Lois:Lois sah sich Auge in Auge mit einem Monster von einem Hund. Ein Riese von Baskerville. Ein Ungeheuer mit fletschenden Zähnen, jeder einzelne von der Größe eines Fingers. Pure Muskeln, ungebändigte Kraft. Das Ungeheuer knurrte. Nicht wirklich laut, doch das machte es gleich noch furchteinflößender.
Es war kaum eine halbe Stunde nach ihrem Aufbruch im Park, als Lois sich selbst für ihren spontanen Einfall verfluchte. Warum musste sie auch immer sofort alles in die Tat umsetzen? Warum musste sie immer springen, bevor sie die Tiefe des Wassers geprüft hatte?
Die Idee, die Wohnstätte von Mary Daitch aufzusuchen schien so plausibel. Wenn die Polizei im Park fertig wäre, würden sie hier her kommen. Sie würden das Wohnhaus dieser armen Frau untersuchen. Das bedeutet mindestens für Stunden: Keine Presse. Wenn sie denn überhaupt noch ins Haus käme. Ja, und wenn sie dann überhaupt herein gelassen würden, dann wäre einfach nichts mehr da. Alles Interessante war dann mitgenommen von der Spurensicherung. Alles andere war durcheinander und ließ keinen wirklichen Schluss mehr zu auf die Person, die hier einmal gelebt hatte.
Dabei wollte sie ja gar nichts mitnehmen... nur schauen... meistens jedenfalls... oder vielleicht manchmal... Eigentlich nahm sie immer etwas mit. Aber auch sie, die hart arbeitenden Journalisten, musste schließlich ihre Arbeit machen. Spuren führten zum Täter, zur Tat, zum Motiv, zu allen Dingen, die wichtig waren. Und Beweise mussten hart erarbeitet werden – das war ihre Devise.
Sie war also auf schnellstem Wege zu der Adresse von Mary Daitch gefahren. Clark hatte sie nirgendwo mehr auftreiben können. Er hatte sich wahrscheinlich verlaufen. Oder ihm fiel mal wieder ein, dass er noch dringend zum Zahnarzt musste oder zu... was auch immer. Der Mann musste eigentlich ein körperliches Wrack sein, so oft wie er zum Arzt rannte. Aber egal, Clark sollte, außer dass er sie praktisch täglich in den Wahnsinn trieb, im Moment nicht ihr Problem sein.
Mary Daitch wohnte, wie sie es vermutet hatte, in einer netten, kleinen, ordentlichen, gepflegten, freundlichen Wohngegend. Lauter kleine Eigenheime in kultivierten Gärten. Vorstadtidylle. Das Haus mit der Nummer 123 lag ein wenig von der Straße zurück. Zwei große Bäume standen davor und versperrten die Sicht. Es schien niemand da zu sein, das Haus wirkte verlassen – kein Geräusch aus der Küche, keine Bewegung einer Gardine – einfach nichts. Totenstill, so wie Mary Daitch selbst.
Im hinteren Teil des Gartens gab es eine Art Garage. Sie schien aber heute für etwas anderes genutzt zu werden, die Einfahrt dahin war so bepflanzt, dass hier kein Auto mehr hindurch kam. Das Haus war sicher schon an die zwanzig Jahre alt und hatte noch diese einfachen Schiebefenster. Da herein zu kommen, sollte kein Problem sein.
Das Gartentor war verschlossen. Ein Blick links, ein Blick rechts, Lois war ganz alleine in dieser Straße. Also kletterte sie beherzt über das Gartentor und betrat den Garten. Er war gepflegt, kein Laub auf dem Boden, kein Unkraut und der Rasen hatte genau die richtige Länge. Sie ging leise, aber doch zügig hinter das Haus, so dass sie von der Straße aus nicht mehr zu sehen war. Und dann – ohne jede Warnung...
Diese Bestie – so groß, praktisch Auge in Auge.
Lois verstand nicht all zu viel von Hunden, aber sie hatte das Gefühl, mit dem hier war nicht zu spaßen. Mit schlottrigen Knien und einem Zittern in der Stimme, tat sie das einzig logische: „Hilfe... Hilfe. HILFE SUPERMAN!“
Clark:Als Clark nun wieder in der Luft war, gingen ihm Tausend Dinge durch den Kopf.
Er war froh, so schnell wieder von Chloe wegekommen zu sein. In diesem Fall. Und trotz schlechten Gewissens dafür. Aber er hatte sich wirklich sehr zusammenreißen müssen, ihr nicht zu zeigen, wie geschwächt er immer noch von der kurzen Begegnung mit Kryptonit war. Beinahe hätte er es nicht geschafft mit ihr in den Armen abzuheben, sie in Sicherheit zu bringen. Das Gefühl der Hilflosigkeit, das ihn in solchen Momenten schlichtweg überrollte, war etwas sehr Erschreckendes und... etwas sehr Erniedrigendes. Er wusste, er konnte Chloe vertrauen - und das tat er auch, mit seinem Leben, wenn es sein musste - aber es gab einfach bestimmte Dinge, die sie nicht zu wissen brauchte. Die niemand zu wissen brauchte!
Andererseits wäre er gerne noch länger bei Chloe geblieben. Hätte sie gerne noch gefragt, wie sie in diese missliche Lage gekommen war und ob sie eine Ahnung hatte, mit wem sie es zu tun hatten - schließlich war Kryptonit nichts Alltägliches... Und er hätte gerne noch gesehen, ob es ihr wirklich gut ging. Körperlich war sie in Ordnung, da hatte er sich versichert. Aber sonst... Sie hatte einen dieser seltsamen Gesichtsausdrücke gehabt, bevor er sie zurück zum Planet, in Sicherheit, geflogen hatte. Und heute Morgen in der Redaktion war sie auch schon irgendwie ein wenig seltsam gewesen...
Aber Lois hatte ihn gerufen. Steckte schon wieder in Schwierigkeiten und brauchte seine Hilfe. Diese Frau liebäugelte nicht nur mit der Gefahr, nein, sie machte ihr eine große Schüssel ihrer himmlischen Mousse au Chocolat als Geschenk und klopfte erbarmungslos an ihre Tür... Der Hilferuf war längst nicht mehr aus dem Centennial Park gekommen, sondern aus der Richtung einer der besseren Wohngegenden etwas weiter außerhalb. Clark konnte bereits ahnen, was sie dort verloren hatte und schüttelte innerlich den Kopf. Hätte sie als Augenzeugin nicht im Centennial Park auf die Polizei warten können?
Hatte sie nicht im Centennial Park auf Clark warten können? Okay, er war wirklich eine ganze Weile nicht mehr aufgetaucht, dafür, dass er ja eigentlich nur Kleingeld hatte holen wollen, aber dass sie ihn dort gleich zurück ließ... Wie konnte sie Menschen nur so behandeln, wenn er doch genau wusste, dass Lois auch anders konnte, wenn sie wollte. Als Superman sah er sie oft genug auch von ihrer besten Seite... Und hin und wieder fragte er sich wirklich, wie viel er sich als Clark wirklich gefallen lassen wollte oder nicht. Dass er nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte, war oberste Maxime, keine Frage - erst recht, nachdem irgendwo tief in Lois' Unterbewusstsein auch sicher noch ihr Wissen um ihn schlummerte; da sollte er sich dann doch besser keinen Fehler erlauben. Schlafende Hunde...
Beziehungsweise, ein Hund - ein riesiges Tier, mehr wütender Stier als Hund, minus der Hörner (und der zusätzlichen Mägen), dafür mit gefletschten Reißzähnen. Und eine verängstigte Lois. Das Bild, das sich Clark bot, als er mit hoher Geschwindigkeit immer näher kam, hatte etwas Surreales.
Einen Augenblick überlegte er, wie er die Sachen angehen konnte. Eigentlich hatte er in seinem momentanen Zustand kein großes Bedürfnis danach, Lois wirklich gegenüberzutreten. Er fühlte sich von dem Kryptonit immer noch bis ins Mark erschüttert, auch wenn die Wirkung zum Glück inzwischen allergrößtenteils nachgelassen hatte....
Also bremste er seinen Flug nur minimal ab und griff sich den Hund. Das Tier schien im ersten Moment verwirrt, warum es plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen hatte, und fing dann kläglich an zu jaulen - anscheinend war es nicht schwindelfrei. Clark konnte das nur recht sein - mitten im Flug mit einem bissigen Hund zu ringen, fehlte ihm gerade noch... Rasch flog er das nächste Tierheim an, von dem er dank eines kürzlich geschriebenen Artikels wusste, dass der Hund gut behandelt würde, und gab ihn dort in Pflege. Selbst nehmen konnte er ihn nicht, seine Ma hatte bereits Shelby auf der Farm, und im Haus seines toten Frauchens bleiben konnte er auch nicht. Das war also für alle die denkbar beste Lösung.
Sobald Clark das Tierheim wieder verlassen hatte, atmete er erst einmal tief durch. Was nunm wie sollte er jetzt am besten vorgehen? Als Superman wollte er Lois gerade nicht begegnen und sie schwebte jetzt, da der Wachhund weg war, auch nicht mehr in Gefahr. Clark allerdings hatte Lois nicht mitgeteilt, wohin sie gefahren war - was sie anging, irrte er wahrscheinlich immer noch auf der Suche nach Kleingeld durch den Centennial Park. Sie würde ihn wahrscheinlich umbringen, weil er einfach so verschwunden war. Aber das war Clark immer noch die vorzuziehende Alternative. Hinter seiner Brille, hinter Clark Kent, Reporter und Tollpatsch vom Dienst beim Daily Planet, konnte er sich immerhin zu einem gewissen Grad verstecken, fühlte er sich weniger durchschaubar... Er wollte nicht - jedenfalls erst einmal nicht -, dass sie zu viel über ihn nachdachte, dass sie von dem Kryptonit erfuhr, dass sie ihn durchschaute...
Vielleicht war es für den Moment gar nicht so schlecht, dass Clark offiziell nicht wusste, wo Lois war. Außerdem hatte er noch einige Fragen an Chloe. Er erhob sich erneut in die Luft und flog also zurück zum Daily Planet, wechselte unbeobachtet von Primärfarben in seinen schlecht sitzenden Tweed-Anzug und betrat die Redaktion zum zweiten Mal an diesem Tag, mit der festen Absicht, diesmal ein wenig länger dort zu verweilen.
Clark entdeckte Chloe an ihrem Schreibtisch und hielt auch sofort auf sie zu, als gerade ihr Handy klingelte. Unwillkürlich schaltete sich sein Supergehör ein; schließlich war Chloe gerade hochgradig gefährlichen Entführern entkommen, die wer-weiß-was über sie wissen konnten. Er hatte besser ein Auge auf sie, auch wenn er hoffte, dass sie hier einigermaßen sicher war. Am anderen Ende der Leitung war Lois, die Chloes Hilfe brauchte.
"Ich flieg dich hin," meinte er nur mit einem knappen Lächeln, als sie aufgelegt hatte. Er würde mitkommen - als Clark - und sich einfach erst mal im Hintergrund halten...
Chloe:“Das war Lois. Sie braucht wohl meine Hilfe.” brauste Chloe aufgebracht los.
In Clarks Gesichtsausdruck sah sie, das er bereits Bescheid wusste. “Seit wann hörst du meine Telefonate ab?” sprach sie gerade laut genug, dass nur Clark es hören konnte.
Sie verließen zusammen den Planet auf die normale Weise. Sie nahmen sich den Fahrstuhl und gingen in eine Gasse direkt hinter dem Daily Planet, wo kein anderer sich hinverlaufen würde. Da standen drei Mülltonnen von der Stadt Metropolis, die schon lange nicht mehr geleert wurden. Es stank nach einem Gemisch von Hundekot, Urin und dem Müll.
Chloe fragte sich immer wieder, wie Clark das nur aushalten konnte. Sicher hielt er für diese Sekunden, die er brauchte, um sich in Superman zu verwandeln, die Luft an. Oder er nahm dieses Geruch gar nicht mehr wahr.
Binnen Sekunden war Clark nicht länger Clark. Nun stand er als Superman Chloe gegenüber.
Es faszinierte Chloe immer wieder, wie schnell er aus seiner Alltagskleidung in seinen Superman-Outfit rotierte.
In Clarks Armen fühlte sich Chloe sichtlich wohl und sie genoss jede Sekunde. Sie wollte Clark nicht loslassen. Ihrer Meinung nach verbrachte sie viel zu wenig Zeit in seinen Armen. Umso mehr tat es ihr leid, als sie gelandet waren. Vor Ihnen stand ein großes Haus. Dieses hatte einen beeindruckenden Zaun, Löwen auf den Eingangspfosten präsentierten sich und machten einen erschreckenden Eindruck.
“Wow!” sprachen Chloe und Clark im gleichen Augenblick. Dann schauten sie sich an und über Chloes Gesicht spiegelte sich ein leichtes Grinsen. “Lass und reingehen und unserer Lois helfen.” sagte Chloe entschlossen und mit einem leicht genervtem Ton.
Clark folgte ihr ohne ein Wort zu sagen.
In der großen Wohnstube angekommen, fanden sie Lois, die gerade dabei war, sich in diversen Unterlagen in antiken Schränken durchzuwühlen.
“Hallo” begrüßte Chloe sie aus Höflichkeit.
Lois sah sichtlich erschrocken aus, sie hatte wohl nicht so schnell mit Chloe und auch Clark gerechnet.
“Was suchst du da?” wollte Chloe wissen und konnte sich die Antwort schon denken, als sie den offenen Laptop sah.
Bevor Lois antworten konnte, beantwortete sie sich selbst die Frage.
“Ich sehe es schon. Passwortgeschützt.” murmelte Chloe etwas verärgert. Chloe bekam das Gefühl, das man sie nur beachtete und brauchte, wenn es um Computer und andere Technik ging.
‘Wenn Frau Lois Lane mal wieder nicht weiter weiß, war ich gerade gut genug. Aber sonst bemerkt mich keiner der Beiden!’ spukte es in Chloes Kopf. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und sie schüttelte ihren Kopf, um ihre Gedanken abzuschütteln.
“Das wird aber eine Weile dauern. Meint ihr nicht, wir sollten den Laptop mitnehmen und von hier verschwinden, bevor uns hier einer erwischt?” sagte Chloe mit leicht zittriger Stimme.
Sie sah Clark an, der sie auch nur ansah, als würde Chloe da etwas vergessen.
“Was?” fragte sie nervös.
Im gleichen Augenblick drehte sich auch Lois vom Schank zu ihr um und schaute sie verdutzt an.
Als sie beide Chloe so ansahen, kam sie sich wieder einmal wie das fünfte Rad am Wagen vor und sah verlegen auf den Bildschirm.
“Schon gut!” brachte sie leise heraus und drehte sich wieder dem Laptop zu.
Aus ihrer Tasche holte sie einen USB Stick, den sie immer dabei hatte. Der half Ihr, das Passwort schneller zu knacken. Die Software auf diesen Stick hatte ihr schön öfter geholfen und auch schon einmal das Leben gerettet.
Lois war nun nicht mehr mit dem Suchen des Passwortes beschäftigt, lieber schaute sie Chloe über die Schulter. Chloe bemerkte das es Lois nicht entging nicht, wie schnell Chloe ihre Finger über ihre Tastatur schweben lies.
“Hast du irgendeinen Hinweis gefunden? Irgendeinen Namen oder eine Zahl?” fragte Chloe leise.
Sie bemerkte nur Lois’ Kopfschütteln im Augenwinkel und tippte fleißig weiter.
Draußen wurde es dunkel und nur noch der Schein des Laptops erhellte die Wohnstube.
Kein Wort wurde während der ganzen Zeit gesprochen.
Jimmy:Die Stunde, in der Jimmy in der Redaktion des Planet hätte zurück sein sollen, war schon seit Stunden vorbei. In ihm hatte sich inzwischen der leichte Unmut vom Vormittag in ausgewachsene Wut, gepaart mit Ohnmacht, verwandelt. Wie konnte Perry wieder so mit ihm umspringen? Warum ließ er sich das immer wieder gefallen?
Die von Perry gewünschten Bleistifte und Spitzer zu besorgen war ja kein Problem. Auch wenn es Perrys Spezialbleistifte waren. Jimmy wusste inzwischen, welche es sein sollten und wo sie zu finden waren. Auch die Druckerfarbe war im gleichen Bürogeschäft schon vorbestellt. Aber von Schreibtischlampen und Computerbildschirmen für den Planet hatten die dort nichts gehört. Andrew Whateley, der von Perry als „Hilfe“ mitgeschickt worden war, hatte sich insofern als Hilfe erwiesen, dass er immerhin einen vollgetankten Wagen besaß, mit dem sie nun von einem potentiellen Lieferanten zum nächsten fahren konnten. Die Schreibtischlampen hatten sie schließlich in einem schwedischen Möbeldiscounter am Stadtrand günstig gefunden. Denn, wenn Jimmy zu teuer eingekauft hätte, hätte er wieder ein Elvis-Donnerwetter von Perry White zu hören bekommen. Und das, wo Johnny Cash doch viel eher Jimmy's Geschmack war!
Nach dem x-ten Anruf bei Claire Kinnley, die eigentlich für die Einkäufe des Planet verantwortlich war, hatte Jimmy endlich heraus gefunden bei welchem Computerladen die Bildschirme bereit standen. Natürlich mussten sie dafür wieder quer durch die Stadt ans andere Ende. Immer wieder hatte Jimmy dabei den Schatten von Superman auf dem Boden vorbeihuschen sehen, wenn dieser über die Stadt flog. Einmal meinte Jimmy, in seinen Armen Chloe erkannt zu haben. Aber an diese Art von Einbildung hatte Jimmy sich gewöhnt. Schließlich war er schon seit ihrem ersten gemeinsamen Tag beim Planet scharf auf sie. Und sie
hatten ja auch mal... Aber Chloe schien sich nicht daran zu erinnern. Jimmy seufzte.
„Der Verkehr ist um diese Zeit echt schrecklich.“
„Äh, ja.“ Jimmys Antwort war etwas zu enthusiastisch. Doch Andrew brauchte einfach nicht zu wissen, über was Jimmy gerade nachgedacht hatte. Inzwischen befanden sich die beiden wieder auf dem Weg in Richtung Zentrum. Da kam ein weiterer Anruf von Claire.
„Hey Jimmy. Ich konnte Perry jetzt endlich noch die Adresse von Mss Flock entlocken. Das ist die Firma, bei der die Plakate zum Abholen bereit liegen.“
„Super!“
„Ihr müsst in die Green Avenue. Die ist südlich am Centennial Park. Das Gebäude hat die Nummer 135 und die Firma ist im 4. Stock.“
„Danke! Du bist ein Engel!“ Während Jimmy das Gespräch unterbrach sagte er zu Andrew: „Lass' mich hier am Centennial Park raus. Ich gehe schnell zu Fuß zur Druckerfirma. Du kannst den Rest ja schon zum Planet bringen. Aber lass' dir beim Ausladen vom Hausmeister helfen!
Und vergiss' nicht dir von Claire eine Quittung geben zu lassen!“
Bevor Andrew eines seiner vielen Bedenken äußern konnte, war Jimmy schon ausgestiegen und Andrew musste weiter fahren, um nicht den Verkehr zu behindern.
Jimmy atmete durch. Ein flotter Gang durch den Park würde ihm die nötige Luft verschaffen um den restlichen Tag genug Energie für seine Zuarbeiten für Perry und die „richtigen“ Redakteure zu haben. Für Clark, Lois und Chloe machte er das ja gern, die wussten seine Hilfe auch zu schätzen. Aber die anderen Kollegen...
Als Jimmy sich dem Denkmal in der Mitte des Parks näherte, war dort ein großes Polizei-Aufgebot und ein Rettungswagen mit Notarzt. Sofort nahm er die immer bereite Kamera in Anschlag und pirschte sich an. Leider konnte man außer einem mit einer schwarzen Folie abgedeckten Körper nicht viel erkennen. „Keine Presse! - Ach Jimmy, du bist das. Tut mir Leid, aber du solltest wirklich keine Fotos machen!“ Der Officer, der Jimmy die Sicht versperrte war Dean Langster, Jimmys Großcousin mütterlicherseits.
„Was ist hier los Dean?“
Lois & Clark:Lois stand in diesem Wohnzimmer und fühlte sich einfach nur unwohl. Der Raum war furchtbar bieder eingerichtet und sie konnte es nicht leiden, auf Chloe angewiesen zu sein. Sie konnte es nicht leiden, auf überhaupt jemanden angewiesen zu sein, aber Chloe... Zwischen ihr und Clark gab es manchmal so eine unerklärliche, nicht wirklich fassbare Vertrautheit. Aber sie wollte einfach nicht darüber nachdenken, ob sie womöglich eifersüchtig war. Auf die Computer-Maus... und Clark... Oh nein!
Sie wollte nicht über Chloe nachdenken, aber wenn sie über Clark und sich nachdachte... überkam sie immer wieder das Gefühl, dass es zwischen ihnen etwas gegeben hatte. Als wenn sie eine Vergangenheit hätten, die nicht mehr wahr war. Aber was sollte das schon sein? Lächerlich.
'Lois! Was fantasierst du dir da zusammen?'
Außerdem entzog er sich doch jeder kleinen Annäherung, die sie je unternommen hatte, immer verschwand er... Genau wie vorhin, fiel es ihr gerade wieder ein.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah bewusst auf Chloes Rücken, während sie so unbeteiligt, wie nur möglich fragte: „Und? Wo hast du Kleingeld organisiert, in Boston?“
Clark schrak aus seiner eingehenden Durchleuchtung der oberen Stockwerke per Röntgenblick auf. „Äh... Lois, ich... Du warst plötzlich weg, als ich wieder gekommen bin!“ Er versuchte seine Worte vorwurfsvoll klingen zu lassen; sie kamen jedoch eher kleinlaut heraus...
Nachdem er Chloe noch erklärt hatte, dass er sie jetzt nicht mehr so einfach aus dem Auge lassen würde, nach ihrer Entführung, waren sie also aufgebrochen, um Lois zu helfen. Und während Chloe sich um den Computer kümmerte, hatte Clark Zeit, um das Haus ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Bis jetzt hatte er jedoch nichts Außergewöhnliches finden können.
Er warf noch einen unsicheren Seitenblick zu Chloe, bevor er sich Lois nun ganz zuwandte. „Was ist denn eigentlich passiert? Ich... hab nur zufällig von Chloe erfahren, dass meine Partnerin hier ist.“
Lois schenkte Clark kaum mehr als einen kurzen Blick. Erst studierte er mit einer Hingabe, die sie fast in den Wahnsinn trieb, die Deckenverkleidung – weiße Dekor-Styroporplatten – um ihr gleich darauf diesen patentierten Hundeblick zu präsentieren. „Ach! Jetzt fällt dir wieder ein, dass wir Partner sind?“ Sie drehte sich noch ein Stück von ihm weg und grummelte aus zusammen gebissenen Zähnen: „Einer von uns muss ja für Beweise sorgen...“, dass sie das so leise sagte, dass er es wohl kaum würde hören können, war ihr sogar egal.
Clark ignorierte geflissentlich diesen zweiten Teil ihrer kleinen Rede – es war leise genug gewesen, dass er es ohne sein Supergehör wahrscheinlich sowieso nicht gehört hätte. Sollte Lois doch denken, dass Clark Kent ein unzuverlässiger, unfähiger Blindfisch ohne Orientierungssinn war! Bei dem Gedanken versetzte es ihm zwar einen gehörigen Stich ins Herz, aber hatte er es nicht genau so gewollt?! Je weniger Lois von ihm hielt, desto sicherer war seine Verkleidung ihr gegenüber, desto sicherer war auch ihrer beider Seelenfrieden... Erst wenn sie ihm eines Tages sein Stottern nicht mehr abnahm, steckte er wirklich in der Sch...
Clark räusperte sich leise und sah Lois beschwörend an. „W-wir sind doch noch Partner... oder, Lois?...“ Seine Augenbrauen wanderten fragend und besorgt nach oben. „D-du warst doch nicht etwa in G-Gefahr, oder?...“
Gefahr?! Gefahr?! „Ach... du... ich...“ Dieses Stottern würde sie noch einmal in den Wahnsinn treiben. Warum konnte sie nicht einfach akzeptieren, dass ihr Partner gerade einmal ihr Partner war – mehr nicht! Sie waren Lane und Kent. Das Erfolgsteam. Reichte das nicht?
NEIN! Das reichte nicht. Da war etwas zwischen ihnen... doch sie konnte es nicht fassen. Immer wenn er nicht gerade verschwunden war, immer wenn er sich nicht gerade stotternd aus der Affäre redete, immer wenn sie nicht so unmenschlich wütend auf ihn war, dann... Es kam ihr so vor, als verhüllte ein dicker, weißer Nebel etwas... ja was? Etwas, das wichtig war. Etwas Großes. Etwas, das sie einmal sehr berührt hatte...
Lois schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter, sie wusste nicht, worüber sie sich mehr ärgern sollte, über das Gefühlschaos, das er in ihr auslöste, oder schlicht und ergreifend über ihn, den unzuverlässigsten, blindesten und überflüssigsten... „Keine Sorge, wenigstens Superman ist da, wenn ich ihn brauche.“ Sie atmete gleichmäßig durch die Nase, um nicht zu explodieren.
Eher aus Gewohnheit purzelte ihm ein gemurmeltes „Der schon wieder,“ von der Zunge. Dass Clark nicht das Herz hatte, diese Worte, ihre üblichen Neckereien, zurückzuhalten oder zurückzunehmen, überraschte ihn dabei selbst ein wenig.
Er räusperte sich kurz. „T-tut mir leid, dass ich nicht da war...“ Er schlug betroffen die Augen nieder. „Obwohl du auch auf mich hättest w-warten können...“ Er wollte ja schließlich für sie da sein, auch wenn es ihn irgendwann sicher noch in den Wahnsinn trieb.
Plötzlich wurde sich Lois der Tatsache bewusst, dass auch Chloe noch in dem Raum saß, und so derartig konzentriert in die Tasten haute, dass vollkommen klar war, sie sog jedes Wort auf, das zwischen Clark und ihr hin und her flog. Also flüsterte Lois nun ganz leise. Dass auch Clark sie nun nicht mehr hören konnte, war ihr egal. Er war ihr in diesem Moment einfach nur noch egal. Vollkommen gleichgültig... „Ja, das hättest du wohl gerne! Wenn ich auf dich warten würde, wären wir alle jetzt noch im Planet und ich würde noch auf meinen Kaffee warten. Und diese Eifersucht gegenüber Superman ist einfach nur kindisch. ER ist wenigstens immer da, wenn ich ihn brauche! AUF IHN kann ich mich einfach immer verlassen! Und du... du bist einfach das komplette Gegenteil von Verlässlich! Rennst immer weg... verläufst dich wahrscheinlich sogar in deiner eigenen Wohnung und hast nicht die Spur Held an dir...“
Lois biss sich auf die Lippen. Es war verletzend, was sie da so vor sich hin faselte. Gut, dass sie es nur geflüstert hatte. Aber er war auch immer so...! Er reizte sie zu solchen Ausbrüchen, wenn auch in diesem Moment praktisch ungesagt, weil nur leise geflüstert.
Autsch! Clark musste sich extrem zusammen reißen, jetzt nicht das Falsche zu tun, nicht das Falsche zu sagen – nicht erneut alles auffliegen zu lassen... Manchmal fragte er sich wirklich, ob Lois mit Absicht so verletzend war. Ob sie wusste, WIE verletzend sie mit solchen Worten eigentlich war. Ob sie ihn vielleicht sogar testen, aus der Reserve locken wollte... Er schüttelte innerlich den Kopf – nein, er würde sich ruhig verhalten, so schwer es ihm in diesem Moment auch fiel. Es war besser so. Unkomplizierter für Lois.
Und nicht zum ersten Mal überlegte er, ob er nicht doch zu Perry gehen und ihn bitten sollte, diese Partnerschaft aufzulösen. Nur dass er dann wahrscheinlich nach Gründen gefragt werden würde – die er nicht wirklich nennen konnte...
„Ich-ich schau mal, ob oben n-noch irgendwelche Spuren zu finden sind,“ meinte er so nur still und setzte sich mit einem leise Seufzen in Bewegung.
Lois blieb die Luft weg. Sie stand da und konnte es nicht fassen! Er hatte wirklich die Unverfrorenheit – und ging! Schon wieder! Es war so symptomatisch für Clark, kaum waren sie sich näher und wenn es auch im Streit war, da ging er. Ging und ließ sie stehen.
Sie hätte am liebsten geschnauft, laut aufgeschrieen, oder ihm eine saftige Ohrfeige verpasst. Aber Clark nahm ihr jede Möglichkeit, sich Luft zu machen – er ging einfach. 'Na warte, Clark Kent! Komm du noch einmal in deinem Leben zu mir und bitte mich, dich zu begleiten... zu etwas, was dir persönlich wichtig ist...!' Doch dieser Gedanke blieb Lois unerklärlicherweise im Halse stecken. Es war ihr, als hätte es so eine Situation schon einmal gegeben... Vor ihrem inneren Auge sah sie ein Bild, verschwommen, Clark, der sanft ihre Wange streichelte... Eine Handlung, die sie tief berührte... zu tief.
'Nein! Unmöglich! Idiotisch. Und vollkommen abwegig!', schob sie diese Halluzination beiseite.
Clark war gerade dabei diesen Raum zu verlassen, Lois versuchte mit aller Gewalt ihre Wut zu bändigen und diese Bilder zu verscheuchen und wand sich nun ganz sachlich und beherrscht an Chloe: „Und, hast du etwas gefunden?“ Ihre Stimme zitterte. Hoffentlich hatte Chloe nicht allzu viel von dieser ganzen Vorstellung mitbekommen.
Chloe schüttelte nur ihren Kopf ohne Lois anzusehen. Das war ihr auch sehr recht, sie wollte nicht noch im Ausdruck ihrer Kollegin sehen, dass sie sich gerade völlig lächerlich gemacht hatte. Chloes Finger flogen immer noch in rasender Geschwindigkeit, wie Lois neidvoll eingestehen musste, über die Tasten. „Okay, ich rufe Jimmy an, vielleicht kann der noch irgendetwas herausfinden, was uns hier weiter hilft...“ Sie zückte ihr Handy und begann seine Nummer beim Planet einzugeben. Doch das Display zeigte ihr für den Empfang keine Balken. „Kein Netz – diese verdammtem Fertigbau-Betonklötze...!“, und sie ging nach draußen.
Lois:Die Luft tat ihr gut, ein leichte Briese schlich ihr um die Beine und gab ihr wenigstens ein wenig Kühle. Aber Lois hatte das Gefühl ihr Kopf rauchte. Wahrscheinlich kamen ihr kleine tiefdunkelgraue Qualmwolken aus den Ohren. Jedenfalls fühlte sie sich so.
Warum konnte dieser Mann noch nicht einmal streiten?!
Sie hätte ihn liebend gerne angeschrien, sich Luft gemacht. Oder gehört, wie ihre Hand dieses klatschende Geräusch auf seiner Wange hervorrief. Oh Hilfe! Sie wollte ihn anbrüllen und ihn schlagen! Wozu trieb sie dieser Kerl nur?!
Das Handy immer noch in der linken Hand, begann sie nun in ihrer Handtasche zu wühlen. Wo waren sie nur wieder...?
Nein! Nein! Sie würde doch nicht wegen Clark-Prozinztölpel-Kent die Fassung verlieren. Das könnte ihm so passen – pah! Auf keinen Fall!
Sie ließ ihre Handtasche also wieder in Ruhe und sah sich noch einmal um. Sie war im hinteren Teil des Gartens, von der Straße war sie nicht zu sehen. Es roch nach feuchten Hundehaaren. Aber glücklicherweise war das Monster ja nicht mehr da.
Sie sah an dem Haus hoch. Auf dem Dach der Familie McDaich sah sie eine Ansammlung von Antennen, die die EPRAD neidisch gemacht hatte. Hobby-Funker? Handy-Fetischisten? Eine multilinguale Familie, die Radioprogramme in 127 Sprachen empfangen wollte? Oder... Geheimdienst? Jaa-aahhh. Das würde auch zu dem übermäßig verschlüsselten Rechner passen. Aber wer von beiden? Mister McDaisch oder Mary? Und warum hatte sie Perry aufgesucht? Wollte sie vielleicht aussteigen? Immerhin hatte sie zwei Kinder? Wie kam nur der Kontakt zustande von Mary McDaich zu Perry? War Mr. McDaich vielleicht einfach nur Perrys Zahnarzt?
Hmmm, dieser Fall fing an, ihr zu gefallen. Da waren so viele Rätsel zu lösen, das gefiel ihr. Aber die Freude dauerte nur einen kurzen Moment an, sie warf einen Blick durch das Fenster ins innere des Hauses. Clark hatte gerade wieder seine Brille auf der Nase nach oben geschoben, eine Geste, die sie auch in den Wahnsinn trieb. War er nun kurzsichtig oder nicht? Warum musste er dann immer alles ohne die Brillengläser betrachten? Mit Vorliebe Wände oder geschlossene Schränke? Lois war sich aber auch sicher, dass sie inzwischen an einem Punkt war, an dem Clark machen konnte, was er wollte, es würde sie alles aufregen.
Nun begann er mit Chloe zu reden. Lois ging noch einen Schritt näher ans Fenster, verstand jedoch kein Wort. Die beiden sprachen ganz entspannt und so... so vertraut miteinander. Die Wut, diese böse böse, gelbe, ätzende Wut brach gerade wieder aus. Sie war... nein... doch... sie war wirklich... NEIN! Doch, verdammt... sie war eifersüchtig.
Warum sprach Clark nicht mit ihr? Warum konnte sie nicht mehr miteinander reden? Warum kam er nicht mehr zu ihr? Sie waren doch Freunde. Waren sie das noch?
Nun war es vorbei! Es ging nicht mehr. Auf keinen Fall. Lois hatte sich dem ganzen Tag schon zusammen gerissen. Aber jetzt war Schluss! Sie drehte sich vom Fenster ab, durchwühlte ihre Handtasche, als hinge ihr Leben davon ab. Wo sind sie nur wieder? Da! Endlich. Sie nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel. Zündete das Feuerzeug und zog tief durch. Während sie den Rauch ausblies, merkte sie die Kreislaufwirkung – es war ihre erste heute. Dann setzte die beruhigende Wirkung ein. Noch ein Zug und sie wurde noch etwas ruhiger. Sie wusste, Clark konnte es nicht leiden, wenn sie rauchte. Noch ein Grund mehr, es zu tun. Selbst Superman redete ihr da immer mal wieder ins Gewissen.
Ach zum Teufel mit den ganzen Männern!
Sie nahm ihr Handy, hier draußen war Empfang hervorragend. Noch einmal tippte sie Jimmys Handynummer und wartete. Nachdem er sich gemeldet hatte, war sie bereits wieder voll konzentriert auf '
ihren Fall'.
„Jimmy, wo bist du? Was hast du für mich?“
Chloe und ClarkWährend Clark relativ hastig die Treppe hinauf ging, um sich im oberen Stockwerk umzusehen, hatte er sein Gehör auf Lois und Chloe – okay, vor allem auf Lois – gerichtet. Dass sie nach wie vor wütend war, konnte er problemlos erkennen. Und er hasste sich dafür, dass er es hatte so weit kommen lassen. Dabei hatte es doch bis heute Morgen wieder so gut funktioniert und er hatte zumindest ansatzweise mit ihr wieder so reden und umgehen können wie früher...
Es war besser so, es war besser so, es war besser so, Lois' Seelenfrieden war wichtiger als sein eigener... Sein ganz persönliches Mantra.
Er seufzte leise, als er die Tür hinter Lois knallen hörte. Vielleicht sollte er doch Chloe mal erzählen, was eigentlich los war – schließlich war sie seine beste Freundin. Und sie hatte ja gerade eben auch alles mitbekommen, da verdiente sie die Wahrheit, oder?... Ja, das würde er tun. Und zwar gleich jetzt. Lois wäre erst einmal eine Weile draußen, die Chance könnte er nutzen.
Hastig durchleuchtete er noch einmal das obere Stockwerk und fand noch ein ganzes Waffenarsenal, auf strategische Punkte verteilt, machte sich dann jedoch auch gleich schon wieder auf den Weg nach unten. Sah noch einmal kurz nach Lois, die immer noch draußen beschäftigt war. Gut. Und ging dann zu Chloe, die immer noch mit dem Computer beschäftigt zu sein schien.
Er räusperte sich leise. „Ähm, Chloe, hättest du kurz...? Kann ich dich mal...?“ Plötzlich schien das gar keine so gute Idee mehr zu sein. Nervös wippte Clark von einem Fuß auf den anderen.
Chloe’s Finger flogen noch immer über die Tastatur. Sie wusste nicht recht, wie sie nun reagieren sollte. So einen Streit zwischen den Starreportern hatte sie noch nicht mitbekommen.
Sollte sie so tun, als hätte sie sich so konzentriert, das sie nichts mitbekommen hatte oder sollte sie Clark nun gezielt darauf ansprechen ?
Sie entschloss sich, Clark nicht länger so stammeln zu lassen und ergriff die Initiative.
Sie lies Ihre Finger auf der Tastatur ruhen und schaute zu Clark auf.
“Clark, egal, was zwischen dir und Lois vorgeht. Ich bin deine beste Freundin. Und ich werd auch immer für dich da sein. Du kannst mit mir über alles reden. Ich weiß, wie es die im Moment geht und kann dich aber auch Lois verstehen.” Chloe ging ein paar auf Schritte auf Clark zu. “Wenn es etwas gibt, womit ich dir helfen kann, dann sag es mir. Ich werde tun, was ich kann!”
Chloe schaute Clark an und konnte in dem Moment nur erahnen, was jetzt folgen würde.
Clark war dankbar für Chloes kleine Ansprache. Er wusste, er könnte ihr vertrauen – trotzdem kostete es ihn mehr Überwindung als gedacht, jetzt wo der Moment gekommen war.
Er atmete einmal tief durch. Zweimal. Nahm all seinen Mut zusammen. Chloe in die Augen sehen konnte er trotzdem nicht. „Loisundichwarenzusammenabersieweißnichtsmehrdavon,“ sprach er hastig die Worte, bevor er es sich doch noch anders überlegte. Sein Blick war nach wie vor auf seine Schuhe gerichtet.
„Hab ich das eben richtig verstanden?“ sagte Chloe überrascht. Sie wusste in diesem Moment nicht recht, was sie von dieser Aussage halten sollte. Zu sehr drehte sich eben alles um diesen einen Satz Lois und ich waren einmal zusammen. Chloe versuchte Fassung zu bewahren und stotterte langsam weiter: „Du und Lois, ihr wart einmal zusammen und sie weiß nichts mehr davon? Das musst du mir aber einmal erklären. Ich meine, ich habe schon viel gehört, und...“ nun flüsterte Chloe, um die neugierigen Ohren nicht Futter zu geben, „ seit du mit deinem Raumschiff in Smallville gelandet bist, ist schon eine Menge passiert und es gibt auch jede Menge Meteoriedenfreaks hier, aber so etwas absurdes hab ich noch nie gehört.“
Mit einem leichten Grinsen fügte sie noch ein „Oder gibt es da noch ein Geheimnis, von dem ich noch nichts weiß?“ hinzu.
Nun stand Chloe von ihrem Stuhl auf, der aus morschem Holz war und jeden Moment zusammenbrechen schien. Er knarrte leise. Sie ging zu Clark, nahm sein Kinn in Ihre Hand und schaute ihn bittend um eine Antwort an.
Clark nickte nur auf Chloes Fragen und musste schwer schlucken, als sie plötzlich sein Kinn nahm und ihn so zwang, sie direkt anzusehen. Er war alles andere als stolz auf das, was er getan hatte...
„Ich... das...“ setzte er an, brach wieder ab und setzte erneut an. Es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. „Vor ein paar Monaten, na ja, da waren Lois und ich doch wegen einer Story an den Niagara-Fällen... und... meine Tarnung ist aufgeflogen...“ Erneut versuchte Clark, Chloes Blick auszuweichen. Sollte er ihr sagen, dass er Lois mit nach Smallville genommen hatte (Er hatte wirklich Glück gehabt, dass seine Eltern nicht zu Hause gewesen waren)? Er entschied sich dagegen.
Noch einmal atmete Clark tief durch und wrang seine Hände bei der schmerzenden Erinnerung. „Irgendjemand hat Wind von uns bekommen. Lois ist entführt worden. Wegen mir... Das... Wenn ihr was passiert wäre... Also hab ich ihre Erinnerung gelöscht.“
„Ihre Erinnerung gelöscht?! Nun hilf mir mal bitte auf die Sprünge. Du kannst mit deinen Augen Kerzen anzünden, kannst durch Wände sehen, rennst wie eine Kanonenkugel und schneller und hörst tausend mal besser als ein Hund. Und nun willst du mir auch noch sagen, du könntest Erinnerungen löschen?“
Chloe war sichtlich überrascht und konnte nicht glauben, was sie da eben hörte.
„Und wie machst du es?“ Chloe konnte ihre Neugier nicht unterdrücken und vor Clark brauchte sie auch keine Geheimnisse zu haben. Er kannte sie, sie kannte Ihn.
Kannst du es mir zeigen, wie du das machst? Kann ich mich dann auch an nichts mehr erinnern? Oder kannst du es sogar zeitlich eingrenzen, wie viel du ihr löschst?“ plapperte sie nur so vor sich hin. Es gab wieder etwas, was Chloe noch nicht über ihren Traummann wusste und wollte nun alles bis auf das kleinste Detail wissen.
Ihre Gedanken flogen weiter und so stellte sie gleich noch mehr Fragen.
„Und du hast Ihre Erinnerungen nur gelöscht, damit sie diesen Entführern nichts sagen konnte? Aber wie?“
Nun schaute sie Clark direkt in die Augen und bei genauem Hinsehen konnte man ein winziges Lächeln erkennen.
Mit offenem Mund stand er da. Damit hatte Clark nicht wirklich gerechnet – Chloe war... neugierig? Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen, erreichte seine Augen allerdings nicht ganz. Immer die Reporterin – wieso waren es Momente wie dieser, in denen Clark feststellen durfte, wie sehr sich die beiden Cousinen doch ähnelten?
Nur um im nächsten Moment wieder an all die Punkte erinnert zu werden, in denen die beiden sich unterschieden. Chloe war seine beste Freundin und er wusste, er konnte ihr vertrauen, ganz und gar offen mit ihr reden und zwar wirklich über alles – selbst über solch bizarre Dinge wie eine Gedächnislöschung...
Als sie ihm so praktisch ein Loch in den Bauch fragte, kam er erst dazu zu antworten, als die letzte Frage gestellt war. Er erwiderte ihr Lächeln und nickte zum Zeichen, dass er ihr alle Fragen beantworten würde, nahm einen tiefen Atemzug und legte los: „Dass ich das kann, hab ich selber nicht gewusst, bis es passiert ist, um ehrlich zu sein,“ begann er verlegen. „Und ich weiß auch nicht, ob ich das nochmal könnte...“
Er hatte das Bedürfnis, im Raum auf und ab zu gehen, während er erzählte. Seine Hände hatte er tief in seinen Hosentaschen vergraben. „Aber, Chloe, die... die haben Lois gefoltert!“ Er sah sie eindringlich an. Bei der Erinnerung zog sich ihm selbst jetzt noch innerlich alles zusammen. „Ich habe mir so gewünscht, dass sie das vergessen könnte. Dass ich das alles ungeschehen machen könnte...“ Damit Lois ihren Seelenfrieden wiederfinden könnte, so hatte er es sich immer und immer wieder vor sich selbst wiederholt. „Und plötzlich war es ein Abschiedskuss und...“ Er zuckte hilflos die Schultern. „...und Lois wusste von nichts mehr. Und es ist besser so...“
Chloe war leicht geknickt. Sie wusste zwar, das sie hier waren, um über ihn und Lois zu reden, sondern um ihren Job zu machen. Sie wusste aber auch, dass sie noch alles von Clark erfahren würde und schob ihre privaten Gedanken, was seine Geheimnisse anging, beiseite. Das könnte er ihr ein andermal erzählen. Vorausgesetzt, Chloe würde Clark noch einmal für sich alleine haben. Was mit Lois sehr schwer war.
„Und weißt du auch, was sie alles vergessen hat? Ich meine, das du Superman bist und was da alles passierte, hat sie anscheinend vergessen. Aber hat sie auch noch mehr vergessen? Muss ich mir um irgendwas Sorgen machen? Clark, hier geht es um meine Cousine. Mein eigen Fleisch und Blut. Bitte, sag mir alles, was du weißt.“
Mit dem letzten Satz verstummte Chloes Stimmte. Sorgniserregend um ihre Lois drehte sie sich zur Tür, wo sie den Raum verlassen hatte!
Clarks Hände hatten sich inzwischen unwillkürlich zu Fäusten geballt und seine Augen brannten, als er Chloes Blick folgte. Und er wusste, Lois war im Garten. Konnte ihren Herzschlag in seinen Ohren donnern hören.
Um den Kloß in seinem Hals herum versuchte er Chloe ermutigend zuzulächeln, sie zu beruhigen. „Mach dir bitte keine Sorgen, Chloe... Ich denke nicht, dass Lois mehr als die Ereignisse dieser paar Tage vergessen hat.“ Jedenfalls hoffte Clark das; sie hatte zumindest ihn nie gefragt, was in diesem Zeitraum passiert war.
Und er nahm Chloe sanft in den Arm – um sie, aber auch um sich selbst zu beruhigen...
„Nur bitte sag ihr nichts, okay?“ flüsterte er.
„Okay. Ich verspreche es dir,“ schluckte Chloe und versuchte sich selbst ins Gewissen zu reden. Ob sie dieses Versprechen halten konnte?
Chloe, du hast es Clark versprochen. Du verlierst nie ein Wort darüber! Das kannst du Lois und Clark nicht antun! Chloe zwang sich zu diesen Gedanken.
Da bemerkte Sie, dass Clark am ganzen Körper zitterte. Sie nahm Clark fester in den Arm um ihm ihre Nähe zu vermitteln. Ich bin für dich da, Clark. Ich bin für dich da. Sie wollte ihn nicht loslassen. Wollte warten, bis er den ersten Schritt machte.
Es schienen Minuten zu vergehen, die Stille wurde fast schon unheimlich.
Chloe bemerkte, dass Clarks Zittern nachließ. Ob er sich jetzt beruhigt hat und wieder zu Lois geht? Bitte Clark, geh nicht!
„Danke!“ brachte er nur mit Mühe heraus und hielt Chloe noch ein wenig fester im Arm.
Er war ihr einfach nur dankbar, so dankbar – dafür, dass sie immer für ihn da war. Clark war selbst erstaunt, wie verdammt gut es ihm tat, mit jemandem über die Zeit mit Lois zu reden. Mit jemandem dieses dunkle Geheimnis teilen zu können, von dem nicht einmal seine Eltern wussten...
„Was würde ich nur ohne dich tun, Chloe?“ Er löste sich langsam von ihr und schenkte ihr sein dankbarstes Lächeln.
Chloe löste sich nur ungern von Clark. Seine Nähe gab ihr immer das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
„Ohne deine Chloe würdest du wohl nicht hier stehen, sondern selbst am Computer sitzen und versuchen, das Passwort zu knacken,“ kicherte Chloe, um sich von dem Emotionen, die in ihr aufloderten, abzulenken.
„Ich geh wieder an die Arbeit. Bevor Lois wieder kommt und uns missversteht, was die Position angeht.“ Chloe trennte sich von Clarks Händen, die sie zärtlich streichelte.
Sie kehrte Clark den Rücken zu und wischte sich heimlich die Träne weg, die ihr die Wange hinunter lief.
Clark musste bei Chloes Worten unwillkürlich nicken. „Stimmt wohl,“ stimmte er in Chloes Kichern ein, verstummte jedoch sofort wieder, als sie Lois erwähnte und sich aus der Umarmung zu lösen begann.
Einen langen Augenblick stand er nur da – ein wenig verloren, unentschlossen, schuldbewusst auf seiner Unterlippe kauend.
Er hatte sich wirklich gerade gefragt, ob nicht alles so viel einfacher wäre, wenn er mit Chloe – Chloe, die ihn verstand, die ihn so kannte und akzeptierte, wie er wirklich war – zusammen wäre. Nicht nur als beste Freunde... Im nächsten Augenblick jedoch verfluchte er sich selbst für diesen Gedanken. Man konnte sich nicht aussuchen, wen man liebte – und so sehr er Chloe mochte und achtete, so sehr wusste Clark aber auch, dass er sein Herz bereits unwiederbringlich an Lois verloren hatte...
Mit einem strengen Räuspern rief er sich selbst zur Ordnung, bevor er noch im Selbstmitleid versank. Und die Maske war wieder intakt – Clark Kent, wie ihn die Welt kannte, immer freundlich, immer gut gelaunt, war wieder da...
„Ich schau nochmal nach oben. Irgendwas ist hier faul...“