, nicht den Helden zu spielen...

Dann wurde es schwarz um ihn herum.
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"Creativity is the residue of time wasted." (Albert Einstein)

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Re: Rollenspiel

Beitragvon Magss » Mi 22. Dez 2010, 10:25

Lois


Eine Faust traf Lois im Gesicht. Eine Faust? Sie hörte ein klatschendes Geräusch. Sollte dieser Dampfhammer nur eine Ohrfeige gewesen sein? Unvorbereitet getroffen. Die ihr fast den Kopf von den Schultern riss. Die Haut auf ihrer Wange brannte, es war wohl wirklich eine Ohrfeige gewesen. Von diesem, diesem... Sie konnte diese Kerle alle nicht unterscheiden, ganz in schwarz gekleidet, den Kopf mit einer Art Turban verhüllt, der nur einen Schlitz für die Augen frei ließ. Böse Augen, wütende Augen. Jeder trug eine Waffe am Anschlag. Ein Schalldämpfer auf jedem Lauf. Niemand würde hören, was hier vor sich ging. Das alles war gut vorbereitet – sehr gut vorbereitet!

Gerade hatte sie noch nach Chloe sehen wollen, drei von diesen schwarzen Ameisen standen um ihre Cousine herum, hielten ihre Arme fest und zogen ihr etwas schwarzes über den Kopf. Chloes Schrei klang daraufhin abgewürgt. Lois war ihr zur Seite gesprungen, ihre Hände zum Schlag bereit. Sie wollte bedrohlich aussehen – aber es waren so viele. Dann hatte sie die aus den Nichts kommende Faust von diesem Bullen gespürt, oder seine Hand, oder was auch immer.

Lois taumelte etwas benommen hin uns her. Das war alles andere als bedrohlich, aber sie konnte sich so schlecht konzentrieren. 'LOIS! Fall jetzt nicht um! Alles, was du jetzt noch mitbekommst, kann dir später helfen!' Also versuchte sie ihre Wut zu ignorieren, unterdrückte das Bedürfnis, jemanden zu schlagen, alles um sich herum aufzunehmen und sich einzuprägen. Es waren grob geschätzt an die 25 bis 30 Männer, ihre Kleidung und ihre Art sich zu bewegen erinnerte Lois an hochtrainierte Ninjas. Die auferzwungene Konzentration schien ihr zu helfen. Niemand schien Befehle zu geben, sie wussten offenbar alle genau, was zu tun war. Hin und wieder fielen einzelne Worte, oder waren es nur Bruchstücke davon, Silben? Für ihre Ohren war es gänzlich unverständlich, asiatisch vielleicht, kurz abgehakt, hart. Oder war es gar keine Sprache?

Sie suchten. Am Schreibtisch von Chloe, dort wo der Laptop von Mary McDatch gestanden hatte – und packten alles ein, was sie dort fanden. Damit war nun wirklich klar, dass es zwischen der ominösen Mary McDatch, der offenbaren Brandstiftung, die keine Brandstiftung sein sollte und diesem nächtlichen Überfall hier einen ganz direkten Zusammenhang gab. Aber es bedeutete auch, dass sie nun nichts mehr hatten. Dieser Laptop war ihre einzige Spur gewesen.

Lois drehte sich noch ein Stück weiter und sah, dass ihre Cousine nun den Lauf einer Waffe am Kopf hatte. Chloe hob ihre Hände langsam über den Kopf. Dann spürte Lois etwas kaltes, wahrscheinlich etwas metallenes an ihrer Schläfe. Oh, verdammt, sie würde nichts anderes tun können, als auch die Hände zu heben. Obwohl sich das anfühlte, als würde sie aufgeben. Das Wut-Monster in ihrem Magen drohte auszubrechen, sie zu überwältigen. Und doch tat sie es. Es war etwas vollkommen anderes, alleine gegen so Fieslinge vorzugehen. Aber wenn einer von ihnen etwas tat, etwas Unvorsichtiges, etwas Unüberlegtes, waren sie alle in Gefahr. Chloe, Jimmy... verdammt, wo war Jimmy? Lois drehte ihre Augen ohne den Kopf zu bewegen, soweit es ging, aber sie konnte ihren Kollegen nicht entdecken. Wo war Jimmy? Dann drehte sie schnell ihre Augen in die andere Richtung, auch hier konnte sie ihren jungen Kollegen nicht finden. Aber etwas anderes sah sie, das sie tief traf: Clark. Er hatte genauso die Hände über dem Kopf. Aber was sie so erschreckte, war mehr sein Gesichtsausdruck. Dass er sie still anflehte keine Dummheiten zu machen, kannte sie ja. Aber er wirkte so blass, fast grün um die Augen. Hatte Schweißperlen auf der Stirn. Es sah fast aus, als würde ihn ein grünliches Licht umgeben. Und er wirkte, als würde ihn jeden Moment die Kraft verlassen. Er hatte Angst!

Dann wurde alles schwarz um sie herum. Wahrscheinlich bekam sie auch so einen Sack auf den Kopf gezogen, wie sie ihn bei Chloe gesehen hatte. Was würde nun passieren? Würden sie hier bleiben oder würde die schwarzen Kerle wegbringen? Alle an denselben Ort oder getrennt? Jemand stieß Lois unsanft an und drängte sie in eine Richtung zu gehen, sie würde zwischen den Tischen durchgehen müssen und dann, nach ein paar Schritten – genau, nun ging es aufwärts, die Rampe, zu den Fahrstühlen. Sie hörte das Öffnen der Türen und wurde in die Kabine gedrängt. Jetzt, wo sie nichts mehr sah, sich nur noch auf ihre Ohren verlassen konnte, fiel ihr auf, wie ruhig alles ablief. Wie präzise, wie zielgerichtet.

Der Fahrstuhl fuhr nach unten. Ob sie sich trauen konnte, nach Chloe zu rufen? War sie auch hier im Fahrstuhl? Ging es ihr gut? Doch noch bevor sie sich zu einer Entscheidung durchringen konnte, presste sich etwas gegen ihren Mund, etwas feuchtes, ein stechender Geruch, dann – ganz plötzlich – wurden ihre Knie weich und alles um sie herum versank im nebelartigem Grau...
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